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Ein Date mit Aliens und Cyborgs
Ein Date mit Aliens und Cyborgs
Ein Date mit Aliens und Cyborgs
eBook359 Seiten4 Stunden

Ein Date mit Aliens und Cyborgs

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Über dieses E-Book

Cyborgs, Aliens und Mutanten wollen ein Date mit dir!
 
Fünf düstere Sci-Fi-Liebesgeschichten von Bestsellerautorin Nova Edwins in einem Band.
Enthalten sind:
Gerecht geteilt
Wild und ausgehungert
Ihr skrupelloses Alien
Der Cyborg von nebenan
Ihr riesiger roter Retter
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Jan. 2022
ISBN9783963703591
Ein Date mit Aliens und Cyborgs
Autor

Nova Edwins

Enjoying the average psychopath just like the next girl.

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    Buchvorschau

    Ein Date mit Aliens und Cyborgs - Nova Edwins

    Ein Date mit Aliens und Cyborgs

    EIN DATE MIT ALIENS UND CYBORGS

    SAMMELBAND

    NOVA EDWINS

    SCI-FI ROMANCE

    INHALT

    Gerecht geteilt

    Gerecht geteilt

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Wild und ausgehungert

    Wild und ausgehungert

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Epilog

    Ihr skrupelloses Alien

    Ihr skrupelloses Alien

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Epilog

    Der Cyborg von nebenan

    Der Cyborg von nebenan

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Mein riesiger roter Retter

    Mein riesiger roter Retter

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Erobert von ihren Aliens

    Aliens und Cupcakes

    Die Gefangene der Voight

    Über Nova Edwins

    Copyright: Nova Edwins, 2020-2021, Deutschland.

    Übersetzung: Mia Kingsley, 2020-2021, Deutschland.

    Coverfoto: © Zoa-Arts – stock.adobe.com

    Korrektur: http://www.korrekturservice-bingel.de


    Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

    Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.


    Black Umbrella Publishing

    www.blackumbrellapublishing.com

    GERECHT GETEILT

    GERECHT GETEILT

    Sean ist seit einer Ewigkeit mein bester Freund – mit gewissen Vorzügen. Daran hat auch die Apokalypse nichts geändert. Früher sind wir zusammen durch die Klubs gezogen, jetzt wandern wir durch das Ödland, auf der Suche nach Lebensmitteln und einem sicheren Platz zum Schlafen.

    Ich würde Sean niemals zurücklassen, aber sein Bein ist schwer verletzt und er kann kaum mithalten. Jeden Tag wird das Leben gefährlicher und da nur noch knapp ein Drittel der weiblichen Bevölkerung übrig ist, sind Frauen rares Gut.

    Wir brauchen Hilfe. Wenn es nur um mich ginge, hätte ich in Rekordgeschwindigkeit die Apokalypse-Version eines Sugardaddys. Aber ich brauche jemanden, der willens ist, mich und Sean zu beschützen. Ich bin bereit zu tun, was auch immer nötig ist, um ihn zu finden.


    Dark Sci-Fi-Romance-Novelle mit Over-the-top-Action und einem Happy End. Enthält ein knurrendes Alien, einen besitzergreifenden Mann der Rasse Mensch und einen kleinen Spritzer Apokalypse.

    1

    »Du solltest das wahrscheinlich nicht machen«, ruft Sean mir von unten zu.

    Ich rolle mit den Augen. »Tja, irgendjemand muss es aber tun.«

    »Wir können es auch beim nächsten Laden wieder versuchen – einem mit weniger Schutt vor der Tür.«

    Ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen, wie besorgt er ist. Um ehrlich zu sein, mache ich mir ebenfalls Sorgen. Dieser Berg aus Müll und Beton sieht alles andere als stabil aus. Doch das kann auch gut sein, denn es bedeutet, dass die Apotheke dahinter schwerer zu erreichen ist. Vielleicht haben wir jetzt endlich mal Glück.

    Ich mache den nächsten Schritt – wobei das Wort »Schritt« für die Bewegung, die ich mit meinem Fuß ausführe, vielleicht etwas hoch gegriffen ist. Im Grunde hocke ich mehr oder weniger auf dem Müllberg und taste mich vorwärts, indem ich mit dem Fuß teste, ob die wacklige Konstruktion unter mir mein Gewicht trägt. Ich krieche mehr, als dass ich gehe. Insgesamt arbeite ich mich nur sehr langsam vor und vermeide plötzliche Bewegungen.

    Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe, dass Sean sich schwer auf den Überresten eines ausgebrannten Autos abstützt. Meine Entschlossenheit wächst. Ich muss unbedingt in diese Apotheke – er braucht Antibiotika.

    Ein Operationstisch, ein Chirurg und ein paar nette Betäubungsmittel wären noch besser – aber die Zeiten sind lang vorbei. Nichts davon ist auch nur ansatzweise verfügbar, seit die Welt vor sechs Monaten untergegangen ist.

    Und seitdem läuft alles echt beschissen.

    Vor sechs Monaten habe ich es gerade eben geschafft, ein Streichholz zu entzünden, um meine heiß geliebten Duftkerzen anzuzünden, bevor ich mir mit dem Smartphone Lieferessen bestellt habe. Jetzt weiß ich, wie man ein echtes Feuer anzündet und – leider auch – wie man ein totes Tier häutet.

    Es hat sich ebenfalls herausgestellt, dass ich eine erstaunlich gute Schützin bin. Nichts davon hätte ich je erfahren, wenn diese verdammten Aliens nicht unseren Planeten überfallen hätten. Dank ihnen habe ich zum ersten Mal eine Pistole gezückt, obwohl ich davor immer gegen Handfeuerwaffen gewesen war. Ironischerweise habe ich die Waffe nicht auf die Aliens gerichtet, sondern auf Menschen – auf Männer, um genau zu sein.

    Sean ist einer der wenigen Kerle, die nicht vollkommen durchgedreht sind, seit die Aliens gelandet sind. Allerdings ist er auch schon immer mein bester Freund gewesen – schon bevor die Lichter im wahrsten Sinne des Wortes ausgegangen sind. Es ist nicht ein einziges Fünkchen Elektrizität übrig.

    Auf diese Weise haben die Aliens uns erwischt – und dadurch, dass sie rund fünfundachtzig Prozent der weiblichen Weltbevölkerung getötet haben.

    »Verdammt, Delilah, rede mit mir«, verlangt Sean.

    »Ich kann noch nichts sehen und habe dementsprechend nichts zu berichten.«

    »Ich will trotzdem deine Stimme hören, damit ich weiß, dass es dir gut geht.«

    »Okay.« Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil mein ganzer Körper kribbelt. Leider kann ich mich noch zu gut an die Zeiten erinnern, in denen Sean mich stöhnen und schmutzige Dinge sagen hören wollte. Jetzt will er bloß sichergehen, dass ich noch lebe. Ich hasse mein neues Leben. Das alte war um Längen besser. Aber wenigstens habe ich Sean an meiner Seite.

    Nachdem ich sichergestellt habe, dass die Konstruktion mein Gewicht trägt, klettere ich vorsichtig auf der anderen Seite nach unten.

    Ich wische meine schmutzigen Hände an meiner ebenso schmutzigen Jeans ab und schaue mich um. »Keine unmittelbare Bedrohung.«

    »Sei trotzdem vorsichtig!«

    Wieder rolle ich mit den Augen. Für diese Geste hätte ich vor ein paar Monaten noch ein Spanking von Sean bekommen. Jetzt sind wir beide zu erschöpft von der reinen Menge Arbeit, die wir brauchen, um am Leben zu bleiben.

    »Ich bin immer vorsichtig«, rufe ich zurück.

    »Du bist aber auch tollpatschig.«

    Ich muss mir auf die Zunge beißen, weil ich müde und hungrig und genervt bin und deshalb fast etwas sage, was ich später bereuen würde. Alles in mir will ihn anfauchen, dass nicht ich diejenige bin, die in ein ausgetrocknetes Flussbett gefallen ist und sich das Bein gebrochen hat, weil sie die Tragfähigkeit einer Brücke unterschätzt hat.

    Die Sache mit seinem Bein ist wirklich schlimm. Sean behauptet zwar das Gegenteil, aber ich sehe, wie er schwitzt und versucht, so wenig Gewicht wie möglich auf das Bein zu verlagern. Es gibt keine Krankenhäuser mehr und obwohl wir alles versucht haben, um den Bruch zu richten, bin ich mir sicher, dass er nicht richtig verheilt ist.

    »Ich gehe jetzt rein.«

    »Beeil dich!«

    Ich lächele aufgrund seiner Antwort, denn manchmal kann er den dominanten Ton in seiner Stimme einfach nicht verstecken. Es ist der gleiche Tonfall, der immer dazu geführt hat, dass ich mein Höschen noch in der gleichen Sekunde ausgezogen habe, in der Sean es verlangt hat. Damals, in der guten alten Zeit, bevor die Aliens gekommen sind und die Welt in Flammen aufgegangen ist, waren wir Freunde mit gewissen Extras gewesen – kinky Extras.

    Sean war Anwalt und ich habe Jura studiert, sodass wir beide zu beschäftigt waren, um neue Leute kennenzulernen und auf Dates zu gehen. Irgendwann haben wir herausgefunden, wie gut wir uns sexuell ergänzen, und haben angefangen, miteinander zu schlafen. Einer von uns hat das Essen besorgt, wir haben uns getroffen und einen Film geschaut und uns danach das Hirn rausgevögelt. Damit es nicht zu kompliziert wurde, hatten wir ein paar Regeln aufgestellt. Als Resultat habe ich in den letzten zwei Jahren nur Sex mit Sean gehabt, während ich mich sonst vollkommen auf mein Studium und meinen Teilzeitjob im Einzelhandel konzentrieren konnte. Es war das reinste Paradies.

    Unsere freundschaftliche Affäre ist auch der Grund, warum wir zusammen waren, als die Apokalypse über die Welt hereingebrochen ist. Sean war mit Sushi vorbeigekommen und gerade damit beschäftigt gewesen, mir den Hintern zu versohlen, als der Strom ausgefallen ist. Das hat uns nicht aufgehalten, weil wir dachten, dass es sich um einen normalen Stromausfall handeln würde. Aber der Stromausfall hält bis heute an.

    Stattdessen haben die Aliens einen Virus freigesetzt, der uns vermutlich alle töten sollte. Es lief offensichtlich nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten, denn während die Männer überlebten, verwandelte sich der Großteil der Frauen in blutrünstige Monster.

    Ich kämpfe mit den Tränen – wie immer, wenn ich an die Vergangenheit denke. Deshalb vermeide ich es weitestgehend, über das Vorher nachzudenken.

    Während ich über das zerbrochene Glas der Eingangstür steige und die Apotheke betrete, schüttele ich den Kopf, um das Bild meiner jüngeren Schwester Amy zu vertreiben und davon, wie sie sich selbst die Kehle durchgeschnitten hat.

    Da es seit der Apokalypse keinen Strom, kein Internet und nicht einmal Funkverkehr gibt, wissen wir nicht so richtig, was passiert ist. Ich habe nur meine eigenen Beobachtungen gemacht, auf die ich mich für meine Schlussfolgerungen verlassen muss.

    Es sieht so aus, als habe der Virus, den die Aliens verbreitet haben, nahezu alle Frauen in den Wahnsinn getrieben. All das ist unglaublich schnell passiert. Die »Krankheit« ist in weniger als vierundzwanzig Stunden vorangeschritten. Erst sagte meine Schwester, dass sie sich krank fühle, als würde sie eine Erkältung bekommen. Die Erkältung entpuppte sich als Fieber, ein sehr schmerzhaftes Fieber, das irgendetwas mit ihrem Kopf angestellt hat – und nicht nur mit ihrem.

    Alle Frauen, die ich kannte, und alle, denen ich kurz nach der Attacke begegnet bin, waren unglaublich feindselig und aggressiv. Sie haben versucht, jeden zu töten, den sie erwischen konnten, ehe sie die Aggressionen gegen sich selbst richteten. Meine Schwester benutzte einen abgebrochenen Flaschenhals, um sich umzubringen. Meine Tante ist vom Dach des Gebäudes gesprungen, in dem sie arbeitete. Und bis heute weiß ich nicht, was mit meiner Mutter passiert ist. Als ich an ihrem Haus ankam, war es bis auf die Grundmauern heruntergebrannt, und vier Leichen lagen dort, wo sich vorher die Küche befunden hatte.

    Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, warum ich selbst nie irgendwelche Symptome hatte. Abgesehen von dem emotionalen Trauma geht es mir ausgesprochen gut. Aber es ist beängstigend. Seit der Apokalypse habe ich nur fünf andere Frauen getroffen. Sie wiederum hatten auch nicht viele Frauen getroffen.

    Das ist auch der Grund, warum der erste Schuss, den ich jemals aus einer Waffe abgefeuert habe, auf einen Mann gerichtet war.

    Das Ende der Welt hat wohl dazu geführt, dass der Wahnsinn vieler Leute zum Vorschein gekommen ist. Die Männer haben sich zu Milizen zusammengerottet und versuchen nun, die verbliebenen Frauen für den »Versuch, die Welt wieder zu bevölkern«, einzusammeln. So nennen sie es zumindest. Ich nenne es »Gruppenvergewaltigungen«.

    Deshalb halte ich mich an Sean und sorge dafür, dass wir beide sicher sind. Er hatte die Aufgabe übernommen und hervorragend erledigt, bis er sich das Bein gebrochen hat. Nun bin eben ich dran.

    Das Glas knirscht unter der Sohle meines Turnschuhs und ich halte lauschend die Luft an. Es ist absolut still. Nicht einmal die Vögel zwitschern mehr. Um auf Nummer sicher zu gehen, ziehe ich das Messer aus der Halterung an meinem Gürtel. Ich mache den nächsten Schritt nach vorn.

    Schon von hier aus kann ich sehen, dass die Regale längst geplündert wurden. Aber ich weigere mich aufzugeben. Während ich langsam durch den Laden schleiche, finde ich eine Packung Kopfschmerztabletten, einen Karton Tampons und einige Verbände. Alles davon kommt in meinen Rucksack, bevor ich weitersuche.

    Frustration breitet sich in mir aus und ich knirsche mit den Zähnen. Ich brauche ein verdammtes Antibiotikum für Sean, weil ich ihn nicht auch noch verlieren kann.

    Doch der Rest des Ladens ist leer. Ich finde bloß noch Windeln für Erwachsene und ein Paar Krücken. Vielleicht sollte ich sie mitnehmen, damit Sean sein Bein entlasten kann. Das wäre wenigstens ein Anfang.

    Ich mache mich auf den Rückweg und klettere vorsichtig über den Müllberg. Sean steht auf der anderen Seite und fixiert mich aus schmalen Augen. »Was ist das?«

    »Willst du mir erzählen, dass du noch nie Krücken gesehen hast?«

    »Warum hast du sie mitgebracht?« Er klingt wütend.

    »Weil dein Bein gebrochen ist? Und es nicht besonders gut heilt?«

    Sean verschränkt die Arme und schüttelt den Kopf. »Lass sie liegen. Mir geht es gut. Ich brauche keine Krücken, die nur sichtbar machen, dass ich verletzt bin.«

    »Nur zu deiner Information: Das macht dein Humpeln schon.«

    »Ich habe keine Lust, mit dir zu diskutieren. Lass die Dinger da und komm runter zu mir.«

    Am liebsten würde ich mit dem Fuß aufstampfen. Warum ist er so verdammt stur? Ich schwöre, dass ich ihn boxe, wenn er gleich wieder mit der Leier anfängt, dass ich ihn zurücklassen soll.

    Mit einem traurigen Ausdruck in seinen grünen Augen schiebt er sein braunes Haar nach hinten. »Du wärst ohne mich besser dran.«

    Ha! Ich wusste es! Sobald ich unten bin, werde ich ihm zur Abwechslung mal den Hintern versohlen. Vorher werfe ich ihm allerdings die Krücken hin. Sie landen vor seinen Füßen und er starrt mit angewiderter Miene darauf.

    »Fang gar nicht erst damit an«, warne ich ihn, während ich nach unten klettere.

    Ich bin fast angekommen, als ich seine starken Hände an meiner Taille spüre. Er kann selbst kaum aufrecht stehen und fühlt sich trotzdem verpflichtet, mir zu helfen.

    »Ich habe dich.«

    Mit einem Seufzen schließe ich bloß für eine Sekunde die Augen. »Das weiß ich doch. Und deshalb bleiben wir auch zusammen.«

    Seine Lippen sind nur eine schmale Linie, weil meine Antwort ihn sichtlich unzufrieden stimmt. Er kann wohl kaum ernsthaft glauben, dass ich ihn im nächstbesten Straßengraben zurücklassen werde, nur weil er verletzt ist. Immerhin weiß ich, dass er so etwas niemals mit mir machen würde.

    Er war schon immer einer meiner besten Freunde und jetzt ist er der einzige Mensch auf dieser Welt, dem ich noch vertraue. Ich werde ihn nicht zurücklassen. Weder jetzt noch in Zukunft. Niemals!

    Es prickelt in meinem Nacken und ich drehe mich um, ehe ich mich mit zusammengekniffenen Augen umsehe. Ich kann das merkwürdige Gefühl nicht abschütteln, dass wir beobachtet werden.

    Wir sind mitten im Nirgendwo in einer kleinen Stadt in Indiana und stehen auf den Überresten der Hauptstraße. In den vergangenen Monaten habe ich mich an die eingeschlagenen Schaufenster, die ausgebrannten Autos und die Leichen, die überall herumliegen, gewöhnt. Die infizierten Frauen haben viele Menschen getötet, bevor sie sich selbst umgebracht haben oder von jemand anderem erwischt wurden. Der Tod ist allgegenwärtig.

    Es ist nicht leicht zu schätzen, wie viele Menschen überhaupt noch am Leben sind nach dem Alienangriff, den wahnsinnigen Frauen, den Kämpfen um Ressourcen (worunter heutzutage auch Frauen fallen) und den Versuchen des Militärs, die Erde gegen die Aliens zu verteidigen.

    Ich schaue mich um, kann aber niemanden entdecken – weder Mensch noch Alien. Trotzdem nagt das Gefühl, dass wir nicht allein sind, weiterhin an mir.

    »Komm. Wir brauchen einen Unterschlupf, ehe es dunkel wird.«

    Sean nickt langsam und schaut in die gleiche Richtung wie ich. »Ist alles okay?«

    »Ja, sobald wir ein gutes Versteck gefunden haben.«

    2

    Es ist fast dunkel, als wir das vierstöckige Parkhaus finden, das wie unser perfektes Versteck für die Nacht aussieht. Ich bin todmüde und brauche dringend ein paar Stunden Schlaf.

    Wir sehen uns um und das Glück scheint ausnahmsweise auf unserer Seite zu sein.

    Es gibt nur einen Eingang, der von dort, wo wir unser Lager aufschlagen wollen, auch zu sehen ist, sodass uns niemand überraschen kann. Der andere Ausgang ist durch zerbeulte Autowracks blockiert. Unser Versteck hat ein Dach, ist windgeschützt und niemand kann sich unbemerkt anschleichen. Damit haben wir den Jackpot geknackt.

    Mit einem Ächzen nehme ich den Rucksack ab, stelle ihn auf den Boden und lasse meine Arme kreisen, um meine Schultern zu lockern. Sean rollt seinen Schlafsack aus und setzt sich hin. Die Erleichterung, sein Bein entlasten zu können, ist ihm anzusehen.

    »Soll ich es mir mal anschauen?«

    »Nein.« Er hebt nicht einmal den Kopf, sondern starrt zu Boden.

    »Bist du sicher? Ich könnte –«

    »Ich bin mir sicher«, bellt er mich an.

    Da ich nicht weiß, was ich sonst noch sagen soll, knie ich mich hin und hole die Sachen aus meinem Rucksack, die wir fürs Abendessen brauchen. Es wird wieder Trockenfleisch und aus Pulver angerührten Eistee geben, weil wir in den letzten Tagen nichts Besseres auftreiben konnten.

    Obwohl ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen, mache ich mir große Sorgen. Ich will Sean keinen Vorwand bieten, wieder seine kleine Rede darüber zu halten, dass ich ihn zurücklassen soll.

    Wir sind inzwischen zu langsam und werden jeden Tag noch langsamer. Früher haben wir weite Strecken zurückgelegt, solange wir Tageslicht hatten. Wir sind an Supermärkten und Geschäften vorbeigekommen, die noch nicht vollkommen geplündert worden waren. Jetzt finden wir kaum noch Krümel. Wir brauchen mehr Essen und dringend Medikamente für Sean.

    »Soll ich ein Feuer machen?«

    Sean zuckt mit den Achseln. »Musst du nicht.«

    Mir fällt auf, dass er zittert und nicht wirklich Nein gesagt hat. Also hocke ich mich hin und hole den kleinen Topf und die Kohlestücke aus dem Rucksack, um das Feuer zu entfachen. Sean hat ein bisschen Holz in seinem Rucksack und bald darauf werfen die Flammen merkwürdige Schatten auf sein Gesicht.

    »Du musst mir etwas versprechen, Delilah.« Er sieht mich an.

    Mir gefällt weder der Ton seiner Stimme noch der Ausdruck auf seinem Gesicht, aber ich kenne ihn lang genug, um zu wissen, dass es ihm ernst ist. »Was?«

    »Sollten wir jemals auf eine Gruppe Männer treffen, will ich, dass du wegrennst. Mach dir keine Sorgen um mich und versuch nicht, mich zu retten – lauf einfach weg! Du bist schnell und clever und kannst es auch allein schaffen. Ich will nicht, dass du dein Leben für mich riskierst. So, wie die Welt jetzt funktioniert, bekomme ich wahrscheinlich einfach eine Kugel in den Kopf und dann war es das für mich. Aber du?«

    Ich nicke, weil mir geradezu schmerzhaft bewusst ist, was mit mir passieren würde. Vaginen sind heutzutage eine Seltenheit und ich würde sofort in einem dieser »Wiederbevölkerungslager« landen, über die wir schon Gerüchte gehört haben, wann immer wir Leute getroffen haben, die keine Arschlöcher waren oder völlig den Verstand verloren hatten. Meistens waren es Pärchen wie wir – ein Mann, der versucht, seine Freundin, Frau oder Schwester zu beschützen. Große Gruppen bieten keine Sicherheit, damit zieht man nur Aufmerksamkeit auf sich. Außerdem muss man dann auch mehr Mäuler stopfen.

    Ich war noch nie der extrovertierte Typ und die Apokalypse hat das nicht unbedingt geändert. Es macht Vertrauen fassen nur noch schwerer.

    Die Härchen in meinem Nacken richten sich auf und ich drehe mich um, starre die nackte Betonwand an und wundere mich, warum ich mich so merkwürdig fühle.

    Vielleicht brauche ich einfach nur Schlaf. Ich setze mich hin und öffne die Packung Trockenfleisch. Während ich meine Beine verschränke, wird mir wieder einmal bewusst, wie nass meine Pussy ist. Ich habe Sean nichts davon erzählt, weil es mir zum damaligen Zeitpunkt lächerlich erschien, aber ich bin mir inzwischen sicher, dass der Alienangriff doch einen Effekt auf mich hatte. Nur bin ich nicht krank geworden, sondern extrem … erregt. Wir hatten seit der Attacke keinen Sex mehr. In der Anfangszeit waren wir zu sehr mit Überleben beschäftigt, mussten uns an die neuen Umstände anpassen und hatten ständig Angst. Danach hat Sean sich verletzt und ich käme mir wie eine Idiotin vor, wenn ich ihn jetzt um Sex bitten würde. Meistens warte ich einfach ab, bis er abends eingeschlafen ist und verschaffe mir dann selbst Erleichterung. Es hilft zwar nur bedingt, aber ich habe keine Ahnung, was ich sonst machen soll.

    Das Schlimmste ist allerdings, wie nutzlos ich mich fühle. Sean will nicht, dass ich mich um die Verletzung kümmere, und selbst wenn er es erlauben würde, könnte ich ihm nicht helfen.

    Während ich mein Fleisch kaue, reiße ich mich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Jeden Tag schlägt die Verzweiflung ihre Klauen etwas tiefer in mich. Sean starrt ins Feuer und ich habe nicht die geringste Ahnung, worüber er nachdenkt. Wir sitzen einfach nur da.

    Ich durchforsche meinen Kopf nach einem guten Gesprächsthema, als ich ein entferntes Rascheln höre. Die Art, wie sich Sean anspannt, verrät mir, dass er es auch gehört hat.

    Er hat kaum Zeit, mir zu signalisieren, dass ich mich verstecken soll, als fünf Männer auftauchen. Sie betreten die Tiefgarage durch die Einfahrt und steigen lässig über die Überreste der Schranke.

    Sieht so aus, als hätten wir uns doch das falsche Versteck ausgesucht. Verdammt!

    Ich sehe die Schrotflinten, die auf uns gerichtet sind, und weiß direkt, dass jeder Fluchtversuch zwecklos ist.

    Fuck. Fuck. Fuck!

    Panik breitet sich in meinem Bauch aus und ich beginne zu zittern. Das trockene Fleisch steckt in meiner Kehle fest, weil ich kaum in der Lage bin zu schlucken.

    »Wen haben wir denn hier?« Der vermeintliche Anführer tritt vor, die Hände wie ein Sheriff im Wilden Westen auf seinen Gürtel gelegt. Er nickt langsam und lässt seinen Blick von Sean zu mir wandern. Sein Lächeln ist alles andere als freundlich und ich ahne, was passieren wird. Sie werden Sean erschießen und mich mitnehmen.

    Meine Möglichkeiten sind begrenzt. Sehr begrenzt.

    In meinem Rucksack ist eine Pistole, aber die Patronen sind mir schon vor drei Wochen ausgegangen. Glücklicherweise wissen die Männer das ja nicht. Wie komme ich jetzt an die Waffe?

    »Erinnere dich, was du mir versprochen hast«, zischt Sean durch seine zusammengepressten Zähne.

    Ist er verrückt geworden? Ich kann ihn nicht zurücklassen. Selbst wenn ich wegrennen wollte, werden wir gerade von fünf Männern beobachtet. Jeder Plan, den ich mir auf die Schnelle überlege, beinhaltet eine Menge »für den Fall, dass« und keine der Ideen wirkt gut genug, um es auf einen Versuch ankommen zu lassen.

    »Was wollt ihr?« Ich bemühe mich, entspannt zu klingen, als wäre mir nicht klar, was sie wollen. »Wir haben nichts Wertvolles dabei.«

    Der Anführer lacht und tauscht Blicke mit seinen Kumpeln. »Warum lässt du das nicht die Männer für dich entscheiden, Herzchen?«

    »Warum fickst du dich nicht ins Knie?« Ich kann meine Wut nicht unterdrücken.

    »Delilah.« Sean schaut mich warnend an.

    »Was? Soll ich vorgeben, dass alles in bester Ordnung ist, damit sie nett zu uns sind? Oh, bitte!« Ich verschränke meine Arme, während die Gedanken durch meinen Kopf rasen. Wie kann ich fünf bewaffnete Männer überwältigen?

    »Keine Sorge, lieber Freund«, der Anführer lächelt Sean an, »wir werden uns sehr gut um deine kleine Schlampe kümmern. Die Vorlauten bieten nämlich in der Regel den meisten Spaß beim Sex.«

    Es fühlt sich an, als hätte jemand mein Blut durch Eis ersetzt, und mit einem Mal fühle ich keinen Funken Selbstvertrauen mehr in mir.

    Sean steht auf und nimmt meine Hand. Die Männer sehen noch amüsierter aus, weil sie gesehen haben, welche Probleme mein bester Freund hatte, sich aufzurappeln. Obwohl er verletzt ist, stellt er sich vor mich und schützt mich mit seinem Körper.

    Bevor er die pathetische »Zuerst müsst ihr an mir vorbei«-Rede schwingen kann, ertönt hinter den Männern ein bedrohliches Knurren.

    Einer von ihnen dreht sich um, stolpert ein paar Schritte nach hinten und flucht laut. »Habt ihr das gesehen?«

    »Nein. Was?« Der Anführer wendet uns nun ebenfalls den Rücken zu.

    Ich sehe einen Schatten, der sich schnell hinter den Männern bewegt – zu schnell, um menschlich zu sein. Erschrocken klammere ich mich an Seans Shirt fest und zucke zusammen, als ein weiteres Knurren aus der Dunkelheit kommt.

    »Wer ist da? Zeig dich«, verlangt der Anführer und zieht seine eigene Schrotflinte, um in Richtung des Geräusches zu zielen.

    »Da brat mir doch einer einen Storch!«, murmelt einer der Männer, als ein Alien aus dem Schatten kommt.

    Er ist eindeutig männlich, riesig, sieht bedrohlich und überhaupt nicht menschlich aus.

    Merkwürdigerweise ist er keins der Aliens, die versucht haben, die Menschheit auszurotten. Diese Art hatte ein ganz anderes Aussehen. Sie waren bloß um die ein Meter fünfzig groß, hatten kurze Arme und Stacheln auf dem Rücken. Ihre Haut wirkte irgendwie schleimig, sie hatten keine Haare, kleine runde

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