Ich bin dann mal online
Von Claudia Heinze
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Über dieses E-Book
Sie hatte schon viel darüber gehört und gelesen, aber was sie dort dann erwartete, damit hatte sie nicht gerechnet. Wie der Zufall im Leben so spielt, lernt Alex parallel zu ihren Abenteuern im Online-Dschungel noch im "wahren" Leben einen Mann kennen. Wird sie bei ihren zahlreichen Dates den Überblick verlieren oder ist tatsächlich der perfekte Mann schon ganz nah?
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Buchvorschau
Ich bin dann mal online - Claudia Heinze
Kapitel Eins
Da saß ich nun vor meinem Laptop und hatte es tatsächlich getan: ich hatte meine Kreditkartendaten erfasst, auf „weiter geklickt und starrte jetzt auf die Mail in meinem Eingangskorb: „Herzlich willkommen bei DerPerfektePartner.de. Wir freuen uns, dass Sie sich für eine Mitgliedschaft bei uns entschieden haben – jetzt erwarten Sie jede Menge interessante Kontakte und spannende E-Mails.
. Eigentlich hätte dort stehen müssen: „Herzlich willkommen bei IchsucheverzweifelteinenMann.de. Wir freuen uns, dass Sie uns 150,-- Euro überwiesen haben, um sich mit anderen verzweifelten Menschen auszutauschen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei."
Tja, ärgern half jetzt nichts mehr, ich war nun stolzes Mitglied in einer Internet-Singlebörse. Und was hatte ich bisher darüber gelacht und gelästert. Aber die Fakten hatten ganz einfach für eine Mitgliedschaft gesprochen: ich war 37 Jahre alt, seit zwei Jahren Single, durchschnittlich gutaussehend, beruflich gut situiert, sportlich und regelmäßig auf Tanzparties unterwegs, ohne dass mich auch nur ein Mann angesprochen hätte. Und es war nicht so, als würde ich mir auf der Tanzfläche keine Mühe geben. Ohne mich jetzt selbst loben zu wollen, aber wenn es etwas gab, was ich konnte, dann war es beim Tanzen meine Hüften zu bewegen. Lasziv ließ ich meinen wohl proportionierten Hintern kreisen und lächelte dabei natürlich so, als würde ich gar nicht darüber nachdenken, dass mir Männer dabei zu schauen. Nein, ich tanzte nur ganz für mich allein aus Spaß an der Musik. Kurz und gut: ich gab wirklich alles. Tja, und trotzdem ging ich nach Hause, ohne ein einziges Wort mit einem Mann gewechselt zu haben.
Freunde von mir behaupteten gerne, ich wäre wahrscheinlich bei der Männerwahl zu anspruchsvoll. Doch das würde ja voraussetzen, dass mich regelmäßig Männer ansprechen würden, die ich dann mit einer abweisenden Handbewegung davonwinken würde. Ich gebe es ja nur ungern zu: es sprach mich in letzter Zeit keiner an!!! Weder beim Tanzen, noch in der Kneipe und auch nicht an der Supermarktkasse, wo ich mir immer besonders viel Mühe gab, dass es in meinem Einkaufswagen nach einem gesund lebenden, gut verdienenden, aber nicht abgehobenen Single aussah. Ein Foto meines Einkaufswagen-Inhalts würde somit wie folgt aussehen: immer ein bisschen Obst, ein/zwei Markenprodukte, dann natürlich die No-Name-Produkte, damit man nicht zu versnobt aussah und selbstverständlich niemals einen Großeinkauf machen, denn es muss ja nach Single-Haushalt aussehen. Wie viel Geld ich nicht schon im Supermarkt ausgegeben hatte, um besonders interessant zu wirken. Ich habe gleichzeitig den „Spiegel, den „Focus
und das „Geo-Magazin gekauft, nur um intellektuell auszusehen. Und ich wette, kein einziger Mann hat jemals den Inhalt meines Einkaufswagens studiert und sich gesagt: „Wahnsinn, zwei Äpfel, eine Packung Häagen Dasz-Eis und dazu noch ein 6er-Pack Tipp-Toilettenpapier. Und lesen kann sie auch. Die Frau muss ich unbedingt kennenlernen.
Ich hatte sogar mit dem Laufen angefangen, da ich dachte, das würde bei Männern bestimmt gut ankommen. Es klingt doch sicher super, wenn man beim Small-Talk in einem Nebensatz fallen lassen kann: „Was ich letztes Wochenende getan habe? Ach, da bin ich mal wieder einen Halbmarathon gelaufen. Man lernt seine Stadt doch am besten zu Fuß kennen!" In welch erbärmlicher Zeit ich gelaufen war und dass ich ab Kilometer 15 nur noch gejammert hatte, musste ich ja nicht erwähnen. Und es war tatsächlich so: die Männer waren beeindruckt. Aber da komme ich wieder zu meinem Problem von oben: es sprach mich nur viel zu selten jemand an, als dass ich die Halbmarathon-Karte hätte ziehen können. Also sage ich mir immer fleißig: ich mach dieses Lauf-Training nur für mich, damit es mir körperlich besser geht. Manchmal glaube ich es mir auch.
Und das war der Status quo: so selbstbewusst ich auch gerne tat, ich war frustriert und ja, ich wollte endlich mal wieder einen Mann für mich alleine haben. Jemanden, dem der Atem stockt, wenn ich an ihm vorbeigehe. Der sich traut, mich anzusprechen, ohne dass ich einen Halbmarathon laufen musste. Der sich meine Handy-Nummer geben lässt und sich tatsächlich sofort meldet, ohne mich drei Tage lang verzweifelt aufs Handy starren zu lassen. Ein Mann, der mit mir eine Beziehung mit allem drum und dran will und nicht sagt: „Süße, du bist eine echt tolle Frau, aber ich bin derzeit noch nicht bereit für eine feste Beziehung. Aber ich hab super viel Spaß mit dir, meinetwegen können wir das gerne beibehalten." Ich hatte diese Sätze einfach so satt. Wenn ich den Männern Glauben schenken würde, war ich eigentlich eine perfekte Super-Granate, nur komischerweise wollte keiner mit mir zusammen sein.
Um es auf den Punkt zu bringen: ich wollte einen Mann, der mich liebt, genauso wie ich bin. Und natürlich wollte ich von dem Mann genauso hingerissen sein. War das jetzt schon zu anspruchsvoll? Vielleicht.
Aber wenn ich meiner Willkommen-Mail vertraute, dann war ich ja bei „Der PerfektePartner.de genau richtig. Denn die versprach mir: „Sie haben sich für den richtigen Weg zur neuen Partnerschaft entschieden: schon jeder fünfter Internetnutzer findet seinen Partner online!
Und wie ich mein Glück kannte, gehörte ich zu den Nutzern eins bis vier.
Schluss jetzt, nicht immer so negativ sein. Denn das war definitiv eine meiner schlechten Angewohnheiten: immer alles mies machen, bloß nicht zu optimistisch sein, dann kann man am Ende ja auch nicht so enttäuscht werden. Nun hatte ich mich hier angemeldet und sollte das Beste daraus machen. Also erst mal ganz geduldig den Fragebogen für die Analyse meiner Persönlichkeit ausfüllen. Und vielleicht wurde mir danach ja schon diagnostiziert, dass man mir lieber mein Geld zurück überweist, da ich für die Männerwelt schon viel zu verkorkst war. Mist, das war schon wieder negativ.
Nach einer halben Stunde hatte ich den kniffligen Fragebogen zu meiner Persönlichkeit ausgefüllt. Das war vielleicht aufregend, eventuell entschied eine schlecht gewählte Antwort darüber, ob mein Traummann mich finden würde oder nicht. Aber wenn ich dachte, ich hätte das schwierigste schon geschafft, weit gefehlt. Jetzt galt es noch zwei bis drei tolle Fotos von mir auszuwählen und ins Netz zu stellen. Ich ging also sofort daran meinen Bilder-Ordner auf meinem Rechner zu durchforsten, irgendwo mussten doch ein paar geeignete Fotos von mir dabei sein: mmh, ich als Engel verkleidet auf unserer letzten Firmen-Weihnachtsfeier? Das war wohl unpassend. Im Teufelskostüm vom letzten Karneval sah ich eigentlich ganz gut aus, aber auf dem Foto war auch meine Freundin Yvonne und meine technischen Fähigkeiten reichten leider nicht aus, um sie von dem Bild zu entfernen. Also weiter suchen. Ich hatte diverse Fotos von all meinen Freundinnen, meinen Neffen, meinen Kollegen, Cala Ratjada bei Tag und Nacht; nur von mir allein hatte ich so gut wie nichts. Bei der Sucherei erstrahlten auf meinem Bildschirm diverse Fotos von mir, freudestrahlend im Arm meines Ex-Freundes Jan. Hätte man mir damals gesagt, dass ich versuchen würde, ihn von meiner Seite abzuschneiden, um das Foto in einer Single-Internetbörse einzustellen, dann hätte ich einen Vogel gezeigt. „Das kann mir nie passieren." Diesen Satz habe ich mit voller Überzeugung von mir gegeben. Ich hatte doch meinen Traummann gefunden, wir hatten ein Haus zusammen gekauft, wir verstanden uns super, ich würde doch niemals wieder Single sein und mich auf die Suche begeben müssen. Nein, ich war in besten Händen. Und doch kam alles anders und ich würde in diesem blöden Profil wirklich auf ledig/keine Kinder klicken müssen.
Während ich in Erinnerungen und alten Fotos schwelgte, riss mich mein Telefon aus meinen Träumen. Im Display leuchtete „Yvonne-Festnetz. Stimmt ja, wir wollten heute die Planung für das Wochenende durchsprechen. Ich nahm ab: „Hi Yvonne. Na, um die Uhrzeit schon zuhause?
Yvonne arbeitete in einer Werbeagentur und kam selten vor 21 Uhr nach Hause, da sie behauptete, abends am kreativsten zu sein. „Hallo Alex. Auch ich schaffe es ab und zu mal mich von meinem Schreibtisch loszureißen. Na, was treibst du gerade?"
Verzweifelt blickte ich auf meinen Bildschirm, auf dem ich gerade das erste doch passende Foto von mir hochgeladen hatte. „Nichts Besonderes, ich gammle hier so vor dem Rechner rum und surfe eine Runde im Internet. Während ich sprach, wusste ich, dass meine Stimme nicht normal klang, denn ich fühlte mich ertappt. Es war, als würde ich etwas Verbotenes tun, und Yvonne hatte mich dabei erwischt. „Erzähl mir nix. Was hast du gerade angestellt?
Yvonne kannte mich einfach zu gut. Sie hatte mein Zögern in der Stimme gleich herausgehört. „Das willst du gar nicht wissen, stammelte ich kleinlaut. Yvonne lachte: „Na, das muss ja was ganz Schlimmes sein. Komm, raus mit der Sprache, wir haben doch sonst keine Geheimnisse voreinander.
„Es ist mir aber peinlich. Versprich mir, dass du nicht lachst, mich nicht verurteilst und dass du mich nicht ewig damit aufziehen wirst. Ich merkte, wie bettelnd meine Stimme klang. „Ich verspreche, dass ich nicht lache und dass ich dich nicht verurteile. Ob ich dich nicht ewig aufziehen werde, kann ich dir erst sagen, wenn ich weiß, worum es geht.
Ich nahm all meinen Mut zusammen, atmete tief durch und sprach das Unfassbare aus: „ Yvonne, ich habe mich vor einer guten Stunde bei „DerPerfektePartner.de angemeldet.
So, jetzt war es raus. Und da hörte ich es auch schon: Yvonne schüttelte sich förmlich aus vor Lachen. Soviel zu ihrem Versprechen, es war nichts wert gewesen. Yvonne war aus unserer Vierer-Single-Truppe die eingefleischteste Single-Frau. Sie war seit Jahren Single und sie wirkte irgendwie happy damit. Daher ahnte ich, dass von ihrer Seite nur Gelächter kommen würde. „Oh Alex, dass ich den Tag noch erleben durfte. Was ist in den letzten Tagen passiert, dass dich dazu getrieben hat? Wir waren uns doch alle einig, dass wir das niemals tun wollen."
Yvonne stellte die entscheidende Frage. Was hatte mich dazu getrieben? Eigentlich war ein Telefonat mit meinem Bekannten Carsten Schuld, dass ich am Abend zuvor geführt hatte. Carsten und ich hatten uns vor gut einem Jahr beim Kölner Karneval kennen gelernt. Wir verstanden uns auf Anhieb und hatten ein super tolles Wochenende. Und seit langem hatte ich mal wieder das Gefühl, dass sich aus dieser „Affäre etwas Handfestes entwickeln könnte. Mein Herz war tatsächlich noch funktionsfähig und klopfte damals bei dem Gedanken an Carsten etwas schneller. Wir hatten so viel Spaß in Köln zusammen und führten intensive, stundenlange Telefonate als ich wieder zu Hause im guten alten Bremen war. Natürlich hatten wir nicht genau definiert, was das jetzt eigentlich genau zwischen uns war. Manchmal vermisste ich die gute alte Zeit, als man nach dem ersten Kuss wusste, dass man zusammen war. Jetzt konnte man schon drei Kinder gemeinsam groß gezogen haben, und der Mann behauptete immer noch: „ Kleines, da hast du was missverstanden!
Um klare Verhältnisse zu schaffen, lud ich ihn für ein romantisches Wochenende nach Bremen ein. Leider schlug er meine Einladung mit den Worten aus, die ich nur zu gut kannte: „Mensch Alex, ich finde dich echt super, aber ich glaube, wir wollen beide derzeit nicht dasselbe, daher ist es sicher besser, wenn ich dich nicht besuchen komme." Wie konnte ich nur die vielen SMS und die stundenlangen Telefonate so missverstehen? Ich heuchelte also Verständnis, wünschte ihm viel Glück bei der Suche nach einer besseren Frau (ha, die würde es doch nie geben) und äußerte noch den Wunsch, dass wir ja Freunde bleiben könnten, da es doch schade wäre, den Kontakt zu verlieren, wo wir uns doch so gut verstünden. Den Kontakt haben wir gehalten und die bessere Frau scheint er in regelmäßigen Abständen immer mal wieder zu finden. Ist es eigentlich sehr gehässig, dass ein bisschen Schadenfreude bei mir aufkommt, wenn eine Beziehung bei ihm in die Brüche geht? Wer mir einen Korb gibt, soll gefälligst auch nicht glücklich werden. Ich weiß, um diese Einstellung aus mir herauszubekommen bedarf es einer Langzeit-Therapie, aber vor der habe ich mich bisher noch erfolgreich gedrückt.
Vor zwei Tagen hatte ich Carsten mal wieder eine SMS geschrieben. Von sich aus meldete er sich eigentlich nie, wahrscheinlich wollte er mir keine falschen Hoffnungen machen, wie rücksichtsvoll von ihm. Da Silvester vor der Tür stand, fragte ich ihn per SMS, ob er nicht Lust hätte mit gemeinsamen Freunden ins neue Jahr zu starten. Natürlich müsste er mich dann aber auch um Mitternacht küssen. Ich war mir nie zu schade, bei einem Mann um ein bisschen Aufmerksamkeit und Zuneigung zu betteln. Beim Senden der Nachricht hätte ich