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ROSE - Verliebt in L.A.
ROSE - Verliebt in L.A.
ROSE - Verliebt in L.A.
eBook322 Seiten4 Stunden

ROSE - Verliebt in L.A.

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Über dieses E-Book

Es ist die Chance ihres Lebens! Rose hat gerade ihr Studium am MIT beendet und ihren ersten Job in Miami begonnen, als sie nach L.A. fliegen muss, um dort die wichtigste Präsentation des Jahres bei dem weltweit angesagtesten Modelabel zu übernehmen.

 

Doch L.A. wäre nicht L.A., wenn nicht alles ganz anders käme!

 

Kaum in ihrem Hotel angekommen, wird sie von dem Surfer Liam um den Finger gewickelt, der am nächsten Morgen spurlos verschwunden ist.

Während der Präsentation am darauffolgenden Tag fühlt sie sich magisch von dem Boss der Firma, Harry Hyman, angezogen, und Rose ist froh, nach einer 24-stündigen Achterbahnfahrt der Gefühle am Abend L.A. wieder verlassen zu können.

Zurück in Miami macht ihr Mister Hyman ein verlockendes Angebot, dem sie nicht widerstehen kann. Sie sagt zu und weiß noch nicht, worauf sie sich einlässt.

 

 

Rose – Verliebt in L.A. ist ein abgeschlossener Roman.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum8. Juni 2017
ISBN9783743807204
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    Buchvorschau

    ROSE - Verliebt in L.A. - H.D. Holl

    H.D. Holl

    ROSE

    Verliebt in L.A.

    Copyright: © 2017 H.D. Holl

    Alle Rechte vorbehalten

    Design: Pro eBook Covers

    Foto: http://depositphotos.com  No.80973722

    1. EIN SCHUSS IN DEN OFEN…

    »Du hast den falschen Slip an…«

    Das Nächste, was Rose irgendwie registrierte, war ein lauter Knall. Ein Schuss? Erschrocken fuhr sie aus ihrem King-Size-Bett hoch. Ihr Herz schlug bis an die Schläfen, sodass sie dachte, die Adern würden sofort platzen und sie müsse sterben. Wirr schaute sie um sich. Sie lebte noch. Wenigstens etwas! War alles nur ein schlechter Traum? Auch kein toller toter Typ lag neben ihr. Ein Sonnenstrahl kämpfte sich durch die Vorhänge und blieb auf ihrem Gesicht hängen.

    Verdammt, was blendet mich da!

    Ihr Atem stockte noch immer und es war an der Zeit, ihre Lungen zu entlasten, sonst würde der Tag richtig schrottig werden. Hatte sie nicht gestern aus der STONEROSE LOUNGE diesen verdammt wunderbaren, verdammt großen, verdammt schönen Blonden mitgeschleppt…?

    Der Typ war weg. Er hatte die Tür mehr als laut hinter sich zugeschlagen.

    Der Schuss. Aha!

    Na das war´s wohl. Na bravo. Den sehe ich Gott sei Dank nicht wieder! War der ´ne Niete im Bett? Keine Erinnerung. Shit, warum habe ich mich auch auf einen One-Night-Stand eingelassen? Mein Fehler!

    Erst jetzt schaute Rose Backett an sich herunter und erschrak schon wieder: Seine Boxershorts - an die sie sich deshalb erinnerte, weil sie so einen fiesen bunten Zwerg da hatten, wo der Mann sein bestes Stück versteckt - umhüllten dürftig ihren Hintern, bedeckten ihre Nacktheit an der Stelle zwischen ihren wohlgeformten Schenkeln, mit der er sich ausgiebig, aber vermutlich nicht zu ihrer Zufriedenheit beschäftigt hatte. Beim genaueren Hingucken erschrak sie schon wieder: weiße, merkwürdige Flecken.

    Überall.

    Hat der…, Mensch, Rose, was war los mit dir!? Bist du jetzt vielleicht auch noch schwanger? Das fehlte noch. Denn wenn ich in der Karriereleiter emporsteigen kann, dann jetzt, nur jetzt, wo Johnny B. so krank ist und vermutlich nicht wieder zu S&S zurückkommen wird.

    Sie richtete sich endlich auf, schubste die rosafarbene Seidenbettdecke lässig mit dem rechten Fuß zur Seite, streckte ihre Arme aus und sah sich selbst in dem ihr gegenüber hängenden Spiegel. Rose erschrak, stellte jedoch fest, dass ihr Busen noch immer da saß, wo er hingehörte. Und dass der nicht dämlich dort hing, viel zu tief, wie der Spiegel an der Wand ihres edlen Hotelzimmers im Sofitel in Beverly Hills. Ihr Herz hatte sich einigermaßen beruhigt, aber irgendwie hatte sie einen sehr faden Geschmack im Mund. Der Teufel Alkohol schaute aus ihrem Gesicht.

    Eklig!

    Wie hat der Typ es nur geschafft, mir zum Schluss noch zwei Caipirinhas einzuflößen, obwohl ich doch im allgemeinen gar nichts an diesem Gesöff finden kann?

    Dann schaute sie auf das Handy, das auf dem Designer-Hocker neben dem Bett lag, und erschrak sich binnen weniger Sekunden zum vierten Mal: 09:17 zeigte das dämliche Display ihres dämlichen iPhones an. Sie wischte mürrisch über den Touchscreen, um die Zahl verschwinden zu lassen. Rose musste pünktlich um 10:00 bei einem Kunden sein. In der Modebranche nahmen es die Leute mit der Pünktlichkeit zwar nicht so genau, aber ihr Kunde sei - so hatte es ihr Johnny B. gesagt, bevor er sich in die Klinik verabschiedete - völlig anders gestrickt, obwohl die zu betreuende Company echt geile Strickmode machte, die sie sich noch nicht leisten konnte. Das heißt, die Sachen von H.H.fromL.A. sind sauteuer. Dagegen ist Missoni geradezu ein Billiglabel. Und der Mann steht auf Pünktlichkeit.

    Hat ja recht, wenn man so erfolgreich ist wie der, kann man sich Schlampereien nicht leisten…

    Rose schmiss die Boxershorts ihres Last-Night-L.A.-Light-Lovers, die mit dem fiesen roten Zwerg vor dem Gemächt, in den Müllkorb. Dann schwang sie sich aus dem Bett und huschte ins Bad. Duschen, Schminken, Föhn an, Haare zurecht tuffen, noch mal die Lippen nachziehen - alles im Eiltempo. Der Termin… Frühstück? Nein danke.

    Das Business-Mäppchen mit dem Laptop geschnappt, ab in den Fahrstuhl, straight zur Lobby, Taxi reserviert, gefragt, wie viele Minuten man denn von hier zu H.H.fromL.A. braucht. Aha, maximal acht Minuten, und doch noch schnell einen Kaffee an der Bar bestellt. Allmählich wachte sie vollends auf, lose Erinnerungsfetzen der letzten Nacht drangen an die grauen Zellen, und als der Espresso double kam, herrlich duftend, hatte sie die verwirrenden, losen Fäden des letzten Abends, der Nacht zusammengezurrt. Ihr Flieger von Miami war um 23:40 gelandet. Sie hatte kurz nur im Sofitel eingecheckt, die Business-Klamotten - graues Kostüm - gegen eine Jeans und eine lässige cremefarbene Leinenbluse und die ebenfalls grauen Pumps gegen knallrote Lack-High-Heels getauscht. Dann hatte sie sich vom Concierge einen Club empfehlen lassen, in dem man noch auf ein oder zwei Absacker gehen konnte, ohne gleich angemacht zu werden. Er empfahl ihr die Stonerose Lounge im Hotel. Das kam ihr sehr entgegen. Bloß nicht noch mal raus.

    Der Tag in der Firma war hart gewesen, weil sie bis zur letzten Sekunde noch gebrieft wurde. S&S, Samuel & Samuel, zur Zeit die angesagten Software-Entwickler aus Miami, wollten H.H.fromL.A., die angesagte Modefirma im Hochpreissegment, unbedingt als Kunden gewinnen. Rose war mit einer echt starken Präsentation nach L.A. gekommen. Johnny B., ihr wirklich netter Kollege, war schwer erkrankt und sie sollte statt seiner die Kampagne präsentieren. Sie musste ihre Chance nutzen…

    Die Stonerose Lounge entpuppte sich als genau richtig für sie. Aufgemotzt, ja, aber edel. Nicht so ein Pseudokram und Schischi. In der Bar lief gute Musik und es gab Drinks, die ihr gefielen. Rose wollte den Stress der vergangenen Tage abschütteln, ein wenig ausspannen und dann nur noch ab in die Kiste. So hatte sie sich das vorgestellt. Aber kaum saß sie zehn Minuten, tauchte vor ihr ein Typ auf, der aus dem Modekatalog von Versace zu kommen schien; nur das Surfbrett unterm Arm fehlte ihm.

    »Sie sehen einsam aus. Auch gerade gelandet? Ich bin soeben von Hawaii gekommen und nehme hier immer noch einen Drink, bevor ich in meine Bude fahre. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

    Und schon saß der Mann, der ein Model hätte sein können, ihr gegenüber auf dem zierlichen Sessel. Strahlte sie mit perlweißen Zähnen an, das sonnengebräunte Gesicht ihr entgegenstreckend. Er grinste sie so verlockend, um nicht zu sagen aufreizend, an, dass sie gar nicht anders konnte, als verdutzt-nervös ihm ein »why not« entgegenzuhauchen. Sie warf all ihre guten Vorsätze für den späten Abend und ihre eigene Müdigkeit in Sekundenbruchteilen über Bord.

    Ihr »why not« kam zu spät; der super aussehende Model-Surfer saß längst…

    Da hatte sie nun den Salat. Rose wollte sich entspannen, mal nix tun, einfach vor sich hindösen, genüsslich einen guten Mojito schlürfen, ohne dabei gestört zu werden - und nun der da!

    »Ich darf mich vorstellen. Ich bin Liam Rodriguez. Ich wohne fast um die Ecke. Keine fünf Blocks. Habe da noch eine Bude, wenn ich mal in L.A. bin«, schwatzte Mr. Liam Rodriguez drauflos, um, ohne Luft zu holen, gleich weiter zu labern: »Sie sind nicht aus L.A., nicht? Aber eine so schöne junge Frau sollte auch kein Business machen, nicht? Oder? Was machen Sie denn, wenn Sie nicht in einer Bar eines Edelschuppens wie diesem hier sitzen und Mojitos trinken, ist doch einer, nicht? Darf ich fragen, woher Sie kommen und um Ihren Namen bitten. Wissen Sie, es ist so unhöflich ohne Namen, nicht? Oder soll ich Sie mit >Miss< oder >Misses< ansprechen, nicht? Ach, ich sehe, Sie tragen keinen Ring, nicht? Verheiratet sind Sie also nicht, nicht? Keeper!«

    Mr. Rodriguez rief den Mann hinter der Bar lautstark, und auch ohne nur eine Sekunde sein Mundwerk im Ruhestand zu halten, setzte er nahtlos fort: »Zweimal dasselbe«, und deutete auf das fast leere Glas der Schönen… »Eh, wie war noch Ihr Name?«

    »Rose…«

    Und bevor sie Luft holen konnte um nur einen einzigen Satz vollenden zu können, hakte der fantastisch aussehende Typ schon wieder dazwischen, um seinem unbändigen Redeschwall nachzugeben.

    »Rose. Was für ein fantastischer Name, nicht!? Ein wenig aus der Mode gekommen, aber super, nicht? Wirklich superb, nicht? Erinnert mich an meine Urgroßmutter. Die hieß auch Rose und war ebenfalls eine Schönheit, die aber an Ihre bei Weitem nicht heranreichte. Nicht dass Sie glauben, ich wolle Sie mit meiner Oma vergleichen, nicht?! Ich mag Namen, die anscheinend aus der Mode gekommen sind, nicht?«

    Süßholzraspler. Halt doch einfach mal die Klappe, ich will entspannen, bin müde und du bist so ein dämlicher Quatschkopf! Rose war wütend auf sich selbst. Warum habe ich blöde Kuh ausgerechnet den nur an den Tisch gelassen?! Ich hätte ja auch sagen können: »Mein Freund kommt gleich, sorry!« Aber nein, nur weil der aussieht, wie ein Hollywood-Star…

    »Oder haben Sie die Bar hier gekauft, ich meine wegen >Stonerose< und so, Sie wissen, was ich meine, nicht?«

    »Wenn Sie mich mal zu Wort kommen lassen würden, könnten wir vielleicht eine gepflegte Konversation anstreben, nicht!!?«

    Die Betonung lag laut und überdeutlich auf »nicht«, weil die Gefahr bestand, dass er weiterhin völlig unsinniges Zeug vor sich hin brabbelte.

    So doof sieht der nun wirklich nicht aus, der Liam Rodriguez. Und schon gar nicht wie ein Mexikaner.

    Blondes Haar, groß, so um die eins neunzig, breite Schultern zum Anlehnen, wie es sich einsame junge Frauen wünschen, die in wenigen Stunden einen verdammt wichtigen Termin haben. Denn die Präsentation bei einem in der Modeszene derart einflussreichen Mann wie dem Boss von H.H.fromL.A., Harry Hyman, musste ihr gelingen. Ach was, nicht nur gelingen, sie musste sensationell werden!

    H.H.fromL.A. hatten rund um den Globus in allen wichtigen Städten mit hoher Kaufkraft eigene Edel-Boutiquen. 150 an der Zahl. Es wäre ein wirklich guter Auftakt für ihre Karriere, wenn sie den Deal an Land ziehen würde. Wie würde sie dastehen, wenn sie mit einer Absage zu S&S zurückkäme? Jetzt, wo Johnny B. - den Namen hatte er in der Firma aufgedrückt bekommen, weil er immer noch, jeden Tag, den größten Hit der Hooters hörte - an Schilddrüsenkrebs erkrankt war und ihr bei S&S plötzlich alle Türen offen standen.

    Rodriguez, Liam, der Schwätzer vom Dienst, nicht?!, war plötzlich stumm wie ein Fisch. Wenn es in der Lounge heller gewesen wäre, hätte Rose feststellen können, dass er ziemlich dunkelrot angelaufen war. Es war ihm sichtlich peinlich, dass sie ihn auf die ganz lässige Art auf sein ewiges »nicht?« hingewiesen hatte. Das »nicht?« passierte ihm immer dann, wenn er völlig unsicher war. Er war in die Bar gekommen - das stimmte wirklich -, nur um einen Drink zu nehmen. Und dann sah er, von seinem Hocker den Kopf in die Runde schweifen lassend - der Laden war wie immer zu der Zeit knüppelvoll, alle Nachteulen und reichen Obdachlosen Hollywoods schienen sich hier ein Stelldichein zu geben -, dieses wahnsinnige Wesen. Er konnte gar nicht anders, als aufstehen und straight zu ihr gehen. Ein Sog, dem er nicht widerstanden hatte und auch gar nicht wollte. Noch dazu, wo es der einzige unbesetzte Sessel war, in dem man sich fallen lassen konnte. Als Frauenkenner hatte Liam Rodriguez den Smaragd unter den anwesenden Damen im Stonerose in Bruchteilen von Sekunden ausgemacht. Selbst im schummrigen Licht leuchteten ihre Haare wie Gold, der volle, rote Mund forderte ihn unbedingt jetzt und sofort zum Küssen auf, und als er die wenigen Schritte vom Barhocker zu ihrem Tisch machte, war ihm auch klar, dass sie eine fantastische Figur haben musste. Von einem Fake im Korsett ging er nicht aus. Er war geblendet von ihrer Schönheit - und nun stumm wie ein Fisch, der frisches Wasser im Bassin braucht, um nicht binnen Sekunden sterben zu müssen.

    »Was ist los mit Ihnen, Mister Rodriguez, sind Sie zur Salzsäure erstarrt? Wenn Sie sich schon unaufgefordert zu mir setzen, dann möchte ich doch um eine gepflegte Unterhaltung bitten!«

    Inzwischen waren die Drinks gekommen, die der Surfer geordert hatte, die Mojitos, und allmählich konnte er sich entspannen.

    »Shit, Sie haben ja völlig Recht. Ich habe dummes Zeug gelabert. Das passiert mir immer, wenn ich einer Schönheit wie Ihnen begegne! Weil: Das ist selten genug. Können Sie mir verzeihen?«

    Schon wieder Süßholzgeraspel, Mister…

    »Sie mögen es mir bitte nachsehen: Ich bin sonst wirklich nicht so. Im Gegenteil. Ich bin ein eher ruhiger Einzelgänger, der seinen Sport liebt und für ihn lebt. Es hat mich einfach gnadenlos überfallen, so wie ich von Ihrer Schönheit und Anmut überwältigt war.«

    Jetzt wurde Rose regelrecht rot. Sie war sich unsicher, ob der blonde Mexikaner, wenn er denn einer wäre, es ernst mit ihr meinte.

    Es gibt so unendlich viele Aufreißer, die die Bars nur deshalb durchforsten, weil die auf der Suche nach brauchbarem Material für die Nacht sind. Rose, du möchtest nicht dazu gehören!

    One-Night-Stands gehörten nicht in Rose´ Lebensprogramm. Klar, warum eigentlich nicht?, durchstreifte der Gedanke ihr Gehirn?

    Sie war zu Zeit solo. Sie hätte schon können können, wenn sie würde wollen wollen…

    Ihr Verflossener hatte sich als Oberarmleuchter entpuppt. Das tat gewaltig weh. War er anfangs ein absoluter Traum, der Hammer im Bett und verlobte sich sehr schnell mit ihr,  ging es ebenso schnell den Bach runter. Liebe hatte Rose sich anders vorgestellt. Also verabschiedete sie sich von ihm. Inzwischen hatte sie den Reinfall verkraftet. Wie war noch mal sein Name…? Rose hatte die Trennung gar nicht so richtig gespürt, denn sie war in ihrer Firma total ausgelastet und die neue Arbeit machte ihr viel Spaß.

    Was fange ich mit dem Typen hier an? Er ist eine Granate, gar keine Frage. Rein optisch, nicht…!? Ich werde die Entwicklung der Nacht auf mich zukommen lassen. Man soll ja nie Nie sagen und - wenn ich es mal nüchtern bedenke: Rose - wann hattest zu zuletzt richtig guten Sex? Ich meine, wo beide ordentlich Spaß hatten? Kannst du dich noch daran erinnern? Es muss in einem anderen Leben gewesen sein…

    »Okay. Fangen wir noch einmal von vorn an. Eigentlich bin ich hundemüde, aber der Mojito will getrunken werden. Schmeckt prima. Ich bin Rose, Rose Backett aus Miami«, wiederholte sie sich. Was Besseres fiel ihr nicht ein. Die Müdigkeit.

    »Darauf habe ich seit zwanzig Minuten gewartet, Rose!«, erwiderte Liam glücklich. Seine Augen strahlten, die hätten ein Baseballfeld bei finsterer Nacht beleuchten können und man hätte noch jede Maus über den Rasen rasen sehen.

    »Was machst du denn, wenn du in L.A. auch nicht zu Hause bist? Bist du auf der Durchreise? Nein, halt, du sagtest ja, du hast hier eine >Bude<.«

    »Ich habe hier lange gewohnt und konnte mich nicht durchringen, die kleine Wohnung aufzugeben. Aber jetzt lebe und arbeite ich auf Hawaii, genauer gesagt auf der Insel Maui, in Kahului. Ist schön dort. Wie gesagt, ich rede nicht so gerne. Hast du ja gemerkt, was ich für einen Unsinn erzähle, nicht!?«

    »Und was machst du in Kulahai?«

    Liam brach in schallendes Gelächter aus.

    Verdammt noch mal, diese Zähne, die Augen, die Haare, der ganze Kerl. Rose, werd bloß nicht schwach! Der Typ ist der Wahnsinn…

    Und schon waren die beiden Turteltauben mitten im Balzzirkus angekommen.

    »Die Stadt heißt nicht >Kulahai<, sie heißt Kahului. Liegt wunderschön an der Kahului Bay. Ich bin dort als Surflehrer unterwegs. Meer, Sand, unendliche Weite. Ruhe und Gringos, denen ich beibringe, wie man nicht ins Wasser fällt und dennoch vorwärts kommt. Damit erfülle ich doch dein Klischee, oder?«

    Auch Rose musste lachen, aber von Kahului hatte sie noch nie etwas gehört. Sie freute sich, dass sie so falsch nicht lag, als sie Liam-The-Surfer-Top-Model-Rodriguez hatte kommen sehen und sich beim Betrachten des kernigen Typen dachte, dass er nur Surfer sein könnte.

    Schon waren sie im lockeren Smalltalk, den Rose vermeiden wollte. Sie bestellte noch eine Runde Mojitos, dann Liam wieder eine und im Nu war es drei Uhr morgens, als sie tatsächlich bei Caipirinhas angekommen waren, die Rose eigentlich überhaupt nicht mochte und Liam ihr aufgedrängt hatte. Rose merkte entsetzt, dass sie wohl auf einem Dampfer zu sein schienen, der den Ocean Drive in South Beach, Miami, bei 37° Wind von oben längsseitig backbord überquert, so sehr schwankte der Boden unter ihren Füßen, obwohl sie sehr bequem im bequemen Sessel saß. Aber auch der schob sich durch die Kabine, direkt auf die Theke zu, oder die Theke auf sie. Es war zum Verzweifeln. So ein Sturm!

    Die meisten Nachtschwärmer hatten die Bar schon verlassen. Der Keeper schaute ungehalten mit leicht hochgezogener Augenbraue, die signalisieren sollte: »Hey, haut endlich ab in eure Suite!«, auf die turtelnden Lachenden. Beim Putzen seiner Theke stellte er fest, dass die zwei ein attraktives Pärchen abgaben. Er jedoch wollte nur noch den Laden dichtmachen. Zwölf Stunden Gäste, von denen nur wenige wirklich sympathisch gewesen waren. Und der Keeper der Bar hatte bei seinen unausgesprochenen Gedanken Glück.

    Liam rief ihm zu:

    »Zahlen!«

    »Aber gern doch, Sir, sofort.«

    Der Surfer gab ein großzügiges Trinkgeld. Aber als er seiner neuen Bekanntschaft aus dem Sessel helfen wollte, kam Rose gar nicht mehr richtig hoch. Ihr Hintern führte ein Eigenleben. Erst war er wie festgebacken, dann hatte er gehörig Schlagseite, sodass sie den Versuch des Gehens aufgab. Die Planken des Schrottkahns waren glitschig und es schien außerhalb des Sessels stürmische See zu sein. Liam blieb nichts anderes übrig, als Rose mehr tragend als nur stützend aufzuhelfen und sie zu begleiten. Vorbei an der Desk, ab in den Fahrstuhl und nun…?

    »Welche Zimmernummer hast du denn, Rose?«

    »Nummer kommt gar nicht infrage«, lallte Rose mit schwerer Zunge, »das könnte dir so passen. Heute wird nicht gevögelt. Ich bin keine für eine Nacht!«, und sank noch tiefer in seine Arme. Auch der Fahrstuhl schien vom Orkan betroffen zu sein. Die Caipirinhas zum Schluss, die Anspannung, die physischen Anstrengungen der letzten Tage - immer rund Sechzehn-Stunden-Tage waren es gewesen - hatten Rose schlicht überfordert. Eine übergroße Müdigkeit hatte sie ganz plötzlich überfallen.

    »Sechshuhundertvierzig, glaube ich«, brachte sie noch raus, verzweifelt die Karte für das Zimmer in ihrer Gucci-Tasche suchend. Der verdammte Dampfer wollte einfach nicht ruhig über die aufgewühlte See gleiten…

    Liam schaffte es, sie in das Zimmer zu bugsieren. In diesem Zustand konnte er sie nicht allein lassen. Mal davon abgesehen, dass er das auch gar nicht wollte. Also legte er die Schifffahrtsuntaugliche auf das riesige Bett und fing an, sie zu entkleiden. Er konnte es einfach nicht übers Herz bringen, Rose so liegen zu lassen. Erst jetzt sah er, welch einen Schatz er da vor sich hatte: Formen, von denen so manch Victoria´s-Secret-Model träumte.

    Nachdem er sie zärtlich und gefühlvoll entblättert hatte, trug er sie wie eine Feder liebevoll in das Badezimmer, legte sie behutsam in die übergroße Wanne und drehte das warme Wasser an. In einer Mischung auf Mitleid und Gier betrachtete er sein Opfer. Und so kam es, wie es kommen musste: Rose´ Lebensgeister erwachten wieder. Das Wasser in der Wanne hatte den schlingernden Dampfer wieder auf normale Fahrt gebracht. Kein Hurrikane störte mehr, Rose Körper begann sich zu entspannen. Sie fing an zu planschen, wie ein Kleinkind, genoss ihre Nacktheit und forderte plötzlich, ohne das Worte zwischen Liam und ihr fielen, diesen mit eindeutigen Blicken auf, ihr in die Wanne zu folgen. Davon hatte der Schönling geträumt, sich aber als echter Gentleman bis jetzt vornehm zurückgehalten. Drehte die Düsen des Whirlpools auf, schüttete ein paar wohlriechende Essenzen, die neben der Wanne standen, in das sprudelnde Wasser, entledigte sich in Windeseile seiner Klamotten und konnte sein merkwürdig hartes Ding »da unten« nun nicht mehr verbergen. Ob sie bemerkte, wie gut er gebaut war? Schon war er ihr gegenüber im angenehm temperierten Wasser und in Sekundenschnelle war sie dermaßen gut stimuliert, dass sie alle Hemmungen verloren hatte.

    Rose genoss seine wilden, doch sehr angenehmen Zärtlichkeiten. Aber dann war da abrupt dieser ekelhafte Filmriss... Der Film, der bei ihr mit dem nur halbwegs wahrgenommenen Satz »…du hast den falschen Slip an…« und einem Schuss endete. Einem Schuss, der sich als das Zuschlagen der Zimmertür von Room 640 in ihrem um alles und nichts kreisenden Köpfchen eingebrannt hatte.

    Filmriss.

    Was war geschehen? Ich kann mich nur erinnern, dass der Typ fantastisch aussah. Wir haben viel gelacht, ja, und noch mehr getrunken und alles andere war wohl ein Schuss in den Ofen. Sonst könnte ich mich doch daran erinnern, oder!? Nee - den will ich nicht wiedersehen. Vielleicht doch? Aber wo und wie? Hat der mir sein Kärtchen irgendwann zugesteckt oder im Hotelzimmer hingelegt? No idea. Liam Rodriguez! Wer bist du? Will ich das überhaupt wissen? Was hat der mit mir letzte Nacht angestellt. Auf jeden Fall fühle ich mich gut, mal von den Gedächtnislücken, dem noch immer schalen Geschmack und meiner Müdigkeit einmal abgesehen. Aber ich muss ja auch lediglich zum wichtigsten Kunden in meinem jungen Berufsleben. Dahin mit der Karriere…

    Nun saß Rose Backett im Taxi, das sie zu der Adresse #286, Beverly Boulevard, Headquarters von H.H.fromL.A., brachte. Fahrzeit acht Minuten. Die Präsentation würde länger dauern.

    2. ROSE PRÄSENTIERT (SICH??)

    Vornehm geht die Welt zugrunde. Das Taxi schaffte die Strecke vom Sofitel zur Zentrale von H.H.fromL.A. nicht in acht, aber in elf Minuten. Sechzig Sekunden vor Rose´ Präsentation stand sie vor dem beeindruckenden Gebäude. Nicht übermäßig groß, aber von erlesener Architektur. So exquisit und outstanding die Mode, so auch das Gebäude von H.H.fromL.A. Den Laptop unterm Arm, noch einmal an sich rauf- und runterschauend, ob das Kostüm sitzt, die Valentino High Heels glänzen, die Strumpffarbe nicht doch zu auffällig sei und gut mit ihrem Make-up korrespondierend, fingen ihre Knie in dem Moment zu zittern an, als sie das Marmorportal, in Tiefblau gehalten, durchschritt. Die silberne Verglasung offenbarte sich als Tür, die geräuschlos zur Seite fuhr, als Rose nahe genug an ihr war. Das auffällige Logo der Firma war in übergroßen Intarsien aus vermutlich echten Goldplättchen in den hier nun dunkelgrünen, hochglänzenden Marmorboden eingelegt. Rose riss sich zusammen, richtete sich auf, sodass sie noch imposanter wirkte. Als sie auf die Empfangsdesk zutrat - es blieben ihr noch zwanzig Sekunden bis zum Beginn des Meetings -, sprang die süße Latino hinter ihrem iMac hoch, glaubte sie doch, eine neue Chefin vor sich zu haben. Sie strahlte über das ganze Gesicht, aber Rose sagte nur:

    »Hi. Ich habe einen Termin bei Mr. Hyman. Rose Backett von S&S!«

    »Hi. Ach so, ich dachte…«, dann verstummte das süße Pummelchen, griff zum Hörer und exakt um 10:00 klingelte es im Sekretariat vom Big Boss. Geschafft.

    Das rassige Moppelchen - sie hatte halt 20 Kilo, oder vielleicht 30 zu viel auf den Rippen, aber ansonsten konnte man ihrem Charme nicht widerstehen - setzte erneut an:

    »Also, ich dachte, Sie wären die neue Abteilungsleiterin, die heute bei Blair anfangen soll. So schön…?!«

    Bevor sie ihre Elogen auf Rose fortsetzen konnte, schritt auch schon die Assistentin von Harry Hyman forschen Schrittes auf Rose zu, nicht ohne sie dabei mit Adleraugen zu taxieren. Der Dame um die vierzig, selbst äußerst attraktiv wenngleich ein wenig zu streng blickend, konnte man förmlich ansehen, dass sie Rose nicht wohlgesinnten war. Ganz Hyäne.

    Rose ging es nur durch den Kopf:

    Vorsicht!

    Der Konferenzraum, in den sie von Mrs. Blaufinger Kratzbürste geleitet wurde, war eine Wucht für sich. Ausgewogen, sparsam, aber äußerst edel eingerichtet. An der der Tür gegenüberliegenden Stirnseite des Zimmers ein riesiger Flatscreen. An den anderen Wänden - natürlich - die besten Fotos der aufregendsten Kreationen des Hauses. Rose strahlten sonnige Models entgegen, die sie alle kannte. Aus dem Fernsehen, von Kampagnen, die ihr von den Hochhäusern riesig entgegenwinkten, und aus den angesagten Fashion-Magazinen.

    Wow!

    Kaum hatte sie sich mit ihrem MacBook Pro an den Screen angedockt, öffnete sich die Tür und eine wild durcheinanderredende Horde betrat den großen Raum. Klar, H.H. kannte sie von diversen Fotos. Er sah in natura und dreidimensional noch viel besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Wirkte auch deutlich jünger. Dynamisch. Ein Boss halt. So, wie man ihn sich wünscht. Die anderen Personen - Rose zählte schnell durch: Fünf Männer, zwei Frauen - kannte sie überhaupt nicht.

    Blöde Situation. Ich ganz allein gegen acht.

    Mr. Hyman hielt sich nicht lange auf. Time is money. Er kam forschen Schrittes auf sie zu:

    »Sie sind also die Vertretung von >Johnny B.<, so wird

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