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Kaliber .64: Tochterherz: 64 Seiten und Schluss!
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eBook67 Seiten48 Minuten

Kaliber .64: Tochterherz: 64 Seiten und Schluss!

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Über dieses E-Book

Eine populäre Fernsehschauspielerin tritt in ihrer letzten Rolle auf: Sie wechselt ins Jenseits. Der ehemalige Journalist Harret Wolf glaubt nicht an die Selbstmord-Version. Seine Nachforschungen führen ihn in die intrigante Welt der Medien, in denen er sich bestens auskennt. Und so kann er den Täter mit seinen eigenen Waffen schlagen.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Nautilus
Erscheinungsdatum26. Juni 2012
ISBN9783960541332
Kaliber .64: Tochterherz: 64 Seiten und Schluss!

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    Buchvorschau

    Kaliber .64 - Robert Lynn

    978-3-86438-096-9

    1.

    Kirsten Valera war ganz allein / von Tim Degen

    Vor zwei Wochen sprang sie in den Tod. Sie hatte getrunken, viel getrunken, als sie vom Balkon ihrer Wohnung im vierten Stock der vornehmen Isestraße in Eppendorf stürzte. Drogen waren nicht im Spiel, kein Gift, keine Gewalt. Das erfahren wir aus dem Autopsiebericht, den die Kripo gestern freigab. Sie selbst hat ihrem Leben ein Ende gesetzt. Die Ermittlungen sind eingestellt, die Akte geschlossen. Was bleibt, ist unsere Trauer um eine große Künstlerin und wunderbare Frau. Und die Frage: Warum war Kirsten Valera so allein?

    Als Sängerin wäre sie die deutsche Christina Aguilera gewesen, als Tennisspielerin die deutsche Anna Kournikowa. Auf dem Bildschirm war sie Heilige, Hure und alles dazwischen, aber immer und zuerst Kirsten Valera. Sie hatte, was eine Schauspielerin unverwechselbar macht: ein Geheimnis. In jeder ihrer Rollen schimmerte es durch, alle wollten es ergründen, aber sie behielt es für sich. Das machte sie begehrenswert. Selbst in erotischen Szenen, selbst im Blick von Millionen Augen, blieb sie allein.

    Allein war sie auch in ihrer letzten Nacht. Keiner half ihr, keiner hielt sie zurück. Schönheit, Ausstrahlung und Künstlertum bewahrten sie nicht vor der Einsamkeit, in der ihre Verzweiflung entstand und reifte. Sie sprang aus ihrem und unserem Leben. Vielleicht wäre es dazu nicht gekommen, wenn sie im Voraus gespürt hätte, wie sehr wir heute um sie trauern.

    Tim Degens Kolumne hatte zwei Pointen, eine vor, eine nach dem Text. Die erste war sein Foto: rosa Krawatte, gegeltes Haar, randlose Brille, Mund zum halben Lächeln verzogen. Ein Jungdynamiker mit Ambitionen und einem Herz für Hartz-IV-Bezieher, vorausgesetzt, sie glaubten, was er schrieb. Von Trauer keine Spur. Die zweite Pointe in einem Kasten darunter: Sechs Fernsehfilme mit Kirsten Valera auf DVD, per Telefon, Fax oder Internet zu bestellen, im Express-Shop für nur 25 Euro.

    Ragna blickte von ihrem Frühstücksei auf. »Sonst grinst du nie, wenn du das Schmierblatt liest.«

    Ich reichte ihr die Zeitung. Sie las und nickte.

    »Degen zieht mal wieder eine Schleimspur. Der Typ ist unerträglich. Aber die Valera hatte tatsächlich was.«

    »Hatte sie eindeutig.«

    »He, widersprich mir gefälligst, wenn ich was Nettes über eine andere Frau sage.«

    »Ich habe mein Leben der Wahrheit geweiht, und wahr ist, dass sie schön und sehr sexy war.«

    »Oh Mann, so was darfst du denken, aber sag es nicht. Lüg mich an, erfinde eine andere Wahrheit.«

    »Welche?«

    Ragna machte schmale Augen. Sie dachte ernsthaft nach, wie immer in heraufziehenden Krisen.

    »Meinetwegen schön, zur Not sexy, aber gestört. Unsicher, voller Selbstzweifel, abhängig von irgendeinem synthetischen Mist. Masochistin, Sadistin, Autistin. Konnte keinen Kaffee kochen, ohne vor Angst zu zittern. Schizophren, psychotisch. Mehr?«

    »Danke, das reicht.«

    »Und natürlich ist sie in Wahrheit ermordet worden. Von einem Kerl, der sie haben wollte, und als er sie nicht gekriegt hat, sollte sie auch kein anderer haben.«

    »Na sicher, logisch. Das klassische Motiv für jeden Krimischreiber, dem sonst nichts einfällt. Dummerweise sagt der Autopsiebericht was anderes. Es war nämlich kein Mord. Insofern ist deine wunderbare Idee leider Bullshit.«

    »Klar, darum geht’s. Erfinde lieber Bullshit, als mir von der Valera vorzuschwärmen, du Klotzkopf.«

    Ich nahm den Express wieder zur Hand, las die Kolumne noch einmal und musterte Degens Haifischlächeln. Sein Teint war zu gebräunt, seine Augen zu blau, die Krawatte zu rosa. Außer seiner täglichen Society-Kolumne schrieb er über Politik und Kultur. Er war mein Lieblingslügner beim Express.

    »Gute Idee«, sagte ich.

    »Was?«

    »Bullshit erfinden. Degen kann es, ich auch.«

    2.

    Meine Nachfrage in der Polizeidirektion West ergab, dass Kanter als Kriminalrat im Alsterdorfer Präsidium gelandet war. Seine Sekretärin stellte mich erst durch, als ich laut wurde.

    »Harret Wolf«, sagte er. »Kaum zu glauben.«

    »Hallo, Jan. Hast du Zeit für mich?«

    »Wann, wo und wie lange?«

    »Ich sitze im Auto auf dem Parkplatz. Neben mir steht dein Saab.«

    »Halbe Stunde. Wenn’s länger dauert, musst du mich morgen zum Essen einladen.«

    Er war dünner geworden, aber nicht kleiner, und als ich zu ihm aufblickte, wünschte ich mir wieder, so auszusehen wie er. Seine Sekretärin brachte Kaffee. Wenigstens um die beneidete ich ihn

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