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Ein Mann für meine Mama
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eBook126 Seiten1 Stunde

Ein Mann für meine Mama

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Über dieses E-Book

Der einzige Mann in Illas Leben ist drei Jahre alt. Das soll sich ändern. Denn irgendwann möchte man mehr als Gespräche über Kräne und Bagger. Also antwortet Illa auf die Kontaktanzeige von "Mondgesicht". Aus einer E-Mail werden viele. Doch ist sie wirklich bereit, etwas Neues zu beginnen oder hängt sie etwa doch noch an Lukas' unzuverlässigem Vater Stefan, der immer wieder auftaucht? Und was ist eigentlich mit dem neuen Nachbarn, der Illa ständig in peinliche Situationen bringt? Aber vor allem: Kann sich Illa überhaupt noch an die Regeln für Dates erinnern?
Eine romantische Komödie, die gute Laune macht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Dez. 2012
ISBN9783847624677
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    Buchvorschau

    Ein Mann für meine Mama - Julia Wohlgemuth

    1

    Für einen Moment herrschte himmlische Ruhe. Ich atmete langsam aus und spürte, wie sich mein angespannter Körper in seine natürliche Form zurückbegab und die Hose im Bauchbereich wieder eng saß, dieses kleine bisschen zu eng, das man sich aus Eitelkeit nicht gern eingesteht, wenn man neue Hosen kauft und eigentlich und vernünftigerweise die nächste Größe kaufen sollte, so wie ich das immer mache. Dann setzte das Schreien wieder ein, falls dies möglich war um einige Dezibel lauter.

    ABER ICH WIHILL DIE, schluchzendes Luftholen und noch einmal etwas lauter SCHOKOLADE.

    Mein Sohn Lukas stand mit hochrotem Gesicht vor dem Schokoladenregal und deutete auf einen Schokoriegel mit einer fröhlichen Comicfigur auf der Verpackung. So viel Heiterkeit wünschte ich mir in diesem Moment auch. Leider bin ich nicht eine von diesen supertollen, verständnisvollen Muttis, die ganz auf Ausdiskutieren mit dem Kind setzen. Sonst hätte ich mich in diesem Augenblick neben meinen Sohn auf den Gang gesetzt (denn selbstverständlich wäre es mir als supertolle Mutti ganz egal, was andere Leute von mir denken), hätte ihm direkt in die Augen geblickt und gesagt Lieber Lukas, du kannst jetzt die Schokolade nicht bekommen, denn wir werden in 30 Minuten zu Abend essen und außerdem sind Süßigkeiten gar nicht gut für deine Zähne. Und selbstverständlich hätte Lukas daraufhin sofort zu weinen aufgehört und hätte gesagt Na klar, da hast du recht Mami. Aber vielleicht kann ich ja wenigstens schon mal einen supergesunden Apfel essen.

    Da die Erfahrung mich jedoch gelehrt hatte, dass Diskussionen mit meinem Sohn nur einen Verlierer kannten und dass das die Person mit den meisten grauen Haaren von uns beiden war, meine Toleranzgrenze nach einem langen Arbeitstag extrem niedrig und es mir durchaus nicht egal war, was meine Mitmenschen von mir dachten, versuchte ich es zunächst mit einem strengen Nein. Erwartungsgemäß hatte dies jedoch den gleichen Effekt wie Blumen bei einem Regenguss zu gießen, nämlich überhaupt keinen und man könnte es ebenso gut lassen. Als Nächstes versuchte ich es mit Ignorieren. Eine Technik, die für den Erfolg gute Nerven und ein bisschen Zeit voraussetzte. Beides hatte ich in diesem Moment nicht und als ich auch noch Frau Kling um die Ecke biegen sah, entschloss ich mich schnellstens zu Schritt Drei der Wutanfallsbekämpfung: nachgeben. Pädagogisch natürlich völlig falsch und selbstverständlich würde es ohne einen Zweifel dazu führen, dass mein Kind ein kleiner Tyrann würde, der spätestens mit fünf Jahren Angst und Schrecken unter Kindergärtnerinnen verbreiten würde und mit 11 dem Jugendrichter erklären würde Aber meine Mutter hat mir immer Schokolade gegeben. Schließlich hatte ich genug Erziehungsratgeber gelesen, um das zu wissen. Aber ich bin mir sicher, dass alle Autoren von Erziehungsratgebern Frau Kling nicht kannten.

    Eigentlich hieß Frau Kling Frau Müller aber wir nannten sie Frau Kling nach Else Kling aus der Lindenstraße, da sie deren Eigenschaften Klatschsucht und übergroßes Interesse an den Angelegenheiten anderer Menschen bis zur Perfektion beherrschte. Sie wohnte mit ihrem Mann in der Parterrewohnung des Hauses, in dem auch Lukas und ich eine Wohnung mieteten. Denn Leute wie Frau Kling wohnen ja immer in der Parterrewohnung, wie sollten sie sonst alle Bewegungen im Haus mitbekommen. Ich verspürte gelegentlich Mitleid mit ihrem Mann, von dem ich noch nie mehr als ein Guten Tag gehört hatte, denn ich stellte mir vor, dass er selten Gelegenheit hatte, mehr als ein Guten Tag zu sagen. Aber vielleicht kam ich nur zu diesem Schluss, da er mich an meinen Vater erinnerte, der wiederum selten in mehr als Zwei-Wort-Sätzen kommunizierte.

    Ich gab Lukas den begehrten Schokoriegel, was ihn augenblicklich verstummen ließ, schnappte ihn mir und setzte ihn in den Einkaufswagen, was er, in Anbetracht der Süßigkeit in seiner Hand, willig über sich ergehen ließ. Zügig bewegte ich nun den Wagen weiter und wollte, Eile vortäuschend, mit einem kurzen Nicken in Frau Klings Richtung zur Kasse oder irgendwohin, jedenfalls weit weg von unserer neugierigen Nachbarin. Doch es war zu spät. Frau Kling war offensichtlich in ganz besonders klatschsüchtiger Laune und ließ sich auch nicht von meinem schnellen Schritt oder zugegeben vorgetäuschter Hektik abhalten, mir ein Gespräch aufzudrängen.

    Ach die Frau Hasemann.

    Notgedrungen blieb ich stehen. Hallo Frau Müller.

    Ich war nur froh, dass Lukas ganz mit seinem Schokoriegel beschäftigt war und deshalb Frau Kling ignorierte. Nachdem er sie vor einigen Wochen mit Frau Kling angesprochen hatte und auf ihre Berichtigung hin insistierte Mama sagt immer Kling, war ich sehr vorsichtig geworden, was ich in Gegenwart von Lukas sagte (denn Frau Kling waren noch einige der schmeichelhafteren Dinge, die mir durch den Kopf gingen und gelegentlich auch aus meinem Mund kamen) und versuchte nun stets Lukas abzulenken, wenn wir Leute wie Frau Kling auf der Straße trafen.

    Und der kleine Lukas. Ich hab dich schon vom anderen Ende des Supermarktes gehört. Lukas muffelte weiter an seiner Schokolade und es war ihm offensichtlich völlig egal, ob sie oder der Rest der Menschheit in Honolulu oder sonst wo ihn gehört hatten. Ich brachte ein kurzes falsches Lächeln zustande in der Hoffnung, dass das Thema damit abgehakt sei. Aber nichts da. Und dabei bist du doch schon so ein großer Junge. Wenn du so weitermachst, tanzt du deiner Mutti bald auf dem Kopf rum. Und Schokolade ist gar nicht gut für deine Zähne und dann musst du zum Zahnarzt und der tut dir ganz sehr weh.

    Wenn man sich regelmäßig die Zähne putzt, dann schadet Schokolade den Zähnen gar nicht und hören Sie gefälligst auf, meinem Sohn Angst vorm Zahnarzt zu machen und überhaupt geht Sie das gar nichts an Sie alte Kuh mit ihrem großen Gebiss, da bekommt ja der Wolf aus Rotkäppchen noch Angst davor. Nein, das habe ich natürlich nicht gesagt. Das hätte ich zwar sehr gern, aber ich bin, wie erwähnt, nicht immun gegen die Meinung meiner Mitmenschen. Eine Charaktereigenschaft, die mir gepaart mit meinem ebenfalls nervenden Drang, mich bei anderen Menschen beliebt machen zu wollen, egal ob ich sie leiden kann oder nicht, schon so manche Stunde bei langweiligen Gesprächen, Konzertbesuchen, Filmen, Partys etc. beschert hat. Ich ließ es daher mit einem weiteren kurzen angedeuteten Lächeln bewenden und schickte mich an, nun endgültig meinen Wagen weiterzuschieben. Aber Frau Kling war offensichtlich noch nicht fertig.

    Haben Sie schon unsere neuen Nachbarn kennengelernt?

    Neue Nachbarn? Na das waren ja wirklich mal interessante Neuigkeiten, die sie zu verbreiten hatte. Nein, habe ich nicht. Und Sie? Selbstverständlich wusste ich, dass die Antwort Ja sein würde. An Frau Müller-Kling kam keiner vorbei.

    Ein Paar ohne Kinder anscheinend. Die räumen schon den ganzen Tag Umzugskisten rein. Und sie fahren einen Porsche. Frau Kling sprach das letzte Wort mit größter Verachtung aus. Die Frau scheint nicht sehr nett zu sein, gegrüßt hat sie schon mal gar nicht und sie kam vorhin mit ihrem Auto angerast, dass sie fast meinen armen Eberhard umgefahren hätte. Also ich weiß ja nicht, ob die bei uns reinpassen werden.

    Schade, ein anderes Kind im Haus wäre schön gewesen für Lukas. Wir wohnten in einer hübschen kleinen Altbauwohnung nicht zu weit vom Leipziger Stadtzentrum entfernt. Außer Frau Kling und uns wohnten nur noch andere Erwachsene im Haus, die sehr viel zu arbeiten schienen, weshalb ich die meisten gar nicht kannte. Der Grund, warum wir uns die Wohnung überhaupt leisten konnten, war die Lage im Dachgeschoss, da es erstens keinen Lift gab und zweitens das Dach trotz Sanierung schlecht isoliert war, weshalb es im Winter recht kalt und im Sommer schnell zu heiß wurde. Aber bis auf diese Nachteile liebte ich mein kleines Reich, in dem ich schon gewohnt hatte, bevor es Lukas gab. Man hatte einen herrlichen Blick über die Innenstadt vom Neuen Rathaus bis zum Uniriesen.

    Nach meinem wöchentlichen Einkauf hatte ich jedoch regelmäßig den Wunsch umzuziehen. So auch heute. Nachdem Frau Kling uns noch bereitwillig mit allen Informationen über unsere neuen Nachbarn versorgt hatte (es waren nicht viele, es sei denn man wäre an der Anzahl und Größe der Umzugskartons interessiert, ich war es nicht), waren wir ihr und dem Supermarkt endlich entkommen. Wir waren mit meinem Rad durch Schneematschwetter nach Hause gefahren, immer darauf bedacht nicht auszurutschen (ein diesbezüglicher Unfall vor einigen Wintern, der mit einer zerrissenen Hose geendet hatte, die zudem noch neu gewesen war, hatte mich in der Hinsicht sehr vorsichtig werden lassen; das Ganze war auf dem Weg zu einer ersten Verabredung passiert und ich bin bis heute überzeugt, dass es nur daran lag, dass es zu keiner zweiten Verabredung kam, doch das ist eine andere Geschichte). Der erwähnte Porsche parkte direkt vor der Hintertür, die ich für mein Fahrrad benutzten musste, denn leider war mit der letzten Sanierung unser

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