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Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
eBook248 Seiten3 Stunden

Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

Krimi von Peter Haberl & Chris Heller


 

Die Hamburger Kriminalkommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller ermitteln wegen Drogenhandels. Aufgrund eines Tipps wollen sie nun Sandberg und weitere Männer festnehmen. Sandberg sucht Schutz in einem Bootshaus, doch aus seinem Plan, mit dem Boot zu fliehen, wird es nichts. 

Eine tote Schildkröte in dem Bootshaus erregt kurz Jörgensens Aufmerksamkeit; er denkt sich aber weiter nichts dabei. 

Tage später später meldet sich ein Spitzel der Polizei bei ihm, und das mitten in der Nacht. Er teilt dem Kriminalkommissar mit, dass Christoph Schnieder mit geschützten Tieren handelt. Dies ist auch die letzte Info, die Jörgensen von ihm erhält, denn die Verbrecher sind dem Spitzel bereits auf der Spur ...

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum23. Nov. 2023
ISBN9798223930396
Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte - Peter Haberl

    Kommissar Jörgensen und die tote Schildkröte: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

    Krimi von Peter Haberl & Chris Heller

    ––––––––

    Die Hamburger Kriminalkommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller ermitteln wegen Drogenhandels. Aufgrund eines Tipps wollen sie nun Sandberg und weitere Männer festnehmen. Sandberg sucht Schutz in einem Bootshaus, doch aus seinem Plan, mit dem Boot zu fliehen, wird es nichts.

    Eine tote Schildkröte in dem Bootshaus erregt kurz Jörgensens Aufmerksamkeit; er denkt sich aber weiter nichts dabei.

    Tage später später meldet sich ein Spitzel der Polizei bei ihm, und das mitten in der Nacht. Er teilt dem Kriminalkommissar mit, dass Christoph Schnieder mit geschützten Tieren handelt. Dies ist auch die letzte Info, die Jörgensen von ihm erhält, denn die Verbrecher sind dem Spitzel bereits auf der Spur ...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Prolog

    Habe ich Ihnen schonmal von Tüten-Otto erzählt?

    Ich glaube nicht.

    Ich saß am Hafen und angelte. Das mache ich manchmal, um abzuschalten. Viel Zeit habe ich dafür nicht. Aber ab und zu mache ich das. Ich sehe auf die Elbe, sehe die Frachter, die in den Hamburger Hafen einfahren und halte eine Angel über das Wasser. Gefangen habe ich noch nie was. Aber darum geht es auch nicht.

    Mein Name ist übrigens Uwe Jörgensen.

    Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen.

    Und manchmal kommt es mir so vor, als wäre der Kriminalhauptkommissar mein eigentlicher Vorname, so oft, wie ich das sagen muss, wenn ich mich irgendwo vorstelle, meinen Dienstausweis zücke und dann ein paar mehr oder weniger indiskrete Fragen stelle.

    Aber zurück zu Tüten-Otto.

    Tüten-Otto ist ein Obdachloser. Und den treffe ich da manchmal beim Angeln.

    Nicht, dass wir uns verabredet hätten.

    Aber er ist oft eben gau dann dort am Hafen, wenn ich dort bin.

    Moin!, sagt er dann.

    Und manchmal setzt er sich zu mir und erzählt mir was.

    Tüten-Otto hat ein Problem.

    Keine Herberge, kein Asyl nimmt ihn auf.

    Warum nicht?

    Weil er ein Haustier hat.

    Viele Obdachlose haben Haustiere, obwohl sie gar kein Haus haben. Das ist schon eine gewisse Ironie. Meistens sind es Hunde. Und die sind auch nicht besonders gern gesehen, weil sie oft bissig sind.

    Aber Tüten-Otto hatte keinen Hund, sondern eine Ratte.

    Sie denken, Sie haben sich verhört?

    Nerin, er hatte wirklich eine Ratte als Haustier.

    Sie folgte ihm auf den Fuß.

    Manchmal führte er sie auch an einer Leine. Punker haben manchmal Ratten als Haustiere. Aber bei Obdachlosen ist das seltener der Fall. Es sei denn, der Obdachlose ist ein Punker. Oder ein Ex-Punker. Aber das traf auf Tüten-Otto nicht zu.

    Moin, sagte er, nachdem er sich zu mir gesetzt hatte. Seine Ratte wuselte ihm um dier Füße.

    Moin, sagte ich.

    Hast du was dagegen, wenn ich dir was erzähle?, fragte er.

    So lange ich nichts erzählen muss, habe ich nichts dagegen, sagte ich.

    Gut. Das ist fair.

    Finde ich auch.

    Und dann erzählte er. Er erzählte davon, dass seine Ratte in Wahrheit außerirdischen Ursprungs sei. Und dass er Botschaften von den Orioniten erhalten würde.

    Die Orioniten sind Außerirdische, die auf den Planeten des Orion leben, sagte er. Und ich bin der einzige, der ihre Botschaften empfangen kann. Direkt von Geist zu Geist, verstehst du?

    Ich verstehe, sagte ich.

    Und die Orioniten sagen, dass es Hoffnung gibt.

    Hoffnung?

    Darauf, dass es wieder besser wird in der Welt. Die Orioniten sagen das. Und die müssen es wissen.

    Warum müssen die das wissen?

    Weil sie durch die Zeit reisen können und die Zukunft kennen. Auch unsere Zukunft.

    Tüten-Otto ist vielleicht ein bisschen durchgeknallt.

    Das mag schon sein.

    Aber auf seine Weise ist er ein netter Kerl.

    Und darum hörte ich ihm zu.

    Wenn ich die Geschichten  von Tüten-Otto höre, dann  kommt mir vieles nicht mehr ganz so absurd vor. Ich weiß, dass es immer auch eine noch beklopptere Alternative gibt. Und das gibt einem Menschen das Gefühl einer fast unbeschränkten Freiheit. Insofern hat Tüten-Otto vielleicht sogar Recht. Es gibt Grund zur Hoffnung. Vielleicht nicht unbedingt durch die Orioniten. Aber das ist letztlich auch gar nicht der entscheidende Punkt, oder?

    *

    Wir hatten das Grundstück den ganzen Tag über beobachtet, und wussten, dass sich Roman Sandberg in dem Bungalow aufhielt. Sandberg war ein Verbrecher, der der Hamburger Drogenszene zugeordnet wurde.

    Nach zwanzig Uhr waren zwei Männer auf das Grundstück gefahren und nicht wieder erschienen. Wir hatten es also mit mindestens drei Gegnern zu tun.

    Das Grundstück lag am Elbstrand, gleich beim Hirschpark. Es war jetzt zweiundzwanzig Uhr dreißig. Ich war der Meinung, dass es Zeit war, zuzugreifen, denn es war nicht zu erwarten, dass weitere Mitglieder der Bande oder die Geschäftsfreunde von Sandberg erschienen.

    Ich stand mit unseren Leuten per Headset in Verbindung. Zwischen den Sträuchern und unter den Bäumen nistete eine undurchdringlich anmutende Finsternis. Sie diente unseren Leuten als Schutz.

    »Aus dem Deal scheint es nichts zu werden«, sagte ich in das Mikrofon. »Also greifen wir zu.«

    Gleich darauf ertönte berstendes Krachen, als die Haustür aufgesprengt wurde. Auf der Rückseite des Bungalows klirrte es. Die Kollegen hatten die Glastür der Veranda eingeschlagen. Und dann dröhnten Schüsse. Geschrei war zu hören. Im Haus ging das Licht aus. Eines der Fenster wurde hochgeschoben, eine Gestalt sprang heraus und verschwand in der Dunkelheit.

    Roy und ich waren nicht mit in das Gebäude eingedrungen und nahmen jetzt die Verfolgung des Kerls auf. Ich hörte seine Schritte. Laub raschelte, Zweige peitschten. Der Himmel war bewölkt, so dass kein Mond- und Sternenlicht durchkam. Es war dunkel wie im Schlund der Hölle.

    Der Gangster musste uns gehört haben. Mündungsfeuer zuckten durch die Dunkelheit und stießen auf uns zu. Der trockene Knall wurde über uns hinweggeschleudert. Ich sprang in die Deckung eines Baumes. Roy verschwand in der stofflich und greifbar anmutenden Dunkelheit zwischen den haushohen Sträuchern.

    »Geben Sie auf!«, rief ich. »Werfen Sie die Waffe weg und treten Sie mit erhobenen Händen ...«

    Meine weiteren Worte gingen im Donnern der Pistole unter. Ich feuerte. Mein Ziel war das Mündungslicht. Aber der Gangster hatte sich schon wieder zur Flucht gewandt.

    »Roy!«

    »Ja.«

    »Alles in Ordnung?«

    »Alles Bestens.«

    In dem Bungalow schwiegen jetzt die Waffen. Feines Säuseln erfüllte die Nacht.

    »Weiter!«, stieß ich hervor.

    Irgendwo knackte ein dürrer Ast. Die Gefahr war gegenwärtig. Der Gangster reagierte wie ein in die Enge getriebenes Raubtier. Wenn es sich um Roman Sandberg handelte, dann hatte er auch nichts mehr zu verlieren. Doch gerade das machte ihn unberechenbar und gefährlich.

    Das Grundstück war ziemlich groß. Der Rasen dämpfte unsere Schritte. Es war, als würden wir uns auf einem Teppich bewegen. Die Nacht war schwül. Tagsüber war die Hitze kaum zu ertragen. Die Natur lechzte nach Regen.

    Ein Motor sprang an. Einen Augenblick war ich ziemlich perplex. Hatte hier in dem parkähnlichen Grundstück irgendwo ein Auto gestanden, das der Gangster nun für seine Flucht benutzte? Im nächsten Moment erinnerte ich mich an das Bootshaus. Der Gangster hatte ein Motorboot gestartet.

    Ich begriff, dass wir einen Fehler machten, als wir das Bootshaus vernachlässigten. Damit hatten wir dem Gangster einen Fluchtweg offen gehalten.

    »Vorwärts, Roy!«, rief ich. »Er darf uns nicht entkommen.«

    Das Bootshaus schälte sich aus der Dunkelheit. Der Motor müllerte. Neben dem Bootsschuppen befand sich ein hölzerner Landungssteg. Ein Knarren war zu hören. Wahrscheinlich hatte der Flüchtling erst den Motor des Bootes gestartet, und jetzt öffnet er das Tor.

    Wir erreichten die Tür des Bootshauses. Sie war geschlossen. Ich riss sie auf, wartete einen Moment, zählte in Gedanken bis drei, dann huschte ich ins Innere des Schuppens. Der Scheinwerfer des Motorbootes sorgte für Helligkeit und brachte das Wasser der Elbe, das wir durch das geöffnete Tor sehen konnten, zum Schimmern. Soeben sprang der Gangster ins Cockpit. Wahrscheinlich hörte er uns, denn er schickte seine Kugeln in unsere Richtung.

    Ich federte zur Seite und ging auf das linke Knie nieder. Und dann begann ich zu feuern. Dabei stabilisierte ich das Handgelenk meiner Rechten mit der linken Hand. Dreimal bäumte sich die Walther P99 auf in meiner Faust. Ein Querschläger jaulte ohrenbetäubend. Ich warf mich zur Seite. Kugeln pfiffen über mich hinweg. Und dann setzte sich das Motorboot in Bewegung. Schritte trampelten über den Holzfußboden. Ich kam hoch und sah Roy durch die Luft hechten. Mein Partner setzte wieder einmal alles auf eine Karte. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Mit dem zur Seite weggestreckten rechten Arm – Roy musste das einem Wrestler abgeschaut haben -, riss er den Kerl am Steuer des Bootes um. Das Boot stellte sich quer. Der Gangster konnte Roy abschütteln, kam hoch und machte Anstalten, auf den Landungssteg, den es auch im Innern des Schuppens gab, zu springen - als er mich sah. Er wirbelte herum und hechtete über Bord. Das Wasser schlug über ihm zusammen und spritzte. Das Motorboot drehte sich auf der Stelle.

    Roy erhob sich.

    Außerhalb des Bootshauses erklang eine weibliche Stimme: »Uwe! Roy!« Es war Sarah Anderson, die rief.

    Der Gangster war wieder aufgetaucht und versuchte schwimmend zu entkommen. Doch er hatte nicht mit Roy gerechnet. Mein Kollege sprang ans Lenkrad des Motorbootes, kurbelte und gab ein wenig Gas. Nach wenigen Sekunden hatte er den Flüchtling überholt. Er wendete um neunzig Grad und schnitt ihm so den Weg ab.

    »Alles in Ordnung!«, brüllte ich und rannte auf dem Landungssteg entlang. Der Gangster versuchte um das Boot herumzuschwimmen. Ich schoss in die Luft. Er tauchte. Dieser Kerl war verbissen und wollte nicht einsehen, dass er verloren hatte. Auf der anderen Seite des Motorbootes kam er wieder hoch und begann zu kraulen, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken.

    Ich legte die P99 auf den Landungssteg und hechtete ins Wasser, glitt einige Schritte unter der Oberfläche dahin, tauchte auf und sah den Kerl. Einige kraftvolle Schwimmstöße brachten mich an ihn heran. Ich packte ihn, und plötzlich spürte ich Boden unter meinen Füßen. Das Wasser hier in dem Schuppen ging mir nur knapp bis zur Brust. Roy fuhr mit dem Boot um uns herum, drehte bei, und einen Moment wurde ich vom Scheinwerferlicht geblendet. Und da landete auch schon die Faust des Gangsters an meinem Kopf, dass ich das Gefühl hatte, von einem Pferd getreten worden zu sein. Ich sah im wahrsten Sinne des Wortes Sterne.

    Der Kerl riss sich los und wandte sich von mir ab. Mein Blick klärte sich. Ich warf mich auf ihn. Ein abgerissener Laut entrang sich ihm, dann drückte ich ihn unter Wasser. Er wand sich in meinem Griff, trat nach mir, zappelte und versuchte, sich loszureißen.

    Sein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche. Er prustete. Ich schlug zu. Meine Faust landete auf seiner Schläfe. Er fiel um und ging unter, doch sogleich richtete er sich wieder auf. Ich knallte ihm noch einmal die Faust gegen den Kopf und hatte das Gefühl, gegen Beton zu schlagen, dann erwischte ich sein Handgelenk und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Er machte das Kreuz hohl, um dem Druck in seinem Schultergelenk entgegenzuwirken.

    Das Boot glitt heran. Roy packte den Gangster beim Kragen und zog ihn an Bord, dann klickten die Handschellen.

    Wasser rann mir über das Gesicht und brannte in meinen Augen. Die Kleidung hing an mir wie Blei. Mühsam kletterte ich auf den Landungssteg. Meine Lungen pumpten. Ich spürte den Geschmack des Wassers im Mund.

    »Alles klar, Partner?«, fragte Roy.

    Ich nickte, dann erhob ich mich und holte meine Dienstwaffe, versenkte sie im Holster und sah Sarah Anderson und Tobias Kronburg auf mich zukommen.

    »Wie sieht es aus?«, fragte ich.

    »Wir haben die beiden Kerle, die in dem Bungalow waren, kassiert«, versetzte Tobias Kronburg. »He, was ist das?«

    Tobias machte ein paar Schritte und bückte sich. Auch ich sah den dunklen Klumpen am Rand des Landungssteges. Sicher hätte ich ihm keine Beachtung geschenkt, wenn sich Tobias nicht dafür interessiert hätte.

    »Eine tote Schildkröte«, hörte ich ihn sagen.

    »Wie mag sie hierherkommen?«, fragte Sarah Anderson.

    »Keine Ahnung. Dürfte auch keine allzu große Bedeutung haben.« Tobias richtete sich wieder auf.

    *

    Am folgenden Morgen ließen wir Roman Sandberg in den Vernehmungsraum bringen. Den Rest der Nacht hatte er in einer der Zellen im Keller des Präsidiums verbracht.

    Wir wollten gerade mit dem Verhör beginnen, als das Telefon klingelte. Ich pflückte den Hörer vom Apparat, hob ihn vor mein Gesicht, und nannte meinen Namen. Es war die vertraute Stimme von Herrn Bock, die erklang: »Soeben hat mich ein Kollege von der Spurensicherung angerufen. Bei der Schildkröte, die in der Nacht in dem Bootshaus gefunden wurde, handelt es sich um eine madagassische Schnabelbrustschildkröte. Das Tierchen bringt auf dem Schwarzmarkt dreißigtausend Euro. Interessant, nicht wahr?«

    »In der Tat«, erwiderte ich.

    »Diese Tiere unterliegen dem Artenschutzabkommen«, hörte ich den Chef der Kriminalpolizeilichen Ermittlungsgruppe des Bundes sagen. »Vielleicht fragen Sie Sandberg gleich mal, wie die Schildkröte in das Bootshaus gekommen ist.«

    »Das werde ich, Chef«, versicherte ich, dann bat mich Herr Bock, ihn auf dem Laufenden zu halten, und schließlich beendeten wir das Gespräch.

    Sandberg saß an dem zerkratzten Tisch. Die Verhaftungsaktion vor knapp zehn Stunden war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Dort, wo ihn meine Faust getroffen hatte, waren eine Schwellung und ein dunkler Bluterguss zu sehen.

    Ich stemmte meine beiden Arme auf die Tischplatte und bohrte meinen Blick in den des Gangsters.

    »Ich dachte, Sie hätten nur mit Drogen zu tun, Sandberg«, knurrte ich.

    Der Gangster blinzelte.

    »Worauf wollen Sie hinaus?«, schnappte er. In seinen Augen irrlichterte der Hass. Seine Mundwinkel zuckten.

    »In Ihrem Bootshaus wurde eine tote madagassische Schnabelbrustschildkröte gefunden. Handeln Sie etwa mit Exoten?«

    Sandberg schluckte. »Unsinn«, presste er dann hervor. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Jörgensen. Im Übrigen will ich, dass mein Anwalt bei dem Verhör zugegen ist. Ich lasse mir von Ihnen nichts in die Schuhe schieben.«

    »Nun«, antwortete ich, »die Schildkröte dürfte auch gar nicht das Thema sein. Wir haben in Ihrem Haus Heroin im Wert von einigen zigtausend Euro sichergestellt.«

    Scharf stieß der Gangster die Luft durch die Nase aus.

    »Woher wussten Sie Bescheid?«, fragte er.

    »Wir haben Möglichkeiten«, versetzte Roy. »Eine fortgeschrittene Technik erlaubt es, Telefone abzuhören und die Festplatte eines Computers zu scannen.«

    Sandberg knirschte mit den Zähnen.

    »Warum ist Daumer nicht gekommen?«, fragte ich. »Er wollte Ihnen doch das Heroin abkaufen. Der Deal sollte gestern Abend über die Bühne gehen.«

    »Vielleicht hat er Lunte gerochen«, knurrte Sandberg. Er sah wohl ein, dass wir hundertprozentig informiert waren und Ausflüchte ihm nichts nützten. »Er hat sich auch nicht mehr gerührt. Ich weiß es nicht.« Er hob die Hände von der Tischplatte, ließ sie wieder zurückfallen, lehnte sich zurück und fuhr fort: »Was bringt es mir, wenn ich Ihnen Daumer ans Messer liefere?«

    »Darüber sollte sich Ihr Anwalt mit dem Staatsanwalt unterhalten«, erwiderte ich. »Wir können dahingehend mangels der erforderlichen Kompetenz keinerlei Zugeständnisse machen. Wobei ich auch gar nicht glaube, dass viel herausspringt. Wir werden Daumer auch ohne Ihre Hilfe schnappen.«

    Im Gesicht des Gangsters arbeitete es.

    »Vergessen Sie es!«, stieß er plötzlich hervor. »Glauben Sie im Ernst, dass ich Ihnen einen Geschäftspartner ausliefere?«

    Er sprach tatsächlich von einem Geschäftspartner. Händler des Todes - das waren sie. Um ihrer Profitgier Willen stürzten sie meist junge Menschen skrupellos ins Unglück. Es klang wie Hohn in meinen Ohren.

    Wir ließen Sandberg wieder abführen, weil nichts aus ihm herauszuholen war.

    *

    Von diesem Daumer kannten wir nur den Familiennamen. Wenn er telefonisch Kontakt mit Sandberg aufnahm, benutzte er das Handy. Wir versuchten zwar jedes Mal, den Anrufer zu orten, aber es ist uns nicht gelungen, weil eine hundertprozentig genaue Standortbestimmung nicht möglich war.

    Wir bemühten den Computer. Da ich nicht wusste, ob Daumer in Hamburg lebte, gab ich als Suchkriterium Hamburg ein, und das Programm meldete mir sechsundachtzig Leute in der Großstadt, die Daumer hießen.

    Ich versuchte es über das Archiv. Hier gab es nicht ganz so viele Träger des Namens. Und es gelang mir vier Namen im Zusammenhang mit Rauschgiftkriminalität herauszufiltern. Walter Daumer, wohnhaft in Hamburg-Mitte, Großmannstraße, Nummer 148. Jonas Daumer, Wandsbek, Ebertstraße, Nummer 23. Bill P.

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