Senfbrote
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Über dieses E-Book
Als 13-jähriger zieht Sascha von Bornheim mit seiner Familie nach Marokko.
Was sich nach Urlaub anhört, entpuppt sich schnell als eine Hölle, in der Hunger, Depression und Vernachlässigung nur noch von der absurden Dummheit seiner zynischen Eltern übertroffen werden.
Es ist eine Geschichte voller Wahnsinn, Verzweiflung und Dunkelheit.
Aber es ist auch die Geschichte eines persönlichen Erwachens.
Sascha von Bornheim
3 Questions for Sascha von Bornheim: Q: You can take one item with you to a deserted island. What is it? SvB: A boat. Q: Why? SvB: Well, it's an island. I assume it's surrounded by water. Q: You can't get off the island. The point of the question is to find out what you'd take with you if you had to stay there permanently. SvB: A gun. Q: You would shoot yourself? SvB: Evidently. I mean, the island is deserted. Who else am I going to shoot? Rick James? Oh wait, he's already dead. Now, I didn't know him personally, but I think the cocaine might have had something to do with it. It's a hell of a drug. Q: If you could have dinner with one famous person from history, who would it be? SvB: Einstein, Hitler, Aristotle... all such obvious choices, so I must say 'no' to them. Plus, I'd want to have some fun... so I guess I'd have dinner with Jesus. Q: Jesus? How is that fun? SvB: He had a fondness for wine and his wife was a hooker. Use your imagination. Q: Why do you write so much about death? SvB: It fascinates me. We all get to experience it, no matter who we are. Death is the one constant thing in our lives, time and space mean nothing to it. It comes to us all. And yet, no one has lived to tell the rest of us about it... what's it like? I for one believe that we simply cease to exist, but the concept of not being at some point in time when I am clearly here right now is difficult to grasp, and maybe a bit scary. I guess I'll just have to live forever. ***** Sascha von Bornheim was born in Bonn, Germany in 1978 and resides in Montreal, Canada. He is a member of the International High IQ Society and The Brights.
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Buchvorschau
Senfbrote - Sascha von Bornheim
Sascha von Bornheim - Senfbrote
Text Copyright 2013 - Sascha von Bornheim
Cover photograph by Keirn O'Connor, released under Creative Commons Share-Alike 2.0 Generic license. You may use this image, modified or as-is, as long as you include an attribution to the photographer.
Smashwords Edition
ISBN: 9781301919147
Sascha von Bornheim
SENFBROTE
Einleitung
Im Jahre 1991 emigrierten meine Familie und ich von Deutschland nach Marokko. Ich sah das zuerst als eine Erlösung von meinem öden Schul-Alltag, aber es wurde schnell zu einer Hölle, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können.
Ich brauchte eine lange Zeit um wieder auf die Beine zu kommen, und das ist der Grund für dieses Buch: Schreiben hat mir geholfen, den ganzen Mist mal aus meinem System zu bekommen.
Es war eine Reise durch Armut, Entbehrung, Depression, Hoffnungslosigkeit und Wahnsinn, doch das ist jetzt lange her.
Ich habe Marokko schon lange hinter mir gelassen; es ist an der Zeit, das es mich auch verlässt.
Filmblut
Ich wurde im Frühling 1978 geboren, in Bonn, der damaligen Hauptstadt der BRD. Ich wuchs in einem kleinen Dorf namens Brenig auf, nicht weit von Bonn. Meine Eltern und meine Schwester Vanessa, die vier Jahre jünger ist als ich, lebten in einer Wohnung die auf der gleichen Strasse war wie die meiner Grosseltern (auf Seite meines Vaters), was dazu führte, das ich oft ‘drüben’ war. Meine Oma hatte immer Bonbons und Schokolade, und ich spielte gern mit meinen kleinen Matchbox Autos auf ihrem Wohnzimmer Teppich. Samstags guckten wir immer einen Film; früher gab’s halt auf der ARD immer einen Spielfilm nach der Tagesschau, danach die Lottozahlen, und danach musste ich ins Bett. Damals gab’s noch keine Werbepausen mitten im Film, und ich mochte die alten Dinger mit John Wayne oder Kirk Douglas die meistens gesendet wurden. Meine Oma sagte immer, das in den Western niemand richtig erschossen wird, das Blut sei ja nur Ketchup. Ich sagte ihr immer das es Filmblut wäre, aber sie akzeptierte das nie: es war Ketchup, basta. Sie wuchs während dem Krieg auf, ich denke dass sie deshalb kein Blu-- ich meine, Ketchup sehen konnte. Und doch arbeitete sie in einem Krankenhaus...
Nun ja, mein Leben war glücklich, ich war eben ein typischer kleiner Junge, mit seinen blutenden Knien und Träume von einer Rennfahrer-Karriere, oder noch besser, Stuntman wie Lee Majors in ‘Ein Colt für all Fälle’! Ich kann mich noch genau an die Szene im Vorspann erinnern, wo Heather Thomas im Bikini durch diese kleine Tür kommt...
Meine Welt war heil, und Sorgen hatte ich keine.
Aber dann ließen sich meine Eltern scheiden. Ich war etwa sechs Jahre alt, und dann mussten meine Mutter Silvia, Vanessa und ich bei meinem Vater ausziehen. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke war das eigentlich ganz gut so: die Zwei passen nämlich nicht zueinander, und ich glaube sie heirateten nur weil Silvia mit mir schwanger war. Damals aber war es ein Schock für mich, meine Welt veränderte sich schlagartig. In den nächsten Jahren zogen wir andauernd um, ich wechselte die Schule bestimmt fünf oder sechs mal bevor ich 12 war.
Als ich mit dem Gymnasium anfing lebten wir in Troisdorf, einer Kleinstadt in der Nähe von Bonn. Wir hatten eine ordentliche Wohnung, in einem Haus das einem Herrn Scheulen gehörte. Ich ging zur Schule, holte nachmittags meine Schwester vom Kindergarten (und später aus der Grundschule) ab, und dann machte ich uns Abendessen. Silvia arbeitete irgendwo, genau wo weiss ich nicht mehr.
Herr Scheulen war nicht nur Hausbesitzer und Friseur, sondern auch, wie er es uns bei jeder Gelegenheit (und auch zwischendurch!) fröhlich mitteilte, im Kirchenchor!
Ich habe eine persönliche Auszeichnung von Kardinal Meissner für meine Dienste!
Scheulen war sein ganzes Leben lang im Chor gewesen, und mächtig stolz auf diese umwerfende Leistung. Seine betont freundliche, jedoch auch herablassende Art nervte mich tierisch, und ich versuchte ihm aus dem Weg zu gehen. Ich denke das er Silvia, eine allein erziehende Mutter, einfach nicht richtig leiden konnte, und uns mit etwas Mitleid betrachtete. Na ja.
Silvia hatte viele Freunde in der Gemeinde, und die Kirche stand gleich auf der Strasse hinter uns. Es war ein modernes Gebäude, aus roten Ziegelsteinen. Es hatte ein enttäuschend niedriges Dach; ich glaubte das alle Kirchen einen hohen Turm haben müssten, sonst sind sie keine richtigen Kirchen! Sonntags musste ich immer zur Messe gehen, Silvia schickte mich immer da hin, obwohl sie selbst selten ging. Ich fand das ganze stinklangweilig und schlief öfters ein. Einmal sagte der Priester, ein junger Mann mit dennoch grauen Haaren, mitten in der Messe das ich zu Hause bleiben sollte zum schlafen. Ich war da ganz seiner Meinung. Das Einschlafen war ja auch nicht wirklich meine Schuld: deutsche Kirchen sind nun mal eben langweilig. In den USA singen und klatschen die Leute und haben Spass, aber in Deutschland hat noch nie jemand in einer Kirche gelacht. Die Leute nehmen das halt alles viel zu Ernst; Jesus ist für uns verreckt, kam dann ein paar Tage später wieder, und deshalb gibt’s jetzt diese kleinen goldenen Schokolade-Hasen an Ostern. Wie kann man so was ernst nehmen?
Mit der blöden Kirchengruppe musste ich auch mal nach Österreich in den Urlaub fahren. Das war so ein Gemeinde-Urlaub für die Kinder aus der Nachbarschaft, und es war etwa genau so ätzend wie man sich einen Kirchen-Kinder-Urlaub vorstellt. Wir wohnten da auf einem Bauernhof, irgendwo in der tiefsten Pampa, und Silvia war auch als Aufpasserin mitgekommen. Das machte das Ganze natürlich nur noch schlimmer für mich, denn das einzig ätzendere als einen Urlaub mit der Kirche ist ein Urlaub mit der Mutter. Die anderen Kinder, die ich nur aus der Kirche kannte, konnten mich also von vornherein nicht leiden. Silvia und die anderen Kirchen-Blockwarte dachten sich nämlich andauernd irgendwelche Spiele
aus, die uns Kindern ja Spass machen sollten. Aber irgendwie waren diese Spiele immer gleich: wir mussten irgendwo im Wald oder auf der Heide rumlaufen, und das war’s dann. Spass sieht anders aus, aber was soll man von Leuten die nicht mal ordentlich fluchen denn auch erwarten?
Das einzig Schöne an das ich mich in Österreich erinnere war eine kleine Go-Kart Bahn, auf der ich mein gesamtes Taschengeld ausgab. Ich hatte immer schon Rennfahrer werden wollen, das war mein Traum. Ich konnte lesen bevor ich zur Schule kam, weil ich immer in den alten Rallye&Racing
Zeitschriften meines Vaters herumblätterte. Ich wusste alles über Autos, und die kleine Go-Kart Strecke war wie ein kleines Paradis in diesem ansonsten langweiligen Urlaub. Die anderen Kinder mochten die Karts nichts, und so fuhr ich oft ganz alleine, und grinste dabei wie ein Bekloppter. Aber ich hatte Spass!
Abends gab es auch manchmal Spiele, unten im grossen Saal des Bauernhofs. Wir waren bestimmt 30 Kinder, und wir mussten dann immer in einem grossen Kreis auf dem Boden sitzen, während einer der Erwachsenen sich irgendeinen Mist ausdachte den wir jetzt zu tun hätten, denn das wäre ja so schön. Für Jesus!
Eines Abends sagte meine Mutter zu mir das ich mal rausgehen solle, und erst in ein paar Minuten wieder reinkommen soll. Das war ein neues Spiel, und ich musste als Erster dran kommen. Ich wusste nicht was sie geplant hatte, aber ich ging raus. Als ich wieder rein kommen durfte stand in der Mitte des Kreises ein Stuhl. Da musste ich mich drauf setzen. Meine sogenannte Mutter sagte mir dann, vor all den anderen Kindern, das dies mein Rennwagen wäre, den einzigen, den ich je haben würde. Sie sagte mir das es ein ‘Klorarri’ wäre, und das ich jetzt Rennwagen-Geräusche nachmachen sollte. Die anderen lachten natürlich alle, besonders die Erwachsenen. Nach ein paar Augenblicken, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, stand ich auf und lief nach oben und versteckte mich in meinem Bett. Ja, meine eigene Mutter hatte mich vor der ganzen Gruppe blamiert, nur um einen billigen Witz auf kosten eines neunjährigen zu machen.
Dieser ganze verdammte Urlaub dauerte nur zwei Wochen, aber es kam mir vor wie zwei Monate. Wenn ich damals nur geahnt hätte was noch auf mich zukommen würde...
Driss und anderer Mist
Mein Leben ging so weiter; Schule, Essen für mich und meine Schwester machen, schlafen gehen. Aber dann traf Silvia, die zwischenzeitlich mit dem spiessigen Organist der Kirche was hatte, einen neuen Mann. Diese Kreatur war klein, dick, und ausserdem dunkel braun, was mich nicht störte, ihn aber sehr zu belasten schien. Er beteuerte immer wieder, das er weiss wäre. Er war auch nicht gerade schön, sein Gesicht erinnerte an eine Mischung zwischen einem schwer drogensüchtigen Julio Iglesias und Muammar Gaddafi, und er war 10 Jahre älter als Silvia. Ausserdem war er Kettenraucher, trank viel, und ging gerne ins Casino. Silvia verliebte sich dennoch schnell in ihn, und er zog bald in unsere kleine Wohnung ein. Er erzählte mir in ziemlich miserablem deutsch das er bereits 20 Jahre in Deutschland verbracht hätte, und das er Geschäftsmann wäre. Er sagte das er mehrere Restaurants in Berlin besitzt und verwaltet hätte, aber das er durch Pech alles verloren hätte. Ich nannte ihn