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Der Herr meiner Welt: Erzählungen über Besessenheit
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eBook99 Seiten1 Stunde

Der Herr meiner Welt: Erzählungen über Besessenheit

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Über dieses E-Book

Wenn man seinen Ehemann mit einem Dämon betrügt.
Wenn man im Besitz einer Schraube ist, die einen nicht mehr loslässt.
Wenn nichts mehr eine Rolle spielt, bis auf den einen Menschen, den einzigen Menschen.

Wenn man es liebt, jemanden zu hassen.

Wenn man unbedingt schreien will.

Wenn man Schönheit mit niemandem teilen will. 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum27. Mai 2014
ISBN9783736814585
Der Herr meiner Welt: Erzählungen über Besessenheit

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    Buchvorschau

    Der Herr meiner Welt - Stefanie von Rossek

    Nachtbesuch

     Michael kam an diesem Abend zu spät.

    Wäre ich eine bessere Hausfrau gewesen und des Kochens mächtig, hätte ich mich wohl geärgert, dass nun das Essen für meinen Mann kalt geworden wäre. Aber da ich meine Pflichten, die Wohnung zu hüten und in einem annehmbaren Zustand zu halten, sträflich vernachlässigte und stattdessen den ganzen Tag wie immer vor dem Computer verbrachte, gab es keinen Grund, sich über Michaels Verspätung überhaupt zu wundern. Für gewöhnlich erschien er am frühen Abend und auch das fiel mir nur deshalb auf, weil ich meistens dabei war, mir einen Film im Fernseher anzusehen, wenn er kam.

    Ich war Schriftstellerin. Eine von der Sorte, die wirklich viel schreibt und wenigstens pro Jahr ein Buch veröffentlichen kann. Das war finanziell gesehen eine Misere und im Großen und Ganzen lebten wir nur von Michaels Einkommen, das ein wenig beträchtlicher war. Er arbeitete auch mehr als ich.

    Vormittags half er seinem Onkel in einem Computergeschäft. Nachmittags ging er einem Professor bei chemischen Forschungen zur Hand; es war natürlich die Arbeit, die ihm am wenigsten Geld einbrachte, die er aber logischerweise am meisten liebte. Abends kam er nach Hause und blieb, bis es Mitternacht wurde. Dann fuhr er zu einem städtischen Krankenhaus, wo er an der Eingangspforte saß. Für Michael blieb immer wenig Zeit zum Schlafen übrig, doch ihm genügten vier Stunden und mir ebenfalls.

    Des Öfteren schätzten wir es, sie gemeinsam im selben Bett zu verbringen, ganz so wie ein normales Ehepaar.

    Ich war mir sicher, dass er mich liebte, warum duldete er sonst diesen Zustand?

    Ohne dass ich mich selbst rühmen wollte, so sollte man mir dennoch eine gewisse Schönheit zugestehen. Mein Haar war tiefschwarz, wobei ich mir eine weiße Strähne hatte färben lassen, die meinen Schopf in zwei dunkle Hälften spaltete. Die meiste Zeit trug ich eine dunkel umrandete Brille, doch der einzige Mensch, der sie sehen durfte, war Michael.

    Ich war hoffnungslos eitel und konnte diese Eitelkeit nur ertragen, weil ich mich selten in Gesellschaft befand und beinahe alle meine Freunde nur die Helden irgendwelcher Serien waren.

    Manchmal machte es mir großen Spaß, mich selbst zu inszenieren, dann schminkte ich mein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit und bewunderte mich selbst im Spiegel.

    Doch das passierte nur alle paar Wochen, sonst klebte ich wie ein Drogenjunkie vor meinem Computer und hämmerte wie eine Verrückte in die Tasten. Trotz meiner eher düsteren Erscheinung schrieb ich ausschließlich lustige Geschichten.

    Michael hatte eine Vorliebe für die Farbe Schwarz. Das hatten wohl die meisten Männer, doch bei ihm grenzte es fast an Zwangsneurose. Jedes einzelne Teil, das seinen Körper bedeckte, musste pechschwarz sein, bis hin zu dem Pflaster, wenn er sich bei einem Forschungsprojekt geschnitten hatte.

    Es war der Beweis meiner Liebe, dass ich mich manchmal hinsetzte und ihm ein Pflaster mit schwarzer Ölfarbe bemalte.

    Ich war eine sehr schlanke Frau, während Michael vielmehr in die Breite ging. Wäre er nicht so ein hochintellektueller Mann gewesen, hätte ich ihn gerne mit einem Bären verglichen. Mit meinem Bären.

    Aber das Geistige vertrug sich meiner Meinung nach selten mit dem Gemütlichen und Bodenständigen und Bären waren für mich ein Sinnbild des erdigen Wesens.

    Erstaunlicherweise dachte ich eben an diesem Abend an Bären und ob ich einen in meine Geschichte einbauen sollte – denn diese fabelhaften Tiere waren derzeitig hoch angesagt – als es im Schlafzimmer an das Fenster klopfte.

    Es regnet doch gar nicht.

    Unbeirrt schrieb ich weiter an meiner Geschichte und blendete dieses Geräusch ziemlich schnell wieder aus, weil es in keiner Weise einen sinnvollen Zusammenhang mit meinen anderen Gedanken ergab.

    Ich selbst befand mich nicht im Schlafzimmer, sondern im Arbeitsraum, der aber gleich nebenan war.

    KlopfKlopf.

    Das hört sich gar nicht wie Regen an und auch nicht wie Steine, die man gegen das Fenster wirft, wie seltsam… ein paar Bären sind vielleicht übertrieben, aber wie wäre es mit einem? ...Oh nein, wir haben keine Butter mehr im Haus, ich hätte es Michael sagen sollen! …Ein Bär, ein Braunbär, das wäre…

    KlopfKlopf.

    Schon wieder dieses Geräusch…! Der Bär könnte… war das jetzt schon dreimal? ...Der Bär könnte…

    Als würde jemand mit der Hand… Eisbären zu gefährlich? …Braunbären sind auf jeden Fall vertrauter und außerdem sollte der Bär…

    KlopfKlopfKlopf.

    Ruckartig hob ich meinen Kopf und starrte die Türschwelle an, als hätte jemand unerlaubt meine Wohnung betreten.

    Es war auffallend dunkel. Und ich hatte wie immer vergessen, das Licht einzuschalten. Mit gerunzelter Stirn erhob ich mich von meinem Stuhl und drückte auf den Schalter an der Wand. Gelbliches Licht durchflutete das Zimmer und gewährte mir einen Blick auf die Ikea-Uhr, welche neben dem Bücherregal hing. Schon nach elf Uhr?

    Ich warf einen erstaunten Blick auf die Zeitangabe, welche mir der Computer lieferte und stellte fest, dass es tatsächlich schon so spät war. Michael?

    KlopfKlopfKlopfKlopf.

    „Was ist denn das…?", murmelte ich und zwang mich zu einem langsamen Schritt aus dem Arbeitsraum. Nur zögerlich spähte ich ins Schlafzimmer und heftete meine Augen auf das Fenster. Augen starrten zurück.

    Und ich stieß einen Schrei aus, der viel zu schrill und viel zu unkontrolliert war, als dass er mir gehören könnte.

    Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mit klopfendem Herzen an der Wand lehnte, direkt neben der Tür zum Schlafzimmer.

    Eine Kreatur! Irgendeine Kreatur hockte auf dem Fensterbrett und klopfte gegen die Scheibe!

    Eine Kreatur…! War das ein Mensch?

    Was sollte es sonst sein, es hatte zwei Arme gehabt und Schultern und einen Kopf… und in jedem Falle eine menschliche Gestalt.

    Aber die Augen, sie waren rot gewesen! Rot leuchtend, wie zwei Lampen in einem finsteren Gesicht.

    Lange Zeit wagte ich nicht, noch einen Blick auf dieses… Es zu werfen, ich wagte es nicht einmal, mich überhaupt nur einen Millimeter zu bewegen.

    KLOPFKLOPFKLOPFKLOPFKLOPF.

    War das mein Herz oder waren es die Finger von diesem…?

    Patrizia.

    Verdammt, wieso bildete ich mir ein, meinen Namen zu hören? Verzweifelt knetete ich meine Hände, die so eiskalt geworden waren, dass sie tot zu sein schienen. Michael, wo bist du?

    Patrizia, mach mir auf.

    Keuchend richtete ich mich auf und war im Begriff, wieder das Arbeitszimmer aufzusuchen, es würde doch in jedem Fall beruhigender sein, sich dort aufzuhalten, als im Flur neben dieser schrecklichen Tür…

    Wo willst du hin?

    „Ich bin verrückt geworden", flüsterte ich.

    „Irgendwie habe ich doch schon immer befürchtet, dass mir das eines Tages passiert."

    Aus irgendeinem Grund bewegten sich meine Füße nicht auf den Arbeitsraum zu, sondern auf das Schlafzimmer. Wie in Hypnose starrte ich auf das Fenster und auf das, was sich dahinter verbarg. Es war ein Mann. Ja, auf dem Fensterbrett hockte ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet und einen lässigen Hut, den er sich tief in das Gesicht gezogen hatte.

    „Michael…", sagte ich mit gebrochener Stimme.

    Keine Sorge, er wird nicht so bald kommen, antwortete mir die Stimme in meinem Kopf.

    Der Mann da draußen war nicht Michael, er war um ein wesentliches schlanker. Ich betrachtete seinen Körper und bemerkte, dass er von einer gewissen

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