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Ich, ... das arme Opfer
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eBook160 Seiten2 Stunden

Ich, ... das arme Opfer

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Über dieses E-Book

Der arbeitslose Tobias ist in großen Geldnöten. Eines Tages wird er in seinem eigenen Haus überfallen und in den Keller eingesperrt. Der Täter macht ihm dann ein Angebot, welches Tobias nicht abschlagen kann, wenn er nicht gesundheitlichen Schaden davon tragen möchte. Eine Odyssee jenseits des Gesetztes beginnt.
Überraschende Wendungen und viel Ironie fesseln bis zum Ende.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Feb. 2015
ISBN9783738015423
Ich, ... das arme Opfer

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    Buchvorschau

    Ich, ... das arme Opfer - Michael Aulfinger

    Kapitel 1

    Es wurde sicherlich schon viel geschrieben und gesagt zum Thema Arbeitslosigkeit. Vieles daran ist hypothetisch. Die Vorstellungskraft eines in Lohn stehenden Arbeitnehmers reicht oft nicht aus, um sich die anfangenden Selbstzweifel eines Arbeitslosen vorzustellen.

    Was sollte jemanden auch dazu veranlassen, sich damit zu befassen, wenn im gesamten Bekannten- und Verwandtenkreis niemand mit dem Fluch der modernen Zeit verdammt ist. Der Mensch schiebt diese Gedanken weit von sich. Bloß nicht daran denken. Verdrängen wir sie. Dies geht solange gut, bis es einen bestimmten erwischt - sich selbst. Dann ist es vorbei mit dem hypothetischem … was wäre wenn?

    Nun bin ich also selbst einer von Deutschlands größtem Arbeitgeber. Ich schloß mich der Millionenhorde an. Welche Nummer habe ich eigentlich? Bin ich Nummer zweimillionenfünfhunderttausendzweihundertzwölf? Das ist mir doch egal. Allmählich macht sich Galgenhumor in mir breit. Woher kommt dies? Sollte wohl eine trotzige Reaktion auf die Situation sein, die ich zur Zeit sowieso nicht ändern kann.

    Alles was ich an bürokratischen Formalitäten bisher erledigen mußte, habe ich in den vier Monaten meines bisherigen Zwangsurlaubes getan. Der Agentur für Arbeit habe ich sofort meine Situation dargelegt. Doch bei der Verabschiedung klingt der Satz Sie hören von uns, wie eine ironische Floskel, die der junge Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches schon tausend mal sagte. Als ich das nächste Mal das Arbeitsamt aufsuchte, war ich für ein Fräulein in einem hellblauen Kleid, und mit einer Frisur bei der sie bei Rapunzel Anleihe nahm, eine Nummer unter vielen. Sie äußerte Hoffnung, vage Hoffnung. Nur nicht sofort. Ich sollte nicht den Kopf hängen lassen. Aber ich dürfe auch nicht zu viel erwarten. Es würde sich in meiner Branche schon ein brauchbarer Job finden, nur bräuchte ich noch viel Geduld. Kommt Zeit kommt Arbeit.

    Die Zeitungen wurden nach entsprechenden Anzeigen durchforstet. Von alleine schrieb ich Bewerbungen an verschiedene Firmen. Bisher ohne Erfolg. Im Bekannten- und Verwandtenkreis war auch nichts zu finden. Aber dazu muß ich erklären, daß mein Verwandtenkreis sehr mickrig ist, und zwar besteht er nur aus einem Bruder, den ich selten sah, und einer Tante sowie einem Onkel, deren Gegenwart ich noch weniger ertragen möchte.

    Mein Freundeskreis ist da ein wenig umfangreicher. Vor allem möchte ich meine beste Freundin Sabine erwähnen. Wir sind so gut befreundet, daß wir uns geschworen haben, niemals zusammen zu ziehen, damit wir weiterhin ein Liebespaar bleiben können. Denn tägliche gegenseitige Rücksichtnahme, wäre das Ende unseres guten Verhältnisses. Und das ist uns viel Wert. Von meinen anderen Freunden möchte ich jetzt nicht weiter erzählen. Das würde zu lange dauern, und von dem eigentlichen Grund meiner Geschichte ablenken. Denn jetzt möchte ich von jenem Tag erzählen, der mein Leben grundlegend änderte.

    Hätte ich vorher gewußt, was für eine verrückte Geschichte mich an diesem Tag erwartet, hätte ich mich bei Sabine zu Hause ins Bett gelegt, und wäre die nächsten zwei Tage nicht aufgestanden. Heute wünschte ich, ich hätte es getan, und das folgende wäre nie geschehen. Aber ich habe es nicht getan, und so ist mir zwangsläufig das passiert, wovon meine Erzählung handeln wird. War es Schicksal? War es vorausbestimmt? Ich weiß es nicht, aber es würde mich reizen den Begriff, den man Schicksal nennt einmal eingehender zu untersuchen.

    Jetzt drehe ich aber in Gedanken das Zeitenrad zurück, und fühle mich an den Spätsommertag zurück versetzt. Die Zeiten wandeln sich. Ich gehe in der Erinnerung zurück an den Tag, an dem alles begann.

    Zu dem Zeitpunkt - es ist genau 16.38 Uhr - wo mir die Erinnerung an das Arbeitsamt einen faden Nachgeschmack hinterlässt, saß ich auf einer Parkbank. Heute morgen hatte ich es nicht mehr zu Hause ausgehalten. Die Decke wollte mir auf den Kopf fallen. Vor dem viereckigem Kasten, mit der stundenlangen audiovisuellen Berieselung, hatte ich reiß aus genommen. Auch das Buch, welches ich zur Zeit las, gab mir keine seelische Ruhe. Die Ausgeglichenheit, die Balance, fehlte mir, um einen ruhigen Tag genießen zu können. Raus, einfach raus. Unter Menschen kommen, dem Treiben zusehen, dies würde mich wohl etwas ablenken, und vielleicht auf andere Gedanken bringen. Das hoffte ich zumindest. Denn mich hatten nicht nur Selbstzweifel ergriffen. Nein, wenn es nur dieses gewesen wäre. Aber es kam noch Selbstmitleid dazu. Das war ja noch schlimmer. Ich nervte mich selber, und tat mir unendlich leid.

    So saß ich nun auf dieser Parkbank. Die Arme waren links und rechts leger über die Bankrückenlehne gelegt. Mir fiel nichts anderes ein, als ziellos die vorbeischlendernden Menschen zu beobachten. Ohne viel nachzudenken saß ich herum und sah zu, wie einige spazieren gingen, und andere ihre Hunde Gassi führten. Wiederrum andere waren mit ihren Kindern unterwegs, auf dem Weg zum Spielplatz.

    Die Zeit verging langsam. Zu langsam. Was sollte ich machen? Was sollte jetzt mit mir geschehen? Wie sollte es weitergehen? Fragen über Fragen, auf die ich im Moment keine Antwort wußte. Ständig kreisten meine Gedanken um das immer wiederkehrende Thema herum.

    Irgendwie spürte ich, daß es mich kaputt machte. Die ersten Tage der Arbeitslosigkeit, waren noch erträglich, waren fast wie Urlaub. Die Erledigungen lenkten mich ab. Inzwischen hatte sich das geändert, denn die Gänge zum Arbeitsamt liefen immer nach dem gleichen Schema F ab, und endeten mit dem gleichen Satz. Sie hören von uns.

    Meine eigene Arbeitssuche blieb erfolglos.

    Langsam merkte ich, wie diese ganze derzeitige Situation an mir nagte. So konnte es nicht weitergehen. Ich machte mich noch verrückt, oder besser gesagt, ich wurde verrückt. Bald bekam ich die Erkenntnis, daß ich eine Beschäftigung schon aus seelischen Gründen dringend benötigte. Das in den Tag hinein leben war nicht mein Fall. Außerdem war meine derzeitige finanzielle Lage alles andere als rosig zu bezeichnen. Das Geld fehlte hinten und vorne. Dabei hatte ich sogar noch ein kleines Einfamilienhaus, daß mir meine Eltern hinterließen und in dem ich alleine lebte, zu unterhalten.

    Doch verdrängte ich die Gedanken, die an den Geldmangel geknüpft waren wieder schnell. Ich sah die Menschen durch den Park gehen. Als ich so die Wege entlang blickte, wurde mir eins bewußt. Jedes Individuum, jede Person die an mir vorbei ging, hat seine eigene Geschichte, und seine eigenen Probleme. Oder soll ich sie Schwierigkeiten nennen? Ob diese Probleme schwerwiegender als meine waren, konnte mir im Moment keiner sagen. Ansichtssache. Das kommt auf den Blickwinkel an. Vollkommen relativ.

    Allmählich begann ich mich zu langweilen. Die Menschen zu beobachten, lieferte mir auch nicht die seelische Befriedigung, die ich mir erhoffte. Der Hunger meldete sich. Auch wenn man kein Geld hat, ist der Hunger trotzdem da. Oder gerade erst dann. Dann spürt man ihn besonders intensiv. Das sind Lebenserfahrungen, die ich bisher nicht so ausgeprägt kannte, und mir deshalb jetzt in das Bewußtsein kamen. Ich hatte immer gutes Geld verdient, brauchte nie Hunger leiden. Doch jetzt kam diese Erfahrung hinzu.

    Ein Rentner ging mit seinem watschelnden Dackel vorbei. Als er um die Ecke bog, stand ich auf. Es ging dem Abend zu, und der Hunger wollte besänftigt werden. Die zwei Kilometer bis zu meinem Haus ging ich zu Fuß. Ein Auto besaß ich zur Zeit nicht, und die Buslinie verkehrte nicht in diese Richtung. Denn ich wohnte am Stadtrand.

    Mechanisch sah ich auf meine Uhr. Es war inzwischen fünf Uhr Nachmittags. Aber so richtig hatte ich die Uhrzeit nicht wahrgenommen. Wie in Trance ging ich die Königstraße entlang. An der Kreuzung zur Possehlstraße bog ich ab. Dort lag mein Haus. Oder besser gesagt, daß Haus meiner Eltern, daß ich nach dem Tod meines Vaters vor zwei Jahren geerbt hatte. Langsam ging ich auf das Haus zu. Wir Angehörigen, dazu zählte ich noch meinen Bruder, waren immer davon ausgegangen, daß das Haus so gut wie schuldenfrei sein würde. Nach den Erzählungen und Kommentaren meines Erzeugers würden wir uns nach seinem Ableben in ein gemachtes Bett setzen. So hörte es sich zumindest immer gut an. Doch die Realität hatte uns bald eingeholt. Nach der Beerdigung erfuhren wir, welche Hypothek noch auf das Grundstück lastete. Mein Bruder erschrak, und zog sich in seine Kieler Wohnung zurück, aus der er nur selten hervor kroch. Damit wollte er nichts zu tun haben. Gerne überschrieb er mir seinen Hausanteil, ab nicht ohne gierig die Hand aufzuhalten. Denn der Verkehrswert des Hauses war hoch. Im freien Verkauf würde es einen guten Preis erzielt haben. So konnte er sich über eine gute Summe Geld freuen. Nur Bares ist Wahres. Geld, welches ich selbstverständlich zu der Zeit nicht im Überfluß zur Verfügung hatte, und somit wiederum einen Kredit aufnehmen mußte. Irgendwie hätte ich es auch geschafft, aber dann machte meine Firma bankrott, und ich stand auf der Straße. Buchstäblich. Seitdem hängt der notwendige Verkauf des Einfamilienhauses wie ein Damoklesschwert über meine täglichen Gedanken. Widersprüchliche Stimmen vernehme ich in meinem Herzen, die mir gegensätzliche Ratschläge erteilen. Eine Stimme sagt immer zu mir:

    Verkaufe, und du hast sofort keine Probleme mehr, dann hast du sogar noch Geld über, und kannst in einer Mietwohnung ein gutes Leben genießen.

    Die zweite Stimme, die ich in meinem Innersten immer zu dem Thema vernahm, riet mir genau das Gegenteil.

    Du kannst doch nicht das Haus deiner Eltern nur des schnöden Mammons wegen verkaufen. Wie haben sie sich dafür abmühen müßen, um dieses zu schaffen. Hast du kein Ehrgefühl? Halte das Haus in Gedenken an sie fest.

    Diese gegensätzlichen Richtungen lebten in meinen täglichen Gedanken. Seit Wochen beherrschten sie mich. Was sollte ich machen? Wenn man über jeden einzelnen Ratschlag nachdachte, hatte jeder etwas für sich, und klang vollkommen vernünftig. Doch das half mir im Moment auch nicht weiter. Und dazu noch die Arbeitslosigkeit. Es war ein Dilemma, auf das ich zuraste. Der Untergang war absehbar. Die Bank wurde allmählich nervös. Ich zunehmend auch. Wenn nicht bald etwas passierte, würde ich mein Haus verlieren. Das war mir klar. Ich nahm mir vor meine Anstrengungen auf eine Arbeitsstelle hin, zu verstärken.

    Automatisch hatten meine Beine mich bis zu meinem Anwesen getragen. Es lag in einer Seitenstraße. Links und rechts von meinem Grundstück waren die Nachbarn angesiedelt, die durch hohe Hecken und Zäune, die als Sichtschutz fungierten, abgetrennt waren. Auf der rückwärtigen Stirnseite meines Grundstückes, war ein kleiner Wald. Durch eine Holztür im Zaun, gelangte man in das Wäldchen. Dort hatte ich als spielendes Kind viele Nachmittage verbracht. Immer, wenn ich auf diesem Weg das elterliche Grundstück verließ, ergriffen mich Erinnerungen an meine glückliche Kindheit. Mit Freunden habe ich dort herum getobt. Im Winter wie im Sommer. Cowboy und Indianer hatten wir dort gespielt. So manche Schramme von den Ästen hatte ich mir an Beinen und Armen zugezogen. An einem Baum erkenne ich immer noch das Zeichen, daß ich damals mit meinem Messer hinein ritzte. Auch diese Erinnerungen lassen das mögliche Vorhaben eines Verkaufes zu einem Gewissenskonflikt werden. Waren diese Kindheitserinnerungen denn gar nichts wert. Im Moment bringe ich es nicht über mein Herz. Aber wenn der Sollstand meines Bankkontos etwas anderes empfahl?

    Wiederrum mechanisch steckte ich den Schlüssel in die Tür. Ein leichte Quietschen der Türangeln empfing mich. Mich allerdings störte es schon gar nicht mehr. Im Moment störten mich andere Probleme. Aus Gewohnheit schloß ich hinter mir ab, und hängte die Sicherheitskette ein. Heute wollte ich nicht mehr raus. Mit Sabine war ich erst am Wochenende verabredet. Sie hatte mich zum Essen bei sich eingeladen. In der Woche arbeitete sie in einer Firma, die Parkettböden herstellt. Deshalb sahen wir uns in der Woche selten. Sie wohnte auf der anderen Seite der Stadt. Es hat eben seine Vorteile, wie auch seine Nachteile.

    Im Flur gleich rechts stand der Schuhschrank. Meine Schuhe zog ich aus, und verstaute sie. Beim Eingang auf der linken Seite, führte eine Treppe nach oben, wo sich das Schlafzimmer und zwei ehemalige Kinderzimmer befanden. Jetzt wurden sie als Hobby- und Gästezimmer benutzt. Unter dem Treppenaufgang im Flur, führte eine Treppe in den Keller, wo sich unter anderem die Ölheizung befand. Vom Flur aus gesehen rechts schloß sich die Küche an.

    Ich ging

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