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Die Meyerschen – Geschichte in Geschichten
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eBook417 Seiten6 Stunden

Die Meyerschen – Geschichte in Geschichten

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Über dieses E-Book

Glücklich ist er. Heiß brennt die Sonne. Bei diesen Temperaturen fühlt er sich unschlagbar. Er weiß, er wird ein gutes Rennen laufen, vielleicht seine persönliche Bestzeit. Er kennt seinen Körper. Er schaut sich um. Vor ihm viele Läufer, hinter ihm nur wenige. Er weiß, es ist unklug, sich hinten zu platzieren. Bei den so genannten Volksläufen gibt es keine feststehende Aufstellung. Hier darf sich jeder so positionieren, wie er sich persönlich einschätzt. Er fühlt sich stark. Er hat trainiert, fast täglich, auch kontinuierlich an den Wochenenden. Er spürt, er ist in bester Form, auch wenn ihm bewusst ist, seine früheren Bestzeiten wird er nie mehr erreichen. Er weiß, er kann sich leistungsmäßig nicht mehr steigern. Er ist über Fünfzig. Seinen persönlichen Zenit hat er längst überschritten. Je älter er wird, desto mehr baut er ab. Aber heute will er allen noch einmal beweisen, was in ihm steckt. Lange hat er sich nicht mehr so leistungsstark gefühlt wie heute. Heute wird er seinen Altersrekord übertreffen. Er wird laufen, nur laufen, bis zur völligen Erschöpfung. Er will wissen, was er zu leisten noch imstande ist. Er will wissen, wer er ist, was in ihm steckt, auch im Sport. Er verlässt seinen Platz, übernimmt die Rolle des Schlusslichtes. Er ist überzeugt, einige werden dieses Verhalten als Eitelkeit deuten. Er weiß, wer als letzter startet, kann sich nur verbessern oder seinen Platz verteidigen. Aus dem kleinen Jungen aus den Meyerschen ist ein alter Mann geworden, der viel erlebt hat, privat und beruflich, der zeit seines Lebens ein Zugereister, ein Fremder, ein Ausgegrenzter war, ganz gleich, wo er seine Zelte aufgeschlagen hatte. Wenn vom Klimawandel die Rede ist, fallen Jan die Geschichten seines Großvaters ein. »Das hat es schon immer gegeben. Zumindest solange es unseren Planeten gibt, gibt es Veränderungen. Alles ist in Bewegung, nichts bleibt so, wie es einmal war. Erst bekamen die chemischen Prozesse diese ständigen Veränderungen zu spüren; seitdem es Lebewesen gibt, waren auch diese von den sich immer wiederholenden Veränderungen betroffen«, lehrte mich der Großvater. »Und das hat sich bis heute nicht verändert und wird sich auch nicht ändern, solange unser Planet um die Sonne kreist.« Ein kluger Mann war sein Großvater. Er kannte das Leben, hatte viel erlebt. Und nur überlebt, weil er vorsichtig war wie die Tiere. Jan entsinnt sich der Worte des großen Jungen, der dem kleinen Jungen sagte: »Er hat an deiner Nasenspitze erkannt, dass du ein Fremder bist, ein Zugereister, ein Zugewanderter. Genauso wie die Türkentauben!« Jetzt wusste Jan, dass er für viele ein Fremder war wie die Türkentaube.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Nov. 2021
ISBN9783969405680
Die Meyerschen – Geschichte in Geschichten

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    Buchvorschau

    Die Meyerschen – Geschichte in Geschichten - Werner Hetzschold

    Werner Hetzschold

    DIE MEYERSCHEN –

    GESCHICHTE IN

    GESCHICHTEN

    Engelsdorfer Verlag

    Leipzig

    2021

    Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

    Copyright (2021) Engelsdorfer Verlag Leipzig

    Alle Rechte beim Autor

    Coverbild © kristina rütten [Adobe Stock]

    Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

    www.engelsdorfer-verlag.de

    INHALT

    Cover

    Titel

    Impressum

    Neuer Kontinent der Moas und Maori

    Revolution der Elefanten

    Beute-Germane

    Was nicht gelehrt wurde

    Der französische Soldat

    Der Läufer

    Archimedes

    Verlorenes Paradies

    Der Apfelbaum und die Grube

    Exoten in der Heidelandschaft

    Klimawandel

    Zwei Freunde

    Das Haus

    Den Luxus will ich mir nicht leisten

    Museumsbesuch

    Winterreise

    Der Dialog

    Der Anruf

    Freiheit

    Der Riesenalk

    Der Typhuskranke

    Der Zitteraal

    Die Amsel

    In meines Vaters Haus

    Der Leiharbeiter

    Die Aborigines

    Das Spiel der Farben

    Das Oster-Ei

    Chaos Kunterbunt

    Der rote Knopf

    Erinnerungen und Träume

    Der Schauspieler

    Breslau im Herbst

    Die Zuwanderer

    Umgang mit der Angst – Aus dem Tagebuch meines Großvaters Thomas Boronsky

    NEUER KONTINENT DER MOAS UND MAORI

    Seit Tagen befinden sich sieben Hochsee-Kanus auf dem Ozean, der Jahrhunderte später von den hoch gebildeten Europäern der Pazifik oder der Stille Ozean genannt wird. Die Wakas, wie die Reisenden ihre Schiffe nennen, sind das traditionelle Reisemittel, mit dem die Bewohner der unzähligen Inseln inmitten des weiten Ozeans die Verbindung zu einander herstellen. Diese sieben Hochsee-Kanus sind seit Verlassen ihrer Heimat-Insel als die Große Flotte in die Mythen und Legenden der Bevölkerung eingegangen. Die Männer, Frauen und Kinder, die die Besatzung der sieben Wakas stellen, sind fest entschlossen, neues Land, eine neue Heimat für sich und ihre Nachkommen zu suchen und zu finden, da ihre alte Heimat für alle Bewohner zu eng geworden ist. Neuer Lebensraum muss gefunden werden. Auf den Schiffen befindet sich alles für das Leben und Überleben Notwendige, denn die Menschen wollen in der neuen Heimat das gewohnte, das ihnen vertraute und lieb gewordene Leben fortsetzen. An alles haben sie gedacht. Nichts haben sie vergessen, um ihr künftiges Leben in einer neuen Heimat unter den gleichen Bedingungen wie in der alten weiterführen zu können. Seit vielen Tagen und Nächten umgibt sie nur Wasser. Doch an dieses Leben sind sie gewohnt, fernab der Insel, die für sie ihr Zuhause war. Nur dieser Teil des all umfassenden Meeres ist ihnen fremd. Sie kennen diese Gegend nicht. Trotzdem verlässt sie nicht der Mut. Schon viele gefahrvolle Reisen haben die Männer hinter sich. Nie verlässt sie die Hoffnung. Immer sind sie den Sternen gefolgt. Immer haben sie neues Land in der unermesslichen Weite des Ozeans entdeckt. Und dann naht der Tag, den sie so lange mit großer Hoffnung erwartet haben. Aus dem Meer taucht auf ein Land mit hohen Bergen, die bis in den blauen Himmel ragen. Jubel bricht auf den Wakas aus. Je näher sie dem Land kommen, desto deutlicher gestaltet sich das nur für sie bestimmte Paradies. Mit üppiger Vegetation bewaldeten Berge erkennen sie. Wasserfälle stürzen sich in die Tiefe, belegen den Reichtum an Süßwasser, das die Insel offensichtlich großzügig gewährt. Vor den Bergen erstreckt sich flaches Land, das mit Gras und Kräutern im Überfluss bedeckt ist. Sie spüren eine Bucht auf, die ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Schiffe sicher und gefahrlos an Land zu bringen. Kein menschliches Wesen hat sich bisher blicken lassen. Ob die Insel von menschlichen Wesen bewohnt ist oder ob sie unbewohnt ist, müssen sie in den nächsten Tagen und Wochen eingehend prüfen. Ersten Kontakt mit diesem einladend wirkenden Land nehmen einige Männer auf. Keiner glaubt, dass dieses Land menschenleer ist. Selbst die Frauen sind davon überzeugt, dass schon andere Menschen dieses Paradies für sich in Anspruch genommen haben. Sie werden sich arrangieren müssen oder kämpfen. Das ist ihre Lebensphilosophie. Vor Einbruch der Dunkelheit kehren die Männer zurück, berichten von zerklüfteten Gebirgszügen, die Schnee bedeckt sind, von Fjorden, die weit ins Innere des scheinbar riesigen Landes sich erstrecken, von Wäldern mit einer Vielfalt an Blumen, Büschen und Bäumen, die ihnen unbekannt sind, denen sie noch nie in ihrem Leben irgendwo begegnet sind. Die Sandstrände dehnen sich aus, soweit das Auge schaut. Sie haben keinen Anfang und kein Ende.

    „Und das Sonderbarste, erzählen die Männer, „sind Lebewesen, manche seien geradezu riesenhaft, die eine Ähnlichkeit mit Vögeln haben. Höchst merkwürdig an diesen auf zwei Beinen sich fort bewegenden Kreaturen sei, dass sie scheinbar über keine Flügel verfügen, wie alle Vögel, die sie kennen. Harmlos und freundlich sind sie, haben überhaupt keine Angst, dachten nicht daran anzugreifen oder zu fliehen. Zutraulich näherten sie sich uns, sagen die Männer, „wir aber hielten eine Sicherungsabstand ein. Wir misstrauten diesen sonderbaren Wesen. Mit ihren kräftigen Beinen können sie sich sicher kraftvoll wehren, falls sie angegriffen werden sollten. Die stattlichsten dieser Vögel erreichen eine Körperhöhe, die wenigstens doppelt so hoch ist wie von uns. Immer wieder konnten wir uns von der Harmlosigkeit dieser seltsamen Kreaturen überzeugen. Nur neugierig waren sie, wollten offensichtlich wissen, wer wir sind. Sie sind so groß, dass sie viel Fleisch haben, das wir dringend als Nahrung benötigen. Außer diesen Riesen haben wir noch andere dieser seltsamen, flügellosen Wesen entdeckt, die jedoch kleiner sind. Manche sind nur so groß wie Hühner. Andere Tiere wie Hunde oder Katzen haben wir nicht entdeckt, zumindest bis jetzt nicht. Dieses Land unterscheidet sich von den vielen Inseln, die wir kennen. Kaum eine Ähnlichkeit hat es mit ihnen. Die Seen im Landes-Inneren sind kristallklar und leuchtend blau. Überall wachsen und gedeihen Pflanzen und Bäume, die uns fremd sind. Aufgefallen ist uns, dass auch alle Vögel, die wir angetroffen haben, nicht fliegen können. Alle laufen auf zwei Beinen, manche sehr schnell. Außer Vögeln scheint es keine anderen Tiere zu geben, die wir jagen und verspeisen können. Der Vorteil dieser flugunfähigen Vögel ist die Tatsache, dass sie mehr Fleisch uns zur Verfügung stellen als unsere zahmen Nagetiere, die wir mit auf unsere Reise genommen haben."

    Einig sind sich die Männer. Wir bleiben! Einstimmig ist der Beschluss. Auch die Frauen stimmen zu. Sie haben erkannt, dass das Land ihnen und ihren Familien alles bietet, was sie zum Leben brauchen. Bald begreifen sie, dass viele der Nutzpflanzen, die sie mitgebracht haben, in dem für sie rauen Klima nicht gedeihen. Keine Gedanken müssen sich die Menschen um Essen und Trinken machen. Überreichlich ist alles vorhanden. Fleisch gibt es im Überfluss. Die Menschen wählen für die Riesenvögel den Namen Moa. Für sie sind sie die Fleischlieferanten, aber auch die anderen flugunfähigen Enten und Gänse, die ihnen bisher unbekannt waren, die scheinbar nur auf dieser großflächigen Insel existieren. Sie sind die Nahrungsquelle, sie bestimmen das Leben der Menschen neben dem Ackerbau. Um Felder anlegen zu können, entfachen die Zugereisten Feuer, brennen große Teile der Wälder nieder. Dass viele der flugunfähigen Vögel Opfer der Flammen werden, ändert nichts am Verhalten der Menschen. Auch wollen sie nicht bemerken, dass die von ihnen mitgebrachten Tiere wie sie selbst die Gelege der am Boden brütenden Vögel vernichten, indem sie sie fressen. Die schutzlosen Küken werden eine leichte Beute für die importierten Haustieren. Noch begegnen die Siedler überall den vielen Arten der Moas. Noch immer fehlt den vielen am Boden brütenden Vogelarten der Fluchtinstinkt, den die Zugereisten schamlos ausnutzen. Sie beachten nicht, dass viele einheimische Tiere durch die Brandrodungen ihr Leben, ihre Existenz verlieren. Sie ignorieren das Problem, dass sich die Bestände nicht so schnell erholen können, dass sie zunehmend geringer werden. Die Menschen haben kein Gespür dafür entwickelt, dass sie mit ihrem Verhalten das ökologische Gleichgewicht ihrer Umwelt negativ beeinflussen, zerstören.

    Als ihnen bewusst wird, dass die Fleischvorräte knapp werden, führen die Nachkommen der Einwanderer unter einander Kriege. Zu spät kommt die Erleuchtung, dass sie viele dieser flugunfähigen Vögel zum Haustier hätten verwandeln können und sollen. Verzweifelt sind die Menschen, legen immer wieder neue Brände, um die letzten Moas aus ihren Verstecken aufzuscheuchen. Nachdem sie den letzten Moa verspeist haben, verbleibt ihnen als Fleischlieferant nur das von ihnen als Haustier mitgebrachte Nagetier, das die Europäer später als Pazifik-Ratte bezeichnen. Die Zeiten der vollen Fleischtöpfe sind vorüber, die mageren Jahre beginnen, ihr Ende ist nicht abzusehen. Die Menschen erkennen, dass nur wenige Generationen ausreichten, bis der letzte Moa von ihnen aufgegessen worden war.

    Viel hat der junge Mann über die Moas erfahren, in Büchern, im Internet. Ihn faszinieren die vielen nunmehr ausgestorbenen Tiere, die Geschichte der Maori, als sie als die ersten Einwanderer auf ihren Wakas dieses Land in Besitz nahmen. Die Wissenschaftler der Jetzt-Zeit haben herausgefunden, dass die ersten Maori vor etwa siebenhundert Jahren diesen Kontinent besiedelten, der heute Neuseeland heißt. Die Wissenschaftler heute betrachten die damals eingewanderten Maori als die indigene Bevölkerung, als die Ur-Einwohner, als die Eingeborenen, als die Alteingesessenen, denen Neuseeland gehört. Die Wissenschaft vertritt die Ansicht, dass es ungefähr zweihundert Menschen gewesen sein müssen, die sich auf Neuseeland eine neue Heimat schufen, eine neue Kultur begründeten. Die Wissenschaftler behaupten, dass die Maori aus Polynesien stammen. Manche grenzen ihr Herkunftsland ein, sprechen vom östlichen Polynesien. Den Maori blieb nichts anderes übrig, als sich neuen Lebensraum zu suchen, weil sich die Bedingungen in ihrem Herkunftsland verschlimmerten. Ob es klimatische Veränderungen waren oder andere Umwelteinflüsse, ob Überbevölkerung oder Hungersnöte, ob Natur-Katastrophen, Vertreibungen durch andere Menschen der Auslöser für diese Wanderungen quer durch die Südsee waren, beantwortet die Wissenschaft nicht, vielleicht scheut sie sich eine zufriedenstellende, endgültige, eindeutige Antwort zu geben, zu finden.

    Der junge Mann nimmt die vielen Argumente, das Für und Wider der Wissenschaftler dieser Welt zur Kenntnis, wägt ab, konstruiert sich sein eigenes Bild, wie es einst gewesen sein könnte, lässt seiner Fantasie freien Lauf.

    Mit der Zeit breiteten sich die Maori über die gesamten Inseln aus. Sie brachten die ersten Hunde, Katzen und Ratten sowie Nutzpflanzen aus ihrer Heimat mit, die aber in dem rauen Klima Neuseelands nicht gediehen. Allerdings ignorierten die Einwanderer die Landwirtschaft, vernachlässigten sie, da die Insel anfangs Nahrung in großen Mengen bot. Die Tiere am Boden kannten jagende Raubtiere wie den Menschen nicht, weswegen ihnen der natürliche Fluchtinstinkt fehlte. Die Überjagung wurde zum Problem. Dadurch hatten die neuen Bewohner das Gleichgewicht der empfindlichen Inselwelt gestört und bald zerstört. Die schwindenden Ressourcen hatten zur Folge, dass die verschiedenen Stämme um ihre Existenz fürchteten, dass kontinuierlich Kriege ausbrachen, die fast zur Vernichtung der Maori geführt hätten. In ihrer Verzweiflung legten sie immer wieder Brände in den Wäldern, um auch die letzten Tiere aus ihren Verstecken zu treiben. Viele Arten starben aus, unter ihnen der Moa.

    So könnte es sich abgespielt haben. So oder so ähnlich. Dem jungen Mann gefällt diese Geschichte, seine Geschichte. Und er spinnt den Faden weiter, stellt die Frage: „Wer sind die Maori?" Er kennt ihre Geschichte, hat sich über sie informiert. Die Maori sind einer der vielen Stämme der Polynesier, die sich immer wieder in der Vergangenheit mit ihren Wakas auf Wanderschaft begaben. Diese Wanderschaft ist vergleichbar mit einer Völkerwanderung. Neuseeland soll ihr letztes Reiseziel gewesen sein. Immer waren sie auf der Suche nach neuem Land, weil die Heimat nicht mehr ausreichend Lebensraum bot. Einst in grauer Vorzeit soll das südost-asiatische Festland die Heimat der Polynesier und damit auch der Maori gewesen sein. Unter den Studierten wird auch die Meinung vertreten, dass die Vorfahren der Polynesier aus zwei unterschiedlichen Regionen der Welt kamen. Die Mütter der Maori waren einst in Südostasien zu Hause, während die Väter aus Melanesien stammten. Melanesien ist der Name der pazifischen Inselgruppen, die sich zwischen Südostasien und dem nördlichen Australien weiträumig erstrecken. Diese vielen Inseln und auch Australien werden von Menschen mit dunkler Hautfarbe bewohnt. Unter ihnen gibt es Einheimische, die eine blond gelockte, natürliche Haarfülle tragen, hinter deren Ursprung die Klugen dieser Welt gelangen wollen, eine Erklärung aber bisher nicht gefunden haben. Da sich Melanesien zwischen Asien und Australien befindet, könnte dieser Teil der Welt in Sagen umwobener Zeit sowohl von Asien als auch von Australien besiedelt worden sein. Nach Australien wanderten vor vielen Tausenden von Jahren während der Eiszeiten in vielen Wellen Menschen aus Afrika ein, die Wege wählten, nach Kleinasien, von dort aus nach Europa, nach Asien in alle Himmelsrichtungen bis nach Australien. Sie nahmen diesen Erdteil bereits in ihren Besitz zu einer Zeit, da war der Doppelkontinent Amerika noch nicht vom Menschen aufgespürt worden. Die Ur-Australier hatten als einziges Haustier den Rot-Hund aus Indien in ihre neue Heimat mitgebracht. Die Europäer begegneten ihm als Dingo. Während der letzten Eiszeiten war die Verbindung zwischen Asien und Australien noch nicht von so vielen Wasserstraßen zerrissen. Damals konnten die Menschen trockenen Fußes von den heutigen vielen Inseln von einer zur anderen wandern oder per Schiff überqueren, die sie bereits damals in der Zeit der Mythen und Sagen besessen haben sollen. Später in Australien benötigten sie keine Schiffe mehr. Und was nicht benötigt wird, wird vergessen.

    Inzucht beschleunigt die Degeneration des Erbgutes. Bestes Beispiel sind die europäischen Inzucht-Dörfer vergangener Tage, in denen alle Bewohner einen, vielleicht zwei Familiennamen hatten. Durch Zuwanderer während und nach Kriegszeiten wurde das Blut und damit die Gene aufgefrischt, durchgemischt, erneuert. Eine neue Bevölkerung entstand. Seit es den Menschen gibt, weiß der Mensch, dass Inzucht innerhalb einer menschlichen Gemeinschaft, die alle miteinander eng verwandt sind, tabu ist. Über dieses Wissen verfügten auch die Ahnen der Maori. Es wird erzählt, dass vor vielen tausend Jahren Männer und Frauen, sicher waren auch viele Kinder dabei, dem heutigen China den Rücken kehrten und zunächst Taiwan als Siedlungsraum für sich und ihre Familien beanspruchten. Als Taiwan ihnen zu eng wurde, waren viele der Bewohner gezwungen, sich neuen Lebensraum zu suchen. Damals gab es noch viel unerforschtes, von Menschen unbewohntes Land. Da löste die Völkerwanderung dieses Problem der Überbevölkerung. In den folgenden Jahrtausenden okkupierten die Menschen eine unbewohnte Insel nach der anderen. Später trafen die Migranten auf bereits von Menschen bewohntes Territorium. Die Menschen arrangierten sich und klärten alles friedlich, oder es kam zu Kriegen. Klug wie Frauen sind, vermieden sie schon damals kriegerische Auseinandersetzungen. Sie vermischten sich als Bevölkerungsgruppe mit der bereits dort existierenden harmonisch und im gegenseitigen Einverständnis. Wieder mussten Menschen sich eine neue Existenzgrundlage suchen und schaffen. Die Frauen hatten eine Idee. Als Reise-Souvenirs nahmen sie sich Männer mit und Kiore. Kiore heißt die Pazifische Ratte in der Sprache der Maori. Seit urdenklichen Zeiten war sie der Reisebegleiter der Menschen im südasiatischen Raum. Bei den Reisen per Schiff nahm sie kaum Raum für sich in Anspruch, war äußerst leicht zu halten, brauchte keine Pflege, war sauber, anpassungsfähig und genügsam. Frei lebend ist sie in allen Lebensräumen heimisch. Sie ist in der Steppe, in den Wäldern, im Gebirge anzutreffen. Spielend erklimmt sie die höchsten Bäume, deren Früchte ihr Nahrung bieten. Als Nahrung bevorzugt sie Reis, Mais, alle Getreide-Arten, Zuckerrohr und Ananas. Sie ist ein echter Feinschmecker. Unter den Ratten soll sie die kleinste sein. Verglichen mit den anderen Ratten verfügt sie über einen kürzeren Körper, eine spitzeres Gesicht, hat auffallend große Ohren und ein braunes Fell. Ihr Körpergewicht beträgt zwischen 40 und 80 Gramm. Dieses possierliche Nagetier hat ausgewachsen eine Körperlänge von maximal 15 cm, die Länge des Schwanzes nicht berücksichtigt. Dieses leicht zu haltende Nagetier begleitete die Menschen im südpazifischen Raum auf allen ihren Unternehmungen per Schiff, und ihr wohl schmeckendes Fleisch diente als Nahrung. Die Pazifische Ratte verursachte wie die vielen anderen Haustiere der Migranten zu nicht reparablen Schäden auf allen von ihnen besetzten Inseln. Als Abel Tasman 1642 als erster Europäer im Auftrage der Niederländischen Ostindien-Kompanie Neuseeland entdeckte, waren die Moa bereits von der Erdoberfläche verschwunden. Zumindest sichtete er keinen dieser riesigen Vögel, sonst hätte er in seinen Aufzeichnungen darüber berichtet. Damals war sicher die Pazifische Ratte das einzige Fleisch-Angebot der Einheimischen. Von der Landschaft Neuseelands war Tasman begeistert. Es ist ein wunderschönes Land. Er glaubte, die Küste des Südkontinents vor sich zu haben. Fünf Tage zögerte er, bevor er sich entschied, eine Expedition an Land zu schicken. Der Grund für diesen Entschluss war die Tatsache, dass die Wasservorräte fast aufgebraucht waren. Ein passender Ankerplatz wurde gesucht. Sobald er gefunden war, verließ er in Begleitung einiger Seeleute das Schiff. In Kleinbooten ruderten die Männer in der Abenddämmerung an Land, so unauffällig wie möglich. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kam es zu einer Begegnung mit den Einheimischen. Eine Verständigung war nicht möglich. Am nächsten Morgen tauchten erneut die Maori auf. Alle Bemühungen mit den Eingeborenen zu sprechen, schlugen fehl. Jeder Versuch einer Verständigung scheiterte. Immer mehr Boote der Einheimischen näherten sich den Schiffen der Holländer. Als eines der Boote auf der Fahrt zu einem ihrer Schiffe angegriffen wurde und vier Matrosen dabei ums Leben kamen, befahl Tasman den Rückzug. Bestärkt wurde er in seinen Entscheidungen durch das Verhalten der Maori, die sich am Ufer versammelten, ihre Anzahl nahm zusehends zu, offensichtlich planten sie einen Angriff. Mit Sorge verfolgte Tasman ihr Vorgehen. Die Situation wurde immer gefährlicher für die Holländer. Unter dem Feuer ihrer Kanonen entfernten sich die Schiffe aus der Bucht, nahmen Zuflucht auf das offene Meer. Diese kriegerische Konfrontation verunsicherte Tasman. Er sah von weiteren Landgängen ab. Die Schiffe hielten bei ihrer Weiterfahrt einen gebührenden Abstand zum Festland. Die Faszination, die diese exotische Landschaft auf Tasman ausübte, ließ ihn das Erlebte nicht vergessen. Er setzte seine Reise fort. Neuseeland entzog sich seinem Blickfeld. Vielleicht wäre er noch in den undurchdringlichen Wäldern auf kümmerliche Reste der Riesenvögel gestoßen, vielleicht waren sie aber bereits endgültig alle verspeist worden. Der Fleischüberfluss, den ein Moa bietet, blieb in der Erinnerung, war sicherlich durch den Fleisch-Mini-Happen einer Pazifischen Ratte ersetzt worden. Bestimmt war schon der letzte Moa zu diesem Zeitpunkt in den Mägen der Maori verschwunden.

    In „Tausend und einer Nacht" wird über die Abenteuer des Seefahrers Sinbad berichtet, die zu den ältesten Märchensammlungen dieser Welt gehört. Wie kluge Köpfe herausgefunden haben, ist der Name indoiranisch-persischen Ursprungs und bedeutet Wind des Sindh oder Herr des Sindh. Mit Sindh wird der gewaltige Strom Indus bezeichnet, der einer der wichtigsten Flüsse Pakistans und des indischen Subkontinents ist. Er stellt eine Seeverbindung dar zu den vielen islamischen Ländern. Die Wurzeln der vielen Geschichten liegen im 9. und 10 Jahrhundert, gehen auf die Erzählungen vieler Seefahrer vieler Kulturen zurück. Der Vogel Rock aus Sindbads Berichten über bestandene Abenteuer ist der Elefantenvogel, der auf Madagaskar seit Urzeiten zu Hause war. Der italienische Reisende Marco Polo, der viele Jahrzehnte am chinesischen Kaiser-Hof verbrachte und dort zu höchstem Ansehen gelangte, ist diesem Riesenvogel leibhaftig begegnet. Zumindest lebte der Elefantenvogel tatsächlich noch im 13. Jahrhundert. Wie kluge Köpfe ermittelten, rottete der Mensch den mächtigen, nicht flugfähigen Vogel nicht aus, sondern akzeptierte dessen Gegenwart, seit es Menschen auf dieser Insel gibt. Vielleicht hatten die Elefantenvögel bei den ersten Begegnungen mit dem Menschen die Erfahrung gemacht, dass es besser war Abstand zu ihm zu halten oder ihm aus dem Wege zu gehen. Zumindest lebte der Elefantenvogel tatsächlich noch im 13. Jahrhundert, manche behaupten bis in die Neuzeit. Nun sind diese kolossalen Vögel nur noch Legenden. Bis über drei Meter hoch sollen sie gewesen sein und ein Gewicht von 400 Kilogramm auf die Waage gebracht haben. Kompakter als die Moa waren sie, wobei die Höchsten der Elefantenvögel der Moa noch überragt haben sollen. Wissenschaftler sind überzeugt, dass es noch Ende des 19. Jahrhunderts Elefantenvögel auf Madagaskar gab. Bis in die Gegenwart werden Knochen und Eierschalen dieser imposanten Vögel auf Madagaskar entdeckt. DNA-Analysten bestätigen die Vermutung, dass die Elefantenvögel die engsten Verwandte der Moas sind und nicht die der afrikanischen Strauße. Überlebt hat aus dieser Vielzahl der Laufvögel nur der Kiwi auf Neuseeland. Wie die Moas so wurden auch die Elefantenvögel gejagt. Die letzten Exemplare dieser Gattung konnten sich ihren Verfolgern entziehen, indem sie Unterschlupf in den dicht bewachsenen Wäldern fanden. Über die Besiedlung Madagaskars haben viele kluge Köpfe unterschiedliche Theorien und Spekulationen aufgestellt. Es wird erzählt, dass die Ur-Einwohner Madagaskars nicht aus dem nahe gelegenen Kontinent Afrika gekommen seien, sondern aus dem fern gelegenen Südostasien. Die Mythen und Legenden nennen als erste Siedler ein hellhäutiges Zwergenvolk. Noch jetzt existieren Gerüchte, dass dieses Zwergenvolk, verborgen in den undurchdringlichen Wäldern dieser großen Insel, jeden menschlichen Kontakt zu Fremden meidend, einsam und nur auf sich gestellt ein Dasein fristet wie vor langer, langer Zeit und noch immer den Ahnenkult ausübt. Ein äußerst langer und entbehrungsreicher Weg lag vor den Ahnen der ersten Siedler. Sie durchquerten den Indischen Ozean. Das ist eine Reise von etwa fünftausend Kilometern. Sie legten ihr Schicksal in den Wind des äquatorialen Ost-West-Stromes. Der Wind und die Strömung trieben sie nach Madagaskar. In diesem Paradies mit seinen immer grünen Regenwäldern fühlten sie sich wohl. Viele Pflanzen und Tierarten gab es nur auf dieser großräumigen Insel. Es war nicht nur die Heimat der Elefantenvögel, sondern auch der Lemuren, den Vorfahren der Menschenaffen.

    In den Augen des jungen Mannes nehmen die Lemuren Gestalt an. Sie bilden eine gesonderte Gruppe der Primaten, zählen zu den Halbaffen, sind nur auf Madagaskar anzutreffen. Fast alle der einhundert Arten leben auf Bäumen, bestreiten ihren Lebensunterhalt als Pflanzenfresser oder als Allesfresser wie der Mensch. Noch vor vielen hundert Jahren soll es Riesenlemuren gegeben haben. Größer als ein Gorilla sollen sie gewesen sein. Die Lemuren sind Nacht aktive Tiere, haben große Augen in einem rätselhaften und rätselvollen Gesicht. Versteckt leben sie in den immer grünen Regenwäldern, von den Menschen kaum bemerkt. Nur die Busch-Fleisch-Jäger sind ihnen auf der Spur, töten sie, um ihr Fleisch gewinnbringend verkaufen zu können. Die Regenwälder werden abgeholzt. Dort, wo sie einst zu Hause waren, entstehen Siedlungsgebiete mit Ackerland.

    Wie überall auf der Welt vermehrt sich die Bevölkerung rasant, beansprucht immer mehr Lebensraum, den sie den Tieren raubt ohne Skrupel. Das Profil Madagaskar soll auch in der Neuzeit Veränderungen unterworfen gewesen sein, ohne Zutun des Menschen. Jetzt wissen die Menschen, dass der Wechsel des Klimas einschneidende Veränderungen der Umwelt verursacht. Zu allen Zeiten traten solche Veränderungen auf. Nur kommen in der heutigen Zeit die Abfall-Produkte der Menschen erschwerend hinzu. Dieser Müll versetzt dem Blauen Planeten den Todesstoß. Den Endgültigen! Davon ist der junge Mann überzeugt. Die großgewachsenen Lemuren, die sicher tagaktive Tiere waren, hat der Mensch auf dem Gewissen. Diese Erkenntnis ist für den jungen Mann ohne Probleme nachvollziehbar. Sie boten eine riesige Menge Fleisch, die leicht gewinnen werden konnte, vergleichbar mit der Jagd auf den Elefantenvogel. Sehr langsam und gemächlich bewegten sich diese Halbaffen, vermochten sich nicht gegen ihre Angreifer zu wehren. Sie sollen sich sehr langsam fortgepflanzt haben, ermittelten die Wissenschaftler. Auf einer Insel, auch wenn sie verhältnismäßig großräumig ist, haben große Tiere kaum Ausweichmöglichkeiten. Diese Voraussetzungen führten mit der Zeit dazu, dass diese großen Tiere wie der Elefantenvogel und das madagassische Fluss-Pferd nunmehr ausgestorben sind, weil sie von den Menschen schlicht und einfach verspeist wurden. Der junge Mann erinnert sich gehört und gelesen zu haben, dass die Armut auf Madagaskar weit verbreitet ist. Millionen von Menschen werden von Existenz-Ängsten geplagt, sind schlecht ausgebildet, häufig Analphabeten, haben keine Zukunft, keine Perspektive. Erst kürzlich informierte das Internet den jungen Mann, dass 90 % der Wälder abgeholzt worden seien. Vor allem werden Edel-Hölzer illegal wie Erdbeeren geerntet, trotz Verbot exportiert, verschifft in alle Welt, heimlich, im Verborgenen, aber offensichtlich jedem bekannt und von allen geduldet. Die Regenwälder bieten den Lemuren die Existenz-Grundlage. Nur auf Bäumen leben und gedeihen sie. Neben der kriminellen Abholzung der Edel-Hölzer erfolgt die Gewinnung von Ackerboden durch Brandrodung. Die Ärmsten der Armen benötigen Land, um Reis und Gemüse anzubauen. Es hilft nicht, wenn aufgeschlossene und gebildete Menschen darauf hinweisen, dass die Lemuren seit mehr als 50 Millionen Jahren auf der Insel leben und die einheimische Bevölkerung erst seit wenigen tausend Jahren. Seit der Mensch auf der Insel anwesend ist, reißt er den Lebensraum der Tiere an sich, Stück um Stück, vernichtet ihn, um seinen Lebensraum zu erweitern und zu vergrößern. Vielleicht hatten sogar einige Wenige den Gedanken, vielleicht sogar auch den Entscheidungsträgern vorgeschlagen, die noch übrig gebliebene Pflanzen- und Tierwelt zu bewahren, unter Schutz zu stellen, nicht nur für die Nachwelt, sondern aus geschäftlichen Erwägungen heraus. Dieses einmalige noch in kümmerlichen Resten und Relikten bestehende Paradies als Oase und Museum für Touristen zu nutzen. Geschickt und professionell aufbereitet, könnte dieses Projekt ein Magnet sein, der unzählige Touristen magisch anzieht, in das Land lockt, Geld in die Kassen spült. Der junge Mann denkt nach, überlegt, schon hat er einen passenden Slogan gefunden. „Nur hier gibt es immergrüne Regenwälder mit Pflanzen aus längst vergangener Zeit! Nur hier existieren Lemuren, lebendige Zeugnisse aus ferner Vorzeit. Diese Sehenswürdigkeiten sind unser Reichtum. Oder? Der junge Mann sucht nach weiteren Formulierungen. „Wir brauchen keinen Eiffelturm, keine Freiheitsstatue, keinen Buckingham Palace, unser Highlight sind die Lemuren! Der junge Mann kann sich von dem Gedanken der Vermarktung Madagaskars nicht trennen. Überall auf der Welt werden Mythen und Traditionen der Urbevölkerung dem zahlenden Touristen feilgeboten. Das sollte auch hier geschehen. Sicher ist es schon längst passiert. Der Mensch kann nicht so schnell denken, wie sich die Ereignisse in der Welt verändern. Was jetzt aktuell ist, ist in der nächsten Sekunde, Zehntelsekunde bereits veraltet. Nichts Schlimmeres gibt es in der Politik als Seuchen, Krisen, Revolten, Kriege. Solche Slogan der Mächtigen wie „Bessere Zeiten werden auf uns zukommen. Doch bis es so weit ist, müssen wir uns noch gedulden, noch warten! Aber wir sind auf dem besten Weg! Die am wenigsten warten, sind Diejenigen, die diese Sprüche in die Welt setzen, in die Welt posaunen, die damit ihre ihnen ausgelieferte Bevölkerung ruhig stellen wollen. Der junge Mann lächelt. Wieder fällt ihm sein Lieblingsdichter ein, der da sagte: „Öffentlich predigten sie Wasser und heimlich tranken sie Wein. Wenn die großen Tiere von der Erdoberfläche verschwinden, wird es zumindest von den Menschen bemerkt, die sich für Tiere, besonders für große Tiere interessieren, begeistern und gegen das Auslöschen der Spezies protestieren. Die vielen kleinen und kleinsten Tiere, deren Existenz von der Menschheit gar nicht wahrgenommen wird, abgesehen von einigen Wissenschaftlern, die berufsbedingt nunmehr beschwörend ihre Stimme erheben und verkünden, dass mit dem Aussterben einer Spezies die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme auf der Erde negativ beeinträchtigt wird. Viele Menschen dieser Erde, die an der Erhaltung der Natur interessiert sind, weisen immer wieder darauf hin, und das schon seit Generationen, dass unser Blauer Planet erheblich geschwächt wird, sobald Tiere und Pflanzen unwiederbringlich verloren sind. Nur das Zusammenwirken aller Arten innerhalb eines Ökosystems erhält dieses am Leben, verleiht ihm Funktionskraft, garantiert saubere Luft, sauberes Wasser, ist für die Erhaltung des Klimas verantwortlich. Dem Menschen muss klar und bewusst sein, dass auch seine Existenz von seiner Umwelt wie die aller Tiere und Pflanzen abhängig ist. Nur darüber reden, ist kein wirksamer Beitrag. Handeln statt Reden muss die Devise sein. Selbst die Tiere, die noch am Leben sind, werden in naher Zukunft verschwinden, wenn ihnen nicht mehr Lebensraum zur Verfügung gestellt wird. Andere werden ausgelöscht werden, weil sie ein Territorium besiedeln, auf dem sie keinen Partner mehr finden oder weil sie sich veränderten Lebensbedingungen nicht mehr anpassen können. Wenn der Mensch die Lebewesen dieser Erde auslöscht, löscht er auch sich selbst aus, weil er den Ast am Lebensbaum absägt, auf dem er selbst sitzt. Zu dieser Erkenntnis sind die Menschen noch nicht gelangt, stellt der junge Mann ernüchternd und gleichzeitig erschreckt und höchst alarmiert fest. Der junge Mann greift zum Atlas, schlägt die Seite mit der Weltkarte auf, prüft. Schon viele Male hat er es getan. Dort in unmittelbarer Nähe zu Afrika befindet sich Madagaskar, die Heimat des Elefantenvogels und der Lemuren. Die nächsten Verwandten der Lemuren leben zurückgezogen in den noch verbliebenen Wäldern Indiens. Die Moas lebten einst am Rande der Welt, auf Neuseeland. Es gibt ein Sprichwort, dem jungen Mann fällt es beim Betrachten der Weltkarte ein, dass die Neuseeländer befürchteten, geradezu Angst hatten, dass ihre Heimat irgendwann einmal von der Weltkarte verschwindet, weil sie heruntergefallen ist. Und dass es keine Menschenseele bemerkt, niemand zur Kenntnis nimmt! Der nächste größere Nachbar heißt Australien, Fast 2000 Kilometer trennen die beiden Kontinente von einander, denn Neuseeland erhebt den Anspruch ein selbständiger Kontinent zu sein und nicht nur eine einfache, schlichte Insel. Die dafür Zuständigen haben dafür auch Kriterien herausgefunden, herausgearbeitet, die wirksam unterstreichen, dass Neuseeland ein Kontinent ist und keine Insel wie die vielen anderen im Südpazifik. Für den jungen Mann ist es unerheblich, ob Neuseeland eine große Insel ist oder ein sehr kleiner Kontinent entsprechend der von den Befürwortern aufgezählten Kriterien, die in seinen Augen nur dazu dienen, um deren Anspruch, einen Kontinent vor sich zu haben, zu erfüllen. Auf diesem weitflächigen Riesen-Ozean soll einst der von Sagen und Mythen umwobene riesigen Südkontinent Mu gelegen haben, der in grauer Vorzeit untergegangen ist. Diesen Gedanken findet der junge Mann immer wieder faszinierend. So könnte es gewesen sein! Warum nicht? Die Wissenschaftler streiten sich. Jede Meinung trifft auf eine Gegen-Meinung. Er kann sich lebhaft vorstellen, dass es einen solchen Südkontinent gegen hat. Australien, Neuseeland und die unzähligen kleinen und kleinsten Insel sind der Rest, der von diesem Super-Kontinent übrig geblieben ist. Vielleicht sind die kleinen und kleinsten Inseln Relikte einst hoher und höchster Berge und Gebirge. Ist doch möglich! Vieles ist möglich, was lange Zeit unmöglich war. Bildhaft sieht der junge Mann ihn vor sich: den Urkontinent Gondwana. Von ihm löste sich Neuseeland und Australien und die vielen kleinen und kleinsten Inseln, konnten ein Eigenleben führen, ihre eigene Flora und Fauna entwickeln. Unter dem Kontinent Neuseeland rumort es. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass zwei tektonische Platten sich in den Mini-Kontinent teilen, auch dafür sorgen, dass immer wieder Vulkane ausbrechen, dass viele heiße Quellen das Land speisen und Schwefel-Geruch in der Luft liegt. Genau weiß der junge Mann, welche Kontinente von dem Super-Kontinent Gondwana übrig geblieben sind. Immer wieder hat er sich die Frage gestellt, was mit den Landmassen geschah, die keiner der namentlich bekannten Kontinente beanspruchte? Wo ist diese Landmasse abgeblieben? Untergetaucht! Im Ozean verschwunden! Ohne Spuren zu hinterlassen! Für immer verloren? Der junge Mann bezweifelt die vielen Thesen und Theorien, die im Umlauf sind. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. So viel haben inzwischen viele kluge Köpfe bestätigt und versucht es unter Benutzung vieler Fakten zu beweisen. Er will sie nicht heraus graben und auf ihre Glaubwürdigkeit hin abklopfen, prüfen. Immer wieder gelangt er zu der Erkenntnis: So könnte es gewesen sein. Muss es aber nicht. Denn es könnte auch so gewesen sein! Vieles ist rätselhaft, taucht ab im Nebel der Erdgeschichte, fällt der Vergessenheit anheim. Diese von vielen klugen Köpfen verbreitete Ansicht akzeptiert er ohne wenn und aber. Einst soll es drei Kontinente gegeben haben. Charakteristisch für alle drei war, dass auf ihnen ein hoch entwickelte menschliche Kultur gelebt haben soll, die ihr Wissen, wenn auch nur äußerst lückenhaft, der Nachwelt überliefern konnte in Form von Sagen, Mythen und Legenden, die eine märchenhafte, wunderschöne, bezaubernde, verzaubernde und fantastische Welt der Nachwelt überlieferten. Diese drei in den Wellen der Ozeane versunkenen Erdteile heißen Atlantis, Mu

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