Ich war schon da: Eine Radtour von Deutschland nach Indien und die Weiterreise durch Nepal bis Bali, 1972 bis 1973
Von Willi Frank
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Über dieses E-Book
Eine Radtour von Deutschland nach Indien und die Weiterreise durch Nepal bis Bali, 1972 bis 1973
In diesem Buch erzählt Willi Frank über seine
abenteuerliche Fahrradtour von Deutschland nach Indien.
Weiter auf Trekking-Touren in Nepal, im Gebiet vom
Everest - und Annapurna. Danach als Backpacker quer durch Asien.
Gesamtstrecke der Reise 38.000km, davon 8000km mit dem Fahrrad sowie 30.000km mit Bus, Zug, Flugzeug und Schiff.
Bedingt durch die heutige politische Lage, sind einige der bereisten Länder, nicht mehr in gleicher Art zu erleben.
Das macht diese Reise und die Erzählungen von Willi Frank über Begegnungen und seine Eindrücke so einzigartig.
Mit 97 Fotografien.
Willi Frank
Der Autor Willi Frank wurde 1939 in Heppenheim a.d.Bergstr geboren.Seine Kindheit war geprägt von der Nachkriegszeit mit all ihren Entbehrungen.Bei den St.Georgs Pfadfindern lernte er das Leben in der Natur kennen und lieben.Das war für Ihn auch der Grundstein für die späteren ausgedehnte Radtouren, Bergbesteigungen, Reisen und Abenteuer. Auch den Segelsport fand er faszinierend.In den USA kaufte er einen 2 Mast Gaffel-Schoner und überquerte damit mit einigen Freunden den Atlantik. Beruflich war er als Chemieanlagen-Planer in Europa unterwegs. Seit 1978 ist Willi Frank verheiratet und Vater eines Sohnes.
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Buchvorschau
Ich war schon da - Willi Frank
Everest
Gedanken am Anfang
Was hat mich damals 1972 als junger Mann dazu bewegt, sich auf das Wagnis einzulassen, alleine mit dem Fahrrad 8000 km bis Indien zu radeln, sechs Wochen zu Fuß durch Nepal zu trekken, anschließend mit allen möglichen Verkehrsmitteln 15000 km durch Asien zu reisen und nach über 10 Monaten von Moskau wieder nach Hause zu fliegen?
Es ist eine unerklärliche Sehnsucht, die wohl jeder Mensch in sich trägt. Viele, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, finden nicht den Mut oder die Gelegenheit diese Sehnsucht zu stillen. Für mich war klar: Jetzt mit 32 Jahren ist die Zeit gekommen, fasse allen Mut zusammen und tue das was du schon lange mit dir trägst
. In meiner Heimatstadt Heppenheim a. d. Bergstraße ging ich schon als Zwölfjähriger mit den St. Georgs Pfadfindern auf Fahrt. Es war Nachkriegszeit in Deutschland und in den fünfziger Jahren war wenig Geld vorhanden. So fuhr ich mit geliehenem Fahrrad mit meinen Freunden zum Zelten in den Odenwald und Schwarzwald. Wir waren eine tolle Gruppe, hatten viel Spaß und brauchten nicht viel, um glücklich zu sein. Nach der Schule machte ich eine Ausbildung zum Mechaniker. Dabei verdiente ich in der Woche 20 DM und sparte jede übrige Mark für ein eigenes Fahrrad. Mit 17 Jahren war es dann so weit, endlich das lang ersehnte eigene Rad. Jetzt wurde nicht mehr gelaufen, sondern nur noch geradelt. Ob nun täglich zur Arbeit oder in der Freizeit, immer saß ich im Sattel meines geliebten Sportrades. Aus der gemeinsamen Pfadfinderzeit kannte ich Hans, wir waren gute Freunde und hatten die gleichen Interessen. So gingen wir beide über einige Jahre mit Zelt und Rad „auf Fahrt", wie wir es nannten. Das Tourengebiet waren die Alpen, die wir kreuz und quer bereisten. Dabei überquerten wir fast alle Alpenpässe, vom Großglockner bis zum Stilfser-Joch, vom St. Bernhard bis zum Col-de-Iseran, bereisten die Mittelmeerküste und Dolomiten. Bedingt durch die einfache Dreigang-Schaltung und das viele Gepäck, haben wir die Pässe, die zum großen Teil noch Naturstraße waren, zu Fuß überquert. Es war eine wunderbare abenteuerliche Zeit in großer Freiheit mit geringen Kosten, denn viel Geld hatten wir nicht zur Verfügung.
Nach einigen Jahren, in dieser Zeit hatte ich ein Studium zum Techniker abgeschlossen, zog es mich nach München. Ein idealer Standort um dem zweiten Hobby, dem Bergsteigen nachzugehen. So machte ich zahlreiche Bergtouren, die mich bis zum höchsten Berg Europas, dem Mont Blanc, führten. Auch hier war Hans mein zuverlässiger Begleiter. Mittlerweile war ich 30 Jahre alt, die Frau fürs Leben hatte ich noch nicht gefunden, also war der Zeitpunkt gekommen, mir einen großen Wunsch zu erfüllen. Ich wollte dem höchsten Berg der Erde, dem Mount Everest, so nahe wie möglich kommen. Da kam mir die Idee: Du machst es wie immer, reise mit dem Fahrrad
. Also verbinde ich die Bergbegeisterung mit der Fahrradleidenschaft und schon ist die Idee einer Reise mit dem Rad nach Nepal geboren. Nur diesmal ohne Hans, er wollte seine Arbeit nicht aufgeben. Das war natürlich die Voraussetzung, ich musste meine Arbeit kündigen. Die wenigsten Kollegen und Freunde in meinem Umfeld machten mir Mut zu diesem Schritt, aber die Entscheidung habe ich bereits getroffen, ich steige für einige Zeit aus. Als Vorbereitung für die Reise durch viele Länder besuche ich für drei Monate in London eine Sprachschule. Aus unzähligen Reiseberichten, die ich verschlang, wusste ich, ohne gute Englischkenntnisse brauchst du gar nicht erst loszuziehen. Wieder in Deutschland zurück, kaufe ich ein Sport Rad mit einer 18 Gang Kettenschaltung, Rennlenker und Sportfelgen. Das beste Material was es 1972 für meinen Geldbeutel gab. Zwei Gepäckkisten aus Alu-Blech ließ ich mir anfertigen, da ich keine passenden Satteltaschen fand. Ich kaufe ein kleines Biwak-Zelt, an der Luftmatratze schneide ich das Kopfteil ab, um Gewicht zu sparen. Viele andere Dinge, die ich aus meiner Erfahrung für wichtig halte, kommen noch ins Gepäck. Dann Reiseunterlagen sowie Travellerschecks besorgt und schon konnte es losgehen. Aber vor einer Reise kommt der Abschied von lieben Menschen. Das ist mit am schwersten an dem ganzen Unternehmen. So nehme ich alle guten Wünsche mit ins Gepäck und begebe mich auf die Reise. Das erste Teilstück fahre ich mit dem Zug, da ich schnell in mir unbekannte Länder kommen will und auch einen größeren Abstand zwischen meine Heimat bringen möchte.
Jugoslawien 6. August 1972
Am 6. August 1972 sitze ich zum ersten Mal im Sattel meines Sportrades. Von München kommend bin ich mit dem Zug bis Laibach in Jugoslawien gefahren. Nach dem Abschied erst einmal unterwegs ging alles ganz locker. In Laibach muss ich übernachten, da das Rad noch nicht angekommen ist. Ich gehe am nächsten Morgen zur Gepäckausgabe und welche Freude, das Rad ist da. Also das Gepäck aufladen und um 10 Uhr starte ich jetzt zu meiner Tour. Fahre an diesem ersten Tag bis Rijeka eine Distanz von etwa 125 km. Die Strecke ist sehr schön und es geht über zwei leichte Pässe bis zum Zeltplatz hinter Rijeka. Bin über meine Kondition sehr zufrieden und mit dieser Erkenntnis schlüpfe ich um 8.00 Uhr in meinen Schlafsack. Am nächsten Morgen 7.00 Uhr Aufstehen und eine Stunde später Abfahrt.
Habe ein gutes System gefunden, um das Gepäck zu verstauen, so bin ich morgens schnell reisefertig und verliere nicht viel Zeit. Es ist so heiß, dass ich bei der Abfahrt schon total durchgeschwitzt bin. Die Weiterfahrt ist sehr mühsam, mehr bergauf als bergab und eine mörderische Hitze. Um 11.00 Uhr bin ich total fertig und spüre Anzeichen einer Hitzeschädigung. So fahre ich bis 20 km vor Senj auf einen Campingplatz, um mich zu erholen.
Der nächste Tag beginnt für mich um 6.00 Uhr, um 7.30 Uhr sitze ich schon im Sattel. Es geht ganz gut voran bis mein Gepäck furchtbar scheppert, denn der Gepäckträger ist lose. Also repariere ich so gut es geht und fahre weiter über einen großen Pass bis zu meinem nächsten Nachtlager.
Heute bin ich bis Zadar gekommen, das waren 95 km z.T. durch ein Gebirge mit schönen Eindrücken. Sehr viele Bauern mit Eselswagen, an einem Wirtshaus wird ein ganzes Lamm am Spieß gebraten. Kinder am Weg verkaufen Feigen und winken mir lachend zu. Überhaupt bekomme ich schon viel Aufmerksamkeit bei den Touristen und Einheimischen. Die Einen wollen wissen, woher ich komme, die Anderen staunen mit offenem Mund. Besonders bei der Jugend mache ich großen Eindruck und werde bei jedem Halt sofort umringt und ausgefragt.
So fahre ich weiter in Richtung Dubrovnik, immer öfters muss ich den Hinterreifen flicken. Bei der Suche nach einem Zeltplatz stürze ich mit dem Rad eine Mauer hinunter. Verletze mich am Bein und muss das verbogene Hinterrad wieder richten.
Aus meiner Touren Erfahrung habe ich das notwendige Werkzeug, Ersatzteile und Schrauben im Gepäck. Es ist immer noch sehr heiß und oft geht es durchs Gebirge, sodass ich teilweise laufen muss. Meine Verfassung ist jetzt sehr gut, so bin ich zufrieden und komme gut voran. Schaue mir Dubrovnik mit den vielen kleinen Gassen an und lasse es mir auf einem Campingplatz gut gehen.
Am 16. August geht es weiter durch eine immer wildere Gegend. Habe schon wieder Probleme mit dem Hinterrad. Das Gepäck ist einfach zu schwer. Das Ventil reißt aus, deshalb muss ich einen neuen Schlauch einziehen. Bei einer Straßenkreuzung fährt mich ein Auto an. Elegant hechte ich über den Lenker und bleibe so auf den Beinen. Außer einer Schürfwunde am rechten Bein bin ich ok. Aber das Rad hat wieder einen Achter und das Gepäck ist beschädigt. Als Entschädigung bietet mir der Fahrer 10 Dinar (2 DM) an, auf die ich großzügig verzichte. Also Reparatur am Straßenrand und schon geht’s weiter nach Titograd.
Da Albanien für mich gesperrt ist, bin ich gezwungen, meine Reise durch das Gebirge, im Landesinnern fortzusetzen. Tiefe, enge Schluchten, steile Bergpässe, wunderschön in diesem Gebiet zu reisen. Es ist jetzt angenehm kühl, doch Gewitter drohen. Wie ich so stehe und die schwarzen Wolken ansehe, mir dabei überlege was mach ich jetzt, hält ein Lastwagen und bietet mir an mitzufahren. Also das Rad aufladen und einsteigen. Die Fahrer sind Jugoslawen, die Unterhaltung ist nur mit den Händen und Füssen möglich.
Das Gewitter ist so heftig, dass wir teilweise anhalten müssen. Geröll und Schlamm auf der Straße macht ein vorsichtiges Fahren nötig. Es war eine gute Idee, das Angebot der Beiden anzunehmen. Nach überstandenem Unwetter halten wir an, um etwas zu essen. Die beiden Fahrer teilen mit mir Brot, Thunfisch-Salat und zwei Äpfel. Herzlich verabschiede ich mich, diese Gastfreundschaft hat mir gut getan.
Heute gönne ich mir ein gutes Hotel mit feinem Essen auf einer Terrasse mit Tanzmusik. Wieder unterwegs mache ich am Straßenrand einen Service am Rad, eingekreist von der Dorfjugend. Anschließend komme ich in das Dorf, hier findet gerade ein Markt statt. Das ist für mich ein neues, unbekanntes Erlebnis. Viele Bauern mit Pferd und Wagen, abenteuerliche Gestalten in langen Gewändern, Feldfrüchte, Gewürze und eine Moschee, sind neue Eindrücke für mich.
Auf der Weiterfahrt höre ich plötzlich fremde Musik, gespielt mit Flöte und Trommel. Tanzende Männer bilden einen Kreis. Schon werde ich angesprochen: woher, wohin? Es ist erstaunlich wie viel man mit der Zeichensprache erzählen kann. Ein junger Mann