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Im Zentrum des Bösen: Kriminalroman
Im Zentrum des Bösen: Kriminalroman
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eBook145 Seiten1 Stunde

Im Zentrum des Bösen: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Es hätte alles so schön kommen können … Nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst wollte sich Ex-Hauptkommissarin Anne Thoms eine gemütliche Umgebung schaffen: das neue Zuhause einrichten, mitarbeiten als Teilhaberin des »Antikhofs« und sich fit halten.
Auf einem ihrer Joggingausflüge trifft Anne Ruth von Barstein, die ihr eine Bekannte vorstellt: Carina Hütter. Einen Tag später wird ihr Auto gefunden – mit Blutspuren. Ihr Spürsinn zwingt Anne, Carina Hütters Vergangenheit wieder aufzurollen. Denn die Frau scheint zwei Identitäten zu haben – und eine davon wird seit dreißig Jahren vermisst ...
Wer also ist diese Carina Hütter, die Anne kennengelernt hat?
Wer hat es auf die Frau abgesehen?
Und wer schleicht des Nachts um Annes Haus?
SpracheDeutsch
HerausgeberBuch&media
Erscheinungsdatum2. Jan. 2023
ISBN9783957802873
Im Zentrum des Bösen: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Im Zentrum des Bösen - Charlotte Dittrich

    1. KAPITEL

    Locker angelehnt an der Hauswand genoss er die Sekunden des Unentdecktseins.

    Alles hier war ihm bekannt. Das Haus, die alte Garage, die angrenzenden Wiesen. Die Sackgasse, die eine Weiterfahrt für Privatmenschen unmöglich machte und vor Martha Ringers Haus mit einem Schlagbaum endete. Und schließlich der Fußweg nach dem Schlagbaum, der um die Burg herum zum Ortskern von Barsteinhausen führte. In der Ferne der Lidl-Neubau und natürlich die Kirche, die mitten im Dorf lag. Es hatte sich nichts verändert bis auf den Holzstapel vor der aufgerissenen Terrasse hier im Garten. Sogar der Rasen war wieder gelb statt grün, wie damals. Unmengen dreckiger Betonklötze und dazwischen Anne.

    Fast wehmütig wurde ihm die Vertrautheit von damals bewusst und wie sehr er diese mädchenhafte Gestalt vermisst hatte. Die Gespräche, die Diskussionen, manchmal auch ein Streit und dann die gemeinsame Zigarette. Aber sie hatten doch immer ein gemeinsames Ziel vor Augen gehabt, die Lösung eines aktuellen Falls. Keiner seiner nachfolgenden Partner konnte ihrem Instinkt das Wasser reichen, ihrem untrüglichen Gefühl, das ihn manchmal zur Weißglut brachte. Aber er musste neidlos zugeben, dass sie am Ende meistens recht behielt.

    Ihre Haare waren kürzer als damals. Sie erschien ihm dünner in ihrer Latzhose, unter der sie nur ein Sonnentop trug.

    Und es war wieder heiß wie damals in dem Sommer, als hier der Mord geschehen war, der sie letztendlich in diese kleine Ortschaft geführt hatte. Der Sommer, der doch einige Leben verändert hatte.

    Sein eigenes, denn seine Frau lebte jetzt mit ihrem Tanzlehrer in Argentinien. Und nachdem er es nicht geschafft hatte, sie zum Bleiben zu bewegen, musste auch er sein Leben radikal ändern. Schon wegen seiner zwei Kinder und seiner Eltern, die kurzerhand zu ihm zogen. Es ging nicht anders, schon wegen seiner Arbeit. Der Vorteil war die Kinderbetreuung rund um die Uhr, der Nachteil waren die Einschränkungen seitens der Eltern, die langsam auch seine beiden Töchter zu spüren bekamen. Seine Eltern nahmen manchmal das Wort Aufsicht zu genau. Er definierte es so. Einmal Kind, immer Kind.

    Auch die Leben der Freundinnen des Opfers Elvira Hoff waren nicht mehr dieselben:

    Regina Greenwood lebte wieder in Amerika bei Mann und Kindern, aber mit einer Behinderung am Bein, die von dem schicksalhaften Unfall zurückgeblieben war.

    Ruth von Barstein, die durch das beherzte Eingreifen von Martha Ringer dem sicheren Tod entgangen war, arbeitete jetzt beim Deutschen Sportbund als Behindertenbeauftragte. Dann der völlig überraschende Unfalltod von Martha Ringer in Amerika.

    Anne hatte geerbt und sich von ihrem Mann getrennt. Schließlich erfuhr Rolf von ihrem ehemaligen und jetzt wieder aktuellen Chef Kurt Manger, was beruflich aus Anne geworden war. Sein Chef und Rolf waren zurück in Tübingen, aber Anne arbeitete nicht mehr bei der Mordkommission. Sie war ausgestiegen aus dem aktiven Dienst und unterrichtete an der Hochschule. Hielt jetzt Vorträge in Kriminalistik und lehrte mal in Böblingen, Freiburg, Villingen-Schwenningen. Eben da, wo man sie gerade anforderte.

    Kurt sagte noch: »Fahr mal hin. Der Fund sollte sie interessieren.«

    Jetzt stand er hier und sah zu, wie sie mit dem Schleifgerät kämpfte und nichts wahrnahm um sich herum. Ihm wurde heiß, und das kam nicht allein von der Sonne. Da alles Rufen und Winken nicht fruchtete, atmete er tief durch, ging zur Steckdose an der Terrassentüre und zog den Stecker.

    Durch ihre Schutzbrille hatte sie ein eingeschränktes Sichtfeld. Amüsiert beobachtete er, wie sie verblüfft zuerst ihr Schleifgerät hochhob und anschaute, dann nach dem Kabel sah und daran zog und sich schließlich umdrehte. Sie riss sich die Brille von den Augen und wollte auf ihn zustürmen.

    Er hob in einer Abwehrhaltung seine Arme hoch.

    »Halt! Wir haben das karierte Hemd gefunden. Nicht näherkommen.«

    Annes Blick war ungläubig bis verwirrt, bevor der Groschen bei ihr fiel. »Nein! Elviras Mann? Der Goldketten-Mann in den karierten Hemden. Wo?«

    »Drei Höfe vor ihrem eigenen. Nicht beim Lidl. Sonst hätte man ihn ja gefunden.«

    »Wie hat sie den denn versteckt, dass wir ihn nicht gefunden haben?«

    »Riechst du es nicht? In der Güllegrube«, lachte Rolf. »Da Elvira ja auch angegeben hatte, er sei mit ihrem Geld abgehauen, hatte man die Suche wahrscheinlich eingegrenzt.«

    »Oje. Scheiße.«

    »Ja eben. Das ganze Team muss jetzt erst mal nach Hause zum Duschen, und die Pathologie tut mir jetzt schon leid. Ich dachte nur, du solltest es wissen.«

    »Das ist lieb von dir und ich hätte dich jetzt wirklich gerne in den Arm genommen, aber …« Anne musste niesen und hielt sich danach die Nase zu.

    Rolf grinste. »Ich würde sagen, ich geh nach Hause und dusche ausgiebig. Und morgen, wenn wir unten fertig sind, komm ich noch mal vorbei.«

    »Ja genau, dann umarme ich dich zweimal. Kriegst auch ein Radler.«

    »Da freu ich mich schon drauf.«

    »Aufs Radler?« Anne zwinkerte.

    »Auch.«

    Anne rieb sich den Staub von den Armen und zog sich ihre Laufkleidung an. Sie lächelte vor sich hin. Es hatte sie gefreut, Rolf wiederzusehen. Weniger glücklich war sie über den Umstand, dass die Handwerker nicht erschienen waren, aber auch nicht abgesagt hatten.

    »Drei Tage. In drei Tagen steht Ihre Pergola.«

    Genau, dachte sie. Der erste Tag ist schon vorbei.

    Sie zog die Haustüre zu, schloss ab und war nach wenigen Metern im Wald verschwunden.

    Es war jetzt nach siebzehn Uhr schon angenehmer zu laufen, auch weil die Strecke im Schatten lag. Immer noch wütend über die verlorene Zeit, nahm Anne aus dieser Wut heraus den steileren Anstieg hinauf zur Burg. Sie rannte über teilweise unbefestigte Wege und wenig begangene Trampelpfade, wo man seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. Wo man nicht ständig irgendwelchen Mountainbikern oder Nordic-Walking-Menschen ausweichen musste.

    Umso mehr erschrak sie, als plötzlich ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet, quasi aus dem Gebüsch fiel und sie ihm in den Rücken prallte.

    »Verdammt!«, schrie er sie an. »Dieser Weg ist für Unbefugte verboten! Er soll die Tiere schützen!«

    »Dann gilt das Gleiche auch für Sie«, gab Anne ungehalten zurück. »Oder sind Sie Forstbeamter oder Tierschützer? Dann weisen Sie sich aus!«

    Wütend drehte er sich ab, um seinen Weg quer durch den Wald fortzusetzen.

    »Arschloch!«, sagte Anne laut vor sich hin.

    Atemlos erreichte sie nach kurzer Zeit den Wasserturm unterhalb der Burg, wo sie auf die drei »Bunten Damen« traf, wie sie das Trio heimlich nannte. Behäbig klapperten sie den Weg hinauf zum Burghof, um immer wieder zwischendurch anzuhalten und, auf ihre Stöcke gestützt, ein Schwätzchen zu halten.

    »Hallo die Damen«, grüßte Anne lächelnd.

    Sie bekam ein dreifaches »Hallo« in drei unterschiedlichen Stimmlagen zurück. Anne schüttelte ihren Kopf. Alle Stirnbänder, die wahrscheinlich den Schweiß abhalten sollten, waren neonfarben. Nie im Leben würde ihre Mutter so etwas anziehen. Nun gut, aber ihre Mutter würde auch nie mit Freundinnen durch den Wald laufen.

    Oben auf dem Burghof sah sie Ruth von Barstein angeregt im Gespräch mit einer unbekannten Frau. Anne stemmte die Hände gegen die Burgmauer und dehnte abwechselnd ihre Waden. Normalerweise hätte sie jetzt ein paar Worte mit Frau von Barstein gewechselt, aber sie wollte nicht stören. Das Stöcke-Trio traf ebenfalls auf dem Burghof ein, kurzatmig und dennoch lebhaft über die Gestaltung ihres Aufenthaltes hier oben diskutierend. Mit oder ohne Kaffeegenuss? Schicksalhafte Frage.

    Anne lachte in sich hinein. Sie wollte gerade aufbrechen und zurücklaufen, da hörte sie ihren Namen und drehte sich um.

    »Haben Sie eine Minute?«, rief Ruth von Barstein. Sie wies auf die Frau neben ihr, während Anne näherkam. »Darf ich vorstellen: Das ist Carina Hütter. Sie überprüft gerade, ob das Gelände geeignet wäre für einen Kletterpark. So eine Art Erlebnispark wie bei der Burg Liechtenstein. Die Gemeinde wäre auch dabei.«

    Anne sah kurz auf die Aufschrift des Autos. Irgendeine Firma aus Stuttgart. Carina Hütter schien ein bisschen älter als sie selbst zu sein. Sie war durchtrainiert und sonnengebräunt, hatte wache Augen.

    »Ist doch schön«, sagte Anne. »Oder?«

    »Unbedingt. Wissen Sie, Frau Hütter, das ist Anne Thoms. Kriminalhauptkommissarin aus Tübingen. Sie hat damals den Mord an unserer Freundin Elvira aufgeklärt …«

    Anne wollte sie schnell ausbremsen, aber die Gräfin plapperte weiter.

    »Ne, ne, ne. Sie waren schon mit Ihrer Hartnäckigkeit maßgeblich an der Aufklärung beteiligt. Meine verstorbene Freundin Martha war ganz begeistert von Ihnen.«

    Anne wurde es peinlich. Und sie bemerkte, wie sich das Interesse von Carina Hütter an ihrer Person veränderte. Sie war immer noch Ermittlerin, wenn auch ohne Auftrag, sodass ihr nicht entging, wie sich Frau Hütter ihr auf einmal zuwandte, was sie vorher nicht getan hatte. Nun lächelte sie sogar, wenn auch mit verbittertem Zug um den Mund. Ihr Gesicht war vom Leben gezeichnet und wies keinerlei Lachfalten auf. Dagegen waren auf der Stirn zwischen den Augen und um den Mund Sorgenfalten sichtbar.

    Lief nicht immer so rund in deinem Leben, dachte Anne.

    »Wenn wir schon dabei sind«, sagte Anne. »Sie werden es ohnehin bald in der Zeitung lesen: In der Nähe vom Lidl hat man …«

    »Das weiß ich schon, Frau Thoms, wir leben auf dem Land. Sie haben Elviras Mann gefunden. Aber das passt doch genau zu dem, was ich immer gesagt hatte. Sie war einfach ein durchtriebenes Luder. Für diesen Bürgermeister hat sie sogar ihren Mann getötet. Von wegen, er ist mit ihrem ganzen Geld abgehauen …«

    »Also, ich muss dann wieder«, sagte Anne schnell. »Ach so: Es gibt ja wieder einen Burglauf, habe ich gesehen. Schön, dass das Leben sich wieder normalisiert. Ist Ihr Geheimgang denn auch schon fertig und kann besichtigt werden?«

    Frau von Barstein schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Aber es wird mit der Zeit.«

    »Okay, ich sollte jetzt zurück«, sagte Anne. »Meine Dusche ruft nach mir!«

    Sie nickte den Damen zu und lief zurück Richtung Wald. Dieses Mal rannte sie den Berg auf

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