Paulas Welt: Ein Redaktionsmops erzählt aus seinem Leben
Von Gerlinde Sommer
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Buchvorschau
Paulas Welt - Gerlinde Sommer
Bildnachweise
Liebe Leserinnen, liebe Leser
»Ein Leben ohne Mensch ist möglich,
aber sinnlos.«
So hätten das schon die Möpse von Loriot formuliert, wenn sie mal gefragt worden wären. Das unterscheidet uns. Ich werde gefragt: Woche für Woche schreibt mein Frauchen auf, was meine Mops-Welt bewegt. Ich bin seit mehr als sechs Jahren der Redaktionsmops in Weimar. »Paulas Welt« heißt meine Kolumne – und die ist bereits weit mehr als 250 Mal erschienen.
Ich habe aber Fans weit über Thüringen hinaus, weil es »Paulas Welt« auch im Netz gibt. Und nun endlich auch als Buch – für Groß und Klein, zum Lesen und Vorlesen. Mit vielen Bildern von mir.
Ich hoffe, dass diese geballte Ladung Mops-Weisheiten bei Ihnen Gefallen findet.
Ich danke allen, die es gut mit mir meinen. Ihr seid so viele, ich kann euch hier gar nicht alle nennen.
Und ich widme dieses Buch meinem Frauchen, das nicht nur gut für mich sorgt, sondern auch Woche für Woche offenbar meine Gedanken lesen kann.
Ihre/eure
Paula
von der Eulenburg
Wenn Sie wollen/ihr wollt, dass ich mal zu einer Lesung komme, dann schreibt bitte hochoffiziell an chefredaktion@tlz.de!
Ich bin kein »Westi«
Also ein »Westi« bin ich ganz bestimmt nicht. Gestatten: Paula von der Eulenburg. Ein Mops aus der Stadt der Weimaraner. Wenn ich es so sagen darf: Ich fühle mich hier pudelwohl. Aber ein bisschen fühle ich mich auch als der Wachhund in dieser immer irgendwie sich bedroht fühlenden Stadt.
Ich stamme aus dem westlichen Eichsfeld. Bin also zugereist. Aber nicht, dass Sie mich jetzt für einen »Westi« halten. Aus meiner kleinen Hundesicht ist das Land, in dem ich meine Knochen verbuddle, eh längst eins, denn ein Menschenjahr zählt wie sieben Hundejahre – und insofern sind die Zeiten von 1989/1990 aus meiner Warte so nah wie für Sie der Krieg 70/71. Sie wissen schon: letztes Drittel des 19. Jahrhunderts. Also Geschichte. Ich bin der Redaktionshund der TLZ, und deshalb darf ich manchmal auch zu Terminen mit. Ich muss dann ganz lieb sein. Und manchmal gelingt das auch.
So lernte ich jüngst in Jena das Ehepaar Hayes kennen. Sie haben es vielleicht gelesen: Gabriele und Mark haben sich zu tiefsten DDR-Zeiten, wie man hier so sagt, getroffen, weil ihr Linienbus zwischen Weimar und Jena eine Panne hatte und er – dem reinen Zufall geschuldet als US-Amerikaner in die DDR eingereist – gerade in diesem Moment mit seinem Wagen dort lang kam und sie mitnahm. Dann haben sie sich blitzartig verliebt – und sind noch immer zusammen. Ich lag unterm Tisch, als die beiden in einem Café in der Jenaer Wagnergasse von damals erzählten. Und davon, dass ihre Liebesgeschichte jetzt ein Film werden soll. Film? Das heißt doch Kamera – und das ist mein Traum.
Wenn Fotoredakteur Peter Michaelis an meinem Arbeitsplatz vorbeischaut, dann mache ich »Sitz« und »Platz«, weil er meist ein Leckerli für mich hat. Und manchmal macht er auch ein Bild von mir. Dann lege ich den Kopf schief und schaue gewichtig. Die Hayes meinten, Frauchen solle sie mal in Los Angeles besuchen. Klar ist: Da will ich mit. Vielleicht entdeckt mich Hollywood. Warum auch nicht: Amerika sucht womöglich gerade den Super-Mops – und ich spiele Schwarzenegger an die Wand. Das dürfte so schwer nicht sein. Talentfrei jedenfalls bin ich nicht. Niemand kann so gut »hungrig« spielen wie ich.
Noch viel lieber als zum Film ginge ich ja mal ins Theater. Aber das ist – Goethe geschuldet – leider überhaupt nicht erlaubt. Einmal war ich schon am Personaleingang des DNT, aber da haben alle gleich ganz schrill gerufen: Hundeverbot! Vielleicht probten sie mit ihren hohen Tönen auch eine Oper. Dabei wollte ich doch nur der mopsnärrischsten aller Weimarerinnen meine Aufwartung machen. Frau M. verdanke ich schließlich, dass ich es vom Westeichsfeld in die größte kleine Stadt weit und breit, in das Weltdorf, das einer Republik seinen Namen gab, reisen und ansässig werden durfte. Das kam so: Der DNT-Generalintendant Stephan M. hat einst Catherine A. ein Praktikum im Theater gewährt. Und jene Catherine, die durchaus mehr ist als nur die Tochter ihres prominenten Vaters, hatte einen Mops.
Auf diesen wiederum musste Frau M. aufpassen, als mein Frauchen Catherine A. interviewte. Und nach der Arbeit waren sich die beiden ohne Hund einig: je ein Mops muss her. Frau M. wollte gleich in die Schweiz reisen – nicht ihres Chefes wegen, sondern weil dort der zunächst auserkorene Züchter lebt. Daraus wurde nichts. Frauchen suchte also mich. Aber ach: Frau M. führt noch immer keinen Hund, den sie ihr Eigen nennen kann, an einer Leine. Wobei: Wie gut könnte einer wie ich unter ihrem Schreibtisch im Vorzimmer des Generals Platz finden. Und wie wichtig wäre es gerade jetzt, dass da jemand wacht, der warnend Laut gibt. Vielleicht sollte es kein Weimaraner, Dobermann oder Mops, sondern ein veritabler Pudel sein.
Einer, der jene mephistophelischen Fähigkeiten besitzt, die Verführbarkeit des labilen und in Egoismen gefangenen Menschen zu erkennen. So ein Wachhund müsste jetzt her in diesem Theater, das bald seines Chefes verlustig geht. Denn dort werden jetzt neben den Guten all jene Bösen die Bude einrennen, denen es nicht um die Zukunft des Hauses, sondern nur um den eigenen Glanz geht. Es werden sich um den Posten welche bewerben, die sagen: Wenn alle an sich denken, ist an alle gedacht. Und es werden unter denen, die entscheiden dürfen, wer Chef werden wird, auch welche sein, denen es weniger um großes Theater als um eine große Bühne für ihre eigenen Belange geht.
Strippenzieher nennt man die. Man sollte sie mit ihren eigenen Leinen fesseln, damit sie möglichst wenig Schaden anrichten können. Aber wie gesagt: Es herrscht in jenem Haus am Theaterplatz Hundeverbot. Und deshalb müssen sich die Menschen mal wieder helfen. Und wenns nicht richtig läuft, müssen sie demonstrieren. Das Gute an so einer Demo ist: Die findet unter freiem Himmel statt – und da darf ich mit. Aber besser wäre es, es gäbe nichts zu bellen. Das schrieb ich vor Jahren – und manches ist nun anders, nur das Hundeverbot gilt nach wie vor.
Über eine von Eulenburg spricht man nicht
Gestatten: Paula von der Eulenburg. Ich bin ein Mopsmädchen in der Stadt der Weimaraner und lernte jetzt Eisenach kennen. Da durfte Frauchen an liebe Leser der TLZ eine Schiffsreise überreichen –