Atom Gangstar: Der exzellente Butler Parker 91 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Erster Neuschnee war gefallen. Es handelte sich nur um wenige Zentimeter, und die Einheimischen von Fairbanks nahmen ihn kaum zur Kenntnis. Hier oben in Alaska waren sie ganz andere Schneemengen gewohnt. Josuah Parker aber nahm diesen weißen Staub sehr ernst. Nicht umsonst hatte er sich vor Antritt seiner Fahrt nach Alaska mit einschlägiger Literatur über Land und Leute versorgt und dieses Schrifttum auch genau studiert. Er wollte keine bösen Überraschungen erleben. Er liebte es nicht, von Zufällen abhängig zu sein. Entsprechend waren daher auch seine Vorbereitungen gewesen. Anwalt Mike Rander, der in der Lounge des Hotels auf seinen Butler wartete, bekam einen respektablen Hustenanfall, als Josuah Parker aus dem Lift schritt. Ungläubig starrte er seinen Butler an. Er war genauso konsterniert wie die übrigen Hotelgäste, die unten in der Halle waren. Josuah Parker schien sich für eine Nordpol-Expedition ausgerüstet zu haben. Auf seinem Kopf saß zwar nach wie vor die Melone, doch sie wies einen Überzug aus schwarzem Fell auf. Statt des gewohnten Covercoats trug der Butler einen Fellmantel, der selbstverständlich ebenfalls schwarz eingefärbt war. Die Hosenbeine verschwanden in hohen Pelzstiefeln. Daß sie natürlich auch schwarz waren, braucht nicht besonders betont zu werden. Nur der obligate Regenschirm schien sich nicht geändert zu haben. Zu seiner Universal-Ausrüstung kamen noch Schneebrille, Handmuff, ein kleiner Eispickel, ein Führungsseil und Schneeschuhe. Kurz, der Butler hatte nichts übersehen. Daß es aus seinen Taschen dampfte, sei nur am Rande erwähnt.
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Der exzellente Butler Parker
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Atom Gangstar - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 91 –
Atom Gangstar
Günter Dönges
Erster Neuschnee war gefallen. Es handelte sich nur um wenige Zentimeter, und die Einheimischen von Fairbanks nahmen ihn kaum zur Kenntnis. Hier oben in Alaska waren sie ganz andere Schneemengen gewohnt.
Josuah Parker aber nahm diesen weißen Staub sehr ernst. Nicht umsonst hatte er sich vor Antritt seiner Fahrt nach Alaska mit einschlägiger Literatur über Land und Leute versorgt und dieses Schrifttum auch genau studiert. Er wollte keine bösen Überraschungen erleben. Er liebte es nicht, von Zufällen abhängig zu sein. Entsprechend waren daher auch seine Vorbereitungen gewesen.
Anwalt Mike Rander, der in der Lounge des Hotels auf seinen Butler wartete, bekam einen respektablen Hustenanfall, als Josuah Parker aus dem Lift schritt. Ungläubig starrte er seinen Butler an. Er war genauso konsterniert wie die übrigen Hotelgäste, die unten in der Halle waren.
Josuah Parker schien sich für eine Nordpol-Expedition ausgerüstet zu haben. Auf seinem Kopf saß zwar nach wie vor die Melone, doch sie wies einen Überzug aus schwarzem Fell auf. Statt des gewohnten Covercoats trug der Butler einen Fellmantel, der selbstverständlich ebenfalls schwarz eingefärbt war. Die Hosenbeine verschwanden in hohen Pelzstiefeln. Daß sie natürlich auch schwarz waren, braucht nicht besonders betont zu werden. Nur der obligate Regenschirm schien sich nicht geändert zu haben.
Zu seiner Universal-Ausrüstung kamen noch Schneebrille, Handmuff, ein kleiner Eispickel, ein Führungsseil und Schneeschuhe. Kurz, der Butler hatte nichts übersehen. Daß es aus seinen Taschen dampfte, sei nur am Rande erwähnt.
»Mein Gott, Parker, was haben Sie vor?« fragte der junge Anwalt, nachdem sein Butler umständlich Platz genommen hatte.
»Ich erlaubte mir, mich auf die Härte der Witterung vorzubereiten, Sir. Mit dem weiteren Fallen der Temperaturen ist nach meinem ›Handbuch für Alaska‹ fest zu rechnen.«
»Sie müssen die falsche Seite aufgeschlagen haben, Parker.« Mike Rander gab sich keine Mühe, sein ironisches Lachen zu unterdrücken. »Wir werden ein Taxi benutzen und keinen Hundeschlitten.«
»Nach meinem ›Handbuch für Alaskas Sir, muß man in diesem Gebiet ständig damit rechnen, daß Schneestürme losbrechen. Die Statistik der mittleren Schneewerte weist das eindeutig aus …«
Mike Rander unterbrach seinen Butler. Er hatte die kleinen Rauchwolken beobachtet, die aus Parkers Manteltaschen hochwallten.
»Schwitzen Sie so, Parker, oder ist Feuer bei Ihnen ausgebrochen?«
»Wie meinen Sie, Sir?«
»Sie dampfen und qualmen wie ein Hochofen, Parker.«
»Oh, Sie meinen sicherlich meine chemischen Taschen- und Handwärmer, Sir.«
»Wie war das?« Mike Rander sah den Butler verständnislos an.
»Die Spezialisten in Chikago, Sir, konnten mir diesen letzten Schrei für arktische Regionen beschaffen.«
»Lassen Sie sehen.«
Parker griff in seine Manteltasche und holte die letzten Schreie auf diesem Gebiet hervor. Er legte zwei flache Päckchen auf den Rauchtisch. Sie verbreiteten eine erstaunliche Hitze, leider aber auch kleine Dampf wölken.
»Man setzt sie mit einer Art Reißzünder in Betrieb«, erklärte Josuah Parker mit gewissem Stolz. »Selbst bei fast unerträglichen Minustemperaturen bleiben die Hände warm. Sofern man sie in den Taschen läßt.«
»Packen Sie das Zeug weg«, stöhnte Mike Rander. »Der Hotelportier schielt bereits nach dem Feuerlöscher. Parker, wie konnten Sie sich diesen Unsinn aufschwatzen lassen! Muß doch alles sehr teuer gewesen sein!«
»Das möchte ich nicht unbedingt sagen, Sir. Ich bekam diese Hand- und Taschenwärmer recht billig, zumal ich einen größeren Posten davon abnahm. Ich möchte unterstellen und bin dessen auch gewiß, daß Sie sich dieser Patentwärmer ebenfalls bedienen werden.«
»Parker, packen Sie diese Dinger weg! Beeilen Sie sich! Die Leute werden schon unruhig!«
»Wie Sie es wünschen, Sir.« Josuah Parker ließ sich nicht aus seiner Ruhe bringen. Er hielt seine Vorbereitungen nach wie vor für richtig.
Mike Rander stand auf.
»Wir müssen fahren«, sagte er. »Mister Hellers erwartet uns in zehn Minuten. Sie wollen sich doch vorher noch umziehen?«
»Wenn Sie gestatten, Sir, möchte ich meine Ausrüstung einer ersten Probe unterziehen.«
»Schön, also dann von mir aus. Hoffentlich schwitzen Sie sich nicht zu Tode.«
»Ich werde versuchen, Sir, das zu vermeiden. Wenn Sie erlauben, kümmere ich mich inzwischen um ein Taxi.«
»Sie ahnen nicht, Parker, wie erleichtert ich bin. Mich hätte es nicht gewundert, wenn Sie einen Hundeschlitten besorgt hätten.«
»Alles zu seiner Zeit, Sir. Ich werde Sie, wenn Sie es mir gestatten, langsam und nur allmählich an die Gegebenheiten dieser Schneeregionen heranführen.«
Mike Rander schüttelte wieder einmal den Kopf, als er seinem Butler nachsah. Ein Zusammenleben mit Parker bedeutete Überraschungen am laufenden Band.
Josuah Parker schritt inzwischen gemessen und unnahbar auf die Glastür des Hotels zu. Er kümmerte sich nicht um die amüsierten Blicke der Hotelgäste, er ignorierte Spott und Ironie. Nach wie vor war er sich sicher, daß seine Vorbereitungen richtig waren …
*
Clay Hellers nannte sich schlicht und einfach Makler. Darunter konnte man sich sehr viel oder auch sehr wenig vorstellen. Tatsächlich aber hielt Mr. Clay Hellers sehr viele interessante Fäden in seiner Hand. Er kaufte Felle auf, versorgte Außenstellen mit Lebensmitteln und geistigen Getränken. Er vermietete und vermittelte Häuser und Ferienwohnungen, er kaufte Grundstücke billig auf, um sie anschließend wieder sehr teuer zu verkaufen, und er beschäftigte sich am Rande auch mit Uran. Er finanzierte Prospektoren und war niemals abgeneigt, günstige Lagerstätten aufzukaufen. Kurz, Mr. Clay Hellers arbeitete mit einer gesunden und aktiven Bilanz.
Im Falle Mike Rander und Josuah Parker wollte er nur ein gut eingerichtetes Ferienhäuschen vermieten. Er hatte den schriftlichen Wunsch seiner Kunden zur Kenntnis genommen. Sie suchten Ruhe, Stille, fischreiche Gründe und viel Natur. Hier oben in Alaska konnte er jede Menge davon anbieten.
Mike Rander und Josuah Parker mußten einen Moment warten. Sie konnten nicht sofort empfangen werden. Der Sekretär von Mr. Hellers hatte um etwas Geduld gebeten. Mr. Hellers war zur Zeit noch mit einem schwierigen Kunden beschäftigt.
Mike Rander und sein Butler hatten im Vorzimmer Platz genommen. Der Anwalt aus Chikago zündete sich eine Zigarette an. Er beobachtete seinen Butler, dessen Hand- und Taschenwärmer wohl zu große Wärmemengen lieferte, denn der Butler hatte etwas von seiner ursprünglichen Ruhe und Sicherheit verloren. Mit anderen Worten, er rutschte unruhig, wenn auch möglichst unauffällig, auf seinem Stuhl herum.
»Ich will doch nicht hoffen, daß Sie frieren, Parker«, spottete Rander.
»Nicht direkt, Sir. Doch wenn Sie gestatten, möchte ich mich für einen knappen Moment entfernen.«
»Wollen Sie draußen warten?«
»Ich möchte den Waschraum aufsuchen, Sir.«
»Wahrscheinlich dort im Flur, Parker. Lassen Sie sich nicht aufhalten!«
Parker hatte es eilig, aus dem Wartezimmer zu kommen. Im Flur angelangt, wischte er sich kleine Schweißtröpfchen von der Stirn. Dann beeilte er sich, in den Waschraum zu gelangen. Er beabsichtigte, die Hand- und Taschenwärmer verschwinden zu lassen.
Er stieß eine Pendeltür auf, gelangte in den hinteren Teil des langen Korridors und suchte nach dem Waschraum. Er kam an einer Tür vorbei und hörte plötzlich Stimmen.
Parker wäre mit Sicherheit weitergegangen, wenn er nicht einen dumpfen Fall und kurz darauf ein unterdrücktes Stöhnen gehört hätte. Er blieb sofort stehen. Seine Hilfsbereitschaft fühlte sich sofort angesprochen. Parker suchte eigentlich immer nach einer Möglichkeit, bedrängten Menschen zu Hilfe zu kommen.
»Sie verdammter Strolch«, sagte eine rauhe Stimme wenig fein. »Man sollte Ihnen den Hals umdrehen. Aber dazu sind Sie mir zu dreckig. Ich hab von Anfang an gewußt, daß Sie mich reinlegen wollten.«
»Wer … wer hat Ihnen die Suche finanziert?« keuchte eine schrille Stimme zurück. »Wer hat Ihnen denn überhaupt das ganze Geld gegeben, Raston? Wer hat das Risiko allein getragen? Doch wohl ich.«
»Reden Sie keinen Unsinn, Hellers! Sie rückten erst mit den Scheinen raus, als ich Ihnen Gesteinsproben zeigte. Sie wußten von Anfang an, daß das Geschäft gemacht war.«
»Ob gemacht oder nicht, wir haben einen Vertrag. Und daran werden Sie sich halten, Raston!«
»Oder auch nicht. So gerissen wie Sie bin ich schon lange. Und wenn Sie mir mit faulen Tricks kommen, können Sie was erleben. Ich bin nicht zimperlich.«
»Nur keine Drohungen, Raston. Sie unterschätzen mich. Gewalt gegen Gewalt! Ich warne Sie! Und fassen Sie mich lieber nicht noch einmal an, sonst knallt’s!«
»Nehmen Sie das Schießeisen weg!«
»Verschwinden Sie, Raston! Verschwinden