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Ich will dich nicht lieben!: Leni Behrendt Bestseller 44 – Liebesroman
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Ich will dich nicht lieben!: Leni Behrendt Bestseller 44 – Liebesroman
eBook161 Seiten2 Stunden

Ich will dich nicht lieben!: Leni Behrendt Bestseller 44 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Ratternd und brausend fuhr der D-Zug in den Bahnhof des kleinen Städtchens. An den Wagenfenstern wurden die Köpfe gelangweilter Menschen sichtbar, die der kleinen Station kein Interesse abgewinnen konnten. Doch halt, es gab doch etwas Interessantes zu sehen, dort der Jagdwagen, der mit rasender Schnelligkeit dahinflog. Er hielt kaum vor dem Stationsgebäude, da sprang auch schon der Lenker des Gefährtes auf den Boden, warf dem hintensitzenden Boy die Zügel hin und eilte auf einen Herrn zu, der ihm lächelnd entgegenkam. Ganz der alte Henner, stellte dieser fest, als er den Freund auf sich zukommen sah. Die lange, hagere Gestalt mit den eckigen Bewegungen, die Schultern hochgezogen, den Hut nach hinten geschoben, die Hände in den Taschen – so stiefelte er mit Riesenschritten auf den Angekommenen zu. Das ebenfalls hagere Gesicht mit der langen Nase darin strahlte vor Wiedersehensfreude. Und wahrhaftig, er hatte Tränen in den hellen Augen, als er die Schulter des Freundes mit festem, hartem Griff umfaßte. »Siegmar, alter lieber Kerl, endlich! Ich habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Sechs Jahre warst du fort, mein Alter, eine unendlich lange Zeit für einen Menschen, der wartet.« Der Freund konnte nicht sprechen, er schlug ihm nur auf die Schulter und erwiderte den Händedruck. »Ich habe diesen Wagen absichtlich gewählt, Siegmar; wird dir lieber sein als die Galakutsche mit Kutscher und Diener in Livree. Auch sind wir so ungestörter, und ich glaube, wir haben uns wirklich etwas zu sagen. Erst jetzt bemerkte der Graf den Diener, der in respektvoller Entfernung hinter ihnen her ging. »Ei, sieh da, Sie alter Getreuer, immer noch auf dem Posten?« Er schüttelte dem Bedienten fast die Hand aus dem Gelenk, und dieser strahlte vor Freude. »Ich bin froh, daß wir wieder hier sind, Herr Graf.« »Glaube ich Ihnen ohne weiteres, Heinrich«, meinte Lehnherr.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum4. Okt. 2022
ISBN9783987570063
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    Buchvorschau

    Ich will dich nicht lieben! - Leni Behrendt

    Leni Behrendt Bestseller

    – 44 –

    Ich will dich nicht lieben!

    Leni Behrendt

    Ratternd und brausend fuhr der D-Zug in den Bahnhof des kleinen Städtchens. An den Wagenfenstern wurden die Köpfe gelangweilter Menschen sichtbar, die der kleinen Station kein Interesse abgewinnen konnten.

    Doch halt, es gab doch etwas Interessantes zu sehen, dort der Jagdwagen, der mit rasender Schnelligkeit dahinflog. Er hielt kaum vor dem Stationsgebäude, da sprang auch schon der Lenker des Gefährtes auf den Boden, warf dem hintensitzenden Boy die Zügel hin und eilte auf einen Herrn zu, der ihm lächelnd entgegenkam.

    Ganz der alte Henner, stellte dieser fest, als er den Freund auf sich zukommen sah. Die lange, hagere Gestalt mit den eckigen Bewegungen, die Schultern hochgezogen, den Hut nach hinten geschoben, die Hände in den Taschen – so stiefelte er mit Riesenschritten auf den Angekommenen zu. Das ebenfalls hagere Gesicht mit der langen Nase darin strahlte vor Wiedersehensfreude. Und wahrhaftig, er hatte Tränen in den hellen Augen, als er die Schulter des Freundes mit festem, hartem Griff umfaßte.

    »Siegmar, alter lieber Kerl, endlich! Ich habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Sechs Jahre warst du fort, mein Alter, eine unendlich lange Zeit für einen Menschen, der wartet.«

    Der Freund konnte nicht sprechen, er schlug ihm nur auf die Schulter und erwiderte den Händedruck.

    »Ich habe diesen Wagen absichtlich gewählt, Siegmar; wird dir lieber sein als die Galakutsche mit Kutscher und Diener in Livree. Auch sind wir so ungestörter, und ich glaube, wir haben uns wirklich etwas zu sagen.

    Erst jetzt bemerkte der Graf den Diener, der in respektvoller Entfernung hinter ihnen her ging.

    »Ei, sieh da, Sie alter Getreuer, immer noch auf dem Posten?«

    Er schüttelte dem Bedienten fast die Hand aus dem Gelenk, und dieser strahlte vor Freude.

    »Ich bin froh, daß wir wieder hier sind, Herr Graf.«

    »Glaube ich Ihnen ohne weiteres, Heinrich«, meinte Lehnherr. »Sie sorgen wohl für das Gepäck des Herrn Grafen? Der Wagen dafür ist bereits hier.«

    Er winkte ihm freundlich zu und kletterte dann auf den Wagen, auf dem der Freund schon saß. Zuerst fuhren sie eine Weile schweigend dahin, Graf Lehnherr respektierte die Stimmung seines Gastes. Sechs Jahre hatte er den Freund entbehren müssen, mit dem er fest verwachsen war von frühester Kindheit an. Leid und Freud hatten sie miteinander geteilt. Zuerst als Spielkinder, dann als Schulbuben, als Husaren – und zuletzt Seite an Seite in der furchtbaren Zeit des Weltkrieges. Und glaubten auch weiter beieinander bleiben zu dürfen, da die Güter ihrer Väter Nachbargüter waren.

    Doch es stand schlecht um die großen Besitze der Grafen Lehnherr und Wultringen, als die beiden Söhne aus dem Kriege in die Heimat zurückkehrten. In Lehnshagen war es teils die schlechte Wirtschaft ungetreuer Beamten, teils die mißliche Lage der Verhältnisse, was den großen Besitz heruntergebracht hatte. Doch in Freienhofen, dem alten hochfeudalen Sitz der Grafen Wultringen, Edlen zu Freienhofen, trug der Besitzer die Schuld, daß diese einstmals so blühende Herrschaft zuerst verlottert wurde und dann versteigert werden mußte.

    Als der Sohn aus dem furchtbaren Kriege heimkam, elend an Leib und Seele, da mußte er erfahren, daß seine heißgeliebte Heimat für ihn verloren war.

    Es ging hart auf hart in der letzten Stunde, in der Vater und Sohn einander gegenüberstanden. Und als dem Grafen Siegmar dann die Gewißheit wurde, daß von Freienhofen nichts, aber auch nichts mehr zu retten war, da floh er nach Afrika, um nicht mitansehen zu müssen, wie man ihm die geliebte Heimat nahm.

    Kurze Zeit darauf wurde die Herrschaft versteigert, und fünf Monate später verunglückte der alte Graf Wultringen bei einem Rennen.

    Heute nun war Siegmar Graf Wultringen heimgekehrt, sehnlich erwartet von seinem Freunde. Der saß jetzt geduldig neben Siegmar und störte ihn nicht, obgleich er vieles zu fragen hatte. Er war noch ganz der alte Hans-Henner Lehnherr, doch Siegmar Wultringen war nicht mehr der alte, wenigstens äußerlich nicht. Er hatte sich in den Jahren durchaus nicht zu seinem Nachteil verändert, o nein. Sehnig und kraftvoll die hohe Gestalt, wie Bronze das harte, rassige, von südlicher Sonne tiefbraun gefärbte Gesicht. Nur die Stirn, die der Tropenhelm geschützt hatte, zeigte die Hautfarbe von einst. Und die Augen, die einst so sonnig und frohgemut in das Leben geblickt hatten, waren hart geworden, hell und blitzend wie Metall. Und hart war auch das schöne Gesicht, spöttisch der Zug des früher immer lachenden Mundes. Die Linien, die von den Mundwinkeln herabliefen, zeugten von Verbitterung und Kampf, Abhärtung und eiserner Willensstärke. Auf dem schmalen, rassigen Kopf lockte sich das dunkelblonde Haar in eigensinnigen Wellen.

    »Warum fährst du diesen wundervollen Weg nicht weiter, Henner?« fragte Graf Wultringen verwundert. Doch als er dem verlegenen Blick des Freundes begegnete, verstand er. Er schlug ihm auf die Schulter, sein schmales Gesicht zuckte.

    »Bist immer noch der alte, liebe Kerl, Henner, zartfühlend und rücksichtsvoll. Doch fahre den Weg nur weiter, ich muß mich ja daran gewöhnen, daß Freienhofen nicht mehr mein eigen ist. Solange ich es immer noch nicht konnte, bin ich ja weggeblieben.«

    Graf Lehnherr sah ihn verstohlen von der Seite an. So beruhigend die Worte auch waren – er war doch mißtrauisch, so recht traute er dem Frieden nicht. Er atmete auf und fuhr den Weg weiter. Sie fuhren an einem Besitz vorbei, der mit Recht herrlich zu nennen war. Das große, hochfeudale Schloß schimmerte durch die dichten Bäume des Parkes, den ein kunstvoll gearbeiteter Zaun umgab, wo vor einigen Jahren ein schadhafter gestanden hatte. Finster ruhte der Blick des Grafen darauf, und der Freund ahnte, was in seinem Innern vorging, daß er beim Anblick der heißgeliebten Heimat noch lange – lange – nicht ruhig sein konnte. Er sah, wie er die Zähne aufeinanderbiß, wie er sich mühte, mit eiserner Willensstärke den Aufruhr seines Innern niederzuzwingen. Doch er konnte und wollte ihm seine Teilnahme nicht zeigen, er hätte damit mehr verdorben als genutzt. – Graf Wultringen war nicht der Mann, der sich bedauern ließ.

    Den Wirtschaftshof konnte man vom Wege aus frei übersehen. Die Gebäude waren im neuzeitlichen Stil erbaut, blitzende Sauberkeit herrschte überall, wo vor sechs Jahren Verfall und Verwahrlosung überhand genommen hatten.

    »So kann es sein, wenn man Geld hat, Henner«, sagte Graf Wultringen endlich, und der Freund hörte die tiefe Bitterkeit in seiner Stimme. »Fragt sich nur, ob alle Neuerungen, die der jetzige Besitzer vorgenommen, ebenso gut sind wie die, die ich bisher sah.«

    »O ja, das sind sie, wenigstens die äußeren«, berichtete der Freund bereitwillig und froh, daß der Gast nun endlich sprach. »Sogar den Park haben sie gelassen, nein, verbessert, verschönert. Haben die Blumenrabatten nicht in Gemüsebeete umgewandelt, in gewohnter Ausnutzungswut der Neureichen, die ja auf Schönheit und alte Überlieferung pfeifen und alles zu Geld machen. Weißt du übrigens, daß der alte Uhleweit in Freien­hofen geblieben ist, Siegmar?«

    »Nein, wie sollte ich – es ist mir nur bekannt, was du mir in deinen Briefen mitteiltest.«

    »Na ja – Uhleweit blieb, der Rentmeister, die Inspektoren – kurz und gut – alle Wirtschaftsbeamten. Dann Oberförster und Förster – der größte Teil der Dienstboten. Selbst euer feudaler Hausmeister ist noch da, der doch nur Höhenluft atmen kann, wie er sich immer ausdrückte. Ist also seinem Vorsatz untreu geworden und widmet seine Dienste diesen von unten heraufgekommenen Herrschaften genauso wie vordem den Grafen Wultringen. Bis vor ungefähr einem halben Jahre war Freien­hofen unbewohnt. Der neue Besitzer hatte mehr zu tun, als in Freienhofen der Ruhe zu pflegen. Doch er starb, und seine Tochter, die übrigens die einzige Erbin dieses unverschämt reichen Emporkömmlings ist, besann sich mit einem Male auf ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten. Jedenfalls wohnt sie nun in Freienhofen und soll es sozusagen selbst bewirtschaften, womit der borstige Uhleweit ja sehr einverstanden sein wird. Ich kenne dieses extravagante Weibsbild nicht, habe noch nicht die Ehre gehabt, sie kennenzulernen. Einige berichten, sie wäre schön wie eine Märchenfee, andere wieder wissen zu sagen, daß sie wie ein wilder Cowboy im Sattel hängt und sich auch so benimmt. Doch darüber sind sich alle einig, daß sie unerhört herumflirtet, eine Gesellschaftspuppe ist und ständig eine Schar winselnder Verehrer um sich hat. Kunststück – dieses holde Kind ist reich, und es gibt ja solcher Helden genug, die ihr Wappenschild vergolden möchten. Unerhört dreist und unverfroren muß diese Person sein, daß sie den Mut hat, sich in Kreise zu drängen, in die sie wirklich nicht hineingehört. Verschiedene Familien sind wahrhaftig so charakterlos gewesen und haben nicht die Energie besessen, sich dieses unverschämte Kind vom Halse zu halten«, sagte er wegwerfend. »Doch Gott sei Dank, es sind nur wenige. Die meisten von uns wissen, was sie sich selbst schuldig sind.«

    Er hatte überhaupt voll tiefen Grimmes gesprochen; er schien die junge Dame zu hassen und es ihr nicht verzeihen zu können, daß sie auf dem Platze saß, an dem der Freund ein heiliges Anrecht hatte.

    Sie bogen in einen breiten Weg ein, der zum Lehnshagener Schlosse führte. Voll Interesse sah Graf Wultringen auch hier die Neuerungen, die in den Jahren seiner Abwesenheit entstanden waren.

    Und dann stand er der Gattin des Freundes gegenüber, die ihm beide Hände entgegenstreckte.

    »Seien Sie mir willkommen, Graf Wultringen. Ich kenne Sie aus Henners Erzählungen so genau, als wären auch wir Kindheitsgefährten.«

    Der so Begrüßte zog die schlanken weißen Hände an die Lippen und sah in die schönen dunklen Augen, die zu ihm emporlachten. O ja, der Freund hatte Geschmack bewiesen, als er sich diese Frau zur Lebensgefährtin erwählte.

    Sein Herz wurde warm bei dem herzlichen Empfang.

    »Und ich glaubte immer, Henner übertriebe«, lachte sie, »er stempelte Sie direkt zum Übermenschen. Nun muß ich aber feststellen, daß er in einer Beziehung zu wenig gesagt hat – nämlich, was Ihren äußeren Menschen anbetrifft –«

    »Du, Christa, ein so schneidiger Kerl ist er erst in seiner Abwesenheit geworden«, unterbrach der Gatte sie lebhaft. »Er hat mich zwar immer schon in den Schatten gestellt –«

    »Was auch kein Kunststück sein dürfte«, neckte ihn die Gattin und rief damit die Entrüstung ihres Eheherrn hervor.

    Nichtsdestoweniger saßen sie hernach in bester Eintracht an der Mittagstafel gegenüber. Und der Graf mußte immer wieder feststellen, daß der Freund mit dieser Gattin in der Lebenslotterie das Große Los gewonnen hatte.

    »Wo sind denn Ihre Söhne, Gräfin?« wandte er sich an die Schloßherrin.

    »Die halten ihr Mittagsschläfchen. Hans-Henner mit seinen viereinhalb Jahren ist schon soweit, daß er den interessanten Onkel genügend zu würdigen weiß. Doch Siegmar, unser Kleiner –«

    »Hat für Schokolade mehr Verständnis«, warf der Graf lächelnd ein. »Er wird nicht zu kurz kommen. Wohl aber Hans-Henner – ich wüßte nicht, was interessant an mir wäre.«

    »Nun, daß Sie ein so weitgereister Mann sind und doch wohl Erlebnisse haben werden, die ein Jungenherz entzücken müssen. Sie werden Ihre Not mit dem Quälgeist haben, der Sie mit seinen Fragen belästigen wird.«

    »Und wenn ich mich nicht als der Held entpuppe, für den er mich hält, dann wird er arg enttäuscht sein«, ergänzte der Graf lächelnd. »Erlebnisse gab es drüben genug, doch sie waren alles andere als interessant; höchstens nur widerwärtig. Ich kann es immer noch nicht fassen, daß ich Heimatluft atme.«

    »Denke dir, Christa, Siegmar wird wahrscheinlich in unserer Nähe bleiben«, rief der Gatte lebhaft. »Er wird das kleine Vorwerk kaufen, das ich schon lange los sein wollte.«

    »Vorausgesetzt, daß ich den Kaufpreis zahlen kann«, warf der Gast ein. »Ich bin nicht als Krösus zurückgekehrt, wie es ja eigentlich hätte sein müssen, ich besitze nicht viel und möchte nicht, daß Henner durch seine Gutmütigkeit geschädigt wird.«

    »Ja, was wollen Sie denn auf dem kleinen Vorwerk?« fragte die Gräfin verwundert.

    »Ich will dort als mein eigener

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