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Mit Pferd und Zelt durch die Welt: Reit- und Reiseerlebnisse aus Deutschland, Island, Kanada und der Mongolei
Mit Pferd und Zelt durch die Welt: Reit- und Reiseerlebnisse aus Deutschland, Island, Kanada und der Mongolei
Mit Pferd und Zelt durch die Welt: Reit- und Reiseerlebnisse aus Deutschland, Island, Kanada und der Mongolei
eBook241 Seiten2 Stunden

Mit Pferd und Zelt durch die Welt: Reit- und Reiseerlebnisse aus Deutschland, Island, Kanada und der Mongolei

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Über dieses E-Book

Als Kind träumte Christian davon, so wie die Trapper und Waldläufer im Fernsehen mit Pferden durch unberührte Natur zu reisen und Abenteuer zu erleben. Weil, so etwas heutzutage und in Deutschland schon einmal gar nicht möglich ist, bereiste er als Jugendlicher und junger Erwachsener Teile Deutschlands, Skandinaviens und Schottlands mit Fahrrad und Zelt.
Als er jedoch erfuhr, dass es auch in Deutschland Menschen gab, die mit Schlafsack und Zelt auf teils abenteuerliche Wanderritte gingen, war es um ihn geschehen.

Solche Abenteuer wollte er auch erleben! Mit dem Fjordpferd Lasse, dem ersten eigenen Pferd, kam er diesem Ziel ein gutes Stück näher. In dem Buch schildert er, nicht ohne ein Portion Humor und Selbstironie, Erlebnisse und Eindrücke von seinem ersten Gepäckwanderritt zur Nordseeinsel Neuwerk. Weiterhin lässt er den Leser an Reisen in Regionen teilhaben, wo Pferde auch heute noch Verkehrsmittel sind (Island, Kanada und Mongolei). Zum Schluss begleiten wir ihn wieder auf einen Ritt in Deutschland, bei dem auch Lasse, diesmal als Logistikpony, mit einem aus Kanada mitgebrachten Packsattel, mit dabei war.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. Jan. 2023
ISBN9783756829897
Mit Pferd und Zelt durch die Welt: Reit- und Reiseerlebnisse aus Deutschland, Island, Kanada und der Mongolei
Autor

Christian Frasch

Christian Frasch, geb. 1968, träumte von Kindheit an davon, Abenteuer zu erleben, wilde Tiere zu beobachten, Naturvölker zu besuchen und abseits ausgebauter Straßen zu Fuß auf Skiern, mit dem Kanu oder dem Hundeschlitten zu reisen. Da sich für ihn als Schulabgänger keine Möglichkeit bot, eine Ausbildung als Tierfilmer oder Berufsabenteurer zu beginnen, machte er erst einmal etwas Anständiges, eine Ausbildung zum Elektriker, um später noch ein Studium der Elektrotechnik dranzuhängen. Was blieb, war das Fernweh und die Lust an abenteuerlichen Reisen. Deshalb wurden Urlaube auch konsequent für das Erleben von kleinen Abenteuern genutzt. So paddelte er in Grönland zwischen Eisbergen, fuhr in Lappland mit einem Hundeschlitten oder arbeite in Namibia bei einem Projekt zum Schutz der Wüstenelefanten. Die meisten Abenteuer erlebte er aber auf dem Pferderücken: im Ausland auf geführten Touren mit fremden Pferden und in Deutschland auf eigene Faust mit seinen eigenen. Über einige seiner Reisen veröffentliche er Artikel auf Internetseiten oder in Pferdezeitschriften. Beim Schreiben dieser Artikel kam die Idee zu diesem Buch. Auch wenn keine dieser Reisen alleine den Stoff zu einem Buch lieferte, boten sich die Erlebnisse von einigen der Reiterreisen dazu an, zu einem Buch zusammengefügt zu werden. In den Schilderungen der Erlebnisse von Ritten in Deutschland, Kanada, Island und der Mongolei begleiten wir ihn beim Sammeln von Erfahrungen und Eindrücken.

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    Buchvorschau

    Mit Pferd und Zelt durch die Welt - Christian Frasch

    Für Lasse, Snorre und all die Menschen,

    die mich bei meinen Ritten und Reisen

    unterstützt haben.

    Inhalt

    Mit dem Pferd nach Neuwerk

    Reiterlebnisse in der Mongolei

    Im Sattel durch Islands wilde Westfjorde

    Abenteuer in Kanada

    Mit Snorre und Lasse gen Westen

    Nachtrag

    Mit dem Pferd

    nach Neuwerk

    Vorbereitungen

    Sechzehn Mal war ich mit meinem Fjordpferd Lasse schon auf Wanderritten gewesen. Das heißt, auf sechzehn Ritten übernachtete ich mindestens einmal auf der Rittstrecke. Es waren sehr unterschiedliche Ritte.

    Mehrere Male hatte ich mich von anderen Reitern organisierten Veranstaltungen angeschlossen. So zum Beispiel den beiden fünftägigen Naturparkritten der VFD in Brandenburg

    (VFD = Vereinigung der Freizeitreiter und Fahrer Deutschlands e. V.).

    Mehrmals war ich mit Lasse im Alleingang losgezogen. Schließlich traute ich mich sogar, Teilnehmer auf den von mir organisierten Ritten mitzunehmen.

    Es waren sowohl Ritte in der Nähe meines Wohnsitzes bei Gifhorn als auch Ritte in weit über hundert Kilometer entferntem, fremdem Gelände.

    Zwei Gemeinsamkeiten hatten all diese Ritte. Zum einen waren die Quartiere schon vor dem Abritt bei der Planung festgelegt worden.

    Zum anderen wurde das Gepäck für die Übernachtungen, wie zum Beispiel Paddockmaterial, Eimer, Pferdefutter und Zelt, per Fahrzeug von Quartier zu Quartier transportiert.

    Als besonders praktisch hatte sich der Einsatz eines Trossanhängers erwiesen. Beim Abbau des Lagers wurde das Gepäck in diesen verladen.

    Im Verlauf des Tages wurde der Trossanhänger vom alten zum neuen Quartier gebracht. Zum Teil wechselten die Zugfahrzeuge und Fahrer dabei von Tag zu Tag. Ein fester Trossfahrer, der über den gesamten Ritt zur Verfügung stehen musste, wurde so nicht benötigt.

    Am Pferd selbst führte ich nur das Gepäck für einen Tagesritt mit (Putzzeug, Halfter, Regenzeug, Wasserflasche, Lunchpaket etc.).

    Beides sollte nun auf meinem siebzehnten Wanderritt von Gifhorn zur Nordseeinsel Neuwerk anders werden. Diesmal wollte ich mich auf das allernotwendigste Gepäck beschränken und dieses am Sattel auf dem Pferd mitführen.

    Bei der Suche nach einer geeigneten Route nutzte ich digitales Kartenmaterial des Niedersächsischen Landesvermessungsamtes (CD TOP 50), ohne allerdings dabei die Quartiere festzulegen.

    Somit begann mein siebzehnter Wanderritt erst einmal mit ein paar Stunden Arbeit am PC.

    Der Höhepunkt des Rittes sollte der von Familie Schröder für die Interessengemeinschaft Fjordpferd e. V. organisierte Ritt durch das Watt zur Nordseeinsel Neuwerk werden.

    Durch diesen Termin einerseits und durch meinen Jahresurlaub war der Zeitrahmen des Rittes festgelegt. Für Hin- und Rückritt reichte die Zeit nicht aus. Daher plante ich die Rückreise eher konventionell mit Pferdeanhänger und Zugfahrzeug.

    Bis zur Nordsee zu reiten und mich dann dort von jemandem abholen zu lassen, kam für mich nicht in Frage. So entschied ich mich dazu, mein Auto und meinen leeren Pferdeanhänger vorab zu Schröders nach Wremen an die Nordsee zu bringen.

    Im Vorfeld meiner Anmeldung hatten sie mir angeboten, bei ihrer eigenen Anreise zum Wattritt mein Gespann nach Sahlenburg mitzubringen.

    Da ich nicht nur gerne reite, sondern auch gerne Fahrrad fahre, plante ich, die gut zweihundertsiebzig Kilometer zurück nach Gifhorn mit dem Fahrrad zu fahren.

    Dabei konnte ich schon vorab den Großteil meiner späteren Rittstrecke abfahren, ich hatte die Möglichkeit, nach potenziellen Quartieren Ausschau zu halten und tat nebenbei noch etwas für meine Fitness.

    So holte ich nach einer Nacht bei Schröders mein Fahrrad und das Gepäck aus meinem VW-Bus und machte mich startklar. Hans und Helga hatten mir ein paar Minuten zuvor eine gute Fahrt gewünscht und waren dann zur Arbeit gefahren.

    Nun war ich fast startklar.

    Mir fehlte nur noch die Kartentasche mit den von mir gedruckten Karten.

    Diese lag allerdings unerreichbar auf dem Beifahrersitz.

    Nun rächte es sich, dass der Kastenwagen, den ich so nach und nach in ein Wohnmobil umgebaut hatte, eine Trennwand hatte. Diese trennte die vorderen Sitze vom Lade-/Wohnraum ab.

    Als ich mit Schröders aus dem Haus ging, hatte ich nur die Schiebetür im hinteren Teil des Wagens aufgeschlossen und den Schlüssel anschließend Hans gegeben, damit er während meiner Abwesenheit mein Gespann notfalls umparken konnte. Hans hatte den Schlüssel sogleich in Haus gebracht und war zur Arbeit gefahren.

    Nun hatte ich ein Problem.

    Ohne die Landkarten würde ich den von mir ausgearbeiteten Weg nicht finden.

    Schröders Tochter Stephanie hatte Semesterferien und war noch zu Hause.

    Sollte ich sie wachklingeln?

    Oder sollte ich mich als Autoknacker versuchen?

    Bei meinem früheren Auto hatte ich mal den Autoschlüssel eingeschlossen. Damals baute ich nach dem Tipp eines Bekannten einfach die Abdeckleiste am Fenster der Fahrertür ab. Dadurch konnte ich mit einem Schraubenzieher an die Türmechanik gelangen und die Tür entriegeln.

    Leider waren die Türen meines Volkswagens in dieser Hinsicht gewissenhafter konstruiert. Nachdem ich die Abdeckung an der Fahrertür abgehebelt hatte, musste ich feststellen, dass ich nicht an die Türmechanik herankam.

    Also beschloss ich, doch Stephanie wachzuklingeln.

    Allerdings führte auch ein mehrmaliges Klingeln an der Haustür zu keiner Reaktion.

    So unternahm ich einen weiteren Versuch als Autoknacker.

    In der Blechwand, die mich von meiner Kartentasche trennte, war ein kleines Loch. Wenn ich einen Faden mit einer Schlinge durch das Loch stecken würde und es mir gelänge, damit den Knopf von der Türverriegelung auf der Innenseite der Beifahrertür zu angeln, könnte ich so die Tür öffnen.

    Aus einem Fahrradbowdenzug, einem Nähfaden und einem bisschen Klebeband bastelte ich mir eine geeignete Schlinge.

    Zu meinem Verdruss rutschte die Schlaufe jedes Mal, wenn ich endlich den Knopf getroffen hatte, wieder ab.

    Sollte ich vielleicht doch lieber versuchen, Schröders anzurufen?

    Würden die mir von der Arbeit aus helfen können?

    Dann wurde mir klar, dass ich bisher mit Schröders nur über ihren Festnetzanschluss telefoniert hatte. Handynummern hatte ich keine von ihnen.

    So blieb mir nichts anderes übrig, als meine »Angelversuche« mit dem Bowdenzug fortzusetzen. Diese verliefen jedoch weiterhin erfolglos.

    Schließlich sah ich Stephanie beim Verlassen des Hauses und lief sogleich zu ihr hin, um sie wegen meiner misslichen Lage anzusprechen.

    Zum Glück hatte sie noch ein bisschen Zeit, wusste allerdings nicht, wo ihr Vater Hans meine Autoschlüssel verwahrte. Nachdem wir erfolglos versucht hatten, ihn telefonisch zu erreichen, machten wir uns gemeinsam auf die Suche, bei der wir schließlich die Schlüssel fanden.

    Nun konnte es endlich losgehen.

    Obgleich viele der Wege auf der geplanten Rittstrecke schöne Reit-, aber eher mäßig gute Fahrradwege waren, kam ich anfangs gut voran.

    Bis sich mit einem hohen Pfeifen ein Plattfuß ankündigte. Schnell war das Hinterrad zum Flicken des Schlauches ausgebaut.

    Einen Ersatzschlauch hatte ich aus Nachlässigkeit nicht mitgenommen. In der letzten Zeit hatte ich auf weit über tausend Kilometern keinen Platten mehr gehabt.

    Schnell war der Schlauch geflickt und das Rad wieder eingebaut. Es ging weiter – für etwa einen Kilometer.

    Dann fühlte sich der eben noch prall aufgepumpte Hinterreifen wieder schlapp an.

    Nun hieß es abermals, das Hinterrad auszubauen, um zu sehen, warum dieses Luft verlor. Leider erwies sich der eben aufgebrachte Flicken als undicht. Es sah danach aus, dass die Vulkanisierlösung des Flickzeugs zu alt war und nicht mehr funktionierte. Außerdem war das Loch, das die Scherbe geschnitten hatte, ziemlich groß und genau an einer nahtartigen Wulst des Fahrradschlauchs.

    Unweit der Wiese, auf der ich mich zwecks erneuter Fahrradreparatur niedergelassen hatte, standen ein paar Häuser.

    Vielleicht hatte einer der Bewohner Fahrradflickzeug, welches nicht so alt wie meines war?

    Einen Versuch war es zumindest wert.

    Zum Glück war in einem der Häuser jemand zu Hause und die nette Familie hatte sogar Flickzeug für mich. Als ich erfuhr, dass meine Retter selbst Pferde hatten, erzählte ich ihnen von meinem geplanten Wanderritt. Sie waren so begeistert, dass sie mich spontan zu einem verspäteten Mittagessen einluden.

    So konnte der neue Flicken, den ich nach dem Entfernen des »alten« mit frischer Lösung aufgebracht hatte, eine knappe Stunde trocknen, während ich von meinen Plänen berichten »musste« und mir dabei Spaghetti munden ließ.

    Leider blieb der Schlauch auch nach dieser Trockenzeit undicht.

    Durch den weggeschlossenen Schlüssel und den Platten hatte ich inzwischen viel Zeit verloren und der Abend nahte.

    Daher zögerte ich nicht, als man mir das rettende Angebot machte, mich mit dem Auto nach Bad Bederkesa zu fahren, damit ich dort noch vor Ladenschluss im Fahrradladen einen neuen Schlauch kaufen konnte. Eine gute Stunde später konnte ich mich dann wieder mit gewechseltem Schlauch auf den Weg machen, natürlich nicht, ohne mich ausgiebig bei meinen Rettern bedankt zu haben.

    Nach dem flachen Weideland, durch das ich bis zum Plattfuß gekommen war, führte mich mein Weg durch einige Hügel mit zum Teil sandigen Wegen.

    Der Gedanke, diese Wege in knapp zwei Wochen mit dem Pferd entlangzutraben, bereitete mir große Freude, während ich mich mit dem Fahrrad die Sandwege entlangkämpfte.

    Den Hügeln schloss sich ein sanft zum Fluss Oste hin abfallendes Weideland an.

    Nach dem schwierigen Start und dem Plattfuß hatte ich mir vorgenommen, bis spät in den Abend hinein zu radeln, um noch ein paar Kilometer zu schaffen.

    Als ich endlich die Fähre über den kleinen, aber schiffbaren Fluss erreichte, musste ich jedoch feststellen, dass diese schon für den Rest des Tages den Betrieb eingestellt hatte. Hier war kein Weiterkommen möglich.

    Zur nächsten Brücke zu fahren, hätte einen kilometerweiten Umweg bedeutet. Dieser hätte mich auch weit von meiner zu erkundenden Rittstrecke weggeführt.

    Ich überlegte kurz, ob ich nicht hier in der Nähe der Fähre im Gelände biwakieren sollte, um am nächsten Morgen die Fähre zu nehmen.

    So wie auf meinem späteren Ritt war ich auch schon mit dem Fahrrad nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Schlafsack und Isomatte hatte ich dabei, jedoch kein Zelt.

    Daher hieß es nun, einen geeigneten, blick- und ein wenig witterungsgeschützten Platz zu finden.

    Allerdings versprachen die tief hängenden dunklen Wolken Regen, sodass mir Zweifel kamen, ob eine Nacht unter freiem Himmel wirklich eine gute Idee war.

    Auf der Suche nach einem Schuppen oder Ähnlichem radelte ich unweit der Oste durch das Weideland. Dieses wurde nur durch Gräben und gelegentlich Baumreihen unterbrochen.

    Als es dann schließlich anfing zu regnen, kam mir der Wegweiser zu einer Pension gerade recht. Ich beschloss, Urlaub vom Abenteuer zu machen und diese Nacht in der Pension zu verbringen.

    Dem Wegweiser folgend, führte mich ein Feldweg direkt an das Ufer der Oste.

    »Eine Sackgasse?«, ging es mir durch den Kopf.

    Drüben auf der anderen Seite des Flusses sah ich das Haus Osteblick.

    Dort war an einem Steg ein Kahn festgemacht. Dies schien eine Fähre zu sein. Da, wo der Feldweg in die Oste führte, war an einem Poller eine Kette befestigt, die geradewegs in der Oste verschwand.

    Gab es hier tatsächlich noch eine Fähre, die an der Kette per Muskelkraft über den Fluss gezogen wurde?

    Schließlich fiel mein Blick auf ein Schild mit einer darunter angebrachten teekesselgroßen Glocke. Auf dem Schild standen die Betriebszeiten der Fähre und dass man im Falle des Wunsches einer Überfahrt die Glocke läuten solle.

    Auch hier war ich inzwischen zu spät.

    Ob ich es dennoch einfach versuchen sollte?

    Schließlich nahm ich den an einer Kette hängenden Hammer zu Hand und schlug mit diesem gegen die Glocke.

    Während der Klang der Glocke verhallte, schaute ich ans andere Ufer zum Haus Osteblick.

    Nichts passierte.

    Hielten die sich auch hier genaustens an ihre Betriebszeiten?

    Ich nahm den Hammer ein zweites Mal zur Hand und versetzte der Glocke gleich drei weitere Schläge. Diesmal schlug ich auch kräftiger nach der Glocke.

    Als sich der Hall der Glocke gelegt hatte, sah ich, dass ich diesmal mehr Erfolg hatte.

    Drüben war eine Frau aus dem Haus gekommen und stand nun auf dem Steg.

    »Wollen Sie rüberkommen?«, rief sie mir zu.

    Ich antwortete ihr, dass ich ein Quartier für die Nacht suchen würde, worauf sie mir zurückrief, dass ich einen Moment warten sollte.

    Kurz nachdem sie wieder im Haus verschwunden war, kam ein älterer Mann zum Steg und setzte sich dort in ein Ruderboot, um mit diesem zu mir ans diesseitige Ufer zu rudern.

    Beim Erreichen des Ufers lief das Ruderboot knirschend auf Grund. Der Mann forderte mich auf einzusteigen. Um mein Fahrrad an Bord hieven zu können und selber einzusteigen, musste ich bis zu den Knöcheln ins Wasser waten.

    Die kleine Seilfähre, die hier sonst verkehrte, hatte eine Rampe, mit der sie den letzten Meter zum Ufer überbrücken konnte. Allerdings war sie zum Feierabend so festgemacht worden, dass sie nun bei Ebbe auf Grund lag. Durch die Nähe zur Elbmündung ist der Wasserstand der Oste gezeitenabhängig.

    Drüben angekommen, gestaltete sich das Anlanden des Fahrrades als nicht ganz so einfach, musste ich es doch aus dem wackeligen Boot hinauf auf den Steg heben. Aber als Belohnung dafür gab es im Restaurant leckeren Fisch und anschließend ein trockenes, warmes Zimmer für die Nacht.

    Für den kompletten Weg zurück benötigte ich drei weitere Tage, wobei ich das eine Mal in einem Heuhotel und das andere Mal in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz übernachtete.

    Der kräftezehrendste Teil war ein hügeliger Sandweg im Wald. Auf diesem fuhren gelegentlich Panzerhaubitzen der Bundeswehr, um von Feuerstellungen außerhalb des Truppenübungsplatzes bei Munster in diesen hineinzuschießen. Der Sandboden war von den schweren Kettenfahrzeugen durchgewühlt und grundlos. Auch die dicken Reifen meines Mountainbikes sackten hier ein. An einigen Steigungen kam ich irgendwann auch mit den Berggängen des Mountainbikes nicht mehr weiter. Ich kam nur noch im Schritttempo vorwärts, das Hinterrad drehte immer wieder durch und ich hatte Probleme, die Balance zu halten. Schlussendlich blieb mir nichts anderes über, als abzusteigen und berghoch zu schieben.

    Den kompletten letzten Tag musste ich im Regen radeln, der mich trotz Funktionsjacke so durchweichte, dass sogar mein Outdoor-Handy den Tod durch Ertrinken starb.

    Aufbruch

    Den Traum, mit meinem Fjordpferd Lasse zur Nordseeinsel Neuwerk zu reiten, träumte ich schon seit Jahren.

    Die Ausrüstung dafür hatte ich so nach und nach zusammengekauft. Einiges war schon bei den Ritten mit Trossfahrzeug eingesetzt worden, wie zum Beispiel das mobile Weidezaunset. Andere Dinge, wie die wasserdichten Pferdepacktaschen der Firma Ortlieb, lagen seit Jahren ungenutzt bei mir im Keller.

    In diesen Jahren hatte ich immer

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