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Laura ... Sei mutig und stark: Tapferkeit - die Tochter des Muts
Laura ... Sei mutig und stark: Tapferkeit - die Tochter des Muts
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eBook216 Seiten2 Stunden

Laura ... Sei mutig und stark: Tapferkeit - die Tochter des Muts

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Über dieses E-Book

Ein schrecklicher Unfall - bei fröhlichem Spiel!
Laura erleidet kurz vor ihrem achten Geburtstag ein schwerstes Schädel-Hirn-Trauma. Trotz Notfallversorgung im Kantonspital und sofortiger Einlieferung in das Kinderspital Zürich, befürchten die Ärzte das Schlimmste.
Doch wie durch ein Wunder überlebt Laura!
Eine wahre Geschichte, in der sich Traurigkeit, Schmerz und Leid, aber auch Hoffnung, Zuversicht und Tapferkeit die Hand geben.
Eine Geschichte, die berührt und gleichzeitig Mut macht.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Feb. 2016
ISBN9783734510625
Laura ... Sei mutig und stark: Tapferkeit - die Tochter des Muts

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    Buchvorschau

    Laura ... Sei mutig und stark - Kurt Nobs

    1

    Laura, meine liebe kleine Freundin, was ist nur passiert? Du liegst auf der Intensivstation des Zürcher Kinderspitals. Still, unbeweglich, den Kopf kahlgeschoren, deine Pausbacken eingefallen und totenbleich, das lustige Spiel deiner Sommersprossen beinahe erloschen.

    Um dich herum das rege Blinken der Überwachungsapparaturen, das Schnurren des Lungenautomaten und das Piepsen deiner Herztöne. Am Bett sitzen Manuela und Patrik, deine Eltern. Patrik, den Kopf gesenkt mit zerfurchter Stirn. Manuela streichelt zögernd über deinen Handrücken, dort, wo ein Infusionsport gelegt ist. Wie eingemeisselt ist der Schock der letzten Stunden in ihr Gesicht graviert. Sie weint leise, ein Zittern durchläuft ihren Körper, doch der Vorrat an Tränen ist längst aufgebraucht. Die Augen, weit aufgerissen und rotgerändert, starren auf die reglos daliegende Tochter.

    Laura, Kind, was ist nur geschehen? Noch vor wenigen Stunden warst du voller Lebensenergie; ein Wildfang eben. Eine kleine Abenteuerin, für die es nichts gab, was nicht ausprobiert werden musste. So auch das Holzgerüst vor deinem Haus, auf dem während der Bauzeit die Stromleitungen über die Strasse geführt wurden. Eine von dort herunterhängende Kabelhülle war für dich und deine Kameradinnen und Kameraden eine Herausforderung, ja, eine Verführerin. Tief in die Knie und ein beherzter Hüpfer, und man kriegte diese Kabelhülle zu fassen. Und dann kam man sich vor wie Tarzan, der sich im Dschungel von Liane zu Liane schwingt. Hin und her, die Füsse frei, wie ein Vogel lustig durch die Luft – Glückseligkeit pur.

    Iberg, Montag, 14. Januar 2008, Tagebucheintrag von Lauras Mutter

    Ich sitze im Bastelraum im Keller von unserem Haus. Es geht auf fünf Uhr nachmittags zu, und ich bin daran, ein Weihnachtsfotobuch am Computer zu gestalten.

    „Mami, Valeria und Nina streiten wieder, wer mitspielen darf", ruft Laura empört durchs Treppenhaus zu mir runter.

    „Es ist zum Mäusemelken, schreie ich zurück. „Immer wenn ihr zu Dritt seid, gibt es Streit. Komm doch rein und hilf mir beim Fotobuch.

    „Nein, ich warte draussen, bis Papi heimkommt."

    Die letzten Worte von Laura, und, wie es sich später herausstellt, für lange Zeit.

    Etwa zehn Minuten später klingelt es wie verrückt. Ich gehe ans Waschküchenfenster. „Ja, was ist?"

    „Manuela, du musst schnell kommen. Es ist was ganz Schlimmes mit Laura passiert", ruft Valeria atemlos durchs Fenster.

    Ich eile die Treppe hinauf, tausend Gedanken schwirren durch meinen Kopf.

    Ich gelange zum Kehrplatz der Quartierstrasse – es ist der bare Horror, was ich erblicke. Laura liegt auf der Strasse unter einem Trümmerhaufen von Holz und Kabeln. Ein dicker Holzbalken liegt genau auf ihrem Kopf. Ich schreie um Hilfe und räume so gut es geht die morschen Holzreste weg. Aber den Balken kann ich nicht anzuheben, er ist viel zu schwer für mich. Alles ist voller Blut, ich höre, wie Laura röchelt. Verzweifelt versuche ich nochmals den Balken anzuheben, doch es gelingt mir nicht. Ich hole tief Atem, nehme all meine Kraft zusammen, und meine Stimme überschlägt sich bei meinem Schreien. „Hilfe, Hilfe, ruft bitte die Ambulanz. Kann jemand kommen, und mir helfen!"

    Gleichzeitig spreche ich zu Laura: „Laura, hab keine Angst, Mami ist da."

    Die Nachbarn Marcel und Sarah kommen herbeigeeilt. Mit vereinten Kräften können wir Lauras Kopf vom schweren Balken befreien.

    Ich bin wie erstarrt! Lauras linke Gesichtshälfte ist blutüberströmt und ganz und gar zertrümmert. Ich bin ausserstande, etwas zu tun, schlottere am ganzen Körper und rufe mit heiserer Stimme, verzweifelt und immer wieder: „Laura, Mami ist da, atme, bitte, atme!"

    Sarah versorgt Laura mit erster Hilfe.

    Über das weitere lässt die Erinnerung Manuela Michel im Stich. Eine gefühlte Ewigkeit dauert es, bis Ambulanz und Polizei eintreffen. Irgendwann sitzt sie im Polizeiauto, draussen wimmelt es von Polizisten, Feuerwehrleuten, Leuten vom Unfallfotodienst: ein Dutzend Beamte und auch die später ermittelnde Staatsanwältin sind vor Ort. Von einem Polizeifahrzeug eskortiert, geht’s in rasender Fahrt durch den dichten Abendverkehr ins Kantonsspital Winterthur, und von dort, nach der nötigen Erstversorgung mit dem Rettungshubschrauber weiter ins Kinderspital Zürich.

    Und nun liegt Laura da, ins künstliche Koma versetzt, meine kleine Prinzessin. Der Raum in bläuliches Licht getaucht, das Spitalbett umgeben von grünen Abdeckvorhängen. Doch da, durch eine Lücke, hat sich ein vorwitziger Strahl Mondlicht verirrt und zeichnet eine weissleuchtende Lichtspur an die kopfseitige Wand. Ein Engel! Ja, ganz bestimmt, ein Engel steht da an Lauras Kopfende und hält Wache. Eine Pflegefachfrau in lindgrüner Tracht huscht herein, kontrolliert die verschiedenen digitalen Anzeigen und hantiert an den Infusionsbeuteln.

    Manuela und Patrik sitzen auf ihren Hockern, schauen sich an, ihre Gesichter sind von stummer Verzweiflung gezeichnet.

    Nun erscheint der Stationsarzt, jugendlich mit Kurzhaarschnitt und obligatem Stethoskop am Hals. Er räuspert sich und holt die Aufzeichnungen aus der Kitteltasche. „Wir haben die ersten Untersuchungsergebnisse, beginnt er mit leiser Stimme, beinahe murmelnd. „Ihre Tochter hat sich ein schwerstes Schädelhirntrauma zugezogen. Wir haben sie in ein künstliches Koma versetzt. Zurzeit sind die vitalen Werte einigermassen stabil, aber wir müssen abwarten, wie sich die Hirnschwellung auswirkt. Unser Chefarzt hat grosse Bedenken. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.

    Manuelas Aufschluchzen geht einem durch Mark und Bein. Und Patrik schlägt die Hände vors Gesicht und atmet schwer.

    „Befiehl Gott, dem HERRN deinen Weg und hoffe auf ihn. Er wird’s wohlmachen."

    Wohlmachen? Wird er Laura zu sich nehmen? Weg von diesem Erdenrund zu dem Ort, wo keine Schmerzen und Tränen mehr sein werden? Diese Verheissung der Seligkeit und doch – ein Gedanke, der eisig nach dem Herzen greift. Oder wird er einen Anker an diesen seidenen Faden knüpfen, damit sich Laura daran festklammern und überleben kann?

    2

    Meine Frau Erika und ich lernen Laura im Spätsommer des Jahres 2007 in der Toskana kennen. Manuela, ihre Mutter, kennen wir schon länger. Die FEG Winterthur (Freie Evangelische Gemeinde) hält dort eine Ferienwoche ab.

    Die meisten Teilnehmenden reisen mit dem Bus, einige andere, so auch Erika und ich, legen die gut acht Stunden dauernde Fahrt mit dem eigenen Auto zurück.

    Seit fünf Uhr morgens rollen die Räder. Chur, durch den San Bernhardino-Strassentunnel in die Sonnenstube der Schweiz. An der Grenze in Chiasso die übliche Warteschlange. Weiter von Mautstelle zu Mautstelle, vorbei an den unzähligen in diesigem Licht stehenden Wohnblöcken und Fabrikanlagen von Mailand. Dann durch die Poebene, flach wie ein Teller, vor uns die im Dunst auf ihren Zenit zustrebende fahle Sonnenscheibe und die dreispurige Autobahn, dessen Asphaltband den weit entfernten Horizont zu durchstossen scheint.

    Bei Parma geht’s rechts weg durch die Apenninen bis Spezia. Eine abwechslungsreiche Strecke mit vielen Galerien und Täler überspannenden Viadukten. Vorbei an pittoresken Bergdörfern unter einem lichtblauen Herbsthimmel und strahlender Sonne – der Königin des Tages.

    Nach Livorno tauchen wir auf der Autostrada del Sole in das sagenhafte Hügelland der Toskana ein. Wahre Kunstwerke fliegen an uns vorbei, schlichtweg wunderbar, was der Allmächtige hier auf das Reissbrett seiner Schöpfung gezeichnet hat und werden liess.

    Gegen fünfzehn Uhr erreichen wir unseren Zielort: Riva degli Etruschi, diesen grosszügig angelegten Ferienpark direkt am Meer, zwischen San Vincenzo und Piombino gelegen. Über hundert Bungalows und Hotelappartements inmitten üppiger toskanischer Vegetation.

    Kaum haben wir das uns zugeteilte Bungalow bezogen – ich eben im Begriff, es mir auf gedeckten Veranda bei einem Espresso gemütlich zu machen – da geht ein wahrhaftiges Begrüssungsfeuerwerk los. Zuerst ein Brausen und Rütteln im Geäst der nahestehenden Pinien, ein gleissender Blitzstrahl und nur Sekunden später ohrenbetäubendes Donnergrollen. Erika, dabei unser Hab und Gut zu versorgen, erscheint aufgeregt an der Verandatür. „Ich glaub, das Autofenster vorne rechts ist noch offen."

    „Verflixt, du könntest recht haben, erwidere ich und stürze meinen Espresso hinunter. „Ich gehe schnell nachschauen. Und dann fahre ich noch zur Rezeption. Inzwischen sollte der Bus ja angekommen sein. Vielleicht ist der eine oder andere froh, wenn ich beim Transport des Gepäcks behilflich bin.

    Ich spurte die etwa hundert Schritte zum Parkplatz. Schon fallen die ersten schweren Tropfen. Doch Rettung ist nahe, mit einem Sprung lande ich im Wageninneren, stecke den Zündschlüssel und betätige den elektrischen Fensterheber. Der Himmel öffnet seine Schleusen, sintflutartig prasselt der Regen auf das Wagendach, wie wild zurren die Scheibenwischer hin und her, mit grösster Mühe lenke ich das Auto über das schmale Zufahrtssträsschen hinauf zur Rezeption.

    Der Bus ist angekommen. Er steht auf dem grossen Parkplatz, an den Fenstern die Gesichter der Reisenden, die ungeduldig gestikulierend auf das Ende dieses Regengusses warten. Ich bin nicht der Einzige. Von rechts und links kurven weitere fünf Autos herbei; ein Hilfskonvoi, sage und schreibe. Da, nochmals die grelle Zackenlinie eines Blitzes am westlichen Himmel, ein Donnergrollen – dann lässt der Regen etwas nach. Aber es nieselt immer noch leicht, und von den Bäumen tropft es ohne Unterlass.

    Einige mutige oder ungeduldige Fahrgäste verlassen den Bus und holen ihre Gepäckstücke aus dem Stauraum. Ich entdecke Manuela Michel mit ihrer Tochter, lasse das Wagenfenster herunter und rufe ihnen zu. Sie steuern mit ihren Rollkoffern und schweren Reisetaschen an den Schultern auf mich zu. Natürlich schon völlig durchnässt. Flugs öffne ich den Kofferraum und helfe die Sachen zu verstauen.

    „Lieb von dir, Kurt, dass du uns hilfst. Manuela drückt mir einen freundschaftlichen Kuss auf die rechte Wange und flüchtet sich auf den Beifahrersitz. Sie seufzt leise und runzelt die Stirn. „Dieses Mädchen! Weiss der Kuckuck, was wieder in die gefahren ist. Laauraa, kommst du endlich!

    So lerne ich sie kennen, Laura, der Wildfang – übermütig im Regen herumhüpfend, die Arme weitausgestreckt zum Himmel.

    Mitten durch eine Pfütze kommt sie zum Wagen und streckt mir ihre Rechte entgegen.

    „Hallo Laura", rufe ich schmunzelnd.

    „Hallo, Kurt", antwortet sie mit einem Lächeln, das den grössten Eisberg zum Schmelzen bringen könnte.

    „Halt, halt, meine Liebe, schimpft Manuela. „Für dich immer noch Herr Nobs!

    „Lass nur Manuela, das mit dem Vornamen geht schon in Ordnung."

    „Siehst du, was habe ich gesagt!" Triumphierend streicht Laura sich eine klitschnasse Strähne ihres rotblonden Haars aus dem Gesicht. Meergrüne Augen schauen mich an, eine kecke von Sommersprossen übersäte Stupsnase und leicht gerötete Wangen.

    „Schlitzohr", murmelt Manuela vor sich hin, angelt den Plan des Parks aus ihrer Tasche und faltet ihn vor mir aus.

    „Schau, habe schon alles eingezeichnet, das hier ist unser Bungalow."

    Wenige Minuten später sind wir da, und ich helfe den beiden mit dem Gepäck. Dann verabschiede ich mich. „Wir treffen uns zum Abendessen, wer zuerst im Speisesaal ist, reserviert einen Tisch."

    „Abgemacht!", ruft Manuela über einen Koffer gebeugt.

    Und von Laura, die eifrig am Ausspionieren der Unterkunft ist, tönt ein übermütiges „Tschüss, Kurt!"

    Es hat aufgehört zu regnen. Vom Meer her weht eine frische Brise und schiebt die Wolkenschiffe vor sich her. Die noch knapp zwei Handbreit über dem westlichen Horizont stehende Sonne übernimmt wieder das Regiment, schickt ihre Strahlenbündel aus, trocknet das Blätterdach der Bäume und leckt die spiegelnden Pfützen auf.

    Zeit für Abendessen. Bereits am Eingang zum Speisesaal werden meine Frau und ich von Laura ins Visier genommen. Aufgeregt hüpft sie an einem der hinteren Tische und winkt mit beiden Händen. Klar doch, der Stuhl neben ihr ist für mich reserviert; Erika darf neben Manuela Platz nehmen.

    Innert Kürze ist der Speisesaal berstend voll. Über zweihundert Gäste, alles Teilnehmer aus unserer Gemeinschaft, sitzen erwartungsvoll plaudernd vor ihren Gedecken. Ein Glöckchen bimmelt – Stille –, dann spricht unser Pastor Beat Ungricht das Tischgebet. Er dankt Gott dafür, dass die weite Reise für alle ohne Zwischenfall ablief, und ruft dann laut: „En Guete mitenand!"

    Die Küche läutet diese Ferienwoche mit einem echt mediterranen Bouquet ein. Zur Vorspeise gibt es Pasta, dann cotelette alla milanese, und zum Dessert, wie könnte es anders sein: Tiramisu – diese honigsüsse Versuchung, etwas mastig zwar, aber gehört einfach dazu. Nicht umsonst heisst Dessert auf Italienisch: Dolce.

    Der Hauswein mundet vorzüglich. Laura bekommt zur Feier des Tages eine Cola, sie hebt das Glas und der bare Schalk blinzelt aus ihren Augen. „Salute, flötet sie voller Übermut. Die Gläser klingen, und Manuela schüttelt leicht ihren Kopf. „Salute, murmelt sie, „wo zum Kuckuck hast du das nun wieder her?"

    „Aber Mama! Hast du nicht gehört? Überall an den Tischen haben sie es gerufen."

    „Darauf nehmen wir einen Schluck", werfe ich ein. Laura, diese kleine Schelmin, hat mein Herz im Flug erobert.

    Nach dem Abendessen ergiesst sich ein wahrer Pilgerstrom hinunter zum Meer. Sonnenuntergang – wer möchte den verpassen? Bereits breiten sich die ersten Dämmerschatten aus, der Wind hat aufgefrischt und singt säuselnd seine Abendmelodie in den Sträuchern und Bäumen.

    Wir suchen uns ein Plätzchen auf dem Mauerabsatz des den Strand angrenzenden Gehweges. Über uns ist der Himmel noch mit einigen durchschimmernden Wolkenfetzen bemalt, aber dort in der Ferne, dicht über dem von der Wasserlinie gezeichneten Horizont, steht wunderbar der orangerote Feuerball. Ein „Ah und „Oh ist zu hören.

    Laura sitzt still neben mir und staunt. Merkwürdig, wie dieses Windspiel auf einmal so stillsitzen kann. Ein paar Augenblicke später seufzt sie leise: „Schön, gell!" Sie schaut mich mit verklärten Kulleraugen an.

    „Ja, wirklich wunderschön", sage ich und mir fällt dazu ein Verslein ein:

    Lueg au, wie d’Sunne versinkt im Meer

    und Platz macht fürs prächtige Sterneheer.

    G’sesch, wie sie uusstreckt ihri goldig Hand,

    übers Wasser bis zu üüs as Land.

    S’isch mer, als rüefi sie üüs zu:

    Schlaf gut, träum süess, gnüss dini Rue.

    Kei Angscht, ich wärde wiederchoo

    und für euch zmitts am Himmel stoo.

    „Schön, so schön, sagt Laura verträumt. „Das schreib ich morgen in mein Poesiealbum. Hilfst du mir?

    „Ja, klar! Ich schreibe, und du machst die Zeichnung dazu."

    Welche Ehre – ein Plätzchen ins Lauras Poesiealbum.

    Von einem kleinen Seufzer begleitet, gähnt sie ausgiebig und reibt sich die Augen, steht auf und zupft an Mutters Jacke. Manuela schaut auf und lächelt. „Zeit, dass wir unter die Decken kommen, war ein langer Tag."

    Die Tage, wie leuchtende Perlen reihen sie sich auf einer glitzernden Schnur. Nach dem Frühstück jeweils Lobpreisgesang im Grossen Konferenzsaal verbunden mit einer Kurzandacht.

    Ausflüge in der Umgebung, fernab vom grossen Verkehrsstrom, auf den sich zwischen und über Hügelketten schlängelnden Strassen. Sanfte Höhenzüge mit ihren braungetönten Herbstkleidern, gekrönt von in Reih und Glied stehenden Zypressen. Einem Wasserlauf folgend durch ein enges gewundenes Tal mit immergrüner Vegetation, kleinen Rebbergen und idyllischen Dörfern. Volltanken pur, staunende Augen und satte Seelen.

    Geruhsames Strandleben mit einem Buch

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