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Dem Glück auf den Fersen: Mit Männern ist es wie mit Schuhen – entweder sie passen oder nicht!
Dem Glück auf den Fersen: Mit Männern ist es wie mit Schuhen – entweder sie passen oder nicht!
Dem Glück auf den Fersen: Mit Männern ist es wie mit Schuhen – entweder sie passen oder nicht!
eBook205 Seiten3 Stunden

Dem Glück auf den Fersen: Mit Männern ist es wie mit Schuhen – entweder sie passen oder nicht!

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Über dieses E-Book

Milly ist eine Frau, die wie viele andere auch eine ganz große Liebe hat: Schuhe! Diese tragen Milly nicht nur durch den Alltag, sondern helfen ihr auch bei der Charakterisierung der unterschiedlichsten Menschen.
Sie arbeitet glücklich in einem Schuhgeschäft, bis der Laden schließt und sie vor neuen Herausforderungen steht. Milly will an der Akademie für Schuhdesign studieren und träumt davon, auch in einem großen Hamburger Modemagazin unterzukommen. Dort möchte sie in einer Kolumne ihrer Faszination über Schuhe noch mehr Raum geben. Als sie ihrer Bewerbung ein Essay hinzufügt und die Aufnahmeprüfung an der Schuhdesignakademie besteht, scheint sie mit ihren Manolo Blahniks tatsächlich auf die Überholspur zu geraten und gleich beide Träume gehen in Erfüllung.
Doch ihr Freund Kai fühlt sich mit einem Mal von ihr in den Schatten gestellt und der Personalmanager des Magazins macht ihr ständig Avancen, obgleich er mit der Chefredakteurin verheiratet ist!
Das verspricht allerhand Turbulenzen für Millys Leben und als dann noch der Sohn des Personalmanagers in ihr Leben platzt und ihr nicht mehr aus dem Kopf geht, scheint bald nichts mehr so zu sein wie zuvor.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. März 2015
ISBN9783737536530
Dem Glück auf den Fersen: Mit Männern ist es wie mit Schuhen – entweder sie passen oder nicht!

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    Buchvorschau

    Dem Glück auf den Fersen - Liliana Dahlberg

    Kapitel 1

    Ich, Milly Sievers, war wirklich beneidenswert. Zu diesem Schluss kam ich, als ich mich an einem Samstagnachmittag mal wieder im Anblick meines Schuhschranks verlor. Dort standen sie schön übereinander gestapelt. An die hundert Paar Schuhe, die mich nun schon seit geraumer Zeit abwechselnd durchs Leben trugen.

    Ich bezeichnete diese Schuhe meinem Freund gegenüber mit einem Augenzwinkern gerne als Liebhaber, die ich allesamt in meinem Schrank versteckt hielt. Das Wunderbare an Schuhen war, dass sie genauso schön aussehen konnten wie Männer, mit dem Vorteil, dass sie einen nicht betrogen und das Herz brachen. Sie waren außerdem genauso schweigsam wie einige Vertreter der Spezies Mann und gaben einem in wichtigen Lebenssituationen Halt. Dem, der nun ruft: „Und was ist mit Sex?", dem würde ich mit der Frage antworten, ob sich das Gefühl, in neuen High Heels von Manolo Blahnik zu stecken und dabei die ersten Strahlen des Sommers zu genießen, nicht mindestens genauso berauschend und euphorisierend anfühlen kann wie Bettspiele.

    Sicher küssten Schuhe nicht, aber war es nicht ebenso himmlisch, das erste Mal in neue Schuhe zu schlüpfen und zu spüren, wie sie den eigenen Fuß umschlossen? Sozusagen die erste Kontaktaufnahme mit einer neuen Liebe. Durchaus vergleichbar mit einem Kuss oder einer innigen Umarmung.

    Ich war also der Überzeugung, dass man auch ohne Partner im Leben sehr glücklich sein konnte, sofern man genügend Schuhe besaß. Jede Frau hatte im Durchschnitt dreißig Paar Schuhe zu Hause. Das hieß, Frau konnte sich mit über dreißig Liebhabern vergnügen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Vielleicht betete ich mir diese Sichtweise aber auch nur deswegen immer wieder vor, weil ich Angst hatte, meinen Freund an meine Rivalinnen zu verlieren. Doch zu diesen Damen komme ich später. Ja, ich hatte in der Tat seit sechs Jahren einen Freund, der mir trotz meiner großen Affinität zu Schuhen natürlich viel bedeutete. Er hieß Kai Bloom und war seines Zeichens Inhaber einer größeren Werbeagentur in Hamburg. Sie war unter dem Namen Bloom Relations Incorporated eingetragen.

    Ich arbeitete als Verkäuferin in einem Schuhgeschäft und konnte mir keine lohnendere Arbeit vorstellen. Schließlich konnte ich dort meine Philosophie in Bezug auf Schuhe an die Kundschaft weitergeben.

    Der Markt war voller attraktiver Schuhe, und ich beriet sowohl Frau als auch Mann in der Frage, welcher Schuh für sie der richtige war, sehr gerne. Ich denke, ich brauche nicht weiter auszuführen, dass ich dem Beruf meiner Träume nachging, auch wenn sich manchmal noch eine andere Fantasievorstellung in meine Gedankenwelt schlich. Wie wäre es, hatte ich schon oft gedacht, eine Kolumne für ein Modemagazin zu schreiben? Mit wenigen Worten deutlich mehr Leute erreichen und ihnen meine Faszination von Schuhen schildern zu können? Da ich jedoch kein Abitur hatte, waren die Aussichten auf einen solchen Job verhältnismäßig gering. Ich hatte schließlich „nur" Einzelhandelskauffrau gelernt und noch kein Volontariat bei einer Zeitschrift absolviert. Aber wer wusste es schon, vielleicht würde mein Traum irgendwann Flügel bekommen, wenn es die Umstände und das Glück gut mit mir meinten.

    Kai und ich lebten übrigens zusammen in der Hansestadt in einer größeren Wohnung an der Außenalster. Die Miete konnten wir natürlich nur aufbringen, weil die Geschäfte in Kais Agentur sehr gut liefen und er wirklich ein sehr talentierter Werbefachmann war.

    Er wusste, dass ich eine relativ einfache Parabel auf das Leben anwendete: Ausnahmslos jeder Mensch ließ sich mit einem Schuh vergleichen. Mich selbst würde ich mit einem einfachen Ballerinaschuh gleichsetzen. Ich war nicht sonderlich auffällig, im Leben legte ich manchmal eine gewisse Bequemlichkeit an den Tag, ich liebte schlichte Eleganz und hob nicht allzu leicht vom Boden ab. Das erklärte auch, warum ich mich nicht als High Heel oder als Schuh mit Plateausohle betrachtete.

    In der Liebe hatte diese Parabel aus meiner Sicht ebenfalls ihre Berechtigung. War es nicht so, dass nur wenige Frauen das Glück hatten, Schuhe zu finden, die ihnen ein Leben erhalten blieben und ein gutes Gefühl vermittelten? So manche Frau würde doch auch ihren Mann nach einem Sommer nur allzu gerne wieder umtauschen, wie einen Schuh, der ihr mit einem Mal nicht mehr angenehm genug erschien, oder dessen Farbe plötzlich nicht mehr die war, nach der man ihn ausgesucht hatte. Auf Männer übertragen waren das Blender, die sich anfangs als Vegetarier ausgaben, weil sie hofften, damit bei einer Frau landen zu können, und dann eines Tages ein Rumpsteak aus der Pfanne verlangten. Ganz so, als habe sich ein Vernice-Schuh in einen Turnschuh verwandelt. Doch nun wieder zu meinem Schuhschrank: Kai war sich seiner Nebenbuhler bewusst, konnte aber gut mit ihnen leben, auch wenn ich ihn tagtäglich mit einem Paar Schuhe „betrog". Er ahnte, dass mir diese Affären viel bedeuteten, doch eines war ihm klar: Es bestand kein Grund zur Sorge. Er wusste ja, dass mein Herz ihm gehörte. Dass ich es ihm geschenkt hatte, hatte ich bisher keine Sekunde lang bereut, er war auch immer sehr gut mit ihm umgegangen. Mein Freund Kai war im Rahmen meiner Parabel ein Sneaker: Er hatte ein sehr sportliches Erscheinungsbild, war den anderen immer einen Schritt voraus und konnte sich auf jedem Terrain mühelos bewegen. Gleichzeitig war er aber auch sehr spontan und übermütig, vor allem, wenn wir beide ausgingen und er mich in einem Tanzlokal in einem wilden Tanz mitriss und mich so auf Wolken schweben ließ. Ich kostete diese Momente stets weidlich aus, denn was gab es Schöneres, als mit seiner großen Liebe Zeit und Raum zu vergessen? In solchen Augenblicken zählte nichts außer uns beiden, und alles um uns herum schien zu verschwimmen und bedeutungslos zu werden. Ich spürte nur noch die Tanzbewegungen, meinen Partner und die Schuhe, in denen ich durch den Raum glitt. Dass ich meine Schuhe auch beim Tanzen noch deutlich wahrnahm, war ein erneuter Hinweis darauf, dass ich eine echte Schuh-Fashionita war. Den Ausdruck Schuhfetischistin fand ich dagegen weniger schön, weil er aus meiner Sicht sehr negativ besetzt war.

    Zurück zum Tanz: Diese Augenblicke, in denen sich unsere Beine im Rhythmus der Musik bewegten und wir eins zu werden schienen, waren einfach herrlich. Genauso wunderbar und traumhaft war das Zusammenleben mit Kai. Für mich lag damit auf der Hand, dass ich mit ihm das große Los gezogen hatte. Er war mehr als ein hübsches Gesicht. Er hatte kurzes braunes Haar, und wenn sich auf seinem Gesicht dieses charmante Lächeln abzeichnete, mit dem er mich erobert hatte, machte mein Herz einen Sprung und verschmolz mit seinem zu einem Ganzen. Wir waren vom Glück gesegnet, in unserer Beziehung hing der Himmel noch immer voller Geigen. Doch manchmal zogen auch dunkle Wolken auf.

    Diese dunklen Wolken waren sehr adrette Frauen, Kais Untergebene in seiner Werbeagentur, die ihn nur zu gern mit ihrem Charme einwickeln und in unserer Beziehung einen Wetterumschwung einleiten wollten. Ein Gewitter, das uns auf immer trennen würde. Ja, ich musste in der Tat damit leben, dass ich gleich mehrere Rivalinnen hatte. Diese würde ich im Gegensatz zu mir als reine Louboutins beschreiben. Warum? Sie sahen allesamt hübsch aus, und ihre langen, epilierten Beine steckten in Miniröcken, die sie Kai bereitwillig entgegenstreckten. Sie bezogen ein deutlich höheres Gehalt als ich und konnten sich daher Designerkleidung leisten, von der ich nur träumen konnte.

    Dass ich mit Kai liiert war, wussten sie, doch das hielt sie nicht davon ab, mit ihm auf Flirtkurs zu gehen. Tja, manchmal fühlte ich mich diesen jungen Frauen deutlich unterlegen. Denn wer würde einem Louboutin nicht einen höheren Wert zuschreiben als einem Ballerina?

    Es gab in mir natürlich eine nicht zu verachtende Angst, Kai an meine Konkurrentinnen zu verlieren. Ich hätte dann zwar noch immer meine unzähligen Liebhaber im Schrank, aber ob sie die Leere in meinem Herzen wirklich würden ausgleichen können, war mehr als fraglich. Ich habe bereits erwähnt, dass Schuhe aus meiner Sicht Männer durchaus ersetzen konnten, aber wenn ich ehrlich war, musste ich mir eingestehen, dass ich Kai mit jeder Faser meines Körpers liebte und es mir keinesfalls egal wäre, eines Morgens ohne ihn an meiner Seite aufzuwachen. Dummerweise hatten meine Rivalinnen während der Arbeit ausreichend Gelegenheit, sich in Pose zu werfen und ihren Chef, Kai Bloom, zu umgarnen. Natürlich arbeiteten in Kais Firma auch eine Empfangsdame mit dem Namen Steigenberg und seine Sekretärin, Pia Sommer. Letztere hatte er glücklicherweise noch nie auf Geschäftsreise mitgenommen. Frau Steigenberg war bereits über vierzig und wirklich sehr freundlich – allerdings nur zu ihrem Chef und seinen Kunden. Meine Existenz glaubte sie mit großer Emsigkeit beinahe übersehen zu können. Unverschämterweise fragte sie auch immer wieder von Neuem nach meinem Namen, wenn ich mal unangemeldet in der Werbeagentur erschien und wissen wollte, ob Kai die Mittagspause mit mir verbringen konnte oder stattdessen mit einem Kunden zu Mittag essen würde. So schwer konnte es doch nicht sein, den Namen Sievers im Gedächtnis zu behalten. Dass ich Kais Freundin war, durfte dieser Frau mittlerweile ebenfalls längst bekannt sein. Frau Steigenberg war stets mit Unmengen von Ohr- und Halsschmuck behangen und vom Duft eines teuren Parfüms umgeben. Während eines Heiterkeitsausbruchs hatte ich Kai gegenüber einmal bemerkt, dass in seiner Agentur das ganze Jahr über Weihnachten sei, und Frau Steigenberg als geschmückten Tannenbaum bezeichnet. Sozusagen als wandelnden Weihnachtsbaum. Die Empfangsdame besaß eine gut ausgesuchte, edle Garderobe und grünte somit nicht nur zur Winterzeit. Sie hatte pechschwarzes Haar, das sie streng nach hinten gebunden trug. Ihre kleinen braunen Augen schienen manchmal wie Stecknadeln aufzublitzen, vor allem, wenn sie Unheil witterte. Sprach sie mit mir, zog sie jedes Mal angestrengt die Luft durch die Nase. Warum, war mir ein Rätsel. Glaubte sie, ein Kind vor sich zu haben, dem sie das Einmaleins erklären musste? Ich erkundigte mich im Allgemeinen doch lediglich nach Kais Terminplan und bat sie nicht darum, mir die Relativitätstheorie nahezubringen.

    Zumindest war Frau Steigenberg nicht an Kai interessiert. Sie katzbuckelte nur gerne vor ihm, während sie bei mir die Krallen ausfuhr. Kais Sekretärin Pia war ebenfalls keine Konkurrentin, da sie nach eigenem Bekunden bereits seit sechs Jahren glücklich verheiratet war. Sie hatte kurze braune Haare, trug gerne Kleider und schicke Stiefeletten, wirkte sonst aber äußerst bodenständig. Sie würde ihre Ehe wohl kaum für einen Seitensprung mit Kai riskieren. Aber neben diesen beiden Frauen gab es eben noch vier weitere Mitarbeiterinnen, die ähnlich wie Katzen immer auf der Pirsch waren und ihren Chef Kai als bevorzugtes Opfer ausgesucht hatten.

    Tessa, eine gertenschlanke Frau mit langen blonden Haaren, sah ich als größte Bedrohung für meine Beziehung an. Sie war ebenso wie ich Anfang dreißig und verstand es, mit ihren blaugrünen Augen so manchen Mann in ihren Bann zu ziehen, indem sie ihm einen ihrer verführerischen Blicke zuwarf. Außerdem hatte sie eine weitere wirkungsvolle Waffe, mit der sie mich schlagen und Kai bezirzen konnte: ein charmantes Blendadent-Lächeln. Meine Zähne waren natürlich nicht so hässlich, wie es angeblich die von Kaiserin Sisi gewesen waren. Doch Tessas waren gebleacht – meine nicht.

    Tessa setzte ihr berückendes Lächeln immer dann gerne ein, wenn es galt, von einem Fehler abzulenken, den sie während der Arbeit gemacht hatte, oder ihren Willen durchzusetzen. Das hatte mir Kai schon des Öfteren mit einem Schmunzeln anvertraut. Bei einem Gespräch über eine Gehaltserhöhung habe ihr Lächeln dem von Julia Roberts alle Ehre gemacht. Ich hatte jedoch den Eindruck, Tessa sei eine giftige Kobra. Eine Schlange, die sich um Kai schlängelte, um im geeigneten Moment zuzuschnappen.

    Diesem blonden Gift war ich natürlich auch schon mehrmals begegnet, wenn ich Kai von der Arbeit abholte und wir anschließend irgendwo entspannt essen gingen.

    Ich selbst hatte im Gegensatz zu Tessa dunkelblondes gelocktes Haar und grüne Augen und war um einige Zentimeter kleiner als sie. Auf einer Betriebsfeier von Kais Werbeagentur, der ich beiwohnen durfte, hatte ich bereits das Vergnügen gehabt, auch meine anderen Rivalinnen näher in Augenschein zu nehmen.

    Verena war zwar nur 1,63 Meter groß, besaß dafür aber eine äußerst verführerische Stimme, und ihre Beine waren für ihre verhältnismäßig geringe Körpergröße sehr lang. Die Gaben schienen vom lieben Gott mehr als gerecht verteilt worden zu sein. Verena konnte mit einem Unterton in ihrer Stimme, den zu definieren mir schwerfiel, die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich ziehen.

    Außerdem hatte sie ein girrendes Lachen, mit dem sie ihr Umfeld selbst nach einem schlechten Witz zu einem Heiterkeitsausbruch animieren konnte, insbesondere, wenn männliche Wesen darunter waren.

    Mit ihren meist im Smokey-Eyes-Stil geschminkten Augenlidern, die ihr einen etwas verruchten Touch verliehen, und ihren gelockten feuerroten Haaren, die sie stets offen trug, hoffte sie bestimmt, Kai mit einem ganz eigenen Zauber belegen zu können. Sie wollte mit ihrem Haar allem Anschein nach verspielt und sexy aussehen. Ich hoffte jedenfalls inständig, dass Kai davon absehen würde, mit diesem Feuer der Versuchung zu spielen, sich nicht die Finger an Verena verbrennen und unserer Beziehung den Todesstoß versetzen würde. Eine weitere von Kais Angestellten hieß Stella. Der Name passte wirklich gut zu ihr, da ihre Augen in einem unwahrscheinlichen Blau strahlten und sie gerne auf High Heels durchs Leben stolzierte, die golden schimmerten. Nur in der Werbeagentur trug sie Schuhe, die deutlich unauffälliger waren. Ihr langes braunes Haar pflegte sie ebenso wie Verena offen zu tragen. Sie stellte ihre Beine gerne in Miniröcken zur Schau und verzichtete bei ihrer Kleiderwahl im privaten Bereich auf übertrieben viel Stoff. Ich war ihr schon einige Male in der Fußgängerzone über den Weg gelaufen, und jedes Mal wären mir bei ihrem Anblick beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Nur bei der Arbeit war sie, wie bereits erwähnt, in einem seriöseren Kleidungsstil anzutreffen. Dort trug sie meist einen Hosenanzug.

    Auch sie war eine ernst zu nehmende Konkurrentin im Kampf um Kais Herz, den ich ja eigentlich schon vor sechs Jahren für mich entschieden hatte. Doch dass Kai mein Freund war, übersahen meine Rivalinnen geflissentlich. Eine weitere Frau, die nur zu gerne ein Auge auf Kai warf, war Wanda. Sie stach im Gegensatz zu ihren Kolleginnen jedoch durch nichts sonderlich hervor. Weder hatte sie extrem lange, schlanke Beine noch besaß sie eine sonderlich starke Ausstrahlung.

    Mit ihrem schwarzen Haar und ihrer sehr hellen Haut wirkte sie aber ein wenig wie Schneewittchens Schwester, die mir hoffentlich nie meinen Prinzen stehlen würde.

    Es gab mir natürlich kein besonders gutes Gefühl, zu wissen, dass diese vier Frauen ihre Fühler nach Kai ausstreckten und um seine Gunst kämpften. Sie würden mich bestimmt bereitwillig auf die Ersatzbank verbannen, auf der ich dann vorzugsweise so lange zu sitzen hätte wie einige Spieler beim FC Bayern. Während der Arbeit hinderte die jungen Damen leider nichts daran, um Kai zu streichen wie Katzen um das Goldfischglas und dabei ihre epilierten Beine perfekt in Szene zu setzen. Ein neckisches Augenspiel hier, ein vielsagendes Lächeln da. Zu meinem Leidwesen konnten sie sämtliche Register ziehen. Leider verdienten diese Louboutins nicht nur deutlich mehr als ich in meinem Job als Schuhverkäuferin: Sie hatten es außerdem faustdick hinter den Ohren, an denen mir schon so manches Mal Ohrringe von Chopard aufgefallen waren. Bei all dem Glamour, den sie lebten und offen zur Schau trugen, stiegen in mir oft nicht nur Gefühle der Eifersucht hoch, weil sie sich mit ihren gut manikürten Fingernägeln meinen Kai krallen wollten, sondern auch Neid. Wenn sie mich in der Werbeagentur sahen, taxierten sie mich meist mit einem missbilligenden Blick und musterten mich erhaben von oben bis unten. Sie schienen mir damit die nonverbale Botschaft übermitteln zu wollen, dass meine Liebe zu Kai wirklich unergründlich war und sie sich fragten, warum er mich Ballerina nicht schon längst in eine hintere Schrankecke verbannt hatte. Außerdem waren sie, wie bereits erwähnt, allesamt sehr attraktiv und sich dessen voll und ganz bewusst. Wie ein Pfau schlugen sie ihre Räder, wenn sie in Kleidung von Joop oder Versace auf der Bildfläche erschienen. In ihrem Leben gab es einen Hauch von Glamour und Lifestyle, der mir fehlte. Ich wollte aber auch nicht, dass Kai mir meinen Lebensunterhalt finanzierte und mich freihielt, obwohl seine finanziellen Mittel dafür mehr als ausreichend gewesen wären. Ich freute mich natürlich, wenn unter dem Weihnachtsbaum eine Tasche von Louis Vuitton lag oder ich zum Geburtstag eine Sonnenbrille von Chanel geschenkt bekam. Doch mehr Luxus kam für mich nicht infrage. Kai sollte mir kein Leben sorgenfreies Leben bieten, indem er immer der Dumme war, der seine Kreditkarte zum Einlesen

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