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Die reisegeplagte Reliquie: Ein Pfarrer Jacques Krimi
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Die reisegeplagte Reliquie: Ein Pfarrer Jacques Krimi
eBook139 Seiten1 Stunde

Die reisegeplagte Reliquie: Ein Pfarrer Jacques Krimi

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Über dieses E-Book

Während der diebische Pfarrer Jacques aus der Schweiz in Algeciras auf eine gestohlene Reliquie wartet, wechselt diese flugs den Besitzer, landet in einem besetzten und von der Kantonspolizei heimgesuchten Haus in Zürich und sorgt für allerlei verquerer Manöver.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum30. Mai 2019
ISBN9783748595502
Die reisegeplagte Reliquie: Ein Pfarrer Jacques Krimi
Autor

Denise Remisberger

Denise Remisberger, geboren am 13.12.1967 in St. Gallen, Schweiz; Berufe: Autorin, Kunstmalerin, mediale sowie psychologisch-astrologische Beraterin, Übersetzerin und eidg. dipl. Kauffrau.

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    Buchvorschau

    Die reisegeplagte Reliquie - Denise Remisberger

    1

    Isaak sass auf einer Treppenstufe und schaute aufs Meer hinaus. Das salzige Wasser glitzerte und funkelte in der Mittagshitze, doch der Pfarrer schwitzte nicht, denn um diese Jahreszeit, kurz vor Weihnachten, fegte ein ziemlich kühler Wind durch Málaga, der sich seinen Weg vom Atlantik her durch die Strasse von Gibraltar zielsicher zu bahnen wusste.

    Isaak hatte seine Soutane über die Knie gezogen, sodass seine Blue Jeans darunter sichtbar wurden. Er rauchte eine dieser ultrastarken spanischen Zigaretten ohne Filter und genoss seine Siesta uneingeschränkt, so lange, bis sein Ministrant Pepe ihn aus seinen andächtigen Träumereien aufschreckte.

    „Isaak, Isaak, das Amulett ist weg, das Amulett ist weg!", schrie Pepe und fuchtelte mit den Händen vor den Augen des Pfarrers herum.

    „Du sprichst nicht zufällig von unserem Amulett, unserem Schutz, der Reliquie unserer kleinen Kirche? Pepe?"

    „Doch, Isaak, schluckte Pepe. „Es ist weg. Der Schrein aus gefärbtem Bleiglas, er ist noch ganz. Aber das Schloss ist aufgebrochen, kaputt. Und das Reliquiar ist leer.

    Nachdem Isaak die Katastrophe in Augenschein genommen hatte, zog er sich zurück, um zu beten. Er betete zur Schutzheiligen seiner kleinen Kirche, obwohl er auch zu Maria hätte beten können. Doch das tat er nie. Sie war ihm zu fremd. Giuseppa hingegen, das war seine Ansprechperson in Zeiten der Not und in Zeiten der Freude. Der gestohlene Schutzgegenstand und die Heilige waren eins.

    Ursprünglich aus Neapel, pilgerte Giuseppa nach Spanien, wurde in Málaga überfallen und schlug die messerbewehrte Gruppe in die Flucht, genau dort, wo jetzt seine kleine Kirche stand. Mit dem magischen Talisman in der Hand. Ein Wunder. Es hatte gewirkt.

    Die Kugel, aus der Lava des Vesuvs geformt und durchlöchert, liess manchmal den Blick frei ins Innere, dorthin, wo sich ein Milchzahn befand, der an die Innenwände der Wunderkugel klackte, wenn sie geschüttelt wurde. Es wurde allgemein angenommen, dass der Milchzahn der Heiligen gehört hatte. Wie er in die Kugel gekommen war, wusste niemand so genau. Ein weiteres Wunder eben.

    Und nun war sie weg, die heilige Kugel, und das ging nicht. Sie musste zurückkommen. Das war klar.

    Isaak betete um das Wie. Was konnte er tun, um die Reliquie zu finden und nachhause zu holen? Die Antwort der seit mehreren hundert Jahren toten Frau kam wie immer anders als erwartet.

    „Warte, Isaak, warte hier und konzentriere dich. Bilde in deiner Vorstellung ein energetisch starkes Band zwischen dir und meiner Wunderkugel und sie wird automatisch zu dir zurückfinden. Weise ihr den Weg. Sie gehört hierher. Niemand sonst kann sie lange behalten. Hier, in ihrem Zuhause, gewährt sie Schutz. Fern, gestohlen, entweiht, bringt sie Unglück."

    2

    Senda rührte mit einem langstieligen Holzlöffel in einem grossen Topf, der auf der einzigen Herdplatte stand. Darin befand sich Tschai, der indische Gewürztee. Sie musste aufpassen, dass die Milch, die sie kurz vorher beigefügt hatte, nicht überkochte. Sternanis, Zimtstangen und Kardamomsamen: Alles hatte Senda von Hand im Mörser zerrieben, bevor es in den Topf gekommen war.

    Hinter ihr hockte Kandel auf einem wackeligen, mit Farbklecksen übersäten Holzstuhl und zog tief an seinem Shillum.

    Ein Tresen teilte den Raum ein in den kleineren Abschnitt, in dem sich jetzt Senda und Kandel aufhielten, und in einen grösseren, mit einem uralten schwarzen Kachelofen in der Mitte und Bänken drum herum, entlang den bemalten Wänden. Eine schwer begehbare Wendeltreppe führte in den oberen Stock, dessen Haupträume nur über ein fussbreites Mäuerchen erreicht werden konnten. Der Ausgang befand sich zwischen dem Tresen und der ersten Bank, mit einem dicken Vorhang verhängt, der gerade von einer kräftigen Hand zur Seite geschoben wurde.

    Ulrich, der eine Woche zuvor aus der Psychiatrischen Klinik Burghölzli, ins Nobelquartier der Stadt Zürich platziert, ausgebrochen war und hier, im hinteren Teil der Grotta, Unterschlupf gefunden hatte, setzte sich, ganz in seinen Träumereien gefangen, auf die Bank neben dem Eingang, um jederzeit wieder hinausrennen zu können.

    „Der Tschai ist bald fertig, Ulrich", sprach ihn Senda lächelnd an.

    Ulrich drehte ihr den Kopf zu, mit einem erstaunten Gesichtsausdruck, und nickte feierlich.

    Nach und nach trudelten die üblichen Gäste ein. Manuel, der Musiker, der noch bei seiner Mutter wohnte, Blero, der die Karten legte, und die neu in die Grotta Eingezogenen: Biffi mit seinem Wolfshund Raiuk und Aristo, den hohen Zauberhut auf dem Kopf, ebenfalls in Begleitung seiner Hündin Hexe.

    Der Tschai war fertig, und für zwei Franken die Tasse wurde er von Kandel eingeschenkt und verteilt. Santana tönte aus den grossen Lautsprechern, während sich das Hybridium langsam mit Mensch und Tier füllte.

    Gegen Mitternacht stand plötzlich ein junger Mann neben dem Kachelofen und wusste nicht so recht, wohin er sich setzen sollte. Er hatte als Einziger weit und breit kurze Haare, einen nüchternen Blick und eine seltsam gewöhnliche Ausstrahlung.

    Alle grinsten auf den Stockzähnen – der Ankömmling war ein Fahnder, der hier, in diesem besetzten Haus, nach Haschisch suchte.

    Er konnte es aber nirgends sehen, nur riechen, und das zermürbte ihn ein bisschen. Darum begann er ein Gespräch mit Senda, die gerade an Manuels Gitarre zupfte. „Bringst du mir ein Lied bei, Gitarrera?", strahlte er sie in seiner hellwachen Art an.

    Senda kicherte zurück: „Sicher, auch du sollst etwas Sinnvolles lernen."

    Sie fing den Unterricht gleich mit einem komplizierten klassischen Stück an, um den Herrn Polizisten etwas aus der Bahn zu werfen, was ihn aber unerwartet zu wahren Begeisterungsschüben animierte.

    Die Polizei setzte sich eben gerne in Szene.

    3

    Armand schaute sich den seltsamen Gegenstand, den er hatte klauen müssen, genauer an. Er drehte die löcherige schwarze Kugel in der Hand und zuckte dann mit den Schultern. Was für schwachsinnige Aufträge er manchmal ausführen musste. Was wollte dieser blutjunge protestantische Pfarrer aus Zürich nur mit diesem hässlichen Ding? Es vielleicht seiner Zukünftigen vor die Füsse legen? Die durften ja heiraten, die falschen Hochwürden. Dieser Jacques mit seinem Blick. Schlimmer als sein Nachbar, der Börsenspekulant. Profitgier bis ins Mark.

    Er selber, Armand, war eigentlich konfessionslos. Er arbeitete schon sein ganzes Leben lang als Dieb. Seine eine Stärke war, dass er sich überall unbemerkt einschleichen konnte, sozusagen geräuschlos war. Und unsichtbar. Ja, er gab es ja zu, diesen Umstand des Unsichtbarseins verdankte er seiner Unscheinbarkeit. Aber dies verursachte ihm keine Komplexe. Darum war seine zweite Stärke, dass er niemandem erzählen musste, dass er ein Dieb war. Er verspürte dieses Bedürfnis einfach nicht.

    Und das

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