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TEUFELSJÄGER: Die 19. Kompilation: „Diese Kompilation beinhaltet die Bände 121 bis 130 der laufenden Serie!“
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eBook630 Seiten8 Stunden

TEUFELSJÄGER: Die 19. Kompilation: „Diese Kompilation beinhaltet die Bände 121 bis 130 der laufenden Serie!“

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Über dieses E-Book

TEUFELSJÄGER: Die 19. Kompilation

  1. A. Hary (Hrsg.): „Diese Kompilation beinhaltet die Bände 121 bis 130 der laufenden Serie!“

 

Enthalten in dieser Sammlung:

 

121/122 »Todesfahrt« / »Ruf des Jenseits« W. A. Hary

123/124 »Gestrandet« / »Insel der Geisteraffen« W. A. Hary

125/126 »Syndikat der Untoten« / »Dämonische Ränke« W. A. Hary

127/128 »Droge des Wahnsinns« / »Fürst des Schreckens« W. A. Hary

129/130 »Der Fluch des Irren« / »Wege des Grauens« W. A. Hary

 

Die Serie TEUFELSJÄGER Mark Tate erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Bis Band 20 wurde sie von HARY-PRODUCTION neu aufgelegt und ab Band 21 nahtlos fortgesetzt! 

 

Nähere Angaben zum Autor siehe auf Wikipedia unter dem Suchbegriff Wilfried A. Hary!

 

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie Teufelsjäger Mark Tate: Wilfried A. Hary!

 

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch)

by HARY-PRODUCTION

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Aug. 2023
ISBN9783755449645
TEUFELSJÄGER: Die 19. Kompilation: „Diese Kompilation beinhaltet die Bände 121 bis 130 der laufenden Serie!“

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    Buchvorschau

    TEUFELSJÄGER - Wilfried A. Hary

    TEUFELSJÄGER: Die 19. Kompilation

    TEUFELSJÄGER:

    Die 19.

    Kompilation

    W. A. Hary (Hrsg.)

    Impressum:

    Diese Kompilation beinhaltet Bände aus der laufenden Serie rund um Mark Tate, natürlich für das Buchformat optimiert.

    Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

    Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen

    (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.haryproduction.de

    Copyright dieser Fassung 2018 by www.HARYPRODUCTION.de

    Canadastr. 30 * D66482 Zweibrücken

    Telefon: 06332481150

    eMail: wah@HaryPro.de

    Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von HaryProduction.

    Covergestaltung: Anistasius

    Die Serie TEUFELSJÄGER Mark Tate erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Bis Band 20 wurde sie von HARY-PRODUCTION neu aufgelegt und ab Band 21 nahtlos fortgesetzt!

    Es ist kein Wunder, dass sich Kompilationen, also Sammlungen von mehreren Büchern und Texten in einem einzigen Band vereint, immer größerer Beliebtheit erfreuen. Immerhin bieten sie eine Fülle von Lesestoff für einen kleineren Geldbeutel. Unsere Kompilationen gibt es für jede Serie, und darin sind die Romane und Texte in ihrer richtigen Reihenfolge geordnet, so dass jeder seine Lieblingsserie nach Belieben zusammenstellen und sie am Ende vollständig besitzen kann. Sowohl als eBook, erhältlich über wirklich alle relevante Plattformen, als auch (natürlich!) als gedruckte Bücher, ebenfalls über alle maßgeblichen Plattformen erhältlich.

    Wie zum Beispiel dieser Band aus der Serie rund um Mark Tate:

    TEUFELSJÄGER: Die 19. Kompilation

    W. A. Hary (Hrsg.): „Diese Kompilation beinhaltet die Bände 121 bis 130 der laufenden Serie!"

    Enthalten in dieser Sammlung:

    121/122 »Todesfahrt« / »Ruf des Jenseits« W. A. Hary

    123/124 »Gestrandet« / »Insel der Geisteraffen« W. A. Hary

    125/126 »Syndikat der Untoten« / »Dämonische Ränke« W. A. Hary

    127/128 »Droge des Wahnsinns« / »Fürst des Schreckens« W. A. Hary

    TEUFELSJÄGER 121:

    W. A. Hary

    Todesfahrt

    Sie sind zum Tode verurteilt

    und es gibt kein Entrinnen!"

    Alles war so unwirklich. Warum fiel ihm das so spät auf? War es nicht schon immer so gewesen? Was war passiert? Wie kam er in die Gesellschaft dieser gelblichen, toten Leiber, die ineinander hingen und tanzten, von einer dämonischen Kraft beseelt?

    *

    Gedankenverloren drehte er sein Glas zwischen den Fingern. Es war drückend schwül in dem mit blauem Samt ausgeschlagenen Raum, obwohl die Klimaanlage auf Hochtouren lief. Die kleine Band auf dem Podium direkt neben der Bar spielte lustlos ihre Melodien herunter, und die Paare auf der winzigen Tanzfläche tanzten dazu, als wäre es eine unangenehme Pflichtübung.

    Die Atmosphäre war einfach erdrückend, und es kam keine rechte Stimmung auf. Man vermeinte fast, sich auf einem Totenschiff und nicht auf einem Ferienkreuzer zu befinden. Die Menschen an den Tischen und an der Bar gaben sich gelangweilt. Es war ihnen anzusehen, dass sie sich weit weg wünschten, an einen Ort, an dem es weniger schwül war.

    Adam Knight hob sein Glas an die Lippen und stürzte den Inhalt mit einem Zug hinunter. Da brach ihm der Schweiß noch stärker aus.

    Mit einem großen Taschentuch wischte er sich über die Stirn.

    Seine junge Frau beobachtete ihn lächelnd. Ihre Augen waren leicht glasig. Sie hatte einen Schwips.

    Adam Knight schüttelte missmutig den Kopf. Er hatte sich die Flitterwochen mit seiner über zwanzig Jahre jüngeren Frau weiß Gott anders vorgestellt. Die schwüle Hitze setzte jedem an Bord des Ferienkreuzers zu.

    Doch nicht nur die Witterung machte Adam Knight zu schaffen. Seit er dieses Schiff in London betreten hatte, war ein ungutes Gefühl in seiner Brust. Nachts erwachte er schweißgebadet und von entsetzlichen Albdrücken gequält. Er spürte die Anwesenheit einer fremden, unheimlichen Macht, die das Schiff belauerte, und er wusste, dass er sich nicht irrte, obwohl er bis jetzt zu keinem Menschen davon gesprochen hatte, um sich nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Die Skepsis seiner Mitbürger, diese Dinge betreffend, war ihm ein Begriff.

    Adams eisgraue Augen richteten sich auf die Tanzfläche.

    Plötzlich erschienen ihm die Bewegungen der Tanzenden wie ein teuflisches Ritual.

    Etwas schnürte ihm die Kehle zu. Die Tanzbewegungen wirkten marionettenhaft, unwirklich.

    Erst dann erkannte Adam, dass die Menschen bereits alle tot waren!

    Seine Gedanken verwirrten sich. Alles war so unwirklich. Warum fiel ihm das so spät auf? War es nicht schon immer so gewesen? Was war passiert? Wie kam er in die Gesellschaft dieser gelblichen, toten Leiber, die ineinander hingen und tanzten, von einer dämonischen Kraft beseelt?

    Die Augen der grässlichen Wesen waren blutunterlaufen, die Gesichter aufgedunsen. Und die kleine Band entlockte ihren Instrumenten hässliche, dissonante Töne, die durch Mark und Bein fuhren, während die Sängerin Laute von sich gab, die direkt aus einem Grab zu kommen schienen. Über allem lag die unirdische, böse Macht, von deren Anwesenheit Adam schon seit der Abreise ahnte. Nun spürte er sie fast körperlich.

    Er rieb sich über die Augen, um den grausigen Anblick, den unheimlichen Albdruck, loszuwerden.

    Als er sie wieder öffnete, hatte sich nichts an dem Albtraum geändert. Seine Frau lächelte zwar immer noch, aber er sah nur einen grinsenden Totenschädel.

    Ein dumpfer Laut entrang sich seiner Kehle. Er sprang so hastig auf, dass der gepolsterte Stuhl wegschlitterte und erst vom Nachbartisch gebremst wurde.

    Niemand achtete auf ihn. Nur das Lächeln im Gesicht seiner Frau erstarb.

    Er wollte hinaus, weg von den Menschen oder von dem, was davon übrig geblieben war, weg von der bedrückenden Atmosphäre.

    Mit Gewalt zwang er sich dennoch zur Ruhe.

    „Ich bin gleich wieder da", ächzte er, schritt quer über die Tanzfläche zur Tür und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, sorgsam vermeidend, jemanden anzusehen.

    Cindy Knight, seine Frau, folgte mit den Augen seiner hohen, breitschultrigen Gestalt, bis er draußen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.

    In dem schmalen Gang, der zu Passagierkabinen führte, blieb er seufzend stehen und drückte die heiße Stirn gegen die kühlende Gangwand.

    Mit geschlossenen Augen grübelte er.

    Was war nur los mit ihm?

    Es war nicht das erste Mal, dass er unter solchen entsetzlichen Albdrücken litt, die ihn auch im Wachzustand überfielen. Es war eine Art zweites Gesicht. Stets war es so gekommen, wie er es erahnt hatte. Er konnte sich auf seine grässlichen Visionen verlassen. Oh, wie hatte er seine dämonische Begabung schon verflucht.

    Seine Gedanken kehrten in die Vergangenheit zurück. Es war vor vielen Jahren gewesen, im Krieg. Er war junger Flieger gewesen, lag verwundet im Lazarett. Pete, der gute alte Pete, besuchte ihn. Da stand er nun - ernst, fast traurig...

    *

    Adam Knight kämpfte mit dem Schlaf. Die Medikamente, mit denen man ihn vollgepumpt hatte, machten ihm den Kampf schwer. Erst vor Tagen war er abgeschossen worden, hatte sich mit dem Fallschirm in Sicherheit bringen können, wurde jedoch von einer verirrten Kugel erwischt. Sie hatten ihm hier das Ding aus der Brust geholt. Es war um Leben und Tod gegangen.

    Er wollte etwas sagen, aber plötzlicher Hustenreiz quälte ihn, ließ sich nicht unterdrücken und entlud sich schließlich. Es war eigentlich nicht viel mehr als ein schwaches Räuspern, und trotzdem schnitt es ihm wie mit Messern in die Brust.

    „Ruhig, sagte Pete besorgt, „du sollst doch nicht sprechen. Du bist noch viel zu schwach. Ich hätte gar nicht kommen dürfen. Der Arzt wies mich ab, und ich musste alle Überredungskunst aufwenden, um dich dennoch besuchen zu können. Er zögerte. „In zwei Stunden starte ich zum Einsatz."

    Sofort war Adam Knight hellwach. Da war wieder diese dumpfe Ahnung, die ihn gequält hatte. Er wusste, dass auf sie Verlass war. Einmal hatte er sie ignoriert und war dabei schwer verwundet worden. Und jetzt sollte Pete...?

    Seine Augen suchten den Freund.

    „Bitte, Pete, bitte, bleib hier! Es war mehr ein Stöhnen als ein Sprechen. „Geh nicht! Wir werden uns — werden uns nie wieder sehen, wenn du...

    „Was redest du denn da? Dich hat es erwischt, und deshalb meinst du, auch mir müsste es jetzt so ergehen." Die Stimme Petes klang beruhigend, verfehlte aber ihre Wirkung.

    Die Tür hinter ihm öffnete sich. Es war der Arzt. Er gab Pete einen Wink.

    „Ich muss nun leider wieder gehen, sagte Pete und ergriff Adams Hand, die schlaff auf der Bettdecke ruhte. „Mach's gut, alter Junge! Und wenn ich wieder zurück bin, will ich, dass du mir auf dem Gang entgegenkommst.

    Er lachte gutmütig.

    „Nein!, stöhnte Adam verzweifelt. „Du darfst nicht... Aber das Zimmer war bereits leer. Pete war gegangen.

    Adams Augen füllten sich mit Tränen. Er war hundertprozentig sicher, dass er Pete nie mehr lebend sehen würde...

    *

    Die Erinnerung verblasste. Adam Knight griff sich an die Kehle. Ja, er war damals sicher gewesen. Er hatte das drohende Unheil vorausgesehen - wie jetzt!

    Er blickte sich um.

    Der Gang war leer. Durch die Tür zur Bar drang gedämpfte Musik.

    Warum nur hatte er dieses Schiff betreten?

    Er dachte an Cindy, seine Frau. Sie hatte unbedingt ihre Flitterwochen mit ihm auf See verbringen wollen. Und jetzt waren sie hier, auf einer Kreuzfahrt rings um Großbritannien, und Adam Knight war sicher, dass ihnen etwas Furchtbares bevorstand.

    Seine Hand zitterte, als er nach dem Türknauf griff und öffnete. Die Kapelle hörte gerade auf zu spielen, um eine kleine Pause einzulegen. Die Tanzpaare verließen das Parkett. Sie sahen jetzt auch für ihn wieder aus wie ganz normale Menschen. Dabei hatten sie sich mächtig in Schale geworfen. Einer wollte anscheinend dem anderen beweisen, was für erlesene Abendgarderobe er sich leisten konnte.

    Adam runzelte die Stirn. Cindy saß nicht mehr allein am Tisch. Eine Frau hatte sich zu ihr gesetzt.

    Er wunderte sich, denn Cindy war im Grunde genommen nicht der Mensch, der schnell Bekanntschaften schloss. Etwas, was man allerdings kaum bei ihr vermutete. Immerhin war sie Schauspielerin.

    Als Adam sie vor etwa einem Jahr auf einer Party kennengelernt hatte - er hatte an dem kleinen Fest beruflich, also als Privatdetektiv, teilgenommen -, war sie ihm eher schüchtern und zurückhaltend erschienen. Das hatte sich bis heute nicht geändert. Und er wunderte sich eigentlich immer noch über diese Diskrepanz: Eine Schauspielerin, der es nichts ausmachte, vor Publikum aufzutreten, aber privat dermaßen zurückhaltend sich gab?

    Adam trat an den Tisch. Die Frau bei Cindy war ihm zwar unbekannt, dennoch erwachte sein Misstrauen und schaltete automatisch seinen kriminalistischen Spürsinn ein.

    „Guten Abend", sagte er dennoch freundlich, ohne sich dieses allein schon beruflich bedingte Misstrauen anmerken zu lassen.

    Die Fremde, die der aufmerksam lauschenden Cindy etwas erzählt hatte, unterbrach sich.

    „Oh, sagte sie und stand auf, „ich muss mich entschuldigen, weil ich so einfach hinter Ihrem Rücken Ihre Frau überfallen habe. Sie sind Mr. Knight? Wissen Sie, als ich Ihre Frau zum ersten Mal hier auf dem Schiff sah, kam sie mir gleich so bekannt vor. Es tut mir leid, aber ich musste sie einfach einmal fragen.

    Adam Knight ergriff die ihm dargebotene Rechte. Er konnte es sich nicht wirklich erklären, aber die Frau weckte tatsächlich ein ziemlich unbehagliches Gefühl in ihm. Er hoffte, der Sache auf den Grund zu kommen.

    „So, Sie kennen also meine Frau?", sagte er höflich und bot der Fremden wieder an, Platz zu nehmen.

    „Oh, beinahe hätte ich vergessen, mich vorzustellen, rief sie eifrig, während sie sich gemeinsam mit Adam niedersinken ließ. „Mein Name ist Thorn, Susan Thorn.

    Adam Knight runzelte verwundert die Stirn. Er wurde aus der Frau einfach nicht klug.

    Sie ignorierte seine Reaktion und fuhr fort:

    „Ich habe Ihre Frau mal auf einer Bühne in Liverpool gesehen. Kaum eine Schauspielerin hat mich so beeindruckt wie sie. Schade, dass sie ihre Karriere aufgegeben hat. Hat sie das denn durch die Heirat mit Ihnen? - Aber das ist natürlich ihre Sache", fügte sie rasch hinzu, als sie sah, dass Adam das Gesicht verzog.

    Sie redete wie der sprichwörtliche Wasserfall, aber Cindy war offenbar sehr angetan von ihr.

    Adam hielt sich eher zurück. Er benutzte die Gelegenheit, Susan Thorn etwas genauer in Augenschein zu nehmen: Sie war mindestens fünfunddreißig, sehr attraktiv und verstand, sich vorteilhaft anzuziehen. Cindy verblasste sogar etwas neben ihr, war aber einige Jahre jünger und hatte somit den Vorteil der Jugend auf ihrer Seite.

    Adam betrachtete seine Frau liebevoll. Da waren ihre großen, ausdrucksvollen Augen, der volle, sinnliche Mund. Ihr brünettes Haar umschmeichelte die schmalen, nackten Schultern. Aus dem tiefen Ausschnitt des Abendkleides lugten die Ansätze von üppigen, wohlgeformten Brüsten hervor.

    Die Kapelle begann wieder zu spielen, doch nur wenige Paare ließen sich davon zum Tanzen animieren. Adam sah ihnen zu.

    Im nächsten Augenblick trat die Veränderung ein. Adam konnte nicht sofort sagen, was es war, aber alle spürten es und reagierten ein jeder auf seine Weise: Die Band brach mit einer schrillen Dissonanz ab. Die tanzenden Paare erstarrten. Lähmende Stille breitete sich aus.

    Als Adam Knight endlich zu begreifen begann, ergriff auch ihn leises Grauen – und er wusste: Es hat bereits begonnen! Dies hier war nicht nur eine Vision, sondern das war jetzt die grausame Wirklichkeit!

    *

    Als ich erwachte, benötigte ich einige Minuten, um mich in der Wirklichkeit zurecht zu finden – in dem, was man das Hier und Heute nannte. Erst dann begann ich allmählich zu begreifen: Dies war nicht etwa nur ein Traum gewesen, sondern… die Erinnerung an ein früheres Leben! An das Leben, als ich noch nicht Mark Tate hieß, sondern… Adam Knight.

    Und noch etwas wurde mir bewusst: Es war das allererste Mal, dass ich mich an jenes Leben zurück erinnerte! An ein Leben ganz ohne den ständigen Kampf gegen das personifizierte Böse. Nein, Adam Knight hatte sich nur dem „ganz normalen Kampf gegen das „ganz normale Böse verschrieben und wurde hier zum ersten Mal in seinem Leben so unmittelbar mit dem personifizierten Bösen konfrontiert.

    Somit unterschied er sich sehr von mir. Aber das war nicht ungewöhnlich für mich: Ich hatte mich in jedem meiner mindestens tausend Leben der jeweiligen Situation, dem jeweiligen Körper, der jeweiligen Rolle anpassen müssen. Vor allem wusste ich jetzt, dass ich als Adam Knight keinerlei Erinnerungen an frühere Leben gehabt hatte. Ja, ich hatte noch nicht einmal geahnt, was meine eigentliche Mission als unsterblicher Wiedergeborener war.

    Und noch etwas unterschied diese beiden Leben: Als Adam Knight hatte ich jene hellseherische Fähigkeit, auf die ich keinerlei Einfluss hatte. Eine Fähigkeit, die mich als Adam Knight in der Rolle als Privatdetektiv natürlich überaus erfolgreich hatte werden lassen. Eine Fähigkeit, die ich als Mark Tate jedoch schmerzlich vermisste.

    Ich blieb auf dem Rücken liegen und starrte gegen die Decke. Es war mitten in der Nacht, also noch nicht die Zeit, aufzustehen. Doch ich fühlte mich jetzt hellwach.

    Die Dinge, die damals passierten, gingen mir durch den Kopf. Dabei fiel mir ein Weiteres auf: Meine Leben als Adam Knight erschien mir im Nachhinein betrachtet seltsam fremd. Ich hatte zu diesem früheren Leben einen größeren Abstand als zu allen anderen Leben, an die ich mich im Laufe der letzten Jahre hatte erinnern können. Obwohl die Ereignisse von damals relativ knapp vor meiner Wiedergeburt als Mark Tate lagen.

    Knapp? Wann war das damals eigentlich passiert? Und war ich dabei gestorben? Oder doch erst danach – irgendwann? Eben, um als Mark Tate wiedergeboren werden zu können?

    Meine Sinne verwirrten sich, während ich noch darüber nachdachte, und ich versank wieder in den Erinnerungen an damals, an mein Leben als Adam Knight – und die Ereignisse auf jenem Schiff, mit meiner damaligen Ehefrau Cindy.

    Und auch jetzt blieb ich seltsam distanziert. Als wäre ich nur unsichtbarer Zuschauer, ohne die Möglichkeit, aktiv in das Geschehen eingreifen zu können. Das hieß, ich identifizierte mich mit dem damaligen Leben nicht, sondern erinnerte mich kurioser Weise an Adam Knight… wie in der dritten Person, auch weiterhin.

    Dabei konnte ich mich zusätzlich an parallele Ereignisse auf dem Schiff erinnern, die ich damals nicht selbst hatte mitbekommen können. Ich hatte von ihnen irgendwie erst später erfahren, wie es schien. Zum Beispiel daran, wie das Ganze aus der Sicht des damaligen Kapitäns des stolzen Ferienschiffes erschienen war…

    *

    Erik List war nicht nur für die Kreuzfahrt verantwortlich, sondern auch für das Wohl und Wehe des Schiffes und seiner Besatzung. Der alternde Kapitän klopfte seine Pfeife aus und zog den Tabaksbeutel aus der Tasche. Doch er kam nicht mehr dazu, die Pfeife neu zu stopfen. Er wurde gestört.

    „Captain, neue Wettermeldung!", rief der Funker von der Tür her und wedelte mit einem Blatt Papier.

    Missmutig steckte Erik List Pfeife und Tabak wieder weg und nahm den Wisch in Empfang.

    „Ein Sturm braut sich zusammen, gab der Funker Auskunft. „Windstärke zwölf nach der Beaufortskala. Ein echter Orkan also.

    „Aber das war doch schon gestern bekannt."

    „Lesen Sie selbst, Captain. Inzwischen hat man festgestellt, dass der Orkan in unser Gebiet kommt."

    Erik List schüttelte den Kopf. Ein Sturm vor Nordirland, westlich von Islay, und dann auch noch zu dieser Jahreszeit?

    Er las den Text.

    „Nun, sagte er schließlich, „uns geht das erst in zweiter Linie etwas an. Wir fahren nordwestlichen Kurs und haben längst die Inselkette der Hebriden erreicht, bevor uns der Orkan gefährlich werden kann. Er griff zum Sprechrohr. „Maschinenraum, volle Kraft voraus! Sturmwarnung!"

    Der Erste Offizier trat näher.

    „Sturmwarnung?, wiederholte er gedehnt. „Doch nicht in unserem Bereich. Gestern hieß es doch ausdrücklich...

    Der Captain runzelte die Stirn. Er wollte etwas Scharfes entgegnen, verzichtete aber darauf und reichte stattdessen das Schreiben des Funkers weiter.

    Während der Erste Offizier die Zeilen überflog, blickte Erik List hinaus.

    Die Dämmerung brach herein. Der Atlantik reichte von Horizont zu Horizont und war flach wie das sprichwörtliche Brett. Der Himmel zeigte sich nur leicht bedeckt.

    List schüttelte den Kopf. Er hatte schon viel erlebt in all den Jahren, die er schon auf See verbrachte, aber wann hatte es je mitten auf dem Meer eine solch schwüle Hitze gegeben, noch dazu in diesem Breitengrad? Wenn das ein Vorzeichen des kommenden Sturmes war, konnte man wirklich von Glück sagen, wenn man ihm entging.

    List fächelte sich mit der Hand etwas Luft zu und wandte sich an den Ersten Offizier, den er noch nie hatte leiden können. Bert Weather war der typische Streber. Er konnte es offensichtlich kaum erwarten, endlich die Stelle des Kapitäns einzunehmen. Das führte zwangsläufig zu einem stets angespannten Verhältnis zwischen den beiden.

    „Nun, was halten Sie davon, Mr. Weather?", erkundigte sich Erik List mit leiser Ironie in der Stimme.

    Achselzuckend gab Weather dem Funker das Schreiben zurück.

    „Was soll ich sagen? Der Funkspruch ist nebensächliche Information, meines Erachtens. Wenn wir mit voller Kraft fahren, bekommen wir kaum die Ausläufer des Sturmtiefs zu spüren, obwohl wir uns über Gebühr weit von der Küste entfernt haben. Das war ein offensichtlicher Seitenhieb auf die Kommandoführung des Captains. „Wenn es schlimm kommt, können wir immer noch zwischen den Hebriden Schutz suchen.

    Er wandte sich ab und beugte sich scheinbar interessiert über die Karten.

    Erik List entließ den Funker mit einer Handbewegung. Er strich sich eine Strähne des bereits stark ergrauten Haares aus der Stirn und trat neben Bert Weather an den Kartentisch.

    In diesem Augenblick geschah es.

    Die Männer in der Kommandozentrale erstarrten.

    „Welcher Idiot hat die Maschinen gestoppt?", rief jemand.

    Ein Rütteln ging durch das Schiff. Irgendwo zerbarst etwas mit lautem Krachen. Dumpf drang das Geräusch durch die Schiffswandungen zu ihnen herauf. Dann breitete sich Totenstille auf der Kommandobrücke aus.

    Erik List ging zum Sprechrohr und gab das Signal.

    „Maschinenraum!, brüllte er. „Was soll das? Was ist passiert?

    „Captain, ich weiß nicht, aber - aber die Maschinen... Irgendwas muss defekt sein", kam es kläglich zurück.

    Die Männer sahen sich betroffen an.

    „Aber das gibt es doch gar nicht! Der Captain war außer sich. „Wollen Sie mir weismachen, dass alle Maschinen eines Schiffes auf einen Schlag ausfallen können?

    „Captain, ich kann Ihnen nur Tatsachen vermitteln. Eine Erklärung habe ich auch nicht. Es ist - es ist, als hätte eine dämonische Macht..."

    „Wie lange wird die Reparatur dauern?", wurde er schroff unterbrochen.

    „Das - das ist schlecht zu sagen. Wir wissen nicht genau, wo der Fehler liegt. Es könnte..."

    „Mann, machen Sie mich nicht unglücklich!, rief Erik List in gespielter Verzweiflung. „Sie werden mir doch einigermaßen detaillierte Angaben machen können. Mit Ihrem Gestammel kann ich leider nicht viel anfangen.

    „Schließlich trat der Fehler erst vor einer Minute auf!", fauchte der technische Offizier gekränkt zurück.

    „Wie lange wird es dauern?", wiederholte Erik List stur.

    „Einen Moment, Captain! List hörte aufgeregte Stimmen im Hintergrund. Dann meldete sich der Offizier wieder. „Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll, Captain. Ich habe so was noch nie erlebt. Das kann einfach nicht mit rechten Dingen zugehen.

    „Ersparen Sie mir um Gottes Willen den Klabautermann!"

    „So, wie es im Moment aussieht, dauert die Reparatur mindestens einen Tag lang."

    Der „Technische" wusste noch nichts von der Sturmwarnung. Aber diese Information hätte jetzt auch nichts mehr geändert: Erik List unterbrach einfach die Verbindung. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken.

    Plötzlich hatte er das Gefühl, von draußen beobachtet zu werden. Er wirbelte herum. Nichts. Aber waren da nicht leise, wispernde Stimmen?

    Dann war alles wieder vorbei. Captain List erwachte wie aus einem Wachtraum.

    Er blickte im Ruderhaus umher.

    Es sah so aus wie immer, und draußen war die flache See, über der die schwüle Hitze wie ein unsichtbarer Dämon hing, dessen Aufgabe es war, die Menschen zu quälen.

    „Der Sturm, flüsterte List mit aschfahlem Gesicht. Er hieb mit der geballten Hand auf den Kartentisch und brüllte: „Warum muss ausgerechnet jetzt dieser vermaledeite Sturm kommen?

    „Soll das etwa heißen, wir müssen hier warten, bis der Orkan kommt — völlig manövrierunfähig?", ächzte jemand.

    Niemand ging darauf ein. Sie schauten sich nur betreten an. In den Augen der meistens glomm die furchtbare Ahnung von dem auf, was sie erwartete.

    Langsam wuchs die Furcht in ihnen, und mit einem Mal glaubten sie tatsächlich an eine dämonische Macht, die von dem Schiff Besitz ergriffen hatte.

    Und dann fiel auch noch die Stromversorgung aus: Ohne Maschinen keine Energie. Das Schiff musste auf die Speicherreserven zurückgreifen, und das hieß: Sparen!

    *

    Auch im Ballsaal: Nur noch die Notbeleuchtung brannte.

    Susan Thorn war erschrocken aufgesprungen. Hastig verabschiedete sie sich.

    Adam Knight blickte ihr nach, als sie mit wiegenden Hüften zur Tür eilte.

    „Was ist denn los?, erkundigte sich Cindy ängstlich. „Es ist ja plötzlich so still.

    Ja, plötzlich hatte etwas das Schiff erbeben lassen. Dann hatte sich eine unheimliche Stille ausgebreitet. Schließlich war auch noch die Hauptbeleuchtung ausgefallen.

    Allmählich wich wieder die Erstarrung von den Menschen. Sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.

    Die Musiker der kleinen Band wollten ihren Song zu Ende spielen, mit dem Notstrom aus den Speicherbänken, der dafür vollkommen ausreichte, sahen aber bald ein, dass ihnen unter den gegebenen Umständen kein Mensch Gehör schenkte. Achselzuckend gaben sie es auf.

    „Es ist bestimmt nichts Schlimmes, beruhigte Adam seine Frau. „Die haben nur die Maschinen gestoppt.

    „Aber warum denn?"

    Adam zuckte mit den Schultern und stand auf.

    „Komm, wir ziehen uns in unsere Kabine zurück! Ich habe keine Lust, mich an den beginnenden Diskussionen zu beteiligen."

    Sie gingen durch das Halbdunkel quer durch den Ballsaal zum Ausgang und traten hinaus. Wenige taten es ihnen gleich. Alle anderen schienen darauf zu vertrauen, dass der Zustand nur vorübergehender Natur war.

    Auch im Gang brannte nur noch die Notbeleuchtung.

    „Nanu, wunderte sich Adam, „offenbar...

    Er unterbrach sich nach einem Seitenblick auf Cindy. Nein, er wollte seine Frau nicht unnötig beunruhigen.

    „Warum sprichst du nicht weiter, Adam?", fragte sie jedoch misstrauisch.

    „Ach was, wir werden wohl gleich erfahren, was los ist. Der Captain wird uns über Lautsprecher erklären, warum wir plötzlich anhalten mussten."

    Innerlich war er nicht so ruhig, wie er sich nach außen hin gab. Seine Unruhe hatte sich im Gegenteil sogar verstärkt. Er spürte das Unheil hautnah.

    Nein, er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass die Maschinen absichtlich gestoppt worden waren. Irgendetwas Unvorhergesehenes musste geschehen sein.

    Und Adam registrierte mit seiner sensiblen Begabung, dass etwas Unheimliches mit dem Schiff geschah. Noch war es nicht greifbar, aber es würde unweigerlich zum Chaos führen.

    In einem plötzlichen Schwächeanfall musste sich Adam an der Gangwand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

    Cindy merkte es gottlob nicht.

    Sekunden später hatte es Adam wieder überwunden.

    Er ging voraus, in Richtung ihrer Kabine.

    Unterwegs sprachen sie kein Wort mehr. Cindy schaute sich die ganze Zeit über mit großen, runden Augen um, wie Adam bei einem verstohlenen Blick über die Schulter zurück bemerkte. Als würde sie ebenfalls etwas von dem nahenden Unheil ahnen, das mit dem Maschinenstopp sich angekündigt hatte. Andererseits versuchte sie wohl, sich selber zu beruhigen, indem sie sich einredete, dass die Besatzung sicherlich alles nach wie vor im Griff hatte.

    Endlich erreichten sie ihre Kabine. Er zückte den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss.

    „Nanu, es ist ja gar nicht abgeschlossen", wunderte er sich und stieß die Tür auf.

    Die Kabine war in das Dämmerlicht der Notbeleuchtung getaucht. Er tastete nach dem Schalter und wollte die normale Deckenbeleuchtung aufflammen lassen. Nichts geschah.

    Die Unruhe in ihm wuchs. Nun war er ganz sicher, dass das Schiff einen schweren Defekt hatte. Wenn die Kabinenbeleuchtung nicht an das Notstromnetz angeschlossen war…

    Adam Knight und seine Frau traten trotzdem ein. Das wenige Licht, das die Notstromversorgung im Gang erzeugte und durch die offen gelassene Tür herein sickerte, reichte nicht aus, um Einzelheiten zu erkennen. Ihre Augen hatten sich noch nicht ganz daran gewöhnt. Sie blieben sicherheitshalber stehen und warteten erst einmal ab.

    Gleichzeitig sprach der Captain über die Lautsprecheranlage, die ergo noch genügend Strom hatte. Sicherlich von fundamentaler Bedeutung, denn wie sonst hätte der Captain sich seinen Passagieren mitteilen können? Adam leuchtete es ein, dass zur absoluten Notversorgung auch alles dies gehörte, was eine Panik vermeiden half. Dabei hatte man allerdings die Kabinenbeleuchtung offensichtlich vergessen. Wie sollte denn nachhaltig eine Panik vermieden werden, wenn man die Leute im Dunkeln hocken ließ? Nur mit aufmunternden Worten über die Lautsprecheranlage? Mit Worten wie diesen:

    „An alle Passagiere! Bitte, bewahren Sie absolute Ruhe! Wir haben einen geringfügigen Schaden an den Maschinen, der im Moment bereits behoben wird. Es besteht keinerlei Grund zur Besorgnis. Begeben Sie sich bitte in Ihre Kabinen und halten Sie sich dort auf! In wenigen Augenblicken werden die Notstromaggregate klar sein. Dann sind wir auch nicht mehr auf die Akkus angewiesen und werden überall wieder gewohntes Licht haben. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und vor allem für Ihre Geduld!"

    *

    Captain Erik List schaltete ab und lehnte sich zurück. Es war seine Aufgabe, jede Panik auf dem Schiff zu vermeiden. Seine kurze Ansprache war dazu ein erster Schritt gewesen. Damit aber blieb die Tatsache unverändert, dass der Sturm sie in etwa fünf Stunden erreichen würde. Mit einem schweren Maschinenschaden hatten sie absolut keine Chance gegen ihn.

    In seinen Augen flackerte es, als er seinen Blick über den blutigrot übergossenen Horizont gleiten ließ. Wenn nicht ein Wunder geschah, waren sie alle verloren.

    Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, und die Dämmerung verwandelte sich rasch in schwarze Nacht. Kein Stern war am verhangenen Himmel zu sehen, und immer noch wehte nicht das geringste Lüftchen.

    Die Tür öffnete sich. Das Geräusch weckte den Captain aus seinen trüben Gedanken. Er drehte sich um.

    Seine Augen weiteten sich entsetzt: Der Funker stolperte in den Navigationsraum. Er war blutüberströmt. In seinen Augen stand Todesangst. Er wollte etwas sagen, aber ächzend ging er vor dem erstarrten Captain zu Boden.

    *

    Das Hauptlicht flammte auf. Der Captain hatte wenigstens in dieser Hinsicht nicht zuviel versprochen.

    Adam Knight sah sich in der Kabine um.

    „Das hätte ich mir gleich denken können", sagte er grimmig.

    „Was ist?", fragte Cindy verständnislos. Sie stand immer noch unter den Eindrücken dessen, was geschehen war, und konnte ihrem Mann nicht folgen.

    Adam deutete auf die Schmuckkassette, die auf dem Tisch stand.

    „Na, sowas, sagte Cindy bestürzt, „ich bin ganz sicher, dass ich sie vor dem Weggehen eingeschlossen habe.

    Adam nickte ihr zu.

    „Natürlich - ebenso sicher wie ich, dass ich hinter uns die Kabinentür abschloss. Er zeigte auf die offenstehende Verbindungstür zum Bad. „Das gilt für diese da übrigens auch.

    „Du willst doch nicht etwa sagen, dass...?", begann Cindy fassungslos. Sie wagte nicht, den Satz zu vollenden.

    „Genau das wollte ich. Jemand ist hier eingebrochen und wurde bei seiner Tätigkeit gestört. Ich schätze, dass diese Störung durch den plötzlichen Defekt im Maschinenraum verursacht wurde."

    „Ich kann es einfach nicht fassen. Cindys Augen waren groß und rund. Ihr Gesicht war bleich, und ihre Hände zitterten, als sie die geschlossene Kassette aufnahm. „Der Einbrecher muss so erschrocken sein, dass er sie stehen ließ. Sie schüttelte sie. „Ich glaube, es ist noch alles da." Trotzdem öffnete sie mit dem Schlüssel und überzeugte sich davon.

    „Klar, sagte Adam, „er musste damit rechnen, dass die Leute ihre Kabinen verließen und auf den Gang traten, um zu sehen, was vorgefallen ist. Schließlich fiel überall die Hauptbeleuchtung aus. Der Dieb hätte bestimmt eine schlechte Figur gemacht, wenn er mit der Kassette unter dem Arm herumgelaufen wäre.

    „Aber er musste doch auch schon vorher damit rechnen, dass wir jeden Augenblick zurückkommen und ihn überraschen, widersprach Cindy. „Wieso konnte er sich so sicher bewegen?

    „Weißt du das wirklich nicht?"

    Cindy runzelte grübelnd die Stirn. Dann wurde sie noch blasser.

    „Du meinst doch nicht etwa...?"

    „Richtig, sagte Adam, „die großartige Susan Thorn! Also hat mich meine Spürnase doch nicht getrogen. Die Thorn hatte die Aufgabe, uns aufzuhalten, damit ihr Komplize hier in aller Ruhe ausräumen konnte. Deshalb verschwand sie auch so schnell. Sie wollte sich vergewissern, dass alles gut ging. Vielleicht rechnete sie auch mit unserem raschen Aufbruch und wollte ihren Kumpan rechtzeitig warnen.

    „Nein, rief Cindy aus. Es klang entschieden. „Nein, wiederholte sie, „das traue ich ihr einfach nicht zu. Außerdem kannte sie mich wirklich. Sie wusste meinen Namen und wusste von meiner Schauspielkarriere."

    „Das ist doch wohl selbstverständlich. Sie hat bestimmt nicht gelogen, als sie behauptete, du seist ihr gleich bekannt vorgekommen. Vergiss nicht, dass du ein paarmal auch im Fernsehen aufgetreten bist. Außerdem stand in allen Zeitungen, dass du geheiratet hast."

    „Ja, glaubst du denn wirklich, dass die einen berühmten Privatdetektiv wie dich bestehlen?"

    Adam verzog das Gesicht.

    „So berühmt bin ich nun auch wieder nicht. Denke daran, dass mein Name bei den Zeitungsberichten nur am Rande erwähnt wurde. Ich wollte nicht, dass mich jeder kennt. Das ist für einen Detektiv nicht gut. Den Namen Adam Knight jedoch gibt es dutzende Male in London."

    Cindy bekam einen feuerroten Kopf.

    „Was ist los, Darling?", fragte Adam misstrauisch.

    Cindy warf sich ihm an die Brust.

    „Oh, Adam, ich schäme mich so. Ich hätte es dir gleich sagen müssen. Es hat mir geschmeichelt, als die Thorn so begeistert von mir sprach. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass ich noch nie im Leben in Liverpool gewesen bin, obwohl sie behauptete, mich gerade von dort zu kennen."

    „Das ist doch nicht wahr!", rief Adam Knight aus.

    Zorn stieg in ihm auf, aber dieser Zorn wurde sofort von einem anderen Gefühl überschattet:

    Er hatte wieder eine seiner Visionen. Seine Frau stand mitten im Raum. Ihr Gesicht war plötzlich gelblich verfärbt und aufgedunsen. Ihre Augen blickten leer und tot. Sie waren auf Adam gerichtet.

    Erst da erkannte Adam Knight, dass die Kleidung seiner Frau zerrissen war. Die restlichen Fetzen bewegten sich. Der vordem schöne, wohlgeformte Körper wirkte schwammig und lag im Wasser. Die Strömung erfasste das brünette Haar und ließ es regelrecht wehen…

    Der kalte Schweiß trat auf die Stirn des Mannes. Er taumelte zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Tür stieß. Die Traumbilder wurden immer schrecklicher, unerträglicher.

    Raubfische umschwammen gierig den toten Körper seiner Frau. Sie hätten längst schon zugebissen, wären sie sich untereinander einig gewesen, wer dies als erster tun durfte…

    „Nein!", stöhnte Adam grauenerfüllt.

    Etwas griff nach seinem Geist. Das hatte jetzt nichts mehr mit der Vision zu tun. Es war etwas anderes, etwas, was er noch nie zuvor erlebt hatte: Er spürte verwundertes Tasten einer fremden Macht. Hatte sie etwas mit den Vorgängen hier zu tun? Vielleicht sogar mit den Visionen? Oder war sie gerade wegen dieser Visionen erst auf ihn aufmerksam geworden? Aber wie war so etwas überhaupt möglich?

    Im nächsten Augenblick zog sich das Unheimliche, Mächtige, Bedrohliche wieder aus seinem Kopf zurück.

    Adam fühlte sich danach noch schlimmer: Irgendwie leer und ausgehöhlt. Als habe ihm das Unbekannte einen Teil seiner Kraft geraubt.

    Die Stimme Cindys riss ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.

    „Ich - ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht."

    Es schwindelte ihn. Er tastete unwillkürlich nach einem Halt.

    Cindy stand am Tisch. Er musste sie während der Vision brutal von sich gestoßen haben. Tränen rollten über ihr Gesicht.

    „Vielleicht habe ich auch angenommen, sie meine eine andere Stadt", verteidigte sich Cindy weiter.

    Adam schloss endlich die Kabinentür. Nach Atem ringend lehnte er sich mit dem Rücken dagegen.

    Erst da gewahrte sie, in welchem Zustand sich ihr Mann befand. Ihre Tränen versiegten. Erschrocken kam sie näher.

    „Adam, stammelte sie, „was - was ist denn los mit dir? Um Gottes Willen, was hast du denn?

    Er löste sich von der Tür und winkte mit einer schlaffen Handbewegung ab. Dann nahm er Cindy in die Arme, und sie küssten sich.

    Das Parfüm roch so gut. Er spürte den federnden Druck ihrer vollen Brüste, ihren erregenden Körper. Es vertrieb die schrecklichen Gedanken.

    „Es tut mir ja so leid, Adam", flüsterte sie.

    „Im übrigen hat diese Thorn – oder wie auch immer sie in Wirklichkeit heißen mag - recht gehabt", sagte Adam.

    Erstaunt sah Cindy auf.

    „Sie hat richtig behauptet, dass du großes Talent hast", fuhr Adam lächelnd fort.

    „Ist das dein Ernst?" Sie konnte anscheinend gar nicht fassen, dass alles jetzt eine solche Wende genommen hatte.

    Er küsste ihr die restlichen Tränen von den Wangen.

    „Ja, murmelte er zärtlich, „mein voller Ernst. Deshalb - deshalb wirst du deinen Beruf selbstverständlich wieder...

    „Du hast nichts dagegen, wenn ich wieder als Schauspielerin arbeite?" Sie jubelte und umarmte ihn stürmisch. Sein Gesicht bedeckte sie mit Küssen.

    Die Dankbarkeit und Freude seiner Frau taten ihm fast weh, obwohl es von Anfang an sein Gedanke gewesen war, Cindy nicht seinetwegen auf ihre Karriere verzichten zu lassen. Er hatte diesen Gedanken wohl nie formuliert, und Cindy hatte von sich aus ihre Arbeit unterbrochen, aber nach der Rückkehr hatte er es ihr sagen wollen. Sie sollte über ihre Zukunft als Schauspielerin und Ehefrau selbst entscheiden. Er hatte nicht das Recht, dermaßen über sie zu verfügen - wie über einen Gegenstand, der ihm gehörte.

    Obwohl zu diesem Zeitpunkt so etwas wie Emanzipation der Frau noch ferne Zukunft gewesen war…

    Und dennoch schmerzte ihn die Vorfreude seiner Frau, weil er genau wusste, dass Cindy laut seiner Visionen, auf die er sich bislang immer hatte verlassen können… Ja, obwohl sie niemals auch nur annähernd so schrecklich gewesen waren… Cindy, arme Cindy. Er wusste doch dadurch, dass sie sowieso niemals mehr...

    Nein, er konnte und wollte diese Gedanken nicht zu Ende führen. Es war zu furchtbar, denn viel entsetzlicher als all diese Visionen war eben die Tatsache, dass sie stets in Erfüllung gingen. Immer wieder hatten sie das bewiesen. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass es diesmal anders kommen würde. Ihr weiteres, schreckliches Schicksal war schon von vornherein bestimmt.

    *

    Captain Erik List war der erste im Navigationsraum, der sich von seinem Schock erholte.

    „Weather, brüllte er, „kümmern Sie sich um den Verletzten!

    Mit einem Satz war er über dem röchelnd am Boden liegenden Funker hinweg und rannte nach draußen.

    Es waren nur wenige Schritte bis zum Funkraum. Ohrenbetäubender Lärm drang durch die weit offenstehende Tür.

    List hörte Schritte hinter sich, drehte sich aber nicht um. Ein paar der Männer mochten ihm gefolgt sein.

    Als er die Funkkabine betreten wollte, prallte er zurück.

    Das war doch nicht möglich: Einer der Matrosen zertrümmerte mit einem großen Schraubenschlüssel die teure und lebensnotwendige Funkausrüstung. Sie war ihre einzige Verbindung zum Festland, und die Werft war noch nicht über den Maschinenschaden informiert. Das Funkgerät barg ihre letzten Hoffnungen. Eine Rettung konnte nur auf dem Luftwege erfolgen, aber auch nur dann, wenn jemand etwas von ihrem Missgeschick erfuhr.

    Der Captain zögerte keine Sekunde. Trotz seines Alters stürzte er sich auf den bulligen Matrosen.

    Im selben Augenblick wandte dieser den Kopf. List sah direkt hinein in die starren, blutunterlaufenen Augen. Nein, das waren nicht die Augen eines normalen Menschen. Es waren die eines Wahnsinnigen.

    Das Gesicht des Matrosen verzerrte sich zu einem dämonischen Grinsen.

    Mein Gott, was ist mit dem Mann geschehen?, dachte List entsetzt.

    Trotzdem sprang er weiter vor und schlug mit der Faust zu.

    Er traf genau die Kinnspitze des anderen. Der Schlag hätte einen Ochsen gefällt. Erik List gehörte körperlich und geistig längst noch nicht zum alten Eisen. Aber nicht einmal das Grinsen im Gesicht des Matrosen erstarb.

    Erik List fühlte sich plötzlich am Kragen gepackt und freischwebend hochgehoben. Dann krachte er durch die Tür nach draußen.

    Die Wucht war so groß, dass er dabei die Männer, die ihm zu Hilfe eilen wollten, mit zu Boden riss.

    Benommen rappelte er sich wieder auf. Inzwischen vollendete der Matrose sein Vernichtungswerk und stellte sich anschließend den Offizieren entgegen.

    Keiner wagte jetzt noch, ihn anzugreifen, ihm auch nur zu nahe zu kommen. Auch der Captain hielt sich nun zurück. Er hatte aus der kurzen Begegnung gelernt. Keiner würde eine Chance gegen den Wahnsinnigen haben.

    Plötzlich wurde die Tür zum Kommandoraum mit Wucht aufgestoßen.

    Bert Weather, der Erste Offizier, erschien in der Füllung. Seine Miene drückte grimmige Entschlossenheit aus. In der Rechten hielt er - der Captain traute seinen Augen nicht - eine Pistole, die er auf den tobenden Matrosen richtete.

    „Nein, ächzte Erik List, „nicht schießen!

    Bert Weather zögerte tatsächlich.

    Der Matrose wurde auf ihn aufmerksam. Ein heiserer, unmenschlicher Laut entrang sich seiner Kehle. Knurrend stampfte er auf Weather zu.

    Der Erste schoss noch immer nicht, wenn auch der kalte Schweiß auf seiner Stirn perlte.

    „Gott im Himmel, ich kann doch nicht auf einen Menschen schießen wie auf einen tollwütigen Hund!", keuchte er nun.

    „Aber es ist doch ein Tollwütiger, schrie einer der Männer hysterisch. „Ich kenne ihn. Er ist ein gutmütiger Mann — normalerweise. Der Teufel mag ihn besessen haben.

    Die anderen wichen noch weiter von dem Matrosen zurück.

    „Bleiben Sie stehen!, kommandierte List befehlsgewohnt. „Das Spiel ist aus. Sie haben genug Unheil angerichtet. Ergeben Sie sich!

    „Ergeben? Der Erste Offizier lachte trocken und humorlos. „Der kriegt doch nie mehr die Füße auf den Boden. Der Funker ist inzwischen tot — von dem da umgebracht!

    Den Männern stockte der Atem.

    Der wahnsinnige Matrose schrie wie ein Affe. Seine brennenden Augen warfen Blicke in die Runde. Der schwere Schraubenschlüssel drohte.

    Blitzschnell holte er damit aus und wollte das stählerne Werkzeug nach Weather werfen. Das Ding hätte Bert Weather den Schädel zertrümmert. Dem Ersten Offizier blieb jetzt wirklich nichts anderes mehr übrig: Er drückte ab.

    Der Schuss krachte.

    Die Kugel stanzte ein Loch in die weiße Jacke des Matrosen, der abrupt stehenblieb.

    Verwunderung trat in seine Miene.

    Er torkelte weiter auf Weather zu, krallte seine Rechte in die Wunde, löste sie wieder, streckte sie dem Ersten entgegen.

    „Blut!", drang es schaurig über die bebenden Lippen.

    Bert Weather wich schreckensbleich und mit einem erstickten Schrei zurück. Die Waffe entglitt seiner Hand und polterte zu Boden.

    Bevor der Wahnsinnige Weather erreicht hatte, stoppte er plötzlich, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen. Dann ging er zu Boden.

    Einer der Männer lief zu ihm hin und untersuchte ihn flüchtig.

    Als er aufsah, hatten sich seine Augen geweitet.

    „Tot!", konstatierte er betroffen.

    „Tot?, wiederholte Weather gedehnt. Dann erst schien ihm die Bedeutung des Wortes bewusst zu werden, und die ganze Tragik des Geschehens traf ihn. Er schlug die Hände vor das Gesicht. „Mein Gott!, schluchzte er auf.

    Keiner verübelte ihm, dass er sich jetzt dermaßen gehen ließ.

    „Machen Sie sich doch keine Vorwürfe, Sir, wollte ihn einer beruhigen. „Sie haben in Notwehr gehandelt. Wir alle können das bezeugen.

    Bert Weather sah den Sprecher wütend an.

    „Das macht den Mann auch nicht wieder lebendig."

    Auch Erik List kümmerte sich um die Leiche. Er sah deutlich, dass die Kugel des Ersten Offiziers unmöglich hatte tödlich sein können. Es war ein glatter Durchschuss unterhalb des Schlüsselbeines.

    Erik List sagte das seinem Ersten Offizier.

    Auch der Schiffsarzt, der wenig später den Leichnam an Ort und Stelle eingehend untersuchte, bestätigte die Annahme des Captains.

    „Es war Herzschlag, einfach nur Herzschlag, sagte er ruhig. „Es ist nicht vorstellbar, dass der Mann an den Folgen der Schussverletzung starb.

    Die Männer blickten sich betroffen an.

    „Da!", schrie der Zweite Offizier.

    Sie ruckten herum.

    Der Zweite deutete auf den toten Matrosen.

    „Er – er hat sich soeben bewegt!", ächzte er.

    Einer lachte gequält.

    „Ist denn auf diesem Schiff plötzlich alles verrückt geworden?, wetterte Captain Erik List. Es kam selten vor, dass er so sehr die Beherrschung verlor. „Wenn hier noch einmal jemand den Klabautermann mit ins Spiel bringt oder ähnlichen Unsinn verzapft, werde ich ihn eigenhändig arrestieren!

    Er wollte noch viel mehr sagen, aber die nächsten Worte blieben ihm im Halse stecken.

    Der Tote stand nämlich schwankend auf!

    Wie mühsam schlurfte er zur Reling.

    Bevor irgendjemand etwas dagegen tun konnte, hatte er sich in die Fluten des Atlantiks gestürzt, der ihn für immer verschlang.

    *

    Sekundenlang herrschte auf der Kommandobrücke lähmendes Schweigen. Bis es einer durchbrach:

    „Mann über Bord!", brüllte der Navigator, dass es weit über das Schiff hallte.

    Der Ruf blieb nicht ungehört. Im nächsten Moment verwandelte sich der Ferienkreuzer auf Deck in einen wimmelnden Ameisenhaufen. Rettungsringe wurden ausgeworfen, Boote gewassert.

    Die sorgfältige Suche blieb jedoch erfolglos. Ja, das Meer hatte den Matrosen für immer verschlungen.

    List starrte auf die Boote, die im grellen Scheinwerferlicht auf dem Wasser schaukelten, und murmelte vor sich hin:

    „Wenn nur die geringste Chance bestünde, mit den kleinen Nussschalen lebendig durch den Sturm zu kommen, würde ich sofort das Schiff aufgeben. So aber ist alles hoffnungslos. Vor Beginn des Sturmes schaffen wir es nie, ein sicheres Ufer zu erreichen. Ich trage die Verantwortung dafür, dass wir uns so weit von der Küste entfernt haben."

    Er barg nun ebenfalls sein Gesicht in den Händen.

    *

    Wenig später waren alle, die den grausigen Zwischenfall vor und in der Funkkabine erlebt hatten, wieder auf der Brücke zusammen.

    „Ich bin ganz sicher, dass ich mich nicht geirrt habe, sagte der Arzt reichlich verstört. Noch nie hatte man ihn so gesehen. „Kein Funken Leben war mehr in dem Körper des Mannes. Dafür würde ich mein eigenes Leben verwetten.

    Niemand ging darauf ein. Sie hatten alles mit wachen Augen miterlebt. Dennoch war es ihnen, als wäre es nur ein furchtbarer Albtraum gewesen. Konnte es etwas anderes sein? Einer machte sogar den absurden Vorschlag, nach dem verschwundenen Matrosen unter Deck zu suchen. Vielleicht lief er irgendwo frisch und munter auf dem Schiff herum und wusste von alledem gar nichts – und sie waren lediglich die Opfer von irgendwelchen kollektiven Wahnvorstellungen?

    Doch der Tod des Funkoffiziers und natürlich auch die Zerstörung der Funkkabine waren real. Egal, was sie gesehen zu haben glaubten und

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