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Lord des Dschungels: Historical Romance
Lord des Dschungels: Historical Romance
Lord des Dschungels: Historical Romance
eBook316 Seiten4 Stunden

Lord des Dschungels: Historical Romance

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Über dieses E-Book

 HISTORISCHER LIEBESROMAN 
 Der Wilde und die Lady … 
1849: Lady Lucy reist von England nach Afrika, in der Hoffnung, sie käme auf einer Farm am Rande des Urwalds auf andere Gedanken. Die feine Gesellschaft hat sie verstoßen und kein anständiger Mann möchte sie zur Frau nehmen. Das setzt ihr sehr zu und sie fühlt sich einsam.
Sie glaubt nicht wirklich daran, dass ein Ortswechsel etwas an ihrer Stimmung ändern wird. Doch als sie im Dschungel von Sierra Leone eine unglaubliche Entdeckung macht, verwandelt sich ihr tristes Dasein in ein Abenteuer, das ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.
Simon ist ein Wilder ohne Vergangenheit. Erinnerungslos ist er als junger Mann im Urwald aufgewacht und kämpft seitdem ums Überleben. Erst als ihn Jahre später eine wunderschöne Frau im Dschungel aufspürt, kommt ans Licht, wer er früher war und was ihm zugestoßen ist.
Mit Lucy verbringt er die beste Zeit seines Lebens, obwohl sie beide gegensätzlicher nicht sein könnten. Als sie ihn bittet, mit ihr nach England zu segeln, weiß Simon: Er ist nicht mehr die Person von einst und kann nie wieder zurück.
 Können sie dennoch zusammen sein, wenngleich sie aus grundverschiedenen Welten stammen? 
Dieses Buch spielt mehrere Jahre nach den Ereignissen aus »Ein Duke auf Abwegen«, behandelt jedoch eine völlig eigenständige Geschichte, die ohne Kenntnisse der anderen Teile gelesen werden kann.
 Historical Romance von Inka Loreen Minden! Amüsant, spannend und voll heißer Leidenschaft. In sich abgeschlossen und mit Happy End Garantie! 
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Juli 2023
ISBN9783963705397
Lord des Dschungels: Historical Romance

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    Buchvorschau

    Lord des Dschungels - Inka Loreen Minden

    Inka Loreen Minden

    Lord des Dschungels

    Historical Romance

    Inhaltsverzeichnis

    Inhalt

    Vorwort

    Kapitel 1 – Ohne Erinnerung

    Kapitel 2 – Melancholie

    Kapitel 3 – Wundersamer Bücherdieb

    Kapitel 4 – Unglaubliche Neuigkeiten

    Kapitel 5 – Ein sehr lebendiger Geist

    Kapitel 6 – Eine ungewöhnliche Lady

    Kapitel 7 – Heiße Dschungelküsse

    Kapitel 8 – Überraschung in Freetown

    Kapitel 9 – Unvergessliche Momente

    Kapitel 10 – Paradiesisches Leben

    Kapitel 11 – Das Portrait

    Kapitel 12 – Die Jagd

    Kapitel 13 – Erwischt

    Kapitel 14 – Aufgewacht

    Kapitel 15 – Glück und Unglück

    Kapitel 16 – Ein grausamer Fund

    Kapitel 17 – Abschied

    Kapitel 18 – Auf See

    Kapitel 19 – Zurück in England

    Kapitel 20 – Ein Albtraum kommt selten allein

    Kapitel 21 – Eine neue Familie

    Kapitel 22 – Lady Brookridge

    Kapitel 23 – Die Hochzeitsnacht

    Kapitel 24 – Fernweh

    Kapitel 25 – Der Lord des Dschungels

    Recherche

    Nachwort

    Newsletter

    Buchvorstellung »Der Freibeuter und die Piratenlady«

    Über die Autorin

    Impressum

    Inhalt

    HISTORISCHER LIEBESROMAN

    Der Wilde und die Lady …

    Lady Lucy reist von England nach Afrika, in der Hoffnung, sie käme auf einer Farm am Rande des Urwalds auf andere Gedanken. Die feine Gesellschaft hat sie verstoßen und kein anständiger Mann möchte sie zur Frau nehmen. Das setzt ihr sehr zu und sie fühlt sich einsam.

    Sie glaubt nicht wirklich daran, dass ein Ortswechsel etwas an ihrer Stimmung ändern wird. Doch als sie im Dschungel von Sierra Leone eine unglaubliche Entdeckung macht, verwandelt sich ihr tristes Dasein in ein Abenteuer, das ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.

    Simon ist ein Wilder ohne Vergangenheit. Erinnerungslos ist er als junger Mann im Urwald aufgewacht und kämpft seitdem ums Überleben. Erst als ihn Jahre später eine wunderschöne Frau im Dschungel aufspürt, kommt ans Licht, wer er früher war und was ihm zugestoßen ist.

    Mit Lucy verbringt er die beste Zeit seines Lebens, obwohl sie beide gegensätzlicher nicht sein könnten. Als sie ihn bittet, mit ihr nach England zu segeln, weiß Simon: Er ist nicht mehr die Person von einst und kann nie wieder zurück.

    Können sie dennoch zusammen sein, wenngleich sie aus grundverschiedenen Welten stammen?

    Dieses Buch spielt mehrere Jahre nach den Ereignissen aus »Ein Duke auf Abwegen«, behandelt jedoch eine völlig eigenständige Geschichte, die ohne Kenntnisse der anderen Teile gelesen werden kann.

    Historical Romance von Inka Loreen Minden! Amüsant, spannend und voll heißer Leidenschaft. In sich abgeschlossen und mit Happy End Garantie!

    Ca. 309 Seiten

    Teaser

    Lucy wusste: Simon könnte im Urwald alles mit ihr anstellen. Er war ein großer Mann, sehr viel stärker als sie, und in den Augen anderer sicher ein Wilder. Doch er war alles andere als wild, sondern sanft, zärtlich und rücksichtsvoll. Am liebsten wollte sie ihn einpacken und mit nach England nehmen.

    Ganz vorsichtig, als wäre sie zerbrechlich, legte er die Hände an ihre Taille und zog sie an seinen warmen, muskulösen Körper. »Du bist unglaublich schön, Lucy. Bist du sicher, dass du kein Engel bist?«

    »Ganz sicher«, flüsterte sie atemlos, schlang die Arme um seinen breiten Brustkorb und küsste ihren heißen Dschungelmann.

    Vorwort

    Wer tiefer in Lucys Vergangenheit eintauchen möchte, erfährt in »Ein Lord auf geheimer Mission« einiges über ihr Leben als Kind an Bord der Rajula. Außerdem spielt sie als Jugendliche in dem Roman »Ein Duke auf Abwegen« eine größere Rolle. Es ist aber keine Voraussetzung, diese beiden Bücher zu kennen, um dem »Lord des Dschungels« folgen zu können.

    Alles Liebe und viel Vergnügen im Dschungel wünscht

    Inka Loreen Minden

    Kapitel 1 – Ohne Erinnerung

    Sierra Leone, Afrika

    Irgendwo im Dschungel

    Oktober 1841

    Sein Schädel drohte zu explodieren und jeder einzelne Knochen in seinem Körper brüllte vor Schmerzen. Als er qualvoll stöhnend die bleischweren Lider hob, nahm er lediglich verschwommene Flecken wahr. Viele Grüntöne mischten sich mit der Farbe Braun und einem strahlenden Azurblau, das wie Tupfen durch das Grün spitzte. Das schwache Licht stach in seinen Augen, sodass er sie schnell wieder schloss.

    Wo war er? Was war geschehen?

    Er glaubte, den Nachhall eines Schusses in seinen Ohren dröhnen zu hören. Während er versuchte, sich an irgendetwas zu erinnern, schien sein Kopf endgültig bersten zu wollen.

    Das Atmen fiel ihm auch schwer. Nicht nur, weil seine Rippen stachen, sondern weil sich die Luft dick, heiß und feucht anfühlte. Wie zäher Honig verteilte sie sich in seiner Lunge.

    Wenigstens lag er auf einem weichen Boden. Er roch frische Erde und feuchtes Moos.

    Allmählich dämmerte er wieder weg und wollte am liebsten schlafen, die Schmerzen ausblenden. Instinktiv wusste er, dass er dem Drang nicht nachgeben durfte und hob unter Aufbietung all seiner Willenskraft die müden Lider ein weiteres Mal.

    Langsam schärfte sich sein Blick. Er erkannte über sich Blätter und Blüten in den verschiedensten Größen und Farben, außerdem blaue und rote Vögel, die neugierig zu ihm herunter starrten.

    Wie war er in den Dschungel gekommen?

    Eisern horchte er in sich hinein und fand keine Antworten. Sobald er begann, darüber nachzudenken, überrollte ihn eine neue Welle heftigster Kopfschmerzen.

    Wie schwer war er verletzt? Hatte er sich etwas gebrochen?

    Behutsam bewegte er Arme und Beine. Sein rechtes Knie tat weh, aber er schien sich keine schlimmeren Blessuren als ein paar Beulen und Abschürfungen zugezogen zu haben.

    Gut. Das war sehr, sehr gut.

    Eine gefühlte Unendlichkeit später hatte er es endlich geschafft, sich aufzusetzen, wobei die Kopfschmerzen noch einmal aufbrüllten, sodass er sich übergeben musste. Doch viel befand sich nicht in seinem Magen.

    Die unsägliche Übelkeit ließ nach und auch das pochende Stechen in seinem Schädel wurde erträglicher. Nur seine Rippen quälten ihn bei jedem Atemzug höllisch. Vermutlich hatte er sich ein paar davon angeknackst oder sogar gebrochen. Doch er konnte atmen und schmeckte kein Blut.

    Nach und nach nahm er mehr von sich und seiner Umgebung wahr. Er trug kniehohe Lederstiefel, Breeches und ein Hemd aus Leinen, darüber eine Weste. Die Kleidungsstücke sahen, von dem ganzen Dreck abgesehen, gut erhalten aus, die Stoffe hochwertig. Sie klebten an seinem verschwitzten Körper.

    An seinem Gürtel hing eine bauchige Flasche. Das Metall war zerbeult, doch das Gefäß schien heil geblieben zu sein. Es war halb voll.

    Er gönnte sich ein paar kleine Schlucke Wasser, da er großen Durst verspürte. Er musste wohl eine ganze Weile bewusstlos gewesen sein. Doch er durfte auch diesem Drang nicht nachgeben, sondern musste sparsam mit dem Wasser umgehen. Wenn er sich allerdings die feuchte, dampfende Umgebung genauer betrachtete, regnete es hier vermutlich häufig. An Wasser zu kommen, dürfte sein geringstes Problem sein.

    Jetzt erst bemerkte er, dass er sich am Fuße eines Berges befand. War er wandern gewesen und abgestürzt? Er konnte sich an absolut gar nichts erinnern, ja, er kannte nicht einmal seinen Namen!

    Eine lederne Umhängetasche, deren Trageriemen gerissen war, lag in der Nähe. War das seine? Sie kam ihm nicht bekannt vor.

    Schwer atmend kroch er zur Tasche und öffnete sie. Darin fand er ein Buch, einen breitkrempigen Leinenhut, ein kleines Messer sowie mehrere zerbrochene Grafitstifte.

    Einen Meter neben sich entdeckte er eine Machete.

    Gott sei Dank, wenigstens hatte er eine Waffe bei sich gehabt.

    Was sollte er nun tun? Er musste eine Stadt oder Siedlung finden, hatte jedoch keine Ahnung, in welche Richtung er gehen sollte. Vielleicht stieg er besser noch einmal auf den Berg, um sich zu orientieren?

    Nein, dazu fehlte ihm aktuell die Kraft. Zuvor musste er sich erholen.

    Deshalb sollte er sich erst darum kümmern, etwas zu essen und trinken zu finden und ein Lager zu bauen. Immerhin hatte er noch ein kleines bisschen Verstand behalten und wusste sich zu helfen, wenn er sich schon an nichts Persönliches erinnern konnte.

    Er vernahm ein leises Rauschen, das womöglich von einem Wasserfall herrührte. Er klemmte sich die Tasche unter den linken Arm und nahm die Machete in die rechte Hand. Anschließend setzte er behutsam einen Fuß vor den anderen. Jede kleinste Erschütterung verschlimmerte seine Kopfschmerzen. Aber er konnte gehen und drohte nicht, erneut ohnmächtig zu werden.

    Schon bald öffnete sich eine Lichtung, und das dichte Blätterdach über seinem Haupt löste sich auf. Eine sanfte Brise brachte ein wenig kühlere, frische Luft zu ihm herunter, und der blaue Himmel spiegelte sich in dem kleinen Becken, in das tatsächlich ein Wasserfall mündete.

    Dankbar ließ er sich auf die Knie nieder, wobei er auf Krokodile oder andere Raubtiere achtete. Zum Glück war das Wasser klar und er konnte bis auf den Grund des natürlichen Beckens sehen. Gefahren erkannte er keine.

    Mit beiden Händen schöpfte er das erfrischende Nass und stillte zuerst seinen Durst, bevor er sich das verschwitzte Gesicht wusch. Blutige Rinnsale liefen über seine Finger, und nachdem sich die Wasseroberfläche beruhigt hatte, betrachtete er sein Spiegelbild.

    Verdammt, es kam ihm bekannt vor und trotzdem wusste er nicht, wer er war!

    Ein junger Mann, kaum zwanzig Jahre alt, schaute ihm entgegen. Er hatte dunkles Haar, grüne Augen, eine gerade Nase und ein markantes Kinn. Auf der Stirn war die Haut aufgeplatzt. Von daher kam das Blut.

    Er musste beim Absturz irgendwo dagegen geprallt sein. Das erklärte seine üblen Kopfschmerzen und wahrscheinlich auch den Gedächtnisverlust.

    Der Lauf eines Gewehres flackerte vor seinem geistigen Auge auf, wieder hörte er den Nachhall eines Schusses. Sein Herz raste wild drauf los und er erschauderte. Als er versuchte, das Bild festzuhalten, um mehr davon zu erhaschen, schlugen erneut Hämmer auf seinen Kopf ein. Daher ließ er es lieber bleiben, sich zu erinnern.

    Fürs Erste musste er zusehen, wie er aus diesem Dschungel herausfand. Womöglich stieß er auf eine Expeditionsgruppe oder vielleicht Menschen, die ihn kannten und wussten, was ihm zugestoßen war.

    Leider würde ihm eine Rettung wohl nicht vergönnt sein, denn eine große Raubkatze schlich geduckt und leise knurrend von der anderen Seite des Beckens auf ihn zu. Es war ein Leopard! Das erkannte er an der auffälligen Fellmusterung aus schwarzen Rosetten auf einem goldgelben Untergrund. Es war ein ausgewachsenes Tier, bestimmt schwerer als er selbst! Gewiss hatte es ihn gehört oder sein Blut gewittert.

    Er erstarrte und griff nach seiner Machete. Danach richtete er sich langsam auf und machte sich so groß wie möglich, um der Katze seine Überlegenheit zu demonstrieren. Dabei versuchte er, ruhig zu bleiben und keine Angst zu zeigen. Würde er weglaufen, würde das Tier ihn sofort als Beute sehen und jagen.

    Er breitete die Arme aus und vermied es, Blickkontakt zu dem Räuber herzustellen. Er wollte ihn durch nichts provozieren. Instinktiv wusste er, dass er dem Tier niemals den Rücken zukehren durfte, deshalb ging er langsam rückwärts.

    Hoffentlich würde der Leopard seines Weges ziehen und ihn in Ruhe lassen, denn er wollte diesem wunderschönen Tier kein Leid zufügen. Sollte es ihn jedoch angreifen, würde er seine Machete einsetzen.

    Er erstarrte erneut, als er hinter sich Äste knacken hörte. Vorsichtig warf er einen Blick über die Schulter, woraufhin sein Herz erneut losraste und ihm frischer Schweiß aus allen Poren brach.

    Das durfte nicht wahr sein … Ein riesiger Elefant bahnte sich einen Weg durch das Dickicht, genau auf ihn zu. Das mächtige Tier breitete seine Ohren aus und senkte den Kopf, als wollte es ihn mit den gigantischen Stoßzähnen aufspießen.

    Wie viel Pech konnte ein Mensch an einem einzigen Tag haben?

    Er wusste: Gegen zwei Wildtiere hatte er nicht die geringste Chance. Doch irgendetwas im Blick des Elefanten ließ ihn hoffen. Ja, das Tier sah ihn an, als ob sie sich kennen würden!

    Jetzt wurde er auch noch verrückt. Der Schlag auf den Kopf hatte ihm wirklich sehr zugesetzt.

    Verflucht, was für eine beschissene Situation! Was sollte er jetzt tun?

    Es wäre besser gewesen, er wäre beim Absturz gestorben. Denn er wollte weder von einer Raubkatze in Fetzen gerissen und gefressen noch von einem Elefanten zertrampelt werden. Aber alles sah danach aus, als würde er heute auf die eine oder andere Weise sein Leben lassen.

    Kapitel 2 – Melancholie

    Sierra Leone, Afrika

    November 1849

    Lucy saß in einem bequemen Schaukelstuhl auf der Veranda der kleinen Farm, in der sie einige Wochen mit ihrer Familie wohnen würde, und starrte in den nahegelegenen Dschungel. Anstatt in dem Buch zu lesen, das auf ihrem Schoß lag, bemitleidete sie lieber ihr Leben.

    Nachdem Queen Victoria sie persönlich vor neun Jahren zum Debütantinnenball geladen hatte, war ihre Welt in einer rosaroten Wolke versunken. Ein Fest nach dem anderen hatte sie besucht und war glücklich gewesen, als haufenweise Einladungen adliger Junggesellen ins Haus geflattert waren, die »Lady Lucy« kennenlernen wollten.

    Schnell hatte sich herausgestellt, dass sie allesamt verarmt und nur auf ihre Mitgift aus gewesen waren. Niemand wollte aus romantischen Gefühlen um ihre Hand anhalten. Sie war eben ein Bastard und bestand nur zur Hälfte aus blauem Blut. Sie würde vom ton auf ewig verachtet werden.

    Immerhin waren Papa und ihre Stiefmutter von der feinen Gesellschaft akzeptiert worden, obwohl Diana nicht vom Adel abstammte. Sie war früher Lucys Gesellschafterin gewesen, welch Skandal!

    Wenigstens Katie, Lucys ehemalige Nachbarin aus London, war ihr treu geblieben. Katie wohnte jetzt in einem anderen Stadtteil, weil sie natürlich längst verheiratet war, und Lucy hatte versprochen, ihr zu schreiben, solange sie in Afrika verweilte. Doch viel hatte sie bisher nicht erlebt. Meistens saß sie auf der Veranda und starrte ins Leere.

    Sich nur wenig zu bewegen, war bei dieser feuchten Hitze ohnehin besser. Immerhin befand sich die Region am Anfang der Trockenzeit und es regnete nicht so viel wie sonst – wurde ihr erzählt. Außerdem würde bald Wind aus der Sahara etwas kühlere und trockenere Luft mit sich bringen. Deshalb hatte Papa diese Reisezeit ausgesucht und weil das Parlament geschlossen hatte. Ab Dezember würde es hier erträglicher sein. Doch im Moment wollte sie sich am liebsten das Kleid vom Körper reißen und in einen Fluss springen.

    Papa und Diana holten in Afrika ihre Hochzeitsreise nach. Diese hatten sie nach ihrer Heirat vor zehn Jahren ausfallen lassen, weil Papa überraschend Duke geworden war und ihn jede Menge Verpflichtungen auf Trab gehalten hatten. Etwas später hatte sich Lucys Bruder Jonathan angekündigt. Er war schon acht Jahre alt und manchmal ein Plagegeist. Vor allem auf der langen Seereise hatte er Lucy mehrere Nerven gekostet, weil seine Nanny nicht mitgekommen war. Blythe war schon bei dem bloßen Gedanken, wochenlang mit einem Schiff von England nach Afrika zu segeln, schlecht geworden. Also war sie zu Hause geblieben und hütete solange mit ihrer Köchin Mrs Bell das Haus in London.

    Lucy liebte ihren Bruder dennoch inniglich. Mit ihm konnte sie wenigstens Schabernack treiben und ihr ödes Leben für eine Weile vergessen.

    Sollte sie ewig bei Papa und Diana wohnen? Sie fühlte sich sehr wohl bei ihnen, aber sie war immer noch unverheiratet – mit sechsundzwanzig Jahren! Kein Mann würde sie mehr wollen.

    »Hey, Süße.« Diana trat auf die Veranda und kam auf sie zu. Sie trug ein leichtes Leinenkleid und versteckte ihre schwarzen Haare unter einem großen Sonnenhut. »Mr Tatters hat eine kleine Expedition zu Pferd für uns organisiert. Kommst du mit? Das wird bestimmt spannend.«

    Mr Tatters gehörte die Farm, auf der sie seit zwei Tagen lebten, und bot Reisenden geführte Expeditionen durch die Wildnis an. Er war ein Bekannter von Papa. Mr Tatters hatte sie eingeladen, bei ihm zu wohnen, solange sie sich in Sierra Leone aufhielten.

    Papa war früher, in einem anderen Leben, zur See gefahren und hatte Freunde auf der ganzen Welt. Ein paar Jahre lang hatte Lucy mit ihm auf seinem Schiff – der Rajula – gelebt und gearbeitet. Es war die beste Zeit ihres Lebens gewesen.

    »Ich würde lieber mein Buch fertig lesen«, erklärte Lucy und nahm es schnell zur Hand.

    Jonathan, der kleine Wirbelwind, kam auf sie zugelaufen und warf sich in ihren Schoß. »Lucy, du musst mitkommen! Wir werden echte wilde Tiere sehen! Elofanten, Büffel und vielleicht sogar Affen hat Mr Tatters gesagt!«

    Sie lächelte sanft und strich ihm über das dunkelbraune Haar. »Ein anderes Mal komme ich mit. Versprochen. Ich fühle mich noch etwas erschöpft von der Anreise.« Sie wollte ihre Familie wirklich gerne begleiten, aber ihr fehlte tatsächlich der Antrieb. Ihr aktueller Zustand machte sie traurig und müde.

    Papa und Diana hofften, dass sie in Afrika auf andere Gedanken kam. Aber das bezweifelte sie sehr, da sie wusste, dass sich nach ihrer Rückkehr nichts ändern würde.

    Papa musste leicht den Kopf einziehen, als er durch die Haustür auf die Veranda trat, und warf ihr einen strengen Blick zu. Er strahlte allein durch seine Größe und die breiten Schultern Autorität aus. Doch er war der beste Vater der Welt. Er trug kniehohe Stiefel, Breeches, ein Leinenhemd sowie eine Weste. Außerdem ebenfalls einen breitkrempigen Hut. Über seiner Schulter hing an einem Riemen ein Gewehr. »Du wirst keinen Fuß aus diesem Grundstück setzen, solange wir weg sind, junge Dame.«

    Sie seufzte leise. »Aye, Captain.« Für ihn war sie immer noch sein kleines Mädchen.

    Seine Miene wurde weicher. »Mr Dawson und Abiba werden ein Auge auf dich haben.«

    Mr Dawson war ihr Butler. Er war mit ihnen auf die Reise gekommen, hatte tapfer der Seekrankheit getrotzt und kümmerte sich gemeinsam mit Abiba, Mr Tatters’ Haushälterin, um ihr Wohlergehen.

    »Ich werde mich nicht aus diesem Stuhl bewegen, bis ihr zurück seid«, versprach sie schmunzelnd. »Außer eine Lady muss dem Ruf der Natur folgen.«

    Papa verdrehte die Augen, Diana grinste und Jonathan lachte, obwohl er gewiss nicht wusste, was sie damit meinte.

    »Dann bis später.« Papa drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel, Diana lächelte sie traurig an – sie machte sich in letzter Zeit vermehrt Sorgen um ihr Wohlergehen – und Jonathan versprach Lucy, ihr nach der »Expodetion« alles genau zu erzählen.

    Sie atmete auf, als endlich wieder Ruhe auf der Veranda einkehrte und sie erneut ihre Gedanken schweifen lassen konnte – bis Abiba mit frischem Tee zu ihr kam. Die alte Haushälterin trug ein rotes Wickelkleid mit blauen Blumen, und ihre Haut besaß die Farbe einer Kaffeebohne. Ihr kurzes Haar, das unter dem Kopftuch hervor spitzte, war fast weiß.

    »Starren Sie lieber nicht so sehnsüchtig in den Dschungel, Mylady«, flüsterte sie ehrfurchtsvoll und stellte die Teekanne auf das Tischchen neben dem Schaukelstuhl. »Er steckt voller Gefahren und schluckt Menschen. Wenn Sie dort hineingehen, kann es sein, dass er Sie für immer behält.«

    Lucy hatte als Kind mit ihrem Vater auf der Rajula gelebt und mit ihm die halbe Welt besegelt. Sie wusste, wann sie vorsichtig sein musste, und konnte sich verteidigen. Sie hatte gewiss nicht vor, sich im dichten Urwald zu verirren. »Wie ich schon meinem Vater versprochen habe«, erklärte sie freundlich, »werde ich mich nicht vom Haus wegrühren.«

    »Gut, gut«, murmelte Abiba, während sie Lucy einschenkte. »Der Dschungel steckt voller Geister, Mylady.«

    Lucy hatte vielleicht als Kind an Geister geglaubt. Heute nicht mehr. Doch sie wollte Abiba, die ihren eigenen Glauben lebte und hier aufgewachsen war, nicht widersprechen. Tatsächlich dachte sie manchmal, dass sie der dichte Urwald, der gleich hinter dem Zaun des Grundstücks begann, beobachten würde. Aber das bildete sie sich bestimmt bloß ein.

    ***

    Der Dschungel war Simons Zuhause, seit er vor acht Jahren zum ersten Mal darin die Augen aufgeschlagen hatte. Er wusste immer noch nicht, wer er war oder woher er kam. Ja, er kannte nicht einmal seinen richtigen Namen. Sobald er versuchte, sich zu erinnern, kehrten seine Kopfschmerzen zurück. Deshalb hatte er aufgehört, sich über seine Vergangenheit Gedanken zu machen. Sie spielte ohnehin keine Rolle mehr. Wer auch immer er früher gewesen war, bedeutete hier nichts. Er hatte sich mit dem Dschungel arrangiert und war selbst ein Teil von ihm geworden. Nun gehörte er hier her und es zählte allein der tägliche Kampf ums Überleben.

    Den Urwald konnte niemand beherrschen, sondern der Urwald und seine Bewohner beherrschten jeden, der darin lebte. Das hatte Simon in den letzten Jahren gelernt. Doch mittlerweile wusste er, wie er sich in bestimmten Situationen zu verhalten hatte, und das Überleben war leichter geworden. Ja, an manchen Tagen genoss er seine Freiheiten sogar sehr. Niemand schrieb ihm etwas vor, so wie diese aufgeplusterten Herren, die ihre Angestellten oder Frauen herumkommandierten. Simon beobachtete manchmal aus dem Dickicht heraus die Bewohner der nahegelegenen Stadt, die immer weiter in den Urwald vordrang, oder mischte sich sogar inkognito unter sie. Er verspürte nicht das geringste Bedürfnis, so zu leben wie diese Menschen.

    Im Dschungel war Simon sein eigener Herr.

    Nachdem er sich am Fluss gewaschen und sein Frühstück gesucht hatte, das aus frischen Früchten, Blüten und Wurzeln bestand, flickte er mit Palmenblättern eine undichte Stelle auf dem Dach seines Baumhauses. Anschließend machte er eine neue Kerbe in den dicken Stamm des Baumes, der seine Hütte trug. Jede Kerbe stand für einen Tag, damit er immer wusste, wie lange er bereits im Dschungel lebte. Er vermutete stark, dass er nicht von hier stammte, denn vor acht Jahren war seine Haut noch nicht so stark von der Sonne gebräunt gewesen wie jetzt.

    Zufrieden betrachtete er sein repariertes Dach. Simon war stolz auf seinen Unterschlupf. Es hatte ewig gedauert, ihn zu bauen, und er vergrößerte ihn ständig. Dazu drehte er Seile aus Pflanzenfasern und fällte dünne Stämme mit seiner Machete. Sie war sein wichtigstes Überlebenswerkzeug.

    Mittlerweile gehörte ihm nicht nur das Haupthaus, das sich einmal um den Stamm wand, sondern er konnte über eine Hängebrücke ein kleines Lagerhaus erreichen, das eine Tür und keine Fenster besaß. Dort schloss er all die Dinge ein, an die diese diebischen Affen nicht gelangen sollten. Manchmal waren sie eine Plage.

    Simon schlüpfte in seine Breeches und schnappte sich die Machete. Die Hose sah völlig ramponiert aus, dabei war es längst nicht mehr seine eigene, die er vor vielen Jahren am Leib getragen hatte. Das hier war schon seine vierte. Es wurde langsam Zeit, sich eine neue zu besorgen, genau wie ein paar andere Dinge, die er benötigte und im Dschungel nicht fand. Doch das würde er im Schutz der Dunkelheit erledigen. Der Tag diente dazu, die Lage auszuspionieren.

    Wenn er sich bei strahlendem Sonnenschein in die Stadt wagte, kleidete er sich wie die Bewohner, verriet aber nie jemandem, dass er im Wald lebte. Keiner sollte wissen, dass er existierte. Wenn die Männer mit den Gewehren in den Dschungel kamen, um zu morden, hielt er großen Abstand, denn ihre Tötungsmaschinen machten ihm panische Angst. Außer sie wollten sich an seinen Freunden vergreifen. Dann übernahm sein Kämpferherz und er schlug aus dem Hinterhalt zurück.

    Abgesehen von der Hose trug er meistens nichts am Leib. Am liebsten lief er völlig nackt durch den Urwald, vor allem zur Regenzeit

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