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Shandra el Guerrero: Ein Volk von Kriegern
Shandra el Guerrero: Ein Volk von Kriegern
Shandra el Guerrero: Ein Volk von Kriegern
eBook361 Seiten5 Stunden

Shandra el Guerrero: Ein Volk von Kriegern

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Über dieses E-Book

Während eines Handelsbesuchs in der Ansiedlung von El Bosque gewinnt Shandra drei Artefakte, die sein Künftiges Leben vollständig verändern. Das magische Schwert "El Lobo Blanco - der weiße Wolf", eine wunderbare, dünne Folie, die Haut, welche unfassbare Leistungen vollbringt, wenn es gilt ein krankes oder verletztes Lebewesen wieder zu heiklen und dazu ein kleines Horn, dessen Ton Brücken baut, wo zuvor keine waren...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum26. Nov. 2015
ISBN9783737578363
Shandra el Guerrero: Ein Volk von Kriegern

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    Buchvorschau

    Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

    Copyright: Alle Rechte bei

    HCC Projektdienstleistungen UG (haftungsbeschränkt)

    Parkstraße 53

    87439 Kempten

    Deutschland

    ISBN: 978-3-7375-7673-4

    Rudolf Jedele, Autor

    Geboren 1948 im Schwabenland und viele Jahre seines Lebens damit beschäftigt, für andere Menschen Häuser zu bauen, wobei mein Part in der Gestaltung der Technik in einem Gebäude war. Schon aus diesem Grund war ich stets mit den Themen Energieverbrauch und Umweltschutz besonders eng verbunden.

    Darüber hinaus begann ich über die Reiterei und die dadurch entstandene große Nähe zur Natur, schon vor langer Zeit damit, immer mehr Gedanken an das zu verschwenden, was wir unserer Erde antun und an auch, wie es sein könnte, wenn wir den Kollaps herbei geführt haben.

    Wohin gehen die Menschen, wenn ein wie auch immer gearteter Super GAU oder ein vernichtender Krieg unser gewohntes Milieu zerstört? Mein Bedürfnis ist es aber nicht trübsinnig und mit hoch erhobenem Zeigefinger zu belehren, sondern einfach durch – möglichst spannende - Unterhaltung das Nachdenken etwas anzuregen.

    Wenn ich diesen Roman nicht selbst geschrieben hätte, ich glaube ich würde ihn dennoch mögen und kaufen ….

    Weitere Bücher von Rudolf Jedele:

    Titelgestaltung

    Was bisher geschah:

    Ninive, die fliegende Stadt….

    Sombra und Shaktar haben gegen eines der härtesten Tabus der fliegenden Stadt verstoßen. Sie müssen beide die Stadt für immer verlassen. Sie werden – getrennt und weit voneinander entfernt - auf der Erde des 7. Jahrtausends nach unserer Zeit ausgesetzt.

    Sombras Exil liegt im Südwesten Europas, auf der Hochebene der Grazalema. Dort bringt sie auch ihren Sohn Shandra zur Welt. Shandra wächst hinein in die Jagdgesellschaft des Clans, eines kleinen Volkes, dessen Menschen Hünen sind.

    Shandra wird gezwungen in dieser Welt sich selbst zu einem Riesen zu entwickeln, obwohl er nur normal groß ist. So wird Shandra in der Verbannung zum Jäger. Er liebt den Clan und die Grazalema und als eine Invasion durch Krieger des Imperiums von den nebligen Inseln droht, ist Shandra derjenige, der dazu berufen ist, die Grazalema, ihre Schönheit und ihre Herden vor der Vernichtung zu beschützen. Er wird zu Shandra el Guerrero

    Zum Krieger der Natur

    Shandras Leben ist nicht immer leicht, denn er ist durch seine körperlichen Nachteile gezwungen, ununterbrochen Höchstleistungen zu vollbringen. Ohne seinen Ziehbruder Rollo hätte er es vielleicht gar nicht geschafft.

    Da er sich außerdem ständig mit den Bedingungen des Lebens befasst und Änderungen ihm leichter fallen, als den Menschen des Clans, eckt er an. Ganz besonders ab dem Augenblick, da er ein Hengstfohlen davor rettet, von einem Bär gerissen zu werden und sich dieser Hengst „Shaitan" zu seinem zweitbesten Freund auswächst.

    Shandra el Guerrero, Rollo und Shaitan sind die beherrschenden Figuren dieses ersten Bandes.

    Inhalt

    Jelena

    El Bosque

    El Lobo Blanco

    Sechs Schwerter

    Traumsucher

    Meister der Klingen

    Der Bote des Einen Gottes

    Die Schlucht

    Die Schamanin

    Strategie

    Kriegervolk

    Verraten

    Das Alte Blut

    Godfrey of Essex

    Verhandlungen

    Doriana

    Schlachtenplanung

    Apokalypse

    Die Spur des Drachen

    Was war …

    Was sein wird

    Epilog

    Jelena

    Das Leben in S’Andora verlief wie ein großer, ruhiger Fluss. Einzig gestört durch ab und zu durchkommende Händler und einzig verändert durch den Wechsel der Jahreszeiten.

    Shaktars kleine Familie war im Begriff zu wachsen, Mistral war nach fünf Jahren ihres Zusammenlebens mit Shaktar zum ersten Mal schwanger und diese Tatsache stürzte ganz S’Andora in überschäumende Begeisterung. Shaktar selbst nahm dieses Ereignis eher gelassen, obwohl es ihn nach langen Jahren zum ersten Mal wieder daran erinnerte, dass er immer noch ein Mann ohne Erinnerungen war.

    Manchmal, in seinen Träumen, da wollten sich Bilder heran schleichen, doch sobald sein Geist sich darum bemühte, eines dieser Bilder zu erhaschen, war es auch schon wieder verschwunden. Zurück blieb dann eine gewisse Unzufriedenheit, denn welcher Mensch lebt schon gerne ohne Vergangenheit und ohne Erinnerungen?

    An den Tagen, die solchen Träumen folgten, saß er oftmals mit der alten Misata zusammen und erzählte ihr von seinen Traumbildern und seinen vergeblichen Versuchen, die Bilder deutlicher werden zu lassen. Doch Misata unternahm nichts, um Shaktar zu helfen. Im Gegenteil, sie fragte ihn stets, wozu er denn überhaupt eine Vergangenheit brauchte. Sie legte ihm nahe, mit der Gegenwart zufrieden zu sein und alles so zu belassen, wie es war.

    „Du darfst niemals vergessen, großer Krieger Shaktar, du warst so gut wie tot. Und um dich ins Leben zurück zu holen, habe ich dich noch zwei weitere Male zusätzlich getötet. Schierling gehört nicht zu den Mitteln der Natur, die Leben schaffen. Nur in deinem Fall hat Schierling das Gift des Warans vernichtet und damit war seine zerstörerische Kraft aufgebraucht und konnte deinem Körper nicht mehr schaden. Was das ganze Gift in deinem Geist angerichtet hat, wer kann das sagen?"

    Erstaunlich war aber, dass nach einem Gespräch mit Misata stets auch das winzigste Zipfelchen einer Erinnerung an die vagen Traumbilder wie weg geblasen war und er längere Zeit von neuen Bildern verschont blieb.

    Shaktars Hauptbeschäftigung war es, aus Mistral und Shakira perfekte Jägerinnen und ebenso gute Kriegerinnen zu machen. Doch darüber hinaus hatte er auch vielfältige Aufgaben anderer Art im Leben der Sippen von S’Andora übernommen.

    Er hatte während einer großen Jagd im Bezirk der sechsten Sippe ein kleines Vorkommen an Eisenerz entdeckt und sich einen Vorrat davon bei seinem Haus angelegt. Dann hatte er – ohne jemals darüber nachdenken zu müssen, weshalb er das konnte – eine Schmiedewerkstatt eingerichtet und für Mistral das erste, in S’Andorin hergestellte Schwert aus Stahl geschmiedet. Natürlich kein Schwert aus Kerastahl, wie es seine eigenen Klingen waren, aber immerhin aus einem Stahl, der den Bronzeklingen der Sippen haushoch überlegen war. Schon bald hatten sich seine Fähigkeiten herum gesprochen und er hatte den beiden Schmieden des Volkes zeigen müssen, wie man Stahl herstellt und bearbeitet.

    Später entdeckte er ein paar große Seen, die einen geradezu abenteuerlichen Reichtum an Fischen besaßen. Zusammen mit Misata, Mistral und der mittlerweile acht Jahre alten Shakira knüpfte er Netze und lehrte das Volk von S’Andora seinen Speiseplan durch Fisch aufzubessern.

    Aber die meiste Zeit verbrachte er mit Mistral und Shakira und von dieser Zeit wiederum den größten Teil mit Shakira.

    Das Mädchen wich ihrem Ziehvater wenn möglich niemals von der Seite. Shakira betete den großen, schwarzhaarigen Mann mit den eisblauen Augen und der schneeweißen Haut förmlich an. Ein Wunsch Shaktars stellte einen Befehl für Shakira dar und um ihm zu gefallen wuchs sie in allem weit über sich hinaus.

    Mit zehn Jahren übertraf sie jeden Menschen in S’Andora in der Kunst des Fährtenlesens, mit zwölf Jahren war sie die beste Bogenschützin und mit vierzehn eine nicht zu überbietende Jägerin.

    Darüber hinaus war sie auch noch eine liebevolle Schwester für ihre kurz hintereinander geboren Brüder Kerin und Erin. Sie liebte die beiden Knaben, denn sie sah in ihnen die Wiedergeburt Shaktars obwohl beide das goldene Haar und die grünen Augen der Mutter geerbt hatten.

    Mistral wurde nach diesen beiden Söhnen nicht mehr schwanger und sie war es zufrieden, so konnte auch sie wieder jagen und an den Kampfübungen mit Shaktar teilnehmen. In einer rauen Welt wie S’Andora war das keinesfalls verkehrt.

    An dem Tag, da Kerin geboren wurde, hatte Shakira zum ersten Mal den Traum.

    Sie stieg aus dem Meer und hielt in ihrer Hand einen langen Strang mit nassen Algen. Als sie den Strand erreicht hatte, tauchte aus dem Licht der Sonne kommend plötzlich eine Gestalt mit langen, pechschwarzen Haaren auf. Ein groß gewachsener Mann, schlank und dennoch mit starken Muskeln und ganz in dunkles Leder gekleidet.

    Der Mann wartete auf sie und als sie ihn erreicht hatte, schloss er sie ohne große Worte in seine Arme und sie wusste, dass dies so gut und richtig war.

    Shaktar, keine Frage. Seine ganze Erscheinung, sogar jede seiner Bewegungen war Shaktar und dennoch …

    Weshalb träumte sie von Shaktar, wo sie diesen Tag für Tag um sich herum hatte?

    Sie schob den Traum zunächst zur Seite und beschäftigte sich mit den Dingen des täglichen Lebens. Doch dann, als sie fast zehn war, wurde der Traum plötzlich häufiger und vor allem deutlicher.

    Wieder stieg sie aus dem Meer und hielt in ihrer Hand einen langen Strang mit nassen Algen. Als sie den Strand erreicht hatte, tauchte aus dem Licht der Sonne kommend plötzlich eine Gestalt mit langen, pechschwarzen Haaren auf. Ein groß gewachsener Mann, schlank und dennoch mit starken Muskeln und ganz in dunkles Leder gekleidet. Doch nun hatte der Mann ein Gesicht und es war Shaktars Gesicht und doch wiederum nicht.

    Seine Augen waren nicht eisblau sondern so grün wie polierte Jade und unter seinem linken Auge, genau auf der Höhe des Jochbeins zog sich eine dünne, weiße Narbe entlang.

    Der Mann wartete auf sie und als sie ihn erreicht hatte, schloss er sie ohne große Worte in seine Arme und sie wusste, dass dies so gut und richtig war.

    Ihr Traummann glich Shaktar nahezu aufs Haar, aber er war nicht Shaktar….

    Kurz vor Shakiras fünfzehnten Geburtstag waren die Träume schon so häufig geworden, dass sie ihr beinahe zur Qual wurden, dann aber gerieten sie wieder ein wenig in Vergessenheit, kamen seltener und die Bilder waren undeutlicher, denn manchmal war da eine andere Frau, die versuchte, ihr die Bilder wegzunehmen.

    Eine alte Frau, voller Runzeln und ohne Zähne, aber mit denselben grünen Augen, wie sie auch der Mann in ihren Träumen hatte. Misata tauchte in Shakiras Träumen auf und versuchte ihr die Bilder wegzunehmen?

    Weshalb denn nur?

    Seit Shakira auch körperlich zur Frau geworden war, hatte sie bemerkt, dass ihre Gabe, die Gedanken anderer Menschen zu lesen sich noch weiter entwickelt hatte. Wenn sie es gewollt hätte, wäre es ihr ein leichtes gewesen, mit einer Vielzahl von Menschen auch über große Entfernungen hinweg Kontakt aufzunehmen. Einer dieser Menschen war Shaktar, auch mit Kerin und Erin war es möglich, dazu mit Misata und – etwas begrenzter – auch Mistral gehörte zu denen, auf die Shakiras Gedanken zugreifen konnten.

    Shaktar und seine Söhne und darüber hinaus Misata waren aber die einzigen Menschen in ganz S’Andora, die von dieser eigenartigen Begabung wussten. Die anderen ahnten es nicht einmal.

    Shakira wurde neugierig und begann auszuloten, wie weit sie mit ihrem Talent gehen konnte, ehe andere Menschen sich gestört fühlten und stellte mit Erstaunen fest, dass sie den normalen Menschen ungestört im Gehirn herum stöbern konnte, sie bemerkten es nicht. Nur diejenigen, die selbst die Gabe besaßen, antworteten auf Shakiras Sondierungsversuche.

    Shaktar reagierte manchmal gutwillig und lässig auf Shakiras Experimente, manchmal aber ließ er um seinen Geist eine kristallene Kugel entstehen, die jeden Zugriff unmöglich machten.

    Kerin und Erin fanden den mentalen Kontakt zu ihrer Schwester als sensationell und nutzten ihn immer intensiver, je älter sie wurden, Misata aber war stets und immer in eine eisige Mauer des Schweigens gehüllt. Nur manchmal, wenn Shakira sich ganz besonders vorsichtig anpirschte – nicht umsonst war sie die beste Jägerin S’Andoras – entdeckte sie dünne Tentakel, dies aus Misatas Gehirn krochen und sich mit Shaktar verbanden.

    Seltsamer Weise ärgerte sich Shakira über diese Verbindung mehr, als über alles andere, das ihr Shaktars Zeit und Aufmerksamkeit entzog. Noch ärgerlicher wurde sie allerdings, als sie eines Tages bemerkte, dass Shaktar von diesen Kontakten nicht die geringste Ahnung hatte. Ab diesem Moment beobachtete sie Misata mit Argusaugen und fand heraus, dass die Alte einen Block über einen Teil des Gedächtnisses von Shaktar gelegt hatte, von dem dieser nichts, aber auch wirklich nichts wusste.

    Shakira rang mit sich und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Vor allem war sie sich unsicher, ob Shaktar ihr geglaubt hätte, wenn sie mit ihm über ihr Wissen sprach, war ziemlich ungewiss. Also schwieg sie. Noch jedenfalls. Doch zur Sicherheit legte sie ab diesem Zeitpunkt auch über ihre eigenen Gedanken einen hermetisch geschlossenen Block und siehe da, ihre Träume von dem schönen jungen Mann kehrten zurück. Deutlicher als je zuvor.

    Doch dann trat ein Ereignis in Shakiras Leben, das sie mehr von allem ablenkte, als ihr eigentlich lieb war.

    Sie war mit Kerin und Erin auf einer mehrtägigen Jagd in den Pyrenas gewesen, um Gämsen zu jagen. Eine anstrengende Jagd, denn man musste höher klettern als diese kleinen, flinken Bergtiere um sie mit einem Pfeil oder einem Speer zu erlegen. Eine Gämse zu erlegen, wenn man tiefer stand als die Beute war ein aussichtloses Unterfangen. Obwohl die beiden Knaben – Kerin war neun, Erin acht Jahre alt – nie zuvor im Hochgebirge gejagt hatten, war die Jagd erfolgreich gewesen. Drei stramme Böcke und zwei junge Geißen stellten eine Ausbeute dar, die bei drei erwachsenen Jägern kaum sehr viel größer ausgefallen wäre. Ihre erfolgreiche Jagd hatte sie alle drei in ausgelassene Stimmung versetzt und die Freude wieder zu Hause zu sein verstärkte diese Stimmung noch. So war es vielleicht kein Wunder, dass sie nicht bemerkten, wie menschenleer das Dorf zu sein schien. Das Haus von Mistral und Shaktar lag am nördlichen Rand des Zocalo und ihr Weg führte sie von Süden ins Dorf. Um nach Hause zu kommen mussten sie den Platz überqueren. Erst als sie am Platz ankamen fiel ihnen auf, dass sie noch keinem Menschen begegnet waren. Natürlich nicht, denn sämtliche Einwohner des Dorfes waren auf dem Zocalo versammelt und drängten sich am Brunnen zusammen.

    Shakira und ihre Brüder legten ihre Traglasten ab und gingen langsam ebenfalls über den Platz und zu der dichten Traube von Menschen um festzustellen, was die Ursache für den Menschenauflauf war.

    Schon von weitem hatten sie erkennen können, dass sich im Zentrum des Gedränges vier gesattelte Pferde befanden. Nun, da sie näher kamen und die Dorfbewohner ihnen Platz machten, damit sie näher an das Zentrum der Unruhe gelangten, sahen sie neben den Pferden auch Menschen.

    Einer dieser Menschen, ein Mann mit blondem Haar lag auf dem Boden und Shakira erkannte mit ihrem mentalen Talent bereits auf die Entfernung hin, dass dieser blonde Fremd tot war. Sein ganzer Oberkörper war dick mit bereits verkrustetem Blut bedeckt, sein ehemals blaues Hemd war zerfetzt und hauptsächlich an seinen Seiten, aber auch auf Brust und Rücken entdeckte sie fürchterlich anzusehende Wunden und um diese Wunden zuordnen zu können genügte Shakira ein einziger Blick. Ihre beiden Eltern waren an solchen Wunden gestorben und Shaktars Oberkörper trug die Narben ähnlicher Wunden, die auch ihm um Haaresbreite den Tod gebracht hätten.

    Der Fremde war Opfer einer Waran – Attacke geworden!

    Aber die Warane waren tot! Oder doch nicht? Nein, einer – das größte Männchen – hatte überlebt und war seither spurlos aus S’Andoras Wäldern verschwunden. War die Bestie zurück gekehrt? Sollte alles von Neuem beginnen?

    Neben dem Toten kauerte die alte Misata und auch sie hatte erkannt, dass dem Mann am Boden nicht mehr zu helfen war. Zu Füßen des Toten aber stand die größte Frau, die Shakira je gesehen hatte und sie war so blond wie der Tote am Boden. Langes, helles Haar, fast weiß, mit nur einem leichten Stich ins gelbliche flutete von ihrem Kopf. Es reichte bis beinahe zu den Hüften, mehr konnte Shakira von der Fremden im Augenblick nicht erkennen, denn sie stand mit hängendem Kopf, zusammen gekrümmten und zuckenden Schultern in Shaktars schwarzen Umhang gehüllt neben dem S’Andorin und dieser hatte seinen Arm um sie gelegt und sprach dem Ton nach tröstende Worte in einer Shakira unbekannten Sprache. Mistral stand auf der anderen Seite der Fremden und streichelte ihren Arm und ihren Kopf, auch sie versuchte Trost zu spenden.

    Es dauerte, bis Shakira eine Erklärung für all das erhielt, was da am Brunnen des ersten Dorfes geschehen war. Erst zwei Tage später, der blonde Fremde war auf Anweisung und Bitten der fremden Frau auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden, erfuhr die junge Jägerin genau, was geschehen war.

    Shakira saß mit allen Dorfbewohnern zusammen im langen Haus, wo sich die Dorfgemeinschaft in kühlen Nächten und während der Wintermonate traf, wenn es um wichtige Dinge ging, von denen die ganze Dorfgemeinschaft betroffen war. Die Fremde saß am Kopfende der langen Tafel zwischen Shaktar und Mistral, Shakira, ihre beiden Brüder und Misata saßen unmittelbar daneben. Absolute Stille herrschte im langen Haus, als die fremde Frau zu sprechen begann. Sie sprach sehr gutes Romain, so dass alle im Raum ihre Worte ohne lästige Übersetzungen verstehen konnten.

    „Mein Name ist Jelena Rogaroff und ich komme aus einem Land das mehr als dreihundert Tagesreisen nordöstlich von diesem, eurem Heimatland entfernt liegt. Mein Volk gehört zur Nation der Reusen und da wir an der Mutter aller Ströme leben, an den Ufern von Mütterchen Volga, nennt man uns die Volgareusen. Wir züchten Vieh, wir leben als Nomaden und wandern durch die riesigen Steppen entlang des Stroms und sind eigentlich ein glückliches Volk, dem es an nichts fehlt.

    Wir sind es gewesen, bis eines Tages große, hölzerne Häuser den Strom herauf gesegelt kamen und aus diesen Häusern quollen unzählige stinkende Ungeheuer mit den Körpern von Menschen und den Köpfen von Tieren und sie mordeten und raubten und brachten unendlich großes Leid über uns.

    Sie besaßen Waffen aus einem Metall, gegen die wir uns nicht schützen konnten und sie töteten mit einer dem Wahnsinn nahe kommenden Wildheit, die uns fremd war und panische Angst einflößte. Meine Mutter war die Anführerin unserer Sippe, sie fiel den Mördern als Erste zum Opfer, mein Vater, meine erwachsenen Geschwister, sie folgten auf dem Fuß. Nur ich und mein Bruder Pardus – wir waren die jüngsten der Familie und kämpften noch nicht – konnten entkommen, weil unser Schamane ein Trick gelang und er uns durch den Schilf schmuggeln konnte.

    Vlad – so hieß unser Schamane – war schon ein alter Mann, als die Mörder uns heimsuchten, doch er hatte noch genügend Kraft, Pardus und mich in einer großen Höhle in den westlichen Bergen zu verstecken und er blieb bei uns und lehrte uns, wie wir allein überleben konnten. Vlad hatte viele Begabungen und er stand den Göttern sehr nahe. Sie sprachen mit ihm und er erhielt manche Information von ihnen, die anderen Menschen versagt blieben. Eines Nachts hatte er eine Traum und er berichtete uns am anderen Tag, dass wir nicht länger in unserer Heimat bleiben konnten. Er befahl uns nach Süden und Westen zu reiten, weiter und immer weiter, so lange bis wir an den Ufern von fremden Meeren unser Schicksal finden würden. Pardus Schicksal war der Tod. Er würde weit weg von der Heimat von einem satanischen Wesen getötet werden. Mein Schicksal verzweigte sich in zwei Wege. Der eine Weg konnte ebenfalls der Tod durch den mörderischen Satan sein, aber auf dem anderen Weg warteten das Leben und ein Mann, der mich an Größe überragt. Vlad befahl uns, nicht auf Rache an den Tierköpfen zu sinnen, ja nicht einmal über Rache nachzudenken, sondern uns unverzüglich auf den Weg zu machen. Vlad beschrieb uns das Land, das wir erreichen sollten als ein Land des ewigen Frühlings und wir würden an der Menge der früchtetragenden Bäume erkennen, wenn wir es erreicht hatten

    Mit unseren letzten vier Pferden zogen wir los und Vlad verschloss nach unserer Abreise den Eingang zur Höhle mit großen Steinen und dort wollte er bleiben bis zu seinem Tod.

    Wir beide aber, Pardus und ich, wir zogen nach Süden und Westen, wie es der Schamane befohlen hatte. Doch bevor wir uns endgültig von unserer Heimat und den Erinnerungen unserer Kindheit trennten, wollten wir uns noch einmal unser Dorf ansehen.

    Wir hätten es besser gelassen, denn was wir sahen, weckte eine nur noch schwer zu überwindende Bitterkeit und einen abgrundtiefen Hass auf die Mörder in uns beiden. Ich kann und will die Gräueltaten, auf die wir stießen nicht im Einzelnen beschreiben, nur so viel will ich euch sagen. Es war keiner unserer Angehörigen mehr am Leben und sie alle waren einen schrecklichen Tod gestorben. Doch nicht nur die Menschen, auch unsere Pferde und das Vieh hatten die zweibeinigen Bestien völlig sinnlos umgebracht, ehe sie mit ihren großen Schiffen wieder verschwunden waren. Aus unserer Heimat war ein weites Feld des Todes geworden, in dem nichts mehr existierte, was eventuellen Überlebenden wie Pardus und mir hätte nutzen können.

    Nun zogen wir also los, um unserer Bestimmung zu begegnen, so wie Vlad es uns befohlen hatte. Noch etwa zehn Tage folgten wir Mütterchen Volga stromabwärts um eine Fähre zu finden, die uns zum anderen Ufer gebracht hätte, doch was wir fanden war nur Tod und sinnlose Zerstörung, wohin wir auch kamen. Zuletzt blieb uns nichts anderes übrig, als uns ein Floß aus Schilf zu bauen und ohne Fähre über den Strom zu schwimmen. An einer Stelle, an der ein paar kleine und größere Inseln die Überquerung der Volga erleichterten wagten wir es und es gelang. Nach knapp drei Tagen hatten wir Mütterchen Volga überquert und endgültig von unserer Heimat Abschied genommen.

    Wir wanderten nun Tag für Tag durch menschenleeres Land. Wir ernährten uns von der Jagd und ich sammelte Kräuter und Früchte wo immer wir unterwegs auf essbares stießen. Bis zum Beginn des Winters hatten wir ein Land erreicht, in dem der Schnee nie höher als einen Fuß lag und die Kälte war ebenfalls nur so groß, dass wir weiter wandern konnten. Wir verloren das Gefühl für die Zeit und das sich ständig verändernde Land verweigerte uns die Hilfe. Schon bald wussten wir nicht mehr, ob es noch Winter oder schon Sommer war und hätte ich nicht vom ersten Tag unserer Wanderung an dem Rat des Schamanen gehorchend einen Kerbstock angelegt, so hätten wir bald nicht mehr gewusst, wie lange wir gewandert waren."

    Jelena legte eine Pause ein und hielt dabei in ihren Händen den eben erwähnten Kerbstock. Ihre Finger strichen gedankenverloren über die vielen, vielen Kerben, die sie seit dem Tag ihrer Abreise in das Holz gekratzt hatte und in den Winkeln ihrer Augen glitzerte es feucht. Sie hatte Mühe, das Weinen zu unterdrücken. Shaktar schob ihr einen Becher mit Met zu und Jelena nahm einen tiefen Schluck. Mistral strich ihr sanft mit der Hand über das weißblonde Haar und Jelena nahm diese kleine Geste mit sichtlicher Dankbarkeit hin. In diesem Moment wusste Shakira, dass Jelena ihr eine Freundin werden würde. Die Beste, die eine junge Frau finden konnte. Shakira hätte noch länger über diese Erkenntnis nachgedacht, doch da nahm Jelena ihre Erzählung wieder auf und Shakira wurde wieder in den Bann der Geschichte gezogen.

    „Wir waren die einsamsten Menschen, die man sich nur vorstellen kann. Monat für Monat wanderten wir, ohne auch nur die Andeutung eines Hinweises zu finden, dass es außer uns noch andere Menschen auf der Welt gab. Dann, nach unendlich scheinender Zeit trafen wir auf Menschen und hätten uns schon bald gewünscht, ihnen nicht begegnet zu sein. Wir waren tagelang unter schwierigsten Bedingungen durch einen riesigen Urwald geritten, als wir an einer sehr großen Lichtung auf fünf Männer trafen, die ihre Schafe hüteten. Sie hatten riesige graue Hunde bei sich und ihre Sprache war so verwildert, dass wir uns nur mühsam mit ihnen verständigen konnten, doch wir fanden heraus, dass wir das Land Bulgar erreicht hatten. Sie luden uns ein, die Nacht bei ihnen am Feuer zu verbringen und wir nahmen die Einladung an. Sie teilten ihre Vorräte mit uns und benahmen sich wie Freunde, doch als sie glaubten, wir wären eingeschlafen, konnte ich hören, wie sie sich darüber unterhielten, in welcher Reihenfolge sie uns benutzen wollten, wenn wir erst gefesselt waren und ob sie uns den Herren von den nebligen Inseln ausliefern sollten oder ob wir als Sklaven bei ihnen bleiben würden.

    Pardus und ich waren auf unserer Reise hart und stark geworden. Die Hunde waren draußen bei den Herden und so weckte ich meinen Bruder, nun warteten wir gemeinsam ab, bis die Bulgar eingedöst waren, dann schnitten wir ihnen lautlos die Kehlen durch. Am Morgen kamen die Hunde von den Herden und da hatten wir bereits unsere Pferde gesattelt und machten uns aus dem Staub, noch ehe die riesigen Tiere begriffen, dass sie herrenlos geworden waren.

    Ab diesem Tag mieden wir andere Menschen mehr als die wilden Tiere. Wir wurden zu wandernden Schatten und so erreichten wir endlich das Ufer eines Meeres, in dem etwas freundlichere und aufgeschlossenere Menschen lebten. In einer kleinen Ansiedlung namens Split machten wir im Haus eines Händlers eine längere Rast, denn von ihm erfuhren wir, dass es in diesem Land Ende des Winters war und erst wenn die Frühjahrsstürme zu Ende waren, konnte er sein Schiff beladen und über das Meer in ein Land segeln, das er Italia nannte. Wir nutzten die Zeit und ließen uns von dem Mann die Sprache Romain beibringen, mit der sich angeblich alle Menschen an allen Küsten dieses Mar Mediterano verständigten.

    Der Händler brachte uns tatsächlich über das Meer. Im Hafen Ostia, einem herunter gekommenen Handelsposten am Ufer von Italia verließen wir den Mann und folgten einer Wegebeschreibung, die uns bis nahezu hierher große Dienste tat.

    Wir waren guten Mutes, als wir vor wenigen Tagen den Pass erreichten, der uns weiter nach Süden bringen würde und wir sahen vor uns das Land, das unser Ziel war und von dem wir mittlerweile wussten, dass es Iberia genannt wurde.

    Wir überstiegen den Pass und erreichten die Küste des Meeres, das wir schon am Morgen weiß und blau zu uns herauf hatten winken sehen und wir richteten am Strand unser Nachtlager ein. Pardus übernahm die erste Wache und das Schicksal wollte, dass er auf dieser Wache eindöste. Ein Schlaf, aus dem er nie mehr erwachte.

    Obwohl die Bestie so riesig war, kam sie absolut lautlos über den Strand und sie muss unglaublich schnell gekommen sein, denn Pardus fand nicht einmal mehr die Zeit, seine Augen zu öffnen, ehe die Bestie ihn mit ihrem enormen Rachen packte und ihn wie ein Bündel Lumpen mehrere Schritte weit über den Strand schleudern konnte. Ich selbst wachte auf, weil ich von den Schmerzensschreien meines Bruders und dem satanischen Fauchen geweckt wurde, das die Bestie von sich gab. Ich griff sie mit meinem Speer an, aber die Speerspitze zerbarst an der Haut der Bestie wie ein Strohhalm, der auf einen Stein gestoßen wird. Dann erhielt ich einen harten Schlag mit dem langen Schwanz der Bestie und flog bestimmt zehn Schritte weit über den Sand, wo ich mit dem Kopf gegen einen Stein

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