Beruf: Pompfüneberer: Meine Jahre als Bestatter
Von Johann Strasser
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Über dieses E-Book
Betrachtung der Riten der Weltreligionen und das Verhältnis der Durchschnittsbürger zum Tod.
Persönliche Erlebnisse und Beispiele aus der Praxis des Autors als Bestatter.
Fakten, Preisgestaltung und Zahlen.
Johann Strasser
Helmut Schmidinger, Jahrgang 1944, lebt in Linz, Oberösterreich. Von1985 bis zur Pensionierung selbständiger Gartengestalter, davor in verschiedensten Berufen, hauptsächlich aber in der Innenarchitektur tätig. Als stets aktiver Mensch hielt ich es bis zu meinem Letztberuf im Grünen nirgends allzulange aus. Ausgenommen im Chorsingen. So waren unter anderem auch Autorennen einer meiner Leidenschaften. Ebenso bin ich Freund von Reptilien, die ich auf jedem Kontinent mit Ausnahme von Australien suchte. Jahrelang besaß ich Terrarien. Die Besiedelung und Geschichte Nordamerikas bis in das zwanzigste Jahrhundert war für mich schon immer interessant. Ebenso gehören Fotosafaris in Afrikas Nationalparks in den Mittelpunkt meiner Reisen. Schon als kleiner Bub war ich eine Leseratte, und das ist bis heute so geblieben. Nach meiner Pensionierung ließen mich acht Jahre auf einer kleinen Insel im Atlantik ruhiger werden, ich entdeckte das Schreiben. Und - ich bin Verfechter des österreichischen Dialekts. Das Pseudonym, unter dem ich schreibe, ist der Name meines Großvaters, der mir vor allem Musik, zeichnen und die Natur näherbrachte.
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Buchvorschau
Beruf - Johann Strasser
EINE KURZE BETRACHTUNG
VERSCHIEDENER
BESTATTUNGSFORMEN
Jede der fünf Weltreligionen pflegt einen sehr unterschiedlichen Umgang mit dem Tod und den Toten.
In unseren Breiten und in der „Zivilisation" wird gestorben und begraben oder verbrannt und dann vielfach so schnell als möglich vergessen. Auch die jährliche Modeschau und der Jahrmarkt der Eitelkeiten zu Allerheiligen sind getrübt. Der neue Pelzmantel, der sonst zu diesem Anlass vorgeführt wurde, fiel den Tierschützern und dem Klimawandel zu Opfer.
Bei den Christen ist sowohl die Erdbestattung, als auch die Urnenbeisetzung, die sich immer mehr im städtischen Bereich durchsetzt, üblich. Der Tote wird gewaschen, angezogen, ein Priester, wenn er beigezogen wird, verleiht die letzte Ölung. Christen glauben auch an die Auferstehung und das ewige Leben. Nach Gebeten im Kreise von Familie und anwesenden Verwandten und Freunden wird der Verstorbene nach angemessener Zeit beerdigt. Mit Parten, per Zeitung oder beidem werden Angehörige und Freunde verständigt, damit diese den Verstorbenen zur letzten Ruhe begleiten können. Bis zu drei Wochen und länger können so die Wartezeiten bis zum Begräbnis im Sarg oder der Urnenbeisetzung dauern. Üblich sind auch Totenmessen am Tag des Begräbnisses. Ob still oder mit großem Aufwand, das bestimmen die Angehörigen oder der Tote, wenn er es vorher bekundete. Am Grab selbst werden dem in die Grube gelegten Sarg noch Blumen oder eine kleine Schaufel voll Erde nachgeworfen. Auf Wunsch ist jederzeit Musikbegleitung möglich. Bei einer Urnenbestattung wird die Urne in eine Mauernische oder die Erde gelegt, mittlerweile sind auch See- oder neuerdings Waldbestattungen möglich. Nach der Bestattung gibt es vielfach noch die sogenannte Zehrung, eine Zusammenkunft in einem Gasthaus für Geladene. Der Name stammt aus der Zeit, wo die Begräbnisteilnehmer zum Teil noch Stunden bis zum Friedhof gehen oder fahren mussten. Als Dank dafür wurden sie von den Hinterbliebenen zu einem Essen eingeladen, der Wegzehrung, die ganz profan die Lebenden und nicht die Toten stärken sollte. Die sind hoffentlich schon, gestärkt durch die heiligen Sakramente, in den Himmel aufgefahren. Bis in die Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts war es üblich, dass ein Trauerjahr eingehalten wurde und bei Eheleuten der Überlebende auch ein Jahr lang schwarze Kleidung trug. In manchen dörflichen Gegenden ist das noch heute der Brauch.
Im Islam gibt es genaue Regeln für die Begleitung beim Sterben. Die Gebete, die rituelle Waschung des Leichnams und die Beerdigung sind im Ablauf festgeschrieben. Der oder die Sterbende soll in ruhiger, respektvoller Weise an das Glaubensbekenntnis erinnert werden, es gibt keine Gottheit außer Allah, Mohammed ist sein Prophet. Der Leichnam einer Frau soll von Frauen, der eines Mannes von Männern gewaschen werden. Anschließend wird er in Leinentücher gewickelt. In diesen Tüchern, also ohne Sarg, soll er ins Grab gelegt werden. Rechtsseitig oder auf dem Rücken liegend geht die Blickrichtung nach Mekka. Die Bestattung soll rasch, möglichst noch am Sterbetag, erfolgen. Achtung vor dem Toten erfordert die Bestattung vor allen anderen Geschäften. Am Grab soll jede Geschäftigkeit unterbleiben, die Totenruhe sowie die Vermeidung von Personenkult haben Vorrang. Grabschmuck und Grabpflege sind verpönt und haben zu unterbleiben. Eine Feuerbestattung ist im Islam nicht zugelassen, der Tote soll „vollständig" vor Gott treten können. Eine dreitägige Trauerzeit ist üblich, hier kommen Freunde, Bekannte und Nachbarn zum gemeinsamen Gebet zusammen. Familienangehörige halten bis zu vierzig Tagen Trauer.
Die auf österreichischen Friedhöfen geltenden Ruhefristen stehen den islamischen Regeln entgegen. Auf islamischen Grabfeldern sollte ausgeschlossen sein, dass je andere Nutzungen stattfinden. Mittlerweile gibt es auch hier muslimische Friedhöfe oder zumindest gesonderte Abteilungen.
Jüdische Bestattung. Da der Tote im Grab bis zur leiblichen Auferstehung am jüngsten Tage ruht, ist Erdbestattung vorgeschrieben. Diese muss möglichst schnell, am besten innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach dem Tode, erfolgen, da die Seele erst dann aus der ewigen Ruhe aufsteigen kann. Mit dem Tod sind alle Juden wieder gleich, die Kleider sind weiß und der Sarg ist außerhalb Israels eine einfache Holzkiste. Um die Gleichheit aller im Tod deutlich zu machen, darf der schlichte Sarg nicht verziert werden. In der heiligen Erde Israels werden die Toten im Leinengewand beigesetzt, außerhalb Israels wird symbolisch eine kleine Menge der heiligen israelischen Erde oder ein Stein aus Israel in Sarg hineingelegt. Weder Musik noch Blumen sind bei der Beerdigung üblich. Gewaschen und bekleidet wird der Tote durch die heilige Bruderschaft, die Chewra Kadischa (*2). Fürdie Begräbnisriten ist ein Minjan (*3) erforderlich. Beim Begräbnis werden Psalmen zitiert und im Gebet die Herrlichkeit Ha Schems (Name Gottes, wie er im Gebet verwendet wird, da er weder geschrieben noch ausgesprochen werden darf) beschworen. Die Trauergäste werfen Erde auf den Sarg, zum Teil ist es noch Tradition, ein Stück Stoff vom schwarzen Trauergewand abzureissen. Männer stehen am Grab, dahinter die Frauen. Die Trauernden treffen sich nach dem üblichen rituellen Händewaschen zum gemeinsamen Essen und es wird laut gebetet und getröstet.
Für die Einhaltung der Vorschriften gibt es gesonderte jüdische Friedhöfe. Wie bei den Islamisten werden Gräber an andere Verstorbene weitergegeben. Auf vielen städtischen Friedhöfen gibt es besondere jüdische Grabfelder, um die ewige Ruhe zu ermöglichen. Die Hinterbliebenen sollen nach der Beerdigung eine siebentägige Trauerwoche einhalten und während dieser Zeit zu Hause bleiben. Ein Jahr nach der Beerdigung wird ein schlichter Gedenkstein aufgestellt.
Hinduismus. Unter diesem Begriff wird eine Reihe unterschiedlicher religiöser Vorstellungen und Rituale verstanden und so sind die Bestattungsregeln nach Tradition, Familie und Kaste unterschiedlich. Einheitlich ist, dass der Tod die Wiedereinkehr in den Kreislauf der Wiedergeburt ist. Der Sterbende, deren Kopf nach Süden zu liegen soll, werden nicht allein gelassen sein, durch ein Mantra (*4) soll ihre Seele möglichst rein gehalten werden. Der Körper des Toten wird sorgfältig gewaschen und es wird ein Totengebet gesprochen. In Tücher gewickelt, wird der Tote im Eingangsbereich seines Hauses aufgebahrt, dass sich alle verabschieden können. Die Söhne lassen sich den Kopf rasieren. Nach einer fünfmaligen Umrundung der öffentlichen Feuerstelle im Uhrzeigersinn wird das Feuer entzündet, bei Frauen am Fußende, bei Männern am Kopfende. Die Asche und eventuelle Rückstände werden nach Möglichkeit in den heiligen Fluss Ganges verstreut, denn wer hier bestattet ist, wird aus dem Kreis der Wiedergeburt befreit. Dazu setzt man noch schwimmende Kerzen auf das Wasser.
Aber andere heilige Gewässer oder das Meer sind natürlich erlaubt. Einen makaberen Nebeneffekt hat diese Art der Bestattung mittlerweile erreicht, denn im Ganges werden Welse gesichtet und gefangen, die sich von den Überresten ernähren, so gigantische Größen erreichen und somit eine Gefahr für die im heiligen Fluss Badenden darstellen.
Die Leichen der Verstorbenen werden öffentlich verbrannt, was nach dem Bestattungsrecht in Mitteleuropa nicht möglich ist.
Hindus werden immer kremiert, die Verbrennung wird in Europa im Krematorium durchgeführt. Die Totenvorbereitung erfolgt im Krematorium, was eine gesonderte Abteilung erfordert. Hindus werden aber oft auch nach Indien überführt, um sich traditionsgerecht bestatten zu lassen.
Buddhismus. Der Ritus erfordert, dass der Tote zunächst im Hause aufgebahrt wird, auch wenn er im Krankenhaus verstorben ist. Natürlich trauern auch hier die Menschen, aber für einen Buddhisten bedeutet der Tod nur den Übergang von einem Körper zum anderen. Hier erfolgt die Abschiedsnahme durch Nachkommen und Trauergäste in gemeinsamen Gesängen und Liedern im Herz Sukra (*5) im Hause und
erfordert meist eine besondere behördliche Genehmigung. Die Anwesenheit buddhistischer Mönche ist mehr als erwünscht. Die festgelegte heimatliche Abschiedszeremonie mit Gebeten und Ritualen wird deshalb in Mitteleuropa oft in nahe gelegene Klöster verlegt, kann aber genau so gut in der Trauerhalle eines Friedhofes stattfinden.
Der Tote wird verbrannt und die Asche im Sinne des Wortes beerdigt, also vergraben.
Ein Jahr lang gibt es immer wieder Versammlungen zum Andenken an den Verstorbenen und enden am Jahrestag in einer besonderen Feier.
Riten und Bräuche sind schier unerschöpflich, wenn es um den Totenkult in den verschiedenen Kulturen geht. Besonders einfallsreich sind exotische Länder, wo der Tod zum Leben gehört und untrennbar damit verbunden ist.
Vom Verbrennen zum Versenken in Wassertiefen, vom Hügelgrab zur Aufrechtbestattung. Vom lufttrocknen bis zum verfaulen. Vom Beweinen, wo der Verstorbene tagelang im Kreis der Familie herumgetragen wird bis hin zum fröhlichen Abschied mit Tanz und Völlerei. Vom raschen verscharren und vergessen bis zum feierlichen Zug durch eine ganze Stadt und der Errichtung eines Mausoleum. Vom Ausstellen im eigens dafür errichteten Museum bis zur Aufbewahrung von Reliquien in reich verzierten Schreinen oder dem Tragen von Teilen der Toten als Fetisch. Von aufgespreizten offenen Augen, damit der Tote sieht, wo die Reise hingeht und nicht vom Weg abkommt bis zur aufwändigen Waschung, obwohl daneben gerade jemand verdurstet. Alles ist möglich.
Nur einige Beispiele dafür will ich hier anführen.
In Teilen Chinas, in der Provinz um Sechuan, wurden früher die Toten in Särgen, gehauen aus einem einzigen Baumstamm, an Felswände gehängt, vermutlich um Tiere abzuhalten, aber auch, um ihnen den Weg ins Jenseits zu erleichtern. Über die Art des Transportes und das Wie rätseln Forscher noch heute. Dieser Brauch ist