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Wolfsfelsen: Die Geschichte neben der Geschichte
Wolfsfelsen: Die Geschichte neben der Geschichte
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eBook453 Seiten6 Stunden

Wolfsfelsen: Die Geschichte neben der Geschichte

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Über dieses E-Book

Die verrückte - nicht still sitzen könnende - englische Schriftstellerin Mary - trifft bei einer Buchvorstellung in Helsinki zufällig auf ihre Inspirationsquelle, den finnischen Rockstar Be. Hätte der gewusst, dass diese Begegnung eine Katastrophe nach der anderen anzieht und sein Leben komplett aus den Angeln heben würde, hätte er sofort kehrt gemacht!
Hier beginnt eine nicht enden wollende Abenteuerreise, die mit viel Witz - Humor - Selbstironie - typischen Sprüchen zweier sich näher kommenden Geschlechtern und verrückten Gedanken daher kommt.
Den beiden bleibt nichts erspart: Tornados - Wölfe - Schlammfluten - Schmerz - Frakturen - Artefakte – Magie - Konzerte mit Kettensägen - heiße Gefühle und Sex.
...
Ein Fährunglück, hervor gerufen durch einen verheerenden Tornado, lässt sie auf einer Insel im Finnischen Meerbusen stranden, bei deren Durchqueren sie auf allerlei Hindernisse stoßen und sich durch ihre gegenseitige Abhängigkeit langsam näher kommen. Sie kämpfen gegen Wassermassen, Erdrutsche, Bären und den eigenen Schweinehund. Trotzdem gelingt es ihnen, aus der nassen Hölle zu entkommen – wenn auch mit ungewöhnlicher Hilfe – einem Wolf.
Ihre Rückkehr in die Heimatgemeinde Be's ist überschattet von dem Tornado und dem Fährunglück, aber die meisten der Einwohner und Freunde von ihm sind dem Schlimmsten entronnen und freuen sich, den berühmtesten Einwohner ihres Dörfchens wohlauf begrüßen zu können. Natürlich sind alle neugierig, wer seine Begleiterin ist, deren Attraktivität selbst unter den vielen Schlammschichten, Kratzern und blauen Flecken durchschimmert.
Im Laufe ihres Aufenthaltes in Be's Haus erobert Mary durch ihr offenes, fröhliches Gemüt im Sturm die Herzen der Inselbewohner. Auch die Bandmitglieder von Be und ihre Freundinnen schließen sie sofort ins Herz.
Nun entwickelt sich eine vorsichtige, neckische Liebesbeziehung, deren Vertiefung immer wieder durch die absurdesten Zwischenfälle unterbrochen wird.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum25. Juni 2013
ISBN9783847642053
Wolfsfelsen: Die Geschichte neben der Geschichte

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    Buchvorschau

    Wolfsfelsen - MC Cougar

    Kapitel 1

    Wolfsfelsen

    Die Geschichte neben der Geschichte

    Roman

    Von M.C. Cougar

    Rechtliches

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über

    http://dnb.dnb.de abrufbar.

    Alle Texte, Textteile, Grafiken, Layouts sowie alle sonstigen schöpfeischen Teile dieses Werks sind unter anderem urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren, die Digitalisierung, die Farbverfremdung, sowie das Herunterladen z.B. in den Arbeitsspeicher, das Smoothing, die Komprimierung in ein anderes Format und Ähnliches stellen unter anderem eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar. Verstöße gegen den urheberrechtlichen Schutz sowie jegliche Bearbeitung der hier erwähnten Schöpferischen Elemente sind nur mit ausdrücklicher vorheriger Zustimmung des Verlags und Autors zulässig. Zuwiderhandlungen werden unter anderem strafrechtlich verfolgt!

    1.Auflage

    Publishing Rights © 2013 M.C. Cougar

    Buchsatz & Cover: Thomas Schweiger

    Lektorat: @Tom

    Alle Rechte vorbehalten.

    Wolfsfelsen

    Die Geschichte neben der Geschichte

    Ich bin die unverfälschte Wahrheit vieler Menschen, die sich tagtäglich fragen warum, weshalb

    ... geschieht das?

    ... lebe ich?

    ... habe ich Glück oder Pech?

    ... und vieles mehr.

    In dieser Geschichte steckt dies alles drin, was wir an Wünschen und Sehnsüchten haben, nur anders verpackt. Aber ich liebe es so! Ab und zu taucht auch ein kluger, manchmal auch nicht so kluger Kommentar von mir auf.

    Ich fühle was du fühlst, umschreibe es in Worte, die gedanklich in Bildern auf dich nieder rieseln.

    Was soll ich noch sagen?

    Abenteuer – Liebe – Sex – und das andere ich!

    Hab Spaß und genieße es

    In Love, M.C. Cougar

    M.C. Cougar

    Ich habe mich immer gefragt,

    was kann ich wohl am besten?

    Klar!

    Geschichten erfinden!

    Doch heute habe ich erkannt

    ich bin die Geschichte

    und lebe sie täglich.

    Du findest das kompliziert?

    Das kann sein, aber mein Leben

    ist so und ich liebe es! (okay, manchmal schmerzt es)

    Also finde heraus, wie ich ticke!

    Oder lege das Buch gleich wieder weg,

    was du sicher bereuen würdest

    Ich lebe.

    Und Du?

    Season 1

    Teil 1

    Die Schlange vor dem Buchladen ging jetzt schon weit auf die Straße hinaus. Cheyennes aus London-Heathrow kommender Airbus hatte wegen heftigen Turbulenzen im Anflug auf den Flughafen Helsinki-Vantaa über eine Stunde Verspätung, weshalb sie sich nun sputen musste und die Straße herunter gerannt kam.

    Sie wollte zu ihrer ersten öffentlichen Buchbesprechung auf keinen Fall zu spät kommen. Aber so ist es ja immer. Es regnete, es war Herbst und zudem zog leichter Dunst durch die Straßen. Dann hatte auch noch dieser Esel von Taxifahrer ihr Finnisch-Englisches Kauderwelsch nicht deuten können und sie viel zu früh an einer falschen Adresse abgesetzt.

    Aber so hatte sie etwas von diesem schönen Ortsteil sehen können mit seinen alten Gebäuden, deren Fassaden Cheyenne an ihre Wahlheimat London erinnerten. Mit den großen, durch Holzsprossen aufgelockerten Fenstern, den alten, zum Teil noch handgefertigten Türen und Säulen. Es sah aus wie in einem ihrer Träume, als die Sonne etwas hinter den Wolken hervorkam.

    Cheyenne trug eine leichte, braune Lederjacke, eine Bommelmütze, unter der die blonden Haare hervor lugten, einen dicken, cremefarbenen Schal, eine leicht geöffnete weiße Bluse mit einem weißen Top darunter, eine hellblaue, zerrissene Jeans und braune Bikerboots, denen man ansehen konnte, dass sie schon einiges erlebt hatten. Sie liebte diese Outfits, cool, lässig und verführerisch zugleich.

    „Man weiß ja nie, wer da so einem begegnet!"

    Auch hatte sie ihren silbernen, mit türkisblauen Steinen verzierten Indianerschmuck angelegt und das Parfüm wie ihre Hauptdarstellerin in ihrem ersten Buch. Dies fand sie irgendwie witzig.

    Für ihre Bücher holte sich Cheyenne ihre Inspirationen immer von vielen verschiedenen Menschen, denen sie gerade begegnete oder die sie im Fernsehen sah, vollkommen willkürlich. Dies konnte jeder sein, er musste nur etwas besonderes sein oder etwas für sie außergewöhnliches haben. Schon sah sie die reinsten Kinogeschichten in ihrem Kopf flimmern. Wenn sie am Schreiben war oder sich Geschichten ausdachte, hörte sie meistens Musik, immer den gleichen Interpreten oder die gleiche Gruppe mit denselben Liedern. Das war so ein Tick von ihr - zu jedem neuen Buch gab es eigene Songs. So auch in diesem Fall.

    Als sich Cheyenne nun der Menschenschlange vor dem Buchladen näherte, hörte sie auf zu rennen, nicht dass noch jemand sie erkennen würde, bevor sie im Laden ist.

    In der Schlange stand auch Lilly, ein großer Fan von Cheyenne, mit ihrem Bruder. Sie hatte ihn überzeugen können, mit ihr hierher zu kommen. Neugierig war er deswegen geworden, weil seine Schwester ihm erzählt hatte, sie hat ein Buch gelesen in welchem auf der letzten Seite eine Widmung mit folgendem Inhalt stand: „Ich möchte mich bei der finnischen Popgruppe XY (Name darf ich aus rechtlichen Gründen nicht nennen) bedanken, die mich zu diesem Buch inspiriert hat".

    Daraufhin las auch er das Buch.

    Ob es ihm gefallen hat, weiß ich nicht, das müsst ihr ihn selber fragen.

    Naja, auf jeden Fall hatte er gerade Zeit und nichts Besseres zu tun, deshalb kam er einfach mit, von Neugier natürlich keine Spur!

    Wie der Zufall es wollte, lief Cheyenne den beiden geradewegs in die Arme. Als sie ihr Tempo verlangsamt hatte, wusste sie nicht so recht, ob sie zu einem Hintereingang oder durch die Vordertür hinein sollte. Das hatte ihr leider keiner der Verantwortlichen hier gesagt. Was würden denn die vielen Leute sagen, wenn sie sich vorne hineindrängen würde? Also blieb sie stehen und blickte sich fragend um.

    Ihr Blick blieb an Lillys Bruder hängen, der sich zufällig in diesem Moment ihr zuwandte und ihr direkt in die Augen schaute. Cheyenne erkannte ihn sofort und versuchte nicht vor lauter Aufregung zu erstarren. Gerade wollte sie etwas sagen ... oder doch nicht? Sie spürte, dass sie jetzt plötzlich unheimlich nervös wurde, immerhin stand hier ein echter Star und ihre Inspiration vor ihr, und so cool war sie dann doch noch nicht.

    Sie hatte stets größten Respekt vor Menschen, die aus eigener Kraft so weit gekommen waren und viele Leute in ihren Bann ziehen konnten. Zudem sah er auch noch unverschämt gut aus und besaß das gewisse Etwas, das einen völlig außer Tritt bringen konnte. Und dann diese Stimme – als Sänger war dies schließlich sein größtes Markenzeichen – rau, rauchig, verwegen, tief, satt, jedoch einfühlsam und ruhig, also einfach sexy. Man konnte es schlecht beschreiben, wenn man diese Stimme hörte. Nein, das stimmt nicht! Man konzentrierte sich nur auf diese Stimme, die in wunderbaren, melodischen Wellen die Sinne umspielte und nahm alle Emotionen in sich auf, die sie in den Liedern ausdrückte. Jeder so auf seine Art, denke ich. Aber es soll ja auch emotionsmäsig Minderbemittelte geben, aber die fühlen sowieso nichts und können mich wahrscheinlich gar nicht verstehen.

    (Dann fallen einem viele, viele Geschichten ein –

    ja, so ist das!)

    Auf jeden Fall fühlte und lebte dieser Kerl seine Lieder, jeden Tag, in jeder Lebenslage, wo auch immer er war, ließ er sich von seinen Gefühlen und Gedanken inspirieren und leiten. Das sieht man auch in den Augen der Menschen.

    Naja, Auf jeden Fall wusste Cheyenne nicht so recht, wie ihr gerade geschah, als Lilly sie anblickte. Diese brauchte nicht lange, um zu begreifen, wer da vor ihr stand. Immerhin hatte sie Cheyenne auf dem Cover des Buches gesehen und auch im Internet über sie recherchiert, in dem mittlerweile viele Bilder von Cheyenne zu sehen waren. Ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht und sie zupfte ihren verdutzt dreinschauenden Bruder dauernd am Ärmel.

    „Hi - könnt ihr mir sagen, ob es noch einen anderen Eingang gibt? Ich bin ein bisschen spät dran", fragte Cheyenne.

    „Ja, erwiderte Lilly aufgeregt, „das ist jetzt aber toll für uns, dass Du dich verspätet hast. Komm mit, ich kenne mich hier aus und bin sicher, die lassen dich auch hinten rein. Schließlich bist du hier heute der Stargast. Außerdem könnten mein Bruder und ich vielleicht hinten mit rein.

    „Danke, du bist ein Schatz entgegnete Cheyenne. „Immerhin war dein Bruder nicht ganz unbeteiligt an der Geschichte, ohne seine Musik hätte ich keine Muse und keinen Hauptdarsteller gehabt – also nochmals danke.

    Lilly grinste über beide Backen und fühlte sich geehrt und ihr Bruder begriff erst jetzt, wen er da überhaupt vor sich hatte. Als sie hinter dem Haus angekommen waren, klingelten sie und Mary nahm Mütze und Schal ab, damit der Doorman sie erkannte. Die beiden Geschwister nahm sie einfach ungefragt mit hinein. Sie befanden sich nun in einem Raum hinter dem Verkaufsbereich des Ladens, und legten alle die Jacken ab, weil es hier angenehm warm im Gegensatz zu dem feuchten, windigen Wetter draußen war. Mary grinste ihre zwei Begleiter ein klein wenig nervös an. Wer hätte das auch gedacht, dass sie ausgerechnet ihn hier und heute kennen lernen würde, das gibt es sonst doch nur in Filmen und Romanen. Mary stellte sich ihm nun höchst offiziell vor. Auch er war von ihr sichtlich fasziniert, ihre offene, herzliche Art hatte was.

    Natürlich erwartet jetzt jeder Leser, dass die beiden sich verlieben, aber das dauert noch etwas! Wenn es dann so weit ist ... aber das muss ich mir noch überlegen, hi.

    Auf jeden Fall muss ich jetzt hier kurz Schluss machen, obwohl ich die ganze Nacht schreiben könnte. Aber meine Arbeitszeit ist jetzt um und ich muss nach Hause gehen. (Ich habe noch einen richtigen Job, außer zu schreiben, ja!

    Ups, mir ist vorhin rausgerutscht, dass Lillys Bruder – der im Übrigen immer noch keinen Namen hat – der Hauptdarsteller ist! Sorry. Das kann natürlich jede andere Person für euch sein, das ist euch überlassen. Bin ich auch nicht böse. Habt ihr eigentlich bemerkt, dass sich Cheyenne jetzt in Mary verwandelt hat? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, welcher Name besser zu ihr passt. Also wir haben jetzt Cheyenne, die auch Mary heißt. Ein Wildfang und eine Gefühlvolle! Rein vom Namen her würde ich das so sehen. Damit wäre auch klar, dass die Schriftstellerin Mary heißt. Aber in ihrem Inneren ist sie ein Wildfang – eine „Cheyenne".

    Oh je, dachte sich Mary, hoffentlich hat er nicht mitbekommen, was ich gerade gesagt habe; das mit dem Hauptdarsteller, das wäre jetzt doch ziemlich peinlich. Also mir zumindest. Das Paar in ihrem Buch hatte eine heiße Affäre, die bis ins kleinste Detail ausführlich beschrieben wurde. Nicht daran zu denken, wenn er sich dies gerade vorstellen würde. Tja, aber ich glaube, dass er das jetzt doch gehört hatte, denn er mustere Mary mit einem recht seltsamen Blick. In so einem Augenblick, in dem man merkt, ein Mann mustert einen, kommt man sich doch völlig entblößt und nackt vor. Schrecklich und schön zugleich. Denn man weiß, man hat etwas richtig gemacht und Aufmerksamkeit bekommen, dann entsteht dieses eigenartige Spiel zwischen den Geschlechtern, wo keiner weiß wohin dies führt und auf was man sich einlassen kann.

    Habe ich eigentlich erwähnt, dass Mary Männer mit Tatoos mag? Und dieser Kerl hatte ein paar wirklich außergewöhnliche! Ich finde das auch an älteren Männern sehr anziehend. Es erinnert einen doch immer an einen Bad-Boy.

    Was die sooo komplizierten Frauen (die kein Mann versteht) doch mögen. Dabei sind Frauen genauso einfach gestrickt wie die Männer (behaupte ich einfach mal). Schuld an den Spinnereien sind immer nur diese saublöden Hormone, die dauernd das Gefühlsleben von uns Frauen komplett durcheinander wirbeln.

    Ich will das den Männern hier und jetzt einmal versuchen, kurz zu verklickern. Die Frauen ticken eine Woche vollkommen normal, da ist alles in Butter, keiner nervt und nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Jetzt kommt aber die zweite Woche. Hier bekommt sie ihre, sagen wir einmal „rote Phase" - fürchterlich. Wir Frauen erkennen uns selbst nicht mehr, es geht einem einfach alles auf den Wecker; ja so ist das eben. Egal was du machst, du machst es verkehrt.

    Also müsste man doch meinen, liebe Männer, lasst die Mädels einfach in Ruhe. Für einen Mann wäre dies logisch. Weit daneben! Das ist natürlich auch nicht das Richtige, weil wir Frauen dann denken, wir wären den Männern gleichgültig.

    Endlich in der dritten Woche angekommen – hoffentlich ohne größere Blessuren – ist wieder alles eitel Sonnenschein. Man kann wieder vieles mit den Damen machen, sie sind glücklich und zufrieden.

    Die vierte Woche. Wir treten jetzt in die Zeit des sogenannten Eisprungs (Wer nicht weiß, was das ist, bitte nachlesen) ein. Diese Woche variiert von Frau zu Frau sehr stark. Es kann durchaus sein, dass sie ein, zwei Tage gereizt ist, aber die restlichen Tage sind sehr explosiv. Alles pulsiert und wird um ein tausendfaches erregt. Schon die leiseste Berührung, der flüchtigste Blick lässt uns dahin schmelzen und beschert uns wirklich ausschweifende Gedanken. Tja, das wusstet ihr nicht, ist aber logisch. In dieser Zeit (für Leute, die im Biologieunterricht nicht aufgepasst haben) ist die Frau sehr ‚empfängnisbereit‘. Für alles! Und wer es noch genauer wissen will, fragt seinen Arzt oder Apotheker! Aber ich warne euch, die können ganz schön Verwirrung stiften mit ihren umständlichen Erklärungen.

    So, jetzt geht das ganze Spiel von vorne los. Also beobachtet das einmal, dann könnt ihr euch ein bisschen danach richten und ihr habt eine gute Beziehung!

    Was manchmal noch mitspielt, ist ganz klar das Alter. Ich finde, wenn man schon etwas Lebenserfahrung hat, nimmt man vieles gelassener hin als jüngere Frauen, weshalb mir nicht in den Schädel gehen will, warum sich manche Männer immer noch jüngere Frauen antun. Warum dieser Stress? Dabei sind doch Frauen ab einem gewissen Alter viel offener für alles. Wirklich für alles! Sie haben einfach viel mehr Spaß und wollen alles sehr intensiv erleben.

    Und liebe Männer, sofern dies hier doch einer lesen sollte, habe ich euch jetzt wenigstens etwas aufgeweckt? Nein! Natürlich nicht. Ich denke, das muss sowieso jeder für sich entscheiden. Mir persönlich ist das egal, war nur ein gut gemeinter Tipp. Kommen wir aber nun wieder zu unserer Geschichte – endlich. Ich schweife dauernd ab, aber mir wirbeln immer so viele Dinge im Kopf umher, dass ich kaum mit dem Schreiben nachkomme.

    Gibt es eigentlich ein Gerät, das meine Gedanken aufnehmen kann, so wie ein Tonband? Das brauche ich unbedingt.

    Ja dieser Mann, der Mary gerade musterte, machte sie ganz schön durcheinander. In ihrem ganzen Körper brizzelte es. Es fing in der Mitte an, da wo sich Männer und Frauen irgendwann immer treffen!!! Und strahlte in jede Richtung. Sie durfte sich das aber auf keinen Fall anmerken lassen, man war ja schließlich cool!

    Merken Männer eigentlich wenn man sie gut findet? Ihr könnt mir ja schreiben, das interessiert mich sehr für mein nächstes Buch. Dann kann ich auch die Sicht des Hauptdarstellers besser beschreiben.

    Da ja Mary nie schlechte Gedanken hatte, im Gegenteil, aus allem Schlechten entstand bei ihr etwas Gutes, meistens jedenfalls. Sie versteht sich mit Männern ganz gut, weil die meistens sagen was sie denken oder einfach ruhig sind. Sonne, Regen, Kälte oder Wärme, alles ist für irgendetwas gut.

    Mary war durch und durch Optimistin, weswegen sie dieser aufregenden Begegnung mit Freude entgegen schaute. Überhaupt wusste sie ja noch gar nicht, wie er tickt. Sie kannte ihn ja nur aus dem Internet als Leadsänger der Band, was er im Übrigen super gut drauf hat. Aber wie er privat so war, als Mensch, ohne seine Berühmtheit im Hintergrund, hatte sie keine Ahnung. Vielleicht ganz anders, als dies seine Augen und seine Körpersprache ausdrückten und Mary signalisierten. Nein, verdammt. Sie konnte nicht so voll daneben liegen, immerhin sang er auch sehr gefühlvolle Lieder.

    Tja, Lillys Bruder, das war so einer! Mary fand seinen Style sehr gut. Er hatte immer gewollt zerzauste Haare (out of bed-look), trug Turnschuhe oder Boots, Jeans oder Chinos, T-Shirt mit offenem Hemd darüber. Eine Lederkette und ein mehrfach gewickeltes Lederarmband machten den „Mister Lässig" perfekt. Er war sportlich muskulös, aber nicht zu übertrieben! Das kommt ansonsten nicht sehr gut an. Im Großen und Ganzen könnte man sagen, sie hatte hier einen Leckerbissen vor sich, den sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

    Zudem wäre ich auch neugierig, wie er riecht, das macht auch viel aus.

    Mary starrte erst auf seine Augen, die glaube ich blau sind, und dann auf seine Lippen, welche, wie Mary vermutete, sehr gut schmecken würden. Auch den Hals fand Mary bei Männern sehr erotisch, bei ihm war sowieso alles sehr anziehend. Aber sie musste sich jetzt zusammenreißen und sich nicht ständig ablenken lassen.

    „Ihr seid also wegen mir hier" sagte sie zu Lilly.

    „Soll ich dir auch etwas in mein Buch schreiben? Ach ich weiß schon was!" Mary nahm eins ihrer Bücher und einen Stift und schrieb:

    ‚Dies ist für Lilly, die mich heute aus der Menschenmasse gerettet und ihrem Bruder vorgestellt hat. Ich bin dir dankbar, dass ich euch kennenlernen durfte. Man trifft sich im Leben immer zweimal, und auf das zweite Mal freue ich mich besonders...

    PS: Bin fremd hier, was macht ihr heute Abend? Alles liebe, Mary‘.

    Lilly lachte laut, als sie ihr Buch entgegen nahm und die Widmung las. „Also wenn du willst, können wir heute Abend was zusammen unternehmen. Aber nur wenn du willst".

    „Oh, das ist ganz toll. Ich bin hier in vier bis fünf Stunden fertig – jetzt ist es elf Uhr – ist euch so gegen halb Vier recht?"

    „Na klar" sagte Lillys Bruder, der endlich auch mal etwas Regung zeigte. Mary nahm erst Lilly in den Arm und gab ihr ein Küsschen rechts und ein Küsschen links (das ist hier so üblich, wenn man jemanden mag) und dann ihren Bruder.

    „Ich freue mich sehr auf nachher, doch jetzt muss ich mich um mein Publikum kümmern. Wenn ihr möchtet, könnt ihr gerne noch hier bleiben. Ansonsten sehen wir uns später."

    Mary zitterte am ganzen Körper vor Anspannung, als sie sich von Lillys Bruder verabschiedete. Tausend Gedanken schwirrten ihr durch den hübschen Kopf. Ihre Fingerspitzen wurden ganz heiß, als sie ihn in den Arm nahm. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Hals. Und er roch hervorragend, um dies hier einmal zu erwähnen! Ihr ganzes Gesicht kitzelte wie von kleinen Stromschlägen, als sie seines berührte. Wie gerne hätte sie diese Lippen gekostet. Aber sie musste sich ja zusammenreißen!

    (Haben Männer auch Herzklopfen, wenn sie jemanden mögen?).

    Mary ging jetzt zu ihrem Signier-Tisch und grinste noch mal zu Lilly und ihrem Bruder herüber, bevor sie sich in die Unterschriftenschlacht stürzte.

    Lilly blieb noch einen kurzen Augenblick wie angewurzelt stehen und zupfte die ganze Zeit am Ärmel ihres Bruders herum, weil sie ihr Glück kaum fassen konnte. Als die Menschen auch ihn erkannten, verschwanden sie zur Hintertür und verließen das Buchgeschäft.

    Pünktlich um halb vier ließ sie der Türsteher wieder hinein. Mary war gerade mit dem Signieren des letzten Buches fertig geworden. Etwas abgeschlafft und müde begrüßte sie die beiden herzlich.

    „Ich hoffe, ihr könnt mich schnell zu einem Starbucks bringen, brauche jetzt unbedingt einen doppelten Espresso in einem Karamell-Frappucino. Das peppt mich immer wieder auf."

    Lillys Bruder (nennen wir ihn einfach Be, englisch ?bi:?, ausgesprochen nach phonetischer Lautschrift) sagte:

    „Also mir hilft da immer essen."

    Typisch Mann, Burger oder Bratwurst, aber was soll‘s, so sind wir alle nun mal!

    Rasch verließen die drei den Buchladen durch den Hinterausgang. Be, der jetzt gut drauf war, scherzte und lachte mit Mary, die gerade etwas müde wurde, aber trotzdem ganz gelassen mitmachte und keine Spur von Nervosität zeigte. Bei Starbucks genehmigte sie sich ihren Frappucino, der sie wieder aufweckte.

    „So, jetzt könnt ihr mir noch die Stadt zeigen. Lebt ihr auch hier oder außerhalb?"

    „Außerhalb sagte Be „in einer schönen Bucht, Musst du dir mal ansehen, wenn du Zeit hast.

    „Gerne erwiderte Mary „ich kann nicht genug sehen, ich muss immer alles in mich aufsaugen, das ist wie eine Sucht.

    Sie schlenderten durch viele Straßen und schauten sich die Gebäude an bis es dunkel wurde. Die drei verstanden sich immer besser, waren alle auf einer Wellenlänge.

    „Wie geht es dir, wenn du soviel in der Welt herumkommst? fragte Mary Be „das ist doch ein tolles Gefühl, diese ganzen Eindrücke zu erleben.

    „Ja, aber ich bin auch immer wieder froh, nach Hause zu kommen, damit ich alles verarbeiten kann. Du musst uns wirklich mal besuchen, es ist richtig schön bei uns. Also Lilly hat eine eigene Wohnung und ich ein Haus direkt an der Bay. Klein aber gemütlich, wie alles hier außerhalb der Stadt."

    „Mary, komm doch mit, dann können wir noch gemeinsam etwas essen gehen schlug Lilly vor. „Oder hast du ein Hotel in der Stadt gebucht?

    „Nein, habe ich nicht, das mache ich immer spontan, da ich nie weiß, wohin es mich zieht!"

    „Na dann zieht es dich eben jetzt zu mir. Ich habe ein Gästezimmer, da kannst du gerne übernachten, das ist gemütlicher wie die doofen Hotels! Die hasse ich immer, wenn ich unterwegs bin", sagte Be.

    „Wirklich? Ist das nicht umständlich?"

    „Nein, überhaupt nicht."

    „Also gut, ich freue mich! Wir müssen nur noch schnell meine Tasche im Laden holen, die habe ich dort deponiert."

    Die drei schlenderten zurück zum Laden, holten Marys Tasche und gingen zum Parkhaus, in dem Be seinen Ford Woody geparkt hatte. Das ist ein alter, amerikanischer Station Wagon aus den späten 50igern, bei dem der hintere Rahmenaufbau aus echtem Holz hergestellt ist, wunderschön anzusehen.

    „Oh, ich liebe dieses Auto sagte Mary total begeistert. „Lilly, darf ich bitte vorne sitzen, da kann ich alles besser sehen und das Auto genießen?

    „Na klar" sagte Lilly.

    Mary setzte sich auf die vordere Sitzbank des Woodys und sog den über die Jahrzehnte entstandenen, ganz eigenen Duft des Innenraums ein. Die Sitze waren aus herrlich dunkelrotem Originalleder, das Lenkrad aus mehrschichtigem Birnenholz gefertigt, neben dem auch die Handschaltung angebracht war. Strahlend schaute Mary zu Be und grinste über beide Backen.

    „Lass ihn endlich an" drängelte sie.

    Als er den Schlüssel umdrehte, blubberte der starke V8 Motor beeindruckend vor sich hin.

    „Ich wusste gar nicht, dass sich Frauen so für Autos begeistern können" wunderte sich Be.

    „Oh doch, ich schon. Wenn es die richtigen sind, mit der richtigen Ausstattung und Pflege, ist das sexy und cool".

    Er verzog seinen Mund zu einem kleinen Grinsen und blickte Mary interessiert an.

    Sie fuhren nun aus der Stadt in Richtung Küste.

    ‚Was für ein Tag! Und jetzt sitze ich neben einem netten, coolen Typen in einem tollen Wagen, besser kann’s nicht werden‘ dachte sich Mary.

    In dem Augenblick klingelte plötzlich Lillys Handy. Ihre Freundin Sophie fragte nach, ob sie noch Lust hätte, mit ihr und ein paar netten Jungs ins Kino zu gehen. Sie willigte sofort ein, da sie ja wusste, Mary würde noch ein paar Tage bleiben. Be setzte Lilly bei ihrer Wohnung ab und fuhr weiter zum Hafen.

    Sein Haus stand auf der anderen Seite der Bay die nur mit einer Fähre zu erreichen war, außer man nahm einen stundenlangen Umweg in Kauf. Während sie am Kai auf die Fähre warteten wurde das Wetter immer stürmischer. Der Himmel hatte sich mit schwarzen, dicken Wolken bezogen und der Wind wurde immer stärker. Mary zog ihre Jacke, die Mütze und den Schal an, weil es immer kälter wurde. Der Mond schaute ab und zu hinter den Wolken hervor, und man konnte erkennen, dass die Vollmondphase angebrochen war. Wie in einem Vampirfilm sah die Gegend jetzt aus.

    „Kann auf der Fähre nichts passieren bei dem starken Wind?" fragte Mary.

    „Nein, glaube ich nicht. Seit ich hier lebe, war noch nie etwas!" entgegnete Be.

    ‚Na wie beruhigend‘ dachte sich Mary.

    Trotzdem kann man dem Wetter nie trauen. Das ist einfach eine Naturgewalt, gegen die man völlig machtlos ist. Die Fähre legte an, die Rampe wurde herunter gelassen und die beiden fuhren hinüber und parkten den Woody. Sie holten sich einen Kaffee in der Cafeteria und setzten sich draußen auf das Deck. Es war zwar schon etwas dunkel und der Wind pfiff, aber Mary liebte die salzige Luft und die Freiheit hier auf Deck. Sie schauten gemeinsam auf die See während sie ihren Kaffee schlürften, lachten und sich angeregt unterhielten.

    Die Wolken wurden immer grauer und dicker.

    Da entdeckte Mary eine sich zu einer Art nach oben offenem Trichter bildende Wolke wie sie es nur aus Fernsehberichten kannte – ein Twister!

    ‚Oh, das kann nichts Gutes bedeuten, wenn der auf uns zukommt‘. Sie packte Be am Arm und zeigte auf den Twister.

    „Hast du so was hier schon einmal gesehen?"

    Er stand auf und Mary, krampfhaft an seinen Arm geklammert, ging mit ihm zur Reling am Heck der Fähre. Der Himmel war schwarz. Der Mond blitzte ab und zu durch die Wolken, als wolle er dieses Spektakel miterleben. Der Twister raste mit aller Macht auf die Fähre zu. Die Wellen wurden immer höher. Schätzungsweise hatten sie mittlerweile eine Höhe von zehn bis fünfzehn Metern erreicht. Das Schiff knarzte in sämtlichen Ecken, so als ob es gleich zerbersten wolle. Die Gischt des aufgewühlten Meeres peitsche Mary und Be mitten ins Gesicht. Viele Autos konnten dem großen Druck des Windes und dem starken Seegang nicht widerstehen und schlitterten trotz angezogener Handbremse auf dem Parkdeck wie wild hin und her. Die Menschen flohen so schnell sie konnten kreischend unter Deck, und versuchten sich irgendwo festzuhalten, so gut es eben ging. Es war ein grausam anzusehendes Spiel der Natur.

    Mary und Be standen immer noch wie erstarrt, festgeklammert an der Reling. Mary musste unwillkürlich an den Film ‚Titanic‘ denken. Ihr Kopfkino lief auf Hochtouren und sie erinnerte sich an die Bilder, als die Titanic unterging und sich die beiden Hauptdarsteller an der Heckreling festhielten während das Schiff wie ein eiserner Pfeil steil nach unten in die schäumende See glitt. Ihr Herz raste wie wild, und sie blickte sich verzweifelt nach einem sicheren Ort um, wobei sie sich fast sicher war, hier an Deck keinen zu finden.

    ‚Jetzt ist es vorbei‘ dachte sie. ‚Nein! Solange ich noch atme, kämpfe ich auch, ich gebe nie auf! Es gibt immer einen Plan B, C, oder sogar D. Wild entschlossen sah sie zu Be. Nach unten wollte sie auf gar keinen Fall gehen, das wäre fatal. Man wäre gefangen im eisigen Fjordwasser, falls das Schiff untergehen sollte. Just in diesem Augenblick schlug eine Welle unter den Bug und die Fähre bäumte sich auf, um diese zu bezwingen. Mary und Be sahen sich an und rannten gleichzeitig los, zwischen all den umher rutschenden Fahrzeugen hindurch weiter nach vorne, wo sie einen kleinen Eisenverschlag als Unterschlupf ausmachten. Wahrscheinlich war dort etwas gelagert worden, das sich durch die stark schlingernde Bewegung des Schiffes wohl verselbstständigt hatte. Mary kroch als erste in den Eisenverschlag, der auf der Hinterseite nicht ganz geschlossen war, sondern mit Stahlstäben versehen war. Sie nahm geistesgegenwärtig ihren Schal ab und band sich ihn um den Bauch. Das andere Ende band sie Be um, der sich vor sie gelegt hatte. Sie wollte das hier nicht alleine durchstehen und zu zweit hat man immer mehr Chancen wie alleine.

    Als die Fähre den Wellenkamm erreicht hatte und sich jetzt steil nach unten bewegte, nahm das Chaos seinen Lauf. Die Fahrzeuge, die sich im hinteren Bereich des Parkdecks befanden, rutschten alle nach vorne auf ihren Unterschlupf zu. Die beiden klammerten sich krampfhaft an den Stahlstäben fest. Wie zwei Heringe in der Dose lagen sie aufeinander gepresst in dem engen Käfig. Die Fahrzeuge krachten eines nach dem anderen gegen den Eisenkasten und türmten sich wie Legosteine übereinander. Gott sei Dank hielt der Käfig der Last der Autos stand.

    Das vom Sturm aufgewirbelte Wasser peitschte den beiden eiskalt in Gesicht und Augen, so dass sie kaum etwas erkennen konnten. Der Wirbelsturm hatte sie jetzt in seiner vollen Stärke erreicht. Es war, als ob sich Zeus und Poseidon einen erbitterten Kampf lieferten, bei dem keiner verlieren mochte. Der Twister kam jetzt direkt von vorne, richtete das Schiff am Bug langsam wieder auf, so dass die ganzen zusammengekeilten Fahrzeuge wieder nach hinten geschoben oder gleich ins Wasser geschleudert wurden. Mary und Be klammerten sich trotz fast gefühlloser Hände, verzweifelt an den Stahlstangen fest als das Schiff nahezu senkrecht im Wasser stand. Das Geräusch des Windes war ohrenbetäubend, das Wasser und der Regen fühlten sich an wie Peitschenhiebe. Sie hingen an ihren Stäben wie zwei Opfergaben, die das Meer gerade verschlingen wollte.

    Wer von den beiden zuerst abrutschte, kann keiner mehr sagen. Die Naturgewalt war so unbändig stark, dass keine menschliche Kraft ihrer hätte trotzen können. Sie trafen genau in dem Augenblick sehr unsanft auf der Wasseroberfläche auf, als der Sturm die ganze Fähre etwas nach links hob und somit derzeitig keine Gefahr (wenn man in dieser Situation die Dreistigkeit besitzt und das überhaupt so ausdrücken kann) darstellte. Mary und Be sanken wie zwei Sandsäcke in die Tiefe der eisigen See. Sie riss ihn immer tiefer mit sich, da die beiden aneinander gebunden waren. Aber die eisige Kälte des Wassers ließ sie kämpfen. Unbändige Kräfte wurden frei und sie arbeiteten sich Stück für Stück nach oben, wobei Be Mary immer wieder Hilfe leisten musste. Noch während des Auftauchens entledigte sich Mary Lederjacke, weil diese durch das viele Wasser immer schwerer wurde. An der Oberfläche angekommen, konnte sie gerade noch nach einer vorbei treibenden Holzplanke greifen, bevor Be von einer umherfliegenden Holzstange am Kopf getroffen wurde. Instinktiv ergriff sie ihn unter den Armen und hielt sich an der Planke fest.

    Sie war eine ausgezeichnete Schwimmerin, die das Wasser liebte und sich am liebsten unter Wasser bewegte, nur heute hielt sie dies für keine sehr gute Idee. Normalerweise sah sie Wasser als ihren Verbündeten an, aber augenblicklich wurde ihre Sichtweise doch auf eine sehr harte Probe gestellt. Trotzdem verspürte sie aber keine Angst.

    Damit sie Be nicht verlor, der durch den Schlag mit der Stange ohnmächtig geworden war, schob sie ihre Hand durch eine kleine Öffnung in der Planke, damit sie besseren Halt hatte. Sie brauchte ihn bei diesem Wellengang, weil ihr Be sonst zu schwer werden würde. Mary umklammerte seinen Oberkörper mit ihrem rechten Arm und mit der Hand ergriff sie seinen Gürtel – so konnte sie ihn besser halten.

    Die Wellen trieben sie ganz langsam vom Ort des Geschehens fort. Die Fähre hatte sich nahezu ohne Fahrzeuge an Bord wieder stabilisieren können und trieb immer weiter aufs offene Meer hinaus.

    ‚Oh Mann, dass mir das jetzt hier passiert hätte ich nicht gedacht‘ sinnierte Mary. ‚Es fühlt sich ganz anders an, als wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und eine Geschichte schreibe. Was ist, wenn ich keine Kraft mehr habe um uns über Wasser zu halten? Aber die Helden in Büchern schaffen es immer und immer wieder. Außer in Filmen, die realistisch sein sollen, da sterben sie! Schrecklich. Die hasse ich, die kann man doch nicht mögen, oder? Da käme jetzt vielleicht ein Riesenfisch aus der tiefen, schwarzen See, reißt sein Maul auf und zerfetzt uns erst die Beine, dann Arme und später den Rest von uns. Auf jeden Fall geht es so langsam, damit man die Schmerzen noch richtig mitbekommt. Und zum Schluss zeigen sie dann die ruhige See, wo nur noch ein Auge von dir herumschwimmt. Oder sie meinen es gut, und es schwimmt noch ein zweites herum, dann können sie vereint untergehen. Zum Zeichen, dass sie sich gefunden haben. Grausige Vorstellung, oder?‘

    Marys Gedanken sprangen wieder hin und her. Ihr war kalt, unheimlich kalt sogar, aber die Vorstellung, was alles noch passieren könnte, ließ sie noch mehr Gänsehaut bekommen.

    ‚Wenn ich so weitermache kann man mich als Schmirgelpapier verwenden und vor lauter Gänsehaut die Planke glatt polieren‘.

    Ihre linke Hand schmerzte immer mehr, denn die Öffnung in der Planke hatte spitze Holzsplitter, die sich in die Hand bohrten und tiefe Risse hinterließen. Blut floss heraus und verschmolz mit dem Seewasser. Zudem taten ihr alle Körperteile weh, auch dort wo sie dachte, hier kann man keinen Schmerz empfinden. Sie konnte nicht einordnen, ob etwas Schlimmeres dabei war, da das Wasser alles schön kühl hielt.

    Das war das Gute an eiskaltem Wasser, alles wird schockgefroren, man merkt absolut nichts! In wärmeren Gefilden, der Wüste oder so, würde man wie verrückt schwitzen und die Herzfrequenz würde das Blut aus irgendeiner kaputten Stelle herausquellen lassen. Mit jedem Pulsschlag ein Viertele weniger Blut. Wie süß. Nicht? Dabei schmeckt Rotwein viel besser als Blut. Außer man kommt von Transsylvanien (Was übrigens nicht die Geburtsstätte von Vampiren ist, habe ich gelesen, stimmt das?)

    P.S. Ich bin das Buch im Buch, Geschichten ausdenken kann ich am Besten. Zu jeder Tageszeit an jedem Ort, in jedem Land. Ich bin das, was ich bin, eine Geschichte, welche sich immer wieder neu erfindet. Ich bin ich. Ich lebe mich selbst.

    Der rechte Arm, der Be fest umschlungen hielt, fühlte sich schon an wie ein eisiger Klumpen. Nahezu steif und kalt, ja fast gefühllos. Aber da musste sie durch, so konnte sie Be wenigstens nicht verlieren. Mittlerweile hatte er auch einiges von seinem doch sehr attraktiven Erscheinungsbild einbüßen müssen und hing da wie

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