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Blutgefährtin 3: Der Vampirjäger
Blutgefährtin 3: Der Vampirjäger
Blutgefährtin 3: Der Vampirjäger
eBook448 Seiten6 Stunden

Blutgefährtin 3: Der Vampirjäger

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Über dieses E-Book

Trish und Pierre haben geheiratet und Trish ist glücklich. Da sie nun eine Vampirin ist, hat sie ihr Studium abgebrochen und hilft Pierre in seinem Weinhandel, wobei sie möglichst oft für ihren Großvater da ist, der langsam alt und gebrechtlich wird.
Doch das Glück von Trish wird durch eine zunehmende Dunkelheit bedroht, die Trish in sich aufziehen fühlt. Als unvermutet Valerie, Trishs frühere Studienfreundin, auftaucht und Trish um Hilfe bittet, entwickelt sich eine Katastrophe, die die Beziehung von Pierre und Trish grundsätzlich in Frage stellt. Plötzlich steht Trish vollkommen auf sich alleine gestellt da und in ihrer Verzweiflung bleibt Trish nur noch ein Weg.
Sie muss die Menschheit retten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum15. Nov. 2015
ISBN9783738047530
Blutgefährtin 3: Der Vampirjäger

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    Buchvorschau

    Blutgefährtin 3 - Thomas M Hoffmann

    0. Danksagung

    Mein Dank gilt Jeanne C. Stein, die mit ihrer Anna Strong Serie die Welt geschaffen hat, in der auch diese Geschichte spielt. Ihre Charaktere haben den Anstoß dazu gegeben und mich inspiriert. Die Geschehnisse in dem vorliegenden Band sind mit den letzten Bänden von Jeanne’s Serie verbunden, auch wenn sich diese Geschichte ohne Probleme unabhängig lesen lässt.

    Danke Jeanne für die wunderbare Welt, die du geschaffen hast.

    Mein Dank gilt auch meiner lieben Frau für ihre Unterstützung und ihre Mühe beim Korrekturlesen des Manuskriptes.

    Die Blutgefährtin Serie

    Blutgefährtin 1, eine neue Welt (erschienen bei neobooks)

    Blutgefährtin 2, die Verschwörung (erschienen bei neobooks

    Blutgefährtin 3, der Vampirjäger (erschienen bei neobooks)

    Beschreibung

    Trish und Pierre haben geheiratet und Trish ist glücklich. Da sie nun eine Vampirin ist, hat sie ihr Studium abgebrochen und hilft Pierre in seinem Weinhandel, wobei sie möglichst oft für ihren Großvater da ist, der langsam alt und gebrechlich wird.

    Doch das Glück von Trish wird durch eine zunehmende Dunkelheit bedroht, die Trish in sich aufziehen fühlt. Als unvermutet Valerie, Trishs frühere Studienfreundin, auftaucht und Trish um Hilfe bittet, entwickelt sich eine Katastrophe, die die Beziehung von Pierre und Trish grundsätzlich in Frage stellt. Plötzlich steht Trish vollkommen auf sich alleine gestellt da und in ihrer Verzweiflung bleibt ihr nur noch ein Weg.

    Sie muss die Menschheit retten.

    1. Prolog

    Nachdem Tante Anna und Chloé gegangen sind, habe ich noch ein paar Minuten, bis Großvater mich abholen wird. Steif sitze ich auf meinem Stuhl, möglichst unbeweglich, weil ich Angst habe, dass irgendetwas von dem kunstvollen Arrangement verrutscht, an dem die beiden in der letzten halben Stunde gearbeitet haben. Vorsichtig schaue ich an mir herab. Sitzt mein Kleid noch ordentlich, das sich so berauschend anfühlt, wie es nach den Versicherungen von Tante Anna auch aussieht? Ich betrachte den herrlichen seidigen Stoff, die verspielten Verzierungen und den Spitzenbesatz. Als ich es im Geschäft gesehen habe, da war mir sofort klar gewesen, dass es genau das richtige Kleid für meine Hochzeit ist. Aber es am Schrank hängen zu sehen, ist etwas vollkommen anderes als zu sehen, wie es mir tatsächlich steht.

    Und genau das kann ich nicht. Der Spiegel, der sich in dem Raum befindet, ist zur Wand gedreht und Chloé hat mich wegen meines angeblichen Aberglaubens gnadenlos verspottet. Dabei bin ich gar nicht abergläubisch. Ich wollte mir lediglich die Hysterie ersparen, in die Chloé verfallen wäre, wenn sie bemerkt hätte, dass weder Tante Anna noch ich in dem Spiegel zu sehen gewesen wären. Ich vermute, dass auch die Erklärung, dass Vampire nun mal keine Spiegelbilder haben, nicht dazu beigetragen hätte, Chloé zu beruhigen. Also habe ich lieber ihren Spott ertragen.

    Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Wann ist nur Großvater endlich da? In der Hektik des heutigen Tages habe ich gar nicht darauf achten können, wer alles unserer Einladung gefolgt ist. Pierre und ich haben die Details der Ablaufplanung für unsere Hochzeit den erfahrenen Händen von Charles und Catherine überlassen. Dabei weiß Charles als Butler von Pierre über unsere Natur Bescheid und konnte so sicherstellen, dass auch für die Bedürfnisse der Gäste aus der übernatürlichen Welt gesorgt ist.

    Dieses Warten geht mir echt auf die Nerven. Ich will mich gerade anders hinsetzen, da höre ich ein leises Knurren. Erschreckt schaue ich mich um, aber selbst meine geschärften Sinne können niemanden wahrnehmen. Da wird mir klar, dass ich es war, der geknurrt hat, und ich eigentlich völlig verkrampft auf meinem Stuhl sitze. Mist! Meine Emotionen haben wieder einmal das Monster in mir geweckt. Seit meiner Verwandlung kämpfe ich darum, die Kontrolle über meine Vampirin zu behalten.

    Was mir keineswegs immer gelungen ist.

    Schnell schaue ich auf die Blumen in meiner Hand. Meine Finger haben sich darum verkrampft, so dass ich eine bewusste Anstrengung machen muss, um sie zu lockern. Bei meiner Kraft kann es mir nur zu leicht passieren, dass alles zerrupft ist, bevor ich auch nur merke, dass ich das arme Bouquet als Sündenbock für meine Ungeduld benutze.

    Ich überlege gerade, ob es nicht besser ist, wenn ich aufstehe und ein paar Schritte auf und ab gehe, da höre ich, wie sich jemand der Tür nähert. An Hand des Geruchs erkenne ich, dass es Großvater ist, bevor er die Tür öffnet und hereintritt. Erwartungsvoll stehe ich auf. Großvater bleibt im Eingang stehen und betrachtet mich mit Augen, die verdächtig feucht glänzen.

    «Du siehst ganz großartig aus, mein Schatz» sagt er mit rauer Stimme, die verrät, wie gerührt er ist.

    Doch ich kenne meinen Großvater ziemlich gut, ich weiß, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen. Ich erinnere ihn an eine andere Hochzeit vor sieben Jahren, als Tante Anna kurz entschlossen Onkel Daniel geheiratet hatte. Damals lebte Großmutter noch und Großvater wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie mein Glück noch hätte miterleben können. Vorsichtig, um mein Kleid nicht durcheinander zu bringen, umarme ich ihn.

    «Sie sieht jetzt zu und freut sich mit uns, da bin ich mir sicher» flüstere ich.

    Großvater lächelt mir traurig zu. Obwohl er sich an dem Glauben von Großmutter ein Beispiel genommen hat und sich in den letzten Jahren in der Kirche engagiert hat, ist er sich nicht so sicher, ob das mit dem Leben nach dem Tod und dem Himmel wirklich stimmt. Ich dagegen bin sicher. Als ich vor ein paar Monaten an der Schwelle des Todes stand, ist mir Großmutter in einer Weise begegnet, die mich dazu gebracht hat, zu kämpfen statt aufzugeben. Zwar bin ich trotzdem gestorben, aber ich konnte immerhin durch meine Verwandlung das zweite Leben beginnen.

    «Du bist wohl ziemlich aufgeregt, was Trish?»

    Großvater hat meine Hände mit den seinen umschlossen und reibt sie vorsichtig. Vermutlich ist ihm aufgefallen, dass sie sich sehr kalt anfühlen. Ich könnte ihm sagen, dass das normal ist, da Vampire lediglich eine Körpertemperatur von etwa 20 Grad haben. Aber die Komplikationen, die so ein Geständnis mit sich bringen würde, wären diesem Tag nicht angemessen. Heute will ich glücklich sein und mit allen Freunden feiern.

    «Natürlich bin ich aufgeregt. Schließlich ist es das erste Mal, dass ich heirate.»

    «Dann sollten wir Pierre, den Priester und die Gäste nicht weiter warten lassen.»

    Großvater drückt meine Hand, wobei er mich auffordernd anschaut. Ich nicke und lasse mich von ihm zu der Treppe führen. Vorsichtig steige ich die Stufen hinunter. Ich will weder auf mein Kleid treten, noch mit den ungewohnt hohen Absätzen umknicken. Nicht dass ich viel Angst um meine Gelenke haben müsste, Vampire stecken selbst schwere Verletzungen ziemlich schnell weg. Aber wenn mir ein Absatz abbricht oder das Kleid zerreißt, wäre das schon recht ärgerlich. Großvater ist mir immer eine Stufe voraus und sorgt dafür, dass ich das Gleichgewicht problemlos halten kann.

    Ich habe den Bereich vor dem Gottesdienstraum noch nicht erreicht, da spüre ich die Intensität der Energie, die aus dem Innenraum der Kirche strahlt. Der Raum muss gepackt voll sein von übernatürlichen Wesen, von vielen alten und gefährlichen Vampiren. Das bedeutet, dass die meisten gekommen sind, die wir eingeladen haben. Tante Anna ist schließlich die Auserwählte, die Königin aller nicht-europäischen Vampire. Wenn die Nichte einer so hochgestellten Persönlichkeit heiratet, dann ist das eben ein Ereignis, das selbst in den entfernteren Ecken der vampirischen Gesellschaft bemerkt wird.

    Inzwischen haben wir das Ende der Treppe erreicht. Tante Anna und Pierre warten bereits auf uns. Für einen Augenblick stockt mir das Herz, mein Blick verengt sich, alles tritt in den Hintergrund. Ich sehe nur noch Pierre, die Liebe meines Lebens. Er steht da, strahlend wie damals, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Seine schlanke, athletische Gestalt, seine ebenmäßigen Gesichtszüge, seine raubtierhafte Ausstrahlung überwältigen mich und wenn er nicht schon seit über zwei Jahren mein gewesen wäre, ich hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, ihn für mich zu gewinnen. Er hat einen perfekt sitzenden, schwarzen Anzug an, ein weißes Seidenhemd und ein fast als Krawatte gebundenes Halstuch. Und er blickt mich an, als würde er etwas unglaublich Wertvolles sehen.

    Ein warmes Gefühl, ja Ehrfurcht, durchströmt mich. Es ist ein wahres Wunder, dass dieser Mann mein ist, zu mir gehört und in wenigen Augenblicken zusätzlich auch noch mein Ehemann sein wird, verbunden mit mir bis in alle Ewigkeit. Vorsichtig nähere ich mich ihm, strecke meine Hand aus. Sein Lächeln umschmeichelt mich und als sich unsere Finger berühren, durchzuckt mich der ach so vertraute Blitz der Spannung, die zwischen uns herrscht.

    Meine Liebste

    Pierres Gedanken umschließen mich wie ein warmer Luftstrom, auf dem mein Herz in die höchsten Ebenen des Himmels getragen wird.

    Mein Liebster

    Viel mehr kann ich nicht formulieren, der Rest geht unter in dem Chaos der Gefühle, die dieser Moment in mir auslöst. Für eine Ewigkeit stehen wir da, unsere Blicke und Gedanken ineinander verwoben, erst Großvater bringt uns wieder zurück in die Gegenwart. Er räuspert sich laut.

    «Ich glaube, wir sollten unsere Gäste nicht länger auf euch warten lassen, meint ihr nicht auch?»

    Tante Anna sagt nichts, aber sie nickt mir lächelnd zu. Also nicke ich auch, ergreife die Hand von Großvater und lasse mich von ihm den Gang zum Altar hinunterführen. Neben mir geht Pierre, seinerseits von Tante Anna geführt, die die Rolle der Bräutigammutter einnimmt.

    Unter den Klängen des Hochzeitsmarsches, den die Orgel angefangen hat zu spielen, erheben sich unsere Gäste. Der Anklang, den unsere Hochzeit findet, ist überwältigend. Auf der einen Seite sehe ich alle wichtigen Vertreter aus der Welt der Vampire. Dort ist Vlad Dracul, der älteste und stärkste Vampir Europas, der alleine mit seiner Ausstrahlung den gesamten Raum beherrschen könnte. Dann sehe ich Louis, den Führer der französischen Vampire und Jean, seinen Stellvertreter. Neben ihm steht Germaine Lorraine, Jeans ehemalige Gefährtin, die nun wegen ihres Alters seine großmütterliche Beraterin und Freundin ist. Neben Germaine steht eine Frau, die ich nicht kenne, von der ich aber vermute, dass sie Jeans aktuelle Blutgefährtin ist. Ich habe diese Beziehung immer etwas seltsam gefunden, ich wäre niemals in der Lage, Pierre eine neue Blutgefährtin zu beschaffen, wenn ich zu alt geworden wäre, diese Rolle auszufüllen. Nun, das Problem stellt sich jetzt nicht mehr, jetzt bin ich auf Ewigkeit mit Pierre verbunden. Natürlich sind auch Onkel Daniel und mein Cousin John-John da, die beides Gestaltwandler sind. Onkel Daniel ist sogar eines der führenden Mitglieder der Gestaltwandler Gemeinschaft und John-John wird ihm irgendwann einmal als Wissensbewahrer nachfolgen.

    Auf der anderen Seite stehen unsere menschlichen Freunde und Bekannten. Ich sehe Chloé und Inès, die in der Schule meine besten Freundinnen waren, da sind Kala, Francine, Madelaine und Emile, meine Freunde aus Montpellier. Catherine, Jules und einige Angestellte aus dem Weingut sind natürlich auch da, ebenso wie Charles, unser treuer Butler. Sogar die drei Angestellten unseres Weinhandels sind da, obwohl wir erst vor wenigen Monaten angefangen haben, zusätzliches Personal dafür einzustellen.

    Nur eine ist nicht da, aber an sie will ich jetzt nicht denken.

    Die meisten der Menschen hier wissen nichts von der übernatürlichen Welt. Bei einer so geballten Anwesenheit von Vampiren wird es richtig spannend zu sehen, ob jemandem bei der Feier nachher etwas auffällt. Ich bin froh, dass Charles die Organisation des Buffets in den Händen hatte, obwohl sich Catherine mehrmals beschwert hatte, dass Charles viel zu wenig Essen vorsehen würde.

    Alle, Menschen, wie übernatürliche Wesen, lächeln uns dermaßen strahlend an, dass ich nicht anders kann, als mich über alle Maßen zu freuen. Ich bade in dem Glück, das mich von allen Seiten umgibt, der Liebe, die mir von Pierre zuströmt, dem Frieden, den ich im Herzen verspüre. Ich bin da, wo ich sein will, wo ich bleiben will, wo mein zuhause ist. Pierre und ich haben eine Ewigkeit vor uns, wir werden nicht altern, nicht krank werden, für immer zusammen sein. Was könnte es Schöneres geben?

    Mein Kopf dreht sich, als ich mich an der Seite von Pierre auf den Stuhl setze, der vor den Stufen zum Altarraum aufgestellt wurde. Großvater lässt mich los, um zu seinem Platz zu gehen und der Priester fängt an, die Gemeinde zu begrüßen. Aber seine Worte und das, was die Gemeinde tut, gehen in einem Rauschen unter. Pierres Gedanken berühren mich sanft, er überträgt keine Worte, sondern seine Gefühle. Ich spüre seine Bewunderung für mein Kleid, für mein Aussehen, seine Ehrfurcht, mich zu kennen und lieben zu dürfen, sein Versprechen, bei mir zu sein. Beinahe hätte ich angefangen zu weinen. Ich öffne mein Inneres und lasse Pierre meinerseits an den Gefühlen teilhaben, die mich erfüllen. Alles andere wird unwichtig, das Spiel der Orgel, die Lieder, die gesungen werden, die Predigt des Priesters, alles verschwimmt vor dem Einzigen, was wichtig ist.

    Pierre ist hier und bei mir.

    Meine Gedanken werden plötzlich durch eine erwartungsvolle Stille unterbrochen. Verwirrt konzentriere ich mich wieder auf die Geschehnisse vor mir. Der Priester steht vor uns und schaut uns an. Er hat irgendetwas gesagt, aber ich habe nicht mitbekommen was es war. Ich muss ihn wohl sehr verwirrt angeschaut haben, denn er wiederholt lächelnd seine Worte.

    «Ich bitte das Brautpaar und die Trauzeugen nach vorne.»

    Ah ja, stimmt. Wir sind ja hier, um zu heiraten. Großvater hatte den Ablauf vorher mit uns detailliert durchgesprochen, aber alles, was er gesagt hat, ist weg. Ich weiß nur noch, dass wir nach vorne gehen sollen, um das Trauversprechen abzugeben und die Ringe zu tauschen. Wie lautet doch gleich das Trauversprechen? Ich weiß nichts mehr, gar nichts. Dabei haben Pierre und ich es extra zusammen ausgesucht und den Priester mühevoll überredet, von der normalen katholischen Formel abzuweichen. Oh Gott, ich werde mich vor allen Leuten hoffnungslos blamieren.

    Zittrig stehe ich auf und steige die Stufe zu dem Altarraum hinauf, wo Pierre auf mich wartet. Inès, die meine Trauzeugin ist, steht schon bereit. Dennoch bin ich nicht die Letzte, denn Charles, der der Trauzeuge für Pierre ist, braucht noch länger als ich. Nicht nur, dass es nicht seiner würdevollen Haltung entspricht, zum Altar zu hasten, in den letzten zwei Jahren seit den Ereignissen um Gregori, ist er auch langsamer und weniger dynamisch geworden.

    Der Priester wartet geduldig bis alle bereit stehen, dann erst beginnt er mit der Zeremonie.

    «Wir haben uns heute hier versammelt, um diese beiden jungen Leute, Pierre Polignac und Trish Strong, in den Stand der Ehe zu erheben. So schließt jetzt vor Gott und vor der Kirche den Bund der Ehe, indem Ihr das Vermählungswort sprecht. Dann steckt einander den Ring der Treue an.»

    Pierre wendet sich mir zu und nimmt meine rechte Hand. Dann spricht der Priester das Trauversprechen vor und Pierre spricht es nach, nicht nur laut für alle hörbar, sondern auch in Gedanken. Seine Worte sind gerahmt von den Gefühlen der Liebe, ich spüre den Ernst, den er hinter dieses Versprechen legt. Fast hätte ich wieder angefangen zu weinen, aber ich kann mich gerade noch beherrschen.

    «Trish Strong, ich sage Ja zu dir in allen guten wie auch in allen schlechten Zeiten. Ich sage ja zu dir, wo der Weg einfach und eben ist und wir voller Freude zusammen sind. Ich sage ja zu dir, wo der Weg steil ist und uns die Hoffnung fehlt. Wenn du froh bist, werde ich bei dir sein, wenn du traurig bist, werde ich dich trösten. Wenn du Siege erringst, werde ich mich mit dir freuen, wenn dir Unrecht widerfährt, werde ich für dich kämpfen. Ich will dich lieben, achten und ehren und dir stets die Treue halten. Denn du bist mein Glück, meine Liebe, mein Leben. Dieser Ring soll das Zeichen meines Versprechens sein für alle Tage unseres Lebens.»

    Damit steckt er mir den Ring an, den er von dem Kissen genommen hat, das Charles bereithält. Jetzt wendet sich der Priester an mich.

    «Trish Strong, nimm die rechte Hand von Pierre und sprich mir nach.»

    Jetzt ist es so weit. Plötzlich erfüllt mich eine Ruhe und Klarheit, dass jede Nervosität wie weggeblasen ist. Das hier ist mein Pierre, das ist unsere Stunde, alle Ereignisse seit dem Moment vor fast drei Jahren, als ich Pierre das erste Mal gesehen habe, sind auf diesen Augenblick hinausgelaufen. Es hat sich unendlich viel verändert seit damals, aber eines war immer unerschütterlich. Meine Liebe zu diesem Mann. Entschlossen ergreife ich Pierres rechte Hand und wiederhole die Worte, die der Priester mir vorspricht. Ich spiegle Pierres Verhalten, indem ich meine Worte und meine Gefühle in Gedanken wiederhole und an ihn übertrage.

    «Pierre Polignac, ich sage Ja zu dir in allen guten wie auch in allen schlechten Zeiten. Ich sage ja zu dir, wo der Weg einfach und eben ist und wir voller Freude zusammen sind. Ich sage ja zu dir, wo der Weg steil ist und uns die Hoffnung fehlt. Wenn du froh bist, werde ich bei dir sein, wenn du traurig bist, werde ich dich trösten. Wenn du Siege erringst, werde ich mich mit dir freuen, wenn dir Unrecht widerfährt, werde ich für dich kämpfen. Ich will dich lieben, achten und ehren und dir stets die Treue halten. Denn du bist mein Glück, meine Liebe, mein Leben. Dieser Ring soll das Zeichen meines Versprechens sein für alle Tage unseres Lebens.»

    Dann stecke ich ihm seinen Ring an. Der Priester ergreift unsere jeweilige rechte Hand, legt sie ineinander und umschließt sie mit seinen eigenen Händen.

    «So schließt jetzt vor Gott und vor der Kirche den Bund der Ehe, indem Ihr das Ja- Wort sprecht. Pierre Polignac, ich frage dich jetzt vor Gottes Angesicht: Nimmst du deine Braut Trish Strong an als deine Frau und versprichst du, ihr die Treue zu halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und sie zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod euch scheidet?»

    «Ja» antwortet Pierre klar und deutlich.

    «Trish Strong, ich frage dich jetzt vor Gottes Angesicht: Nimmst du deinen Bräutigam Pierre Polignac an als deinen Mann und versprichst du, ihm die Treue zu halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und ihn zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod euch scheidet?»

    «Ja» antworte ich so sicher und klar, wie es mir möglich ist.

    Damit legt der Priester seine Stola über unsere Hände.

    «Im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, erkläre ich euch Kraft meines Amtes zu Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Trish und Pierre Polignac, möge der Segen des allmächtigen und gütigen Gottes allezeit mit euch sein.»

    Wieder versinkt die gesamte Umgebung im Hintergrund. Pierre ist alles, was ich sehe, sein Lächeln, das Stolz und Freude ausdrückt, seine Ausstrahlung, die ich viel stärker wahrnehme als früher, seine Präsenz, die mich in den siebten Himmel trägt. Ich bemerke kaum, dass der Priester noch etwas sagt.

    «Ihr dürft euch jetzt küssen.»

    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Blitzschnell liege ich in Pierres Armen und wir küssen uns wie an jenem denkwürdigen ersten Abend. Dass unser Publikum in tosenden Applaus ausbricht, ist mir in diesem Augenblick völlig egal.

    2. Schatten

    Langsam schleiche ich durch die Straßen der menschenleeren Stadt. Alle meine Sinne sind aufs Äußerste gespannt. Ein leises Grollen rollt durch meine Kehle. Ich werde meine Beute finden, daran gibt es keinerlei Zweifel. Witternd bleibe ich stehen. Da! Ein Duft steigt mir in die Nase, der köstliche Duft einer warmen, pulsierenden Blutader. Doch der Duft verrät mir noch mehr. Mein Opfer hat Angst, Todesangst. Erwartungsvoll öffne ich meinen Mund, meine Eckzähne sind voll ausgefahren.

    Mein Opfer hat vollkommen Recht, Angst zu haben. Denn ich habe Durst, schrecklichen Durst. Deshalb bin ich ja auch auf der Jagd. Aber nicht nur deswegen. Die Jagd lässt mich das Leben in mir spüren, die Kraft, die Anspannung. Die Jagd ist Freude pur und hat nur ein Ziel. Da! Diesmal höre ich ein leises Knirschen von rechts, mein Opfer versucht, sich davonzuschleichen. Oh, es will leise sein, aber ich bin nicht umsonst das gefährlichste Raubtier auf Erden.

    Ich bin scheinbar erstarrt, meine Augen suchen die Wand des verfallen aussehenden Hauses ab. Die Hälfte der Fenster ist zerbrochen, aus einem weht eine dunkel schmutzige Gardine im leichten Wind. Entlang der Wand stehen alte Müllcontainer, die mit irgendwelchem Schrott gefüllt sind. In diesem Augenblick sehe ich einen huschenden Schatten zwischen zwei Container. Sofort setze ich mich in Bewegung. Ich mache mir nicht die Mühe, die Container zu umrunden, ich springe einfach darüber hinweg. Hinter dem Container wirbele ich zu meiner Beute herum.

    Es ist eine Frau, die jetzt begriffen hat, dass ich sie längst entdeckt habe. Sie rennt, wie nur jemand rennen kann, der weiß, dass er kurz davor steht zu sterben. Mein Mund verzieht sich zu einem verächtlichen Lächeln. Sie versucht, in die enge Gasse zwischen zwei Häusern zu gelangen, mich abzuhängen, indem sie sich in irgendwelchen dunklen Ecken verkriecht. Dabei ist sie doch nur ein Mensch, ein lächerlicher Mensch. Ich lasse sie Hoffnung schöpfen, indem ich nicht sofort los jage. Sie nähert sich der Ecke, streckt sich danach aus, will sich hineinwerfen, um mir zu entkommen. Aber sie hat keine Chance. Im richtigen Augenblick springe ich los und lande auf ihrem Rücken.

    Wir stürzen gemeinsam zu Boden, aber ich habe die volle Kontrolle. Von hinten schlage ich meine Zähne in ihren Hals, ihr köstliches Blut fließt mir in die Kehle, ihr Leben erfüllt mich, voller Hast trinke ich. Mehr, immer mehr, ich brauche mehr. Zuerst versucht sich mein Opfer noch zu wehren, doch sie hat wohl begriffen, dass es vorbei ist, die Gegenwehr erlahmt zusehends. Das dämpft meine Hast, reizt nicht mehr meine Gier. Ich will jetzt alles nehmen, was sie hat, aber ich will es genießen, ich will sie langsam aussaugen, gemütlich, jeden Schluck einzeln meine Kehle hinunterrinnen lassen. Dazu ist die Position, in der ich sie halte, zu unbequem. Ich muss sie herumdrehen, um einen besseren Winkel für ihre Halsschlagader zu haben. Also löse ich meinen Mund und lecke über die Wunde, damit sie sich schließt. Die Frau ist nur noch ein schlaffes Bündel, als ich sie umdrehe, der Kopf ist nach hinten gefallen. Aber sie lebt noch. Gerade will ich mich wieder in ihre Ader verbeißen, da hebt sie ein letztes Mal ihren Kopf.

    Und ich blicke in die gebrochenen Augen von Catherine.

    «Catherine!»

    Mit einem Aufschrei schrecke ich hoch und will nach ihr greifen, sie umarmen, sie schützen, aber meine Hände greifen ins Leere. Verwirrt sehe ich mich um. Ich liege im Bett unseres Schlafzimmers, der große Kleiderschrank mit dem jetzt so nutzlosen Spiegel ist in der Dämmerung gerade so eben zu erkennen. In meinem Mund spüre ich noch den Geschmack des Blutes, in meinen Adern pulsiert noch die Erregung der Jagd. Neben mir regt sich Pierre.

    «Schatz?» murmelt er mit müder Stimme.

    Tief Luft holend lege ich meine Hand auf seine Schulter und drücke ihn nach unten, als er sich gerade aufrichten will.

    «Nichts, es ist nichts, Liebster. Nur ein Traum. Schlaf weiter.»

    Dann lege ich mich selber wieder hin und kuschele mich an meinen Ehemann. Er legt seinen Arm um mich, zieht mich näher, so dass mein Kopf auf seiner Schulter zu liegen kommt. Danach murmelt er noch ein paar unverständliche Worte. Nach ein paar Augenblicken zeigen mir seine gleichmäßigen Atemzüge, dass er bereits wieder eingeschlafen ist, vermutlich war er gar nicht richtig wach.

    Ich vermag nicht, wieder einzuschlafen. Der Traum steckt mir noch in meinen Knochen, ganz deutlich steht mir diese Jagd vor den Augen, in der ich empfunden habe wie ein Raubtier, gehandelt und gedacht habe wie ein Raubtier. Menschen oder Menschlichkeit waren mir egal gewesen. Aber das schlimmste ist, dass ich tatsächlich ein Raubtier bin. Das schrecklichste Raubtier der Erde, fähig selbst die stärksten Männer mit einer Handbewegung zu töten.

    Das habe ich schon gemacht. Innerhalb von zwei Minuten habe ich drei Männer beiseite geräumt wie Abfall, sie waren tot, bevor sie auch nur ahnten, in was ich mich verwandelt hatte. Tante Anna hat mir gesagt, dass das die Schuld des Verräters Baxter gewesen ist, dessen Blut mich verwandelte und der nicht da gewesen war, um mir zu zeigen, wie ich meine Vampirin unter Kontrolle halten kann. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Tante Anna und auch Pierre haben mir seitdem die Dinge beigebracht, die ich wissen muss, aber trotzdem kämpfe ich immer noch verzweifelt um die Kontrolle.

    Bisher habe ich niemanden mehr umgebracht, aber oft, zu oft, bin ich sehr nahe dran. Und in meinen Träumen zeigt mir meine Vampirin das, was sie sich ersehnt, was sie tun will. Sie zeigt mir, wie ich sein kann, wenn ich mir nicht diese unbequemen Beschränkungen der Menschlichkeit auferlege, wenn ich meiner Gier und meiner Wildheit freie Hand lasse. Diese Freiheit von allen Gesetzen lockt mich, singt mir von grenzenloser Macht und dem Ausleben aller Träume. Aber ich weiß, dass die Stimmen lügen.

    Sollte ich ihnen nachgeben, sollte ich beginnen, zu jagen, zu töten, dann würde ich auffallen. Menschen würden sich fragen, wie eine junge Frau dermaßen stark und wild sein kann. Sie würden mich sehen, wie ich mich verwandle, in ein Wesen, das den Albträumen und Mythen der Menschen entstiegen ist. Die Vampirgesellschaft wird das nicht dulden. Gegen das Gebot, das meine Herrscherin, das Tante Anna selbst bestätigt hat, darf ich nicht verstoßen. Die Strafe wäre der Tod.

    Meiner Vampirin ist das egal. Sie ist ein Tier, sie denkt nicht so weit. Sie will nur ihre Bedürfnisse befriedigen, jagen, Blut trinken, Sex. Es ist meine Aufgabe, sie zu zügeln, ihre Energien zu kanalisieren und in den Rahmen der vampirischen und menschlichen Gesellschaft zu pressen. Wenn mir das nicht gelingt, dann ist kein Platz mehr für mich, dann werde ich sterben.

    Und ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird. Ich balanciere am Rand des Wahnsinns und jedes Mal, wenn ich mich im letzten Moment zurückhalten kann, scheint es mir, als wäre das das letzte Mal, dass es mir gelingt. Wie lange werde ich standhalten können? Wann werden die Mauern meines Widerstandes zerbrechen? Ich will nicht zur Mörderin werden, ich will nicht, dass meine Freunde, die, die mir nahe sind, Angst bekommen vor mir. Im Traum hat mich Catherine bereits mit solchen hoffnungslosen, blicklosen, toten Augen angeschaut. Ausgerechnet Catherine, die für mich seit dem Tod von Großmutter dem am nächsten gekommen ist, was eine Mutter für ihre Tochter darstellt.

    Ich habe keine Ahnung, wie lange mich meine Gedanken quälen. Langsam beginnt die Nacht grau zu werden, der Morgen kündigt sich an. Ich versuche, möglichst still zu liegen, um Pierre nicht zu stören, aber Unruhe erfüllt mich. Meine Angst und meine Traurigkeit stört die Vampirin in mir. Sie spürt meine Emotionen und will an die Oberfläche, um zu sehen, was für eine Gefahr lauert. Mit aller Kraft halte ich sie unten, die Anstrengung lässt meine Muskeln verkrampfen.

    «Hey, wie soll ich denn schlafen können, wenn du hier im Bett Tango tanzt?»

    Erschrocken schaue ich in die wachen Augen von Pierre. Mist, ich habe ihn geweckt.

    «Ich tanze gar nicht Tango.»

    «Ha, dann würde ich aber gerne diesen Tanz lernen, den du so früh am Morgen einübst.»

    «Entschuldige Pierre, habe ich dich geweckt?»

    Sofort huscht ein besorgter Ausdruck über Pierres Gesicht.

    «Was ist los? Kannst du nicht schlafen?»

    Verlegen traue ich mich nicht, ihn anzuschauen. Ich will ihm nicht sagen, wie sehr ich um meine Menschlichkeit kämpfen muss. Fast zwei Jahre lang war ich der Mensch, der Pierre an die Menschlichkeit gebunden hat, ihm geholfen hat, den Vampir in sich zu besiegen. Das war die Grundlage unserer Beziehung gewesen, bis ich verwandelt wurde. Jetzt taumle ich dem Abgrund entgegen und wenn ich falle, dann werde ich Pierre mitreißen.

    Wenn herauskommt, wie es um mich steht, dann wird es nur noch einen Weg geben. Ich brauche einen menschlichen Blutwirt, der es schafft, mich zurückzuhalten und Pierre bräuchte genauso eine menschliche Blutwirtin. Unsere Ehe wäre selbst nach menschlichen Maßstäben schneller gescheitert als normal. Das, was für die Ewigkeit gedacht ist, würde zerstört, weil ich zu schwach bin, weil ich nicht genug Kraft habe. Das darf nicht geschehen, das wird nicht geschehen.

    «Was ist los, Trish?» fragt Pierre noch einmal.

    Gott sei Dank gibt es ein Thema, bei dem meine Vampirin und ich im Gleichklang schwingen. Vorsichtig luge ich zu Pierre hin.

    «Na ja, ich frage mich…»

    Pierre zieht die Augenbrauen hoch.

    «Was fragst du dich?»

    Statt einer Antwort streichele ich mit meiner Hand über Pierres wunderbar weiche und sanfte Haut. Er schläft ohne Schlafanzug lediglich mit einer Boxershorts bekleidet, das nutze ich jetzt weidlich aus. Meine Lippen küssen sich zärtlich in Richtung seines Halses. Hitze durchströmt mich, als mich Erregung packt. Ich bin sicher, dass meine Vampirin meine Augen gelb blitzen lässt.

    «Ich frage mich, ob ein alter Mann wie du wohl fit genug ist.» flüstere ich heiser, als ich seinen Hals erreiche. Pierres Augen weiten sich.

    «Oha, Madame Nimmersatt. Soll das etwa eine Herausforderung sein?»

    Vorsichtig spiele ich mit seinen Brustwarzen.

    «Nun, ich habe dich doch immerhin eine ganze Nacht schlafen lassen. Das muss doch belohnt werden, oder?»

    Ganz leicht küsse ich seinen Hals, seine Ader pocht dicht an meinen Lippen, was meine Gier und Erregung weiter stärkt. Sein Blut vermag mich zwar nicht am Leben zu halten, aber es schmeckt dennoch köstlich süß. Ich merke, wie sich mein Mund verändert, wie sich meine Reißzähne ausfahren.

    «Wenn du nicht richtig kannst, dann habe ich da einen ganz speziellen Trick. Willst du, dass ich ihn mal ausprobiere?» frage ich, bevor die Vampirin endgültig das Steuer übernehmen kann. Doch als ich mich gerade gehen lassen will, packt mich Pierre, wirft mich auf den Rücken und drückt mich mit seiner Kraft in die Kissen. Seine Augen blitzen gelb.

    «Ich brauche keine Tricks, um wegen dir heiß zu werden. Du bekommst deine Belohnung, aber ganz langsam. Ganz langsam. Du wirst heute noch um Gnade betteln, das verspreche ich dir.»

    Damit verschlingt er mich in einem innigen Kuss, während eine Hand unter mein Nachthemd und in Richtung meiner Brüste wandert.

    Eine Stunde später liegen wir in den wunderbaren Nachbeben unserer Liebe Arm in Arm. Meine Vampirin hat sich befriedigt zurückgezogen, die düsteren Gedanken meines Traums sind vertrieben. Eigentlich ist das eine ganz nette Form der Therapie. Unser Liebesleben war schon vor meiner Verwandlung heiß gewesen, doch seitdem meine Vampirin mitmischt, können wir froh sein, überhaupt noch außerhalb des Bettes Zeit für andere Dinge zu finden. Charles, der das als Teil des Haushaltes am ehesten mitbekommt, muss denken, wir wären verrückt geworden. Aber in seiner zurückhaltenden Art akzeptiert er alles, was seine Herrschaften sich so alles leisten.

    Pierre ist wieder in einen Halbschlaf gefallen, weshalb ich ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gebe, als die Sonne langsam in unserem Fenster erscheint.

    «Ich dusche zuerst, Schatz. Was hast du heute vor?»

    «Heute kommen ein paar Bewerber für die Stelle, die wir ausgeschrieben haben. Aber ich habe Zeit, der erste ist für elf eingeladen.» murmelt Pierre.

    «Gut, ich warte dann unten, bis du fertig bist. Ich will Großvater besuchen.»

    Pierre brummt zustimmend und ich winde mich aus der Bettdecke. Ich dusche so heiß, dass Dampfschwaden durch das Badezimmer ziehen. Als Vampirin macht mir weder Kälte noch Hitze sonderlich viel aus. Die Hitze erinnert mich an die Hitze zwischen Pierre und mir, so dass ich diese Art zu duschen mit sehr angenehmen Erinnerungen verbinden kann. Anschließend ziehe ich mich bequem an, Jeans und T-Shirt. Ich statte Großvater einen Arbeitsbesuch ab, um zu sehen, wie er die hinter uns liegende Lese kräftemäßig überstanden hat. In den letzten zwei Tagen haben wir das letzte Feld für die geplante Spätlese abgeerntet, und auch wenn Jules die meiste harte Arbeit leistet, lässt es sich Großvater nicht nehmen, in allen Phasen dabei zu sein.

    Ich habe natürlich auch mit angepackt, wo es nur ging. Offiziell soll ich das Weingut einmal übernehmen, doch ich weiß bereits, dass das nicht möglich sein wird. Da Pierre und ich zu Tante Annas Clan gehören und die europäischen Vampire sie nicht als Herrscherin anerkennen, dürfen wir nur mit der Sondergenehmigung von Vlad Dracul hier wohnen, solange Großvater lebt. Sollte ich einmal das Weingut erben, dann müssen wir diese Gegend verlassen. Aber es war immer mein Traum gewesen, ein Weingut zu betreiben, also will ich alles lernen, was Großvater mir beibringen kann.

    Während ich mich anziehe beobachtet mich Pierre aus halb geöffneten Augen, als wäre er ein fast verhungerter Löwe und ich eine schmackhafte Gazelle. Bevor ich nach unten gehe, gebe ich ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

    «Und da ruft mich einer Madame Nimmersatt. Was denkst du wohl, wenn du mich dermaßen anstarrst?»

    Blitzschnell zieht mich Pierre zu sich herunter, als ich mich gerade aufrichten will. Lachend gebe ich nach und küsse ihn.

    «Ich komme lediglich meinen ehelichen Pflichten nach.»

    Schnell winde ich mich aus seinen Armen, bevor er es schafft, mich ganz in sein Bett zu ziehen und meine Haare wieder

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