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Ausbruch vor 50
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eBook182 Seiten2 Stunden

Ausbruch vor 50

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Über dieses E-Book

Claudia ist frustriert. In ihrer Ehe mit dem Millionär Beat kriselt es mächtig und ihr bevorstehender fünfzigster Geburtstag versetzt sie in Panik.
Während eines Urlaubs an der Ostsee spitzt sich die Ehekrise zu. Als Tochter einer italienischen Mutter liebt sie Sonne und Wärme. Deshalb schlägt ihr das kühle Wetter aufs Gemüt. Nach einem heftigen Streit verlässt sie im Zorn die Yacht.
Gleichzeitig lernt sie den Abenteurer Marek kennen, was ihre Welt in einem Gefühlschaos versinken lässt.
Sie bricht aus ihrer Ehe aus und flüchtet sich zu ihrer Cousine auf ein Weingut in der Toskana.
SpracheDeutsch
HerausgeberChiara-Verlag
Erscheinungsdatum7. Juni 2024
ISBN9783961273836
Ausbruch vor 50

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    Buchvorschau

    Ausbruch vor 50 - Ulla Garden

    Ausbruch vor 50

    Ulla Garden

    Impressum

    Copyright: Chiara-Verlag im vss-verlag

    Jahr: 2024

    Lektorat/ Korrektorat: Simon Schemp

    Cover: Hermann Schladt

    Verlagsportal: www.vss-verlag.de

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie

    Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

    Frust

    Missmutig und fröstelnd saß Claudia auf dem Sonnendeck ihrer Yacht, genauer gesagt, der Yacht ihres Schweizer Ehemannes Beat. Verächtlich schnaubte sie durch die Nase und brummelte vor sich hin: „Was heißt hier Sonnendeck? Wenn hier doch wenigstens mal die Sonne scheinen würde."

    Sie konnte die Vorliebe ihres Mannes für den Norden einfach nicht nachvollziehen. Als Tochter einer italienischen Mutter hatte sie früher alle ihre Urlaube unter südlicher Sonne verbracht. Ohne Sonne war es für sie einfach kein Urlaub.

    Vor einigen Tagen hatten sie in Barth an der Ostsee angelegt und Beat gefiel dieses kleine gemütliche Städtchen, dem Claudia so gar nichts abgewinnen konnte. Die Restaurants hatten sie mittlerweile alle durchprobiert und selbst sie musste zugeben, dass es in der Regel sehr gut geschmeckt hatte. Die wenigen, wenn auch sehr geschmackvolle, Geschäfte langweilten sie. Sie wusste einfach nichts mit sich anzufangen. Zum Lesen hatte sie keine Lust und als Beat eine Radtour, oder Velotour wie er es nannte, vorgeschlagen hatte, konnte sie sich auch dafür nicht begeistern. Gelangweilt schaute sie in die Ferne. Sowohl dieser beschauliche Ort mit dem grauen Wetter, als auch ihr stets auf ihr Wohl bedachter Ehemann, und vor allem die Enge auf dem Boot gingen ihr mächtig auf die Nerven. Sie überlegte ernsthaft ihre Sachen zu packen und in den Süden zu reisen. Er hatte gemeint, dass ein Urlaub zu zweit ihrem seit einiger Zeit angespannten Verhältnis gut tun würde und sie hatte dieser Reise widerstrebend zugestimmt.

    Sie seufzte und fragte sich, welcher Teufel sie wohl geritten hatte, diesen Mann zu heiraten. Er verehrte und liebte sie, aber sie meinte, dass sie keinerlei Gefühle mehr für ihn hegte, und dass wohl sein Geld sie damals gereizt haben musste. Ihre Einsamkeit und die Vorstellung, nicht mehr arbeiten zu müssen, waren ein gutes Argument. Sie redete sich ein, dass das seinerzeit so gewesen sein musste.

    Claudia seufzte erneut und beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen. Am Ende des Anlegers lagen einige Hausboote, die an Feriengäste vermietet wurden. Es war Samstag und damit Mieterwechsel auf einigen der Boote. Die neuen Mieter schlenderten über den Steg und begafften die dort liegenden Yachten und Segelboote. Claudia kam sich vor wie auf einem Präsentierteller. Wenn Beat an Bord war grüßte er die Leute freundlich und beantwortete ihre Fragen gerne, aber ihr war das immer nur lästig. Sie ging hinunter in die Kajüte und zog sich um. Als sie den Steg entlang schlenderte, fiel ihr ein, dass am Wochenende das Tor geschlossen war, und Beat den Schlüssel mitgenommen hatte, als er zu seiner Radtour aufgebrochen war. Der Yachthafen war in das Gelände einer Werft integriert und wenn dort nicht gearbeitet wurde, war das Tor verschlossen.

    „So ein Schwachsinn", murmelte sie vor sich hin und ging wieder zurück, allerdings noch bedeutend schlechter gelaunt als auf dem Hinweg. Sie lief an ihrer Yacht vorbei bis an das Ende des Stegs. Ihr waren schon seit Tagen die Masten eines alten Schoners aufgefallen, hatte das Schiff aber für ein Museumsschiff gehalten. Sie blieb stehen und las das große Plakat, das an dem Schiff angebracht war. Dort wurden, von halbtags bis mehrtägig, verschiedene Touren auf dem alten Schiff angeboten. Sie nahm ihr Smartphone zur Hand und fotografierte das Plakat, denn sie wollte sich das später im Internet genauer ansehen.

    Nachdenklich stand sie neben dem Schiff, als ein Mann an Deck erschien. Er war dunkelhaarig, schlank und sportlich, wirkte aber etwas ungepflegt. Sie schätzte ihn auf Ende dreißig. Er sprach sie auf Englisch an und fragte, ob sie Interesse an einer Fahrt hätte.

    „Bei schönerem Wetter gerne", antwortete sie ohne zu überlegen. Sie wechselten noch ein paar Worte bis Claudias Handy klingelte. Sie verabschiedete sich freundlich und nahm das Gespräch an. Es war ihre fast gleichaltrige Cousine Chiara, die als junge Frau in eine Winzerfamilie in der Toskana eingeheiratet hatte. Claudia war froh jemanden gefunden zu haben, dem sie ihr Leid klagen konnte. Lebhaft auf Italienisch plaudernd schlenderte sie zu ihrer Yacht zurück. Sie berichtete wie sehr ihr alles auf die Nerven ging und der Norden einfach nur öde und langweilig sei, dass sie ständig fror und die Sonne vermisste. Chiara hörte ihr geduldig zu und meinte dann, dass sie wohl eine Auszeit bräuchte und jederzeit auf ihrem Weingut willkommen sei. Am Ende des ausgedehnten Telefonats versprach Claudia es sich zu überlegen. Chiaras turbulente Familie war immer noch besser als die Langeweile auf ihrem Boot. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass Chiara auf zwei helfende Hände mehr bei der Weinlese hoffte, die sicher bald beginnen würde.

    *

    Beim Abendessen schlug sie Beat vor, eine Fahrt mit dem alten Schoner zu unternehmen. Sie hatte im Internet recherchiert und konnte ihm einiges über das Schiff berichten. Zunächst konnte er sich nicht dafür begeistern und meinte, dass sie doch mit ihrer Yacht rausfahren könnten, wenn sie Lust auf einen Turn hatte.

    „Aber Beat, überleg doch, mit so einem alten Segelschiff, das ist doch etwas ganz anderes wie mit einer Motoryacht."

    Nach einigen Minuten des Diskutierens erklärte er sich bereit, sich das Schiff am nächsten Tag anzusehen. Claudia wusste, wenn sie ihn so weit hatte, dann würde er in Gegenwart des Eigners sicher einknicken und ihr diesen Wunsch erfüllen. Sie trank ein Glas Wein mehr als üblich, um ihn mit Liebe gefügig zu machen, denn ohne Alkohol konnte sie einfach nicht mehr mit ihm schlafen.

    *

    Am Sonntag war der Schoner zu einer Ganztagstour unterwegs und so musste Claudia ihr Vorhaben vorerst verschieben. Dafür schien tatsächlich die Sonne und sie unternahmen eine Ausfahrt mit ihrer Yacht. Während der Fahrt erzählte Claudia von Chiaras Anruf und dass sie eventuell in die Toskana zur Weinlese fahren wollte. Beat erklärte sich sofort bereit mit ihr dorthin zu fahren, aber das war ganz und gar nicht in ihrem Sinn. Sie wollte einfach ein paar Wochen ohne ihn verbringen, wusste aber nicht, wie sie ihm das begreiflich machen sollte. Nachdenklich saß sie an Deck und überlegte, wie sie aus dieser Misere wieder raus kam. Sie konnte ja nicht einfach ihre Sachen packen und vom Boot verschwinden, denn sie waren ihrer Meinung nach, am Ende der Welt und sie hatte keine Ahnung, wie sie von dort wegkommen könnte.

    Während der nächsten Stunde trank sie sich reichlich Mut an und eröffnete Beat schließlich, dass sie einfach mal eine Auszeit brauchte. Er sah sie zunächst entgeistert und dann nachdenklich an.

    „Hab ich etwas falsch gemacht?", wollte er wissen, was Claudia verneinte.

    „Also, was ist los?" Beat sah sie erwartungsvoll an.

    Sie zuckte die Schultern. „Nichts ist los, aber ich brauche einfach mal etwas Zeit für mich alleine."

    Es folgte eine immer heftiger werdende Diskussion, die schließlich im Streit endete. Verärgert fuhr Beat nach Barth zurück und Claudia zog es vor in der Kajüte zu schmollen, obwohl er beim Anlegen ihre Hilfe gebraucht hätte.

    Sie hatte ihm gegenüber immer öfters ein schlechtes Gewissen, denn sie hatte nie sehr starke Gefühle für ihn gehegt und mittlerweile waren jegliche Gefühle für ihn erloschen. Da sie dies aber nicht zugeben wollte, zog sie es vor, wenn es hart auf hart kam, die Beleidigte oder Gekränkte zu spielen.

    Nach dem Anlegen verließ Beat wortlos die Yacht und überließ Claudia sich selbst. Er kam mit ihren Launen einfach nicht mehr klar. Auf den Ostseeurlaub hatte er sich gefreut, aber Claudia war vom ersten Tag an schlecht gelaunt gewesen und an diesem Tag hatte sie es wirklich übertrieben. Er wusste, dass sie lieber Urlaub im Süden machte, aber ihn zog es nun mal von Zeit zu Zeit in den Norden.

    *

    Nachdem ihr Mann das Boot verlassen hatte, machte Claudia es sich wieder an Deck bequem. Sie legte sich in den Liegestuhl und hing ihren Gedanken nach. Sie fragte sich, warum sie einfach nie richtig glücklich war. Lag es an ihr oder an den anderen? Und der Gedanken, dass sie in wenigen Wochen fünfzig Jahre alt wurde, war ihr unerträglich.

    Sie fröstelte und holte eine Decke um sich damit zuzudecken. Warm eingepackt ließ sie ihre Gedanken schweifen. Wann war sie das letzte Mal so richtig glücklich gewesen? Sie ging in Gedanken bis in ihre Kindheit zurück.

    Sie hatte eine glückliche Kindheit gehabt, als Kind einer italienischen Mutter und eines deutschen Vaters, war sie zusammen mit ihrem Bruder Sandro in Weil am Rhein, direkt an der Grenze zur Schweiz aufgewachsen. In der Familie ihrer Mutter ging es immer laut und lustig zu. Da die Großeltern als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen waren und schlecht deutsch sprachen, wuchsen sie und Sandro, ebenso wie ihre Cousinen und Cousins, zweisprachig auf.

    Sie lächelte, als sie an ihre Großeltern dachte. Die Nonna war eine einfache, aber sehr warmherzige Frau gewesen und der Nonno hatte seine Enkelkinder ebenfalls sehr geliebt und entsprechend verwöhnt. Ihr Vater dagegen war immer etwas steif und zurückhaltend, was ihre Mutter manchmal zu Wutausbrüchen trieb.

    Sie seufzte, als sie an die häufigen Streitereien zuhause dachte. Ihre Mutter wurde schnell wütend, war aber, im Gegensatz zu ihrem Mann, nie nachtragend.

    Ihre Gedanken wanderten weiter zu ihrer Schulzeit. Sie hatte die Realschule besucht und war eine mittelmäßige Schülerin gewesen. Was ihr oft Mühe bereitet hatte waren Mathematik und die naturwissenschaftlichen Fächer. Aber solange sie zur Schule ging, war ihre Welt vollkommen in Ordnung, vor allem weil sie die Sommerfeien immer in Italien verbrachten. Dort taute sogar ihr Vater etwas auf, so dass die Ferien meistens sehr harmonisch verliefen.

    Sie seufzte tief, denn sie dachte daran, dass sie die total falsche Berufswahl getroffen hatte. Damit hatte alles begonnen.

    Sie hatte miterlebt, dass ihr Bruder während seiner Ausbildung neben der Arbeit im Betrieb auch noch zur Berufsschule gehen musste und dann auch noch zuhause viel zu lernen hatte. Deshalb beschloss sie, dass so eine Ausbildung für sie absolut nicht in Frage kam. Sie suchte eine Berufsausbildung, für die es eine Fachschule gab. Als dann eine ihrer Mitschülerinnen erzählte, dass sie PTA (Pharmazeutisch-technische Assistentin) werden und später in der Pharmaindustrie in Basel arbeiten wollte, war sie der Meinung, dass das genau das wäre, was sie suchte. Ihre Eltern hatten versucht ihr das auszureden, aber sie blieb stur. Die Schule in der Nähe hatte sie aufgrund ihrer schwachen Leistungen in Mathematik und Chemie abgelehnt. In Freiburg stellte man die Bedingung, dass sie im Abschlusszeugnis keine schlechteren Noten haben dürfte, wie bisher. Sandro hatte ihr geholfen und sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben täglich gelernt, um einen guten Schulabschluss zu schaffen. Glücklich hatte sie bei der Schulentlassung ihr Abschlusszeugnis in Empfang genommen, das tatsächlich besser ausgefallen war als alle Zeugnisse zuvor.

    Die Ausbildung war eine Qual für sie gewesen, denn sie fühlte sich von dem Lehrstoff total überfordert. Aber die Eltern bestanden darauf, dass sie sie durchzog. Hatte sie zunächst noch gedacht, dass sie auf der Fachschule ein lockeres Leben hatte, wurde sie sehr schnell eines Bessern belehrt. Ihr schwirrte oft der Kopf, vom vielen Lernen. Die größte Katastrophe war dann das Praktikum in einem pharmazeutischen Labor in Basel. Mit Arbeiten, die etwas anspruchsvoller waren, hatte sie sich schwer getan. Schon nach kurzer Zeit hatten die Kollegen angefangen über sie zu reden, weil sie sich einfach zu dämlich angestellt hatte. Schlussendlich gab man ihr nur noch einfache Routinearbeiten. Der Einzige, der sich immer wieder bemühte ihr etwas zu erklären, war Patrick. An ihn wandte sie sich schon nach kurzer Zeit mit allen Fragen, die sie hatte und schließlich verbrachten sie die Mittagspausen miteinander. Den Traum von einer Anstellung in einem Labor gab sie nach dieser Erfahrung jedoch auf. Patrick hatte ihr angeboten, sie beim Lernen zu unterstützen, was sie gerne annahm. Sie hatten sich in der Regel ein bis zwei Mal pro Woche getroffen, um zu lernen. Kurz nach Beendigung ihres Praktikums begannen sie eine Beziehung.

    Claudia seufzte erneut, denn sie hatte Patrick zwar sehr gemocht, aber trotzdem heimlich auf die große Liebe gewartet. Mittlerweile war sie der Meinung, dass es die große Liebe einfach gar nicht gab.

    Als sie dann ihre Abschlussprüfung bestanden hatte, war sie mit Patrick zusammen gezogen. Sie hatte eine Anstellung in der Krankenhausapotheke in Lörrach gefunden und die beiden hatten sich dort eine kleine Wohnung gemietet. Aber bald schon hatte es angefangen zu kriseln. Aber statt ehrlich zu sein und in Frieden auseinanderzugehen, hatte sie die Pille abgesetzt, in der Hoffnung, dass ein Kind die Beziehung wieder kitten würde. Als sie dann einige Monate danach schwanger wurde, sah Patrick sich gezwungen sie zu heiraten. Zunächst waren sie tatsächlich wieder glücklich miteinander gewesen und hatten sich auf das Kind gefreut. Patrick war ein stolzer Vater, als der kleine Marco zur Welt gekommen war und für einige Zeit hatten sie harmonisch miteinander gelebt. Claudia war in Elternzeit gegangen

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