Larubel-Trilogie
Von Lars Ruppel
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Absolute Pflichtlektüre für alle Poetry-Slam-Fans; und natürlich für alle, die Lars Ruppel lieben!
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Rezensionen für Larubel-Trilogie
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Buchvorschau
Larubel-Trilogie - Lars Ruppel
BAND 1:
SCHWEINCHEN
Für Reinhard
Vorwort 1
Lars und der Garten
Wer mich auf meinem Weg vom Bahnhof nach Hause verfolgt, steht nach ungefähr 20 Minuten mit mir vor einem schönen Fachwerkhaus inmitten Marburgs Altstadt. Darin wohne ich mit 8 wunderbaren Menschen zusammen. Neben diesem Haus ist ein Garten. Keine 30 qm. Als ich vor 3 Jahren dort einzog, war der Fußboden des Gartens überhaupt nicht begehbar. Brombeer, Ahorn und Efeu wildwuchsen, ohne von irgendjemandem gestresst zu werden. Der Garten hatte eine hässliche Frisur und als Naherholungsfläche noch weniger Wert als der Duisburger Hauptbahnhof nach 22.00 Uhr.
Der erste Schnitt glitt im darauf folgenden Sommer durch das Geäst. Ich kaufte Handschuhe und rauchte verschwitzt Zigaretten, am Spatenstil gestützt mein Werk betrachtend. Was ein Garten werden sollte, wurde unser Denkmal. Wir verbauten die Steine, die wir im Boden fanden, zu einer Stellfläche für Tische und Stühle, außerdem einen Fußweg, der durch eine ausgetüftelte Randbegrenzung sicher Jahrhunderte überstehen wird, und einen gemauerten Grill, der so viel Luft durch eine Einsparung unter dem Rost zieht, dass man nie wieder fächeln muss, lächeln aber sehr wohl. Dann haben wir noch einen Bierkühlschrank gebaut. Das ist ein knietiefes Loch im Boden mit Deckel drauf. Da bleibt das Bier immer erdkühl! Und die Kühle der Erde ist eine feinere als die Kühle des Schrankes!
Der Mittelpunkt des Gartens ist ein Kirschlorbeerbaum. Hoch gewachsen und reichblättrig spreizt er seine Äste über unsere Köpfe. Für die rechte Beleuchtung sorgt ein Lichtbrunnen: Eine stammnah in den Boden eingegrabene Leuchte strahlt die lackenen Blätter des Kirschlorbeers von unten an und zeichnet die Gesichter der Nacht wie einst Caspar David Friedrich.
Immer wenn wir einen Quadratmeter Boden urbar gemacht oder ein weiteres Stück Weg fertig gestellt hatten, hatten wir alle den selben Impuls: Wir wollten draufpissen. Wahrscheinlich ein archaisches Überbleibsel, das nur durch naturnahe Handarbeit Einzug in unser souveränes Alltagsleben finden konnte. Weil wir so schüchtern sind und um uns herum Leute wohnen, haben wir das dann nur spätnachts gemacht. Ich näherte mich dem Boden an. Seit ich mich häufiger im Garten aufhalte, habe ich ein besseres Gefühl für das Wetter entwickelt. Ich erkenne regenwillige Wolken und kann sie von jenen unterscheiden, die nur drohend mit Graustufen fuchteln und dann weiterziehen.
All die Pflanzen, die heute dort wachsen, wo früher dunkel Dickicht herrschte, sind lustige Gesellen. Der Rhabarber hat riesige Protzblätter, das muss man neidlos eingestehen. Der turmhohe Topinambur wankt im Wind. Die rote Beete kämpft tapfer um die Vorherrschaft im Hochbeet, verliert aber nach und nach das Rennen um das Licht gegen Kapuzinerkresse und Sonnenblume. Die Karotten werden leider nicht überleben. Zu dominant und lichthungrig wogt sich der Radieschenwald durch das Beet hinten rechts. Und was sich nicht gegenseitig das Zeug zum Leben stiebitzt, wird von den Schnecken gefressen. Scheißviecher, die. Ich habe den Nachbarskindern für jede inhaftierte Schnecke 10 Cents versprochen. Ich glaube aber, dass sie mir jedes Mal dieselben Schnecken zeigen. Sie sind viel klüger als ich. Die Schnecken und die Kinder. Eine Lösung wäre ein Schweinchen. Grunzfidel und schmutzliebend. Mit der Nase im Boden und dem Arsch im Wind nach Schnecken schnuppernd. Sich satt fressen und Gutes tun, so ist es recht. So wollen wir sein.
Noch vor einigen Jahren hätte ich mich sicher nicht für einen Garten begeistern können. Alles, was mich an Ort und Stelle halten konnte, gehörte in die Blödmannkiste. Gärten waren für mich etwas, in das man fällt, wenn man besoffen über einen Zaun klettert. Verpflichtungen wie das Gießen einer Pflanze oder das Putzen eines Zimmers wirkten auf mich beengend. Ich sah mich schon Baupläne für Jägerzäune auf der Rückseite von Bausparverträgen skizzieren, wenn ich über die Anschaffung einer Matratze nachdachte. Mobil und leicht wollte ich sein, sodass ich mich und meine wenigen Habseligkeiten jederzeit in einem Paket an einen anderen Ort schicken lassen konnte. Heimat und die damit verbundene örtliche Konstanz ist etwas, das sich Spießer auf die Türklinkenschoner sticken.
Bread Pitt
Wenn man mich früge, und man fragt mich oft, zu allen möglichen Dingen, aber wenn man mich früge, was ich denn für ein Brot nach meinen Wünschen büken ließe, von einem Bäcker, der mich fragt, was er mir denn für ein Brot backen dürfe, dann würde ich Folgendes sagen:
„Lieber guter Bäckersmann, mach mir doch bitte ein Brot, so rustikal, einem Toastbrot so unähnlich, das sich, ohne trocken zu werden, in diese Hall of Mehl einreihen kann."
Leipziger Hartteig
Bonner Weizenklump
Kölner Kevlar Kruste
Freiburger Schanzer
Augsburger Hartblock
Berliner Straßenstein
Elsässer Zahntod
Schweriner Grobkante
Tiroler Mehlbrocken
Lausitzer Roggenkümmel
Mühlhausener Pfund
Licher Starkbier Roggenbockbrot
Hamburger Walnussanker
Appenzeller Kasstriemen
Frankfurter Mehloschi
Das Bochumer Schwarze
Gelsenkirchener Kumpelstulle
Gambecher Hirsestoo
Lüneburger Heidekloben
Münchner Sauerbrumpler
Wiener Schlupfteigli
Schlesischer Knusperdonner
Pumpernickel alias the one and only Black Death
Amsterdamer Grachten-Hauer
Texas Bone Bread
Ein Brot, bei dessen Zubereitung 50 % der
Bäcker sterben
Ein Brot, an dem Geschichte hängt
Ein Brot, das nur von Bäckern ab dem 70ten
Lebensjahr gemacht werden kann,
weil das Rezept in Sütterlin geschrieben ist
Ein Brot, das den ganzen Frühstückstisch
zittern lässt
Ehrfürchtig erzittert der Kaffee und all die
anderen Nahrungsmittel bilden einen ganz
großen Kreis um das Brot
Ein Brot, so gehaltvoll, dass es den
Frühstückstisch in die Brotkorbrichtung kippen
lässt
Ein Brot, das in einen Brotkäfig gepfercht
werden muss. Körbe sind was für kleine Katzen
Ein Brot, das sich wehrt, wenn man Nutella
draufschmiert
Ein Brot, das nur blutige Hausmacherwurst an
sich ranlässt
Ein Brot, auf dem sich die abgehangenste,
würzigste, ungarischste Salami total undeftig
vorkommt
Ein Brot, auf dem sich jede Wurst fühlt wie
Bärchenwurst
Ein Brot, das man getrost mit einem Steak
belegen kann
Ein Brot, das man nur mit einer Brotmachete
beschmieren kann, alles andere bricht entzwei
Ein Brot, das Jesus niemals hätte brechen können
Wenn Oblaten der Leib Christi sind, dann ist
mein Brot der Leib Satans
Ein Brot, das die Sache mit dem zerbröselten
Toast wie einen Unfall aussehen lässt
Ein Brot, mit dem man sich vor Strahlung
schützen kann
Ein Brot, das die Wölfe anheulen
Ein Brot, mit dem man Ölwannen stopft oder
Dächer flickt
Ein Brot, dessen Konsum mit Drogenbluttests
nachgewiesen werden kann
Ein Brot, das auf jeden Fall schwer im Magen
liegt
Ein Brot, wo auch kein Rennie hilft
Ein Brot, das den Handyempfang stört und in
Boxen diesen „Obacht-gleich-klingelts"-Störton
macht
Ein Brot, das immer auf