Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Liebe Familie 9: Kindersegen
Liebe Familie 9: Kindersegen
Liebe Familie 9: Kindersegen
eBook396 Seiten5 Stunden

Liebe Familie 9: Kindersegen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Rena Falkow erwartet ihr erstes Kind, und die Familie ist schon sehr aufgeregt. Leona und Tom werden Großeltern, aber trotz Baby wird die nächste Tournee geplant. Und diesmal soll Leona - als Babysitter - sogar teilweise mit. Eine Überraschung bietet der Familie Renas jüngere Schwester Cynthia - aber damit werden alle fertig, und die junge Frau zieht um von Berlin nach Hannover ...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum12. März 2016
ISBN9783737592048
Liebe Familie 9: Kindersegen

Mehr von Linda Fischer lesen

Ähnlich wie Liebe Familie 9

Ähnliche E-Books

Beziehungen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Liebe Familie 9

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Liebe Familie 9 - Linda Fischer

    Über das Buch:

    Rena erwartet ihr Baby und muss noch einige Aufregungen ertragen, bis es endlich so weit ist. Leona und Tom werden also Oma und Opa und finden das ganz wunderbar. Ihre Kinder freuen sich über die neue Würde als Onkel und Tanten, vor allem Tessa. Endlich ist die Jüngste mal „die Große" und dann auch noch Tante! Was könnte schöner sein?

    Zini darf ihre ersten Erfahrungen als Dozentin sammeln, als sie ihren Mentor Paul Gillessen an die Universität von Santiago de Chile begleitet. Da sie sich „mausgrau" gemacht hat, kommt sie ohne lästige Bewunderer gut durch und brilliert nur mit ihrer Intelligenz. Dennoch neigt auch die schlaue Schöne zu mancher Dummheit, die dann ihr Leben nachhaltig beeinflusst.

    Die Fußballfans Felix und Jason müssen eine traurige Nachricht verkraften, doch die Binsenweisheit vom Leben, das weiter geht, trifft auch auf sie zu.

    Das und noch mehr erwartet Sie diesmal in Linda Fischers Roman-Reihe „Liebe Familie".

    Impressum:

    Liebe Familie – Teil 9: Kindersegen

    Linda Fischer

    Copyright: © 2016 Linda Fischer

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-7375-9204-8

    Für Claudia

    Handlungsorte und Personen

    Hotel „Sonniger Garten" in einem kleinen Ort in Niedersachsen

    Leona Reuenthal, Besitzerin des Hotels

    Thomas Reuenthal, genannt Tom, ihr 2. Mann, Sänger „Phil Williams", Deutsch-Amerikaner

    Dennis Falkow, ihr 1. Mann, verstorben 1997

    Susanne Falkow, verstorbene Schwester von Dennis und Ex-Frau von Mats Kristiansson

    Die Kinder

    Felix Anton Falkow, adoptiert von Leona und Dennis, erwirbt gerade Doktor-Titel

    Anissa Serena Falkow, genannt Rena, studiert Musik, Englisch und Geschichte auf Lehramt, Künstlername: Anissa S.

    - Frederick Gabriel Myers, Renas Mann, führt Detektei in Hannover, US-Amerikaner, leitet für Tom die Tournee und übernimmt Sicherheit

    Cynthia Falkow, genannt Zini, studiert Geologie in Berlin, Hauptziel Erdbebenforschung

    Samantha Reuenthal, genannt Sam, Toms Adoptivtochter, Fotografin

    - Markus Reuenthal, ihr Mann, unterrichtet Literatur an englischer Universität

    Jason Reuenthal, genannt Jace, Toms Sohn

    Tessa Nadine Reuenthal, Tochter von Leona und Tom

    Hotelangestellte und Freunde

    Marion Roske, Rezeption

    - vertreten von Frau Herder, Aushilfe

    Sylvia Hauke, Restaurantchefin

    - Roswin Kober, ihr Lebensgefährte

    Yu-Lan Vogelsang, Mitarbeiterin im Restaurant

    - Volker Vogelsang, ihr Mann, Förster und Schulfreund von Tom

    - Nadja und Tabea, beider Kinder, befreundet mit den Falkow- und Reuenthal-Kindern

    Helgard Hermans-Nathmann, Küchenchefin und hauptamtliche Köchin

    - Rüdiger Nathmann, ihr Mann

    Stefan Linacker, Konditor

    Olivia Trautmann, Hausdame

    Jörn Trautmann, ihr Mann, Hausmeister

    - Jan-Oliver Trautmann, ihr Sohn, verliebt in Tabea Vogelsang

    Doris Röttger, Zimmerservice

    - Michael Röttger, ihr Mann, Journalist, führt das „Dorfblatt" – die Ortszeitung

    - Michael Dennis Röttger, ihr Sohn, Soldat

    - Isabell Röttger, ihre Tochter, Freundin und „Zwilling" von Zini

    Rosalba Inez, Barfrau und Rezeptionistin

    Valentina Harms, Sekretärin

    - Edzard Harms, ihr Mann, Landwirt

    Silvia Holzschuh, Verkäuferin im Wellness-Lädchen des Hotels

    - Uwe Holzschuh, ihr Mann, Polizeibeamter

    Außerdem Hotelgäste im „Sonnigen Garten"

    Verwandte der Familie Falkow-Reuenthal, weitere Freunde und Bekannte

    Monika und Winfried Sebald, Leonas Eltern

    Elisabeth Schmöck, Toms Ex-Frau

    Ferdinande und Rüdiger Schmöck, deren Eltern in Hamburg

    Fiete, Fischlieferant des Hotels in Hamburg

    Olaf Bastius, Polizist in München, Verlobter von Isabell Röttger

    In Schweden

    Mats Kristiansson, Ex-Schwager von Leona und Dennis, Hotelbesitzer, Stockholm

    - Liv Kristiansson, seine 2. Frau

    - Lorena und Astrid, beider Töchter

    Maria Kristiansson, Mutter von Mats

    Hans Mjölsson, Sicherheitschef der Sigvald-Hotelkette

    Viktor Halvorson, ehemals Bodyguard, arbeitet jetzt für Sigvald-Hotelkette

    In den USA

    Allison Reuenthal, Toms Mutter, lebt bei Napa, führt Weingut der Familie

    Jennifer May Cowin-Reuenthal, genannt Jenny, Toms älteste Schwester

    Ingrid Lorraine Walsh-McPherson, genannt Lorry, Toms 2. Schwester

    Barbara Catherine Johnson, genannt Kitty, Toms 3. Schwester

    Tobias Nick Reuenthal, genannt Nicky, Toms kleiner Bruder

    Simon Miller, Bruder von Allison Reuenthal

    Kendra Caroline „Casey" Sysmanek, Leiterin des Weingutes der Familie Reuenthal

    - John, ihr Mann, Sheriff in Napa

    - Opal, studiert Weinbau, Rafael und Jacob, ihre Kinder

    Jane Myers, 2001 verstorbene 1. Frau von Fred Myers

    Rachel und Aaron Goldstein, Freunde von Tom, Renas Gasteltern in New York

    Mary Robinson, Sopranistin, Freundin von Rena

    George Paginsky, Balletttänzer, Freund von Rena

    Renas afroamerikanische Jazz-Band aus New York:

    - Timmy Smith, Schlagzeug

    - Ron Weethley, Kontrabass

    - Cal Dizzie Bones, Klarinette und Gitarre

    US-Marines, u.a. Commander McPhae

    Im niedersächsischen Dorf rund ums Hotel

    Oskar Hirbisch, evangelischer Pastor im Ruhestand

    Albrecht Bicknäse, Pastor

    Nicole Tarrach, Freundin der Falkow-Schwestern, Medizinstudentin

    Kristina Kyrkanson, Freundin der Falkow-Schwestern, Gemeindeschwester

    Daniela Proll, Schwester von Markus Reuenthal

    - Eltern Proll leben bei Dresden

    Ruben Düster, Freund von Jason Reuenthal

    - Hannah Düster, seine Schwester

    - Mascha und Johannes Düster, deren Eltern

    Richard „Ricky" Müller, Ex von Zini und inzwischen auch Ex von Isabell Röttger

    Weitere Bekannte in Niedersachsen, Berlin, Chile …

    Torsten Wölz, Erdbebenforscher und Freund von Zini

    Irene Wölz, Schwester von Torsten, Freundin von Zini

    Sven, Irenes Freund in Berlin

    Rita Wölz, Irenes Mutter

    Anna, Mitschülerin von Tessa

    Nico, ehemaliger Mitschüler der Falkow-Schwestern

    Bärbel Waltherr, Studentin in Berlin

    Carlo Montoya, Mitarbeiter der Erdbebenforschung in Santiago de Chile

    Frida Corazón Gonzales, Mitarbeiterin der Erdbebenforschung in Santiago de Chile

    Carola Lehmann, Mitarbeiterin der Erdbebenforschung in Santiago de Chile

    In Hannover

    Günter Fitzmann, Angestellter der Detektei von Fred Myers, später Partner

    - Helene Videra, seine Freundin

    Lisbeth Grämmel, Mitte 40, Sekretärin in der Detektei

    - ihr Ehemann und ihre beiden Kinder (Tochter Ira)

    Mandanten der Detektei

    Joachim „Achim" und Birgit Tannert, Nachbarn

    Margot Kanter, Nachbarin

    Laura und Emma, Nachhilfeschüler von Rena Falkow

    Robert, Silvio, Marius und Anna, deren Mitschüler

    Matthias Reitz, möchte auch Nachhilfeschüler werden

    Frau Fallersleben, Nachbarin von Cynthia Falkow

    Sonja, Musikstudentin

    Sandra, Violinistin

    Marcel, Bassist

    Benno, Schlagzeuger

    Daniel Müller, Kriminalbeamter am LKA in Hannover und Freund von Fred Myers

    - Susanne Müller, seine Frau

    - Fabian und Bianca, ihre Kinder

    Professor Paul Gillessen, Geologe und Mentor von Zini Falkow

    - Anna Gillesen, seine Frau

    Dr. Oliver Klimmer, Hausarzt von Rena Falkow

    Milena Kurtz, Friseurmeisterin in Hannover

    Micky, ein Drogenabhängiger

    Rattengesicht-Peter – Spitzname eines weiteren Kleinkriminellen

    Polizeiobermeister Harald Baumgart

    Polizistin Emine Uludagh

    Polizeiarzt Andreas Funke

    sowie die werdenden Eltern Gitta und Martin Seewald, Beate und Roger sowie Annika und ihre Schwester Allegra Winter, außerdem Hebamme Bieroffka

    Europa-Tournee II

    David Blumenstein, Toms Anwalt und Freund, bereitet Tournee vor, Bruder von Rachel

    Patricia „Pat", Sängerin im Background-Chor

    Gloria, Sängerin im Background-Chor

    Betty, Tänzerin

    Marietta, Tänzerin

    Bob, Cello

    Walter, Trompete

    Gordon, Violine

    Eliza und Ben – ebenfalls im Orchester

    Susan „Suzy", Beleuchtung

    Grace, Tontechnik

    Joseph Brian, Tontechnik

    Gordon, Tontechnik

    Bill, Bodyguard

    Georg, Bodyguard

    Paul, Bodyguard

    Phillip, Bodyguard

    Monica, Bodyguard

    Ruth, Bodyguard

    Stevie, Bodyguard

    Jim, Fahrer

    In Moskau:

    Alexej Wassilikov, genannt Aljoscha, Violinist – Studienfreund von Rena Falkow

    Nadja Androwna, seine Schwester

    Zini trottete mit ihrem Gepäck hinter Paul Gillessen her. Sie war froh, als alles auf dem Gepäckwagen untergebracht war. Freiwillig übernahm sie das Schieben und sah sich um: Das also war der Flughafen von Santiago de Chile.

    „Lassen Sie mich das machen, Kind. „Nö. Ich bin Ihr Assi. Ich mache das. Nützlicher Packesel, erklärte sie streitbar, grinste und korrigierte: „Pack-Lama."

    Ihre grauen Augen glitzerten vor Vergnügen. Paul Gillessen schmunzelte und überließ es ihr. Er amüsierte sich ohnehin köstlich über ihr verändertes Aussehen.

    In einem Anfall von Übermut hatte Cynthia Falkow, das schönste Mädchen, das ihm jemals über den Weg gelaufen war, ihre weißblonde Mähne kurz schneiden lassen und in einem hässlichen Mausbraun eingefärbt. So wirkten ihre grauen Augen seltsam farblos – und waren zudem hinter einer altmodischen und extrem hässlichen Hornbrille mit Fensterglas versteckt. Diese Brille hatte ihre Mitbewohnerin Irene Wölz zum Outfit als „hässliches Entlein" beigesteuert.

    Allerdings zuckte Zini jedes Mal zusammen, wenn sie zufällig ihr Spiegelbild sah. Mitunter bereute sie, was sie angestellt hatte. Andererseits sprachen sie normalerweise ständig junge Männer an – und das unterblieb jetzt. Die Ruhe um sich herum empfand sie als recht angenehm.

    Neugierig schaute sie sich weiter um. Es gefiel ihr – Santiago de Chile zeigte an diesem Tag einen wolkenlos blauen Himmel, die Formalitäten verliefen rasch und problemlos.

    „Wenn der ganze Herbst hier so ist, wow", lobte sie während der Fahrt durch die Stadt und wusste gar nicht, wohin sie zuerst blicken sollte. Paul Gillessen lachte.

    „Frühling, Kind. „Was? – Ach, Mensch, ja, südliche Halbkugel. Auf dieser Seite war ich noch nie, entschuldigte sie ihren Lapsus: „Cool, dann ist das Norden – weil da die Sonne mittags ist? Mama hat davon erzählt, aus Australien, aber ich hatte hier irgendwie nicht damit gerechnet …"

    Ihr fiel der heitere Seitenblick ihres Professors auf, und sie lachte ebenfalls.

    „Ich rabbele einfach so los … Sie müssen denken, ich habe gar kein Benimm gelernt. „Meine Kinder sind in deinem Alter, also bin ich daran gewöhnt, tröstete er spöttisch. „Ich beweise Ihnen schon noch, dass ich nicht total verblödet bin", konterte Zini frohgemut und zwinkerte.

    Das erwies sich schon, als sie die Uni-Wohnung bezogen. Zini pfefferte ihre Sachen schleunigst in ihr Zimmer und kümmerte sich sofort um Tee für sich und ihren Professor. Während er noch auspackte, inspizierte sie bereits die Küche und überprüfte den Inhalt des Kühlschranks, in dem neben Brot, Gemüse und Fleisch auch eine Flasche Wein mit einem angehängten Willkommensgruß lag.

    „Alk haben wir schon mal, rief sie vergnügt und brachte ihm den Zettel. „Vielleicht nicht unbedingt für heute Abend, Zini. „Nein, nein, erst mal akklimatisieren. Schon klar, Herr Professor Gillessen. Und selbstverständlich ist die Flasche für Sie gedacht – ich habe nur einen Witz gemacht."

    „Als unsere erste Maßnahme … ah, es gibt Tee, sehr gut … Also, stoßen wir damit an, und Sie gewöhnen sich die umständliche Anrede ab. Auf Du und Du, Zini. „Aber Sie siezen mich doch die ganze Zeit. „Und sage seit Jahren Zini wie deine Familie. Und oft genug versehentlich Du. Also – ich bin Paul."

    „Ich kriege das im Leben nicht hin, einfach Paul zu sagen. Und was denkt Ihre Frau darüber? „Meine Frau heißt Anna, wie du weißt. Und ich habe das schon vor Wochen mit ihr besprochen, dass wir dich sehr gern mögen und dir das Du anbieten wollen.

    Das klang sehr beruhigend. Zini fühlte sich gleich besser, stellte sie etwas verdutzt fest. Paul Gillessen begann zu lachen, als er ihre sichtliche Erleichterung seiner Aussage wegen erkannte.

    „Kind, was du so denkst … „Was Mädchen eben denken …, murmelte sie mit einem Achselzucken.

    „Ja, davor hat Anna mich gewarnt. Du könntest mein Angebot, wenn ich es dir ohne sie mache, völlig missverstehen. „So ist das nicht, verteidigte sich Zini und musste nun auch lachen.

    „Wenn es dir unangenehm ist, kannst du uns ja als Onkel und Tante ansehen. „Ach, das gefällt mir gut … „Unsere Kinder sagen übrigens schon sehr lange Anna und Paul, also … wenn es dir dermaßen schwer fällt … Anna meinte, du seist leicht als Nichte anzusehen. Aber – ehrlich gesagt – im Moment habe ich keine Befürchtung, dass mir ein paar hitzige Chilenen deinetwegen auflauern könnten."

    Mit dieser Bemerkung weckte er unweigerlich Zinis stets bereiten Witz: „Ja, ich bin wirklich pottenhässlich mit dieser Ätzbrille, schlabberiger Look und Maushaare dazu – da muss ich mich echt selbst erst mal dran gewöhnen."

    Paul Gillessen lachte schallend und ließ sich auf den nächsten Küchenstuhl fallen. „Hässlich bist du nicht, Kind. Ein bisschen unscheinbar vielleicht. Na, was ist mit der Anrede?"

    Nach kurzem Überlegen nickte sie. „Ich … wenn ich Onkel Paul sagen darf? Ich glaube, das wäre okay. Dann kicherte sie und fügte hinzu: „Würde Mama auch beruhigen, oder?

    „Apropos. Hast du schon Nachricht an deine Eltern gegeben, dass wir gut in Santiago angekommen sind? „Da ist es doch Nacht. „Schick trotzdem wenigstens eine SMS. Dann sehen sie es gleich in der Frühe. Ich schicke auch eine an Anna." Damit war Zini gern einverstanden.

    Zu ihrer großen Freude kam sofort eine Antwort, als sie die SMS an Tom abgeschickt hatte. Er hatte offenbar damit gerechnet und das Mobiltelefon über Nacht eingeschaltet gelassen. Den wenigen Worten war anzumerken, wie lieb alle daheim Zini hatten. Als Gruß stand: Küsschen von Mama, Papa, Jace und Tessa.

    Das las sie vor, und ihre Stimme schwankte dabei etwas vor Rührung.

    „Du bist sehr weit weg von daheim, hm? „Ja. Ich war noch nie so weit weg von ihnen. Also, wir waren in Kalifornien, aber da ist ja Oma Ally, und das ist Familie. Aber so wie jetzt – ganz allein ohne sie …

    Die schönen grauen Augen leuchteten, während sie auf den kleinen Bildschirm ihres Mobiltelefons sah und die wenigen Zeilen noch einmal stumm überflog.

    „Ruf sie an. Wenn er so schnell antwortet, sind sie wach", empfahl Paul Gillessen. Zini schaute ihn versonnen an, nickte dann aber.

    Es war ein ganz anderes Leben in Chile. Die Stadt war anders als alles, was Zini kannte. Die Natur überraschte sie ebenfalls. Nichts passte zu dem, was sie schon ihr ganzes Leben lang kannte.

    Leicht fiel ihr die Haushaltsführung, und auch als Sekretärin hatte sie inzwischen Erfahrung – aus dem Hotelbüro. In Berlin beim Studium wie auch während des Ferienjobs bei ihrer Mutter hatte sie viel gelernt, das sie jetzt anwenden konnte. Manches belustigte sie im Zusammenleben mit ihrem Professor.

    Zwar lebte sie mit einem Mann in einer Wohngemeinschaft, aber er war um etliches älter als sie – und seine Frau hatte ihm Alltägliches ferngehalten. Paul Gillessen hatte keine Ahnung, wie die Waschmaschine funktionierte. Wenn er den Geschirrspüler einräumte, ging garantiert mindestens ein Teil kaputt. Nach den ersten Fehlversuchen passte Zini auf, solche Dinge selbst zu erledigen.

    Mit der Frau, die zum Putzen kam, konnte Paul Gillessen kaum sprechen. Er kam nicht im geringsten mit ihrem Dialekt klar. Zini dagegen machte gerade diese Herausforderung besonders viel Spaß.

    Manchmal fanden sie ihre Wohngemeinschaft schwierig – Zini bezeichnete ihn zumindest ihrer Schwester gegenüber als „total verwöhnt. Dafür nannte ihr Professor sie „unerfahrenes Kind, wenn er mit seiner Frau sprach und wieder mal das Essen nicht nach seinem Gusto gewesen war.

    Auf einem Gebiet allerdings verstanden sie sich großartig. Beide waren sie brennend an den Geowissenschaften interessiert. So verfolgten sie mit großem Interesse die Nachrichten und sämtliche Informationen über die Seebeben und Erdbeben im Südpazifik um Asien, wo sich Erdplatten verschoben.

    Noch nie hatte Zini mit so vielen Leuten über Plattentektonik diskutiert – und schon gar nicht auf so hohem Niveau. Denn durch ihren Professor kam sie in Kreise, die weit außerhalb studentischer Anfänge lagen. Der Gedanke an die Verschütteten rund um Padang und Ertrunkene auf Samoa nach dem Tsunami mochte sie erschüttern und entsetzen, aber die Forschung erwies sich als genau das, was sie brauchte und was sie sich seit langer Zeit erträumt hatte.

    „Ich sollte dich direkt an die Bundesanstalt für Geowissenschaften vermitteln", stellte Paul Gillessen in einer Nacht fest, in der sie gemeinsam vorm Computer saßen und Daten auswerteten. Zini streckte sich kurz und winkte heiter ab.

    „Doch nicht schon mitten im Studium. „Dein analytischer Verstand ist Gold wert. Du warst schon immer eine besondere Begabung, und gerade für dieses Fachgebiet … Selbst damals im Ries schon, als Schülerin.

    Das hohe Lob freute Zini sehr. Dennoch widersprach sie: „Ich bin jetzt aber im wirklichen Leben nur dein Famulus, deine Haushälterin und nebenbei Studentin. Und das nur, weil Tante Anna nicht hierher mitkommen wollte und meinte, selbst eine Aushilfsköchin wie ich könnte dir helfen. Und ich lerne noch mehr als in einem Uni-Semester. Mensch, ich hätte es doch höchstens als Putze in die Potsdamer Station geschafft. Oder als Tellerwäscherin in die Göttinger Erdbebenwarte. Das hier ist viel besser. Privatunterricht geradezu."

    Darüber schmunzelte ihr Professor. „Ja, finde ich auch gut. Mit so einer talentierten Person wie dir, Zini. Hast du inzwischen wieder mal was von deiner Schwester gehört – wie es ihr geht? Ich weiß, du machst dir Sorgen. „Rena geht’s prima. Simst sie jedenfalls. „Ruf sie am Wochenende an. „Ja, zu irgendwas muss meine Telefonkarte ja benutzt werden.

    Nachdenklich musterte er sie von der Seite. „Wenn du mehr Taschengeld brauchen solltest … „Nein. Ach, Onkel Paul, du denkst doch nicht, ich verschwende Geld? Ich komme prima klar, wo du doch das Essen bezahlst. „Dafür führst du ja auch diesen Haushalt."

    Das Gespräch hatten sie schon mehrfach hinter sich gebracht. Paul Gillessen fand, die junge Frau brächte sich ausreichend mit ihrer Arbeitskraft ein, da sei es an ihm, die Kosten für den Aufenthalt zu übernehmen.

    „Und du führst ihn übrigens inzwischen ziemlich perfekt. Ach, hier, das Geld für die nächste Woche. „Onkel Paul, du zerstreuter Professor, das hast du mir doch beim Frühstück schon auf den Tisch gelegt! „Ja, gut, ähm … dann werte das hier für deine Dissertation aus. „Meine Magisterarbeit, verbesserte sie lachend.

    „Zini … warum machst du da nicht gleich deine Dissertation draus? Könntest du tun. Material ist genug da, Thema …"

    Er sah ihren verwunderten Blick und schmunzelte. „Mein liebes Kind, du bist allen anderen Studenten weit voraus. Ein gutes Jahr noch, dann kannst du wirklich damit anfangen. Wenn du so konzentriert dabei bleibst."

    „Ups, machte sie verdutzt. Dann strahlten ihre Augen, und sie umarmte ihn spontan. „Danke, Onkel Paul. Das ist das schönste Kompliment meines ganzen Lebens.

    ***

    Als Fred ins Wohnzimmer kam, lag Rena ausgestreckt auf dem Fußboden, die Hände auf dem Bauch, mit geschlossenen Augen. Er musterte sie aufmerksam und sprach sie mit leichter Sorge an, die er zu verbergen versuchte: „Serena?"

    „Es zappelt", flüsterte sie kaum hörbar.

    Kommentarlos setzte er sich neben sie. Rena schlug die Augen auf: „Im Moment ist es ganz still. Aber eben … Ich glaube, es wartet wie ich. Gleich tupft es bestimmt wieder los. – Hallo, Fred. Hattest du Erfolg? Bist du sehr nass geworden?"

    Darauf antwortete er zwar, aber es erschien ihm nebensächlich. „Ja, beides. Erfolg. Und nass. Wie …", er stockte und schüttelte den Kopf. Sie ahnte, welche Frage er gerade bemüht taktvoll unterdrückte.

    „Du willst wissen, wie es sich anfühlt?" Fred nickte wortlos.

    Einen Moment überlegte die junge Frau. „Hattest du schon mal einen Schmetterling in den hohlen Händen? Es flattert. Nicht so schnell. Aber es ist wie ein zartes Flattern, eine Berührung von ganz feinen Flügeln."

    Mit ernstem Gesicht sah er auf sie herunter. Rena zog eine seiner Hände auf ihren Bauch: „Ich denke, es ist noch zu leicht, und du wirst es kaum fühlen. Falls es sich wieder bewegt. Aber …"

    Sie stemmte sich hoch und setzte sich auf: „Du hast nie einen Schmetterling am Fenster gefangen, um ihn in die Freiheit nach draußen zu retten, oder?"

    Er schüttelte ruhig den Kopf. „Nein."

    Rena nickte bedächtig. Manchmal vergaß sie bei seiner steten Fürsorge, wie unterschiedlich sie aufgewachsen waren.

    „Gib mir deine Hand. Ich zeige dir, wie sich unser Baby meldet", versprach sie liebevoll. Fred lächelte bei ihrer zarten, kaum spürbaren Berührung, die kaum ein Kitzeln in seiner Handfläche verursachte.

    „So wenig? „Ich sage ja, du wirst es kaum fühlen können. In ein paar Wochen tritt es aber richtig. Irgendwann beult sich dann mein Bauch aus. Dann hast du mehr davon. – So, jetzt erzähl mal von der Jagd. Musstest du viel frieren im Regen? „Es ging. Die drei Tage sind mir allerdings lang geworden."

    Das gestand er selten ein. Rena rückte näher, um ihn zu küssen.

    „Ich habe dich auch vermisst, wisperte sie zärtlich. „Du hattest doch deine Nachhilfeschüler. Und wolltest Äpfel einkochen. „Birnen auch, sie lachte leise und schmiegte sich an: „Jetzt sind aber Herbstferien. Keine Schüler mehr. Mehr Zeit für dich. Ach … herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, fiel ihr dann ein.

    Mit einem fröhlichen Lachen drückte Fred sie an sich. „Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Ist tatsächlich schon wieder 2. Oktober? „Ja, du Komiker. Dass ich das nicht sofort … Dabei habe ich den ganzen Tag so gewartet. Aber dann kam das hier … „Macht nichts. „Genau, macht nichts. Jetzt bist du ja da, Gabriel.

    Nach ein paar Küssen bog sie sich zurück: „Moment. Bevor ich es noch vergesse … „Du hast mir gratuliert, erinnerte er sie sanft. Rena kicherte.

    „Weiß ich. Magst du an einem Freitagabend um diese Zeit …, ein rascher Blick auf die Uhr: „Elf? Okay. Magst du eine Stunde vor Mitternacht noch Apfelkuchen? Ich koch‘ dir auch Kaffee. Hast du überhaupt heute schon gegessen?

    „Apfelkuchen mag ich immer, antwortete er gelassen und half ihr auf. „Wenn du so ausweichst, denke ich, ich sollte lieber ein Schnitzel durch die Pfanne jagen. „Nein. Nicht nötig. Lieber den späten Geburtstagskaffee, Serena."

    „Vorab Bratkartoffeln, hm? Ich habe Putenschnitzel. Eigentlich fürs Wochenende. Aber da kann ich auch etwas aus dem Tiefkühl nehmen. Komm, du brauchst eine anständige Mahlzeit. Ich weiß ja nicht mal, woher du kommst", sie zog ihn an der Hand mit sich Richtung Küche.

    Lachend ließ er es sich gefallen. „Aus München. Da war es übrigens wärmer als hier in Hannover. Und bevor du fragst: Ich habe den Kerl geschnappt und der Polizei übergeben. Die kümmert sich um den Rest. „Und jetzt: Keine weiteren Fragen? „Bitte", bestätigte er.

    Rena gluckste und schaute über die Schulter: „Ich habe aber noch eine? „Also gut. Eine. Eine einzige kann ich dir wohl gestatten, überlegte er heiter.

    „Hast du in den letzten drei Tagen überhaupt mal ein Bett gesehen? „Gesehen – ja. „Gesehen? Mehr nicht? Das erklärt’s. „Hm? „Du siehst müde aus. Und ich liege hier auf dem Boden. Kein Wunder, wenn ich dich damit erschrecke."

    Etwas betroffen schaute er sie an: „Erschrecken kannst du mich nicht. Wie kommst du darauf? „Ich habe diesen Ton gehört. Wie du mich angeredet hast.

    Daran hatte er zu schlucken. Nur die Anrede allein genügt ihr offenbar, um ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Das erschreckte ihn wirklich. Obwohl er ihr Gespür für Nuancen schon aus ihrer Musik kannte, war ihm unheimlich, wie genau sie ihn durchschaute. Inzwischen gelang ihr nicht nur beim Vorspielen auf Klavier oder Geige, genau zu erkennen, was er mochte und was nicht – sie fing auch anderes auf und interpretierte …

    „Fred, guck nicht so. Ich liebe dich. Du hast dich da eben dermaßen gebremst und gezügelt allein in den drei Silben. Serena. Und keinen Ton auf meine Antwort gesagt. Nur damit ich nicht mitkriege, wie erleichtert du bist, dass ich okay bin. So war es doch? „In etwa, gab er zu.

    Ohne weitere Fragen umarmte Rena ihn und hob den Kopf. Die blaugrünen Augen waren sehr ernst. Das entdeckte sie sofort – und wollte ihn unbedingt beruhigen. Sie lächelte sanft.

    „Mein Liebster. Du musst mich nicht vor jedem Windhauch behüten. Ich weiß schon, wie der Notruf geht, wenn etwas nicht in Ordnung sein sollte. Aber dieses Baby ist nett und macht keine Zicken. Die 19. Woche – alles bestens. „Es war nur … „Ich weiß. Ein Schritt ins Wohnzimmer, und da liege ich. Platt auf der Erde. Das würde jeden noch so vernünftigen Menschen erschrecken."

    An ihrer Haltung an sich war nichts Außergewöhnliches gewesen, und das sagte er ihr auch.

    Rena schüttelte den Kopf: „Dein Verstand hat funktioniert. Rational, gletscherkühl, wie immer. Aber … Sie zögerte. Fred küsste sie zart: „Ja, genau. Zu viel Gefühl. Dich da liegen zu sehen … wie aufgebahrt … „Ich war nur so nach innen konzentriert wegen dieser Schmetterlingsberührung. Ich habe dich nicht mal reinkommen hören."

    Der nächste Kuss unterbrach ihre Erklärung.

    Nach einer Weile bog sie sich weg und lachte: „Dir knurrt der Magen – also wirklich! Wenn wir so weitermachen, landest du hungrig im Bett. „Mir doch egal. „Mir nicht. Ein gutes Geburtstagsessen wird’s auf die Schnelle sowieso nicht, aber wenigstens solltest du satt werden. Bitte!"

    Vergnügt schnippelte er die Kartoffeln, während Rena die Kaffeemaschine befüllte und startete. Sie hatten schon immer gern gemeinsam in der Küche gewerkelt und waren längst ein eingespieltes Team. Die Kartoffeln bruzzelten, und sie briet ihm auch noch eins der Schnitzel dazu.

    Mit leiser Belustigung beobachtete sie, wie ausgehungert ihr Mann sich auf den Inhalt der Pfanne stürzte. Es schmeckte ihm sichtlich.

    „So, jetzt noch der Apfelkuchen", sie servierte mit eleganter Handbewegung und schenkte gleich noch einen Becher Kaffee nach.

    „Rosinen und Zimt", Fred registrierte es erfreut. Rena kicherte verstohlen über diese befriedigte Feststellung und kommentierte sie sofort.

    „Was wohl sonst? An deinem Geburtstag, Fred! Möchtest du Sahne? „Nein. Um diese Zeit so üppig essen, das ist schon … „Verrückt. Ausnahmsweise. Danach darfst du gleich ins Bett fallen. Ich hoffe, du kannst ausschlafen. Morgen ist schließlich Feiertag. „Klar kann ich. Der Tag gehört uns. Der Sonntag auch. Einmal keine Arbeit … Hast du deine Familie eingeladen? „Wo ich nicht mal wusste, wann du nach Hause kommst? Nein. Noch Kaffee? „Ja, bitte.

    Er genoss es sichtlich. Rena schmunzelte etwas. „Hoffentlich kannst du nach drei Bechern Kaffee schlafen. „Garantiert. Jetzt bin ich ja zu Hause. Er grinste sie verschmitzt an und zwinkerte.

    Verwundert musterte sie ihn. Es sah Fred nicht ähnlich, so eine Bemerkung zu machen. Vermutlich neckte er sie nur. Vielleicht war das ähnlich wie einer der unangebrachten Witze, die er aus ihrer Familie kannte. Darauf musste sie ihn mal aufmerksam machen, überlegte sie heiter.

    „Fred, weißt du eigentlich, wie du dich anhörst? „Aufgewärmt, trocken und satt? „Ja, das auch. Es klingt fast, als ob du nur deswegen unausgeschlafen bist, weil du fern von mir nicht zur Ruhe kämst."

    Für einen Moment verschlug ihm der unverblümte Satz die Sprache. Dann nickte er gemessen. „Zum Teil ist das wohl so. Ich meine … Ich will damit sagen …" Er hielt inne und überlegte.

    Still abwartend ließ sie ihm die nötige Ruhe und Zeit, ohne auf die Fortsetzung zu drängen.

    „Ich habe dich vermisst, Serena. Das weißt du."

    Sie sah ihn aufmerksam an und nickte vorsichtig. In diesem Moment hoffte sie auf mehr dieser Art. Genau dazu neigte er nicht gerade. Doch diesmal erfüllte sich ihr unausgesprochener Wunsch.

    Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. „Dich, dieses Haus, die Musik, aber vor allem dich. Wo du bist … Ich bin nicht wirklich gut in sowas", unterbrach er sich selbst.

    „Doch. Wo ich bin? Was ist damit? „Ich weiß es nicht genau. Vielleicht liegt es an unserem Baby. Ich wollte die ganze Zeit über so schnell wie möglich wieder hierher. Du in diesem Haus … Das ist wie … eine …, wieder zögerte er kurz, um es dann entschlossen hinter sich zu bringen: „Eine verdammt alberne Postkartenidylle. Nein, wie ich hier rede. Lach mich ruhig aus."

    Das hätte Rena nie getan. „Ach, Fred, ich bin viel zu glücklich, dass du so empfindest. Dass du unser Haus als Heim ansiehst. Denn deine Heimat ist hier nicht wirklich. „Heimat? Woher soll ich wissen, was Heimat ist? Etwas sehr Deutsches, oder? „Das ist das, wo du dich zu Hause fühlst. „Dann hier. Ich habe bislang nicht drüber nachgedacht, meine Staatsbürgerschaft zu ändern – du ja auch nicht.

    Damit schnitt er ein neues Thema an, das Rena mit einer raschen Handbewegung buchstäblich in den Hintergrund schob: „Nebensächliches Detail, Fred. – Du sagst, du bist hier zu Hause?"

    „Wo denn sonst? Hier habe ich alles. Dich. Die Familie. Freunde. Nachbarn. Den Job, die Kollegen nicht zu vergessen. Ich habe so viel hier bei dir. Und durch dich, sollte ich wohl sagen. Das hatte ich vorher nie. Und ich weiß sehr wohl zu schätzen, wie groß dein Anteil daran ist …"

    Er hob ergeben die Hände: „Es entwickelt sich zu einer Art Bandwurmsatz, oder? Ich kann nicht gut mit Gefühlen. „Du kannst schon. Nur drüber reden ist nicht so deins. Aber ich habe es verstanden. Außerdem bist du sicher zu müde … Also Schluss erst mal.

    Sie nahm sich vor, ihn wirklich ausschlafen zu lassen, und zog sogar das Rollo herunter, um mögliches Sonnenlicht dann am Morgen zu dämpfen.

    Fred wachte kurz vor Mittag auf und sah erstaunt auf die Uhr. Er mochte kaum glauben, zwölf Stunden am Stück geschlafen zu haben. Aber er fühlte sich ausgeruht und zu allem bereit.

    Als er aus dem Bad kam, saß Rena auf der Bettkante und strahlte ihn an: „Hallo. Guten Morgen. „Guten Morgen? Das ist ja wohl ein Witz. Warum hast du mich nicht geweckt? „Das habe ich einfach nicht übers Herz gebracht. „Hast du wenigstens ein Frühstück gehabt, Serena?

    Darüber grinste sie und zwinkerte verschmitzt: „Natürlich. Alles andere hätte das Baby übel vermerkt. Ich bin um 7 rausgeschlichen. Ich habe telefoniert und ganz viele Grüße für dich … Mama und Tom, Zini und die Kinder natürlich. Oma Moni und Opa Winfried. Alex hat angerufen. Mary auch. Und Gulasch ist angeworfen. Spätzle dazu und Erbsen, okay?"

    Fred nickte knapp und betrachtete sie. In ihrem Wortschwall war alles enthalten, was sie ihm erzählen wollte. Aber sie verschlang ihn mit den Augen, während sie eifrig plapperte und drauflos schwatzte.

    „Hält es dein Topf Gulasch eine Weile ohne dich aus? „Da ich nicht wusste, ob du schon wach bist, habe ich auf 2 runter gedreht.

    Sie atmete tief durch, als er sich zu ihr setzte. Fred legte den Arm um sie und zog sie sanft in liegende Position. Renas Lächeln vertiefte sich.

    „Es war sehr schlau, das Gulasch auf kleiner Flamme köcheln zu lassen, lobte er sie mit heiterem Blinzeln. „Ja? Findest du? Fand ich auch, um ehrlich zu sein. Ich dachte, von der Dusche aus gehst du direkt an den Kleiderschrank. Und dann war’s das womöglich … „Also hast du dich mir in den Weg gestellt. „Bisher habe ich nicht den Eindruck, du hättest was dagegen? „Nö."

    Sie gluckste über diese Antwort, die sehr Deutsch klang.

    Den Nachmittag über schrieb er seinen Bericht zu Ende. Rena übte auf ihrer Geige. Sie störte ihn damit nicht. Eher im Gegenteil – die schönen Klassikstücke gefielen ihm sehr, auch wenn er sich hütete, ihr das zu sagen. Wie er sie kannte, wusste sie es ohnehin.

    Erst nach dem Abendessen fragte sie, ob er noch Lust zu einem Spaziergang hätte.

    Fred hob eine Augenbraue: „Hast du nicht behauptet, wir würden zwei ruhige Tage einlegen und uns nicht mehr vom Fleck rühren? Heute vorm Mittagessen? „Ja, mit dir im Bett. Aber das halten wir doch beide nicht aus. Komm schon. Ein Stündchen um den Block? Ich erzähle dir unterwegs von Zini und Santiago. Das kannst du dir ruhig ausführlicher anhören, nicht nur als Geburtstagsgruß. Belustigt stimmte er zu.

    Ihr munteres Gequassel machte ihm Spaß. Sie berichtete von dem Angebot ihres russischen Freundes, Alexej Wassilikov, ihn am Klavier bei einem Konzert Ende Dezember zu begleiten. Da habe sie ihm erklärt, er wäre ein Spinner, sie keine zwei Monate vor der Geburt noch auf eine Bühne zerren zu wollen.

    „Zu der Zeit sind es etwas über sechs Wochen noch. Stell dir vor – quasi im

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1