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Vom Erinnern, Träumen und Nachdenken: Ein Setzkasten in Buchform
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eBook263 Seiten2 Stunden

Vom Erinnern, Träumen und Nachdenken: Ein Setzkasten in Buchform

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Über dieses E-Book

Ein Schatzkästchen öffnet sich: Kunterbunt wie ein intellektueller und künstlerischer Farbtopf. Gut gefüllt mit Ansichten, Theorien und Gedanken rund um das Thema Erinnerung. Aus philosophischer, künstlerischer und linguistischer Perspektive werden sie peu à peu aus einem sehr persönlichen Setzkasten geholt, von mehreren Seiten beleuchtet und gegebenenfalls wieder hineingestellt, aber vielleicht an ganz anderer Stelle…
Die Autorin und Schöpferin der Buchreihe "Die Philosophen kommen" denkt, forscht, fühlt und tauscht sich in bewährter Weise mit verschiedenen Experten zum Thema Erinnerung aus.
Wer sich darauf einlässt, mag vielleicht einiges darin entdecken, was ihn auch an etwas erinnern könnte: An sich selbst.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Apr. 2019
ISBN9783748260677
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    Buchvorschau

    Vom Erinnern, Träumen und Nachdenken - Marion Fugléwicz-Bren

    Paraphernalia⁶ – Farbenspiele der Erinnerung

    „Wenn man philosophiert, muss man in das uranfangliche Chaos hinabsteigen und sich dort zu Hause fühlen."

    Ludwig Wittgenstein

    Farbenspiele der Erinnerung

    Es gibt Kindheitserlebnisse, Tage, Situationen, die man nie vergisst. Manche verheißen wunderbare Sehnsüchte.

    Wir sind, wer wir sind, durch unsere Erinnerung.

    Und „Philosophie …, so sagte der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann einmal, „… ist eine der schönsten Formen dieser Erinnerung und damit auch der Selbstvergewisserung des Menschen.

    Neugier hatte in meinem Leben von frühester Kindheit an immer eine zentrale Rolle gespielt. Meine ausschweifende Phantasie tat wohl ein Übriges. Daher war meine Selbstvergewisserung jahrzehntelang zumeist aufregend dramatisch, fesselnd – oft atemberaubend.

    Die beseelte Leidenschaft, die ich auch in meinem Beruf perfekt nützen konnte, rundete die Story meiner frühen Jahre – rund um ideelle Werte und einer hingebungsvollen Liebe zur Kreatur – perfekt ab.

    Ich erfreue mich heute gerne an den schönen Erinnerungen, den herzerfrischenden, die vielleicht auch teilweise schon verklärt sein mögen. An Bildern, Gedanken, Düften und Klängen.

    Sie können eine wohlig berauschende Wirkung haben, wenn man das lebensbejahende Fluidum zulässt. Das erfreuliche, vertrauenserweckende, wohlgemerkt. Zukunftsorientiert, verheißungsvoll, hoffnungsfroh.

    Der therapeutische Effekt bedarf keiner Kranken- oder sonstigen Versicherung.

    Auch Geschmack spielt eine Rolle … Gummischlangen oder Eiskonfekt bleiben etwa unvergessen. Oder die Sensationslust des ersten Kusses.

    Viele der schwärmerischen Empfindungen haben – zumindest bei mir – mit Wasser zu tun. Mit Sonne, Sommer und dem zauberhaften Glücksgefühl niemals enden wollender Ferien.

    Fernweh, Wunschträume und Wissbegierde vermochten bei mir schon immer Hochstimmungen auszulösen … Sehnsuchtsorte waren dabei nicht immer real, Perspektiven meist ungewöhnlich.

    Meine Oasen des Alltags waren immer Traum- und Fluchtorte. Der Inbegriff von Freiheit und unendlicher Weite. Trunken von Poesie. Und voller Geheimnisse – wie in Büchern oder auch am Wasser. Nicht selten konnte es passieren, dass man sinnierend am See, Fluss oder Meer saß und erst Stunden später realisierte, dass inzwischen eine Menge Zeit vergangen war. Aber was bedeutete schon Zeit.

    Und wenn man die Augen schloss, dann kamen sie.

    Die Bilder. Herausgezoomt aus einem Setzkasten der Erinnerung. Verkleidet in Samt- und Seidenstoffe der Gefühle. Die Rätsel der Vergangenheit. Die leisen Töne. Die sanften Melodien. Und die wilden. Manche erzählen von der ersten Liebe, den ersten – bis dahin gänzlich unbekannten –Gemütsbewegungen. Viele sind wunderbar und schmecken nach Sonnenschein und Hochgefühl. Andere sind schmerzvoll und können, wenn sie bearbeitet sind, gerne vergessen werden.

    Wichtig ist das Auftauchen der kleinen Glücksmomente.

    Der Tanz auf den Wellen.

    Die Melodie, die der Liebe Nahrung ist.

    Das Flackern der Lichtreflexe in der Sonne.

    Die Inspirationen aus dem Gestern für das Heute und Morgen.

    My echo, My shadow and Me

    (Original: The Ink Spots⁷)

    Hier war ein Songtext vorgesehen.

    Und auch hier darf ich diesen Text nicht abdrucken. Ich darf ihn übrigens auch nicht übersetzen.

    Vielleicht darf ich zumindest sagen:

    Es geht um drei Entitäten, die in einer gemeinsamen Erinnerung leben: Mein Echo, mein Schatten und ich.

    Und auch an dieser Stelle kann ich Sie nur einladen, den Text zu googeln. Sie finden ihn mehrfach im Web.

    „Ich schließe meine Augen, um zu sehen"

    Paul Gauguin

    Lebens-Puzzle im Schnell-Durchlauf

    Jeder kennt das. Also jeder, der wenigstens einmal übersiedelt ist – oder zumindest ab und zu seinen Kram aufzuräumen gezwungen ist, sei es, weil die Eltern sonst schimpfen oder weil er ein gewisses Alter erreicht hat, das ihn oder sie zwingt, seinen Krimskrams einfach mal (neu) zu ordnen.

    Ich habe dem Thema anlässlich einer solchen Übersiedlungs-Räum-Aktion in meinem letzten Buch ein Gedicht gewidmet⁸.

    den wald vor lauter bäumen nicht oder als ich noch wichtig war

    headline

    erster zweispalter

    artikel

    report

    visitkarte

    visitkarte

    visitkarte

    ausweis

    abzeichen

    schildchen

    ansteckkärtchen

    conference badge

    visitkarte

    neue coverstory

    schwerpunkt-thema

    zeitungsartikel

    radiobeitrag

    vorige titelstory

    fachbeilage

    schachtel voller conference badges

    visitkarte

    rezension

    erstes, zweites, drittes buch

    noch eine schachtel voller conference badges

    abzeichen

    reportage

    essays

    plakette

    artikel

    glossen

    features

    poems

    und?

    „Die Dichter sind gegen ihre Erlebnisse schamlos: Sie beuten sie aus."

    Friedrich Nietzsche

    Nun, soweit, so gut. Ich schließe also – frei nach Paul Gauguin – die Augen, um zu sehen, und visualisiere:

    Mein Kinderzimmer voller Schätze. Dieser eigentümliche Geruch von viel Papier, Büchern und allerlei Heftchen in meinem Kinderzimmer, dazu mischt sich ein zarter süßlicher Duft von Bazooka-Kaugummi. Das war der, der so herrliche klebrige Blasen machen konnte und dessen Verpackung kleine bunte Comic-Zettelchen auf Glanzpapier enthielt.

    Mein dunkelgelber geliebter Koffer-Plattenspieler. Er war tragbar und das war damals sehr besonders. Daneben einige Vinyl-Schallplattenständer aus dickem buntem und scheinbar unzerstörbarem Plastik, in die einige Platten brav und nach Genre geordnet eingeschlichtet sind. Daneben freilich liegen die allzu oft gespielten Lieblingsplatten, offen auf einem oder mehreren kleinen Stößen. Es ist der größte Teil meiner wertvollen Schallplattensammlung – heiß begehrt von sämtlichen halbwüchsigen Freunden auf allen Partys. Ich verborgte Platten nicht gern. Man bekam sie dann meist – wenn überhaupt – zerkratzt oder verklebt zurück, im schlimmsten Fall mit Eselsohren in den geliebten Plattencovers, die ja nicht selten ein Mitgrund für den Plattenkauf gewesen waren.

    Kaleidoskope in allen Größen, Formen und Farben. Ich liebe sie – übrigens auch noch heute – und konnte damals nicht genügend von ihnen besitzen.

    Und hier, links hinten in der Ecke, hier sitzen sie. Die älteren von ihnen stehen oder sitzen artig aufgereiht nebeneinander am Tischchen, weil die Knie der damaligen Modelle noch nicht biegsam waren. Ihre Mode verrät mein Alter.

    Die geliebten Barbie-Puppen. Teilweise etwas zerrauft vom vielen An- und Aus- und Umziehen. Neben ihnen zwei große bunte Koffer voller wunderbarer Kleider, Schuhe und diverser Accessoires; sogar ein Telefon war dabei, damals ein absolutes Wunschobjekt für – vornehmlich weibliche – Teenager.

    Regale und (teils kostbare) Schachteln voller Tagebücher und allerhand Krimskrams, der mir damals sehr wichtig war. Aus Gründen, die ich zumeist noch sehr genau im Kopf habe. Die meisten Gegenstände kenne ich gut, manche sind mir lieb und vertraut, andere haben ihre Attraktion für mich gänzlich verloren.

    Seifenblasenfläschchen. Bunte Kugeln. Ein alter Abakus (Rechenbrett) aus schwarzem Ebenholz, den ich mir bei einem meiner unzähligen Besuche am Flohmarkt erstand.

    Der Duft von Sandelholz und Patchouli dringt mir in die Nase und ich muss lächeln über meine frühere Vorliebe für diese Räucherstäbchen. Heute ziehe ich etwas feinere, zartere Düfte vor.

    Ich tauche wieder ein und suche weiter.

    Auf dem großen hellen Schreibtisch vor dem Fenster liegt ein kleines graues Plastik-Kästchen mit Gucklöchern, das sich View Master nannte, mit dem man stereoskopische Bilder betrachten konnte, die als Dias auf einer Pappscheibe aufgebracht waren – es war eine Art Virtual Reality Brille der 1970er und 80er Jahre. Landschaften, Tier- und Reisebilder zogen an einem vorbei und man konnte, ganz für sich, ungestört und wenn man wollte halbe Nachmittage lang die dreidimensionalen Welten betrachten.

    Möglicherweise hat dieses Gerät meine spätere Vorliebe für virtuelle Räume, Virtual Reality und das gesamte Themenumfeld, in dem ich jahrelang schreiberisch und real auf Konferenzen unterwegs war, beeinflusst.

    Hier noch einige ältere, jüngere und zeitlose Erinnerungen aus meinem virtuellen Setzkasten:

    Pippi Langstrumpf, die anarchisch Fröhliche, die ultimative Selbstbestimmtheit.

    Ella Fitzgerald, Oscar Peterson, Nat King Cole, und einige andere Jazzmusiker, deren Musik ich von Kindheit an liebte.

    Der Schimmelreiter, eine Novelle, die ich in der Bibliothek meiner Eltern entdeckte, irgendwann knapp bevor ich ins Gymnasium kam, und deren Stimmung und Sprache mich zutiefst berührte.

    Claude Monet, in dessen Blautöne ich mich so verliebte, dass mir die Tränen kamen, als ich mir bei meinem ersten – beruflich motivierten – Paris-Besuch in meinen späten Zwanzigern einen verbotenen Halbtag im Musée de l´Orangerie stahl.

    Plato, auf den ich eigentlich böse war, als ich mit 17 erfuhr, dass er meine geniale „Scheintheorie, die ich ausführlich und bis ins kleinste Detail geträumt hatte, schon 2500 Jahre zuvor erfunden hatte und sie frech „Höhlengleichnis nannte.

    Tonio Kröger, mein einsamer, zerrissener Romanliebling aus Thomas Manns zauberhafter Erzählung.

    Der Song „For All We Know", den ich schon immer so gemocht hatte und den ich dann als erwachsene Frau zu einer Jazzbegleitung für meine Mutter aufnahm, als sie mir – plötzlich sehr bewegt – erzählte, dass dies der einzige Song gewesen sei, bei dem ich als Säugling glücklich lächelnd einschlief, sobald sie die 45-er Platte auf ihrem alten kleinen Plattenspieler aufgelegt hatte … ich hatte davon freilich keine Ahnung gehabt, als ich das Lied für sie sang.

    For all we know⁹

    Hier war der Songtext vorgesehen.¹⁰

    Auch an dieser Stelle kann ich Sie nur einladen, den Text zu googeln. Sie finden ihn mehrfach im Web.

    Und – wenn Sie Jazz mögen – gönnen Sie sich außerdem den Genuss, sich den Song auch anzuhören.

    An diesen Songtext heftet sich wie ein Bazooka Kaugummi der Begriff „Unwiederbringlich aus dem Roman von Theodor Fontane. Dazu ein unliniertes Schulheft; die linierten hatte ich von Beginn an verweigert, weil sie eine bestimmte Form, Größe, Schrift – und de facto Systemunterwerfung erzwingen wollten, was mir schon als Kind grundsätzlich widerstrebte. Mit hartnäckiger Konsequenz habe ich – aus demselben Grund – durch meine gesamte berufliche Laufbahn hindurch zu vermeiden versucht, die Tabellenkalkulations-Software „Excel zu verwenden, durch die ich mich immer persönlich eingeengt fühlte.

    Paul Watzlawick, dessen Band „Wie wirklich ist die Wirklichkeit" ich mit 21 verschlang und nächtelang mit einem meiner damaligen Verehrer diskutierte, der übrigens nicht annähernd so beständig in meinem Leben verblieb wie später gelesene Watzlawick-Bände …

    Ich öffne die Augen.

    Fühle mich irgendwie benommen.

    Kurzes Orientieren …

    draußen scheint die Sonne.

    Tief einatmen.

    Augen zu.

    Wieder zurück zum Damals.

    Nochmals tief atmen. Bis der Patchouli-Duft wieder da ist. Eintauchen. Da ist er wieder, der Setzkasten. Film ab.

    Ein kleines Liebesbriefchen mit Herz. Eine leise Ahnung, von wem. Kurzes Lächeln. Weiter. Zurück in der Zeit. „Rewind". Am alten Cassettenrecorder. Die bunten Cassetten waren besonders begehrt.

    Zurück. Durch Jahrzehnte von Ö3-Charts, Schulnoten und Schottenröcken.

    Die Beatles, mit denen ich meine Großmutter sehr verärgerte, als ich in der zweiten Volksschulklasse ihr schönes Geschenk, einen wunderschönen, gebundenen Morgenstern-Band gegen die Single „Yellow Submarine" eintauschte.

    Die oberste Schublade meines Schreibtisches war speziell meinen akribisch gesammelten und säuberlich geordneten Füllfedern, verschiedenfarbigen Tinten, Bleistiften und Buntstiften gewidmet. Wie beglückend waren Besuche im „Papiergeschäft". Dort roch es so wundervoll eigentümlich nach Papier und den verschiedensten Drucksorten. In meiner Kindheit gab es duftende Radiergummis, für die ich brannte. Und was gar bedeutete in späteren Jahren der Besitz eines Filofax-Kalenders aus feinstem Leder! Er enthielt (beinahe) alles, was wichtig war – hätte man mit ihm auch noch telefonieren und korrespondieren können, er wäre kaum weniger perfekt gewesen als heutige Smartphones. Und dabei um vieles sinnlicher.

    Tiefer Atemzug.

    Der Blick hinter den geschlossenen Augen schweift weiter durch die Erinnerungs-Schubladen.

    Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. Der große Immanuel Kant, von dem ich als Kind bereits hörte, er wäre – vor allem ob seiner ethischen Ansprüche – der Lieblingsphilosoph der Familie gewesen.

    Till Brönners tiefenentspannte Jazztrompete.

    Friedrich Nietzsches Ewige Wiederkehr des Gleichen.

    Die schneidende Aggressivität von Miles Davis und zugleich seine tiefe Traurigkeit.

    Hermann Hesse – so gut wie alle seine Bücher.

    Chet Bakers Melancholie.

    Thomas Mann – fast alles.

    Stefan Zweig – besonders der Brief einer Unbekannten, aber auch alles andere.

    Ludwig Wittgenstein – freilich an der Uni – und dort nicht nur der Tractatus logico philosophicus.

    Oscar Peterson, sogar persönlich im Volksschulalter im Wiener Konzerthaus mit meinen Eltern. Ich im roten Samtkleidchen mit weißem Spitzenkragen.

    Poetry Slam, leider nur sehr selten, zumeist in der Nacht im staatlichen deutschen Kulturfernsehen.

    Der unvergleichliche Rainer Maria Rilke, einfach alles.

    Harry und Sally, über deren Frage der Freundschaft zwischen Mann und Frau ich jahrelang nachdachte.

    Lou Salomé, die es vermochte, Nietzsche, Rilke und Freud zu verzaubern.

    Goethes Faust. Klar. Wer immer strebend sich bemüht … und der ewige Kampf von Gut und Böse.

    Stöße von Donald Duck Sammelbänden aus der Reihe „Lustiges Taschenbuch". Auch ein paar Micky Maus Hefte. Wobei ich den traurigen Alltagshelden Donald dem strahlenden Micky immer vorzog – schien er doch das Leid der Welt auf seinen Schultern zu tragen und meisterte das Leben dabei doch täglich aufs Neue.

    Diese optimistische Grundhaltung gefiel mir immer gut – und er appellierte schon in meinem frühen Kindesalter an meinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und mein Helfersyndrom … Vielleicht hätte Donald mit einer Pippi Langstrumpf als Frau an seiner Seite ja tatsächlich vermocht, die Welt aus den Angeln zu heben. Und – wie sagte schon Nietzsche in seiner „Morgenröte"? „Wir müssen die Dinge lustiger nehmen, als sie es verdienen, zumal wir sie lange Zeit ernster genommen haben, als sie es verdienen".

    Trotz meines Hangs zur Melancholie war mir das Lachen immer wichtig. Das augenzwinkernde, wohlgemerkt.

    Dazu meldet sich aus dem hinteren linken Regal der wunderbar polemische, kluge und streitbare Slavoj Zizek aus der Jetzt-Zeit und winkt mir mit mahnender Geste zu.

    Ich winke zurück und versenke mich wieder.

    Das Kino um die Ecke, mit dem Zuckerlgeschäft, in dem man für fünf Schillinge schon einen großen Papiersack mit Gummischlangen und Eiskonfekt bekam und wo mich Lindgren- und Disney-Verfilmungen – und ein paar Jahre später die stahlblauen Augen von Terence Hill und die Eleganz von Alain Delon faszinierten.

    Das Geheimnis hinter meinen geliebten venezianischen Masken.

    Und – Erich Fried! Es ist, was es ist.

    Und natürlich nicht nur das. Frieds Gedichte können auf eine

    Weise glücklich machen, die nur Poesie zu vermitteln vermag.

    Tschill tschill mein möhliges Krieb

    Draußen schwirrt höhliges Stieb

    Elefanten und Gottheiten aus Alabaster und Ebenholz, zumeist aus Indien oder Indonesien, stehen geduldig zwischen antiquarischen Büchern. Auch

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