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Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey
Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey
Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey
eBook352 Seiten4 Stunden

Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey

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Über dieses E-Book

Was wäre, wenn Elfen, Feen und andere mystische Geschöpfe keine Erfindung der Menschen wären? Wenn alle diese Wesen unter uns leben und du sie einfach nicht sehen kannst? Helen Sterling wurden die Augen geöffnet und sie taucht ein in eine unbekannte Welt.
Als neu ernannte Druidin muss sie ihre Vorurteile über Bord werfen und sieht sich mit einem völlig anderem Leben konfrontiert.
Und einem Feind, der die Welt aus den Angeln heben und nichts Geringeres als die Zeit selbst manipulieren will.
Kann Helen ihre neu entdeckten Fähigkeiten nutzen, um die Katastrophe noch zu verhindern?

Vergiss alles, was du über Fantasy-Wesen zu wissen glaubst. Du wirst deine Welt anders betrachten - mit den Augen eines Sehenden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Feb. 2017
ISBN9783742796462
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    Buchvorschau

    Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey - Victoria Lancaster

    Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey

    Roman

    Erstausgabe im Februar 2017

    als Orange Cursor-eBook

    Alle Rechte bei Verlag/Verleger

    Copyright © 2017

    by Verlag/Verleger

    D-47130 Hintermberg

    Zweites Penthaus 13

    www.geisterschreiber.eu

    Dieses eBook ist für Ihr persönliches Lesevergnügen lizenziert. Verkaufen Sie es nicht und geben Sie es nicht weiter. Wenn Sie dieses eBook mit anderen Leuten teilen möchten, kaufen Sie bitte eine weitere Kopie für jeden Betroffenen. Wenn Sie dieses eBook lesen und es nicht gekauft haben, dann kaufen Sie bitte Ihre eigene Kopie. Um es leicht möglich zu machen, hat das Werk einen moderaten Preis. Wir danken Ihnen, dass Sie die umfangreiche Arbeit von Autor und Verlag respektieren.

    Inhalt

    Widmung

    Prolog

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Vier Wochen später

    33 Tage später

    Danksagung

    Widmung

    Für mei­nen Do­do

    Prolog

    »Es gibt nur zwei Sor­ten von Le­be­we­sen: die Jäger und die Opfer. Wer stark ist, ge­hört zu den Jägern. Seid ihr Jäger? Wenn ihr es nicht seid, dann ist es jetzt an der Zeit zu ge­hen.« Sein Blick wan­der­te ru­hig durch den Raum. Nie­mand be­weg­te sich. »Wie ich se­he, seid ihr Jäger. Und des­halb spre­che ich heu­te Abend zu euch. Es ist an der Zeit, dass wir uns das neh­men, was uns zu­steht: die Frei­heit! Ich füh­le ei­ne tie­fe Ver­pflich­tung für je­den von euch, für un­se­re Frei­heit zu kämp­fen.

    Lasst mich of­fen re­den. Es steht ka­ta­stro­phal um uns. Jahr­hun­der­te, nein, Jahr­tausen­de lang wur­den grau­en­haf­te Lü­gen ver­brei­tet. Ihr ein­zi­ges Ziel war es, un­se­re Väter und Ah­nen zu tö­ten. Man hat uns in die Schwäche und Let­har­gie ge­drängt, un­fä­hig, un­se­ren Wil­len kund­zu­tun. Es ist an der Zeit zu han­deln! Wir müs­sen auf­ste­hen und kämp­fen. Nur mit ent­schloss­ener Wil­lens­kraft kön­nen wir uns ge­gen un­se­re Un­ter­drü­cker zur Wehr set­zen. Wir waren viel zu lan­ge ge­lähmt. Ich sa­ge euch, mei­ne Brü­der und Schwes­tern, er­hebt euch! Wir sind die recht­mä­ßi­gen Herr­scher Eng­lands. Wel­che Ah­nung ha­ben denn oh­ne­hin die fei­nen Lords im Par­la­ment? Sie ken­nen uns nicht. Die Kraft liegt in un­se­ren Hän­den. Allein kann nie­mand von uns et­was be­we­gen, aber ge­mein­sam kön­nen wir über die gan­ze Welt herr­schen! Wir wer­den uns neh­men, was uns er­brecht­lich ge­hört. Nicht län­ger wol­len wir die un­sicht­ba­ren Skla­ven die­ser dik­ta­to­ri­schen Stüm­per sein! Die Zeichen ste­hen für uns auf Sieg. Je­der Ein­zel­ne von euch trägt die­sen Schatz mit sich, zeigt ihn end­lich.

    Wir kämp­fen für ei­ne neue Ge­sell­schafts­ord­nung, un­se­re Ord­nung. Sagt mir, lie­be Freun­de, wer kämpft mit mir? WER kämpft ge­gen die un­ter­drü­cke­ri­sche Her­ren­ras­se?«

    »WIR KÄMP­FEN!«, ju­bel­ten sie ihm zu.

    Kapitel 1

    Re­gen tropf­te auf ei­nen Grab­stein an je­nem düs­te­ren Tag im Ja­nu­ar. Lang­sam las­sen zwei Män­ner ei­nen Sarg in ein sorg­fäl­tig aus­ge­ho­be­nes Grab. He­len frös­tel­te und zog die Schul­tern hoch, hin­ter ihr zo­gen graue Wol­ken am Himmel lang­sam ent­lang. Sie schau­te ih­rem Bru­der hin­ter­her, wie er in die­ser Kis­te immer tie­fer in der Er­de ver­schwand. Auf den Tag vor zwei Wo­chen fand ihn die Rei­ni­gungs­kraft. Merk­wür­dig ver­dreht lag er vor der Trep­pe. Sein Ge­sicht wirk­te bei­nahe fried­lich, so als wür­de er schla­fen. Nur sein lin­kes Bein stand un­na­tür­lich weg und sein Kopf wirk­te eben­falls selt­sam über­dreht. Das Schrei­en der An­ge­stell­ten weck­te die Nach­barn. Als He­len an je­nem Mit­tag bei sei­nem Haus am Hy­de Park ein­traf, fand sie ein Meer an Blau­licht und Poli­zis­ten vor. Es war der Abend, an dem sie ih­ren Bru­der erst zum drit­ten Mal in ih­rem Le­ben sah. Auf dem Ster­be­bett ver­riet ihr ih­re Mutter, dass sie ei­nen äl­te­ren Bru­der hät­te. Sie gab ih­rer Tochter ei­nen Zet­tel mit dem Na­men Jos­hua und ei­ner Tele­fon­num­mer. He­len woll­te ih­rer Mutter un­zäh­li­ge Fra­gen stel­len, aber die star­ken Schmerz­me­di­ka­men­te mach­ten ih­re Mutter zu schläf­rig. Noch in der sel­ben Nacht schloss sie für immer ih­re Augen. Den Kampf ge­gen den Krebs konn­te sie nicht ge­win­nen.

    Es ver­gin­gen meh­re­re Wo­chen, be­vor sich die jun­ge Frau trau­te, die Num­mer von dem Zet­tel zu wäh­len. Das er­ste Tref­fen ver­lief schüch­tern, aber an­ge­nehm. Sie tra­fen sich auf ei­ne Tas­se Tee und sie er­zähl­te von ih­rem Le­ben. Er hör­te ihr ge­dul­dig zu und neck­te sie, wie es sich ver­mut­lich für gro­ße Brü­der ge­hör­te. Beim zwei­ten Tref­fen frag­te sie ihn nach sei­nem Le­ben aus. Jos­hua rea­gier­te ver­hal­ten und mein­te, er wür­de sie nur lang­wei­len da­mit. Al­so spra­chen sie über Be­lang­lo­sig­kei­ten. Beim letz­ten Tele­fo­nat klang er ge­hetzt und mein­te, er müs­se drin­gend mit ihr re­den. Bei ih­rem drit­ten Tref­fen war Jos­hua tot.

    Es kam He­len nie in den Sinn, dass der Tod bei­de so schnell tren­nen soll­te.

    »Miss Ster­ling?«, frag­te ei­ne tie­fe Stim­me hin­ter ihr.

    »Nen­nen Sie mich He­len, Ser­ge­ant Owen King. Sie un­ter­stell­ten mir doch so oft Mord im Ver­hör, da brau­chen wir jetzt auch nicht mehr förm­lich sein.« Lang­sam dreh­te sie sich zu Owen King um. Un­ter an­de­ren Um­stän­den hät­te sie ihn at­trak­tiv ge­fun­den. Er war cir­ca 1,80 m groß, hat­te fast pech­schwar­ze Haa­re und reh­brau­ne Augen. Sei­ne grau­en Schlä­fen ver­lie­hen ihm ein rei­fes Aus­se­hen. Owen war er ein char­man­ter Kerl. Wenn er ihr nur nicht den Mord an ih­rem Bru­der un­ter­stellt hät­te.

    »Was ma­chen Sie hier eigent­lich? Ich ha­be mei­nen Bru­der ge­ra­de be­er­digt. Schä­men Sie sich nicht, ein­fach auf ei­nem Be­gräb­nis auf­zu­tau­chen?«

    Owen blin­zel­te sie an. »Miss Ster­ling, … He­len … ich woll­te Ih­nen kei­ne Un­an­nehm­lich­kei­ten be­rei­ten. Im Grun­de ge­nom­men woll­te ich Ih­nen nur mein Bei­leid aus­spre­chen. Im Üb­ri­gen gibt es Neu­ig­kei­ten, die den Tod ih­res Bru­ders be­tref­fen. Darf ich Sie auf ei­ne Tas­se Tee ein­laden, um Ih­nen alles zu er­zäh­len?«

    He­len nick­te zö­gernd und er­wi­der­te: »Ich ken­ne ein net­tes Café in der Nä­he, dort kön­nen wir un­ge­stört re­den.« Sie wärm­te ih­re klam­men Fin­ger in die Taschen ih­res schwar­zen Woll­man­tels.

    Schwei­gend gin­gen bei­de über den Fried­hof. Der kal­te Wind blies ih­nen ins Ge­sicht und die 5 Grad in Lon­don fühl­ten sich mit ei­nem Schlag an wie 10 Grad un­ter Null. Ein paar Krä­hen er­ho­ben sich schwer­fäl­lig von ei­ner al­ten Ei­che und trotz­ten dem Wind. Die Grab­stei­ne stan­den will­kür­lich ver­teilt auf dem Fried­hof, an vielen wu­cher­te das Moos so stark, dass das Le­sen von Na­men un­mög­lich war.

    Owen wag­te ei­nen kur­zen Blick zur Sei­te. He­len war ei­ne über­aus at­trak­ti­ve Frau. 32 Jah­re alt, nur ein we­nig klei­ner als er und natur­schön. Sie be­nö­tig­te kaum Schmin­ke. Alles was sie zu ver­wen­den schien, un­ter­strich nur ih­re Schön­heit. Ih­re lan­gen ma­ha­go­nie­brau­nen Haa­re weh­ten im Wind. Er fühl­te sich auch von ih­rer kur­vi­gen Fi­gur an­ge­zo­gen. Sie war zwar schlank, aber nicht so dürr wie an­de­re Frau­en ih­res Alters. Er moch­te es als Mann nicht, wenn Frau­en stän­dig ih­re na­tür­li­chen Run­dun­gen weg hun­ger­ten. Gleich­wohl hat­te sie et­was Ge­heim­nis­vol­les an sich. Er konn­te nicht ein­mal sa­gen, was es war. Aber es war et­was, dass ihn in­stink­tiv da­vor warn­te, sich mit die­ser Art Frau ein­zu­las­sen. Wo­bei sei­ne Freun­din ver­mut­lich auch et­was da­ge­gen hät­te. Ma­ry war ein Schatz. Lieb, hilfs­be­reit und na­he­zu töd­lich lang­wei­lig. Sie mach­te ihm das Le­ben so ein­fach, dass er es schon lang­sam nicht mehr er­tra­gen konn­te. Sein Haus war stets sau­ber, sei­ne Hemden ma­kel­los ge­bü­gelt und abends stand das Es­sen heiß auf dem Tisch, wäh­rend Ma­ry ihn über­schwäng­lich be­grüß­te. Noch trau­te er sich nicht, sie zu ver­las­sen. Owen be­fürch­te­te, ihn trä­fe augen­bli­cklich ei­ne Art gött­li­cher Zorn, wenn er so ei­nem lie­bens­wer­ten Ge­schöpf das Herz bre­chen wür­de. Im Üb­ri­gen kön­ne er ihr nie ver­ges­sen, was sie für ihn tat. Ge­dan­ken­ver­lo­ren kratz­te er sich an sei­nen Bart­stopp­eln.

    Un­weit des Fried­hofs setz­ten sie sich in ein klei­nes Café. Die­se Um­ge­bung er­drück­te ihn schier. Die Ti­sche stan­den eng bei­sam­men und die Sitz­flä­che der Stüh­le war un­an­ge­nehm klein. Die Kell­ner schie­nen hier alle un­na­tür­lich gut ge­launt zu sein. Je­der fros­ti­ge Blick ei­nes Gas­tes wur­de mit dem brei­tes­ten Lä­cheln be­ant­wor­tet, was ein Mensch nur her­vor­brin­gen kann. In der Aus­la­ge im Schau­fens­ter ver­führ­te der An­blick von glän­zen­den Kuchen und Tor­ten die vor­bei ge­hen­den Pass­an­ten. Wer konn­te im Ja­nu­ar schon zu ei­nem Stück Erd­be­er­tor­te Nein sa­gen? Die Ku­lis­se ei­ner ver­träum­ten fran­zö­si­schen Pa­tis­se­rie wirk­te bei­nahe ta­del­los.

    Völ­lig ge­dan­ken­ver­lo­ren hör­te er He­len sa­gen: »Owen, ha­ben Sie mir über­haupt zu­ge­hört?«

    »Ja, Ent­schul­di­gung … na­tür­lich. Ich bin ganz Ih­rer Mei­nung«, stamm­el­te er.

    »Pri­ma, dann neh­men Sie al­so auch ei­ne Tas­se Earl Grey«, sag­te He­len und gab so­fort die Be­stel­lung auf. Die jun­ge Be­die­nung mit spa­ni­schem Ak­zent ver­schwand augen­bli­cklich im hin­te­ren Be­reich des Lo­kals, nach­dem sie sich lä­chelnd für die Be­stel­lung be­dank­te. Kei­ne drei Mi­nu­ten spä­ter kam sie mit dem Tee zurück.

    Er­neut schwie­gen sie sich über zwei damp­fen­den Tee­tas­sen an. »Al­so«, er­öff­ne­te He­len das Ge­spräch, »was woll­ten Sie mir er­zäh­len?«

    Ge­spannt be­ob­ach­te­te sie, wie Owen un­ru­hig auf dem Stuhl um­her rutsch­te.

    »Wir fan­den bei Ih­rem Bru­der ei­nen Zet­tel. Ich hat­te ge­hofft, Sie könn­ten mir die Be­deu­tung er­klä­ren.« Owen such­te in der In­nen­ta­sche sei­nes Ja­cketts nach der Ko­pie des Zet­tels, wäh­rend He­len an ih­rer Tas­se Tee nipp­te, den sie oh­ne Milch und Zi­tro­ne ge­noss. Er räu­sper­te sich kurz und be­gann vor­zu­le­sen:

    »Die Me­lo­die ist der Schlüs­sel. Es gibt Leu­te, die tö­ten da­für! Die Ge­schich­ten sind alle wahr. Sie wer­den mich si­cher kom­men ho­len. Aber ich ha­be es ver­steckt. Su­che an dem Ort, den ich am meis­ten has­se.«

    »Was mein­te Ihr Bru­der da­mit? Wir kön­nen uns kei­nen Reim da­rauf ma­chen.« Owen schau­te He­len un­ver­wandt an. Er woll­te kei­ne ih­rer Re­ak­tion ver­pas­sen. Ein Zu­cken oder ein Blin­zeln konn­te be­reits ein er­stes An­zeichen von Schul­dig­keit sein, das hat­te er in Ver­hö­ren schon oft er­lebt. Es war sei­ne letz­te Chan­ce, ei­ne ver­meint­li­che Mör­de­rin zu über­füh­ren. Jos­hua Ster­ling war schließ­lich das, was man am ehe­sten als wohl­ha­bend be­zeich­nen konn­te. Er be­saß ein Haus in ei­nem der be­sten Stadt­tei­le Lon­dons, sein Konto war gut ge­füllt und es gab nur ei­ne Er­bin laut Tes­ta­ment: He­len Ster­ling. Sei­ne Schwes­ter, die wie aus dem Nichts auf­tauch­te und nach kür­zes­ter Zeit auf­grund ei­nes an­ge­bli­chen Un­falls fi­nanz­iell aus­ge­sorgt hat.

    Mit gro­ßen Augen sah sie den Poli­zis­ten an. »Das soll mein Bru­der ge­schrie­ben ha­ben? Das er­gibt doch kei­nen Sinn! Hö­ren Sie, Owen, mein Bru­der war kein Ver­rück­ter. We­der schien er son­der­lich mu­si­ka­lisch be­gabt, noch be­fand er sich auf ir­gend­ei­nen al­ber­nen Miss-Mar­ple-Trip. Es war ein ver­damm­ter Un­fall. Ich weiß auch nicht, wer sich hier mit die­sem schwach­sin­ni­gen Zet­tel ei­nen Spaß er­laubt. Was wol­len Sie mir als Näch­stes er­zäh­len? Dass Sie si­cher sind, er wur­de von Außer­ir­di­schen ent­führt? Las­sen Sie mich mit Ih­ren al­ber­nen Theo­ri­en in Ru­he!« Ihr Ge­sicht ver­färb­te sich all­mäh­lich rot vor Zorn.

    Owen knall­te mit der Faust auf den Tisch. »Ver­dammt, Sie kann­ten den Kerl doch über­haupt nicht! Aber Sie fan­den schnell her­aus, dass er vor Geld stank. Und Sie wol­len mir allen Ern­stes er­zäh­len, es wä­re ein Un­fall ge­we­sen? Er lernt sei­ne ein­zi­ge Schwes­ter ken­nen, macht sein Tes­ta­ment und fällt mit 39 Jah­ren tot die Trep­pe run­ter?! Die Schei­ße neh­me ich Ih­nen nicht ab.« Bei­de sa­hen sich für we­ni­ge Se­kun­den stumm an. »He­len bit­te, ich woll­te Ih­nen nicht zu na­he tre­ten«, be­schwich­tig­te Owen sie. Er hat­te es ge­ra­de ein biss­chen über­trie­ben mit sei­nen An­schul­di­gun­gen, und das wuss­te er auch. He­len sprang vom Stuhl auf, so­dass die­ser mit ei­nem lau­ten Ge­räusch an den da­hin­ter ste­hen­den Tisch stieß. Has­tig zog sie ih­ren schwar­zen Man­tel über.

    »Sie tre­ten mir nicht zu na­he, Owen. Sie quä­len mich. Jos­hua ist tot, er stol­per­te und fiel die Trep­pe run­ter. Las­sen Sie es end­lich gut sein und hö­ren Sie auf, mich zu be­läs­ti­gen.« Sie warf ei­ne Zwan­zig-Pfund-No­te auf den Tisch und ver­ließ das Café. Oh­ne zurück­zu­bli­cken hielt sie das näch­stbes­te schwar­ze Ta­xi an und ließ ei­nen zerk­nirsch­ten Se­ar­gent King zurück.

    End­lich an­ge­kom­men gab sie dem Fah­rer ein groß­zü­gi­ges Trink­geld und stieg aus. Der Tag war düs­ter, kalt und nass. Es grau­te ihr da­vor, in das gro­ße, frem­de Haus allei­ne zurück­zu­keh­ren. Zu­min­dest wür­de Sher­lock auf sie war­ten, der Ka­ter ih­res Bru­ders. Bei Jos­hu­as An­walt war ein Tes­ta­ment hin­ter­legt, in dem He­len als Allein­er­bin auf­ge­führt wur­de. Sie zog vor ei­ner Wo­che hier ein, mit fes­ten Wil­len her­aus­zu­fin­den, wer ihr Bru­der war. Sie wohn­te bis da­hin in ei­nem schä­bi­gen Apart­ment in Wim­ble­don. So war es für sie auch ein­fa­cher, sich auf die Be­er­di­gung und sons­ti­gen Be­hör­den­gän­gen zu küm­mern. Das Rei­hen­haus in der West­bour­ne Ter­ra­ce war ein wei­ßes Ge­bäu­de, wel­ches um 1840 er­baut wur­de. Die ins­ge­samt vier Eta­gen waren äu­ßerst lu­xu­ri­ös ein­ge­rich­tet. Sieben Schlaf­zim­mer, meh­re­re Bä­der, ei­ne Ter­ras­se mit Blick auf’s Grü­ne, ein Heim­ki­no. He­len hät­te in ih­rem Job als Stadt­füh­re­rin ge­fühl­te tausend Jah­re ar­bei­ten müs­sen, um sich die­ses Haus leis­ten zu kön­nen. Als His­to­ri­ke­rin war es nicht ein­fach, in Lon­don ei­nen Job zu fin­den. Sie schlug sich mit ge­führ­ten Tou­ren durch. Ob die mu­si­ka­li­sche Sei­te Lon­dons, auf den Spu­ren Jack the Rip­pers oder die üb­li­chen Se­hens­wür­dig­kei­ten. He­len konn­te stun­den­lang den Tou­ris­ten die Schön­hei­ten die­ser Stadt er­klä­ren. Und das tat sie auch. Abends schmerz­ten ih­re Fü­ße vom vielen Ge­hen. Das viele Ste­hen scha­de­te ih­rem Rü­cken gleich­er­ma­ßen. Alles, was sie abends woll­te, war ein hei­ßes Bad und ei­ne Fla­sche Rot­wein. In ih­rer al­ten Woh­nung un­ter dem Dach gab es nur hei­ßes Was­ser, wenn kein an­de­rer Mieter es ge­ra­de be­nö­tig­te. Im Win­ter wi­ckel­te sich He­len in meh­re­re De­cken, um nicht zu er­frie­ren. Im Som­mer wur­de es un­ter dem Dach un­er­träg­lich heiß. Ih­re be­ste Freun­din ver­mu­te­te, dass bald zwei Hob­bits kä­men, um DEN Ring in ih­re Woh­nung zu wer­fen.

    Das hei­ße Was­ser zu je­der Tages- und Nacht­zeit in dem neu­en Haus war ab­so­lu­ter Luxus, den sie mit schlech­tem Ge­wis­sen ge­noss.

    Aber heu­te schaff­te sie es ein­fach nicht allein in die­ses Haus. Statt­des­sen schrieb sie ih­rer be­sten Freun­din ei­ne Nach­richt und ging die Stra­ßen run­ter zu ih­rem Lie­blings­pub The Swan, direkt ge­gen­über vom Hy­de Park. Vor­bei an all den wei­ßen Fass­aden und den schwarz gest­ri­che­nen Zäu­nen. Vor­bei an den Türen, die Reich­tum und Wohl­stand ver­bar­gen. Der Streit mit Owen är­ger­te sie immer noch. Viel­mehr är­ger­te sie sich aber, dass sie so aus­ge­ra­stet ist. Was denkt sich der Kerl über­haupt? Es kos­te­te sie schon ih­ren Job bei der Agen­tur. Gleich nach­dem Owen dort auf­tauch­te, um sich über ihr Ver­hal­ten bei Ar­beit und mög­li­chen Be­schwer­den zu er­kun­di­gen, muss­te sie zu ih­rem Boss. Bo­ris er­klär­te ihr in sei­nem un­ver­ständ­li­chen Mix aus Eng­lisch und Rus­sisch, dass die Kun­den sich nicht wohl­fühl­ten, wenn man ge­gen He­len er­mitt­le. Bo­ris war ein schmie­ri­ger, geld­gei­ler Gro­bi­an, den nur die Zah­len in­te­res­sier­ten. Sie be­müh­te sich ver­ge­bens, ihn von neu­en Ideen für Füh­run­gen zu über­zeugen. In ih­ren Augen war er ein un­ver­bes­ser­li­cher Kultur­ba­nau­se.

    Um sich et­was ab­zu­len­ken, zähl­te sie die ge­park­ten Por­sche am Stra­ßen­rand. Bei Num­mer 12 hör­te sie auf zu zäh­len. Denn der Letz­te ge­hör­te ih­rer Freun­din Ti­ta­nia. He­len be­trat den Pub und hör­te so­fort ih­ren Na­men. »He­len, Lie­bes! Wie geht es dir? Komm‘, setz dich zu mir. Du bringst die Pro­ble­me mit und ich den Al­ko­hol, das ist ei­ne kla­re Ar­beits­tei­lung.«

    Be­vor He­len sich ver­sah, saß sie ne­ben ih­rer Freun­din mit ei­nem Pint Bier in der Hand. Ti­ta­nia konn­te man am ehe­sten als Natur­ge­walt be­zeich­nen. Klein, blond und so scharf­zün­gig, dass sie da­für ei­nen Waf­fen­schein bräuch­te. Ti­ta­ni­as Mutter war Schau­spie­le­rin und dem­ent­spre­chend frei­geis­tig er­zog sie ih­re ein­zi­ge Tochter. Auch ih­rem Vater war es da­ran ge­le­gen, sei­nem ein­zi­gen Kind alle Mög­lich­kei­ten zu ge­ben.

    Als sie sich am er­sten Tag an der Uni tra­fen, stell­te sich Ti­ta­nia ihr wie folgt vor: »Ti­ta­nia, Kö­ni­gin der El­fen, Leid­ge­prüf­te ih­res Namens, Herr­sche­rin über 7 Kredit­kar­ten. Und du bist?«

    He­len ant­wor­te eben­so schlag­fer­tig: »He­len, Ster­ling wie Pfund, Kö­ni­gin des Pubs und Herr­sche­rin über des letz­ten frei­en Plat­zes im Hör­saal.« Da­rüber muss­ten bei­de so sehr la­chen, dass sie augen­bli­cklich von Pro­fes­sor Lock­hart raus ge­wor­fen wur­den. Seit die­sem Zeit­punkt waren sie die be­sten Freun­de.

    Müss­te He­len ih­re be­ste Freun­din mit zwei Wor­ten be­schrei­ben, trä­fe per­fekt ge­stylt es am ehe­sten. Ti­ta­nia wür­de nicht oh­ne ih­re ge­lieb­ten High Heels und oh­ne die teu­ers­te Marken­klei­dung ihr Luxus­apart­ment ver­las­sen, wenn es lich­ter­loh bren­nen wür­de. Nun saß sie vor ihr, die wachen, fra­gen­den Augen voll­kom­men auf He­len ge­rich­tet.

    »Mir geht’s gut, dan­ke Ti­ta­nia.«

    »Sei ehr­lich He­len.«

    »Mir geht es gut. Wirk­lich.«

    »Sei ehr­lich.«

    »Na­ja, es geht so.«

    »Ganz ehr­lich, He­len.«

    »Be­schis­sen. Zu­frie­den? Mein Bru­der, den ich bis vor we­ni­gen Wo­chen nicht mal kann­te, liegt be­gra­ben un­ter der Er­de. Die­ser Se­ar­gent King denkt sich stän­dig neue Ver­schwö­rungs­theo­ri­en aus und ich ha­be Angst vor dem lee­ren Haus. So, jetzt weißt du es.« Mit ver­schränk­ten Ar­men schau­te sie ih­re Freun­din trot­zig an.

    Ti­ta­nia leg­te seuf­zend den Arm um ih­re be­ste Freun­din. »Ho­ney, wel­che neue Theo­rie hat­te denn Ser­ge­ant Se­xy?«, da­bei warf sie ih­re lan­gen blon­den Haa­re ge­konnt zurück. Selbst Ti­ta­ni­as Haa­re duf­te­ten nach kost­ba­ren Pfle­ge­pro­duk­ten, an die­ser Frau war alles lu­xu­ri­ös.

    He­len at­me­te ein paar Mal tief ein und aus. Das Letz­te was sie woll­te, war ein Heu­lan­fall mit­ten im Pub. »Er zeig­te mir ei­nen an­ge­bli­chen Zet­tel von Jos­hua. Auf dem stand, dass alle Ge­schich­ten wahr wä­ren, man Jos­hua ho­len kom­men wür­de und man da su­chen soll, was er hasst. Ach ja, und das die Me­lo­die der Schlüs­sel wä­re.«

    »Was willst du mit die­ser schwach­sin­ni­gen Theo­rie an­fan­gen?«, frag­te sie He­len und stell­te ihr Bier­glas ab.

    »Kei­ne Ah­nung. Ich sol­le an dem Ort su­chen, den er am meis­ten hasst.« Ob­ses­siv kratz­te sie mit dem Fin­ger­na­gel an der Ober­flä­che des Bier­de­ckels.

    Ti­ta­nia leg­te den Kopf schief und über­leg­te. »In mei­nem Fall wä­re das Pri­mark.« He­len muss­te un­will­kür­lich la­chen. »Du wür­dest nicht mal für Geld ei­ne Fi­lia­le von Pri­mark be­tre­ten.«

    »Ein T-Shirt für drei Pfund muss vom Teu­fel her­ge­stellt sein. Das soll­te man nicht als Klei­dung be­zeich­nen dür­fen, ich for­de­re of­fi­ziell ein Ver­bot. Apro­pos, Sü­ße, was hältst du da­von, wenn wir in den Ur­laub fah­ren? Nur du und ich. Weit weg, viel­leicht Mar­bel­la? Da gibt es tol­le Par­tys und das Wet­ter ist si­cher bes­ser als hier. Wir könn­ten doch gleich los. Pad­ding­ton ist doch gleich um die Ecke.«

    »Dan­ke, das ist lieb von dir. Aber ich kann Sher­lock nicht allei­ne las­sen. Er ge­wöhnt sich ge­ra­de an mich. Im Üb­ri­gen wür­de ich mich schä­big füh­len. Heu­te be­gra­be ich ihn und mor­gen lie­ge ich am Strand. Nein, wirk­lich nicht. King kann sich sei­ne Theo­ri­en sonst wo­hin ste­cken.« He­len strich sich die Haa­re hin­ter die Oh­ren und fühl­te sich immer mehr von dem zu­neh­men­den Lärm im Pub ge­nervt. »Ich ha­be mir jetzt ge­nug Mut an­ge­trun­ken und wer­de nach Hau­se ge­hen.«

    »Halt!«, rief Ti­ta­nia und sprang auf. He­len schau­te sie mit gro­ßen reh­brau­nen Augen an. So ner­vös kann­te sie ih­re Freun­din nicht.

    »Weißt du was, Dar­ling? Ich kom­me mit. Du soll­test nicht allei­ne da rein ge­hen. Das ist doch das Min­de­ste. Außer­dem kann ich jetzt eh nicht mehr fah­ren.« Wie zum Be­weis tipp­te sie mit ih­ren per­fekt ma­ni­kür­ten Nä­geln an ihr lee­res Glas.

    He­len lä­chel­te matt. Der Ge­dan­ke, dass sie nicht allein sein muss­te, war tröst­lich. Ti­ta­nia ging an ih­ren Kof­fer­raum und nahm ih­re Not­fall­ta­sche her­aus, in der sie für un­vor­her­seh­ba­re Er­eig­nis­se Kos­me­tik und Klei­dung da­bei hat­te. Sie hak­te sich bei ih­rer Freun­din un­ter und schrit­ten lang­sam die be­leb­te Stra­ße ent­lang. Aus den Pubs drang lau­te Musik. Lau­te Stim­men, die wild durch­ein­an­der­re­de­ten und lach­ten, ver­mit­tel­ten ei­ne aus­ge­las­se­ne Stim­mung. Ob­wohl es erst ge­gen 19 Uhr war, um­gab sie ei­ne be­gin­nen­de Dun­kel­heit. Die Käl­te biss er­bar­mungs­los im Ge­sicht und sie be­schleu­nig­ten ih­re Schrit­te all­mäh­lich.

    He­len fühl­te sich über­for­dert. Ei­ner­seits woll­te sie end­lich nach Hau­se. In die Um­ge­bung, in der sie sich ih­rem Bru­der na­he fühl­te. Zum an­dern hat­te sie Angst vor dem Un­be­kann­ten. Jos­hua war noch über­all in dem Haus prä­sent. Seit sei­nem Tod hat sie sich noch nicht in sein Ar­beits­zim­mer ge­traut. Allein wenn sie die Hand auf den Tür­knauf leg­te, über­fiel sie die Trau­er. Ob­wohl sie ihn kaum kann­te, war er für sie der Bru­der, den sie sich immer wünsch­te.

    Am Haus an­ge­kom­men, zog He­len den Schlüs­sel aus ih­rer Man­tel­ta­sche. Ih­re Fin­ger fühl­ten sich so klamm an vor Käl­te, dass sie das Me­tall kaum spür­te. Mit ei­nem lei­sen Knar­ren gab die Ein­gangs­tür He­lens Druck nach und öff­ne­te sich. Wie in ei­nen dunk­len Schlund starr­te sie in den Ein­gangs­be­reich des Hau­ses, das aus hei­te­rem Himmel ihr Zu­hau­se war. Das Ge­fühl von End­gül­tig­keit über­kam sie schlag­ar­tig und sie be­kam kei­ne Luft mehr. Wie ein Fisch an Land schnapp­te sie nach Luft und hielt sich am Tür­rah­men fest. Ti­ta­nia leg­te von hin­ten wort­los ih­re Hand auf He­lens Schul­ter. Mit die­ser Ge­ste brach He­lens letz­ter Schutz­damm. Die Trä­nen lie­fen ihr un­kon­trol­liert über das Ge­sicht, aus ih­rem Mund stieß sie ei­nen nicht hör­ba­ren Schrei aus. Die Trau­er schlug mit vol­ler Wucht zu. Ti­ta­nia zog in­stink­tiv He­lens Arm um ih­ren ei­ge­nen Hals und half ihr da­bei, nicht auf den kal­ten Boden zu sin­ken.

    »Ssschhhsch, ist schon in Ord­nung. Lass es ru­hig raus.« Sie half ih­rer trau­ern­den Freun­din in das Haus und stieß mit ei­nem Fuß die schwe­re Tür hin­ter sich zu. Un­ter gro­ßer Kraft­an­stren­gung zog sie He­len über den schma­len Flur in das Wohn­zim­mer und ließ sie und sich selbst auf die gro­ße dun­kel­brau­ne Leder­couch sin­ken. Dort sa­ßen sie bei­de in fast völ­li­ger Dun­kel­heit, die nur ab und an von den Schein­wer­fern der vor­bei fah­ren­den Autos un­ter­bro­chen wur­de. Ti­ta­nia konn­te in ih­rer Hil­flo­sig­keit nichts an­de­res ma­chen, als He­len wie bei ei­nem Kind über den Kopf zu strei­cheln und be­schwich­ti­gen­de Wor­te zu sa­gen.

    Kapitel 2

    Zerk­nirscht park­te Owen sein Auto vor dem Haus. Er sah schon Ma­rys Sil­hou­et­te durch das Kü­chen­fens­ter. Frös­telnd blieb er noch im Auto sit­zen. Es war nicht sei­ne Ab­sicht He­len so zu be­lei­di­gen. Wäh­rend der Fahrt nach Hau­se gin­gen ihm an­nä­hernd ein­tausend Ent­schul­di­gun­gen durch den Kopf, die er ihr ger­ne sa­gen wür­de. Sie sag­te, er quä­le sie. Das traf ihn, als hät­te ihm je­mand ei­nen Stein an den Kopf ge­wor­fen. Je­man­den zu quä­len war das Letz­te, was er woll­te. Aber er muss­te Er­geb­nis­se lie­fern. Sein Boss woll­te die­sen Fall end­lich zu den Ak­ten le­gen. Er krall­te sei­ne Fin­ger in das Lenk­rad und warf sei­nen Kopf nach hin­ten ge­gen die Kopf­stüt­ze. Die­ser Fall zerr­te an sei­nen Ner­ven. Owen tipp­te er­neut auf Wahl­wie­der­ho­lung und ging im Geis­te sei­ne Ent­schul­di­gung durch. Als ein wei­te­res Mal nur ih­re Mail­box sei­nen An­ruf ent­ge­gen­nahm, gab er es auf. Er stieg aus sei­nem kal­ten Auto aus und drück­te LOCK auf der Fern­be­die­nung. Ein hel­les und lau­tes PIEP-PIEP beim Ver­schlie­ßen des Wagens war of­fen­sicht­lich das Sig­nal für Ma­ry ihm ent­ge­gen­zu­stür­zen.

    »Mein Traum­mann ist zu­hau­se!«, sie schlang ih­re Ar­me um Owens Hals und schmieg­te sich eng an ihn. Er schnapp­te nach Luft.

    »Hat­test du ei­nen gu­ten Tag heu­te? Bist du hung­rig? Ich ha­be ei­nen Auf­lauf im Ofen, der nur auf dich war­tet. Steh‘ nicht so lan­ge hier drau­ßen rum, mein Lie­bling. Ich will nicht, dass du dir noch ei­ne Er­käl­tung ein­fängst.« Owen folg­te ihr wort­los in das Haus. Er fürch­te­te sich schon fast da­vor, nach Hau­se zu kom­men. Je­der Tag läuft so wie je­der an­de­re auch. Er kommt

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