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how i met your dad: roman
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eBook414 Seiten6 Stunden

how i met your dad: roman

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Über dieses E-Book

Nach dem dramatischen Tod von Mr First Cut liegt Juna Bucks Liebesleben brach. Erst mit Anfang 30 begibt sie sich wieder auf den Singlemarkt und lässt von Online Dating bis Speed Dating nichts aus. Traummänner und Psycho-Singles geben sich in ihrem Leben die Klinke in die Hand. Als sie dann auch noch in Raketengeschwindigkeit die Karriereleiter nach oben schießt und sie einen immer größer werdenden Kinderwunsch bekommt, ist das Chaos perfekt.
In How I Met Your Dad erzählt sie später ihren Kindern, wie ihr - fast - jedes Date und jede Begegnung den Weg zum Glück gepflastert haben.
SpracheDeutsch
HerausgeberBuch&media
Erscheinungsdatum28. Jan. 2019
ISBN9783957801470
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    Buchvorschau

    how i met your dad - Hannah Fink

    PROLOG

    Vor 27 Jahren war Tilda ein kleines lilafarbenes Bündel, das mir nach einer heftigen aber schnellen Geburt auf die Brust gelegt wurde. Sie schnappte gierig nach Luft, nachdem man sie von der Nabelschnur, die sich um ihren Hals gewickelt hatte, befreit hatte. Dann nestelte sie sich dicht an mich, als wollte sie sagen: »Zum Glück bin ich jetzt hier.« Ich legte meine Hand auf ihren kleinen Rücken und dachte daran, was für ein langer Weg es war, bis ich sie hier liegen hatte.

    Ihr frisch gebackener Papa saß da noch im Flugzeug, hibbelig und sich schwer beherrschend, niemanden anzupöbeln. Er muss fast geplatzt sein vor Ungeduld, so gefangen in einer Maschine auf dem Weg über den Atlantik, der einfach seine Zeit brauchte. Ich hatte gehofft, er würde rechtzeitig von der Beerdigung seiner Mutter zurück sein, aber Tilda war zu früh dran. Ich selbst durfte auf keinen Fall mehr fliegen und verpasste den Abschied von meiner Schwiegermutter – Matilda.

    So lagen wir da, das neue Wesen Tilda und ich, beide erschöpft aber zufrieden, und warteten auf ihren Papa, meinen Ehemann.

    »Ja wo bleibt denn Ihr Mann – der Vater meine ich?« Die neue Hebamme nach dem Schichtwechsel machte ein Gesicht, als würde sie denken: Die arme Frau hat sich aber ein besonderes Schwein von Mann ausgesucht – wenn der nicht mal zur Geburt aufkreuzt!

    »Mein Ehemann sitzt gerade noch im Flugzeug. Morgen früh ist er da.«

    »Na schade, dann verpasse ich ihn ja«, erwiderte sie, als würde sie mir kein Wort glauben.

    Vielleicht hatte ich mir das ja auch nur eingebildet, denn ich konnte selbst kaum glauben, was für ein Glück ich hatte. Ehemann und lila Baby – was wollte ich mehr? Ich schaute auf Tildas behaarte Öhrchen, auf die klitzekleinen Nägelchen, die faltigen Augen, die hellbraunen, ungewöhnlich vollen Haare, das Gesicht, das langsam heller wurde … als vor meinem inneren Auge lauter Schnappschüsse aufzublitzen begannen. Von Männern, die ich einmal gekannt hatte oder kennenlernen wollte. Von unzähligen hoffnungsvollen, ja sehnsüchtigen Begegnungen. Sehnsucht danach, endlich meinen Mr Right zu treffen. Unvorstellbar, wie viele Dates ich hatte, bis ich Tildas Dad kennenlernen durfte.

    Wie Tilda wohl aussehen würde, wenn sie ihr Papa geworden wären? Dann hätte sie jetzt vielleicht einen Wuschelkopf wie der Fusselmann, ein gephotoshoptes Gesicht wie Mr Yolo oder kleine Maulwurfaugen wie Mr Fischer hinter seiner Hipster-Hornbrille …

    Ich musste ihr eines Tages unbedingt wie Ted Mosby aus How I Met Your Mother erzählen, wie es kam, dass sie auf der Welt ist.

    Dann nickte ich ein und vergaß es über 27 meist glückliche Jahre.

    DATING 2044

    Die Haustür knallt, Tom und ich zucken zusammen. Mit bläulich schimmernder Zornesader kommt Tilda ins Wohnzimmer und wirft ihre Jacke auf den Boden. Unser Roboter wird sie aufheben, trotzdem: Muss das sein?

    Wie immer, wenn Tilda wütend ist, finde ich sie gerade dann am hübschesten. Dann merkt man ihr das Temperament ihres Vaters richtig an. Sie gibt zischende Laute von sich wie Ahhhhchhz und grrrrrgggzzz, und dann, endlich verständlich: »Mir reicht es jetzt, ein für allemal!«

    Tom schüttelt den Kopf: »Schttt jetzt, Nervschwester, wir schauen Alf!«

    Alf – im Jahr 2044?! Ja, 2042 hat man begonnen, neue Folgen zu drehen, ein wie ich finde grandioses Remake. Mit mehr Spannung als im Original, zu Zeiten, als ich Kind und alles noch ziemlich harmlos war. Mein Sohn Tom und ich schauen das oft zusammen an, wenn er mal Pause von seiner Studenten-WG braucht. Und ja, er bringt auch seine Wäsche mit. Und nein, ich sage ihm nicht, dass er sich damit zum Teufel schweren soll, dass ich nicht Hotel Mama bin. Denn ich muss gestehen, dass ich diese Momente liebe: Wir gammeln auf dem Sofa, schauen Alf, lachen uns futsch – und warten auf meinen Ehemann, der freitagabends was zum Essen, meistens Pizza zu unserem Cheat Day, mitbringt.

    Jetzt hoffe ich aber, dass er noch nicht gleich in der Tür steht, wenn Tilda hier mit geschwollener Stirnader mal Dampf ablässt. Das macht sie extrem selten, und wenn, dann eher unter uns Frauen. Und Tom, Alf-absorbiert, zählt in dem Moment nicht als Zuhörer. Ich reiße mich blitzschnell vom Fernseher los. Ich bin eben Mama – und für Mamas hat die Realität Vorrang, auch noch 27 Jahre postpartal.

    »Was ist denn passiert?« Ich habe das Gefühl, Tilda schnappt gleich über.

    »Sei froh! Sei so froh, Mama, dass du nie an solche gestörten Freaks geraten bist und Papa hast. Sei einfach nur froh!« Und nach einer Pause, in der sie aus dem Kopfschütteln kaum noch rauskommt: »Ich hatte das Horrordate meines Lebens. Es war entwürdigend! Ent-wüüüür-digend!«

    Oh nein, jetzt fängt sie an zu heulen, und ich kann das bei ihr gar nicht sehen. Meinem kleinen lila Baby soll es nicht so schlecht gehen, ohneinohnein.

    »Christian!«, rufe ich wutentbrannt, weil ich glaube, dass mir ein Licht aufgeht. Von dem hatte sie mir in ihrer letzten Nachricht geschrieben – ganz übler Typ, wenn sie mich fragen würde.

    »Nein, schön wär’s!«, blafft sie mich an.

    »Ronaldo?«, frage ich leicht verunsichert.

    »Nein Mama, ein ganz Neuer, den ich über Street 44 kennengelernt hab.«

    Sie schaut mich an, als müsste ich sofort kapieren, was und wen sie meint.

    »Kenn ich nicht, was ist das schon wieder für ’ne happ?«

    2044 gibt es nicht mehr einfach nur Apps, sondern unsere allPhones sind danach geordnet, was die Apps dem User bringen, z. B. einen »happy« zu machen, daher »happ«.

    »Ach, da sind halt heutzutage fast alle Singles drin. Da sieht man zum Beispiel jemanden auf der Straße, der einem gefällt. Dann scannt man die Person unauffällig und schaut, ob derjenige zufällig auch als Single angemeldet ist.«

    Ach stimmt, davon hab ich schon gehört. Dann kann man die Person virtuell anflirten und muss nur noch warten, ob derjenige zu einem rüberkommt. Oder man geht einfach hin, man weiß ja dann, dass derjenige auch auf der Suche ist. Oder, wenn man gerade fettige Haare hat, kann man auch später eine Nachricht schreiben.

    »Hast du jemanden angesprochen und er mochte dich nicht?«

    »Quatsch, Mama. Das machen eigentlich nur Männer. Wir Frauen klicken nur an, die Männer kommen dann auf uns zu.«

    Aha, da hat sich seit »meiner Zeit« wohl nicht so viel oder genauer gesagt gar nichts geändert. Find ich jetzt nicht so gut. Aber an sich scheint Street 44 eine gute Sache zu sein. Man kann immer und überall auf der Welt erkennen, ob die Person, die einem gefällt, angibt, Single zu sein.

    »Was war denn so schlimm?«

    Tilda atmet tief durch und versucht, wieder in klaren Sätzen zu sprechen. »Ich hatte ein Date. Tristan, der Arsch! Dann haben ihn während wir im Café saßen gleich zwei andere Frauen auf dem 44-Radar gehabt und angeklickt. Und der sagt zu mir: ›Sorry, da muuuuss ich rübergehen!‹ Ok, die eine war hübsch, aber geht’s noch?!«

    Ihre Stimme schnappt über und ich finde auch, dass wir in einer ganz verkehrten Welt leben. Kann sich ein Mann, also der Tristan-Arsch – wir wollen ja nicht verallgemeinern –, keine Stunde auf eine einzige Frau konzentrieren? Zumal auf meine wunderschöne, schlaue Tilda? Es scheint Wirklichkeit geworden zu sein, was früher diskutiert wurde, dass man sich, seit alles digital ist, nicht mehr richtig konzentrieren kann. Aber immer noch keine Normalität, sonst wäre meine Tochter nicht so tief gekränkt.

    Ich schüttele fassungslos den Kopf. Da hilft nur eins: Verwöhnprogramm zu Hause! »Was machst du eigentlich hier, Schatz, Nase voll von Berlin?«

    »Ja, ich hab zwei Wochen Urlaub. Hab mich nach dem ›Date‹ einfach in den nächsten Speed-CE gesetzt und wollte nur noch heim.«

    Ich drücke sie fest und freue mich sogar ein bisschen über ihr vermasseltes Date, das mir ihren unverhofften Besuch beschert hat.

    Da klingelt das Ceiling, und die Stimme meines Ehemannes ertönt im Wohnzimmer: »Juna-Schatz, ich schaff’s heute nicht mit der Pizza heim. Richtig blöd. Ich hab ein Meeting in London reinbekommen und sitz schon im Eurotunnel. Heute Nacht bin ich aber zurück!«

    Wir seufzen alle enttäuscht an die Decke. Auch Tom scheint sich kurz von Alf loszureißen und ruft »Och schade Pappaaaa!« in das Tunnel-Rauschen, das wir so deutlich hören, als säßen wir selbst im Speed Car.

    Die Situation löst etwas in mir aus. – Tilda lila im Gesicht, mein Ehemann weit weg … Thema Dating …

    Als das Ceiling aus ist, sage ich ganz langsam, noch während ich in diesem seltsamen Déjà-vu feststecke: »Aber Tilda. Dass es zu meiner Zeit viel einfacher war mit der Suche nach dem Richtigen, das stimmt nicht. Oder wie man damals noch gesagt hat, die Suche nach ›der großen Liebe‹.«

    Sie schaut mich mit großen Augen an, irritiert, wie ich ihr in ihrer Verzweiflung widersprechen kann. Wie in Trance fahre ich fort: »Ich wollte dir schon immer mal erzählen, wie das war, bevor ich eure Mama wurde.«

    Ich höre den Abspann von Alf und nutze die Gunst der Stunde: »Tom, hör du auch mal zu. Wisst ihr eigentlich, wie ich Papa kennengelernt hab? Also so richtig?«

    Beide zucken mit den Schultern. Nicht gerade vor Interesse sprühend, aber immerhin hat sich Tildas Stirn wieder etwas geglättet. Auf einmal ist alles wieder da. Das Gefühl nach Tildas Geburt … die Bilder von den vielen verschiedenen Männern … die Angst, ewig suchen zu müssen, bis Mr Right endlich da war …

    »Also, ich erzähl euch mal, wie das war, bevor ich Papa kennengelernt hab. Das war damals auch nicht so ohne!«

    Tilda nickt langsam, als würde der Groschen fallen. »Stimmt, ihr habt uns nie richtig erzählt, wie ihr euch eigentlich kennengelernt habt.«

    »Das liegt daran, dass es nicht gerade das romantische Kennenlernen war, das man der Nachwelt erzählen will … Aber was davor passiert ist, damit könnte ich ganze Bücher füllen!« Ich lasse Mama-Taten folgen, klatsche dreimal in die Hände, höre, wie unsere Tee-Maschine anspringt und uns drei Chai rauslässt. Dann deaktiviere ich noch mit einem Schnips die Türklingel und stelle mein allPhone auf stumm.

    »Kinder, wir schreiben das Jahr 2001. – Sorry, mit einer romantischen Millenniumsfeier-Story kann ich nicht dienen. Mein Liebesleben hat eigentlich erst danach richtig angefangen …«

    Tom macht ein Spuckgesicht. Aber ich beachte es nicht. Denn ich bin jetzt wieder neunzehn, alles steht mir so deutlich vor Augen, als würde die Film-happ die Bilder an die Wand werfen. Mein Haar ist blondiert. Ich bin schlank um die Taille und so bauch- wie faltenfrei. Und ich trage eine Schlaghose, in der mein Hintern jeden Apfel vor Neid vom Baum plumpsen lässt …

    MR FIRST CUT

    The first cut is the deepest

    Baby, I know the first cut is the deepest

    But when it comes to being lucky he’s cursed

    And when it comes to loving me he’s worst

    (Version Sheryl Crow)

    Ich stelle die Gläser der letzten Gäste in die Spülmaschine und wische routiniert die vielen Aschenbecher mit einem dicken Pinsel aus. Bevor ich als Bedienung gearbeitet habe, wusste ich gar nicht, dass es so einen Gegenstand überhaupt gibt und wie eklig volle Aschenbecher riechen. Aber statt mich über den Kneipengeruch in meinen langen Haaren und in jeder Faser meines Glitzer-Shirts aufzuregen, schaue ich alle paar Sekunden Richtung Eingangstür. Mitternacht, gleich wird er da sein, um mich von meiner Schicht abzuholen.

    Kaum zu Ende gedacht schwingt die Tür auf und ein kleiner Mann mit schwarzen Haaren kommt zielstrebig auf mich zu. Er grinst mich mit seinen schiefen Zähnen an, sein deutlich älteres Gesicht legt sich in erste Falten und ich frage mich wie jedes Mal eine kurze Sekunde lang, was ich an ihm finde. Er umfasst meinen Rücken und zieht mich besitzergreifend an sich. Während wir uns küssen, weiß ich es wieder: Er ist einfach mein persönlicher Magnet, den ich so gut riechen kann, dass ich am liebsten dauerhaft wie ein Klammeräffchen an ihm hängen und an seinem Hals schnuppern würde. Und bei ihm komme ich zu mir. So merke ich jetzt in seinen Armen, wie müde ich nach der langen Schicht bin. Als wir uns voneinander lösen, sagt er prompt: »Du siehst müde aus. Lass und ’nen Burger und Fritten holen und ab nach Hause.«

    Mit »nach Hause« meint er seine Wohnung, wo ich seit vier Wochen ziemlich viele Abende und Nächte verbringe. Als frisch gebackene Abiturientin auf Orientierungskurs habe ich Zeit, so oft bei ihm zu schlafen, wie er es möchte. Wenn es nach mir ginge, wäre das jede Nacht, aber er braucht irgendwie seinen Freiraum.

    Wir bestellen am Drive-in-Schalter alles, worauf wir Lust haben, bis sein Auto riecht wie eine Fastfood-Bude. Dann drückt er aufs Gaspedal und wir fahren aus der Stadt raus, in Richtung seines Heimatdorfs.

    »Ich fahr mal in die Weinberge hoch. Können wir gemütlich essen, bevor alles abkühlt. Und unterm Sternenhimmel«, grinst er.

    Ich finde ja, er hat immer die besten Ideen. Es ist wunderschön in den Weinbergen, wir sehen den Mond vor uns wie auf einer Kinoleinwand, und die Sterne wirken wie extra für uns angeknipst. Wir rascheln uns durch unsere Fritten, Burger und Nuggets und seufzen uns glücklich an, als fast alles verdrückt ist. So könnte das ganze Leben sein. Schade eigentlich, dass ich nicht immer so leben kann wie jetzt, mit neunzehn.

    Er beugt sich zu mir rüber und fasst mir unters Kinn, dreht mein Gesicht wie eine wertvolle Skulptur in seine Richtung. Schaut mich mit seinen dunkelbraunen undurchschaubaren Augen an und stellt in einem unpassend sachlichen Ton fest, als wäre es ihm gerade erst aufgefallen: »Ich bin ganz verrückt nach dir, Juna.« Dann wiederholt er meinen Namen und klingt auf einmal ganz weich. Ich merke, wie ich mich immer mehr entspanne. Dass Liebe tatsächlich so romantisch sein kann, hätte ich nie gedacht. Meine wenigen Erfahrungen mit Männern vor ihm waren ganz anders: Jeder einzelne hat sich bloß laut atmend wie ein Tier auf Beutefang auf mich gestürzt, mir seinen Mund auf die Lippen gepresst und sich plump auf und in mir bewegt, bis es gleich wieder vorbei war. Es war nie furchtbar schlecht, aber eben ein richtiger Einheitsbrei, ein bisschen zum Gähnen. Es lief praktisch immer gleich ab, als habe man den Männern ein Muster übergestülpt, eine Sex-Kappe. Wenn sie die aufhaben, sind sie alle gleich. Und es war dadurch auch immer das gleiche Gefühl. Ein Nicht-Gefühl eigentlich.

    Ganz anders mit ihm, hier und jetzt. Jetzt. Jetzt. Es soll immer sein wie jetzt! Ich lasse mich so tief fallen in seinen Autositz, als würde ich bis zum heißen Erdkern durchsinken. Meine Gedanken sind nicht mehr zu greifen. Keine Ahnung, was ich denke. Eigentlich nichts, ich bin einfach nur noch. Ich bin der Moment mit ihm, wir sind der Moment.

    Seine schiefen Schneidezähne schlagen auf meine, aber ich ziehe ihn noch fester an mich. Als er meine Jeans aufknöpft, streckt sich ihm mein fastfoodgefüllter Bauch entgegen. Alles egal. Er macht mich schamlos, weil er sich meinem Körper widmet, als sei er der heilige Gral. Eine unbestimmte Zeit, wahrscheinlich nur ein paar Minuten, macht er weiter, mit dem, was er da tut. Dann fühle ich das erste Mal, wie es sein kann. Und will immer mehr.

    Zwei Wochen nach diesem für mich einschneidenden Erlebnis in den Weinbergen sind wir zum Kino verabredet, wo wir immer, wie wir es nennen, Schweinereien nebenbei machen. Wie immer holt er mich nicht bei meinen Eltern zu Hause ab, sondern wir treffen uns in einem Parkhaus in der Stadt. Meine Eltern wissen noch nichts von ihm, sie bekommen nur mit, dass ich viel unterwegs bin und morgens erst gegen vier Uhr nach Hause komme. Das kommt, weil mein Schatz – ja, wir sind schon beim Schatz angelangt – morgens um halb vier aufstehen muss, um in seiner Speditionsfirma die Touren des Tages zu disponieren. Was genau er da macht, habe ich noch nicht verstanden, aber es ist ganz praktisch, dass meine Eltern nicht mitkriegen, dass ich wo anders schlafe.

    Ich steige in sein Auto und sehe sofort, dass sein Gesichtsausdruck anders ist als sonst. Verkrampft sieht er aus, um seinen Mund nur abgekämpfte Züge. So, als sei er nicht nur schlecht gelaunt, sondern als leide er unter irgendetwas. Irritiert sage ich erstmal nichts, küsse ihn, während er nur stillhält, und als nichts zurückkommt: »Also ich muss jetzt erstmal eine rauchen. Zu Hause hat mich irgendwie alles gestresst, meine Eltern hatten Zoff. In voller Lautstärke.«

    »Muss das jetzt sein?«

    »Was? Rauchen? Ich wusste nicht, dass dir das was ausmacht.«

    »Klar macht mir das was aus, wenn du immer mein Auto vollqualmst.«

    »Oh sorry, hättest doch was gesagt. Rauch ich halt kurz draußen. Ok?«

    Er grummelt etwas Unverständliches und ich steige irritiert aus. Sind heute alle auf Streit gepolt, oder was?

    Als ich wieder einsteige und sein Gesicht noch immer so abgekämpft aussieht, nehme ich innerlich Anlauf und frage: »Was ist los mit dir? Du bist ganz anders heute.«

    »Ach nichts. Schlechte Laune.«

    »Mehr nicht? – Und warum?«

    »Einfach so.«

    »Aha.«

    »Ja, darf ich das nicht mal?«

    »Doch klar. Ich hab nur gedacht, wir machen uns ’nen schönen Abend wie immer.«

    »Immer nur schöne Abende. Suuuuuper. Wenn du’s wissen willst, ich hab mir Gedanken gemacht. Darüber, wo uns das alles hinführen soll.«

    Ich schaue ihn irritiert an. »Es läuft doch alles super.«

    »Ja aber Juna, ich bin bald 30«, schießt es aus ihm raus und ich merke, dass ihn das nicht erst seit gestern umtreibt. »Ich hab meine Exfreundin für dich verlassen! Mit der war immer klar, dass wir Kinder wollen. Aber für dich scheint das alles kein Thema zu sein.«

    »Äh … ich bin neunzehn?! Ok, in ein paar Tagen 20«, sage ich, als würde ich ihn für verrückt halten.

    »Willst du denn überhaupt Kinder?«

    Auf einmal bin ich völlig überfordert. Alles dreht sich, als habe ich die Zigarette zu schnell geraucht oder als sei ich in einem Traum, in dem man nichts kapiert.

    »Du weißt doch, dass ich studieren will. Da kann ich doch jetzt noch kein Kind kriegen.«

    »Aber du willst auch irgendwie keine.«

    Woher weiß er das denn? Merkt man mir das so an? Lügen hat offenbar keinen Zweck, und so antworte ich krächzend: »Eigentlich nicht.«

    »Dann macht das alles für mich keinen Sinn. Ich will eine Familie gründen, und ich kann nicht warten, bis du mal vielleicht so weit bist! Ich meine, du hast ja noch nichtmal angefangen zu studieren. Dich noch nichtmal entschieden! Journalismus, Design, Psychologie! Ja was denn nun?«

    Jetzt werd ich aber langsam stinkig. Kann ich was dafür, dass mich so viel interessiert? Es ist ja nicht gerade eine leichte Entscheidung, was man den Rest seines Lebens machen will. Also echt!

    »Da bin ich ja ein Opa, bis das vielleicht was wird. Und du willst ja nicht mal! Sorry – für mich kommt keine Frau in Frage, die keine Kinder will.«

    Auf einmal spüre ich, wie alles auseinanderfällt. Wir sind noch keine zwanzig Minuten hier und ich habe das Gefühl, auf einem Haufen Glasscherben zu sitzen. Die richtig fies wehtun und anders als Porzellanscherben kein Glück bringen. Alles, was ich bin, die letzten Monate war, wird gerade zerkratzt. Und ich weiß ja noch gar nicht so richtig, wer oder was ich bin, wohin ich will. Wie kann er mich auf einmal so unter Druck setzen, wo erst noch alles so traumhaft war?

    »Das heißt, du machst Schluss?!«

    »Ja, wenn du dabei bleibst, auf jeden Fall.«

    Danke! Noch schneller hätte die Antwort nicht kommen können. Bin ich ihm auf einmal gar nichts mehr wert? Völlig überfordert schüttele ich den Kopf: »Ich geh jetzt besser.«

    Totenstille. Als habe sich auch die Welt draußen abgeschaltet. Ich warte. Horche. Bis ich draußen von Weitem einen Wecker klingeln höre. Oder eine Küchenuhr. Unerklärlich, wo das jetzt herkommt. Den schrillen Ton werde ich nie mehr vergessen, das weiß ich schon jetzt.

    Er schaut stur nach vorne, nichts an ihm ist greifbar. Was mach ich denn jetzt? Da ist gerade einfach kein Durchkommen, sein Gesicht von der Seite ist wie eine Mauer. Ich beschließe zu gehen, kann mir aber einen letzten Kuss auf seine Mauer nicht verkneifen. Währenddessen atme ich tief ein, um ihn womöglich ein letztes Mal zu riechen. Er zuckt kurz zusammen, bleibt aber in Beton-Haltung. Das ist ein anderer Mensch, den ich da sitzen habe. So muss es sein, wenn jemand stirbt und nur noch die Hülle da ist. Der Mann, den ich liebe, so unerklärlich liebe, ist irgendwo sonst, aber nicht in diesem Auto.

    »Tschüss, mach’s gut.«

    Er nickt nicht einmal mehr.

    In dieser Nacht bringe ich kein Auge zu. Sage meiner Freundin Tony für den nächsten Tag ab, weil alles so schlimm ist. Weil er mit mir Schluss gemacht hat. Ich merke ihrer Antwort an, dass sie schon immer fand, dass mit ihm was nicht stimmt. Tatsächlich war er bei den beiden Malen, als er ihr begegnet ist, eiskalt. Fast wie heute Abend zu mir im Auto. Schon seltsam der Mann, irgendwie unergründlich. Aber ich kann nichts machen, ich wünsche mir nichts mehr als jetzt von ihm eine SMS zu bekommen. Dass er mich sehen will. Und dann soll er mich in den Arm nehmen und trösten.

    Aber er meldet sich erst am nächsten Morgen nach seiner Schicht. Zittrig öffne ich die SMS, habe Mühe, die Tasten zu treffen, und lese: »Du bist toll. Sorry für gestern, das war mein zweites Gesicht.«

    What?! Was denn für ein zweites Gesicht? Und was heißt das jetzt für mich, für uns?

    »Heißt das, du wolltest gar nicht Schluss machen?«

    »Ich bin verrückt nach dir. Aber ich will wirklich bald Kinder. Ich weiß auch nicht.«

    Damit zündet er einen Hoffnungsfunken in mir. Dass noch nicht alles zu spät ist. Dass wir uns nicht sofort trennen müssen. Auch wenn ich zugeben muss, dass er recht hat. Wenn sein Lebensplan nicht zu meinem passt, müssen wir unsere Konsequenzen ziehen. Aber bitte noch nicht jetzt. Irgendwann ok, aber bitte: jetzt nicht trennen. Bitte nicht. Ich muss ihn sehen. Berühren. Alles. Sonst sterbe ich. Ganz sicher. Ich gehe ein wie ein Primel im Winter, wenn ich jetzt auf ihn verzichten muss.

    »Wir können uns doch trotzdem treffen. So lang es eben gut geht.«

    »Du meinst, bis du zum Studieren wegziehst und ich eine andere Frau kennenlerne, die zu meinem Leben passt?«

    Es sticht und tut weh, aber ja, das ist es, was ich meine.

    Danach krame ich meine eingestaubte Nähmaschine aus dem Schrank und schneidere mir meinen ersten selbst ausgedachten Rock. Ich brauche Ablenkung. Sonst drehe ich durch. Mein Schatz eine andere kennenlernen! Die Vorstellung ekelt mich. Dass er eine andere womöglich so berührt wie mich. Albtraum. Weg mit dem Gedanken. Ran an den Stoff.

    Es wirkt. Der Rock gefällt mir richtig gut, ein Kleid und eine Hose folgen, und zwei Wochen später bewerbe ich mich fürs Design-Studium.

    Ganze zehn Monate treffen wir uns, als sei nie etwas vorgefallen. Über die Zukunft verlieren wir kein Wort, wir genießen nur noch. Ich habe eine WG nahe der Uni gefunden und im Oktober geht es los. Dass uns über 200 Kilometer trennen werden, verdrängen wir. So what, ich komm am Wochenende einfach heim. Zu meiner Familie. Und zu ihm. Seine Wohnung ist irgendwie auch zu meinem Zuhause geworden. Nirgends habe ich je so friedlich geschlafen wie dort, von ihm gehalten, als sei er das Klammeräffchen.

    Aber er ist der Überzeugung: »Wenn du erstmal angefangen hast zu studieren, lernst du so viele Leute kennen, dass du dich automatisch von allem hier entfernst.«

    Das werden wir ja sehen!

    Keine zwei Monate vor Beginn meines neuen Studentenlebens komme ich in sein Büro reingeschneit. Alle Kollegen sind schon ausgeflogen und er wirkt nachdenklich. Aber nicht unzufrieden. Anders irgendwie.

    »Ich muss dir was sagen.«

    »Was Schlimmes?«, frage ich, sofort alarmiert.

    »Na wie man’s nimmt. Eigentlich was Gutes. Ich dachte, ich sag’s dir besser so früh wie möglich.«

    Die Ahnung legt sich über mich wie die plötzliche Dunkelheit vor einem alles erschütternden Gewitter.

    »Ich, also ich hab jetzt ’ne Frau … kennengelernt. Es könnte was Ernstes werden.«

    Aha. Was Ernstes. Ja genau! So sagt er es auch. Todernst. Ich sehe gar kein verliebtes Funkeln in seinen Augen, kein Lächeln, nichts. Höchstens ein bisschen Stolz, dass er es geschafft hat, seinem Ziel näherzukommen.

    »Wo hast du sie kennengelernt? Wer ist sie?« Ich brauche Informationen! Es ist noch nicht zu spät. Er sieht nicht gerade verliebt aus und schließlich hat er gerade meine Hände in seinen und nicht ihre!

    »Ich hab sie ganz ähnlich kennengelernt wie dich. Ruta. Sie arbeitet da, wo ich oft mittags esse, und wir sind halt immer mehr ins Gespräch gekommen, haben uns getroffen … Sie ist aus Lettland und wohnt in einer WG. Für sie ist das alles kein Dauerzustand, aber sie ist halt noch neu hier …«

    Na super! Eine Kneipenfrau aus Lettland – ›Suche Mann mit Geld.‹ Ganz tolle Wahl! Ruta, was für ein bescheuerter Name, als würde sie gleich die Rute schwingen.

    »Sorry, aber die klingt total billig! Arbeitet als Bedienung, klar, um dort Geschäftsmänner abzuchecken. So billig und durchschaubar, echt!«

    »Was ist denn mit dir los? Du hast doch sonst keine solche Vorurteile – so oberflächlich kenn ich dich gar nicht!«

    »Frag dich mal, wer hier oberflächlich ist!«

    Er schüttelt den Kopf, und auch ich schnaube ein paar Mal wütend. Werde ich ersetzt durch so eine! Aber er wird schon noch sehen, wo die ihn hinführt. Bin ich überzeugt von!

    Bei unseren nächsten Treffen schweige ich die Frau beziehungsweise die Rute, wie ich sie in Gedanken nenne, tot. Ich will sie nicht wahrhaben und er erzählt mir auch nichts, wirkt eigentlich wie immer. Hat auch immer Zeit, wenn ich ihn frage, ob wir uns sehen. Nur fragt er jetzt nicht mehr von sich aus.

    So auch diese Nacht. Diese schöne Nacht. Auch wie immer. Es ist einfach entspannt mit ihm. Außer das frühe Aufstehen. Morgens um vier ächze ich aus seinem Bett, ziehe mich an und drehe mich nochmal zur Matratze um, um die Decke ordentlich zurückzuschlagen. Da fällt mein Blick auf ein langes, dickes dunkles Haar. Ich greife wie paralysiert danach, schaue erst das Haar ausführlich an, dann ihn. Meine Augen sind vermutlich groß wie Teller, denn auch seine werden riesengroß.

    »Das ist dein Haar!«, sagt er eilig, nach unseren gemeinsamen Schrecksekunden.

    Ich greife mir wie ein Depp an den Kopf und weiß nicht, ob ich erleichtert sein soll, als mir einfällt, dass ich ja seit zwei Wochen wieder braune Haare habe! Ich habe mich noch immer nicht daran gewöhnt, wieder meine Naturfarbe zu tragen. Und am Hinterkopf habe ich tatsächlich relativ dicke Haare.

    »Oh, äh, stimmt ja.« Ich fühle mich auf einmal ganz dumm.

    Er greift nach meiner Hand und zieht mich wortlos vom Bett weg. Nimmt meine Übernachtungstasche und wir verlassen seine Wohnung nach draußen in die Kälte.

    Als ich zu Hause in meinem Bett liege, sehe ich seine Augen immer wieder vor mir, wie sie größer wurden, als ich ihn groß angeschaut habe. Das Haar auf dem Laken. Das Haar in meiner Hand. Wie Stroh. Wie ein Strohhalm, an dem ich mich nicht festhalten möchte.

    Widerwillig, so unglücklich einzuschlafen, bin ich plötzlich trotzdem weg und sehe im Traum, wie er seine Hand nach meinen Haaren ausstreckt, sie streichelt. Aber auf einmal bin ich nicht mehr ich, sondern Ruta. Die Haare sind nicht mehr braun, sondern pechschwarz. Und hart und spitz wie Draht.

    Mit nassgeschwitztem Nacken wache ich auf und weiß: Egal, ob es mein Haar war oder nicht, sie hat in seinem Bett geschlafen. Sie war da. Und ich werde nie mehr in diesem Bett schlafen.

    Tilda schaut mich traurig an, als ich eine Pause mache, und deckt sich auf dem Sofa selbstfürsorglich zu. Tom sieht eher gelangweilt aus und greift nach seinem allPhone.

    »Aber es sind jetzt nicht alle Geschichten so traurig, die du uns erzählst?«, fragt Tilda vorsichtig.

    Ohgott! Eigentlich wollte ich ja das Gegenteil erreichen. Sie aufmuntern. Ihr zeigen, dass sie nicht die einzige ist, bei der die Liebe nicht so glatt läuft.

    »Eigentlich war das sogar der schöne Teil von dieser Geschichte«, murmle ich etwas verlegen, dass der Start von How I Met Your Dad so traurig ist.

    »Ohgott Mama, vielleicht sollten wir das lassen.« Sie deckt sich wieder auf und auch Tom sieht aus, als wollte er sich vom Sofa aufschwingen.

    »Halt, wartet! Ich meine, das ist doch nichts Schlimmes. Diese erste Liebe hat mich eben für immer geprägt, so blöd die Umstände auch waren. Wäre er nicht gewesen, wäre einiges anders gelaufen. Es klingt verrückt, aber ich hab angefangen, alle Männer durch eine Brille zu sehen: Ob sie mich irgendwie an ihn erinnern.«

    Das scheint die beiden ein bisschen zu überzeugen, zumindest machen sie es sich wieder bequem.

    »Weißt du, wie es weitergegangen ist mit ihm und dieser Ruta? Habt ihr euch nochmal gesehen?« Tom blickt immerhin von seinem allPhone hoch.

    Ich lasse mir etwas Zeit mit der Antwort, überlege, ob ich es wirklich erzählen soll. »Ja. Aber jetzt wird es richtig traurig, Kinder. Ich versuch’s kurz und schmerzlos zu halten, ok?«

    »Nee, erzähl doch lieber so, wie es war, meine Stimmung ist eh schon am Arsch.« Tilda kuschelt sich wieder in die Decke, als würde sie sie schützen.

    Auch Tom nickt, ohne von seiner technischen Armverlängerung aufzuschauen. Sein allPhone scheint mit ihm verwachsen zu sein.

    »Ok, wir schreiben das Jahr 2007, sechs Jahre später. Ich hatte in der Zwischenzeit sage und schreibe null Dates. Mein Studium hatte Vorrang. Hab ich mir eingeredet. Darin ging ich auf, das war jetzt mein ganzes Leben. Wobei ich nicht verschweigen darf, dass ich oft an ihn gedacht habe. Eigentlich jeden Tag, alle paar Minuten. Immer hab ich mich gefragt, wie es ihm wohl geht, mit seiner Ruta, ob er inzwischen Kinder hat. Einmal bin ich sogar an seiner alten Wohnung vorbeigefahren. Da stand eine schlanke Frau mit Pagenfrisur am Fenster und hat gerade irgendwas aufgeräumt. Sah ganz nach sexy Hausfrau aus, die alles im Griff hat. Da hab ich aufs Gaspedal gedrückt und bin abgedüst. Noch im Auto habe ich mir laut geschworen, dass ich das nie mehr mache. Wie eine Stalkerin nachts seine Familie beschatten, geht’s noch? Er hatte, was er immer wollte. Da hatte ich mich nicht einzumischen. – Und daran hab ich mich dann auch gehalten. Bis plötzlich … er sich in mein Leben zurückgemischt hat!«

    Mein Studium frisst richtig viel Geld. Auch wenn ich kaum auf Partys gehe und mir praktisch nichts gönne, habe ich enorme Ausgaben mit dem Arbeitsmaterial. Und ich brauche Übung. Leider bin ich besonders beim Nähen alles andere als ein Naturtalent. Deshalb hatte ich eine Idee, die mein Studium nicht ausbremst, im Gegenteil, und ein bisschen Geld in die Kasse spült: Ich habe begonnen, freiberuflich als Änderungsschneiderin zu arbeiten. Dafür habe ich mir sogar eine richtig schöne Website gebaut und schon ein paar Aufträge bekommen. Ist zwar etwas peinlich, die Kunden in meiner Studenten-WG zu empfangen, aber bis jetzt hat sich keiner beschwert.

    Mehrmals am Tag checke ich aufgeregt meine Mails, ob neue Kunden auf mich aufmerksam geworden sind. Es läuft immer besser, heute hab ich sogar zwei Termine! Als erstes kommt eine junge Frau mit einem alten Brautkleid – das wird schwierig, ob ich das schon kann? –, und als zweites hat sich ein gewisser Jens angekündigt, der seinen Nachnamen irgendwie hinterm Berg gehalten hat. Na mal sehen, was das für einer ist. Unter Menschen namens Jens konnte ich mir

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