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Strand im Herz: Romantische Komödie
Strand im Herz: Romantische Komödie
Strand im Herz: Romantische Komödie
eBook285 Seiten3 Stunden

Strand im Herz: Romantische Komödie

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Über dieses E-Book

“Reinigungskraft für Strandhaus gesucht – Logis frei.” 
Lynn ist überglücklich, als sie diese Anzeige am schwarzen Brett ihrer Uni entdeckt, denn bei dem überteuerten Wohnungsmarkt in Santa Barbara für etwas Hausarbeit am Strand leben zu können, ist eine einmalige Gelegenheit. Wäre da nur nicht die Tatsache, dass die Anzeige von einem der größten Playboys ihrer Uni stammt.
Devon ist ein verwöhnter Dauerstudent, dessen Vater ihm den Geldhahn zugedreht hat. Er ist vielleicht nicht fähig, seinen Haushalt selbst zu führen, aber er kennt sich mit zwei Dingen gut aus: Schlupflöcher finden und Frauen um seinen Finger wickeln. Warum also nicht einfach eine Studentin kostenlos bei sich wohnen lassen, die hinter ihm herräumt und auch noch was fürs Auge ist?
Lynn nimmt die Stelle an und zieht ein. Von Anfang an geraten die beiden aneinander, die Anziehung zwischen ihnen können sie trotz der Schwierigkeiten aber nicht leugnen. Als sie jedoch Devons Vater vorspielen müssen, ein Paar zu sein, um das Strandhaus zu behalten, ist das Gefühlschaos perfekt.

Die romantische Komödie “Strand im Herz” ist die überarbeitete Neuauflage von “Hauptsache Strand” (2022 erschienen) und der vierte Band der “Herz über Kopf”-Reihe.
SpracheDeutsch
HerausgeberZeilenfluss
Erscheinungsdatum1. Mai 2024
ISBN9783967144307
Strand im Herz: Romantische Komödie

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    Buchvorschau

    Strand im Herz - Alica H. White

    1

    LYNN

    Ungläubig starre ich auf den kleinen Zettel, der an einer Pinnwand unserer Uni hängt:

    Reinigungskraft für Strandhaus gesucht

    – Logis frei.

    Darunter steht eine Telefonnummer. Das gibt es doch nicht!

    Vor Verblüffung fällt mir meine Mappe aus der Hand und landet mit einem dumpfen Geräusch auf den Fliesen. Dieses Angebot muss mir der Himmel geschickt haben! Wie elektrisiert hole ich mein Handy aus der Hosentasche und speichere die Nummer ein. Hier ist es zu laut, aber ich werde dort anrufen, sobald ich draußen bin.

    Nachdenklich gehe ich weiter. Wie groß wohl meine Chancen sind? Eine Unterkunft am Strand, das wäre einfach genial. Seit ich weiß, dass ich aus meiner Studentenbude ausziehen muss, weil das Haus abgerissen wird, suche ich verzweifelt nach einem neuen, bezahlbaren Dach über meinem Kopf.

    Doch das ist hier in Santa Barbara nicht so einfach, denn es ist eine der teuersten Wohngegenden der USA. Der durchschnittliche Hauspreis liegt bei über einer Million Dollar. Gelegen an der »American Riviera« zwischen Los Angeles und San Francisco, zieht es natürlich jede Menge Prominente und anderweitig Reiche und Schöne an. Das Meer, der Strand, das milde Klima und die Berge wirken wie ein Magnet. Und mit seinen knapp neunzigtausend eher wohlhabenden Einwohnern ist das Städtchen ruhig, aber nicht zu klein.

    Eine Gegend mit diesem Flair ist beliebt, leider nicht nur bei mir. Außerdem hat unsere Uni einen hervorragenden Ruf. Meine Eltern, die aus dem mittleren Westen kommen und ein Autohaus besitzen, sind zwar nicht arm, aber bei solch astronomischen Summen müssen sie passen. Kein Wunder, dass meine Suche nach einer neuen Unterkunft schon so lange erfolglos geblieben ist.

    Mittlerweile ist nicht mehr viel Zeit, um eine neue Wohnung zu finden, die in der Nähe der Uni liegt. Zumal sie mit dem Fahrrad erreichbar sein muss. Dass ich auf ein Auto verzichte, war der Preis, den ich für die exquisite Uni bezahlt habe.

    Und nun hängt hier dieses Angebot. Einfach so. Und dann auch noch direkt am Strand.

    Das wäre ein Traum! Dieses Zimmer – eine Wohnung wird es kaum sein – ist eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen darf. Spontan beschließe ich, ausnahmsweise die Vorlesung zu schwänzen. Das Zimmer hat jetzt Vorrang.

    Es steht noch nicht einmal »Putzfrau« oder irgendein anderer geschlechterdiskriminierender Begriff da. Das heißt allerdings im Gegenzug, dass sich auch Männer auf diese Stelle bewerben können. Verdammt, dann ist die Konkurrenz ja noch größer! Okay, es kommt natürlich darauf an, wer die Anzeige geschaltet hat. Könnte ja ein Pärchen sein, da ist eine Frau eher im Vorteil – oder auch nicht, wenn die Ehefrau zur Eifersucht neigt. Bei einem Mann ist vielleicht auch ein Buddy willkommen, mit dem er Bier trinkt, und der trotzdem alles managt – oder auch nicht, wenn der Kandidat eine Klobürstenallergie hat. So wie die Bewohner meiner WG, die mit ihrem üppigen Klopapierverbrauch zudem schon öfter die Toilette verstopft haben.

    Wieso denke ich überhaupt, dass es ein Mann ist? Es könnte genauso gut eine Frau sein, die nimmt sicher keinen Putzmann. Oder vielleicht doch? So einen sexy Kerl mit dicken Muskeln, der etwas Besseres zu bieten hat als eine blitzsaubere Wohnung. Vielleicht eignet sich für solche Zwecke aber ein Gärtner besser, der schweißglänzend seine Muskeln in der Sonne präsentiert. Wie auch immer – die Qualität der Hausarbeit rückt da möglicherweise in den Hintergrund.

    In meinem Kopf rotieren die Gedanken wie ein Kreisel. Vielleicht soll ich auch nackt putzen? Bei der Vorstellung muss ich schlucken.

    Ja, es könnte sein, dass ein Wermutstropfen dabei ist. Hoffentlich ist es nur ein Tropfen, damit käme ich klar. Keine Rose ohne Dornen. Tatsache ist, dass mein Budget begrenzt ist. Irgendwo muss ich Abstriche machen. Und damit werde ich nicht die Einzige sein.

    Der Zettel kann noch nicht lange hängen, denn ich sehe dreimal am Tag nach, ob dort neue Angebote ausgeschrieben sind. Plötzlich wird mir klar, wie viel Konkurrenz es geben wird, falls er noch länger hängt. Eilig kehre ich um und reiße ihn von der Wand. Nur kurz meldet sich mein schlechtes Gewissen.

    Doch ich bin die Beste für diesen Job, ganz sicher. Jetzt kann ich mir auch mit dem Anruf etwas mehr Zeit lassen.

    Draußen empfangen mich einundzwanzig Grad und ein leichter Wind von der See. Sicher, es gibt viele Unis im kalifornischen Verbund, die mit einem Strand punkten, aber dieser bleibt für mich einfach unübertroffen. Genießerisch atme ich durch. Ich bilde mir ein, bis hierher das Meer riechen zu können. Die Strandnähe der Uni war einer der Hauptgründe, warum ich unbedingt hier studieren wollte. Ebenso wie dieses spezielle Lebensgefühl, das ich hier am leichtesten bekomme: der kalifornische Traum, easy-going, die schönen Seiten des Lebens genießen. Selbst mein Dad fand das gut. Seiner Meinung nach nehme ich vieles, wenn nicht sogar alles im Leben, zu ernst. Angst, dass ich mein Leben auf einmal zu leichtnehmen könnte, hat er anscheinend nicht. Muss er auch nicht.

    Beschwingt setze ich mich mit meinem Fahrrad in Bewegung. Von wo aus soll ich den schicksalsträchtigen Anruf nur machen? Ohne lange darüber nachzudenken, habe ich schon den Weg zum Strand eingeschlagen. Von dort aus wäre ich auch schnell beim Vermieter.

    Kurze Zeit später habe ich den Campus Point Beach erreicht. Ein eher schmales, teilweise steiniges und doch himmlisches Stück Strand, das durch eine steile Felskante begrenzt ist. Trotz des vielen Sonnenscheins ist der Pazifik hier eiskalt. Das liegt an den Meeresströmungen. Nur wenige Badegäste trauen sich hinein. Im Wasser sind hauptsächlich Surfer in Neoprenanzügen zu finden.

    Sehnsüchtig werfe ich einen Blick auf das lässige Treiben der Surfer. Wie gern würde ich da mitmischen, für mich würde ein Traum in Erfüllung gehen. Doch das Surfen kostet Geld. Nicht nur für das Equipment, sondern auch für den Kurs – zumindest, wenn man es über die Schnupperstunde hinaus betreiben will. Ein Board zu mieten, ist natürlich auch teuer; und ein billiges gebrauchtes auf dem Fahrrad zu transportieren, stelle ich mir problematisch vor. Aber vielleicht wird dieser Sport kein Traum bleiben, wenn ich günstig am Strand wohnen kann.

    Ich setze mich leise seufzend an eine windgeschützte Stelle und wähle die Nummer des Strandhausbewohners. Mein Herz klopft bis zum Hals, als das Klingelzeichen ertönt.

    »Ja?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt nach einem jungen Mann.

    »Lynn Mayer mein Name. Ich rufe an wegen der Stelle, die am schwarzen Brett in der Uni hing. Mit wem spreche ich?« Ich räuspere mich anschließend vor Aufregung.

    »Devon.«

    Ich krause die Stirn. Was ist das denn für eine Antwort? Einen kurzen Moment bin ich sprachlos und verkneife mir die Nachfrage. Eine peinliche Pause entsteht.

    »Devon Greenberg«, rückt er schließlich seinen ganzen Namen heraus.

    Ich schlucke, denn ich habe ihn gut in Erinnerung. Devon ist der heißeste Typ bei uns an der Uni – und der größte Playboy. Er zieht die Blicke der Frauen an wie ein Magnet. Seine Exzesse sind so legendär wie sein Frauenverschleiß. Jeder weiß, dass er sich mit seinen Eroberungen höchstens auf ein kurzes Abenteuer einlässt.

    Ich wurde gleich bei der ersten Studentenparty von mehreren Seiten vor ihm gewarnt. Na ja, den »Damen« lief natürlich bei seinem Anblick selbst der Sabber aus dem Mund. Dabei hat er mich überhaupt nicht beachtet, denn ich gehöre wohl eher zu den Mauerblümchen. Dennoch, für mich gehört er zu den Typen, mit denen man besser nichts zu tun hat. Sie lenken vom Wesentlichen ab.

    Es ist allgemein bekannt, dass Devon im Strandhaus seiner stinkreichen Eltern wohnt. Sein Vater hat mit App-Entwicklungen ein riesiges Vermögen gemacht. Das vermehrt sich wie von selbst, denn er gehört zu den bekanntesten Großinvestoren für Hightech-Produkte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sein Sohn bisher ohne Putzfrau gelebt hat.

    Ich werde von einer mürrischen Stimme aus meinen Gedanken geholt. »Können Sie für ein Vorstellungsgespräch vorbeikommen?« Devon klingt fast so, als ob er gar keine Hilfe wollte.

    Was mache ich nur? Soll ich mich wirklich darauf einlassen? Wenn ich nicht in einer Notsituation wäre, würde ich die Finger davon lassen. Aber ein Gespräch ist ja noch kein Vertrag. Ich sollte mir die Bedingungen zumindest anhören. Mit Unbehagen entscheide ich mich für die Vorstellung, es ist ja erst mal unverbindlich.

    »Wann soll ich kommen?«

    »Wann können Sie?«

    »Ich könnte schon heute Nachmittag.«

    »Okay, wie wär’s mit gleich?«

    Warum hat er es so eilig? Na ja, muss ja nichts zu bedeuten haben, beruhige ich mich selbst. Schließlich gehört er nicht zu den strebsamen Studenten, dafür ist er schon zu lange hier.

    »Wo muss ich hin?«, frage ich. Ich kenne zwar die Straße, aber wem genau welches Haus gehört, wird natürlich möglichst geheim gehalten.

    Devon nennt mir die Nummer.

    »Ist das von der Uni gesehen am Anfang oder Ende der Straße?«

    »Am Anfang«, brummt er mürrisch.

    »Okay, ich bin circa in einer halben Stunde da«, antworte ich irritiert.

    Sofort kommen mir Zweifel. Warum habe ich da gerade so schnell zugesagt? Ich bin doch noch nicht mal passend für ein Vorstellungsgespräch angezogen, sondern trage nur Jeans und T-Shirt. Was zieht man zu solch einem Gespräch an? Sicher nichts Piekfeines, das wäre bei einer Bewerbung für eine Reinigungskraft übertrieben. Wird schon schiefgehen, die Konkurrenz habe ich ja auf Abstand gehalten. Und wenn die Bedingungen nicht akzeptabel sind, kann ich den Zettel ja wieder hinhängen.

    2

    LYNN

    »K ommen Sie durch«, fordert Devon mich auf, als ich einige Zeit später vor der Tür der Villa stehe.

    Er trägt Badeshorts, Flipflops und ... sonst nichts. Beim Anblick seiner breiten Schultern muss ich mich zwingen, ruhig weiterzuatmen. Seine tiefgrünen Augen mustern mich unverhohlen, sie scheinen mich zu durchdringen. Ich fühle mich nackt und möchte meinen Körper am liebsten mit den Händen bedecken. Ein freches Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, doch ich halte seinem Blick stand und lächle tapfer zurück.

    Er sieht einfach verboten gut aus mit diesen Drei-Tage-Stoppeln an seinem kantigen Kinn. Nachdenklich streicht er sich durch die dunkelblonden Locken, die mit von der Sonne gebleichten Strähnen durchsetzt sind. Er ist der Prototyp des verwegenen Surferboys, was für die meisten Frauen unwiderstehlich ist.

    Doch für mich nicht! Ganz und gar nicht! Niemals!

    »Kennen wir uns?«, fragt er plötzlich.

    Was wird das? Ist das eine Masche? Was für eine Antwort erwartet er von mir? »Ich hoffe, das ist keine plumpe Anmache«, gebe ich spröde zurück.

    Devons Augen weiten sich, er hebt abwehrend die Hände. »Nein! Nein, nein, Sie kamen mir gerade wirklich bekannt vor.«

    Ich beäuge ihn skeptisch, doch er wirkt glaubwürdig erschrocken. Gerade noch die Kurve gekriegt.

    »Vielleicht haben wir uns schon mal auf dem Unigelände gesehen«, antworte ich, obwohl ich das für mehr als unwahrscheinlich halte. Doch mit Studentenpartys soll er mich nicht in Verbindung bringen.

    »Ach ja?«

    Ich ziehe einen Mundwinkel hoch, mehr als dieses angestrengte Lächeln gelingt mir aber nicht.

    Devon grinst verlegen zurück. Offensichtlich merkt er, dass dieses überhebliche Gehabe bei mir nicht ankommt.

    Ich atme heimlich durch und folge ihm. Dabei kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mir zuerst das atemberaubende Haus, den großartigen Ausblick oder seinen sexy Hintern ansehen soll, dessen aufregendes Muskelspiel hinter den Badeshorts zu erahnen ist.

    Ich entscheide mich für die Wohnung und die Aussicht. Das ist sicherer. An Devon kann ich mir nur die Finger verbrennen. Hoffentlich hat er beim Personal seine Prinzipien! Das muss ich unbedingt rausbekommen, denn wenn dieser heiße Typ in die Offensive geht, wird es schwierig, zu widerstehen.

    Der Grundriss des Hauses ist relativ schmal, aber dafür tief, wie bei den anderen Strandhäusern auch. Klar, dadurch haben mehr Villen den begehrten Meerblick. Über mehrere Ebenen passt es sich an den abfallenden Felsen an. So wirkt das Gebäude trotzdem großzügig und offen.

    Nur eine Tür führt zu einem abgetrennten Raum. Ich wage einen Blick durch den offenen Spalt. Es ist die Küche. Als Devon bemerkt, dass ich stehengeblieben bin, öffnet er sie ganz. In der Spüle und drumherum stapelt sich das Geschirr. Doch ich bin eher vom Arbeitsbereich fasziniert, der eine hübsche Aussicht ins Grün des Nachbarsgartens ermöglicht. Die Sonne verrät die dreckigen Scheiben, die die Sicht leider trüben. Große Spinnweben glänzen in einer Ecke. Auch meine Nase weist mich darauf hin, dass hier schon länger nicht saubergemacht wurde. Nun gut, er sucht ja auch eine Reinigungskraft.

    Wir gehen durch einen Essbereich mit einem kleineren Fenster und einer Anrichte darunter. Es wirkt schön heimelig. Ich male mir aus, wie gemütlich es sein muss, hier abends bei Kerzenschein zu essen.

    Weiter geht es an einem Schreibtisch mit genialem Ausblick vorbei. Puh, der würde mich wahrscheinlich von der Arbeit abhalten. Die polierte Platte des Möbelstücks ist komplett leer, wenn man von der Staubschicht einmal absieht. Bei dem traurigen Anblick juckt es mich in den Fingern. Wahrscheinlich ist es das einzige Möbelstück, das in dieser Bude nicht zugemüllt ist.

    Im großzügigen Wohnbereich hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Meer, dessen Wasser in der Sonne glitzert. Ein paar niedrige Lavendelbüsche bieten Sichtschutz und halten Wind ab. Die Blüten trösten darüber hinweg, dass vom Strand nichts zu sehen ist. Der Raum wird nur durch Schiebetüren begrenzt, die je nach Bedarf die frische Brise vom Meer hereinlassen oder vor ihr schützen. Durch den großen Dachüberstand fällt keine hochstehende Sonne auf die Scheiben, wodurch in diesem Zimmer ein geniales Licht herrscht. Es ist so, als ob man auf einer überdachten Schattenterrasse sitzt.

    Gerade sind die Schiebetüren geöffnet, die würzig duftende Luft kommt herein. Sie riecht nicht nur berauschend, sondern kühlt auch angenehm meine vom Fahrradfahren verschwitzte Haut. Die Streben zwischen den großen Glasflächen sind weiß, ebenso wie die Decke und der marmorumbaute Kamin. Die Heizquelle ist definitiv nötig, denn im Winter kann es durchaus kühl werden.

    Der Frontbereich gibt den Blick auf einen kleinen verwilderten Garten frei. Das Gras wuchert hoch, was die Mittagsblumen im Steinbeet allerdings nicht stört, die in der Sonne ihre bunte Pracht entfaltet haben. Eine Palme an der Seite rundet das Bild ab und spendet lichten Schatten. Die westseitige Terrasse befindet sich daneben, deren Holzüberdachung wird von dicken Stämmen entrindeter Bäume getragen. Darunter stehen elegante Sitzmöbel aus Korbgeflecht und ein passender Glastisch. Zwischen zwei Dachstützen befindet sich eine hölzerne Bank, auf der extra dicke Polster liegen. Eine Bougainvillea im üppigen Pink rankt sich an der weißen Sichtschutzmauer entlang. Sofort träume ich davon, auf den Polstern herumzulümmeln und zu lesen. Die Blätter der Palme rascheln und scheinen mich einladen zu wollen.

    Ostseitig befindet sich eine kleine Terrasse mit einem mosaikgekachelten Tisch auf geschnörkelten Metallbeinen und dazu passenden filigranen Stühlen, die aussehen, als stammen sie aus einem Pariser Café. Der Freisitz wirkt romantisch, fast ein bisschen aus der Zeit gefallen, während er von der goldenen Morgensonne beschienen wird. Hier kann man sicherlich wunderbar frühstücken. Umrahmt wird das Ganze von blühendem Lavendel. Die Pflanzen sind zwar relativ resistent gegen Trockenheit, scheinen aber trotzdem gerade einen Überlebenskampf zu führen. Sofort halte ich nach einer Gießkanne Ausschau, kann aber keine erblicken. Eine grüne Hecke begrenzt das kleine Rasenstück davor; hoch genug, um Sichtschutz zum Nachbarn zu bieten und niedrig genug, um noch einen Ausblick auf die Küstenfelsen zu ermöglichen.

    »Wow«, entfährt es mir.

    Devon nickt lediglich, wahrscheinlich ist er diese Bewunderung gewohnt. »Setz dich doch.«

    Jetzt erst lenke ich meinen Blick auf die beige Ledercouch im Raum, die mit einem Glastisch und zwei passenden Sesseln dazu einlädt, die Aussicht zu genießen. Doch es ist praktisch unmöglich, seiner Aufforderung unmittelbar Folge zu leisten. Die Sitzflächen und Lehnen sind mit Pizzaschachteln, Snacktüten, Zeitschriften und allerlei anderem Müll zugepflastert. Ich sehe Devon ratlos an.

    »Ja, ich brauch nicht umsonst eine Putze«, brummt er und schiebt mir ein kleines Eckchen zum Hinsetzen frei.

    Putze?! Ich schnappe nach Luft. Was ist das für ein Ausdruck?

    Skeptisch beäuge ich die angebotene Sitzgelegenheit. Ich will mich schließlich nicht in einen undefinierbaren Sumpf setzen. Als ich mich zögernd niederlasse, übertönt die Ausdünstung der Pizzaschachteln den frischen Meeresduft. Nervös scanne ich den Müllberg. Wo kommt der Geruch bloß her? Da sind sicher noch irgendwo Reste drin.

    Die Mitbewohner meiner WG behaupten, ich leide unter einem Putzfimmel. Zugegeben, Hygiene ist mir wichtig, vielleicht ein bisschen zu sehr, aber über diesen Dreckhaufen hier lässt sich nicht streiten. Pikiert ergreife ich eine Pizzaschachtel mit spitzen Fingern und befördere sie noch ein Stückchen weiter weg. Will ich mir das wirklich antun?

    Doch ein kurzer Blick nach draußen bestätigt mir wieder, dass es lohnenswert ist, sich nach den genauen Konditionen zu erkundigen.

    »Also, wie sehen die Anforderungen genau aus?«, frage ich tapfer.

    »Du putzt und ich stelle dir dafür ein Zimmer.«

    »Schon klar. Aber geht’s vielleicht etwas genauer?«

    Devon sieht mich durchdringend an. »Was gibt’s da groß zu besprechen?«

    Seine Stimme hat ein aufregendes Timbre, bei dem sicher vielen Frauen die Höschen feucht werden und die dann bereitwillig tun, was er verlangt. Ich muss das Kribbeln unbedingt ignorieren, das er auch bei mir auslöst.

    »Zum Beispiel wer die Pizzaschachteln wegräumt. Für mich gehört das nicht zum Putzen.«

    Devon winkt ab. »Ach so, kleine Party. Bin noch nicht dazu gekommen, sie wegzuräumen.«

    Ich unterdrücke ein Naserümpfen.

    »Wo werde ich untergebracht? Ich möchte die ganze Fläche sehen, die ich sauber halten soll. Wie viele Quadratmeter hat das Haus?«, hake ich nach.

    »Keine Ahnung, siehst du doch. Oben sind nur noch die Schlafzimmer«, knurrt Devon.

    Was denkt er sich? »Aber ich muss nicht nackt putzen, oder so was in der Art?«

    Er schüttelt entsetzt den Kopf. »Sag mal, geht’s noch?! Für wen hältst du mich?«

    Ich stehe auf und sehe ihn erwartungsvoll an. »Und? Zeigst du mir jetzt bitte das ganze Haus?«

    Devon erhebt sich mit beleidigtem Gesichtsausdruck und schiebt sich an mir vorbei. Offensichtlich ist die Dusche nicht zugemüllt. Er riecht verführerisch nach einer Mischung aus Sandelholz und einer herb-männlichen Note – auf jeden Fall verdammt aufregend. Mein Atem stockt. Wenn ich hier einziehe, sollte ich mich möglichst wenig in seiner Nähe aufhalten. Er ist und bleibt ein extrem heißer Typ, von dem Frau besser die Finger lässt, wenn sie ihr Herz behalten will.

    Ich folge ihm mit etwas Abstand, damit ich nicht so viel von der verstandvernebelnden Wolke einatmen muss. Es geht eine massive Betontreppe hinauf in das Obergeschoss.

    »Hier gibt es vier Schlafzimmer und drei Badezimmer«, erklärt er und öffnet eine Tür. Dahinter befindet sich ein verdächtig aufgeräumter

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