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Elvira auf Gran Canaria
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eBook241 Seiten3 Stunden

Elvira auf Gran Canaria

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Über dieses E-Book

Elvira für Homosexuelle:

Endlich raus! Mit Elvira raus aus den Zwängen des Alltags. All das genießen, was zu Hause manchmal schwer zu haben ist: vor allem aber rund um die Uhr unter unseresgleichen zu sein. Elvira ist eine von uns. Sie teilt unsere Sehnsüchte und schwadroniert ohne Rücksicht auf Verluste drauflos: Sie rät, bei der Suche nach dem Urlaubs-Lover nicht auf die Braungebrannten reinzufallen, weil die bestimmt bald abreisen. Sie weiß, was in das Strandtäschchen gehört und um welche Uhrzeit man sich wo im Yumbo-Center einzufinden hat. Sie kennt den Abschiedsschmerz, wenn der Lover zum Flughafen muss, weiß um Problemzonen, kennt Freud und Leid mit Müttern, Hunden und Heteros, mit denen wir auch im Urlaub zumindest am Rande zu tun haben.

Elvira für Heterosexuelle:

Schwule auf Reisen, auf Sylt, Mykonos oder Gran Canaria: wer wissen will, wie sie wirklich sind, hat hier ausreichend Gelegenheiten, sie zu beobachten. Und wer sich so nah nicht herantraut, dem öffnet Elvira Klöppelschuh die Augen. (Und ganz normal geht es ja auch am Ballermann nicht zu!)

Mit tiefem Verständnis und großer Zuneigung, spitzer Feder, Spott und Ironie beobachtet Elvira das muntere Treiben am Strand und in den Dünen, in Cafes und Bars von Gran Canaria. Der Bestseller, der schon im Verlag rosa Winkel mehrere Auflagen erreicht hat, ist jetzt in neuer Ausstattung bei Männerschwarm wieder lieferbar!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Aug. 2006
ISBN9783863000240
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    Buchvorschau

    Elvira auf Gran Canaria - Elvira Klöppelschuh

    ALLE HUTSCHACHTELN AN BORD?

    VON HAMBURG IN DEN URLAUB NACH PLAYA DEL

    INGLES ODER: HATTE NOFRETETE KEINE KLOFRAU?

    Ich bin ja wirklich nicht abergläubisch. Aber wenn die RainerSche, was meine abgrundgute Freundin ist, am Freitag, dem dreizehnten, mit dem Zug von Berlin nach Hamburg fährt, dann ist das einfach unwahrscheinlich, daß da nichts passiert. Entweder zieht die in Neustadt an der Dosse die Notbremse, weil ihr plötzlich eingefallen ist, daß sie ihre liebsten Hutschachteln am Zoo auf dem Bahnsteig hat stehen lassen. Oder sie hat in Berlin irgendwie den falschen Zug zu fassen gekriegt und rennt anschließend wie die Irre von Chaillot durch Warschau, Zwickau oder Cottbus und wundert sich, daß ich sie nicht abhole.

    Normalerweise ist die RainerSche ein total verläßliches Teil. Wenn sie sagt »Ich komm!« dann kommt sie auch meistens. Nur ein bißchen huschig ist sie manchmal. Besonders wenn sie zu viel in ihrem Job rumgerödelt hat und total überarbeitet ist. Und genau deswegen sind wir auch mitm Flieger nach Gran Canaria in Urlaub gefahren. Vier Wochen lang.

    Weil ich die RainerSche und ihr privates Chaos ja nun wirklich gut kenne, hatte ich noch extra unsere gemeinsame Freundin, die Hinzn, in Berlin angerufen und gesagt: »Liebste Hinzn. Kümmere dich bitte unbedingt darum, daß deine Chefin morgen mit ihren Urlaubsplünnen in die Pömps kommt.

    Klemm ihr das Telefon ab und sag ihr, daß sie Personalausweis, Scheckheft und -karte, die Schlüssel für das Haus in Playa, den Rasierapparat und das Weihnachtsgebäck einstecken soll. Und setz sie bloß nicht am Bahnhof Friedrichstraße in den Zug, sonst hopst die mir am Zoo wieder raus, weil sie was vergessen hat.«

    »Ja«, sagte die Hinzn, »mach ich. Und das Flugticket, sollse das nicht auch mitnehmen?«

    »Erinnere sie bloß nicht daran! Sonst wird die hysterisch und stellt ihre Wohnung auf den Kopf. Die Flugkarten hab ich doch hier in Hamburg.«

    »Na, denn ist ja alles okay«, meinte die Hinzn, und okay war natürlich überhaupt nichts.

    Ich stand also wie ne Blöde am Freitag, dem 13. Dezember um 22 Uhr 10 am Bahnhof Hamburg-Dammtor, und wer nicht aus dem Zug stieg, das war die RainerSche. »Oh, mein Gott«, dachte ich, »die wird doch nicht schon am Hauptbahnhof rausgehüpft sein?«

    Alle meine Berliner Bekannten wissen ganz genau, daß ich sie nie am Hauptbahnhof abhole. Da ist immer so ein furchtbares Gewühl, daß es einfach unmöglich ist, einen Parkplatz zu ergattern. Und deswegen sag ich auch jedem, er soll erst am Dammtor aussteigen. Da findet man zwar auch keinen Parkplatz, aber da kann man wenigstens vor dem CCH immer gut im Kreis um die besetzten Parkplätze rumdüsen und dabei kucken, ob inzwischen wer angekommen ist.

    Die RainerSche war jedenfalls nicht da, und nachdem ich den ganzen Bahnhof abgesucht und noch ein bißchen gewartet hatte, ob sie vielleicht noch mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof einfährt, wurde ich ja nun langsam etwas panisch.

    »Bestimmt ist die in nen falschen Zug gestiegen und hängt jetzt irgendwo in der Taiga rum, und der Flieger fährt morgen früh ohne uns ab«, dachte ich und bin stocksauer wieder in meine Wohnung gefahren und hab erst mal die Hinzn angerufen.

    Bei der meldete sich aber keiner. Die Berliner sind ja sowieso meistens nie zu Hause. Also rief ich die Else an. Das ist sone Opern-Trine, mit der die RainerSche freitags immer Skat spielt. Kaum hab ich die Nummer gewählt, ging da auch schon son Anrufbeantworter mit ner Opern-Arie los. »Sprich, was ist dein Begehr, Fremder?« kreischte irgend sone Callas durch die Leitung, und dann hörte ich die Eise säuseln: »Nur Muuuhut! Sprechen Sie bitte nach dem Pfeiiiifffton!«

    »Ich h-a-s-s-e Opern«, konnte ich grad noch nach Berlin schreien und knallte den Hörer wieder auf, da klingelte mein Telefon.

    »Ja, hier is Rainer. Is aber schön, daß dein Anschluß auch mal wieder frei ist. Du quasselst ja ununterbrochen. Warum haste mich denn nicht abgeholt!?«

    War ich froh, daß die sich meldete. »Wo biste bloß?«

    »Na, in Hamburg natürlich.«

    »Ja, woooo denn da?«

    »Na in Altona. Hier ist doch Endstation.«

    Also ich schnappte mir wieder mein Jäckchen, sprang ins Auto und wollte nach Altona düsen, da kam ich an der Neuen Flora vorbei. Das ist son Operettenhaus, das aussieht wie ne Ufo-Abschußanlage und wo schon seit dem ersten Weltkrieg das Phantom der Oper läuft. Da war gerade Vorstellungsschluß, und die ganzen Operetten-Fuzzys rannten auf der Straße rum, um in ihre Autos zu steigen, und in Nullkommanix war da auf der Kreuzung Stresemannstraße ein einziges Verkehrschaos. Und ich mitten drin.

    Gott sei dank hab ich in meinem Handschuhfach noch zwei Yoguretten gefunden. Die hab ich mir erstmal reingepfiffen, um meinen Frust abzubauen.

    Bis sich das ganze Flora-Gewimmel auseinandergefummelt hatte, war natürlich einige Zeit vergangen, und als ich denn nun endlich am Altonaer Bahnhof angeschossen kam, fand ich die Abgrundgute schließlich bei ner Würstchenbude, wo sie gerade ne Ladung Pommes mit Mayo und Curry-Wurst verdrückte.

    »Ja«, sagte sie, »das ist sozusagen mein Abschiedsessen hier. Willste auch was?«

    »Im Leben nicht! Davon kriegt man Pickel und wird dick! Und überhaupt, du Verhuschte! Warum bist du denn in Altona ausgestiegen?«

    »Weiß ich auch nicht genau, wie das kam«, sagte die RainerSche und stocherte mit ner Fritte in der Majo rum. »Irgendwie müssen mich diese ganzen Bahnhöfe verwirrt haben. Kommt nicht sonst immer Altona vor Dammtor?«

    »Also wirklich. Das sind ja schon die ersten Anzeichen der Alzheimerschen!«

    »Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich bin ich nur ein bißchen eingenickt, das ist alles. Wann geht denn nun endlich das Flugzeug nach Playa?«

    »Um 7 Uhr 50! Und zwei Stunden vorher sollen wir schon am Flughafen sein.«

    »Dann müssen wir ja um halb fünf aufstehen. Das ist ja furchtbar! Da können wir ja gleich die ganze Nacht durchmachen. Komm, wir gehn ins Black und anschließend ins Toms, und dann fahrn wir direkt nach Fuhlsbüttel.«

    Gott sei Dank war es mittlerweile kurz vor Mitternacht, und damit war glücklicherweise Freitag der dreizehnte gleich vorüber. Deswegen hab ich erstmal gar nichts gesagt und solange mit ner Fritte in der Mayo rumgemanscht, bis die Bahnhofsuhr fünf Sekunden nach zwölf zeigte.

    »Ich m-u-ß aber schlafen«, hab ich dann ganz entschieden gesagt. »Sonst seh ich morgen aus wie die Mutter von Albrecht Dürer.«

    Das hat die RainerSche denn auch glatt überzeugt. »Ich will ja nun auch nicht gerade mit Dürers Mutter in Playa einrauschen«, murmelte sie, raffte ihr Gepäck, und ne halbe Stunde später war alles paletti: Die RainerSche lag im Bett, alle Koffer standen griffbereit an der Tür, der Frühstückstisch war gedeckt, sämtliche Wecker gestellt, und ich sank in die Federn und konnte überhaupt nicht einschlafen.

    Ich weiß ja nicht, woran Sie denken, wenn Sie vor einer Reise ins Bett gehen. Meistens befürchtet man ja, irgendwas ganz Wichtiges vergessen zu haben. Ich nicht, seit mir meine Freundin Aloisia Venus einmal so eine Reise-Sachen-Merk-Liste (siehe Seite 197) geschenkt hat. Die war nämlich lange mit nem Buchhalter befreundet, und der hat ihr das System auf einem Computer entwickelt.

    Nein, ich frage mich dann immer, ob ich auch wirklich die richtigen Sachen mitgenommen habe. Zum Beispiel hat mir die RainerSche gesagt, daß in Playa kein Trinkwasser aus den Leitungen kommt und man deswegen das Wasser zum Kaffeetrinken und Kochen von woanders ranschleppen muß. Von wo, habe ich aber vergessen zu fragen und ganz automatisch an so einen romantischen Dorfbrunnen gedacht, mit Palmen und so. Sowas habe ich ja schon mal in Kulturfilmen über Afrika gesehen, und wenn man im Atlas mal nachkuckt, wo Gran Canaria ist, dann liegt das gleich links von der Wüste Sahara, und die Beduinen, die da immer in der Wüste rumlaufen, holen sich das Wasser ja auch aus nem Brunnen. Die Beduinen selbst holen sich natürlich kein Wasser, sondern lassen das immer ihre Frauen, die Beduininnen, machen. Aber wie ich die RainerSche kenne, geht die nicht als Beduinin auf die Straße. Das muß ich denn wieder machen.

    Und wie ich nun so im Bett lag und im Geiste alle meine Klamotten im Koffer nochmal durchcheckte, stellte ich zu meinem Schrecken fest, daß da überhaupt nichts Passendes zum Wasser-holen dabei war. Irgend son schlichter langer Fummel, vielleicht noch mit ner Folklore-Kunststickerei am Hals, würde ja vielleicht passend sein, und da hätte ich mir von meiner Hetenfreundin Doro Dorette bestimmt noch was Hübsches ausborgen können. Na ja, und dann hätte ich das auch schon mal üben müssen, wie man son Wasserkrug auf dem Kopf balanciert, ohne daß der einem dauernd wieder runterkullert. Solche Töppe sind ja auch nicht grad billig. Aber man kann ja auch erst mal mit nem Blechtopf anfangen, oder? Aber das sind halt so die Dinge, die einem erst im allerletzten Moment einfallen, und da muß man eben die Sachen auf sich zukommen lassen.

    »Ach, vielleicht gibt es ja in dem Haus, das wir gemietet haben, ne Gardine oder ne Bettspreite, die man sich notfalls ganz schnell umarbeiten kann«, hab ich noch gedacht und mich auf meinen ersten Gran Canaria Urlaub richtig gefreut.

    Als dann um halb fünf die ganzen Wecker losrappelten, hatte ich zwar das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben.

    Aber als auch noch der Radio-Wecker ansprang und Vicky Leandros gesungen hat Theoooooooooo, wir fahrn nach Lodz, da war ich denn doch gleich wieder unheimlich gut drauf, und wir kamen auch wirklich pünktlich in Fuhlsbüttel an. Die ganze Schlange war schon fast abgefertigt, und wir brauchten überhaupt nicht mehr lange zu warten.

    Ich hab gleich gesehen, daß die Schaffnerin, die da unser Gepäck in Empfang nahm, auch zu uns gehörte. Die wedelte immer mit so schmalen Fahrkarten rum, als wenn sie keine Luft mehr kriegen könnte, und hüpfte dazu furchtbar emsig hin und her.

    Aber wie das immer so ist mit den Mädels, es gibt kein bißchen Verständnis füreinander. Also dreißig Kilo Gepäck waren erlaubt, und ich hatte wirklich nur zweiunddreißig Kilo. Gegen die paar Gramm Übergewicht hatte sie aber gar nichts, sondern irgendwie mußte ich die Gewichte wohl nicht richtig verteilt haben. Denn als ich meinen Koffer und mein Strand-Täschchen auf das Fließband gestellt hatte, da fragte mich die blöde Kuh:

    »Haben Sie noch Handgepäck?«

    »Nein«, antwortete ich ganz ahnungslos, und da hatte sie auch schon sone schmale Karte an mein Täschchen geklebt und es auf das Fließband gestellt. »Stop! Halt! Zurück!« konnte ich gerade noch rufen. »Mein Strand-Täschchen muß ich mit ins Flugzeug nehmen.«

    »Das wiegt neun Kilo. Das ist zu schwer!«

    »Ja und? Ich habs bis hierher geschleppt, und ich werds auch noch bis in die Kabine tragen können.«

    »Das kann ja sein«, sagte die wieder, wedelte mit den Fahrkarten rum und verdrehte dabei völlig verzickt ihre Augen. »Es sind aber nur drei Kilo erlaubt!« Was sollte ich nun dazu sagen? Drei Kilo wog ja schon einer von den Kulturbeuteln in meinem Strand-Täschchen.

    »Wissen Sie, ich hab in den letzten fünf Monaten ne Hungerkur gemacht und sechseinhalb Kilo abgenommen«, sagte ich ganz ruhig. »Vor fünf Monaten hätten Sie mich wohl nicht mal mit nem drei-Kilo-Täschchen mitgenommen, oder wie soll ich das sehen?«

    »Ach, darum geht das doch gar nicht. Geben Sie doch ihre Strandtasche auf, und schon ist alles okay!«

    »Im Leben nicht! Die wird doch so hin- und hergeschmissen, daß man nichts mehr wiederfindet!«

    »Dann nehmen Sie doch das raus, was sie für den Flug brauchen und stecken es in eine Plastiktüte!«

    »Also hören Sie mal! Ich hab ein Premierenabo beim Hamburger Thalia-Theater, und Sie wollen mir sagen, ich soll mit ner Plastiktüte verreisen. Also wirklich ...«

    Die blöde Zerrerei um das Täschchen dauerte noch ne ganze Weile. Deswegen mußten die RainerSche und ich uns dann erst mal beraten, was wir machen sollten. Aber schließlich hatten wir die tolle Idee, einfach das Täschchen von der RainerSchen aufzugeben. Und damit war diese verzickte Schaffnerin denn auch einverstanden. Vorher hatten wir natürlich alles Wichtige aus dem Täschchen der RainerSchen in meins umgepackt, und das wog jetzt mindestens drei Kilo mehr. Und so sind wir denn wirklich noch wohlbehalten ins Flugzeug reingekommen.

    Unsere Plätze fanden wir ungefähr in der Mitte des Fliegers, gleich am Gang in der mittleren Reihe. Mit Aus-dem-Fenster-kucken war da ja nun nichts. Aber wenigstens konnte ich meine Beine immer mal wieder im Gang ausstrecken.

    Die RainerSche ist denn auch bald eingeschlafen, und ich hab nochn bißchen in sonem Duty-free-Journal rumgeblättert und in das Radio-Programm reingehört, das da immer aus der Armlehne gesendet wird. Und dann hab ich meinen Sitz zurückgestellt und versucht, ne Runde zu schlafen. Das klappte aber überhaupt nicht, weil hinter mir dauernd ne Frau und ein Mann rumgequasselt haben. Das ging mir so auf den Geist, daß ich da immer hinhören mußte. Erst gings ständig um das Weihnachtsgeschenk für Tante Mechthild und anschließend darum, was die beiden am Heiligen Abend kochen wollten. Nach so einem normalen Heten-Ehepaar hat sich das aber nicht angehört.

    »Ich muß jetzt mal nach Cynthia sehen«, sagte der Typ auf einmal.

    »Nein, Klaus-Dieter. Laß sie man nochn bißchen schlafen.«

    »Ach, ich weiß nicht, ob die jetzt wirklich schläft. Ich kuck mal lieber nach, Mutti.«

    Platsch! machte es, und dann war Ruhe.

    Wahrscheinlich hat Klaus-Dieter jetzt von seiner Mutti einen auf die Pfoten gekriegt, dachte ich gerade noch, da wachte die RainerSche auf, reckte sich und kuckte dabei, ganz unauffällig natürlich, nach rechts und links und flüsterte mir zu: »Komisch. Ich sehe überhaupt keine Schwulen hier. Ob wir wirklich die einzigen sind?«

    Also manchmal ist die RainerSche auchn bißchen bekloppt. Der halbe Jumbo-Jet war voll, und die sah mal wieder nichts. In der Reihe vor uns saß ein Pärchen, offenbar auf Hochzeitsreise. Die turtelten richtig nett miteinander rum. Zwei Reihen vorne rechts übern Gang gleich drei, die ich vom Sehen aus den Kneipen in Hamburg kannte. Und vorne links saßen zwei Typen, die sahen so gut aus, daß sie einfach keine Heten sein konnten. Weiter konnte ich leider nicht kucken. Hinter uns, das hatte ich ja nun langsam geschnallt, saß mindestens noch einer.

    »Also, ich glaube, du bist irgendwie erschöpft«, sagte ich zu der RainerSchen. »Oder sitzt du auf deinen Ohren? Hör doch maln bißchen nach hinten!«

    Und da ging es denn auch schon so weiter, wies aufgehört hatte. »Wir sind jetzt zwei Stunden geflogen, Mutti. Cynthia schläft bestimmt nicht mehr.«

    »Ach, Junge! Kannste nicht maln bißchen was lesen? Die Cynthia braucht auch ihre Ruhe.«

    »Der wird zu heiß sein. Ich werd ihr mal das Regen-Cape abnehmen.«

    »Laß das!« Platsch! Klaus-Dieter hatte wieder einen auf die Pfoten gekricht.

    »Haben die etwa einen blinden Passagier an Bord geschmuggelt?« flüsterte die RainerSche.

    »Nee«, sagte ich, »das kann kein Mensch sein.«

    »Oh Gott, doch nicht etwa ne Python?«

    »Glaube ich nicht. Das muß irgend son Tier mit Fell sein.«

    »Woher weißte denn das? Cynthia hört sich aber mehr nach Python an.«

    »Die meisten Tunten, die mit ihren Müttern verreisen, haben keine Pythons mit Regen-Cape. Die haben meistens nen Köter oder sowas.«

    »Im Gepäcknetz? Du spinnst!«

    »Hör doch mal hin! Klaus-Dieter spricht doch immer nach unten.«

    Die RainerSche zog ihre Beine vorsichtshalber etwas vom Boden hoch und kuckte wien verstörtes Karnickel.

    »Also, ich zieh ihr jetzt das Cape aus, Mutti. Das ist ihr sonst einfach zu heiß.«

    »Na ja, denn mach schon.«

    Ich spürte, wie Klaus-Dieter mit dem Kopf an meiner Rückenlehne rumdrückte und sich an irgendwas am Boden zu schaffen machte.

    Da mußten die irgendein Gepäckstück abgestellt haben. Dann piepste es auf einmal ganz kurz und ganz merkwürdig.

    »Also, ich halt das nicht mehr aus! Ich muß mich jetzt mal um--kucken«, flüsterte die RainerSche und stierte möglichst dezent nach rückwärts über die Lehne.

    »Na, was siehste?« fragte ich ganz gespannt.

    »Eine hochbeinige weiße Ratte.«

    »Das glaube ich nicht. Das verstößt ja gegen die Seuchenschutzbestimmungen.«

    »Doch! Son kleines weißes Viech mit Fell.«

    »Ach was. Das isn Köter. Bestimmt son Schiwawauwau oder wie die Dinger heißen. Die sind jetzt ja modern.«

    »Handlich ist das Teil ja. Aber häßlich wie die Nacht.«

    »Wer? Klaus-Dieter?«

    »Nein. Der Köter.«

    Hinter uns raschelte es, und dann sagte Klaus-Dieter: »So, meine Kleine, jetzt mußt du aber wieder in deine Heia. Bald sind wir in Playa. Und dann gehen wir an den Strand zum Baden. Oder willst du jetzt lieber nochn bißchen aufbleiben?«

    »Nu setz sie man wieder ins Körbchen. Die Leute kucken schon.« Das war die Mutter.

    »Von wegen Körbchen«, flüsterte die RainerSche. »Das ist ein umgebauter Schmink-Koffer. Mit Eisengittern vorne dran.«

    »Und wie sieht der Klaus-Dieter aus?« fragte ich.

    »Wien Hete, nur ein bißchen tuntig.«

    »Und die Mutter?«

    »Wie Inge Meysel.«

    »Ist doch nett, daß die miteinander verreisen.«

    »Ach, ich weiß nicht«, sagte die RainerSche. »Das kann auch die Hölle sein.«

    »Ich finde, da bist du aber zu streng.«

    Wir haben uns dann noch richtig gut

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