Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT: Roman
ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT: Roman
ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT: Roman
eBook186 Seiten2 Stunden

ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT: Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Eine dramatische Beziehungsgeschichte.
Menschen die sich lieben, werden getötet, haben auch Zeitspannen der Harmonie und des Glücks.
Marietta intelligent, manchmal auch sehr intolerant, schreibt Theaterstücke mit Erfolg.
Ihr zweiter Mann ist ihre große Liebe. Doch auch dieses Glück wird brutal zerstört...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum10. Juli 2014
ISBN9783849586935
ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT: Roman

Ähnlich wie ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    ES GIBT AUF VIELES KEINE ANTWORT - Monika Gabler

    Für meine Mutter

    in Liebe

    ERSTER TEIL

    Erstes Kapitel

    „Heimweh…..,

    was hast du gesagt? Du hast Heimweh? Nach drei Wochen Urlaub freust du dich schon wieder auf zu Hause? Ein bis zwei Jahre im Ausland, du könntest es vielleicht ertragen aber dann zurück in die Heimat. Stimmt das, ich habe dich doch richtig verstanden?"

    „Natürlich, es ist doch ganz natürlich. Gunther schaute Marietta erstaunt an. „Oder bist du etwa anderer Meinung?

    „Anderer Meinung", Marietta lächelte vage, „ich kenne zwar die Wörter Heimat, Heimweh, Heimatland usw., aber ich weiß nicht, was sie bedeuten, ich meine ich fühle die Bedeutung nicht. Was soll das, Heimat, nur weil ich zufällig hier geboren bin. In einer Stadt, in einem Land das mir nicht gefällt, wo ich mich nicht wohlfühle. Wo es kalt ist und ich die Hitze liebe. Wo es kein Wasser gibt und mich das Meer fasziniert. Eine Stadt, grau, trostlos, ohne Kultur, Kunst und Philosophie. Die Menschen farblos, trocken, zumeist auch hässlich.

    Es fehlt die Weisheit der Chinesen, die Schönheit und Farbenpracht des Orients, die alten Kulturen der Inder und Ägypter. Die geheimnisumwobenen Inseln. Wenn ich von diesen Menschen lese, wenn ich Bilder aus ihren Ländern sehe, wenn ich über ihre Religionen, ihre Überlieferungen, ihre Geister, ihre Bräuche, über ihren sagenhaften Reichtum neben trostlosester Armut nachdenke, alles kann ich besser verstehen, mich innerlich mehr identifizieren als mit meinem Nachbarn, oder den Menschen, denen ich auf der Straße begegne. Ich leide nicht mit ihnen, ich freue mich nicht mit ihnen, sie sind mir fremd, sie interessieren mich nicht."

    Marietta starrte ins Leere. Sie hatte vergessen, dass sie mit Gunther sprach, dass sie mitten in einer heißen Debatte waren. Marietta hatte sich in ihre Träume verstrickt, in ihr Fernweh.

    Marietta und Gunther saßen auf einer schönen Hotelterrasse mitten unter Blumen und ihr Blick ruhte träumerisch auf dem glitzernden Meer.

    „Prost, sagte Gunther. „Auf unseren letzten Urlaubstag in Griechenland.

    „Prost", sagte Marietta. Sie nippte ein wenig an ihrem eiskalten Campari, dann stand sie abrupt auf und ging zum Meer hinunter. Sie wollte noch einmal schwimmen, ein gutes Stück hinaus, der Sonne entgegen. Sie fühlte sich sowohl im Wasser, als wäre sie ein Fisch. Mit kräftigen Stößen entfernte sie sich immer weiter vom Ufer. Sie ließ sich von den Wellen tragen oder tauchte durch sie hindurch. Die Sonne brannte noch heiß vom Himmel, Marietta war glücklich, in solchen Augenblicken kam ihr das Leben wunderschön vor. Nach einer knappen Stunde schwamm sie zum Ufer zurück. Erfrischt und entspannt ließ sie sich in den Sand fallen.

    Warum war sie nicht in einem solchen Land geboren, überlegte Marietta. In Griechenland, in Spanien, Italien, wenn es schon Europa sein musste. Warum nicht in Afrika, oder Asien (ihrem Traumkontinent? Ja, warum nicht? (Und warum liebte sie dann nicht Österreich, wenn sie schon dort leben musste?)

    Oft kamen ihr die seltsamsten Gedanken. Vielleicht habe ich schon einmal gelebt, vor hunderten oder tausenden Jahren. Als Maharani in Indien, als ägyptische Prinzessin, vielleicht auch nur als arme Fischersfrau irgendwo am Meer, ging es Marietta durch den Kopf.

    Es war vor vielen Jahren gewesen, kann sein in der Türkei, kann sein auch anderswo, sie wusste es leider nicht mehr, da hatte sie irgendetwas erkannt, etwas ihr völlig Fremdes war ihr plötzlich vertraut. Marietta hatte damals lange darüber nachgedacht, doch sie verwirrte sich nur dabei. Heute fiel es ihr wieder ein. Doch heute wusste sie nicht einmal mehr, war es ein Ort, eine Pflanze oder einfach ein Gegenstand.

    Es gab manchmal seltsame Dinge im Leben, und damals kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, schon einmal gelebt zu haben. Viel später kam sie dahinter, dass es auch im Buddhismus den Glauben an die Wiedergeburt gab. Sie hatte seitdem die verschiedensten Versionen darüber gelesen.

    Marietta war interessiert und erstaunt gewesen, denn damals hatte sie geglaubt, der erste und einzige Mensch zu sein, dem so etwas passierte und der den Gedanken der Wiedergeburt gesponnen hatte.

    Konnte es sein, dass sie in ihrem früheren Leben etwas verbrochen hatte, wofür sie jetzt sühnen musste? Wer konnte es wissen? Es wird nie eine Antwort darauf geben.

    Über diesem Gedanken musste sie eingeschlafen sein. Plötzlich stand Gunther neben ihr. „Ich habe dich schon überall gesucht. Du musst packen und dann wollten wir noch zum Essen und Einkaufen in den nächsten Ort fahren", erinnerte er sie.

    „Ja natürlich!" Marietta stand auf und fröstelte. Die Sonne war schon untergegangen. Sie zog ihren Bademantel an und ging in das Zimmer.

    Der Bus setzte sich langsam in Bewegung. Marietta starrte zum Fenster hinaus. Gunther unterhielt sich angeregt mit anderen heimreisenden Feriengästen. Niemandem schien es etwas auszumachen, wieder heimzukommen. Der Urlaub war ganz schön gewesen und nun freute man sich schon auf zu Hause.

    Zum letzten Mal sah man die Akropolis, den Zeustempel, das Stadion. Nun näherte sich der Bus dem Flughafen. Marietta kämpfte mit den Tränen. Niemand bemerkte es, niemand hätte es verstanden. Nur Lydia, Mariettas sechzehnjährige Tochter, fing auch an zu weinen. Sie wollte genauso wenig wie ihre Mutter schon wieder aus diesem schönen Land weg.

    Am Flughafen nahm man noch eine Erfrischung und Gunther machte die letzten Fotos. Dann mussten sie durch den Zoll. Marietta kaufte mechanisch zwei Stangen Zigaretten im Duty-free-Shop und dann saß sie im Flugzeug. Sie flog gerne mit einer Verkehrsmaschine, doch nicht in Richtung Heimat, ein Wort, das sie nie recht verstehen würde.

    Zweites Kapitel

    Als das Flugzeug in Hörsching landete, schüttete es in Strömen. Marietta trat ins Freie und fror entsetzlich. Ein eisiger Wind peitschte ihr den Regen ins Gesicht. Ein unfreundlicher Empfang. Als sie endlich durch den Zoll waren, sah sie plötzlich Onkel Paul vor sich stehen. „Paul!, schrie sie, „Onkel Paul und lief direkt in seine ausgebreiteten Arme.

    Paul Machert war der um fünfzehn Jahre jüngere Bruder ihrer Mutter. Er war Ende vierzig und sah sehr gut aus. Als Kind hatte sie von ihm geschwärmt und er hatte sie verwöhnt. Sie wurde erwachsen und die enge Beziehung blieb. Sie waren einander sehr ähnlich, in ihren Ansichten und in ihrer Lebensweise.

    „Paul, ich freu‘ mich, dass du uns abgeholt hast", sagte Marietta.

    ONKEL Paul hörte er nicht mehr gerne, seit sie selbst die Dreißig überschritten hatte.

    Wäre er nicht mein Onkel, er wäre der Mann für mich, schoss es Marietta plötzlich durch den Kopf. Sie hatte früher schon öfters solch vage Gedanken gehabt, es sich aber nie richtig eingestanden. Es hatte ja auch keinen Sinn darüber zu brüten, er war und blieb ihr Onkel.

    Gunther musste immer schon gefühlt haben, dass sie Vergleiche zog zwischen ihm und Paul und er dabei nicht besonders gut wegkam.

    Gunther stand Paul von Anfang an frostig gegenüber und die beiden kamen nie über die normalen Höflichkeiten und einen allgemeinen Gesprächsstoff hinaus.

    „Guten Tag, Paul, Gunther gab ihm steif die Hand. „Nett dich zu sehen. Lydia kam angerannt und fiel ihrem Großonkel um den Hals.

    „Na, kleine Lady, war’s schön in Griechenland?"

    „Wunderbar, ich wäre gerne dortgeblieben, antwortete Lydia ernsthaft. Paul blickte Marietta an und nickte dann nachdenklich. „Deine Mutter wohl auch.

    Als endlich alle in Pauls Wagen verstaut waren, bestand er darauf, bei ihm zu Hause einen kleinen Imbiss und einen Drink zu nehmen. „Maria hat sich solche Mühe gegeben und einen Hühnersalat auf chinesische Art zubereitet. Du kennst ja meine Frau, sie lebt für Küche und Haushalt", sagte er wie beiläufig zu Marietta. Er kannte ihre Meinung über seine Frau.

    „Sie ist dumm, beschränkt, in ihrer Blödheit geradezu widerwärtig. Mit einem Putzlappen geboren, und einen Kochtopf werde ich ihr ins Grab nachwerfen. Da soll sie für die Würmer und Maden tolle Menüs erfinden.

    Geriebene Knochensuppe mit getrockneten Frostbeulen. Gebackenes Herz mit frischer Eitersoße, als Nachtisch Finger und Zehennägel kleingehackt.

    „Ach", stöhnte sie, „solch dumme Menschen sollten gar nicht geboren werden. Und ein Verbrechen ist es geradezu, solche Frauen auch noch zu befruchten. Sie Kinder zur Welt bringen zu lassen. Das tun sie auch noch gerne. Sie haben ein breites Becken, sind strafbar gesund, fühlen kaum Schmerzen und sind glücklich, für einen Haufen Bälger waschen, bügeln und putzen zu dürfen. Sie glauben perfekte Mütter zu sein. Die Kinder sind meist dick, die Kleider verblichen vor lauter waschen. Doch der Geist der Kinder ist leer. Er bekam weder Nahrung noch Anregung. Fragen solcher Kinder werden nie beantwortet, sie kennen keine Diskussion und bekommen kaum Bücher zu sehen. Und solch eine Frau hast du geheiratet Paul, DU ---was kann sie dir bieten, was hast du ihr zu sagen, was willst du von ihr?

    Hältst du es aus, sie Tag für Tag ertragen zu müssen in ihrem Stumpfsinn? Du weißt, ich mag deine Kinder nicht, du hättest sie besser nicht gezeugt. Es ist kein Wunder, wenn die Menschheit verblödet."

    Nach diesem Ausbruch von Marietta, es war vor ungefähr einem halben Jahr, war Paul erschüttert und wie erstarrt.

    Er hatte sie zum Essen in ein hübsches, kleines Lokal eingeladen, weil Gunther auf Geschäftsreise war. Maria ließ sich damals entschuldigen, sie habe nächsten Tag Frühjahrsputz und müsse daher früh aus den Federn. Das war wohl der Anlass gewesen, Paul ihre Meinung über Maria zu sagen.

    Als sich Pauls Erstarrung damals löste, wurde ihm klar, dass er bis dahin keine Ahnung gehabt hatte, welcher Hassgefühle und Abscheu seine Nichte Marietta eigentlich fähig war.

    Sie entschuldigte sich auch nachher nicht und er war unfähig, seine Frau und seine Kinder zu verteidigen. Nach einem längeren Schweigen begann Marietta übergangslos von dem letzten Ballettabend im Landestheater zu sprechen, den sie sehr genossen hatte.

    Als er sie später nach Hause brachte, lud sie ihn noch auf eine Tasse Kaffee zu sich ein und fragte: „Wollen wir weiter Freunde bleiben?"

    Paul sagte damals: „Es ist dein Standpunkt, zwischen uns ändert sich deswegen nichts und ich werde über das Gesagte nachdenken."

    Seit diesem Tag hatte Marietta kein Wort mehr über seine Familie und dieses Thema geäußert. Sie sah Maria nur in seiner Anwesenheit und er hatte immer den Eindruck, als sehe sie durch sie hindurch.

    Das alles war ihm plötzlich auf der Fahrt vom Flughafen nach Linz in den Sinn gekommen, doch heute schien Marietta gar nichts dagegen zu haben, bei seiner Familie zu essen und Gunther und Lydia nahmen sein Angebot dankbar an.

    Doch als Marietta ihren Campari trank, merkte er, dass sie vollkommen abwesend und in Gedanken versunken dasaß. Sie träumte wohl von Griechenland, von interessanten Menschen, oder war in ihre ureigensten Gedanken versponnen; er wusste es nicht, er konnte es nicht einmal ahnen.

    Sie wollte einen Aufschub, bevor sie in ihre Wohnung, in die Realität zurück musste. Mit Maria unterhielt sie sich sowieso nicht, dafür war ihr ihre Zeit zu schade.

    Gunther sprach eifrig über Griechenland, auch Lydia erzählte einiges und Marietta meditierte.

    Maria merkte es nicht, dazu war sie zu primitiv. Sie freute sich, dass man ihr Essen lobte und als Paul fragte: „Maria, möchtest du auch einmal eine größere Reise machen? erwiderte sie verlegen: „Nein Paul, das ist doch nichts für mich.

    Da verfiel auch Paul in Schweigen. Nun erst erkannte er, warum er damals nicht böse war, als Marietta so über seine Frau sprach. Sie hatte recht, warum hatte er eine solche Frau überhaupt geheiratet. „Ich bin ein unglücklicher Narr", dachte er.

    Und nun begann er Marietta noch mehr zu verehren und zu verstehen. Sie hatte Mut. Sie konnte lieben und hassen mit einer Intensität, wie sie nicht vielen Menschen zu Eigen war. Er bewunderte sie aufrichtig.

    Drittes Kapitel

    Marietta wanderte einen Teich entlang. Er war düster und voll Schlamm, grünbraun und dickflüssig. Unappetitliche, schleimige Reptilien mit riesen Köpfen wanden sich am Ufer dahin.

    Marietta wollte laufen – - – sie konnte nicht, ihre Füße schienen am Boden zu kleben. Die schleimige Masse holte sie ein. Sie rutschte aus – fiel hin. Mühselig kam sie wieder hoch, versuchte ein paar Schritte, fiel wieder hin. Es war eine unheimliche Stille rings um sie, eine lähmende, vollkommene Stille. Ihr Herz schlug wie rasend. Da hörte sie es, ein Surren zuerst, dann ein Pfeifen, plötzlich war er über ihr, ein Riesenvogel, ein Ungeheuer mit furchterregendem Schnabel und Flügeln, Flügeln so groß, dass sie beinahe den ganzen Himmel bedeckten. Seine Augen quollen ihm schier aus dem Kopf. Er kreiste über ihr, sie wollte schreien, da

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1