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Luna - Priesterin der Wölfe: Band 2: Verschleppt
Luna - Priesterin der Wölfe: Band 2: Verschleppt
Luna - Priesterin der Wölfe: Band 2: Verschleppt
eBook260 Seiten3 Stunden

Luna - Priesterin der Wölfe: Band 2: Verschleppt

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Über dieses E-Book

Lisa bleibt keine Zeit für Trauer. Die Ereignisse überschlagen sich, als es während der Feuerbestattung zu einer Auseinandersetzung mit einem fremden Rudel kommt. Kurze Zeit später erhält sie eine makabre Einladung des Vampirfürsten Sangeros. Nur in Begleitung ihrer besten Freundin macht sie sich auf den Weg zum sogenannten Adlerhorst. Aber anstatt ihr Rudel zu finden, macht sie Bekanntschaft mit der Magie der Vampire. Der Fürst hat sich niedergelassen und feiert mit der Hautevolee seinen Einstand. Merkwürdige Klänge einer fremdländischen Musik veranlassen die Anwesenden, ihre sexuellen Fantasien voll auszuleben. Schockiert erkennt Marie nicht nur die Bürgermeisterin unter den lüsternen Gästen, sondern auch die Wahrheit hinter Maries Vermutung, dass die Machenschaften der Vampire bis in die höchsten Regierungskreise reichen. Blind vor Entsetzen treten sie den Rückweg an. Dort auch hier lauert Gefahr. Gefangengenommen und verschleppt von einem fremden Rudel droht neue Gefahr.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. März 2015
ISBN9783738696509
Luna - Priesterin der Wölfe: Band 2: Verschleppt
Autor

Sabine Höflinger

Sabine Höflinger wurde 1970 in Tirol geboren. Nach vielen Jahren im öffentlichen Dienst hat sie ihr Leben total umgekrempelt und widmet sich nun dem Schreiben. Sie lebt mit ihrem Mann und einem Sohn in einem kleinen Dorf in Tirol und genießt jede freie Minute, die sie mit ihren Hunden im Pferdestall verbringen darf, der ihr die nötige Ruhe gibt, neue Fantasy-Romane zu schreiben.

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    Buchvorschau

    Luna - Priesterin der Wölfe - Sabine Höflinger

    Inhalt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 1

    Eine ganze Woche ist seit unserem Versuch, die Vampire aus dieser Gegend wieder zu vertreiben, vergangen. Unser Scheitern verursachte mir noch immer Magenschmerzen. Ständig fragte ich mich, wie wir nur so leichtfertig unser aller Leben aufs Spiel setzen konnten. Für jeden von uns hätte es den Tod bedeuten können, so mir nichts, dir nichts, in eine alte Burg einzubrechen und einen auf Rambo zu machen. Wir kannten weder unseren Gegner, noch diese Burg. Eigentlich, so wurde mir klar, hatten wir uns selbst auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert. Es war reines Glück, dass wir wieder lebend aus der Sache rausgekommen sind.

    Ich gab mir selber am meisten Schuld. Gerade einmal eine Woche verbrachte ich hier in den Bergen und war dabei, einige der hier lebenden Leute besser kennen zu lernen, als ich mich Hals über Kopf in dieses Abenteuer stürzte. Meine magischen Fähigkeiten, die mir noch immer ein Rätsel waren, sind mir wohl zu Kopf gestiegen. Mit dieser Aktion hatte ich mich heillos übernommen, das wurde mir klar. Immer wieder zerbrach ich mir den Kopf, warum ich so gehandelt hatte. Aber ich fand keine Antwort darauf. Eigentlich war ich ein besonnener Mensch. Handelte überlegt und zurückhaltend. Das komplette Gegenteil von dem, was ich mir hier geleistet hatte. So oft ich mir auch den Kopf zerbrach, ich fand keine logische Antwort darauf.

    Die letzten Tage waren schrecklich. Mein ganzes bisheriges Leben hatte ich nicht so viel geweint, wie in dieser kurzen Zeit, die ich hier war. Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich an einer Bestattung teil. Ich wusste nicht, ob es immer so herzzerreißend war, einen Menschen zu Grabe zu tragen, aber ich fühlte mich anschließend ausgelaugt und leer.

    Einen Tag nach unserer Rückkehr bereitete Shenandoah alles für die Feuerbestattung der beiden toten Wölfe vor. Die Körper wurden gewaschen und die Wunden gereinigt. Anschließend wurden sie mit all ihren Habseligkeiten auf eine extra angefertigte Trage aus Holz gebettet. Die Höhle war feierlich mit Fackeln geschmückt, die rund um die Uhr brannten. Alle Wolfsmenschen des Dorfes erwiesen den beiden Toten die letzte Ehre.

    Magena und Yima waren noch immer nicht aufgetaucht. Sie blieben verschwunden. Onatha hatte jede Hoffnung verloren, dass die beiden Frauen noch am Leben waren. Nur Nola versuchte verzweifelt ihren Kummer zu verdrängen und gab nicht auf, daran zu glauben, ihre Mutter Magena lebend wiederzusehen.

    Marie und ich hielten uns zurück. Wir verbrachten viel Zeit in unserer Hütte, um das Fiasko wieder und wieder durchzukauen. Detailliert zerpflückten wir jeden unserer Schritte und brachten dadurch einige Fehler zu Tage. Schlussendlich akzeptierten wir unsere taktischen Fehltritte und mussten unsere Unerfahrenheit eingestehen. Nachmittags saß ich oft auf der Veranda im Schaukelstuhl und beobachtete stundenlang die kleinen Vögel, die das neue Vogelhaus bevölkerten. Wir hatten es bei einem unserer Dorfbesuche gekauft und im Garten an einen Baum gehängt. Jeden Tag kamen immer noch mehr Vögel, um sich ihr Futter abzuholen. Besonders amüsant fand ich einen kleinen Vogel, der einen blauen Irokesen auf dem Kopf trug. Vorsichtig hüpfte er von Ast zu Ast, um eine eventuelle Gefahr frühzeitig zu erkennen. Hastig zuckte sein Köpfchen in alle Richtungen, ehe er sich ein Körnchen schnappte und schnell wieder davonflog. Von so einem kleinen Kerl konnten wir noch viel lernen. Im Vergleich zu ihm waren wir wie Raubritter in das alte Schloss eingefallen. Unglaublich.

    „Willst du auch ein Bier?" Marie war auf die Veranda gekommen und hielt zwei Flaschen in ihren Händen, von denen sie mir eine direkt vor die Nase hielt.

    „Ja, danke."

    „Was denkst du gerade?" Marie ließ sich im Schneidersitz auf den Boden nieder und sah zu mir auf.

    „Ach, nichts Neues." Gab ich frustriert zurück.

    „Erzähl." Kurz und bündig forderte sie mich auf, meine Gedanken laut auszusprechen.

    „Ich weiß auch nicht genau. Irgendwie lässt es mir keine Ruhe. Immer wieder frage ich mich, wie ich nur so dumm sein konnte." Ich nahm einen Schluck aus der Bierflasche und drehte sie dann in meinen Händen. Die Flasche war eiskalt und beschlagen. Dann wischte ich mir meine feuchten Finger an meiner Hose ab, ehe ich mir nachdenklich über die Stirn rieb.

    „Hmm. Marie schaute nachdenklich zum Wald hinüber. „Vergiss es! Du kannst es nicht mehr ändern. Wir haben Scheiße gebaut und damit basta. Wie lange willst du dir noch deswegen das Hirn zermartern?

    Sie hatte ja Recht. Es war vorbei und war nicht mehr zu ändern. Und trotzdem. Als ich ihr keine Antwort gab, stellte Marie ihr Bier auf den Boden und zog ihre Zigaretten aus der Hosentasche. Sie zündete sich eine an und inhalierte tief. Langsam blies sie den Rauch wieder aus. „Weißt du, ob Freki eine Freundin hat?"

    Wie vom Donner gerührt starrte ich sie an. „Was soll das denn jetzt heißen?" Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe.

    „Nur so. Ich war nur neugierig."

    „Ja klar. Nur neugierig! Dass ich nicht lache. Du hast dich wohl in ihn verguckt, gab’s zu!" Meine Laune hatte sich schlagartig gebessert. Dachte ich mir doch, dass sich da was anbahnt!

    Marie schaute mich bedrückt an. „Fändest du es blöd, wenn es so wäre?" Vorsichtig schielte sie zu mir rüber.

    „Überhaupt nicht! Ich weiß nur nicht, ob es möglich ist …?" Plötzlich war es überhaupt nicht mehr lustig. Konnte ein Mensch überhaupt etwas mit einem Wolfsmenschen anfangen? Bestürzt musste ich feststellen, dass ich auch darauf keine Antwort hatte. Vielleicht ging das gar nicht? Wäre es gefährlich? Oh Mann! Das hier war mein Rudel und ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wie diese Leute lebten. Peinlich berührt wurde ich schon wieder mit der Nase darauf gestoßen, dass ich keine Ahnung hatte, was es hieß, Teil eines Wolfsrudels zu sein.

    „Sorry, hab ich einen wunden Punkt getroffen?" Marie sah mich bedrückt an. Ich schüttelte den Kopf und langte nach meinen Zigaretten. Dann ließ ich meinen Kopf wieder auf die Lehne zurückfallen und starrte gedankenverloren in den Himmel hinauf. Irgendwie musste ich endlich damit beginnen, meine Wissenslücken zu schließen. Mein Wissen reichte weder aus, die Wölfe im Kampf gegen Vampire anzuführen, noch hatte ich die geringste Ahnung, wie das tägliche Leben dieser Menschen aussah. Vollständig erdrückt über diese Erkenntnis stieß ich einen tiefen Seufzer aus.

    „Was ist denn los? Warum sagst du mir nicht endlich, was dich so bedrückt?" Marie berührte mich kurz am Fuß, um mich aus meinen Gedanken zu reißen.

    „Ich bin an allem Schuld. Zwei sind tot und zwei werden vermisst. Wenn ich nicht hier wäre, würden diese Menschen noch leben und bei ihren Familien sein!"

    „Was redest du denn? Woher willst du wissen, wie es wäre, wenn du nicht hier wärst? Die Vampire wären so und anders da. Du hast nichts falsch gemacht!" Marie packte mein Knie und zwang mich, ihr in die Augen zu sehen. Eindringlich starrte sie mich an und versuchte mich zu überzeugen.

    Verunsichert wollte ich ihr gerade widersprechen, als sie mir ins Wort fiel. „Hör auf, dir selber die Schuld zu geben! Du hast dein Bestes gegeben. Das haben wir alle! Und wir haben versagt. Aber eine verlorene Schlacht ist nicht das Ende der Welt. Wir haben unsere Lektion gelernt und werden nicht mehr so blauäugig in eine Falle laufen! Glaub mir, bitte!"

    „Marie! Hier sind meine Wurzeln, das ist meine Heimat! Und ich habe nicht die geringste Ahnung, was es eigentlich bedeutet, die Priesterin eines Werwolf Rudels zu sein. Ich komme wie die Jungfrau zum Kind! Versteh mich bitte nicht falsch! Ich spüre, dass ich hierher gehöre, aber im Grunde weiß ich gar nichts. Ich weiß weder, wer ich bin, noch was ich machen soll! Ich weiß noch nicht einmal etwas über das Dorf und seine Bewohner! Es ging alles so schnell, verstehst du? Irgendwie wurde ich einfach mitgerissen, ehe ich wusste, auf was ich mich eigentlich einlassen würde. Ich will jetzt nicht jammern oder jemand anderem die Schuld geben, aber wie soll ich das Rudel führen, wenn ich keine Ahnung von irgendwas habe?" Tränen traten in meine Augen und ein Kloß steckte in meinem Hals. Schnell sah ich zur Seite, um mich wieder unter Kontrolle zu bringen. Marie stand von ihrem Platz auf und beugte sich zu mir runter. Fest nahm sie mich in die Arme und streichelte mir mit ihrer Hand über den Kopf. Das war zu viel für mich. Meine mühsam aufgebaute Fassade fiel in sich zusammen, als ich hemmungslos zu weinen begann. Erst als meine Tränen versiegten und ich ein Taschentuch brauchte, um mir die Nase zu putzen, ließ Marie mich los und reichte mir wortlos ein Päckchen Taschentücher. Dankbar nahm ich es entgegen und schnäuzte mich ordentlich laut.

    „Jetzt hör mir mal ganz genau zu. Du hast nichts falsch gemacht! Keiner erwartet von dir, dass du perfekt bist! Wir alle haben noch viel zu lernen. Nicht nur du. Aber gib dir die Zeit, die du dafür brauchst. Überleg mal, was du hier schon Gutes getan hast! Toopi wäre ohne deine Hilfe gestorben! Und das Rudel hätte sich vielleicht schon längst total zerstritten! Kurz ließ Marie ihre Worte auf mich wirken, ehe sie weiter beschwörend auf mich einredete. „Jetzt denk endlich positiv! Es ist noch keiner gelernt vom Himmel gefallen!

    Entschlossen packte sie mich an der Hand und zog mich hoch. „Und jetzt komm mit. Verschwende nicht deine ganze Energie mit Nachdenken. Ich hole inzwischen die Messer, okay?"

    Vielleicht lag sie mit ihrer Meinung gar nicht mal so falsch und ich sollte mich besser auf die Zukunft konzentrieren, als über die Vergangenheit nachzugrübeln. Es war nicht mehr zu ändern. Was geschehen war, war geschehen und nichts konnte es wieder rückgängig machen. Aber ich konnte eine Lehre aus dieser Erfahrung ziehen, um nicht noch einmal die gleichen Fehler zu machen. Ich musste dieses Kapitel endlich abschließen und positiv in die Zukunft schauen.

    Kapitel 2

    Halbherzig folgte ich Marie in den kleinen Garten vor der Hütte, um mit ihr zu trainieren. Viel Zeit blieb uns nicht mehr, denn am Abend sollte die Feuerbestattung stattfinden, an der wir teilnehmen würden.

    Marie schaffte es, mich von meinen Gedanken abzulenken, indem sie ein echt hartes Training mit mir durchzog. Wir verlagerten unseren Schwerpunkt auf Zweikampf und dem Umgang mit Messern. Meine Reaktionszeiten waren Marie noch immer ein Dorn im Auge. Sie war der Ansicht, ich bräuchte noch immer zu lange, um auf einen Angriff kontern zu können. Deshalb hatte sie unsere Trainingseinheiten verschärft. Unsere Kämpfe hatten nichts mehr damit zu tun, Schläge und Tritte nur anzudeuten. Wir trainierten reale Duelle. Anfangs konnte ich nicht mit aller Kraft auf Marie eintreten oder ihr den Arm auf den Rücken drehen. Zu viele Hemmungen, sie verletzen zu können, hielten mich davon ab. Sie aber provozierte mich so lange, bis ich mich mit all meiner Kraft gegen ihre Angriffe zur Wehr setzte. Sie forderte vollen Einsatz. Und war ich nur halbherzig bei der Sache, war ich es, die blaue Flecken kassierte. Das Training war hart, lenkte mich jedoch erfolgreich von meinen Versagensängsten ab.

    Nach dem harten Training waren wir beide total erledigt. Durchgeschwitzt bis auf die Unterwäsche lagen wir im Gras und sahen den Wolken dabei zu, wie sie ständig ihre Form änderten.

    „Es ist schon nach Fünf! Steh auf, wir müssen noch duschen! Sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig." Marie war bereits aufgestanden und bückte sich nach den Messern. Ich setzte mich auf und half ihr, sämtliche Trainingsgeräte zu reinigen und in die Hütte zu bringen. Marie ließ mir den Vortritt und so verschwand ich im Bad. Ich stand vor dem Waschbecken und starrte gedankenverloren mein eigenes Spiegelbild an. Meine Haare waren wild zerzaust und einige Strähnchen, die sich aus dem Pferdeschwang gelöst hatten, klebten feucht auf meiner Stirn. Als ich mein Shirt über den Kopf zog und in die Ecke mit der Schmutzwäsche warf, in die kurz darauf auch mein Sport-BH flog, atmete ich erleichtert auf. Es war eine Wohltat, diese einengende Erfindung namens BH loszuwerden. Dann schlüpfte ich noch aus der Hose und stand kurz darauf nackt vor dem Spiegel. Ein schneller Rundumblick ließ mich ein paar neue blaue Flecken und Abschürfungen erkennen. Es war jedoch nicht dramatisch, weshalb ich mich dann endlich unter die Dusche stellte und meinen Körper genüsslich einschäumte. Dann rasierte ich mir meine Achseln und Beine. Mit geschlossenen Augen wartete ich darauf, bis auch der letzte Rest Duschgel und Shampoo im Gully verschwand. Erst dann verließ ich eingehüllt in ein großes Badetuch die Dusche. In meinem Schlafzimmer bearbeitete ich meine Achseln mit einem Deo Roller, ehe ich nur mit einer Unterhose bekleidet vor dem Schrank stand und überlegte, was ich für diesen Anlass anziehen sollte. Schließlich entschied ich mich für die neue schwarze Hose aus dem Army-Shop und ein ebenfalls schwarzes Langarm-Shirt.

    Seit unserer Begegnung mit den Vampiren gingen Marie und ich nur noch bewaffnet aus dem Haus. Keiner von uns wusste, wann sie wieder zuschlagen würden und wir wollten notfalls darauf vorbereitet sein. Deshalb nahm ich auch meinen Messergürtel von der Kommode und schlang ihn um meine Taille. Dann ging ich auf die Veranda, um mir eine Zigarette anzuzünden und auf Marie zu warten, die gerade unter der Dusche stand.

    Die Nachmittagssonne war noch warm genug, um mit hochgekrempelten Ärmeln und geschlossenen Augen, im Schaukelstuhl zu sitzen und ein wenig vor mich hinzuträumen. Als Marie fertig umgezogen vor mir stand, teilte ich ihr meinen Entschluss mit. Ich war bei meinen Überlegungen draufgekommen, dass es sinnlos war, das Geschehene wieder und wieder durchzukaufen. Es änderte nicht das Geringste. Es war eine Lektion und ich hatte sie gelernt. Punkt. Aus. Irgendwie musste ich damit klarkommen, dass in meinem Leben nicht immer alles nach Plan gehen würde. Auch Rückschläge muss man einstecken können, sonst geht man daran kaputt. Aber man kann das Beste daraus machen und das hatte ich vor. Überall auf der Welt starben Menschen durch Krankheiten, Unfälle, Krieg und Anschläge. Auch hier, in dieser ländlichen Idylle. Es war kein Land der Seligen, der Eindruck täuschte gewaltig. Auch ich musste schmerzhaft lernen, dass der äußerliche Schein oft trügt. Das stand für mich jetzt fest.

    Mit jedem Tag würde ich dazulernen, stärker werden und mit meinen Fähigkeiten besser umgehen können. Es war nur eine Frage der Geduld. Daran würde ich noch arbeiten müssen.

    Kapitel 3

    Neu motiviert von meinen Erkenntnissen, lächelte ich Marie zu, die geduldig vor mir stand und darauf wartete, dass ich aufstand. Auch sie hatte sich für die neue schwarze Hose mit den aufgesetzten Taschen an den Oberschenkeln entschieden. Dazu trug sie feste schwarze Stiefeletten und ein dunkelrotes Shirt. Marie schlüpfte gerade in ihr Pistolenhalfter und kontrollierte die Messer, die an passenden Scheiden an ihrem Gürtel befestigt waren. Für den Fall, dass es abends kühler wurde, trug sie eine schwarze Lederjacke über dem Arm. Das erinnerte mich daran, dass ich mir noch meine Jacke holen musste. Beinahe hätte ich sie vergessen. Marie hatte ein wenig Make-up aufgelegt. Ein zarter Hauch von Rosé auf den Lippen und die Wimpern waren getuscht. „Gut schaust du aus!" Meine Worte waren aufrichtig gemeint und wieder einmal bewunderte ich Marie für ihre coole Ausstrahlung.

    „Danke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben." Marie betrachtete mich von Kopf bis Fuß und pfiff dann anerkennend durch die Zähne. Vergnügt summte sie vor sich hin und hatte ein Lächeln im Gesicht. So schweigsam hatte ich sie schon lange nicht mehr erlebt. Normalerweise plapperte sie bei so einem Spaziergang munter vor sich hin. An diesem Tag aber hatte sie einen ganz verträumten Ausdruck in den Augen und war mit ihren Gedanken wohl meilenweit entfernt.

    „Dann los!" Ließ ich Marie wissen und schnappte mir beim Hineingehen meine Jacke von der Garderobe. Im Flur streifte ich die bequemen Filzpatschen ab und schlüpfte in meine alten Bergschuhe. Die waren zumindest eine Zeit lang wasserdicht, sollte es wieder einmal regnen.

    Wir schlenderten gemütlich den Pfad Richtung Wald entlang, als mir auffiel, dass Marie besonders gut gelaunt war. Ob Freki wohl der Grund war, dass sie so ein Strahlen an sich hatte? Verträumt hopste Marie freudestrahlend den Weg entlang. Sie war mit ihren Gedanken weit fort.

    Ich ließ sie träumen und überlegte zum x-ten Mal, was die Vampire wohl in der Zwischenzeit alles angestellt hatten. Fast eine Woche war seit unserem Zusammentreffen vergangen. Es war ruhig geblieben. Keine weiteren verschwundenen Teenager und auch sonst keine Spur von den Blutsaugern. Hatten sie sich wieder verzogen oder warteten sie nur auf den richtigen Augenblick, um zuzuschlagen? Ich hoffte auf die erste Möglichkeit, doch mein Bauchgefühl vertrat eher die wahrscheinlichere These, dass sie noch immer dort oben waren und nur auf ihren Einsatz warteten. Das Rudel war so sehr mit der eigenen Trauer beschäftigt, dass ich es nicht übers Herz brachte, meine Befürchtungen laut auszusprechen. Ich wartete noch immer auf die richtige Gelegenheit, meine Vorahnungen laut kundzutun. Ständig ermahnte ich mich zu mehr Geduld. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Die Aussicht eines neuen Angriffs drückte schwer auf meine Seele, aber ich musste mich zurückhalten, bis die Feuerzeremonie beendet war. Erst danach würden die einzelnen Mitglieder wieder langsam zur Tagesordnung übergehen und hoffentlich die Zeit finden, ein klärendes Gespräch mit mir zu führen. So viele Fragen brannten mir auf der Seele! „Nur noch ein paar Stunden, dann kriegst du hoffentlich ein paar Antworten.", redete ich mir ein. Immer wieder musste ich mich selber zu mehr Geduld mahnen.

    Als wir bei der Waldlichtung ankamen, waren bereits einige Leute da, die mithalfen, die Feuerbestattung vorzubereiten. Die Menschen durchstreiften den Wald, um trockenen Reisig oder Holz zu suchen, welches sie in Stofftaschen sammelten und anschließend mittig in die Feuerstelle leerten. Es war bereits ein netter kleiner Haufen entstanden, der nun mit Holzspänen und kleineren Ästen bedeckt wurde. Immer wieder kam jemand auf die Lichtung, um seine Tasche in den Steinkreis zu entleeren. Je später die Mitglieder des Rudels zu der Lichtung kamen, desto größer wurden die Holzscheite, die auf dem Haufen landeten. Schön langsam wurde es dunkel und der Platz auf der Lichtung war mit Menschen übersät. Nur noch vereinzelt kamen neue Leute hinzu, die Ihr gesammeltes Holz auf den großen Scheiterhaufen warfen. Ich sah auf meine Uhr und stellte fest, dass es beinahe sieben Uhr abends war. Die Zeremonie würde bald beginnen.

    Mein Blick huschte immer wieder über die Anwesenden, die in kleinen Grüppchen beieinander standen und leise miteinander sprachen. Nur wenige Gesichter kamen mir bekannt vor. Viele hatte ich bis dahin noch nie in meinem Leben gesehen.

    Auch ich wurde neugierig gemustert, wie ich feststellen konnte. Verstohlene Blicke streiften immer wieder meine Augen, wenn ich mich nach vertrauten Menschen umsah.

    Chaska trat auf mich zu und verbeugte sich vor mir, ehe er seine Faust mit den zwei ausgestreckten Fingern auf sein Herz legte. „Guten Abend, Wenona. Darf ich vorstellen, das ist meine Nichte Nituna." Das Mädchen legte sich seine Faust auf Stirn und Herz und neigte seinen Kopf. Als sie ihren Kopf wieder hob blickten mich zwei haselnussbraune, neugierige Augen an. Unzählige Sommersprossen überzogen ihre Nase und ihre Wangen. Schüchtern lächelte sie mich an und schlug dann schnell ihre Augen nieder, als ich zurücklächelte.

    „Hallo! Ich bin Lisa. Oder Wenona. Wie auch immer. Es freut mich, dich kennenzulernen." Ich schenkte ihr ein ehrliches Lächeln und streckte ihr

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