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Stein um Stein
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eBook408 Seiten1 Stunde

Stein um Stein

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Über dieses E-Book

In seinem zweiten Band, nach „Warum die Menschen lächeln“, erfreut Peter Tertinegg seine Lesergemeinde hier mit weiteren 373 kurzen und sehr kurzen Geschichten, die in ihrer Einzigartigkeit denen des ersten Bandes in nichts nachstehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum20. Aug. 2015
ISBN9783905960648
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    Buchvorschau

    Stein um Stein - Peter Tertinegg

    Peter Tertinegg

    Stein

    um Stein

    373

    kurze und

    sehr kurze

    Geschichten

    Universal Frame

    All rights reserved • Copyright © 2015

    Titelfoto und Gestaltung ©Werner Hense

    Universal Frame Verlag GmbH, Zofingen

    ISBN 9783905960648

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    den Kindern

    Kindergartenkind

    Wenn er mit Mutters Zettel einkaufen ging, bekam er meist Geld zurück, und manchmal keines.

    Das war einfach so.

    Doch weiterhin hielt er dem Greißler nach dem Bezahlen ein jedes Mal die offene Hand hin –

    Der Auftrag

    Die kleine metallene Heftklammer, mit welcher die Rechnung des Feinkostladens an das Papiersäckchen getackert worden war –

    Ehe er sie in den Altmetallbehälter gab, löste er sie mit einer Hingabe heraus, als hinge davon das Weiterbestehen der gesamten Menschheit ab –

    Im Leerlauf

    Es war wie damals nach seiner Matura, nur eben vierzig Bürojahre später:

    Er wusste wieder einmal nicht, was er werden sollte –

    Symbiose

    Er sah im Fernsehen einen Meeresfilm, und dabei wurde unter anderem auch ein Manta gezeigt, sowie ein Putzfisch, der diesen umkreiste und säuberte.

    Und da dachte er sich: Wie bei seiner Ehe – doch wer bei ihnen der Putzfisch, wer der Manta war, das hätte er nicht zu sagen vermocht –

    Reinen Tisch machen

    Der Mais stand schon hoch, und es war ein Wetter, wie er es liebte – Sonnenschein und schnell dahinziehende weiße Wolkenbänke.

    Er war auf dem Weg zu seinem Freund, bei welchem er schon lange nicht mehr gewesen war.

    Und während er so auf seinem Rad dahinfuhr – er hatte noch zwei Stunden Fahrt vor sich –, dachte er an all das, was er ihm erzählen und wovon er sich bei ihm erleichtern wollte.

    Am Abend saß er dann mit seinem Freund und dessen Frau bei einem Glas Wein zusammen.

    Es wurde immer später, und endlich sagte die Frau seines Freundes, es wäre für sie jetzt Zeit, und ließ sie allein.

    Für kurz saßen sie schweigend da.

    Dann hob sein Freund an: Dass er schon seit langem Depressionen habe; dass er sich darüber hinaus meist antriebslos fühle; und dass er sich ständig Sorgen wegen der Tatsache mache, dass seine Frau um so viel jünger war; und vieles mehr –

    Als er sich nach drei Tagen wieder nach Hause aufmachte, hatte er seinem Freund nichts von dem erzählt, was ihn bedrückte.

    Mitvergangenheit

    Immer wenn seine Mutter atmete:

    Einmal hatte er mitgeatmet –

    Parallelverschiebung

    Der Schauspieler hatte eine sehr markante Stimme, und es schien bei ihm auch keine andere vorstellbar.

    Und dann fiel ihm ein, dass der Film ja synchronisiert war –

    Kommunikation

    Er hatte nicht verstanden, was ihm gesagt worden war, scheute sich nachzufragen und lächelte statt dessen lediglich –

    Ein Beginn

    Die Fahrstuhltür ging auf – und ich spürte, wie es mir die Nackenhaare aufstellte: In die Ecke gelehnt saß ein Mann in seinem Blute und blickte mit halb offenen Augen auf meine Schuhe –

    Paul las sich die Zeilen mehrmals durch, war damit nach wie vor zufrieden – und wusste noch immer nicht weiter –

    Die Heinzelmännchen

    Soviel steht jedenfalls fest, lange genug habe ich meiner Frau deshalb etwas vorgejammert und bin ihr damit sicher schon auf die Nerven gegangen. Denn fiel mein Blick auf meine Bücherregale, bekam ich ein jedes Mal regelrecht Zustände.

    Als Kind glaubte ich, es gebe nur zwei Arten von Büchern, nämlich gute und schlechte. Mittlerweile weiß ich, dass der Fall weitaus komplizierter ist.

    Außer einer Reihe von Büchern, die ich noch gar nicht gelesen habe, gibt es eine Unzahl, die ich so bald als möglich wieder lesen möchte.

    Es gibt Bücher, welche man nicht jederzeit in die Hand nehmen sollte, vor allem nicht im Winter, ist da doch die Depressionsgefahr alleine schon jahreszeitlich bedingt hoch genug.

    Wie ferner eines jener Bücher einordnen – in der Regel ein Geschenk –, welches man nicht mehr weiterlesen will und damit auch aufgehört hat, kaum dass man es begonnen –

    Und das sind erst einige wenige der Unterordnungen, in die sich meine Bücher einteilen ließen – ganz abgesehen von den sich daraus ergebenden Überschneidungen! Und all diese Bücher zu ordnen, hätte geheißen, erst einmal ein System dafür zu finden – !

    Doch als ich heute von der Arbeit nach Hause kam, war diesem Horror ein Ende bereitet – schlicht und einfach und vernünftigerweise rein nach dem Abc.

    Sciencefiction

    Er hatte die Angewohnheit, seiner Freundin beinahe jeden Tag einen Brief zu schreiben.

    Und als er sich wieder einmal eine größere Menge Marken besorgte, hatte er plötzlich das Gefühl, als kaufe er sich Zukunft –

    Die Wandlung

    Er ging nicht gerne zum Friseur – das–sich–ständig–im–Spiegel–Sehen, der Finger, der sich ihm ab und zu hinters Ohr bohrte, um eine Änderung der Kopfhaltung zu bewirken, die juckenden Haare im Hemdkragen – all das war gar nicht nach seinem Geschmack –

    Doch nachdem er mit seinen Eltern in eine andere Stadt gezogen war, wurde er bei dem neuen Friseur von einem Lehrmädchen geschnitten – wohl weil er noch ein Kind war – und dieses lehnte sich immer wieder so nebenbei mit ihrem Bauch an seine Schulter – und das liebte er –

    Der Letzte

    Heute war ich wieder in der Stadt.

    An mehr und mehr Stellen bricht Grün durch den Asphalt. Und nach wie vor ist es befremdlich, wie meine Schritte durch die Straßen hallen.

    Wieder zurück schaltete ich das Radio ein – wie immer kein Empfang.

    Dann saß ich lange vor dem Haus. Die Hühner pickten herum und schüttelten ihr Gefieder, als wäre nichts.

    Ich bin, so scheint es, der letzte Mensch auf Erden.

    Lohnt es sich da überhaupt noch, weiterzutun?

    So einfach

    Er erinnerte sich daran, wie er sich vor Jahrzehnten, als ihn seine Frau verlassen, krampfhaft und vergeblich bemüht hatte, jemanden kennen zu lernen.

    Dabei war es so einfach, wie er gerade eben mitbekommen durfte –

    Ein junger Mann stieß, durch das Schwanken des Busses verursacht, gegen ein Mädchen und entschuldigte sich.

    Kurz darauf geschah es umgekehrt.

    Sie stiegen dann beide an der gleichen Station aus und gingen, sich lachend miteinander unterhaltend, gemeinsam weiter –

    Flucht

    Die beinahe noch größere Gefahr einer Sucht als die der „reinen" Fernsehsucht war es für ihn, beim Fernsehen einzunicken, zwischendurch immer wieder ein paar Sätze und Bilder mitzubekommen, deren Zusammenhang ihm auf wohltuende Weise unklar blieb, und das so fort und fort –

    Der Wohltäter

    „ … und hebe die Hand zum Dank und eile über den Fußgängerübergang drüber und hebe dann nochmals die Hand, damit der Autofahrer das Gefühl hat, er würde mir ein Geschenk erweisen, und nicht einer gesetzlichen Bringschuld nachkommen … "

    Aller Anfang

    – ob er wirklich glaube, dass neunjährige Kinder gleichzeitig drei Aufträge ausführen könnten, fragte der Schulinspektor, einen Text von der Tafel abschreiben, ihm zuhören und – und das dritte habe sogar er im Moment vergessen –

    Es war sein erstes Dienstjahr und seine erste Inspektion, und er wusste vor lauter Aufregung nicht mehr, wo hinten und vorne war –

    Er solle am Nachmittag zu ihm in die Bezirkshauptmannschaft kommen und dann sein Gelöbnis ablegen.

    Lange vor dem vereinbarten Termin war er dort. Als es dann zum Handschlag kommen sollte, mit welchem sein Gelöbnis Gültigkeit erlangen würde, entschuldigte er sich, er könne im Moment niemandem die Hand geben, da seine Hände vor lauter Aufregung so nass wären –

    Und hinterher fragte er sich, ob sein Gelöbnis ohne Handschlag überhaupt Gültigkeit gehabt habe –

    Musik

    Und wieder einmal hatte er sich bei der Fernbedienung verdrückt und war in einem Bereich gelandet, in welchem Gehörlose die Dialoge in Form von Untertiteln lesen konnten, doch auch die Geräusche und die Musik beschrieben wurden.

    Und irgendwann – und auch, weil es ihm einfach nicht gelingen wollte, die Fernbedienung wieder umzustellen – begann er sich dafür zu interessieren, welche Arten von Musik diese Untertitel ankündigten: Da gab es melancholische Musik, heitere Musik, spannende, lustige, unruhige, finstere, traurige Musik, und manchmal einfach nur Musik –

    Ende einer Pechsträhne

    Er fluchte halblaut und hielt an. Er stand im Stau.

    Dass er immer solches Pech haben musste –

    Natürlich war er manchmal auch ungeschickt oder zerstreut und hatte sich dann alles selbst zuzuschreiben. Doch wenn man es objektiv betrachtete, so hatte er in seinem Leben auch viel Pech gehabt, und das schon seit jeher –

    Er wollte jetzt erst gar nicht daran denken, dass unlängst auf seinem Lottoschein bei dieser zusätzlichen Gewinnzahl nur eine Ziffer nicht die richtige gewesen war, nämlich die letzte, und wäre es statt dessen die erste gewesen, so hätte er einen mehr als ansehnlichen Betrag gewonnen – doch das war eben typisch für sein ständiges Pech, schon von allem Anfang an: Zuerst Zwillinge, dann er, dann nochmals Zwillinge, und das innerhalb von nicht einmal vier Jahren – wie hätte sich denn da seine Mutter ihm auch mehr widmen können, als sie es ohnehin schon getan, bei der Konstellation –

    Von seiner Geburt bis zu dem Lottoschein in der Vorwoche – ein Pech nach dem anderen, er hätte seine zahllosen Missgeschicke gar nicht alle aufzuzählen vermocht –

    Plötzlich fluchte er laut, denn er bemerkte, dass ihm noch immer niemand nachgekommen war, da er sich aus Versehen hinter parkenden Autos eingereiht hatte –

    Und während er weiterfuhr, begann er dann doch zu lachen, denn ihm war eingefallen, dass wenigstens ab und zu jemand in seiner Richtung an ihm vorbeigefahren sein musste, während er auf die Auflösung des Staus gewartet hatte –

    Die Hilfe

    Er wich der Frau mit dem Kinderwagen und dem Kleinkind aus, welche mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam, offensichtlich eine Romni, die dann laut hinter ihm herzuschimpfen begann, zumindest dem Tonfall nach, und er eilte davon, denn er hatte es sich zum Grundsatz gemacht, nur einmal am Tag einem Bettler etwas zu geben, und heute hatte er das schon getan.

    Doch irgendwann kamen ihm dann doch Bedenken – wie armselig das Gewand dieser

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