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Schatten in der Dunkelheit: E-Book
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eBook271 Seiten3 Stunden

Schatten in der Dunkelheit: E-Book

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Über dieses E-Book

Für Daniel bricht eine Welt zusammen, als er seinen besten Freund Stefan nach einer Überdosis tot auffindet. Von Rachedurst getrieben macht er sich auf die Suche nach dem Verantwortlichen, erste Hinweise rufen den Fallen Angels Legion MC auf den Plan. Major- President des MC sieht sich wenig später einem altbekannten Gegner gegenüber, den die Jahre haben grausamer werden lassen.,
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum14. Mai 2024
ISBN9783384228352
Schatten in der Dunkelheit: E-Book
Autor

Tommy Midnight

Tommy Midnight war bereits als Baby ein Rebell! Eine ausgesprochen ungünstige Kombination in einer Erzkatholischen Stock im Arsch Gegend, wo Fortschritt ein Schimpfwort und Veränderung eine Halskrankheit ist. 9/11 war sein erster Schultag (Die Tragödie epischen Ausmaßes über die niemand spricht). Es überrascht daher wenig, dass er die erstbeste Gelegenheit zur Flucht ergriffen hat. Immer unterwegs, nie lange an einem Ort, war sein Weg mit Chaos und Verderben gepflastert. 2017 verlor Tommy im Abstand von wenigen Tagen zwei Freunde. Gute Männer, die dem stetig wachsenden Tribut, den ein Job im Gesundheitswesen mit sich bringt, irgendwann nicht mehr standhalten konnten, und letztlich im Kampf gegen die Sucht gefallen sind. Mitten im kalten Winter. Uferlos gestrandet, unerwünscht, getreten wie ein Hund und von allen verlassen, ist Tommy weiter rastlos durch die Welt gestreift- gefangen in scheinbar ewig währender Finsternis.. Bis er schließlich einen Ort ohne Erinnerungen gefunden hat; Oben im Norden. Weit weg. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist Romane zu schreiben, verfasst Tommy Haikus, weil das für ihn erhebend ist, oder er versucht das Mysterium des Daseins zu entschlüsseln und in das Antlitz der Schöpfung zu schauen.

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    Buchvorschau

    Schatten in der Dunkelheit - Tommy Midnight

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    PROLOG

    Nach dem verregneten Morgen zeigte sich der Nachmittag von seiner besten Seite. Mit milden Temperaturen, einem blauen Himmel und Sonnenschein.

    Perfekt für eine Tour. Als President des Fallen Angels Legion MC war es wichtig für Major, hin und wieder allein unterwegs zu sein, um den Kopf frei zu bekommen. Der beste Weg um das zu erreichen waren einsame, ziellose Touren mit seiner Harley in die er ein kleines Vermögen und unzählige Stunden liebevolle Arbeit gesteckt hatte.

    Der Zeitpunkt war günstig, Major hatte schon den ganzen Tag ein vertrautes Ziehen in der Brust verspürt. Genau an der Stelle, an der eine Kugel vor Fünfundzwanzig Jahren im Kosovo nur knapp sein Herz verfehlt hatte.

    Er hatte versucht sich einzureden, dass er einfach ein wenig gestresst sei.

    Ohne Erfolg.

    An der Küste hatte er einen Stopp eingelegt um für eine Weile die friedliche Idylle zu genießen und den Blick über die Nordsee schweifen zu lassen.

    Der Wind wehte durch seine schneeweiße Mähne und die Lederstreifen seiner Kutte. Die Farbe der Küstenheide wechselte von sattem Grün in ein helles, rötliches braun. Vereinzelte Sonnenstrahlen stachen durch die dünne Wolkendecke am Himmel.

    Der Herbst kündigte sich an.

    Das entfernte Dröhnen von schweren Maschinen und das rumpelnde aufeinandertreffen von Containern, vom etwa zwei Kilometer entfernten Hafen hallte über die Deichlandschaft hinaus auf die offene See.

    Als die Sonne sich allmählich hinter einen Vorhang aus Wolken zurückzog, machte sich Major auf den Heimweg. Bei dem permanenten Wetterumschwung in letzter Zeit konnte man nie sicher sein.

    Er nahm die Autobahn um noch einmal richtig Gas zu geben. Die Innenseite seines Handschuhs schrappte unangenehm über seine Knöchel, die noch verheilten von Majors Begegnung mit einem seiner Dealer der geglaubt hatte, er könne sich etwas abzweigen und den Major eines bessern belehrt hatte. Immer nur Gewalt. Wird das jemals ein Ende haben? Major schob den Gedanken zur Seite und drehte das Gas bis zum Anschlag. Der Motor heulte auf und das laute Bollern übertönte Majors unliebsame Gedanken.

    Eine knappe halbe Stunde später bog er in die Hauptstraße ein, wo sich imposante Nachkriegsarchitektur mit zweckmäßiger Moderne vermischte. Er fuhr vorbei an Antiquitätengeschäften, halb verfallenen Gebäuden die nur noch einen heftigen Sturm vom Einsturz entfernt waren, einem Thai-Massagesalon, einer geschlossenen portugiesischen Bäckerei, deren Fenster von innen mit Pappe verklebt waren und einem Secondhand-Shop.

    An einer roten Ampel hielt er an und sah nach rechts zu einer Eisdiele in der überraschend viel Betrieb herrschte für Mitte Oktober. Viele Menschen waren auf den Straßen unterwegs, besuchten Wettbüros, Waschsalons oder eins der vielen Schnellrestaurants. Eine Mischung aus gebratenem Fleisch, exotischen Gewürzen, Abgasen, Backwaren und Tabakrauch lag in der Luft.

    Die Ampel sprang auf grün und Major fuhr weiter. In einer Seitenstraße, zwischen Bordellen die von seinem

    MC betrieben wurden, einer Karaoke bar und einer Selbsthilfewerkstatt befand sich das Clubhaus des Fallen Angels Legion MC.

    Er parkte seine Harley, stieg ab und betrat das Clubhaus. Es war möglich vom Eingang aus den ganzen Raum zu überblicken. Das hatte den taktischen Hintergrund, dass man von jeder Position im Raum die Eingangstür im Blick behalten konnte um ungebetene Gäste sofort zu bemerken. Die Einrichtung strahlte eine rustikale aber solide Gemütlichkeit aus; Zwei der Holzvertäfelten Wände waren mit Gruppenfotos der Member und ihren Ladies, Prospects des Chapters und Porträts mit Gedenktafeln gefallener Member und Fotos einiger Harleys verziert. Die Wand rechts von der Eingangstür war komplett mit einem großen Graffiti versehen, dessen Motiv das Logo des MC zeigte: Ein Engel der mit hängenden Flügeln auf einem uralten Grabstein inmitten eines finsteren Friedhofs liegt. In jedem Clubhaus von sämtlichen Chaptern im ganzen Land war dieses Bild an der Wand zu sehen. Ebenso auf der Kutte eines jeden Full Members. Gegenüber befand sich eine lange Holztheke hinter der es durch eine Schwingtür aus dunklem Holz in die Küche ging.

    Major ging auf die Sitzecken mit Tischen und Stühlen zu, wo einige Member saßen und gesellte sich zu ihnen. Frenz erzählte gerade die Pointe einer Anekdote und alle brachen in schallendes Gelächter aus.

    Alles schien friedlich zu sein, aber das Ziehen in seiner Brust war nicht verschwunden.

    Dieses Ziehen war in der Vergangenheit meistens der Vorbote einer Katastrophe gewesen.

    KAPITEL 1

    Daniel wachte auf und spürte ein dumpfes Pochen in seinem Schädel. Sein Mund war trocken und er fühlte sich als wäre er überfahren worden.

    Scheiße, so einen heftigen Kater hatte ich schon lange nicht mehr.

    Neben ihm lag eine Frau, ihre dunklen Haare verdeckten ihr Gesicht.

    Langsam setzte er sich auf und legte seinen Kopf in die Hände. Er stand auf, wankte ins Bad um sich zu erleichtern und betrachtete sich im Spiegel. Seine Augen waren gerötet und bis auf seine Boxershorts war er nackt. Er wusch sich das Gesicht und schüttelte den Kopf. Sein Blick klärte sich. Er lief zurück ins Schlafzimmer wo das Mädchen inzwischen aufgewacht war.

    „Guten Morgen", sagte sie und lächelte ihn an.

    „Morgen Kelly", murmelte Daniel. Langsam erinnerte er sich.

    „Komm wieder ins Bett Schatz", forderte sie ihn auf und klopfte neben sich auf die Matratze.

    Daniel zuckte leicht zusammen. Es gefiel ihm nicht, wenn sie ihn so nannte.

    Sie bekam sein Unbehagen offenbar nicht mit.

    Langsam bewegte er sich in Richtung Bett und legte sich zu ihr. Er starrte an die Decke während sie sich an ihn schmiegte und ihren Kopf auf seine Brust legte.

    „Wie fühlst du dich?" fragte sie ihn.

    „Ausgesprochen beschissen. Und du?"

    „Oh je das glaube ich dir. Du hattest ziemlich einen im Tee gestern."

    „Das will ich doch hoffen!"

    „Wie meinst du das?"

    „Ich würde mir Sorgen machen, wenn ich mich so fühlen würde ohne schwer getankt zu haben. Er überlegte wie er mit ihr hier gelandet war. „War sonst was wichtiges gestern?

    „Hast du einen Blackout?" neckte sie ihn.

    „Ich schätze schon. Manchmal kommen im Laufe des Tages die Erinnerungen zurück. Manchmal nicht." Er zuckte mit den Schultern.

    „Erinnerst du dich wenigstens noch daran was wir beide hier noch gemacht haben?" sie grinste ihn kokett an.

    „Ähm. Nicht wirklich."

    „Wie wäre es mit einer zweiten Runde?" fragte sie leise.

    „Klingt gut. Aber erst mal brauche ich Kaffee."

    „Sollst du haben mein hübscher." Sie drückte ihm einen Kuss auf die Brust, kletterte über ihn hinweg und stand auf.

    Daniel erkannte, dass sie bis auf ihren Tanga auch unbekleidet war. Sie hatte eine schöne Figur. Ihre Haare fielen ihr bis auf den Rücken. Sie zog sich ein T-Shirt über und verließ den Raum.

    Daniel fischte sein Telefon aus seiner Hose die neben dem Bett lag um zu prüfen ob er Nachrichten hatte.

    Keine.

    Kelly steckte den Kopf durch die Schlafzimmertür und sagte „Schlechte Nachrichten. Ich habe leider nichts da um mit dir zu frühstücken."

    Ein Grund mehr um schnell zu verschwinden. „Ich bin sowieso nicht so der Frühstückstyp."

    „Okay. Kaffee läuft durch. Komm in die Küche, wenn du soweit bist."

    Sie wandte sich ab.

    Daniel stand auf und streckte sich. Er sah sich im Zimmer um und fragte sich ob er schon einmal hier gewesen war. Nichts von dem was er sah kam ihm bekannt vor.

    Der Raum wirkte chaotisch und wurde dominiert von einem riesigen Kleiderschrank der vermutlich leer war, angesichts der halben Wagenladung Frauenkleidung die im ganzen Zimmer verteilt auf dem Boden, den zwei Kommoden und über der Lehne des Stuhls von dem kleinen Schminktisch verteilt war.

    Daniel klaubte seine Klamotten aus dem Haufen zusammen und zog sich an. Das Bett ist echt bequem. Er schnappte seinen Tabakbeutel und ging in die Küche.

    Kelly füllte gerade zwei Tassen mit Kaffee.

    „Milch oder Zucker?"

    „Nein. Ich trinke Kaffee schwarz. Kann man bei dir in der Wohnung rauchen?"

    „Wenn du für mich auch eine hast", entgegnete sie und kramte ein Schraubglas aus einem Schrank das sie offensichtlich als Aschenbecher benutzte.

    Er drehte eine Zigarette, reichte sie Kelly und drehte dann eine für sich. Sie zündeten sie an, rauchten und tranken schweigend ihren Kaffee. Daniel spürte wie das Koffein wieder Leben in seinen Körper brachte. Er wollte nicht länger bleiben als unbedingt notwendig. Gegen eine Wiederholung von gestern Nacht hatte er aber nichts einzuwenden.

    „Was hältst du davon, wenn wir die zweite Runde unter der Dusche drehen?" fragte er als er seine Zigarette sorgfältig ausrückte.

    „Hört sich gut an", sagte sie.

    Nachdem sie fertig waren sah sie ihn immer noch so lüstern an.

    Er musste hier weg. Schnell. Er zog sich rasch an während Kelly noch in ihr Handtuch gewickelt war. Sie beobachtete ihn ein wenig enttäuscht.

    „Gehst du etwa schon?" Sie klang traurig.

    „Ja, ich muss heute Nacht arbeiten und habe vorher noch was zu erledigen. War schön mit dir."

    „Sehe ich dich bald wieder?"

    Daniel zögerte einen Moment.

    „Daniel?"

    „Was? Sorry, ich war gerade woanders."

    „Treffen wir uns nächste Woche?"

    „Das kommt darauf an."

    „Worauf denn?"

    Wieso ist sie so hartnäckig? „Darauf, dass… na ja wie viel Zeit ich habe. Vielleicht bei... Oder am.. ich muss jetzt los. Mach´s gut."

    Bevor sie noch etwas sagen konnte zog er sie schnell an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen den sie gierig erwiderte. Er schob sie von sich, in ihren Augen spiegelte sich ein Ausdruck von Verletzlichkeit.

    „Bis bald", hauchte er ihr zu und wandte sich ab.

    „Bis bald Daniel, ruf mich an" sagte sie.

    Draußen ging Daniel mit schnellen Schritten die Treppe aus dem ersten Stock nach unten und verließ das Gebäude. Er wandte sich in Richtung Süden und marschierte mit strammen Schritten zur nächsten Bushaltestelle. Er atmete auf als er sich einige hundert Meter von Kellys Wohnung entfernt hatte. Einerseits war sie ihm etwas zu aufdringlich gewesen und er war froh sie für den Moment los zu sein. Andererseits fühlte er jetzt eine eigenartige Leere in sich die er in ihrer Gegenwart nicht gespürt hatte. Bevor er weiter über Kelly nachdenken konnte klingelte sein Telefon.

    Es war Zedd. Daniel nahm das Gespräch an.

    „Was gibt’s?"

    „Guten Morgen Junge. Man grüßt zu Beginn eines Gesprächs, hat man dir das nicht beigebracht?" Zedd lachte.

    Daniel seufzte hörbar. „Ich bin hart verkatert, geh mir nicht auf die Eier. Was gibt es denn?"

    „Pass auf, du musst heute in der Kneipe einspringen. Einer der Prospects hat sich gestern in einer Schlägerei die Schulter ausgekugelt und Doc hat ihm verboten in den nächsten paar Tagen zu arbeiten."

    Daniel stöhnte. „Im Ernst man? Das passt mir aber heute gar nicht. Ich sage doch gerade, ich habe einen höllischen Kater und…"

    „Das ist dein Problem. Du musst heute einspringen, alles klar?" Das war keine Frage.

    „Wenn´s unbedingt sein muss", brummte Daniel.

    „Würde ich dich sonst anrufen? Wir sehen uns."

    Zedd legte auf.

    Daniel starrte einen Moment lang auf das Display. Er hasste es, wenn so etwas unvorhergesehen eintraf. Lässt sich nicht ändern.

    Der Bus kam und Daniel stieg ein.

    Zu Hause würde er als erstes eine dicke Tüte rauchen und dann schlafen gehen damit er für die Schicht heute Nacht fit war. Samstags war immer viel los.

    Immerhin musste er dann nicht über Kelly nachdenken und wie sie ihn angesehen hatte. Er würde sich bessere Ausreden einfallen lassen müssen um sie auf Abstand zu halten. Er mochte es nicht, dass sie ihn so ansah. Dass die Mädels hinter ihm her waren, war ihm nicht fremd und es gefiel ihm auch. Allerdings nur, so lange es zwanglos und unkompliziert war. Und nach heute Morgen war er sich fast sicher, dass es das mit Kelly nicht lange bleiben würde, wenn er dem nicht schnell einen Riegel vorschob.

    KAPITEL 2

    „T isch sieben", sagte Daniel. Er stellte ein frisch gezapftes Bier auf ein Tablett zu vier anderen Getränken die er kurz zuvor eingeschenkt hatte.

    Wiebke nahm das Tablett von der kupfernen Theke und trug es zum Tisch wo sie den Gästen die Getränke servierte. Daniel wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Seine Kopfschmerzen von diesem Morgen waren weg, trotzdem fühlte er sich noch immer gerädert.

    „Machst du mir noch einen?" forderte ein ungepflegt aussehender Hafenarbeiter der auf einem Hocker an der Theke saß und auf sein leeres Glas zeigte. Seine Fingernägel waren schwarz, sein Bart borstig und lang. Seine orangene Arbeitskleidung war übersät mit Flecken, ein ekelhafter Dunst nach Fisch umgab ihn.

    Mit einem Nicken nahm Daniel das Glas, stellte es zu den anderen schmutzigen Gläsern, schob den Korb in den Geschirrspüler und drückte den Knopf um das Gerät in Gang zu setzen. Dann nahm er ein frisches aus dem dunklen Holzregal hinter sich. Mit geübten Handgriffen gab er zwei Eiswürfel ins Glas und füllte es anschließend mit Rum und einem Schuss Cola bevor er es auf eine quadratische Serviette stellte und dem Mann hinüberschob.

    Der nahm es und prostete Daniel schweigend zu.

    Daniel schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug aus. „Wiebke, kannst du ein paar Minuten die Stellung halten? Ich muss unbedingt eine Rauchen."

    „Okay. Aber danach bin ich dran mit Pause."

    „Bis gleich." Daniel ging ins Hinterzimmer, zog seine Lederjacke an und ging durch die Hintertür nach draußen. Er fröstelte kurz durch den plötzlichen Temperaturunterschied. Schnell drehte er eine Zigarette, zündete sie an und schloss die Augen. Er ließ den Blick über das Wasser im Hafenbecken schweifen und betrachtete die rhythmisch blinkenden Lichter der Lastenkräne.

    Einige hundert Meter entfernt rumpelte ein Zug langsam aus dem Hafen.

    Daniel sah auf die Uhr. Kurz nach Mitternacht. Wird noch ein paar Stunden dauern bis zum Feierabend.

    Er trat seine Zigarette auf dem Boden aus und ging wieder nach drinnen. Zurück hinter hinter der Theke bemerkte er wie verqualmt der Raum war; Die Positionslichter an der Decke beleuchteten eine dichte Rauchwolke, durch die man das alte Feldtelefon auf der Fensterbank nahe der Eingangstür und die Schiffsmodelle nur erahnen konnte.

    Die Luft war total stickig.

    „Da bist du ja wieder, bemerkte Wiebke. „Dann gehe ich jetzt kurz raus.

    „Warte noch kurz, sagte Daniel. „Hier erstickt man ja fast, ich drehe schnell die Lüftung hoch.

    Zwanzig Minuten später war der Großteil des Qualms abgezogen und atmen keine Herausforderung mehr.

    Die nächsten Stunden vergingen schnell, da eine größere Gruppe Marinesoldaten einen Tisch in Beschlag genommen hatte, deren Durst keine Ende zu nehmen schien.

    Daniel und Wiebke kamen mit den Bestellungen kaum hinterher. Beide waren froh, als um kurz vor drei Uhr Morgens die letzte Runde ausgeschenkt war, die

    verbliebenen Gäste bezahlten und gingen. In der Zeit, in der Wiebke mit alkoholbedingten Verständigungsproblemen zu kämpfen hatte, während sie den einsamen Hafenarbeiter vom Tresen zum bezahlen aufforderte, füllte Daniel die Theke auf und polierte die Gläser.

    „Bah! Das war ja widerlich wie der Typ nach Fisch gestunken hat", stieß Wiebke aus nachdem der Hafenarbeiter die Kneipe torkelnd verlassen hatte.

    Daniel lachte. „Wem sagst du das? Vielleicht sollte ich Major vorschlagen, dass wir eine Geruchskontrolle einführen."

    Wiebke kicherte. „Gute Idee. Immerhin hat er gutes Trinkgeld dagelassen."

    „Der Korruption sei dank sind die meisten Hafenarbeiter verdammt hoch bezahlt."

    „Vielleicht hat er auch einfach eine hohe Position und verdient deshalb so viel?"

    „Leute in hohen Positionen tragen keine orangene Arbeitskleidung mit eingewebtem Fischaroma", gab Daniel zu bedenken.

    „Nicht jeder der gutes Trinkgeld gibt ist ein Verbrecher", sagte Wiebke spitz.

    „Schon gut", Daniel hob beschwichtigend die Hände. Für eine Diskussion war er jetzt nicht in der Stimmung.

    „Tut mir leid. Ich bin erledigt."

    „Keine Ursache."

    Sie fuhr die Kasse runter, nahm die Einnahmen und ging ins Hinterzimmer um abzurechnen. Auf halbem Weg blieb sie stehen. „Trotzdem, sagte sie nachdenklich. „Lassen wir das Gehalt dieses Mannes und wie es sich zusammensetzt einmal außen vor und denken darüber nach was er für ein Leben führt?

    „Was meinst du?"

    „Er kann es sich leisten einen ganzen Abend lang in einer Kneipe zu trinken und ein echt saftiges Trinkgeld zu geben."

    „Er hat fast eine ganze Flasche Rum platt gemacht. Das gute Zeug", erinnerte sich Daniel.

    „Ganz genau. Aber er saß den ganzen Abend lang allein am Tresen und hat mit niemandem geredet sondern nur vor sich hin gestarrt."

    „Vielleicht hatte er einfach keinen Bock? Was interessiert

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