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Kaliber .64: Sandmann träumt: 64 Seiten und Schluss!
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Kaliber .64: Sandmann träumt: 64 Seiten und Schluss!
eBook54 Seiten42 Minuten

Kaliber .64: Sandmann träumt: 64 Seiten und Schluss!

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Über dieses E-Book

Seit 24 Jahren arbeitet Studienrat Sandmann als Lehrer für Deutsch und Geschichte am Gottfried-Keller-Gymnasium. Sein Leben ist in geregelten Bahnen verlaufen und steuert auf den Ruhestand zu, als er sich in einem außergewöhnlich kalten Winter obsessiv in eine seiner Schülerinnen verliebt. Sandmann kämpft dagegen an und gibt sich gleichzeitig hin. Das neue, späte Gefühl quält ihn, es bereichert ihn - und es zwingt ihn schließlich, während einer Klassenfahrt im Bergidyll eine folgenschwere Entscheidung zu treffen.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Nautilus
Erscheinungsdatum2. Nov. 2012
ISBN9783960541424
Kaliber .64: Sandmann träumt: 64 Seiten und Schluss!

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    Buchvorschau

    Kaliber .64 - Jan Costin Wagner

    978-3-86438-119-5

    Sandmann träumt von sich selbst. Er hängt an der Kletterstange. Es geht weder nach oben noch nach unten. Er sollte sich nach oben bewegen, so wie der Mitschüler an der zweiten Stange neben ihm, aber ihm fehlt die Kraft. Er hängt, und es ist eine Frage der Zeit, wann er abrutschen wird.

    Verena weckt ihn.

    »Hast du den Wecker nicht gehört?«, fragt sie.

    »Nein.«

    »Wirklich nicht?«

    »Nein.«

    »Der hat doch gebimmelt wie verrückt.«

    »Entschuldige.«

    »Sonst machst du doch immer gleich aus.«

    »Ja, aber heute habe ich eben nichts gehört.«

    »Das kann ich fast nicht glauben«, sagt sie.

    »Ja«, sagt er.

    Im Bad steht die heiße Luft. Verena hat schon geduscht. Das erschwert das Rasieren. Weil sich ein feuchter Film auf seiner Haut bildet, an dem das Messer abgleitet. Irgendwann ist es geschafft. Rote Striemen an den Wangen. Er betrachtet sich für eine Weile im Spiegel und denkt an das Ende des Traums. Er rutscht ab, und der Sportlehrer schickt ihn zurück an die Stange. Er rutscht wieder ab. Der Lehrer notiert eine Fünf. Die Mitschüler lachen. Sein Name ist für den Rest der Schulzeit Klammeraffe. Es gibt schlimmere Namen.

    Er frühstückt.

    Schweigt, gemeinsam mit Verena.

    Draußen schneit es.

    Er kratzt das Eis von den Scheiben, steigt ein, fährt los. Verenas Silhouette hinter dem Küchenfenster.

    Er gleitet über die glatte Fahrbahn und parkt auf dem Lehrerparkplatz des Gottfried-Keller-Gymnasiums. Er spürt zum ersten Mal an diesem Tag die Kraft, die Freude. Vorfreude. Für einen Moment, dann ist es nur noch ein Gedanke. Neben ihm kommt das Cabriolet von Jansen zum Stillstand. Jansen schunkelt im Takt lauter Musik und winkt ihm zu. Er nickt. Ein Blick auf die Uhr. Noch zehn Minuten, dann Deutsch in der 10c. Kafka. Schlag ans Hoftor. Die Erleichterung, die sich einstellt, wenn man keinen Ausweg mehr sieht. Seit einiger Zeit sieht er Kafka in ganz neuem Licht.

    Auf dem Hof lärmen die ankommenden Schüler. Einer weicht zurück, als er sich der Eingangstür nähert. Er versucht ein Lächeln. Im Lehrerzimmer sitzen die junge Musiklehrerin, Jana Mosbach, und Lateinlehrer Bast. In ein Gespräch vertieft. Jana Mosbach gestikuliert, Bast lacht. Sein fülliger Bauch schwabbelt hin und her.

    In seinem Rücken schmettert Jansen einen Morgengruß: »Morgenstund hat Gold im Mund. Wie ich diesen Spruch hasse!«

    Bast lacht, Jana Mosbach lacht.

    Durch den langen, schwach beleuchteten Gang zum Klassenzimmer laufen. Es ist warm. Er bleibt einige Meter vor der angelehnten Tür stehen. Stellt seinen Koffer auf den Boden und legt sorgfältig den Mantel über den Arm.

    Vorfreude. Der Gedanke daran.

    »Guten Morgen«, sagt er.

    Die Schüler verstummen. Dann das Echo. »Guten Morgen.« Vielstimmig. Einheitlich. Das eine oder andere Kichern dringt durch. Ihm ist schwindlig. Er sucht ihren Blick. Wendet sich ab. Räuspert sich. Kafka. Der Schlag ans Hoftor. Claudias Stimme füllt den Raum.

    Hat er ihren Namen genannt? Sie aufgefordert zu lesen?

    Die Schüler starren hinab auf ihre Texte. Claudia liest. Kristallklar und hell. Er betrachtet ihren Kopf, der sich im sanften Rhythmus ihrer Worte bewegt. Die Haare zum Zopf gebunden.

    Am Ende sieht ein unbekannter Mann dem unbekannten Tod entgegen, aus

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