Mondlicht und Nachtschatten: Kurzgeschichte
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Über dieses E-Book
Im Wettlauf gegen die Zeit will Lyra versuchen, das Königreich zu retten, auch wenn sie sich dafür gegen den Rat von Tyze stellen muss...
Vanessa A. Thompson
Vanessa A. Thompson wurde 1996 geboren und kommt aus dem Münsterland. Sie begann schon im Kindesalter mit dem Schreiben kreativer Texte und Kurzgeschichten. Der Traum vom eigenen Buch und der Arbeit als Autorin begleiteten sie ihr ganzes Leben. Ihre Freizeit nutzt sie für ihre neuen Buchprojekte, vorwiegend im Bereich Fantasy, Dystopie und Science-Fiction, und übt sich im Grafikdesign.
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Buchvorschau
Mondlicht und Nachtschatten - Vanessa A. Thompson
Kapitel 1
Stille kann eine Wohltat sein.
Sie kann deine Seele beruhigen, deinen Körper entlasten, das Chaos in deinem Kopf beenden. Du kannst dich nachts in einen wohligen Schlaf suhlen und das lautlose Nichts in den Ohren genießen. Stille macht aufmerksam, neugierig und wachsam.
Aber sie kann auch eine Gefahr sein.
Sie kann dich auf eine Bedrohung hinweisen, die Angst hervorlocken, die dein Herz zum Rasen bringt. Die Stille in der Nacht kann dich wachhalten, weil sie dich erdrückt und das Gegenteil von Wohlempfinden bewirkt.
In dieser Nacht kann ich mich nicht entscheiden, welche Wirkung die Stille auf mich hat. Schon einige Zeit starre ich aus dem Fenster direkt in die Mitte des Mondes, der am dunklen Nachthimmel erstrahlt und dem Königreich Azzrath Licht in der sonst eisigen Finsternis bietet. Der Mond und ich – wir brauchen die Stille. Wir brauchen sie, um zu kommunizieren.
Denn das Mondlicht, das durch das Fenster in mein Zimmer scheint und meinen Körper wie ein Schlossgespenst in ein gefährliches Weiß taucht, hat eine Botschaft. Und ich bin diejenige, die sie erhören soll. Denn das Mondlicht, es spricht zu mir. Dessen bin ich mir sicher.
Ich zucke zusammen, als ein Schrei in den Fluren unseres Schlosses widerhallt. Sofort wende ich mich der dunklen Holztür zu, die mich vom Geschehen auf den Fluren abschirmt. Doch die lauten Rufe dringen dumpf in mein Zimmer ein und ich spitze die Ohren. Die Neugier in mir bewegt mich geradewegs zur Tür, der Quelle des Geschreis entgegen. Mein Vater, König Dragomur, sieht meine Neugier als eine Sünde an. »Deine Neugier ist ein Schandfleck im Fächer deines Charakters, Lyra!«, pflegt er mir zu sagen. »Du hast viel zu viele Eigenschaften von deiner Oma Leandra.« Er vergleicht uns Töchter oft mit seinen Vorfahren und deren meiner Mutter, doch er erzählt nicht viel von ihnen. Das Einzige, das ich in den letzten 21 Jahren herausgefunden habe, ist, dass Oma Leandra die Mutter meiner Mutter ist und in einem entfernten Königreich lebt. Trotz der Heirat meiner Eltern sind sich diese Königreiche nie nähergekommen, weshalb meine Schwestern und ich fast keine unserer Verwandten kennen. Meine Mutter hat immer versucht, die Königreiche zu vereinen, aber seit ihrem Tod vor drei Jahren hat sich ein Schatten auf unser Schloss gelegt. Man konnte förmlich sehen, wie dem Königreich der Frohsinn genommen wurde. Seitdem leben wir nur noch in den Tag hinein, das Familienglück hatte nach ihrem Tod ein jähes Ende genommen. Meine Schwestern Rosella und Melynda – Zwillinge – haben mich schon immer wie das fünfte Rad am Wagen behandelt, aber seit drei Jahren habe ich das Gefühl auch bei meinem Vater. Der einzige Mensch, bei dem ich mich noch zuhause fühle, ist Tyze, der just in dem Moment, als ich die Holztür öffne, mein Schlafzimmer erreicht.
»Tyze! Was ist geschehen?«, frage ich besorgt und ziehe meine Strickjacke fester um mich.
»Seid unbesorgt, Prinzessin«, antwortet er, wie immer förmlich. Ich mag es nicht, wenn er mich wie seinen Beruf behandelt. Tyze ist seit Beendigung seiner Ausbildung meine persönliche Leibwache. Aber in den letzten Jahren ist er