Nach fünfzig Jahren: Roman
Von Florian Lettre
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Buchvorschau
Nach fünfzig Jahren - Florian Lettre
1.F. Zwei Tage mit T.
Er stellte sein Auto am Straßenrand ab und war froh, einen Parkplatz gefunden zu haben. Er ging auf die andere Straßenseite, und dort folgte er der Straße bis zu dem Punkt, wo ein kleiner Weg abzweigte. Er war sich zunächst unschlüssig, ob er den Weg gehen sollte. Aber dann nahm er den Weg doch. Eine junge Frau holte ihn ein, und als sie neben ihm ging, sah er sie an und fragte, ob das der Weg zur „Anatomie" sei. Sie sagte, dass das der Weg sei und eine Weile gingen sie nebeneinander her. Am Ende des Weges sagte die junge Frau, dass er nun nach links gehen müsse, sie ging nach rechts. Er hatte den Eindruck, dass sie ihm gern den Weg gezeigt hatte. Sie hatte gezeigt, dass sie sich hier auskannte. Er sah jetzt das große Gebäude, und es kam ihm fremd vor. Er war sich nicht sicher, ob es das richtige Gebäude war. Aber als er um das Gebäude herumgegangen war, sah er die Säulen am Haupteingang, und nun war er sich sicher. Auf dem Rasen vor dem Haupteingang hatten sie damals gestanden und gewartet, bis sie eingelassen wurden. Sie waren jung gewesen und hatten ihr Studium gerade erst begonnen.
Auch jetzt standen Leute vor dem Haupteingang. F. ging zwischen ihnen hindurch. Er versuchte, sie anzusehen. Aber in dieser kurzen Zeit, in der er die Leute sah, konnte er keinen erkennen, der ihm bekannt war. Außerdem waren seit damals fünfzig Jahre vergangen, und es war ihm klar, dass sich alle in diesen fünfzig Jahren verändert hatten. Damals waren sie junge Leute gewesen, jetzt waren sie alt. Er konnte im Vorübergehen nur eine junge Frau erkennen. Sie musste eine junge Angehörige sein. Oder eine junge Bekannte. Auch im Eingangsraum standen die Leute zusammen. F. reihte sich in eine Schlange ein, und als er dran war, bekam er ein Schild mit seinem Namen angeheftet. Dann sah er I. und ging auf sie zu, und sie begrüßten sich. Sie waren in derselben Seminargruppe gewesen. Sie waren aber nicht befreundet gewesen. Sie gehörte zu den Mädchen, hinter denen er nicht her gewesen war. Sie gingen zusammen die Treppe hinauf zum Hörsaal. Es war die alte steile Treppe, und sofort war dieses Gefühl da, das er immer so geliebt hatte. Und dieses Gefühl wurde noch stärker, als sie durch die große Tür in den Hörsaal traten. Da war es wieder, dieses große Halbrund und darüber die Empore. Die Stühle waren die alten Stühle, jeder mit einem kleinen Schreibpult zum Hochklappen. Hier hatten sie vor fünfzig Jahren gesessen. Es war nicht einfach gewesen, einen Platz zu bekommen. Morgens waren sie schon früh dagewesen und hatten dann einen Platz belegt und den ganzen Tag behalten. Auch das breite Pult für den Dozenten war noch da. Der Hörsaal war zur Hälfte gefüllt, und sie suchten sich ihre Plätze in der fünften Reihe. F. sah die Sitzreihen durch. Er suchte etwas. Er suchte T. Er hatte Schwierigkeiten, die Gesichter der Leute auf den gegenüberliegenden Sitzreihen zu erkennen. Er konnte auch beim Fernsehen nicht mehr alles scharf erkennen. Aber er wollte nicht dauernd eine Brille tragen. Es war ihm lieber, in der Ferne etwas unscharf zu sehen, als dauernd eine Brille auf der Nase zu spüren. Zum Lesen hatte er eine billige Brille bei sich, die er in einem Supermarkt kaufte. Sie hielt nicht lange, aber das störte ihn nicht. I. sprach ihn immer wieder an. Wegen der vielen Stimmen im Hörsaal verstand er sie nicht gut und musste nachfragen.
Der erste Vortrag begann. Er kannte den Herrn nicht, der da redete. Er war wohl der Vorsitzende dieses Clubs. Er referierte über die Professoren, die vor fünfzig Jahren ihre Lehrer gewesen waren. Bei jedem Foto fühlte sich F. in die alten Zeiten zurückversetzt. Er war erstaunt, wie jung diese Professoren auf den Fotos aussahen. Inzwischen waren sie fast alle tot. Bei jedem Foto erinnerte er sich daran, wie die Professoren neben dem Pult da unten gestanden hatten. Jeder hatte seine Eigenarten gehabt. Es gab auch ein Gefühl der Dankbarkeit für das, was sie damals gelernt hatten. Es waren auch Fotos von Studenten zu sehen. Er konnte sich nicht finden auf diesen Fotos. Er konnte auch T. nicht finden. Er hätte sie bestimmt erkannt. Er war sich nicht sicher, ob er sie heute erkennen würde. Sein Blick schweifte immer wieder über die Reihen unter ihm und über ihm. Auch andere drehten sich hin und her. Sie suchten offenbar auch nach alten Bekannten. Es konnte sein, dass sie gar nicht zu diesem Treffen der Ehemaligen gekommen war. Vielleicht war sie nicht gekommen, um ihn nicht zu treffen. Vielleicht war sie zu krank, um die Reise hierher zu machen. Es gab Beifall am Ende des Vortrages, und es gab eine Pause. Sie gingen in einen anderen Raum und dort war ein kleines Bufett aufgebaut. F. holte sich eine Brezel und ein Glas Wasser.
Er glaubte, sie zu sehen. Es war wie ein Stromschlag. Aber er war sich nicht sicher. Diese Frau hatte graumeliertes Haar. T. hatte dunkelblondes Haar gehabt. Sehr dunkles Blond. Er hatte diese Frau nur kurz gesehen und nur von der Seite. Ein Mann war an ihrer Seite gewesen. Ein gutaussehender Mann, der schon älter war. F. sah die beiden jetzt für einen Moment in einiger Entfernung. Manchmal waren sie zu sehen und manchmal nicht, weil andere dazwischen standen und die Sicht versperrten. Er ging näher, er drängelte sich hindurch. Er stand schließlich neben den beiden, die sich unterhielten. Er sah die Frau nur von hinten. Langsam trat er neben die Frau, und dann sah er ihr Gesicht von der Seite. Er war sich nicht sicher. Er musste die Frau von vorn sehen. In diesem Moment drehte sich die Frau zu ihm und sah ihn an. Er wusste jetzt, dass sie es war. Es waren ihre Augen. Die Frau sah zunächst durch ihn hindurch. Aber dann veränderte sich ihr Blick. Er ruhte nun auf ihm, und dann sah er, dass sie ihn erkannte, und ein kleines Lächeln war in ihrem Gesicht. Im nächsten Moment legte der Mann seinen Arm um die Schultern der Frau, und beide gingen mit schnellen Schritten davon. F. folgte ihnen nicht. Der Mann war ein gutaussehender Mann. Dichtes dunkles Haar, regelmäßige Gesichtszüge, groß und schlank. F. hatte T. nur kurz von vorn gesehen. An den Augen hatte er sie erkannt. Es war ihr Blick, der sich nicht verändert hatte. Sonst war sie etwas fülliger als damals, und in ihrem Gesicht waren Falten. Was war das für ein Mann? War das ihr Mann? Solche Männer hatten sie schon immer fasziniert. Als sie zusammen einen Schikurs im Gebirge machten, hatte sie einen solchen Freund. Sie hatten sich damals noch nicht gekannt. Sie waren nur zufällig im gleichen Schikurs gewesen. Gefallen hatte sie ihm schon damals sehr. Unerreichbar war sie für ihn gewesen. Er war jetzt deprimiert, er hatte das nicht erwartet. T. zusammen mit einem fremden Mann. Er konnte sich ihr nicht nähern. Er hatte kein Recht dazu. Eine kurze Episode vor fünfzig Jahren, was hatte das schon zu bedeuten. Immerhin war ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht gewesen, als sie ihn erkannte. Hatte sie ihn erkannt? Oder hatte sie ihn mit einem anderen verwechselt? Er hatte fast jeden Tag in diesen fünfzig Jahren an sie gedacht. Fast jeden Tag. Es hatte auch Jahre gegeben, in denen er nicht an sie gedacht hatte. Es ertönte ein Klingelzeichen, die Vorträge gingen weiter. Langsam ging er wieder auf seinen Platz. Er konnte dem Vortrag nicht folgen. Er sah die Reihen vor sich und hinter sich wieder durch, er konnte sie nicht entdecken und auch nicht diesen großen schlanken Mann. Sie war hier, sie war in seiner Nähe. Er würde nicht mit ihr sprechen können. Er war für sie völlig bedeutungslos. Er war ein nichts für sie.
Er sah I. an, die neben ihm saß. Sie war nie eine Schönheit gewesen, jetzt war sie auch noch alt. Auf ihren Wangen hatten sich dunkelbraune Altersflecken gebildet. Er durfte nicht so denken. Sie konnte nichts dafür, wie sie aussah, und Altersflecken würde er auch bekommen. Am Rücken hatte er schon zwei. Es gab Beifall und noch einen Vortrag, und dann war Mittagspause. Er ging neben I. und hatte wenig Hoffnung, T. zu sehen. Was würde das auch ändern, er würde sie nicht ansprechen können. Sie war mit diesem anderen Mann zusammen.
„Wollen wir etwas essen gehen?" sagte I. Er erschrak. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte gehofft, mit T. in einem Restaurant zu sitzen und über die alten Zeiten zu sprechen. An I. war er nicht interessiert. Damals war er einmal mit ihr im Theater gewesen. Er hatte sie nicht einmal nach Hause gebracht.
„Gern", sagte er. Sie gingen die Straße entlang und suchten ein Restaurant. Sie fanden eines und setzten sich. Er dachte, dass I. zufrieden sein konnte. Sie war verwitwet, und nun saß sie mit ihm in einem Restaurant. Er durfte so nicht denken. Sie war so wie er immer für ihre Patienten da gewesen. Sie hatte vielen geholfen. Sie sah eben so aus, wie sie aussah. Er war auch kein schöner Mann. Jetzt nicht und früher auch nicht. Das Restaurant war ein gemütliches