Wein Zeit Mensch: Weinbau Geschichte & Geschichten
Von Uwe Geilert
()
Über dieses E-Book
Die Rebe hat es weit gebracht. Sie wurde verbreitet, vermehrt, veredelt, gekreuzt und geklont Sie erkrankte lebensgefährlich durch Schädlingsbefall, wurde gehegt und gepflegt. Ihr Anbaugebiet dehnte sich aus und schrumpfte mit den klimatischen Veränderungen.
Mensch und Wein bilden eine Symbiose. Sie gehören zusammen.
Uwe Geilert
Der Autor lebte sechzehn Jahre im südlichen Afrika und gewann einen Einblick in den Diamantenbergbau. Er lernte Menschen aller Hautfarben, vieler Ethnien, Glaubensbekenntnisse und Überzeugungen kennen. In diesem Roman erzählt er die Schicksale von vier Generationen der Familie Nkumalo. Der Autor lebt heute am Niederrhein.
Mehr von Uwe Geilert lesen
Totora Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlbatros: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Goldrahmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVicentas Erbe: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Wein Zeit Mensch
Ähnliche E-Books
Auf den Spuren der Ureinwohner: Ein archäologischer Reiseführer für die Kanaren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMichael und Bernhard Grzimek: Zwei Leben für die Wildnis Afrikas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichten und Geschichte an der Mulde mit den Flussperlmuscheln Milda und Mulda: Illustrationen von Ullrich Kaluba Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Büchse der Pandora: Triebfedern menschlichen Handelns Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWisente in Deutschland: Exkursion zum Rothaargebierge, Damerower Werder und in die Döberitzer Heide Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchätze der Vergangenheit: Archälogie erleben in Baden-Württemberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDula, das Mädchen, das mit dem Bison ging: Eine kleine Geschichte aus der Steinzeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mammutjäger Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrenzenlos: Die erstaunlichen Wanderungen der Tiere Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEuropäische Geschichte: Eine fesselnde Einführung in die Geschichte Europas, von den Neandertalern über das Römische Reich bis zum Ende des Kalten Krieges Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwarzbuch Alpen: Warum wir unsere Berge retten müssen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLesereise Australien: Cocktails mit Kängurus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAtacama ruft...: Mysteriöse Nachrichten vom anderen Ende der Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKanarische Pflanzenwelt: Die heimische Flora Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Natur und ihr Recht: Sie ist klug, sensibel, erfinderisch und genügt sich selbst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Herzen von Afrika Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeheimnisvolle Unterwelten: Mythos - Legende - Forschung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichten vom kleinen Seemann: Kurzgeschichten zum Vorlesen und Weitererzählen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Südafrika-Verführer: Impressionen vom Kap der Guten Hoffnung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie großen Entdecker: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMinik: Der Eskimo von New York Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Lesereise Neuseeland: Der Kuss der langen weißen Wolke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo der Wind weht: Geschichten aus der Neuen Welt von Boston bis New Orleans Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKangaroo Island: Insel im Flammenmeer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGroßmutter Erde: Die Heilige Quelle von Süderbrarup und das Thorsberger Moor Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLesereise Island: Fluss passiert, Eis in Sicht Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Am Rande des Eises Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kojote im Vulkan: Märchen und Mythen von den Kanarischen Inseln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiese Orte muss man gesehen haben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Meyerschen – Geschichte in Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Geschichte für Sie
Geheimbünde von Frauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProphezeiungen zur Zukunft Europas und reale Ereignisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRäumliche Semantisierungen: Raumkonstruktionen in den deutschsprachigen Literaturen aus Zentral- und Südosteuropa im 20.–21. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie größten Lügen der Weltgeschichte: Fälschungen, Tricks und Propaganda Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Kampf Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Zauberpflanze Alraune: Die Magische Mandragora: Aphrodisiakum - Liebesapfel - Galgenmännlein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Größte Geheimnis: Dieses Buch verändert die Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Flucht der Dichter und Denker: Wie Europas Künstler und Intellektuelle den Nazis entkamen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie TranceFormation Amerikas: Die wahre Lebensgeschichte einer CIA-Sklavin unter Mind-Control Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeise Frau: Hebamme, Hexe und Doktorin. Zur Kulturgeschichte der weiblichen Heilkunst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerühmte Frauen der Weltgeschichte: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGEO EPOCHE eBook Nr. 1: Die großen Katastrophen: Acht historische Reportagen über Ereignisse, die die Welt erschüttert haben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Aber ich will etwas getan haben dagegen!": Die RAF als postfaschistisches Phänomen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlternative Realitäten: Überzeugungen erschaffen Realität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Mein Weltbild Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEden Culture: Ökologie des Herzens für ein neues Morgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Peloponnesische Krieg (Buch 1-8): Der größte Kampf um die Hegemonie im antiken Griechenland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerodots Historien (Buch 1-9) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer größte Irrtum der Weltgeschichte: Von Isaac Newton 1689 entdeckt - bis heute unvorstellbar Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZusammenfassung: Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen: Kernaussagen und Analyse des Buchs von Yuval Noah Harari: Zusammenfassung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie geheim gehaltene Geschichte Deutschlands - Sammelband Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Von Pirna bis Bad Schandau: Eine geschichtliche Zeitreise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Geschichte: Das Alte Reich 962-1806 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Duden Allgemeinbildung Deutsche Geschichte: Menschen, Ereignisse, Epochen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Erste Weltkrieg: Von Sarajevo bis Versailles: die Zeitenwende 1914-1918 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNürnberg: Kleine Stadtgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwarze Wurzeln: Afro-deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950 Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Clausewitz - Vom Kriege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Wein Zeit Mensch
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Wein Zeit Mensch - Uwe Geilert
Der Mensch hat es weit gebracht, seitdem er das Jagen und Sammeln an das Horn einer Trophäe hängte und sich einen festen Wohnsitz nahm. Hier beginnt die Geschichte des Weins, denn ohne Sesshaftigkeit gäbe es ihn nicht. Doch ein Wanderer ist der Mensch geblieben, als Entdecker, Eroberer, Flüchtling, Gastarbeiter, Krieger, Landnehmer, Missionar, Pilger oder Vertriebener. Den Wein nahm er mit, von seinem Ursprung im Zweistromland in den Mittelmeerraum, nach Europa und nach Übersee.
Die Rebe hat es weit gebracht. Sie wurde verbreitet, vermehrt, veredelt, gekreuzt und geklont. Sie erkrankte lebensgefährlich durch Schädlingsbefall, wurde gehegt und gepflegt. Ihr Anbaugebiet dehnte sich aus und schrumpfte mit den klimatischen Veränderungen.
Mensch und Wein bilden eine Symbiose.
Sie gehören zusammen.
für Ute mit ganz liebem Dank für Unterstützung und Nachsicht, Geduld und fachfraulichen Rat.
Inhalt
Kapitel 1
Höhlenmenschen in der »Vor-Weinzeit«
Klimawandel
Der Zeitstrahl
Die Zeitrechnung
Wanderung
Der ganz besondere Saft
Kapitel 2 Die Antike
Der Ursprung
Zum Wein
Kapitel 3 Verbreitung des Weins
Persien
Die nördliche und die südliche Route
Die Levante
Ägypten
Kreta
Griechenland
Neuordnung im Mittelmeerraum
Die große griechische Kolonisation
Etrurien
Rom und der Ausbruch des Vesuvs
Hispania
Gallien
Ausbreitung des Weinbaus, Karte
Tabelle: Geschichte des Weinbaus
Rebsorten der Antike
Kelterung und Werkzeuge
Hefe und Gärung
Weinkonsum im alten Rom
Mythologische Bedeutung
Schnitt
In Vino Veritas
Kapitel 4 Das Mittelalter
Das Mittelalter, was ist das?
Der Übergang von der Antike zum Mittelalter
Christianisierung
Karl der Große
Die Klöster
Weltliche Fürsten
Sozialstruktur
Ausweitung von Produktion und Handel
Zinsverbot
Essgewohnheiten
Das Bier
Weinbaugebiete im nördlichen Europa
Zeiten des Mangels
Ritter und Kreuzzüge
Der Heilige Gral
Der Übergang zum Spätmittelalter
Das Spätmittelalter
Kapitel 5 Die Neuzeit
Die kleine Eiszeit
Frankreich
Bordeaux
Dijon und die Bourgogne
Die Champagner Story
Alsace - Elsass
Touraine
Gascogne
Italien
Marsala und Sizilien
Apulien
Toskana
Piemont
Lombardei
Venetien und Friaul
Südtirol
Spanien
Jerez de la Frontera
Málaga
Der Osborne Stier
Cava
Logroño
Toledo
Portugal
Die Korkeiche
Portwein
Die Balkanhalbinsel
Weinbau in Südosteuropa
Österreich
Griechenland
Retsina
Zypern
Malta
Schweiz
Türkei
Deutschland
Nürnberg
Regensburg
Landshut
Der Bauernkrieg
Die Mosel und der Riesling
Die Besenwirtschaft
Kapitel 6 Verbreitung des Weins nach Übersee
1504 - Mexiko
1516 - Argentinien
1532 - Brasilien
1541 - Chile
1547 - Peru
1562 - Vereinigte Staaten von Amerika
Transcontinental Railway
Zinfandel
Prohibition
1650 - Uruguay
1652 - Südafrika
»Schwarzer Wein« für das Weiße Haus
1788 - Australien
1819 - Neuseeland
Kapitel 7 Europa
Weinrecht von der Antike bis zur EU
Die Reblauskatastrophe
Weinflaschen
Flaschenverschlüsse
Kapitel 8 Welt
Stammbaum der Weinrebe
Autochthone Reben
Koscherer Wein
Weinhefen
Edelstahltanks
Weinetiketten
Terroir
Fliegende Önologen
Nachhaltiger Weinbau
CO2 Fußabdruck
Sammeln und Lagern
Synthetischer Wein
Wein in unserem Körper
Die Weinwelt in Zahlen
Ende der Zeitreise
Kapitel 1
Bedeutsame Veränderungen im sozialen Verhalten erfolgen nicht in Zeiten der Fülle, sondern des Mangels.
Höhlenmenschen in der »Vor-Weinzeit«
»Diesen Spanier musst du probieren!«
Meine Frau reicht mir ein Glas Rotwein, den sie just aus einem Karton gezapft hatte, einer »Bag-in-Box«. Ich stecke meine Nase in das Glas und studiere über seinen Rand hinweg die Angaben. Rebenreiner Monastrell aus Murcia mit 14% Alkohol, Bio-Anbau mit europäischem und spanischem Ökologie-Zertifikat, bestätigte Herkunft. Sattes Rubin.
Dann stutze ich. Die Dekoration auf dem Karton kommt mir bekannt vor. Eine Jagdszene im Stil der Höhlenmaler. Links zielen drei Männer mit Pfeil und Bogen auf Antilopen. Ich blättere durch meine Bücher und werde fündig. Das Motiv ist einer Felszeichnung in der Altamira-Höhle verblüffend ähnlich. Eine kreative Idee des Etikettendesigners.
Das Original ist weit über 10 000 Jahre alt. Will uns der Winzer weismachen, die spanische Weintradition reiche bis in die Zeit der Steinzeitmenschen zurück, bevor die Iberer und Kelten auftauchten? Sicher nicht, denn geologische Funde haben solches nicht bestätigt. Zumal Murcia im Süden Spaniens liegt, zwischen Valencia und Andalusien, Altamira jedoch an der kühlen und stürmischen Biskayaküste, mehr als 800 km nördlich, nicht wirklich eine Weingegend.
Die Höhle liegt nicht weit von Santander und war fünftausend Jahre lang von unseren Vorfahren benutzt worden, wahrscheinlich von etwa 16 000 v. Chr. bis 11 000 v. Chr. Dann muss der Eingang eingestürzt sein. So sagt die Wissenschaft. Seitdem war sie vergessen. Ein Jäger entdeckt den verschütteten Höheneingang erst 1868 durch den Zufall, dass sein Hund verschwunden war und er nach ihm suchte.
Heute steht sie auf der Welterbeliste der UNESCO. Leider ist sie Touristen seit 1979 nicht mehr zugänglich, weil die feuchtwarme Atemluft der Besucher und eingeschleppte Mikroorganismen auf den Felsbildern Schimmel und Beschädigung verursachten. Als Ausgleich wurde ein Teil der Höhle neben dem ursprünglichen Eingang in einer Halle für die Besichtigung rekonstruiert.
Es wird angenommen, dass der Einsturz des Höhleneingangs auf den zurückgehenden Permafrost in der kantabrischen Kordillere zurückzuführen ist, denn diese Epoche fällt zusammen mit dem Ende der großen Eiszeit. Eine bedeutsame Klimaänderung auf unserem blauen Planeten lässt die Temperaturen allgemein steigen. In ganz Europa befindet sich die Gletscherschmelze auf ihrem Höhepunkt.
Von nun an verbessern sich die Lebensumstände für Flora und Fauna. Die Kultur der Jäger und Sammler blüht auf, ihre Anzahl wird allmählich größer, ebenso ihr Nahrungsbedarf. Stetig müssen sie ihre Jagd- und Sammelreviere ausdehnen. Schließlich werden sie so zahlreich, dass der Bedarf an Zeit und Energie für die Beschaffung von Nahrung zu groß wird, um noch genügend Lebensmittel in die Höhlen zu bringen und den wartenden Anhang füttern zu können. Man muss sich etwas einfallen lassen.
Im Vergleich zu reinen Pflanzen- und Fleischfressern hat sich der Primat Mensch in seiner Entwicklung auf Mischkost eingestellt. Das Angebot ist breiter und krisensicherer. Aufgrund seiner größeren Population ist die Krise nun doch eingetreten. Er spürt das eherne Naturgesetz: Nur wer sich anpasst, überlebt. In der neuen, ungewohnten Mangelsituation entwickelt der Steinzeitmensch zwei Strategien.
1. Die Nomaden
In der Halbwüste Kalahari (Südafrika, Botswana, Namibia) traf ich auf Buschmänner, das Völkchen der San. Diese stolzen und freiheitsliebenden Menschen eröffneten mir einen winzigen Blick in unsere Vergangenheit. Die Verwandtschaft der San mit uns ist durch DNA-Analysen gesichert.
Drei Stärken haben ihr Überleben ermöglicht:
ihre Begabung zur Ausdauerjagd,
ihre tiefe Kenntnis der Natur und ihr Respekt vor ihr,
ihre hoch entwickelte Erzählkunst.
Sie folgten dem Wild auf seinen großen Wanderungen zu den besseren Weidegründen, beobachteten es genau und jagten soviel wie sie gerade benötigten. Kam die Zeit zum Weiterziehen, packten sie ihre einfachen Zelthütten aus Tierhäuten zusammen und machten sich auf den Weg. Archäologische Funde beweisen, dass sich ihr Lebensraum vom Kap bis nach Ostafrika erstreckte. Auch hier im südlichen Afrika erzählen die Höhlen, in denen sie Schutz fanden, von ihrem Leben. Sie sind mit Malereien geschmückt, die auf bis zu 26 000 Jahren Alter datiert werden.
In Südafrika können beispielsweise im Oranje-Freistaat und in den Cederbergen zahlreiche Höhlenmalereien besichtigt werden. Sie befinden sich völlig ungeschützt im Hügelland, in Tälern oder auf dem Gelände von Farmen. Dem günstigen Klima sei gedankt, dass die Höhlen so gut erhalten sind, dass man sofort einziehen könnte.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit dehnen sich die tropischen Regionen Afrikas allmählich weit nach Norden aus. Die Sahara ist fruchtbare Savanne mit reichhaltiger Flora und Fauna. Jäger und Sammler folgen dem Angebot an Beute. Immer wieder halten sie ihre Erlebnisse in Bildern fest. Felszeichnungen, Ritzungen und Gravuren stellen alle uns bekannten afrikanischen Wildtiere von der Giraffe bis zum Krokodil dar. Dazwischen finden sich Selbstdarstellungen bei der Jagd oder beim Tanz ums Lagerfeuer.
Es muss ihnen gut gegangen sein. Wild, Wasser und Früchte waren ausreichend vorhanden, mehr als nur zu überleben. Sie hatten sogar die Muße, ihre Farben aus Tierblut, Holzkohle, Tierfett und Wasser zuzubereiten und ihre Wohnhöhlen zu dekorieren.
Durch spätere Klimaschwankungen gehen die Niederschläge wieder zurück, die Lebensgrundlage ist weg, und sie verlassen ihre Höhlen. Ein Teil von ihnen zieht sich nach Süden zurück, darunter die San, die sich dank ihrer Zähigkeit anderen Stämmen gegenüber bis zur Kolonisierung des südlichen Afrikas behaupten.
Der andere Teil zieht nach Norden und Osten. Viele schaffen es bis an den Nil. Vermutlich wird daraufhin der Bevölkerungsdruck dort so groß, dass Gruppen von ihnen dem Strom flussabwärts folgen und in Richtung Vorderasien trecken.
Einige von ihnen kommen nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse schließlich ins fruchtbare Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Sie müssen die Bedingungen von Land und Klima so einladend gefunden haben, dass sie sesshaft werden. Sie waren »angekommen«. Es könnte sein, dass sich der Begriff »Paradies« von da an ins menschliche Tiefenbewusstsein eingegraben hat.
Von den San sind heute in Afrika nur noch Splittergruppen übrig. Sie werden ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. von den Völkern der Bantu, deren Urheimat im heutigen Nigeria liegt, nach Südafrika, Botswana, Namibia, Angola, Sambia und Simbabwe zurückgedrängt.
Heute bilden sie kleine Minderheiten, meist Farmarbeiter. Die wenigen, die bis heute ihre ursprüngliche Lebensform beibehalten, dienen häufig dem Tourismus als Sehenswürdigkeit. Ihre archaischen Lebensräume sind durch Eisenbahnen, Straßen, Siedlungen und eingezäuntes Farmland auf ein Minimum reduziert. Ihren Traditionen wird heute eher musealer Wert zuerkannt. Die jeweiligen Regierungen bemühen sich, sie mehr oder weniger druckvoll in unsere moderne Gesellschaft zu integrieren, was häufig misslingt. Sie scheinen hier keinen Platz mehr zu haben, im doppelten Sinn des Wortes.
Die San und ihre Verwandten in anderen Erdteilen gehören eindeutig in die »Vor-Weinzeit«. Alkoholische Getränke waren nicht auf ihrem Speiseplan - bis der weiße Mann kam und ihr Leben gründlich umkrempelte. Alkohol dient den Ureinwohnern heute oft dazu, die ihnen freundlicherweise aufgedrängten »Segnungen« des weißen Mannes im Rausch zu ertränken. Eines Tages werden wir uns nur noch im Museum oder in der Literatur an sie erinnern können, an die freien Jäger und Sammler.
Sie sind die ältesten, noch lebenden Zeugen für die großen Wanderungsbewegungen in allen Kontinenten. Ihre Verwandten im Norden Afrikas sind es, die zusammen mit anderen den Grundstein zur Sesshaftigkeit und damit zum Weinbau legen.
2. Die Sesshaften
Wie gesagt: Das bisherige Sammeln und Jagen reicht nicht mehr zur Ernährung. Wo die Umstände besonders günstig sind, greift die andere Strategie, die ab ca. 10 000 v. Chr. einen Epochenwechsel einleitet. Die Sesshaften ziehen nicht mehr der Nahrung hinterher, sondern setzen sich mit ihrem Umfeld auseinander. Sie beginnen mit Ackerbau und Viehhaltung und entwickeln es zum Erfolgsmodell. Der australische Archäologe Vere G. Childe prägt dafür 1936 den Begriff der »Neolithischen Revolution«. Ein großes Wort. Es klingt fast wie Umsturz, Aufstand. Warum bei Jupiter vergehen dann aber noch über 5000 Jahre bis zur ersten Herstellung von Wein?
Der Wandel vollzieht sich eher sehr langsam. Schritt für Schritt bessern die ersten Sammler und Jäger ihren Speiseplan durch eigenen Anbau auf. Sie beobachten, lernen und üben. Es gibt Rückschläge. Die richtigen Werkzeuge fehlen ihnen, da muss improvisiert werden, denn Baumärkte mit Abteilung Gartenbau sind noch eine ganze Weile hin.
Das Verhältnis von Viehhaltung und Anbau zu Jagen und Sammeln verschiebt sich nur allmählich, je nach der Ergiebigkeit und dem Klima der Umgebung, maßgeblich in der fruchtbaren Gegend Mesopotamiens. Die ersten Gesellschaften geben bald die Wildbeuterei völlig auf. Sie wählen Siedlungsplätze und erwerben ihren Lebensunterhalt überwiegend durch Ackerbau, Viehzucht und Hirtenwesen. Die Sterblichkeit geht zurück, die Bevölkerung nimmt zu, und der Nahrungsbedarf steigt. Da braucht man regelmäßige Versorgung mit Lebensmitteln. Jetzt dient die Jagd nur noch zur Ergänzung des Speiseangebots.
Der Weinbau ist eine Zugabe der Natur, quasi die Nachspeise, doch vorerst nur im vorderen Orient. Denn die Ur-Rebe, die Ahnin der vitis vinifera ist nur im Gebiet des südlichen Kaukasus belegt. Von hier aus nimmt ihre erstaunliche Verbreitung ihren Anfang.
Fast gleichzeitig findet der Wandel zur Sesshaftigkeit auch in Südchina und Mittelamerika statt, während Süd- und Mitteleuropa erst ab 7 000 v. Chr. folgen. In einigen Gebieten Mittelamerikas setzt diese Entwicklung sogar erst ab etwa 5 000 v. Chr. ein.
Allerdings fällt die Neolithische Revolution nicht überall auf unserem Planeten auf »fruchtbaren Boden«. In arktischen Regionen, in Nordrussland und im Tropenwald-Gürtel treffen wir noch heute auf Jäger und Sammler.
Klimawandel
Wetter ist nicht Klima! Während der Meteorologe mit seiner Lupe Blick in die nächste Woche blinzelt, guckt der Klimaforscher mit dem Fernglas tausende von Jahren zurück, um eine intelligente Prognose für die nächsten hundert Jahre zu erstellen. Mit Hilfe der Radiokarbonmethode, der Analyse von Eisbohrkernen und Fossilien, Blütenpollen und Muschelschalen werden Temperaturmodelle entworfen. Je nach Gesichtspunkt weichen die stark von einander ab. Sie sind nicht für den gesamten Planeten einheitlich gültig, sondern variieren von Kontinent zu Kontinent und nach jeweiliger geografischer Breite.
Filtert man die örtliche Grundtemperatur heraus, ergibt sich eine Rekonstruktion der Temperaturschwankungen, der Veränderung rauf oder runter, zum Angenehmen oder zum Unangenehmen für den jeweils betroffenen Lebensraum.
Es ist ein Unterschied, ob sich ein bestimmtes Lebensumfeld anhaltend von zum Beispiel zwölf auf zehn Grad abkühlt oder von zwanzig auf zweiundzwanzig Grad erwärmt. Für den Menschen, der von seiner unmittelbaren Umgebung abhängig ist, können anhaltend fallende Temperaturen sogar Anlass sein, seinen Wohnort zu verlassen. Die Wanderung in Warmgebiete wird zur Überlebensstrategie. Die große Keltenwanderung ab dem 5. Jh. v. Chr. und die europäische Völkerwanderung ab ungefähr dem 4. Jh. n. Chr. lassen sich damit teilweise erklären. Die Welt ist noch dünn besiedelt. Reisepässe, Landesgrenzen mit Passkontrollen gibt es nicht. Man zieht einfach los. Und heute? Stellen wir uns vor, unser heimisches Klima würde sich um zwei Grad abkühlen ... Wohin dann?
Fort zu ziehen ist immer eine große Entscheidung. Beginnende Not, wachsender Hunger und zunehmende Kälte über längere Zeit sind Antrieb genug. Auf ihrem Weg treffen die Migranten in ihren Durchzugsgebieten auf den Widerstand derer, die geblieben sind. Es kommt zu Verdrängung, Kampf und Raub, siehe die Plünderung Roms 410 durch die Goten, die - einst im Ostseeraum zuhause - mit Kind und Kegel, Rind und Schaf und ihrer gesamten Habe nach Süden zogen,.
Die Liste der wandernden Völker ist lang: Hunnen, Sueben, Langobarden, Vandalen, Franken, Alemannen, Sachsen, Boier, Angeln, Alanen, Markomannen und andere mehr. Manche Völker wandern geschlossen. Oft sind es kleine Gruppen, die sich anderen anschließen. Verbände bilden sich und lösen sich wieder auf. Einige entscheiden sich, zu bleiben, andere ziehen weiter, wieder andere gehen in ihren Gastgesellschaften auf und ihre Spur verliert sich völlig.
Das angenehme Gegenteil ist die Erwärmung des Klimas. Der Mensch genießt den Überfluss der Natur. Die elementare Ernährung erfordert weniger Zeit. Er beginnt, die Natur zu beobachten, seine Gebrauchsgegenstände zu verzieren, seine Höhle zu schmücken und er schafft sich Annehmlichkeiten. Es ist die Geburtsstunde der Kunst und der Ansammlung von Erfahrung und Wissen.
Der Kalender
Wandern wir noch einmal in die Altamira-Höhle zurück. Ihr Speiseplan enthält, was den jagenden Männern vor Pfeil und Bogen kommt und was die sammelnden Frauen an Beeren und Früchten von den wilden Stauden und Büschen pflücken. Wein ganz sicher nicht. Im Winter essen sie Getrocknetes und zehren die in der üppigen Jahreszeit angefutterten Reserven ihres Körpers auf. Sie haben bereits Macht über das Feuer und können sich in ihrer Höhle wärmen. Im flackernden Halbdunkel beginnen sie, Bilder an die Felswände zu malen, die uns von der Jagd und Beutetieren berichten. Allerdings, von Hunger, Kälte, Krankheit und dem vorzeitigen Tod ihrer Kinder erzählen die Bilder nichts.
Sie waren unsere Urahnen, unsere sehr fernen Verwandten. Was wir heute tun, baut auf ihre Erfahrungen, ihre Fehlern und ihre Erfolge. Sie leben auf demselben Zeitstrahl wie wir heute, der mit dem Urknall beginnt und sich im Unendlichen verliert. Gibt es die »Unendlichkeit«? Gegebenenfalls für die kleinen, dummen Atome. Alles ist endlich, selbst unser Universum. Doch das Ende können wir nicht einmal erahnen. Astronomen erwarten, dass große Teile unseres Universums dereinst in ein Schwarzes Loch gesaugt werden und sich auf die Größe eines Tennisballs verdichten. Dann ist alles vorbei. Bis der Tennisball wieder explodiert. Dann beginnt alles von vorn.
Wir Menschen versuchen, uns durch Religionen Antworten auf die Frage nach dem Ende der Welt zu geben. Da ist der Begriff des Jüngsten Gerichts, des Tages der großen Abrechnung. Einige erwartet dann angeblich das ewige Leben, anderen droht das ewige Fegefeuer. Doch astrophysisch gesehen müsste die Veranstaltung mit Präsident, Beisitzern, Angeklagten, Klägern und Verteidigern dereinst im Schwarzen Loch verschwinden. Jetzt wird es philosophisch.
Wenden wir uns einmal dem Anfang zu. Entsprechend dem Standardmodell der Kosmologen beginnt alles mit dem Urknall vor 14 Milliarden Jahren, dem Big Bang. Unser Tennisball aus Materie explodiert, und in der sich schnell ausdehnenden Gaswolke bildet sich wieder Materie. Es formen sich Moleküle, Mineralbrocken, die Metalle, Sterne, Galaxien, Sonnen und Planeten ganz unterschiedlicher Größe, die in Gravitationsfeldern umeinander wirbeln.
In diesem Zusammenspiel ist unsere Erde etwas ganz besonderes. Langsam kühlt sich der Mantel ihres schmelzflüssigen Kerns ab. Beharrlich kreist sie um ihren Heizkörper Sonne, ohne ihm zu nahe zu kommen und sichert sich dadurch eine mittlere Temperatur von 15° Celsius, bei der sich biologisches Leben bilden kann. Im ansonsten lebensfeindlichen Universum ist das eine Rarität!
Das allerbeste jedoch ist unser Trabant. Die Erde und der Mond ziehen einander an. Da sie aber umeinander kreisen, hält sie die Fliehkraft auf Distanz, und der Mond stürzt nicht auf die Erde. Wie ein Tanzpaar auf dem Eis, das sich an den Händen hält, drehen sie ihre ewige Pirouette um die Sonne. Ihre gemeinsame Drehachse ist dabei leicht geneigt und taumelt nicht unkontrolliert im Raum. Dabei wendet die Erde der Sonne stets den Äquator zu, genau gesagt, den Streifen zwischen den beiden Wendekreisen. Durch dieses Phänomen entstehen die stabilen Klimazonen von den vereisten Polkappen bis zu den warmen Zonen am Äquator. Weil der Massenschwerpunkt des Mondes nicht im Zentrum der Mondkugel liegt, zieht die Erde die schwerere Seite an, und er zeigt uns immer sein »Gesicht«. Das bedeutet, der Mond rotiert einmal pro Erdumdrehung um seine eigene Achse, eine weitere Stabilisierung des Brummkreisels.
Die Rotation der Erde um ihre eigene Achse lässt Tag und Nacht aufeinander folgen, und die Schrägstellung der