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5447 Tage Im Schatten vom Paradies: Ein nicht ganz moralisches Leben
5447 Tage Im Schatten vom Paradies: Ein nicht ganz moralisches Leben
5447 Tage Im Schatten vom Paradies: Ein nicht ganz moralisches Leben
eBook203 Seiten2 Stunden

5447 Tage Im Schatten vom Paradies: Ein nicht ganz moralisches Leben

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Über dieses E-Book

Wenn man ein Arschloch war und die Erkenntnis kommt: "Hey, komm mal wieder back to the roads" und es auch tut, dann hat man eine Entwicklung erlebt.
Die Persönlichkeit eines Menschen entwickelt sich in den Tälern, die man im Leben durchwandert und nicht dann, wenn man versucht von Gipfel zu Gipfel zu springen.
Eine Station in meinem Leben, der Knast im "Paradies" Bali.
Als Drogenschmuggler zu 15 Jahren Haft verurteilt. Meine Geschichte beginnt 1960 in Berlin.
Ich war vieles in meinem Leben: Loser, Friseur in Stuttgart, Fremdenlegionär, Discobesitzer in Ungarn, Schlagersänger auf Mallorca, Biergartenbesitzer in Pattaya. Heute bin ich Strafgefangener in einem der berüchtigtsten Gefängnisse der Welt ̶̶̶̶ im Schatten vom Paradies ̶̶̶̶ dem Hotel K., Bali Prison.
Das ist meine Geschichte...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum27. Mai 2020
ISBN9783347078789
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    Buchvorschau

    5447 Tage Im Schatten vom Paradies - Patrick Naumann

    Erste Grenzerfahrungen

    Plötzlicher Kindstod im Westen, Eierlikör im Osten

    Meine Mutter kam aus der ehemaligen DDR. Dennoch kündigte ich, unter dem Einsetzen der Wehen, am 5. September 1966, in dem schönen Ludwigsburg nahe Stuttgart, mein Kommen an. Ich verließ nun zum ersten Mal meine gewohnte Umgebung und erblickte als uneheliches Kind das grelle Licht der Lampe im Kreißsaal. Für manche ist es das Licht der Welt, aber es ist nur eine Lampe. Diese Einsicht sollte mir auf meinen späteren Mallorca-Auftritten helfen ruhig zu bleiben, als Hunderte Lampen mich anstrahlten und der ein oder andere Schlüpfer auf der Bühne landete. Aber wie schaffte ich als Kind nun damals schon Grenzen zu überwinden?

    1960 ging meine Mutter zur Jobsuche in den Westen, genauer gesagt nach Westberlin. Was jedoch keiner ahnen konnte, es sollte für sie kein Zurück mehr geben. Obwohl nach Ulbricht - niemand vorhatte eine Mauer zu errichten -, war sie im August 1961 hoch und lang genug, um ein 72- Millionen-Volk zu trennen. Der Eiserne Vorhang war nun zu und meine Mutter hinterließ zwei Kinder mit all ihren Verwanden in der Obhut des Sozialismus. Ein neues Leben im reichen Kapitalismus, in dem das Wirtschaftswunder schon tobte, sollte entstehen. Und so erblickte ich fünf Jahre später, als Westdeutscher das Leben. Zufall oder nicht, mein Leben sollte später häufiger, Grenzerfahrungen machen. Nur hatte ich nicht immer das Glück auf der richtigen Seite einer »Mauer« zu stehen.

    In jungen Jahren hingegen, war es für mich immer ein Abenteuer meine ostdeutschen Verwandten zu besuchen. Als ich zwischen vier bis sechs Jahre alt war, war ich mindestens zweimal im Jahr in der Ostzone, so nannte man früher die DDR auch. Das war immer sehr aufregend für mich. So wie ich es mit Kinderaugen sah, war es gut, dass ich im Westen aufwachsen durfte. Es war alles so schmutzig und es gab nicht viel. Es war überhaupt alles anders bei meinen Verwandten, meinen Geschwistern, Tanten und Onkels, aber alle waren immer super freundlich zu mir.

    Ich war etwas Besonderes in ihren Augen, da ich aus dem Westen kam. Und so stand ich damals schon im Rampenlicht, genoss die Party zu Vita oder Stern Cola und ab und zu durfte ich auch mal am Rotkäppchen-Sekt oder ihrem selbstgemachten Eierlikör nippen, den sich die Erwachsenen teilten. Ich hatte ja in dem Alter noch keine Ahnung was DDR und BRD bedeutete. Nur dass die Fahrt lange dauern würde, man eine Grenze überqueren musste mit düsteren Volkspolizisten und meine Mutter mir immer einbläute nicht zu lachen, obgleich die Grenzpolizei ein Lächeln bitter nötig gehabt hätten. In späteren Jahren schenkte ich Ihnen ein Lächeln, zum einen um meine Schmuggelabsichten zu kaschieren und zum anderen aus Erleichterung, wenn alles danach gut ging und ich wieder gen Westen fahren durfte.

    Damals war ich aber noch ein ruhiges Kind. Zumindest die ersten neun Monate. Was mich fast mein Leben gekostet hätte. Meine Mutter erzählte mir, sie musste immer erraten wann ich Hunger gehabt hätte, da ich so gut wie nie geschrien habe. So auch an diesen Tag, an dem ich als neun Monate alter Säugling quasi gestorben bin.

    Nach Erzählungen meiner Mutter, war ich mal wieder überfällig mit Schreien und sie sah nach mir. Als sie mich in meinem Bettchen sah, erstarrte sie! Ich hatte schon ein blaues Gesicht und bewegte mich nicht. Sie riss mich aus dem Bett schüttelte und rüttelte mich. Sie schrie und rannte mit mir auf dem Arm aus der Wohnung. Wir wohnten im fünften Stock. Stufe für Stufe, Etage für Etage, rannte sie im engen Treppenhaus und schaute in mein totes Gesicht. Alles schoss ihr durch den Kopf, wie sie mir erzählte, bis sie auf einmal stehenblieb. Mein Gesicht bewegte sich wieder, sie bekam große Augen und ich fing zu husten, zu weinen und zu schreien an. Im Krankenhaus teilte man ihr mit, dass ich erstickt war und man einen Herzstillstand im Nachhinein festgestellt hatte. Den Treppen sei Dank, dass mein kleines Herz wohl wieder zu schlagen anfing. Ruhig war ich danach nicht mehr. Eher noch lauter. Vielleicht auch so ein Grund, warum ich später mein Glück als Schlagersänger versuchte - Fahrstuhl fahre ich bis heute nicht, wenn dann maximal metaphorisch, also mein Leben hindurch: auf und ab!

    Rübezahl und Himbeereis

    Meine Mutter lebte zu diesem Zeitpunkt mit einem Mann zusammen, mit dem sie drei Jahre vor meiner Geburt einer Tochter bekommen hatte, meine Stiefschwester.

    Dieser Mann war also nicht mein Vater, jedoch ließ man mich in dem Glauben und es gab auch keinen Grund das Gegenteil zu denken. Er nahm mich in den Arm, hatte mich lieb und ich hatte ihn lieb. Er verhielt sich so wie ein Vater sich seinem Sohn gegenüber verhält. Wir unternahmen viel. In Ludwigsburg gibt es das berühmte »Blühende Barock«, ein wunderschönes Schloss mit einem Märchengarten. Für mich war es ein ganz besonderer Ort. Alle Märchen waren dort dargestellt, von Hänsel bis Gretel im Knusperhäuschen bis hin zu Rapunzel. Dort stand ein Turm und man konnte von unten den bekannten Spruch rufen - und sagenhaft: Rapunzel lies wirklich ihr Haar herunter! Am meisten beeindruckte mich aber Rübezahl. Für meine Kinderaugen war es eine riesige dunkele Höhle, schier eine eigene Welt, in der ich mich festhaltend an der Wand vortastete. Man hörte klirrende, tropfende Geräusche, bis auf einmal eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit herausschallte: »Hoho, ich bin Rübezahl, der Berggeist!«

    Mit großen Augen erschrak ich, hatte aber keine Angst vor ihm. Im Gegenteil, ich freute mich, dass ich in der gleichen Stadt wie Rübezahl wohnte, obgleich ich in der Höhle mit ihm nicht hausen wollte.

    Die letzten Erinnerungen an meinen Papa zu dieser Zeit hatte ich an Weihnachten. Er schenkte mir eine Carrera-Autobahn. Wenn er von der Arbeit kam, spielten wir mit dieser und am Wochenende gingen wir mit der gesamten Familie einkaufen. Aus dieser Zeit habe ich gute Erinnerungen, aber leider trennte meine Mutter sich von ihm als ich drei Jahre alt war. Ich musste meinen Vater, Schwester und Rübezahl verlassen und zog mit meiner Mutter nach Stuttgart. Sie bekam in Stuttgart-Möhringen einen Job in einer Gaststätte, samt Unterkunft.

    Es war ein kleines Zimmer unter dem Dach des Hauses. Spärlich eingerichtet. Zwei Betten an der Wand, ein Waschbecken und ein Holzschrank. Die typische Tapete aus den 60ern durfte nicht fehlen. Beige Hintergrund auf dem tausende gelbe Blumenmotive rankten, die beim längeren ansehen in sich verschwommen und schwindelig machten. Von dem Dachfenster aus konnte man die anderen Dachfenster sehen.

    Für mich war es aber ein unheimlicher Ort. Man musste oft leise sein, aber die Dielen knarrten immer, selbst wenn man sich nicht zu bewegen schien. Generell hörte man immer irgendwelche Geräusche. Ich dachte immer an Gespenster. Selbst heute, nach 40 Jahren, kann ich mich an die intensive Angst von damals noch gut erinnern. Aber vielleicht lag es auch an der Tapete.

    Meine Mama arbeitete tagsüber in der Küche. Kindergärten waren zu der damaligen Zeit noch nicht so weit verbreitet, sodass ich mich meist selbst beschäftigte.

    Von der Gaststätte nicht weit weg gab es eine kleine Schmiede. Der Chef, ein älterer Mann, freute sich immer, wenn ich ihn besuchen kam und so war ich fast täglich dort. Es standen viele Eisenmaschinen herum, es war heiß und roch verbrannt. Regale mit einem Haufen interessanter Dinge, an die ich aber nicht ran durfte, machten den Platz noch kleiner als er vermutlich war. Ich saß auf einen Hocker und schaute mit großen Augen dem Meister bei der Arbeit zu. Zum Schluss durfte ich immer die Schrauben und Muttern sortieren. Die waren für mich etwas ganz Besonderes. Er schenkte mir welche, ich steckte sie in meiner Hosentasche und fühlte mich reich.

    Mein Geschäftssinn muss wohl schon damals ausgeprägt gewesen oder eben dort geweckt worden sein. Jedenfalls ging ich schnurstracks mit breiter Brust zu meiner Eisdiele. Der Italiener staunte nicht schlecht, als eine Hand sich den Tresen hochkämpfte und ich ihm auf Zehenspitzen stehend zwei Schrauben hinlegte. Ich wollte eine Kugel Himbeereis. Das war für mich der Gott unter den Eiskugeln, dunkelrosa mit Fruchtstücken, sahnig-cremig. Später sah man mir an, dass es mir schmeckte.

    In der Erwartung auf mein Himbeereis muss mir wohl, als er über den Tresen schaute, schon der Zahn getropft haben. Jedenfalls gab er mir die Kugel und ich ging stolz und mit neuem Plan nach Hause. Ich wollte die Eisdiele nun mit Schrauben und Muttern überschwemmen und mir so tausende von Kugeln Himbeereis kaufen. Am nächsten Tag erzählte ich stolz in der Schmiede von meinem Vorhaben. Der alte Chef lachte nur, strich mir übers Haar und gab mir 20 Pfennig. So viel kostete nämlich damals eine Kugel.

    Traktor, Flugzeug, Bus oder Liebe, Gürtel und Schmerz

    Wie es das Schicksal wollte, war die neue Heimat nicht von langer Dauer. Ich stand kurz vor meinem fünften Lebensjahr, sozusagen mitten im Leben und da hieß es wieder Abschied nehmen von Stuttgart-Möhringen, der kleinen Schmiede, der Eisdiele um die Ecke, von meinen Schrauben und Muttern, von meiner Himbeereisquelle.

    Toll fand ich den Tapetenwechsel nur wegen dem unheimlichen Zimmer. Nächster Halt: Weiler zum Stein in der Nähe von Winnenden. Diesmal in einem Zweifamilienhaus, zwar auch wieder unter dem Dach, aber da es eine Dreizimmerwohnung war, hatte ich ein eigenes Zimmer. Dazu bekam ich noch eine Oma. Sie wohnte im ersten Stock mit ihrem Mann. Er war ein alter Landwirt. Hier verbrachte ich einer meiner schönsten Zeiten in meiner Kindheit.

    Meine Mutter war nun im Außendienst bei einer Kosmetikfirma angestellt und viel unterwegs. In dieser Zeit passte die Oma auf mich auf. Wir backten zusammen Kuchen, schauten TV und spielten im Garten. Hin und wieder nahm mich ihr Mann mit aufs Feld. Für mich war er ein Held. Er redete zwar nicht viel, aber was er sagte war wichtig. Er steuerte diese riesigen Maschinen auf diesen endlosen Feldern. Das Einzige was er brauchte war sein Stofftaschentuch mit dem er sich ab und zu den Schweiß wegwischte. Ich durfte dann auch mal Traktor fahren und war natürlich stolz wie Oskar. Als wir vom Feld kamen fühlte ich mich selbst wie ein Held, wie ein Cowboy und freute mich auf das leckere Essen bei Oma, der ich aufgebracht meine Heldengeschichte erzählte. Sie hörte mir beim Aufdecken zu, schaute ihren Mann an und lächelte, nachdem sie sich mir wieder zurichtete und mich lobte. Es war eine wunderschöne Zeit, ich hätte nichts mehr gebraucht, keine Schule, kein Verreisen, keine andere Stadt, nur meine Oma, meinen Opa, mein Meerschweinchen, das ich mittlerweile hatte und vor allen Dingen, mein Stofftaschentuch, das ich wie Opa, jetzt aus meiner Tasche stolz raushängen lies.

    Doch wie ein Cowboy auch mal vom Pferd fällt, so sollte auch ich hart aufschlagen. Ich wurde mit sechs Jahren eingeschult und machte meine traurigste und schrecklichste Erfahrung zu dieser Zeit. Meine Oma verstarb! Ich wurde in eine Pflegefamilie gegeben.

    Wieder in eine neue Stadt ziehen, Schule wechseln, Umfeld ändern und alles zurücklassen. Eine neue Art von Kindheit sollte mir bevorstehen. Meiner Mutter blieb wahrscheinlich nichts anderes übrig, sodass sie das Jugendamt um Hilfe bitten musste. Wer sollte auf mich aufpassen?

    Eine Pflegefamilie wurde schnell gefunden. Ein Ehepaar mit einem Jungen, der in dem gleichen Alter war wie ich. Mein neues Zuhause sollte nun Schondorf werden. Vorab gab es ein erstes Treffen mit der Pflegefamilie. Der Mann hatte so viele Modellflugzeuge in der Wohnung, dass ich dachte er sei Pilot, aber er war nur Busfahrer und seine Frau Hausfrau. Zum Anfang lief alles gut und die Eingewöhnungsphase war soweit überstanden. Nach etwa zwei Monaten begann es aber mit den Misshandlungen. Erst war es nur, dass ich das, was ich an einem Tag nicht gegessen hatte, zum Beispiel Grießbrei, ich hasste Grießbrei, dass ich das am nächsten Tag wieder vorgesetzt bekam – so lange, bis es aufgegessen war. Am Wochenende durften wir beiden Jungs nicht vor neun Uhr aufstehen. Ich konnte es aber nicht verhindern, dass sich menschliche Bedürfnisse bemerkbar machten und musste auf die Toilette. So kam es, dass ich ins Bett machte und dafür meine erste Tracht Prügel erhielt. Im Winter wurde ich zur Strafe mit kurzer Hose zur Schule geschickt. Es war kalt und die anderen Kinder hänselten mich. Einmal kamen der Sohn und ich 15 Minuten zu spät vom Spielen heim. Ich kann mich noch erinnern, dass wir die Mutter anflehten nichts dem Vater zu sagen, der auf Spätschicht war. Sie versprach uns nichts zu sagen. Wir schliefen bereits als ich von einem Grölen und Gepolter wach wurde. Ich wusste noch gar nicht recht was los war. Die Türe wurde aufgerissen und wir aus dem Bett gezerrt. Schon spürte ich den Gürtel. Wir bekamen eine ordentliche Tracht Prügel. Weinen und Wimmern animierten ihn nur noch fester zuzuhauen. Sein Sohn jammerte leise, fast lautlos. Er war es schon gewohnt! Seine Mutter hatte uns natürlich verraten.

    Ich vermisste meine Mutter in dieser Zeit mehr als je zuvor und fragte mich, warum sie das zugelassen hatte. Auf Besuch fragte sie zwar nach meinen vielen blauen Flecken, aber gab sich mit der Antwort zufrieden, es sei beim Spielen passiert. Ein Jahr musste ich bei der Familie bleiben. Ein Jahr war ich ihnen ausgeliefert. Ich denke nur dem Umstand war es zu verdanken, dass meine Mutter noch einmal geheiratet hatte und ich so dort rauskam. Ihr neuer Freund, ein Angestellter bei einer Krankenkasse im mittleren Dienst, Beamter, meinte es besser mit mir. Statt Pflegefamilie sollte ich nun in einem Internat meine »Erziehung genießen«. Zu diesen Zeitpunkt war ich noch katholisch geeicht. Mit sieben Jahren ging nun meine Reise weiter. Statt nach Hause ging es in ein katholisches Wohnheim mit Nonnen. Gürtel haben die Nonnen nicht am Gewand, das wusste ich, aber sonst keine Ahnung was mich dort erwarten würde.

    Beten, Bertram, Umzug und Umtaufe

    Der Hölle in Schondorf entflohen, kam ich nun in die Obhut der katholischen Kirche. Dort gab es andere Prioritäten. Beten, beten und nochmals beten. Doch vorab lernte ich nebst der Hausordnung, dass es noch eine andere gab. Eine Hackordnung. Regel Nummer 1: Leg dich mit niemandem an, den du nicht selber umhauen kannst. Zuvor kam ich nie in solche Situationen. Generell hatte ich nach der Pflegefamilie von Gewalt ziemlich die Schnauze voll.

    Es gab verschiedene Kindergruppen, die nach Alter aufgeteilt waren. Ich war in die Gruppe der 7- bis 11-Jährigen eingeteilt. Jede Gruppe hatte seine Aufseherin. Meine hieß Schwester Elisabeth. Weiße Haube, graues Kleid. Eine ältere Frau. Sie hatte so viele Falten im Gesicht, dass ich nie sah, ob sie zufrieden war oder gar lächelte, wütend oder böse war. Einzig und allein an ihrem Ton oder ihren Augen konnte man kleine Gefühlsregungen erahnen. Streng war sie auf

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