Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Saunamörder
Der Saunamörder
Der Saunamörder
eBook232 Seiten3 Stunden

Der Saunamörder

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Im Großraum Köln werden mehrere Morde und Mordversuche in Wellnessoasen begangen. Eine weitere Tat in Bergisch Gladbach ist angekündigt. Der ältere, murrige Polizist Horst Feld und seine junge, kesse Kollegin Astrid Stein erhalten den Auftrag, diese Tat in der Sauna zu verhindern. Der prüde Horst fühlt sich bei diesem Einsatz wenig komfortabel. Die lockere Astrid führt ihn immer wieder genüsslich vor.
Aber bereits nach kurzer Zeit gerät Astrid in akute Lebensgefahr und wird selber zum Ziel. Immer neue Ereignisse machen Horst und Astrid zu Getriebenen. Was zunächst wie eine brutale Erpressung aussieht, stellt sich als Drama aus verbotener Liebe, Hass und Gier heraus. Schließlich drehen die Polizisten den Spieß um.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum4. Mai 2017
ISBN9783745076066
Der Saunamörder
Autor

Bernward Salomon

Ich wurde im Bergischen Land geboren. Nach dem abgeschlossenen Studium der Nachrichtentechnik arbeitete ich viele Jahre als Ingenieur und Manager. Schreiben war mein Hobby. Freunde und Familie legten mir 2016 nahe, Bücher zu veröffentlichen. So erschienen spannende, aber dennoch humorvolle Krimis (DER SAUNAMÖRDER, IM AUGE DES MILANS, Tot! Tot? Mausetot) sowie der Action-Thriller BUGSTOP-WÄCHTER DER WELT für Erwachsene. Mir liegt viel daran, Kinder an das Mitmachen und Vorlesen heranzuführen. PETER UND WIND entstand gemeinsam mit meinen Söhnen. MURMELIS ADVENTSKALENDER schrieb ich für meine Enkel.

Mehr von Bernward Salomon lesen

Ähnlich wie Der Saunamörder

Ähnliche E-Books

Krimi-Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Der Saunamörder

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Saunamörder - Bernward Salomon

    Die Strafe

    Ein großes Verwaltungsgebäude in Köln. Ein langer von Leuchtstofflampen erleuchteter Flur mit raufaser-weißen Wänden. Links und rechts Milchglastüren, die die dahinter liegenden Büros vor Einblicken schützen. Gelegentlich öffnet sich eine Tür, jemand betritt den Flur und verschwindet stumm einige Türen weiter in einem anderen Büro. Manchmal gehen zwei Türen nahezu zeitgleich auf und die Personen treffen sich auf dem Flur. Dann kann es geschehen, dass man ein halblautes »Guten Morgen« oder »Wie geht’s?« hört. Und wieder verschwinden sie in irgendeinem Büro. Kurz darauf kehrt wieder Ruhe auf dem Flur ein. An einem Ende des Flurs befindet sich die Eingangstüre aus dem Treppenhaus, die sich fast lautlos elektromechanisch öffnet, wenn jemand sie passieren will.

    Genau das geschieht jetzt. Von draußen betritt ein etwa 1,70 Meter großer, korpulenter Mittvierziger den von Leuchtstofflampen erleuchteten Flur. Seine dunklen Haare sind von grauen Ansätzen durchzogen. Mürrisch schaut er aus. In der Hand hält er einen Zettel, auf welchen er schaut. »Herbst, Dr. Herbst. Was für ein Name?«, brummelt er vor sich hin. Plötzlich öffnet sich neben ihm eine von jenen Milchglastüren und ein junger Mann betritt den Flur. Laut und deutlich fragt er diesen: »Entschuldigen sie! Können sie mir sagen, wo ich Dr. Herbst finde?«.

    Aufgeschreckt, aber dennoch leise, kommt ein: »Oh! ... Eh! … Ja! … Ganz am Ende des Flurs rechts ist der Anmelderaum!«  Fast mitleidig verschwindet der junge Mann wieder hinter einer jener Milchglastüren. Das »Danke!« hat er wohl nicht mehr richtig gehört.

    Tür für Tür nähert sich der Mann dem Ende des Flurs: »Ah! Da ist es!«

    In einer Nische ohne Glastür befindet sich eine etwa drei Meter breite Holzbank. Über dieser hängt ein Schild mit der Aufschrift „Disziplinaraufsicht! Wartezimmer Dr. Herbst. Bitte nehmen sie Platz! Sie werden aufgerufen!". Mit einem gewissen Humor könnte man vom Sünderbänkchen reden. Aber der Gesichtsausdruck des Mannes lässt jeden Humor unwahrscheinlich erscheinen. Mit knurriger Miene nimmt er mitten auf der Bank Platz. Das Knarren des Holzes gibt ein  Gefühl für das Gewicht des Mannes. Ein leichtes Durchschnaufen lässt vermuten, dass Sport nicht zu seinen bevorzugten Hobbies gehört. Er stützt seine Arme auf die Knie und schaut auf seinen Zettel: »8:30 Uhr! Na Ja! Da habe ich ja noch ein paar Minuten!«.

    Während dessen nähern sich schnellen Schrittes Damenschuhe. Das Klack, Klack auf dem harten Fliesenboden lässt auf hochhackige Schuhe schließen.

    »Das passt so gar nicht zu den Bürohuschen mit ihren Ökopantoffeln!«,  brummelt der Dicke leise vor sich hin. Kaum hat er das gesagt, biegt das Klack, Klack um die Ecke. Ganz langsam fährt sein Blick nach oben. Oberhalb der hochhackigen Schuhe erblickt er eine eng anliegende, hellblaue Hose, welche die schlanken Beine bedeckt. Über dem modischen Gürtel erscheint eine verzierte weiße Bluse in der offensichtlich Bewegtes verpackt ist. Auf der Bluse flattert mittelblondes Haar, was zu einem hübschen Gesicht mit braunen Augen und einer kleinen Stupsnase gehört. Sein scannender Blick schätzt Mitte Dreißig. Dieser Blick trifft auf einen kräftigen Return.

    »Na Alterchen! Lange her, dass du mal so ein Fahrgestell bewundern durftest. Tu dir keinen Zwang an, aber rutsch mal ein Stück, damit ich auch sitzen kann!«.

    Vollkommen perplex von diesem Volley – Return rutscht er zur Seite, bevor er sich wieder im Griff hat.

    »Mir ist nicht bekannt, dass wir uns duzen! Offensichtlich hat dieser horizontale, rot bemalte Körperteil in ihrem Gesicht gerade eine kleine Funktionsstörung!«

    … Bevor auch nur irgendein weiterer Satz gesprochen werden kann, öffnet sich auf der anderen Seite des Flurs die Tür. Es erscheint eine eher hagere Endfünfzigerin, die von ihrem Look und von ihrer Aura einfach Frau Dr. Herbst sein muss.

    »Herr Feld, Frau Stein, ich sehe, sie haben sich bereits ein wenig kennengelernt! Mein Name ist Herbst und ich leite die Disziplinarkommission. Kommen sie bitte in mein Büro!«.

    »Dachte ich mir doch. Der Name ist Programm!«, brummelt der Dicke sehr leise vor sich hin.

    Mit noch strengerem Blick zeigt sie in ihr Büro: »Bitte nehmen sie beide Platz!«

    Der Blick, die Gestik, das Aussehen zeigen glasklar, dass der Titel „Humorloseste Kölnerin" fest vergeben ist. Während sich beide hinsetzen, verschließt sich hinter ihnen die Tür. Frau Dr. Herbst geht um ihren Schreibtisch, setzt sich auf ihren großen Stuhl mit kräftigem Ledersitz, setzt ihre Lesebrille auf, die sie an einer Kette um den Hals trägt, öffnet eine vor ihr liegende Büromappe, liest oberflächlich in ihr, hebt den Kopf und setzt die Lesebrille mit strengem Blick ab.

    »Tja! Wie ich sehe, sind sie beide nicht das erste Mal vor einer Disziplinarkommission. Aber diesmal haben sie ihre Bögen überspannt. Herr Feld, wiederholt ignorierten sie gesetzliche Vorschriften und sind im vorliegenden Fall ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss in ein Haus eingedrungen. Weiterhin haben sie versucht einen BKA-Beamten zu bestechen, um an Verschlusssachen auf kleinem Dienstweg zu gelangen. Aber als Sahnehäubchen oben drauf beschimpfen sie die Ehefrau des Innenministers als … ich zitiere „Eitle Zicke, die sich aus den Ermittlungen des Landeskriminalamt heraushalten soll". Lediglich dem Umstand, dass sich der Mörder im Freundeskreis des Ministers befand und Diskretion erwünscht war, verdanken sie, dass sie überhaupt noch im Polizeidienst sind. Haben sie dazu irgendetwas zu sagen?«

    Der korpulente Mann will gerade den Mund zu einer Erwiderung öffnen, da wendet sich die Humorlose an die Klack Klack.

    »Und sie Frau Stein. Alleine in diesem Jahr haben sie drei Dienstwagen dem Autoverwerter zugeführt. So nebenbei haben sie einem – zugegebenen etwas ungehobelten – Kollegen den Kiefer gebrochen.

    OK! Sie haben einen Zuhälterring gesprengt. Das ist für eine Frau Mitte Dreißig durchaus bemerkenswert. Aber, dass sie den Oberstaatsanwalt bei der nicht schnellen Erteilung eines Haftbefehls … ich zitiere … „Einen schlafmützigen Schreibtischtäter mit Hang zum Narzissmus" beschimpft haben, sprengt jede Verhältnismäßigkeit.«

    Reflexartig öffnet sich der rot bemalte Körperteil. »Aber das stimmt doch!«

    »Kein Aber! … Ihre auch heute demonstrierte Uneinsichtigkeit untermauert meinen Beschluss, dass sie beide mit heutigem Datum in den Streifendienst versetzt sind. Entsprechende Planstellen in der Eifel sind seit längerem unbesetzt. Bitte melden sie sich bei dieser Wache. Ich habe sie entsprechend angekündigt. Guten Tag!«

    Frau Dr. Herbst drückt beiden ihr Versetzungsschreiben in die Hand, erhebt sich und bedeutet beiden den Weg zur Tür.

    In diesem Moment öffnet sich die Tür von außen. Es betritt ein elegant gekleideter Mann mittleren Alters etwas hinter Atem den Raum.

    »Geschätzte Kollegin! Bitte entschuldigen sie mein verspätetes Erscheinen. Ich habe eben erst von diesem Termin und ihrem Beschluss erfahren! Beide Beamte sind unbestritten ausgesprochen undiszipliniert. Anderseits sind sie außerordentlich erfolgreich. Ich möchte daher einen Vorschlag für eine letzte Chance unterbreiten. Ich habe da zwei kritische Mordfälle, bei denen einiges auf eine Serie hindeutet. Ich benötige zwei erfahrene Beamte für eine ungewöhnliche Observation, bei der diesen allerdings einiges zugemutet wird. Da beide andererseits der Polizei einiges zugemutet haben, könnte ich mir eine Art Wiedergutmachung vorstellen.«

    »Geschätzter Kollege Polizeipräsident! … Nein! Nein! … Sie wissen doch, dass solche Angebote rechtlich unzulässig sind, da sie eine Art beruflichen Zwang zur Grundlage haben.«

    Da meldet sich der korpulente Herr Feld.

    »Frau Dr. Herbst. Ich habe hier von einem interessanten Fall gehört. Nicht war Frau Stein?«, geht der Blick in Richtung Klack Klack, welche zustimmend nickt.

    »Kann es sein, dass in der Akte nicht doch letzte Ermahnung stand, was auf keinen Zwang hinauslaufen würde?«

    Der Polizeipräsident wirft einen um Güte bittenden, fragenden Blick in Richtung von Frau Dr. Herbst.

    »Hmmh …Herr Kollege, wie ich sie kenne, fragen sie nur aus gewichtigem Grund und werden die disziplinarischen Aspekte im Auge behalten. Vielleicht hat mein Sekretariat nur einen kleinen verzeihlichen Fehler beim Aktenübertrag gemacht«, entgegnet sie mit eher wohlwollendem Blick in die Akten.

    Dankend nickend antwortet er: »Sie können sicher sein, dass es auch mir ein Anliegen ist, Disziplin bei der Kriminalpolizei zu wahren und zu fördern.«

    Während beide Delinquenten augenscheinlich erleichtert das Büro verlassen, wirft der Polizeipräsident unbeobachtet einen fast schmunzelnden Blick zu Frau Dr. Herbst, die seinen Blick eher zufrieden erwidert.

    »Herr Feld, Frau Stein, bitte folgen sie mir in mein Büro!«

    Zielstrebig bewegt sich der Polizeipräsident über den langen, von Leuchtstofflampen erhellten Flur in Richtung Aufzug.

    Freundlich und höflich gestikulierend bittet er Frau Stein als erste den Aufzug zu betreten: »Erlauben sie mir nach dieser kleinen sportlichen Einlage, dass wir den Aufzug nehmen, obwohl mein Büro nur eine Etage höher liegt?« Noch bevor Herr Feld den Aufzug betreten kann, huscht der Polizeipräsident in den unpersönlichen Kubus. Immer noch grummelig, folgt schließlich der kleine Dicke, während er die Aufforderung erhält, den Knopf für die nächste Etage zu drücken. Auch ohne verbalen Kommentar ist das hämische Grinsen von Klack Klack ausreichend herablassend und provozierend.

    »Nehmen sie Platz«, weist der Polizeipräsident die beiden in seinem Büro an. »Wie ich bereits bei meiner geschätzten Kollegin Herbst erwähnte, müssen wir, nach den bisherigen Ermittlungen, von einer potentiellen Serie ausgehen.

    Vor vierzehn Tagen wurde in dem viel besuchten Wellness Center SI-RELAX in Siegburg eine junge Frau tot in einer Sauna aufgefunden. Wir gingen am Anfang von einem Unfall mit Organversagen aus, nachdem sie in der Sauna eingeschlafen war. Bitte werfen sie einen Blick in die Akte. Dort finden sie einige Fotos. Es fiel zunächst nicht auf, dass die Frau mit verschränkten Armen ihren Bauchnabel abdeckte und die Beine überkreuzte. Es sah nach entspanntem Schwitzen aus.

    In der vergangenen Woche hatten wir dann in der nächsten Saunalandschaft, im SPA-SPO in Leverkusen einen Todesfall einer Frau mittleren Alters. Auch bei dieser waren die Hände über dem Bauchnabel verschränkt und ihre Beine waren überkreuzt.

    Seit vorgestern müssen wir von einer akuten Serie ausgehen.

    Vom COCI SPA in Köln wurden wir informiert, dass eine dritte Frau, ebenfalls mittleren Alters, plötzlich von einer sehr starken Müdigkeit befallen wurde und eingeschlafen ist. Irgendein Gift hatte sie offensichtlich betäubt.

    Nur durch einen Zufall ist die Frau einem anderen Gast aufgefallen. Glücklicherweise konnte sie gerettet werden.

    Da die beiden vorangegangenen Fälle bei den großen Saunabetreibern ohne Öffentlichkeit bekannt geworden waren, wurden wir eingeschaltet.

    Wir wissen bis heute nicht, wie sie das Gift zu sich genommen haben. Die üblicherweise bereit stehenden Wasserbehälter und weggeworfenen Plastikbecher wiesen keine Auffälligkeit auf.

    Gestern Nachmittag ging beim TROPI GL in Bergisch Gladbach ein anonymer Anruf ein. Eine stark verstellte Stimme kündigte den nächsten Toten an. Es gab aber weder Forderungen, noch sonstige Instruktionen. Wir tappen völlig im Dunkeln.

    Und  nun zu ihrem Einsatz. Wir möchten sie bereits ab heute als verdeckte Ermittler im TROPI GL einsetzen. Wie sie sich vorstellen können, geht das nur, wenn sie sich nicht von den anderen Gästen unterscheiden. Vielleicht verstehen sie jetzt, was ich in dem Gespräch mit meiner geschätzten Kollegin Dr. Herbst als Zumutung bezeichnete.«

    Kaum sind die letzten Sätze ausgesprochen, da verändern sich die Gesichtsausdrücke. Während der kleine Muffel den Eindruck macht, als ob man ihm bei der Bundeswehrmusterung etwas rektal eingeführt hätte, zeigen die Gesichtsausdrücke bei Klack Klack einen Anflug von Erleichterung, dass nichts Schlimmeres zugemutet wird.

    »Wir haben der Geschäftsführung mitgeteilt, dass wir ab Mittag verdeckt ermitteln werden. Wir haben sie aber nicht persönlich benannt und werden sie auch nicht vorstellen. Haben sie noch irgendwelche Fragen?«

    Bevor der verdutzte Knubbel das Ende des tiefen Luftholens erreicht hat, um etwas zu sagen, erhebt sich der Polizeidirektor, reicht beiden die Hand und begleitet sie zur Tür.

    »Ich wünsche ihnen viel Erfolg und bitte bewahren sie im Interesse der Gäste Diskretion! Der Erfolg hängt nun von ihnen ab!«

    Als die Tür sich hinter beiden schließt, bleiben beide erst einmal perplex stehen, um zu verinnerlichen, was sie da für einen Auftrag erhalten haben. Wie nicht anders zu erwarten war, bewegt sich als erstes das rot geschminkte Organ in der Mitte des weiblichen Gesichts: »Hätte schlimmer kommen können! Stellen sie sich vor, wir hätten die Morde in Swinger Clubs! Auf geht’s! Ich werde so gegen 13:00 Uhr vor Ort sein. Ich hoffe sie kommen nicht viel später.«

    Sagt es, dreht sich um und klack klack verschwindet die hellblaue Hose mit bewegter weißer Bluse im Aufzug.

    Feld steht immer noch sprachlos vor der Tür und brummelt vor sich hin: »Ich, Sauna, schwitzen, nackt,… ich fasse es nicht!« Es ist offensichtlich, dass die Phase des Schwitzens bei dem kleinen korpulenten Mittvierziger bereits vorzeitig eingesetzt hat.

    Der erste Schweiß

    Wenige Stunden später fährt ein unscheinbarer grauer Mittelklassewagen auf einen Besucherparkplatz. Er hält unter einem der vielen Bäume, die die Parkbuchten beschatten sollen. Als das Motorgeräusch verklungen ist, öffnet sich die Fahrertür. Ein wenig großer Mann in einem blauen Trainingsanzug, dessen weiße Zierstreifen auch schon bessere Jahre gesehen haben, steigt aus. Er öffnet den Kofferraum und holt eine große Fußballtasche hervor. Die grummelige Miene des Mannes erweckt den untrüglichen Eindruck, dass er Entspannung benötigt. Den Kopf leicht nach vorne geneigt und den Blick auf den Fußweg gerichtet, geht er wenig überhastet zum Eingang eines großen Gebäudekomplexes. Zwischen kräftigen Stahlträgern befinden sich riesige, nur leicht abgedunkelte Glasflächen. Über dem Eingang leuchtet in übergroßen grünen und gelben Buchstaben der Schriftzug TROPI GL.

    Als der Mann sich dem Eingang nähert, öffnet sich eine Schiebetür zu einer Klimaschleuse. Kaum öffnet sich die zweite Schiebetür, da nimmt er dezente Musik und das Geräusch zwitschernder Vögel war, deren Heimat nicht Europa zu sein scheint.

    Vor ihm befindet sich ein funktionaler Tresen, hinter welchem freundlich lächelnde Angestellte in hellgrünen T-Shirts stehen.

    »Guten Tag! Willkommen im TROPI! Wie lange möchten sie bei uns verbringen?«, spricht ihn eine gut gebräunte junge Frau an. Der Mann mit dem wenig geselligen Gesicht und dem blauen Trainingsanzug antwortet eher leise: »Ich möchte den Rest des Tages in der Sauna verbringen.« Derweil schweifen seine Blicke eher skeptisch umher.

    »Das macht 44 Euro. Waren sie schon einmal hier? Darf ich sie mit den Einrichtungen unseres Hauses vertraut machen? … Den Saunabereich finden sie da vorne hinter dem Drehkreuz.«

    Der Mann hebt die alte Fußballtasche vom Boden und verschwindet in der Herrenumkleide. Nachdem er sich seiner Kleidung entledigt hat, schlurft er mit Bademantel und Handtuch über dem Arm in Richtung Duschen. Die Textilien hängt er dann brav an einen Haken, geht schnurstracks auf die erstbeste Dusche zu, dreht das Wasser auf und stellt die Temperatur ein. Als diese zu stimmen scheint, dreht er sich um, damit das Nass seinen Rücken reinigt.

    Doch plötzlich erblickt er auf der anderen Seite des Duschraums eine kräftige Dame, die gerade ihren heftigen Oberbau einseift. Verunsichert, mit leicht errötetem Gesicht, schaut er sich um, ob er eventuell in den falschen Duschraum gegangen ist. Aber da duschen noch zwei andere Männer und eine Frau. Die kräftige Dame grüßt freundlich.

    »Sind sie zum ersten Mal hier? Ich genieße diese Zeit jeden Monat einmal.«

    Mit leicht gequältem Gesicht lächelt er zurück. Er fühlt sich dabei von seiner Gegenüber etwas taxiert. Als er den Eindruck hat, dass ihre Blicke etwa die Meterhöhe erreicht haben, dreht er sich schnell wieder zur Dusche und seift sich ab. Das Gefühl, dass eine, sich ihre Brüste reibende, kräftige Dame in aller Gemütsruhe seinen Hintern begafft, löst bei ihm irritierende Gefühle aus. Nach einer Weile dreht er sich wieder um. Die Dame ist glücklicherweise fort. Hastig zieht er sich seinen Bademantel über, schnürt ihn fest zu und legt das Badetuch über seinen Hals. Dann durchschreitet er die Tür mit der Beschriftung SAUNABEREICH. Vor ihm liegt eine künstliche Landschaft mit Springbrunnen und einem blau glitzernden Schwimmbecken, in welches ein kleiner Wasserfall stürzt. Die dezente Musik mit den Urwaldgeräuschen komplettiert den von Palmen und Kakteen durchzogenen riesigen Raum, welcher von einer Glaskuppel bedeckt ist. Es ist tropisch warm. Zwischen den Palmen flanieren nackte oder mit Bademänteln bekleidete Menschen. Am Rand des Schwimmbeckens sind unter der Wasseroberfläche Liegen eingearbeitet. In diesen liegen meist Pärchen, aber auch Singles und lassen sich den Rücken von kräftigen aufsteigenden Luftblasen massieren.

    Immer noch verunsichert versucht der kleine korpulente Mann,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1