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Die Tuchfühler: Testosterongesteuert  von losgelassen über ausgelassen, niedergelassen, gelassen bis verlassen
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Die Tuchfühler: Testosterongesteuert  von losgelassen über ausgelassen, niedergelassen, gelassen bis verlassen
eBook115 Seiten1 Stunde

Die Tuchfühler: Testosterongesteuert von losgelassen über ausgelassen, niedergelassen, gelassen bis verlassen

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Über dieses E-Book

Wer hat noch nicht im Kreise langjähriger Freunde über gemeinsam erlebte, verrückte Episoden gelacht und wurde dann am Ende doch sehr nachdenklich, weil die Ausgelassenheit in der unbeschwerten Vergangenheit sich zur weniger antriebsstarken Gelassenheit, ja sogar zur traurigen Verlassenheit entwickelt hat.
Werden Freunde zur Konservierung des Erlebten, wenn das Umfeld zunehmend fremder wird?

J.F. Kaspar beleuchtet humorvoll und nachdenklich diesen Prozess, den er mit seinen Freunden durchlebt hat, vor dem Hintergrund einer gesellschaftlichen Entwicklung Mitte der 60er Jahre bis zur Gegenwart.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Nov. 2017
ISBN9783743974029
Die Tuchfühler: Testosterongesteuert  von losgelassen über ausgelassen, niedergelassen, gelassen bis verlassen

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    Buchvorschau

    Die Tuchfühler - Josef Franz Kaspar

    LOSGELASSEN

    Losgelassen impliziert die Tatsache, dass eine Instanz oder Person etwas oder wen loslassen muss.

    In meinem Falle war es meine Mutter, die offensichtlich damit Schwierigkeiten hatte, mich loszulassen, wie ich später von meinen Geschwistern erfahren habe. Ich möchte mich an dieser Stelle bei ihr bedanken, dass sie mich das nie spüren ließ.

    Loslassen hat etwas Endgültiges, etwas, das man nicht mehr rückgängig machen kann.

    Wir waren losgelassen nach der Devise:

    „Wehe wenn sie losgelassen!"

    „Flower Power"

    Wir waren losgelassen in den 60er Jahren, einem Jahrzehnt des Optimismus, über sexuelle Befreiung traditionelle Mauern niederzureißen. War noch die Welt gespalten in zwei feindliche Machtblöcke der Supermächte USA und UdSSR, geprägt vom Kalten Krieg, so machte aber die Jugend heftig Front gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam.

    Der Vietnamkrieg war auch in Europa das Reizwort, das Jugendliche und insbesondere Studenten auf die Straße trieb. Der Protest wurde zu einer Rebellion gegen das Bestehende. Eine Revolte, die in erster Linie von Studenten getragen wurde, stellvertretend für eine Arbeiterschaft, bei der sie jedoch keinen Widerhall fand.

    Die Auflehnung gegen das Bestehende wurde eher zu einem Generationenkonflikt, in welchem sich die neue Jugendkultur von den Erwachsenen und ihren Regeln abzusetzen versuchte. Die Widerstandsbewegung gegen den Völkermord in Vietnam brachte die Folksong-Bewegung mit den Symbolfiguren Bob Dylan und Joan Baez hervor. Von San Francisco ging eine Hippiebewegung aus, die eine Befreiung von bürgerlichen Tabus und –Zwängen propagierte. Die Hippies setzten der industriell gefertigten Massenmode einen provokativen Bekleidungsstil mit selbstgefertigter und selbstgefärbter Kleidung, häufig im Batikstil, entgegen. Im Zeichen des Friedens und der Liebe schmückten sie sich und ihre Kleidung mit Blumen. So entstand aus der Protestbewegung der Hippies die sogenannte „Flower Power".

    Sie fand 1969 ihren Höhepunkt im Woodstock-Festival. Viele bekannte Bands und Musiker verschiedenster Musikrichtungen wie Folk, Rock, Soul und Blues traten vor ca. 400 000 Besuchern in einem Open-Air-Konzert im US-Staat New York auf. Joe Cocker gelang damals der Durchbruch mit der Coverversion des Beatles-Songs „With a little help from my friends".

    Freie Liebe und freier Drogengenuss beendeten die Hippie-Ära mit dem Konsum der Droge LSD. Die Jugendkultur der 60er Jahre begeisterte sich also für eine neue Art von Musik und schließlich auch für eine eigene Mode, den Minirock, und mutige Mädchen ließen sich in Obenohne-Badekleidung sehen. Nicht zu unserem Leidwesen vollendete letztlich die Antibabypille die sexuelle Revolution.

    Die Liebe zu ihr

    Ehrlich gesagt, ich liebe sie. Es war nicht die Liebe auf den ersten Blick, muss ich gestehen. Als ich sie zum ersten Mal erlebte, war ich ca. 18 Jahre alt und bin als sogenannter „Hinterwaldler zu ihr gekommen. Unbedarft, unerfahren und „fern der Heimat. Naja so ca. 500 km war für einen „Bayerwaldler" in der damaligen Zeit schon eine Ferne. Mit einem Koffer unterm Arm sind wir losgezogen, und ein Bus brachte uns auf eine Reise ins Ungewisse. Wir, das waren vier Klassenkameraden, die aus dem bayerischen Grenzgebiet zu Tschechien den Schritt in die berufliche Zukunft wagten.

    Meine erste Begegnung mit ihr war bedrückend und ich hatte unglaublich großes Heimweh. Ich wollte zurück zu Mutters Herd mit deftiger bayerischer Küche, denn was ich nun erlebte, war schwerverdaulich. Mein Darm wand sich in Blähungen belastete mich mit häufigem Durchfall. Ja, man musste sich an ihre Küche gewöhnen. Diese ist zwar ähnlich deftig fleischbezogen wie die bayerische, aber doch etwas einseitiger. Leberknödel, Saumagen, Schiefer Sack (eine Bratwurst mit einem Leberknödel) und nahezu alles mit Sauerkraut. Sauerkraut gehörte schon für mich als Bayerwaldler nicht zu meinen Leibspeisen, aber nun musste ich es noch häufiger und oft fast ungekocht verkraften. Während das bayerische Sauerkraut angebraten und mit Kümmel lange geschmort wird, kam es nun oft nur kurz aufgewärmt, fast roh auf den Tisch. Da verlor mein Darm nicht selten den Charme.

    Auch sprachlich wurde sie für mich zu einem Problem. Meine Deutsch-, Englisch- und Bayrischkenntnisse nutzten mir wenig, um folgende Redewendungen zu verstehen:

    „Her, kumm roi" (Komm herein!)

    oder

    „Do kummscht zu doim Maislsche in dere ihr Haislsche"

    (Komm zu deiner Geliebten in ihr Häuschen!).

    Trotz dieser Sprachbarriere begann ich sie zu lieben. Sie hat ja auch viele Vorzüge, ist manchmal etwas derb, aber herzlich. Man lernt bei ihr den Wein mit anderen Augen zu betrachten, ihn zu genießen. Als Bayerwaldler war für mich Wein ein Getränk, das süß schmeckt und schnell betrunken macht, quasi ein Partybeschleuniger. Heute ist mein Verhältnis zum Wein ein anderes; ich weiß nun einen guten Tropfen zu schätzen.

    Ihre sanften Hügel haben etwas Liebliches. Und sitzt man im Herbst in einer Straußenwirtschaft und genießt den Federweißen, dann muss man sie lieben.

    Gemeint ist die Pfalz; ich liebe sie! Sie ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Mittlerweile ist sie mir vertraut, diese Fremdsprache: „Pälzisch" (Pfälzisch). Inzwischen habe ich mich schon bei einem bayerisch-pfälzischen Kauderwelsch erwischt.

    „Kumm geford, schau dass’d weidakimmst!"

    (Komm her geh weg, sieh zu, dass du Raum gewinnst).

    Im Pfälzischen Dialekt gibt es einen Variantenreichtum von Vorderpälzisch zu Hinterpälzisch bis Rhoipälzisch (Rheinpfälzisch).

    „Wenn es Marie heit net kummt, dann kummts wahrscheins morsche."

    (Wenn das Maria heute nicht kommt, dann kommt es wahrscheinlich morgen.)

    Das ist nur zu verstehen, wenn man weiß, dass man in der Hinterpfalz, das weibliche Geschlecht als sächlich betrachtet. Die Hinterpfalz ist eine Teilregion im Westen der Pfalz und umfasst den westlichen Teil des Pfälzer Waldes. Die frühere Bezeichnung „Hinterpfalz ist in der bayerischen Verwaltung nach 1816 aufgekommen, wurde aber von den Bewohnern selbst als diskriminierend empfunden. Aber wir „Bayerwaldler mussten uns ja auch mit der Bezeichnung „Hinterwaldler abfinden und mit „Vorder- und „Hinter oder „Unter- und „Ober- gehen wir Bayern nicht so penibel um. Man könnte ja „Unterfranken auch „Niederfranken" nennen. Man stelle sich vor, ein Niederbayer wird Unterbayer genannt.

    Die Sprachwissenschaftler jedenfalls könnten vom Hinterpälzisch durchaus lernen, wie man Ressourcen einspart. Man könnte sich doch mit dieser Methode den sprachlichen und schriftlichen Aufwand von „Bürgerinnen und Bürger oder „Lehrerinnen und Lehrer oder „Schülerinnen und Schüler" usw. ersparen, wenn man sie einfach das Bürger oder das Lehrer

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