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Unter der Sommersonne
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eBook110 Seiten1 Stunde

Unter der Sommersonne

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Über dieses E-Book

"Die Kunst des Glücks

besteht darin,

sich die Sonne

im Herzen zu bewahren,

wenn Wolken

den Himmel verdunkeln."

ein Zitat von Jochen Mariss
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Sept. 2017
ISBN9783743833524
Unter der Sommersonne

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    Buchvorschau

    Unter der Sommersonne - Lisa Leroux

    ~1~

    Unter der Sommersonne"

    von Lisa Leroux

    "A

    bschied nehmen. Leicht gesagt, schwer getan. Denn du hast deine Spuren unachtsam hinterlassen. Spüre dich, wenn ein Windhauch mich streift. Spüre dich, wenn ein Sternchen mir funkelt. Spüre dich, wie Sand unter meinen Füßen...

    Die schreiende Leere in meinem Inneren verlangt nach dir. Trotzdem sollte ich Abschied nehmen, aber leicht gesagt und schwer getan. Es wird nicht einfach werden. Nein.

    Ein Augenblick nur und alles begann sich zu wenden. Gedämpfte Stille, schummriges Licht. Ein Gefühl der Leere, ein Gefühl des Verlorenseins.

    Du, ein Pol der Ruhe und Geborgenheit, gingest fort ohne Abschied und ein Wort.

    Hätt’ mich noch einmal gern an dich geschmiegt, deine Wärme und Zuneigung gespürt. Würd’ dir gern noch so viel sagen...

    Es war eines der schönsten Gefühle, das ich kannte: nach Haus zu kommen und zu wissen, man wird mit einem Lächeln erwartet. Denn dein schönes strahlendes Lächeln konnte die Sonne aufgehen lassen.

    Wenn du bei mir warst, bekam plötzlich alles eine andere Farbe. Ein Augenblick nur und alles begann zu blühn. Sagtest immer: 'Wir müssen jeden schönen Augenblick festhalten und genießen, der sich uns bietet.' Und so zogen wir gemeinsam durchs Leben.

    Die wärmenden Sonnenstrahlen lockten uns in die Herrlichkeiten der schönen weiten Welt hinaus. Den Genuss des vergnüglichen Lebens hast du mir beigebracht und mit mir den Tag belacht. Ich träumte und wollte nur noch glücklich sein...

    Doch dunkle Wolkenstreifen zogen auf, verhüllten das Sommerlicht wie in einer kaltgrauen Winternacht. Tausende von Tränen auf der schönen Blütenpracht.

    Wenn du irgendwann mal traurig warst, hast du dein kleines Poesiebüchlein hervorgeholt und dich durch die tröstende Wärme der schlichten Worte besser gefühlt. Und so will ich es nun auch heute tun.

    'Freundestreue

    Wenn sich zwei so verstehn,

    ihr Vertraun sich schenken

    und, wohin sie auch immer gehen,

    stets einander gedenken,

    Wenn nicht Ruhm vermag noch Pacht,

    ihre Treue zu trüben,

    jeder allezeit nur bedacht,

    heißer den Freund zu lieben,

    Wenn sich solche Freundschaft hält

    durch ein ganzes Leben:

    Kann es wohl auf dieser Welt

    etwas Schöneres geben?

    Immer preis´ in Ernst und Scherz

    ich dich wieder aufs neue,

    die du tröstest und stärkst das Herz,

    heilige Freundestreue!'

    Mit diesen Worten bleiben wir uns nah, auch wenn wir Abschied nehmen müssen. Denn das, was uns verbindet, wird stärker sein als das, was uns jetzt trennt. Und unsere Freundestreue wird all das bewahren, was wir füreinander gewesen sind. Aber es wird nicht einfach werden. Nein.

    Denn ich hatte das Gefühl, ich hätte dich schon immer gekannt. Ich hatte das Gefühl, wir hätten eine gemeinsame Zukunft sowie eine gemeinsame Vergangenheit. Und ich hätte dich nie verlieren wollen, weil ich glaubte, dass wir füreinander geschaffen waren.

    Fühle immer noch deine Spuren, eine dankbare Erinnerung, die mich glauben lassen, dass du bei mir bist.

    Abschied nehmen. Leicht gesagt, schwer getan.

    Wenn du mich in einer stillen Minute mit deinem innigen Blick ansahst, meintest du immer: 'Da, wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.' Trotzdem wollte ich dies hier wagen."

    Mit einem Mal wurde Isabelle klar, dass sie von nun an ihren Weg alleine weiterführen musste. All die vielen Menschen um sie herum und keiner von ihnen hätte sie in jenem Moment so gut verstehen können, wie Thomas.

    Die brennende Julisonne stand in ihrem höchsten Punkt, hoch über den Bäumen und zerstreute lauter kleine tanzende Lichtflecke auf der staubigen Erde. Sachte ließ der Wind die Blätter der riesigen Platanen rauschen. Isabelle atmete schwer. Sie fühlte sich allein gelassen. Ganz in den Gedanken versunken bemerkte sie nicht wie der Pater sein letztes Wort aussprach und sich die Menschenmenge leise regte. Nun kam also der Teil des Begräbnisses, den sie am meisten gefürchtet hatte. Man wollte Isabelle sein Beileid bekunden. Teilnahmslos nahm sie die vielen fremden Hände entgegen, darunter ein paar wenige bekannte Gesichter, bis sie auf einmal in ein Paar ihr so wohl vertrauten Augen blickte...

    Als sie zum ersten Mal in die faszinierenden tiefblau gesprenkelten Augen schaute, war sie eine von vielen anderen Neulingen an der Kunsthochschule von Arles gewesen, war stumm in dem stickigen überfüllten Saal gesessen, hatte sich mit ihrem Notizblock frische Luft zu gewedelt und ihren Blick voller Erwartung auf den doch recht jungen und attraktiven Dozenten, der auf dem kleinen Podest am Ende des Saales stand, gerichtet. Mit einem energischen Unterstrich hatte er seinen Namen an die Tafel geschrieben. Thomas Claudel. Er hatte sich abrupt umgedreht und seinen eindringlichen Blick über die Kursteilnehmer gleiten lassen. Guten Morgen alle zusammen. Mein Name ist, wie Sie sicher unschwer erkennen können, Thomas Claudel und ich werde Sie in den nächsten zwei Jahren durch die musische Kunst der Jahrhunderte führen. Während er dies gesagt hatte, waren seine bezaubernden Augen an Isabelles´ heften geblieben. Und von jenem Moment an war es um sie geschehen...

    ... eine schöne berührende Rede, Isabelle. Schon eine kleine Weile redete die zu dem tiefblauen Augenpaar gehörige Stimme auf sie ein. Doch Isabelle nahm nichts so richtig wahr. Ihre Gedanken irrten hin und her. Es vermischten sich Dinge aus der Vergangenheit mit der momentanen Gegenwart. Langsam löste sie sich aus dem leichten Händedruck der vor ihr stehenden Frau. Eine mögliche Schwester von Thomas etwa? Sie wusste es nicht und im Moment war ihr auch so ziemlich alles egal. Sie wollte nur noch alleine sein. Alleine. Würde sie nicht noch lange genug alleine sein? Vielleicht war ja die tröstende Anwesenheit jener Fremden genau das Richtige, was Isabelle in der nun beginnenden schweren Phase gebrauchen konnte.

    Sachte legte sich ein Arm um Isabelles Schulter. Sie wehrte sich nicht dagegen, sondern ließ ihren Kopf unter einem leisen Tränenausbruch aus Verzweiflung und Wut in die weiche angenehme Masse von Körper fallen. Gemeinsam gingen die beiden Frauen zur Anhöhe des Friedhofes, wo sich umringt von süßlich duftenden Pinien eine morsche mit Moos bewachsene Holzbank befand. Als sie saßen, realisierte Isabelle erst, was alles geschehen war. Thomas war nun endgültig aus ihrem Leben verschwunden. Sie holte ein nicht mehr ganz unbenutzt aussehendes Papiertaschentuch aus der Tasche ihrer weißen Leinenhose, wischte Tränen von Augen und Wangen weg und schnäuzte sich kräftig die Nase.

    Murmelnd wollte sie sich entschuldigen, doch mehr als ein Flüsterton kam nicht über ihre Lippen. Ganz uneingenommen hob ihre Sitznachbarin abwehrend die Hände. Wofür sich entschuldigen, Schätzchen. Es ist doch allzu selbstverständlich. Vorigen Abend war ich auch fast nahe dran die Fassung zu verlieren. Er war alles, was ich noch von meiner Familie hatte. Schon nach dem Tod unserer Eltern gab es niemanden mehr im Haus, um den ich mich kümmern konnte. Aber … oh! Nun plappere ich einfach so drauf los und Sie wissen noch nicht einmal, wer diese fremde Frau hier neben Ihnen überhaupt ist. Also, ...

    Weiter kam Marieanne Claudel jedoch nicht, denn Isabelle fiel ihr ins Wort. Sie hatte es sofort gewusst. Es waren die Augen, die mich an ihn erinnerten. Meerblau, wie wenn die Sonne ihre letzten Strahlen des Tages verteilt und das Meer dabei unendlich anfängt zu glitzern ...

    Ausgelassenes Menschenlachen hallte über das Rif von Cap d´Agde und drang durch die kühle Nachtluft, während das junge Pärchen Hand in Hand von Fels zu Fels sprang und jedes Mal dabei juchzte, wenn sie glaubten auf den noch glitschigen mit Seetang überzogenen Steinen ihr Gleichgewicht zu verlieren. An jenem Spätsommerabend fühlte sich Isabelle frei und unbeschwert leicht und konnte einfach glücklich sein. Plötzlich und unerwartet hielt Thomas inne, blieb in fester Schrittstellung auf einem spitzigen Gesteinsbrocken stehen, zog das Mädchen an seiner Seite sachte zu sich herüber und neigte den Kopf. Mit ausgestrecktem Arm zeigte er auf den untergehenden orangeroten Ballon am Horizont. Leise flüsternd meinte er: Da, schau ... Mit einem Mal war alles um sie herum still, wie wenn jeder einzelne Mensch auf der ganzen weiten Welt von diesem herrlichen Anblick gebannt gewesen wäre.

    Phantastisch, hauchte Isabelle und brach die Stille. Sie spürte wie sie enger umschlungen wurde und kuschelte sich

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