Beyond Band 4: Fatality
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Über dieses E-Book
Der junge Hacker Luca hat sich der Gruppe um Leander Dohlman vor allem angeschlossen, weil er sich davon Spannung und Abenteuer erhoffte. Doch langsam spitzt sich die Situation zu. Leanders Gegner fahren tödliche Geschütze auf, und Luca muss feststellen, dass er sich Spannung und Abenteuer anders vorgestellt hat.
Über die Serie:
Menschen haben in der Zukunft nur als Arbeitskräfte oder Konsumenten einen Wert. Das Spiel Beyond wird für viele eine Zuflucht vor der Realität. Man spielt es nicht daheim am Computer, sondern draußen in der echten Welt. Technische Hilfsmittel wie Glasses, Contacts und kybernetische Augen machen virtuelle Elemente sichtbar. Dann stirbt Juri Koslow, weil er einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, das eine Gefahr für diese letzte Zuflucht und den Rest Menschenwürde der Spieler bedeuten könnte ...
Nun liegt es an Juris altem Freund Leander Dohlman und einer zusammengewürfelte Gruppe von Außenseitern, zu rekonstruieren, was Juri wusste, bevor es zu spät ist ...
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Buchvorschau
Beyond Band 4 - Andrea Bottlinger
Verlags
Kapitel 1: Fangen spielen
Luca betrachtete den Ring auf seiner Handfläche. Leander hatte das Äußere programmiert. Kein Wunder, dass es langweilig geworden war. Es hätte ein cooles Tattoo sein können oder ein Schulterpanzer mit echt abgefahrenen Spitzen oder eine Armstulpe aus Drachenhaut. Stattdessen war es ein blöder, silberner Ring.
Luca schloss die Hand darum, und das Ding erschien an seinem Finger. Er seufzte. Man konnte nicht alles haben.
»Und dieses Item sorgt dafür, dass sie uns nicht aufspüren können, wenn wir in Beyond sind?« Charly musterte ihren Ring auch nicht gerade begeistert. Aber sie litt ja sowieso an Geschmacksverirrung mit ihrem ganzen pinkfarbenen Katzenpfotenzeug. »Nicht mal, wenn sie wissen, welche Accounts wir verwenden?«
Luca nickte. »Dafür bräuchten sie schon nen echt guten Hacker.« So wie den … Nein. Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verscheuchen.
»Es erspart uns einfach, ständig die Accounts wechseln zu müssen, wenn sie uns entdecken«, erklärte Leander. »Luca hat immerhin keine unbegrenzten Vorräte.«
»Hey, vor allem verkoche …« Er stockte. Deutsch war eine echt beschissene Sprache. »… verbrate ich hier bares Geld. Das ganze Zeug kann ich danach ja schlecht weiterverkaufen. Außer ich will, dass sie meine Kunden einbuchten.«
Charly schenkte ihm ein Lächeln. »Wir sind dir sehr dankbar für deine Hilfe.«
Luca grinste und schob lässig die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Hose. Charly war echt hübsch, wenn sie lächelte.
»Und ihr seid sicher, dass ich einfach im Auto bleiben soll?« Das war die Reportertante. Wie hieß sie noch? Nina oder so. Sie trat auf dem rissigen Asphalt von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder huschte ihr Blick über die verkrüppelten Geisterfilm-Bäume rechts und links der Straße, zu den leeren Feldern und den verfallenen Häusern am Ortsrand. Insgesamt ziemlich abgefahren, diese Gegend von England, aber wohl nichts für Jedermann.
Leander nickte. »Wir werden eine Weile brauchen. Die Mission ist nicht ganz einfach. Wenn sich irgendwer nähert, versteckst du dich und warnst uns. Okay?«
»Okay.« Die Frau sah doch tatsächlich erleichtert darüber aus, dass sie den ganzen Spaß verpasste. »Dann viel Glück.«
Zusammen mit Leander und Charly setzte Luca sich in Bewegung. Dieses Kaff besaß sogar noch ein echtes Ortsschild. Die meisten der Buchstaben hatte der Rost gefressen. Nur noch »…HILL« stand darauf zu lesen.
Ein Pop-up schob sich in Lucas Blickfeld.
Warnung: Das Wasser in dieser Gegend ist kein Trinkwasser.
Dieser Hinweis wird Ihnen präsentiert von Waterfresh – der Wasserfilter Ihres Vertrauens.
Er wischte es mit einer Handbewegung fort. »Wissen wir, wissen wir.« Wie oft hatte sein Arschloch-Nachbar ihm damit die Ohren vollgeheult? Luca glaubte fast, die Stimme des Mannes zu hören mit seinem englischen Akzent und dem schlechten Italienisch. »Wenn du hättest gesehen deine ganze Familie verrecken an Krebs, Junge. Felder … nichts wächst mehr. Wasser … teuer wie Gold. Dann du wärst froh über Geld, das ich gebe deiner Mutter.«
Luca hatte den Zusammenhang nie ganz verstanden. Er kannte außerdem die Tarife der Nutten in der Gegend und wusste, dass der Kerl seiner Mutter viel zu wenig bezahlte.
Je weiter sie sich dem Dorf näherten, desto mehr Bodennebel kroch über die Felder heran. Charly beobachtete den weißen Dunst mit gerunzelter Stirn. »Wenn hier das Grundwasser vergiftet ist, was passiert dann, wenn man den Nebel einatmet?«
»Nicht viel, solange du dich nicht länger hier aufhältst.« Trotzdem beäugte auch Leander den Nebel skeptisch.
Luca trat nach einem Fetzen Dunst. »Wenn man hier ne Beyond-Mission spielen kann, wird’s so schlimm nicht sein. Tote Spieler kaufen keine Add-ons mehr.«
Charly lachte, ließ den Nebel aber nicht aus den Augen.
Das Dach des Hauses vor ihnen fehlte. Halbtote Ranken überwucherten die Wände, und die Fenster gähnten ihnen als trübe Löcher entgegen.
»Gegen was geht’s hier?«, fragte Luca. »Nichttote … Untote oder Geister oder so was?«
»Untote sind auf jeden Fall dabei. Aber das Fieseste sind die Häuser selbst.«
Luca sah Leander aus zusammengekniffenen Augen an. Aber die Miene des Deutschen blieb ernst. »Häuser?«
Leander grinste. »Häuser. Die fressen deine Battlebeasts, wenn du nicht aufpasst.«
»Du verarschst mich.«
»Ich verarsch dich nicht.« Immer noch mit einem Grinsen auf den Lippen hob der Programmierer die Hände. »Es kann auch sein, dass sie Ziegel fallen lassen. Am besten hält man sich in der Mitte der Straße. Sobald wir das Dorf betreten haben, bleiben wir außerdem nicht mehr stehen. Wir machen uns so schnell wie möglich auf den Weg zur Kirche.« Er deutete nach vorn. »Seht ihr den Turm?«
Im Dunst war der Turm ein spitzer Schatten.
»Da drin gibt’s den Bosskampf gegen den Priester. Der beschwört Heilige aus den Glasfenstern und so Sachen. Danach findet man in der Sakristei einige Briefe, die beweisen sollen, dass der Typ, der einem eigentlich den Auftrag gibt, den Priester nicht umgebracht hat. Normalerweise müsste man sich diese Mission im Tower of London abholen.«
»Ich hab einen Zauber gegen Untote.« Vor Charly schwebte eine Auswahl von auf alt gemachten Seiten. Sie tippte eine davon an, woraufhin die anderen verschwanden. »Sonst noch was?«
»Feuer hilft«, sagte Leander. »Wie immer. Die normalen Zombies kriegt man auch mit Heilen kaputt.«
Der Trick war nett. Luca hatte ihn lange nicht mehr gebraucht.
Inzwischen hatten sie das erste Haus beinahe erreicht. Luca grinste und rief seine Battlebeasts auf. »Dann mal los. Hellbane.« Ein dreiköpfiger Hund mit glühenden Augen scharrte mit einem Mal neben ihm im Asphalt. »Bloodlust.« Eine Fledermaus flatterte über seinem Kopf.
»Frostbite.« Wind heulte, Schnee wehte heran. Dicht über der Straße bildete er eine Wolke.
Formen entstanden im wirbelnden Weiß, Zähne, Klauen, Flügel … Sie blieben nie lange genug bestehen, um sich genau definieren zu lassen.
Leander verzog das Gesicht. »Ein bisschen überdramatisch, oder?«
Was sollte man von so einem Langweiler auch sonst erwarten? Luca schnaubte, musterte die Battlebeasts, die hinter Leander aufgereiht waren. »Immerhin hab ich kein blödes Pferd.«
Als Leander mit düsterer Miene einen Schritt auf ihn zu trat, wich Luca unwillkürlich zurück. Im nächsten Moment verfluchte er sich dafür.
»Du willst also die Battlebeast-Wahl meiner toten Freundin kritisieren, ja?«
Ups … Da war ja was. Aber so weit kam es noch, dass er sich bei dem Kerl entschuldigte. Luca stemmte die Hände in die Hüften.
»Leander! Luca!«
Zum Glück zuckte Leander genauso zusammen wie er. Luca schielt zu Charly hinüber. Zwischen ihren Brauen stand eine steile Falte, und ihre Battlebeast strichen ihr um die Beine.
»Wir haben wirklich Besseres zu tun«, tadelte Charly. »Kommt ihr jetzt?«
Luca warf Leander noch einen trotzigen Blick zu, dann wandte er sich ab und betrat hinter ihr das Dorf.
Die Stille wurde nur durchbrochen von ihren zügigen Schritten auf dem Asphalt. Nirgendwo regte