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Die Gezeitenfrau: Im Strom der Liebe
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Die Gezeitenfrau: Im Strom der Liebe
eBook136 Seiten1 Stunde

Die Gezeitenfrau: Im Strom der Liebe

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Über dieses E-Book

Die Liebe ist ein Phänomen und kann sich unter den Menschen vielfältig und deshalb oft nicht verständlich zum Ausdruck bringen.
Die Vergangenheit des Autors Robin und der Diebin Juliana scheint unüberwindbar.Ihre Wege kreuzen sich auf die unterschiedlichsten Arten und ihre Begegnungen prägen sich trotz gegenteiliger Ansichten tiefer und tiefer.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum2. Apr. 2014
ISBN9783849578572
Die Gezeitenfrau: Im Strom der Liebe
Autor

Joachim Schmidt

Der Autor: Joachim Schmidt, Jahrgang 1944, Techniker, Sport- und Werklehrer, staatl. gepr. Masseur, Akupunktmassage Therapeut, Shiatsu- und Atemtherapeut, Er schrieb mehrere mittelalterliche, mystische Liebes-Romane zur Zeit des Ulmer Münsterbaues. Er lebt heute alleine in Wiblingen bei Ulm. Ehemalige Freizeitgestaltung: Kajak fahren, Klettern, Wandern, Reisen und unterrichtete über 20 Jahre eine Mischung aus Yoga, Tai Chi, Qi Gong und herkömmliche Gymnastik. Er ist offen für Gespräche aus dem zwischenmenschlichen Bereich.

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    Buchvorschau

    Die Gezeitenfrau - Joachim Schmidt

    Die erste Begegnung

    Hier sollte es passieren. Die zwei Kastanienbäume, die Kirche, der Brunnen, alles so, wie er es gesehen hatte. Außerdem spürte er, dass es demnächst geschehen musste. Völlig unbekannt war ihm, wer es durchführen würde. So unauffällig wie möglich platzierte er seinen schlanken Körper gegenüber dem Geschäft. Ihn fröstelte. So lange er zurückdenken konnte, wehte an dieser Stelle Wind. Hervorgerufen durch die Auf- und Abwinde zwischen den umliegenden Anhöhen rings um die Stadt. „Winter wie Sommer bläst dieser kühle, unangenehme Wind", dachte Robin

    Robin, Autor von Beruf, fragte sich, wer sich so früh am Morgen hier zu schaffen machen wollte. Nun gut, nur wenige Menschen passierten um diese Zeit diese Stelle und dann auch noch montags, das mochte ein Vorteil sein, aber in diesem Laden gab es doch nichts besonders Wertvolles. Uhren und Armbänder im Wert von vielleicht fünf-, sechshundert Euros. War es das wert?

    Das Gitter vor den Schaufenstern verschwand quietschend nach oben, als ihm bewusst wurde, wie unnatürlich er sich postiert hatte. Wie war das doch gleich? Lasen Detektive nicht Zeitung, während sie beobachteten? Schnell lief Robin zum nicht weit entfernten Kiosk. Noch während er zurückjoggte, bohrte er ein kleines Loch durch die Blätter, um seiner Ansicht nach ganz professionell zu wirken. Auch durfte er sich nicht allzu sehr auf das Kommende fokussieren, denn dies, so wusste er aus eigener Erfahrung, könnte die beteiligten Personen vorzeitig alarmieren. Also schlug Rob den Sportteil auf. Montags interessierten ihn viele Ergebnisse aus der Region, die ihn jetzt gedanklich ablenken konnten.

    Und Robins Interesse wurde abgelenkt, aber es verlagerte sich in Richtung Laden. Ein schön dekoriertes und stark durch Strahler beleuchtetes Juweliergeschäft mit Uhren, Armbändern, Ringen und Halsketten in der Auslage. Nichts was ihn wirklich interessiert hätte. Selbst das beleuchtete Aushängeschild schillerte in allen Farben und schien von Rubinen und Smaragden besetzt, eine richtige Aufforderung zum Anschauen und um eventuell in den Laden zu gehen. Dieses Funkeln und Glitzern beeindruckte ihn einfach nicht. „Ist doch alles nur Plunder", flüsterte er.

    Trotzdem wuchs seine innere Anspannung. Robin konnte sich nicht erklären, warum er sich so sicher war, denn nur wenige Bilder waren kurz vor dem Aufwachen auf seiner geistigen Internetseite erschienen. Vielleicht hatten sich auch nur Rudimente eines langen Traumes gezeigt? Nein, er war sich sicher, so sicher wie nie bei irgendeiner eigenen Traumanalyse.

    Aus den Augenwinkeln nahm Rob Bewegungen war. Ein Mann schob sich in sein Gesichtsfeld. Sechs-Tage-Bart, abgegriffener Mantel, Krawatte, zerknitterte Hutkrempe. Sein negativ-positiv Profilraster sortierte ihn aus. Ein zweiter Mann folgte. Ein abgerissener Typ, mit gelöcherter, schmuddeliger Jeanshose, einem langen, speckigen Pferdeschwanz, dickbauchig. „Nee, der stiehlt, klaut, betrügt auf eine billigere Art, so etwas ist nicht sein Stil, dazu bräuchte er mehr Selbstvertrauen." Eine Frau folgte mit Einkaufskorb, blieb vor dem Schaufenster stehen, schaute zuerst verdächtig die Straße nach unten, dann wieder auf die Auslage im Schaufenster. Sie und Schmuckraub, Robin schmunzelte in sich hinein, obwohl als biedere Hausfrau getarnt, warum nicht?

    Acht Mal hintereinander ertönte auf einmal die große Glocke des höchsten Kirchturms der Welt. Wie Paukenschläge klangen sie in seinen Ohren. Er drehte vorsichtig den Kopf und dann sah er sie. Diese Art von Begrüßung stand ihr eindeutig zu. Mittleren Alters, Stöckelschuhe, enganliegende Jeans, elegante Lederjacke, hochgesteckte Haare, bildhübsch, berauschend, faszinierend, umwerfend.

    „Das darf nicht wahr sein. Robin zweifelte an seiner Wahrnehmung. „Keine maskierten Männer, knallharten Typen, die aus Autos stürmen, mit Äxten bewaffnet, um damit die Scheibe aus Sicherheitsglas zu zertrümmern? Nein, eine wunderschöne Frau, ein Model aus einer Zeitschrift. Vermutlich aus einer Welt der oberen Zehntausend. Robin konnte es nicht glauben, so etwas hatte ihm sein Traum nicht offenbart gehabt. Und er war ihr völlig gleichgültig, wie er so dastand, mit seiner gelöcherten Zeitung in der Hand. Sie würdigte ihn keines Blickes. Sehr selbstbewusst, mit sicherem Schritt, überquerte sie die Straße in Richtung Juweliergeschäft.

    Genau genommen lief sie nicht. Geschmeidig, wie eine Wildkatze und hellwach, enteignete sie Meter für Meter dieses Gehsteigs ihren sonstigen Besitzern und machte ihn zu ihrem persönlichen Laufsteg, ihrem Terrain.

    Dann, als ob sie durch das Lichterspiel des Schaufensters abgelenkt worden wäre, blieb sie plötzlich stehen, betrachtete die ausgelegte Ware und verschwand kurz darauf durch die Eingangstüre.

    Seine, nun lächerlich wirkende, Tarnung stufte er spontan als nicht mehr wichtig ein und legte sie deshalb zusammen. Die Frau hatte keinerlei ängstliche oder vorsichtige Blicke ausgesandt, die ihre Absicht hätten verraten können. Rob klemmte also seine Zeitung unter den Arm, überquerte ebenfalls die Straße und versuchte im Schaufenster, über den ausgelegten Schmuck, durch den dahinter hängenden Vorhang zu schauen. Vergebens, nicht ein geringster Spalt, der die Neugier seiner Augen hätte befriedigen können. Also schlenderte er, nachdem er lange in das Fenster gestarrt hatte, bis zum Eingang weiter. Ohne auch nur den geringsten optischen Erfolg verbuchen zu können, vertiefte sich Rob wieder in seine aufgeteilte Zeitung, lief lesend in die Richtung weiter, aus der die Frau gekommen war.

    Wie die Hufe eines Fohlens, klangen ihre Absätze in seinen Ohren. Nicht eilig, nicht langsam, einfach leicht und sicher, fest mit dem Boden verbunden. Warum sie? Eine selbstbewusste Schönheit auf Diebestour? Sie hätte bestimmt tausend Möglichkeiten ihr Geld anderweitig zu verdienen. Und dann, was hatte das Ganze mit ihm zu tun? Warum erschien ihm ihre Tat in einem Traum, wie ein Blick in die Zukunft? So viele Menschen betrügen tagaus, tagein auf der ganzen Welt, aber ausgerechnet sie musste es sein, die sich in sein Unterbewusstsein geschlichen hatte, warum?

    Robin musste sich gedulden. Vielleicht fand er mehr über weitere Beobachtungen heraus. Die Gewissheit, dass direkt jetzt im Anschluss eine zweite Tat folgen würde, zwang ihn geradezu, ihr zu folgen. Ein kurzer Blick streifte seine Wange, zwang seinen Atem zur Kürze und sein Herz zu einer spürbar, intensiveren Arbeit, dann war sie vorbei. Für mehr als einen schrägen Blick, schien er ihr nicht wert gewesen zu sein, er Robin, mit seiner verwaschenen, grünen Öko-Jacke, seinen locker gekämmten, welligen Haaren, seiner langen, bebrillten, etwas scharfgeschnittenen Nase, mit der er schon oft bewiesen hatte, dass er auch psychische Problematiken bestens riechen und analysieren konnte.

    Ihre Hüften leicht schwingend, glitt sie an ihm vorüber. Ihr dezentes Parfüm zog ihn, wie ein Sog hinter ihr her. Dieser Spur hätte er mit geschlossenen Augen folgen können. Doch dann entschied er sich für ein Cafe, von dem aus, er bestens ihr weiteres Vorgehen bewundern konnte. Rob sah es förmlich vor seinen Augen, wie das kostbare Armband, während sie die Verkäuferin in ein intensives Gespräch von Auge zu Auge verwickelte, blitzschnell den Besitzer wechselte und an dessen Stelle eine Kopie lag. Ein Schmuckstück mit falsch besetzten Swarovski Steinen. Viele Stunden des Trainierens musste es sie gekostet haben, um dieses Kunststück blind und so rasch durchführen zu lassen.

    Sie schaute in ihre Tasche, aber wie das Leben so spielt, reichte ihr Bargeld leider nicht aus. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem zwinkernden Auge, das dem Verkäufer verriet, sie würde wieder kommen, vermutlich dann mit einem Scheck ihres Mannes, entschuldigte sie sich und verließ das Geschäft. Nichts hatte Robin wirklich gesehen und trotzdem war er sich sicher, dass sich alles so zugetragen hatte.

    Keine fünf Minuten später erschien sie siegessicher, mit Stolz erhobenem Haupt, vor der sich schließenden Tür des Juweliergeschäftes. Sie verschwand im Bahnhof, wahrscheinlich für immer. Was für ein einmaliges Erlebnis für Rob, an diesem ungemütlichen, regnerischen Tag. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen die Polizei zu rufen. Warum verstanden es die Besitzer der Juwelenateliers auch nicht ihre Läden richtig abzusichern? Vielleicht zu geizig? Und überhaupt, diese Frau wäre in einem Gefängnis vollkommen fehl am Platz gewesen, so etwas konnte man der Öffentlichkeit bzw. den Männern nicht vorenthalten. Und wer sagte denn, dass der Besitzer dieses Ladens nicht selbst ein Betrüger war? Woher bezog er seine Waren? Verkaufte er sie nicht viel zu teuer? War hier alles legal?

    Aber was sollte Robin nun tun? Warum das alles? Welch tiefer Sinn steckte hinter diesem für ihn einmaligen Schauspiel? Er selbst fühlte sich gegenüber diesen kriminellen Machenschaften völlig immun. Ehrlichkeit ging ihm über alles. So faszinierend diese Frau auch äußerlich auftrat, für ihn war sie tabu, niemals würde er sich auf so etwas einlassen. Der Charakter eines Menschen hatte für ihn in seinem Leben schon immer eine entscheidende Rolle gespielt. „Lass dich nie auf zwielichtige Dinge ein, hatte Rob irgendwann einmal in seinem frühen Leben gelernt und begriffen. „Alles Schlechte und alles Gute kehrt immer wieder zu seinem Ursprung zurück.

    Während er vor sich hin sinnierte und eigentlich schon fast bedauerte, dass alles vorbei sein sollte, durchflutete ihn eine reiche Anzahl neuer Bilder. Bilder einer schönen, kulturell anspruchsvollen Stadt, mit jeder Menge an alten Kirchen, einem Dom und vielen frei herumstehenden Skulpturen. Besonders an einer Brücke hatte sein inneres Auge Gefallen gefunden. Auf ihr fand ein reges Treiben statt. Viele kleine Läden standen an ein steinernes Geländer geschmiegt. Einem Film ähnlich, zogen diese Momentaufnahmen in ihm vorbei.

    Jetzt erst meldete seine, sich selbst bewusst gewordene Erinnerung. Florenz, es musste Florenz sein, was er da eben gesehen hatte. Zwar lag seine Begegnung mit dieser Stadt schon mehr als zwanzig Jahre zurück, aber an diese alte Vecchio-Brücke, die die Ufer des Arnos miteinander verband, erinnerte er sich dennoch genau. Wenn man einmal im Leben über diese Brücke gelaufen war, wird man sie ewig in Erinnerung behalten und sie sofort mit der

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