Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Großstadtlegenden: Die Gewinnergeschichten des BookRix-Schreibwettbewerbs
Großstadtlegenden: Die Gewinnergeschichten des BookRix-Schreibwettbewerbs
Großstadtlegenden: Die Gewinnergeschichten des BookRix-Schreibwettbewerbs
eBook122 Seiten1 Stunde

Großstadtlegenden: Die Gewinnergeschichten des BookRix-Schreibwettbewerbs

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Großstadt, das ist ein randvoller, brodelnder Schmelztiegel von Schicksalen. Wer sich mit seinen Wünschen hinein begibt, kann darin umkommen oder berühmt werden, trotzdem die Einsamkeit wählen oder sich anfreunden mit Menschen aller Nationen aller Erdteile. Asphaltcowboy und Isarindianer, Künstler und "Möchtegernkünstler", Provinzler und Gauner, Nabob und Penner. In dem Tiegel wird so manches ausgekocht.Der Band "Großstadtlegenden" bringt aus dieser Vielfalt Ausschnitte, eine Palette von zehn Geschichten, die als die besten von BookRix-Usern und schließlich einer unabhängigen Jury aus einer großen Zahl von Beiträgen ausgewählt wurden.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum8. Juni 2011
ISBN9783842305304
Großstadtlegenden: Die Gewinnergeschichten des BookRix-Schreibwettbewerbs

Ähnlich wie Großstadtlegenden

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Großstadtlegenden

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Großstadtlegenden - Books on Demand

    [entgleist.]

    Vorwort

    Jeder Mensch hat sein eigenes Bild von Großstadt, und jeder Großstadtmensch erlebt »seine« Großstadt anders. Großstadt, das ist ein randvoller, brodelnder Schmelztiegel von Schicksalen. Wer sich mit seinen Wünschen hineinbegibt, kann darin umkommen oder berühmt werden, trotzdem die Einsamkeit wählen oder sich anfreunden mit Menschen aller Nationen aller Erdteile. Asphaltcowboy und Isarindianer, Künstler und »Möchtegernkünstler«, Provinzler und Gauner, Nabob und Penner. In dem Tiegel wird so manches ausgekocht.

    Der Band »Großstadtlegenden« bringt aus dieser Vielfalt Ausschnitte, eine Palette von zehn Geschichten, die als die besten von BookRix-Usern und schließlich einer unabhängigen Jury aus einer großen Zahl von Beiträgen ausgewählt wurden.

    Das BookRix-Team

    Conny Fassbinder: »Roter Schnee«

    Zur Autorin:

    Conny Fassbinder

    Die Autorin (50) betreibt mit ihrem Mann seit 2008 Ferienhäuser auf den Azoren und hat sich dort einen langjährigen Traum erfüllt: »Endlich Zeit zum Schreiben«.

    Sie schaut hin und hört zu, holt sich ihre Inspiration aus dem Alltäglichen. Auf kein Genre festgelegt, lässt sie ihre Leser mal schmunzeln, mal träumen und auch mal nachdenklich sein.

    Im Dezember 2008 entdeckte sie BookRix und stellte unter dem Namen »Fabiana« ihre Kurzgeschichten und Gedichte erstmals der Öffentlichkeit vor. Einige Monate später nahm sie an einem Schreibwettbewerb teil und erreichte mit »Roter Schnee« den ersten Platz.

    Zurzeit schreibt die Autorin an einer fiktiven Biographie und an einer Hommage für ihre Urgroßmutter, welche am 31. Januar 1945 auf der »Gustloff« ums Leben kam.

    Zur Geschichte:

    Die Geschichte »Roter Schnee« beruht auf einer wahren Begebenheit.

    Januar 1985 in Leipzig, ca. 3.00 Uhr am Morgen.

    Nach einem Streit läuft eine junge Frau durch die leer gefegten Straßen der Stadt.

    Sie ist wütend und enttäuscht … und sie ist nicht alleine …

    Roter Schnee

    Nach einer wahren Begebenheit

    Das Klappern ihrer Absätze hallte durch die nächtliche Stille.

    Sechs Kilometer durch die Stadt. In hochhackigen Tanzschuhen, auf holprig gepflasterten Bürgersteigen, die stellenweise von schmutzigen Eiskrusten überzogen waren.

    Schon nach dem ersten Kilometer brannten ihre Füße wie Feuer. Doch Wut schluckt Schmerz, und sie war sehr wütend. Dabei hatte der Abend begonnen, wie ein Abend eben beginnen sollte, wenn man verliebt ist. Himmel, Hintern und zugenäht … konnte sie denn nicht ein einziges Mal auf einen ganz normalen Mann treffen? Sein hinreißend schelmisches Lächeln vor Augen, wäre sie um ein Haar in Tränen ausgebrochen. »Reiß dich zusammen, das ist der Idiot nicht wert.« Die Peinlichkeit der gerade erlebten Situation ließ sie mehr frösteln als die klirrende Kälte. Uwe hatte Beziehungsprinzipien und diese lebte er fast verbissen. »Hand in Hand« und »Halbe-Halbe« lauteten seine Parolen. Was ihn bisher zum Sechser im Lotto machte, degradierte ihn heute zum Dämlack des Jahres. Als allein erziehende Mutter zweier Kinder war Geldmangel an der Tagesordnung. Sie sprach mit niemandem darüber, wurschtelte sich durch, so gut es eben ging, und keiner merkte etwas. Sie hätte ablehnen müssen, als Uwe vorschlug, in diese teure Nachtbar zu gehen, tat es aber nicht. Vier Tage bis zum nächsten Lohn und noch 50 Mark im Geldbeutel. Liebe gegen Vernunft. Letztere blieb auf der Strecke.

    Uwe war stolzer Besitzer eines Wartburgs, freute sich jedoch auf die leckeren Cocktails und so entschieden sie sich für die Straßenbahn. »Halbe-Halbe« wurde natürlich auch in der Bar praktiziert und nach ihrem dritten Part hatte sie noch fünf Mark in der Tasche. Das garantierte für einige Tage Brot und Butter, ein Glas Marmelade war auch noch da. Irgendwann hatte sie auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass sie sich sputen mussten, die letzte Straßenbahn zu erwischen. Lachend rannten sie zur Haltestelle und sahen … die Rücklichter der Bahn.

    »Und nun?«, fragte sie. »Laufen wir nach Hause?«

    »Das fehlte noch, wir nehmen ein Taxi.«

    Sie atmete auf. Um diese Uhrzeit in Leipzig ein Taxi? Wunschdenken! Offensichtlich jedoch nicht für Uwe, denn genau in diesem Moment bog eins um die Ecke und hielt auf sein Winken hin. Er zwinkerte ihr zu.

    »Halbe-Halbe?«

    Ihr bemüht neckisches »Du könntest ja mal Gentleman spielen und mich einladen« wurde prompt abgelehnt.

    »Halbe-Halbe, oder du läufst, mein Schatz.«

    Sie blickte auf ihre billigen Tanzschuhe und dachte an das Brot für die Kinder. Dann drehte sie sich abrupt um und stakste los. Uwes verblüfften Blick konnte sie nur ahnen. Kurz darauf hielt das Taxi neben ihr.

    »Na los, steig ein, lasse ich mich eben ausnutzen!«

    Das war’s dann endgültig. Lieber würde sie nach Timbuktu laufen. Sie würdigte ihn keines Blickes und er forderte sie kein zweites Mal auf.

    Ein Geräusch riss sie aus ihren, vor Selbstmitleid triefenden, Gedanken. Es waren Schritte. Schnelle Schritte. Sie schaute sich um und sah einen Mann, welcher zwar noch weit hinter ihr war, jedoch zusehends den Abstand verringerte. Die Straße war hell erleuchtet, sehr breit und in der Mitte die Bahngleise plus Haltestellen. Die endlos scheinenden Reihen der alten, großen Mietshäuser auf beiden Seiten wurden nur hier und da von Nebenstraßen unterbrochen. Selten sah sie ein erleuchtetes Fenster, aber das Wissen um die vielen Menschen dahinter war tröstlich. Angst hatte sie bisher keine, dennoch empfand sie es als angenehm, nicht mehr so alleine zu sein. Gleich würde er sie überholen und dann wollte sie, trotz der schmerzenden Füße, an ihm dranbleiben. Enttäuscht registrierte sie, dass das Geräusch leiser wurde. Er war wohl abgebogen. Sie drehte sich um … und zuckte zusammen. Ihre Blicke trafen sich. Er war groß, kräftig, nicht gerade gut aussehend und … er lächelte. Seine Schritte klangen gedämpfter, weil er nun langsamer ging. Er hatte sich ihrem Tempo angepasst. Sie lief weiter, überlegte, ob sie rennen sollte, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Weder ihre Schuhe noch die vereisten Pflastersteine waren dafür geeignet. Sie befahl sich, nicht hysterisch zu werden. Vielleicht taten dem Typ hinter ihr ja auch nur die Füße weh, oder er war vom schnellen Laufen außer Atem. Oder er wollte auch nicht alleine sein. Blödsinn! Keines dieser »oder« beruhigte sie. Ein paar Meter weiter vorne sah sie ein erleuchtetes Schaufenster. Sie würde stehen bleiben und dann MUSSTE er sie überholen. Wenn er erst vor ihr sein würde, müsste sie keine Angst mehr haben.

    Als das Fenster erreicht war, tat sie so, als würde sie die Auslagen begutachten. Es war ein Juweliergeschäft, also würde er ihren Plan nicht durchschauen. Plötzlich stieg Panik in ihr hoch. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie begriff, was der Grund dafür war. Keine Schritte mehr. Ringsum Totenstille. Sie zwang sich, den Kopf zur Seite zu drehen und hätte am liebsten geschrien. Etwa zwanzig Meter von ihr entfernt kauerte er auf dem Bürgersteig und nestelte an seinen Schnürsenkeln herum. Diesmal blickte er sie nicht an und das war gut. Die Angst stand ihr zu deutlich im Gesicht und würde ihn vielleicht noch mehr anspornen. Sie drehte sich um und hastete weiter, das eigene Keuchen im Ohr und nun auch wieder seine Schritte. ›Er wird es nicht wagen‹, dachte sie, ›nicht inmitten der Häuser, ihm muss doch klar sein, dass ich schreien werde.‹

    Es war nur ein kleiner Trost, doch er verhinderte, dass die zunehmende Panik sie lähmte. Sie rutschte aus, konnte den Sturz gerade noch abfangen. Die vereisten Stellen wechselten sich nun mit verharschten Schneeresten ab, machten eine Flucht in Pumps endgültig zunichte.

    ›Ich muss die Schuhe ausziehen, dann habe ich vielleicht eine Chance.‹ Gerade wollte sie den ersten Schuh vom Fuß schleudern, da kam die Rettung. Einige Meter vor ihr bog ein Mann aus einer Seitenstraße, ›Gott sei Dank‹, in die richtige Richtung ab. Sie hätte vor Erleichterung heulen können und hoffte inständig, dass er nicht gleich in einem der

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1