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Im Auge des Milans
Im Auge des Milans
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eBook277 Seiten3 Stunden

Im Auge des Milans

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Über dieses E-Book

Der eher gemütliche Hauptkommissar Horst Feld und seine kesse Kollegin Astrid Stein ermitteln in ihrem zweiten gemeinsamen Fall.
Es ist Hochsommer. Am Kölner Rheinufer wird ein Staatssekretär erschossen aufgefunden. Er hatte ein spezielles Sexualleben. Lief eine Erpressung aus dem Ruder oder geht es um einen riesigen internationalen Betrug?
Hauptverdächtige ist Uschi, welche beruflich im Milieu aktiv ist. Niemand kennt ihre Identität. Arbeitet Uschi mit einer mächtigen chinesischen Verbrecherorganisation zusammen?
Die ernsthaften Bedrohungen der wenigen Zeugen erfordern einen besonderen Polizeischutz, der in einem dramatischen Show Down endet.

IM AUGE DES MILANS ist nach dem SAUNAMÖRDER der zweite Kölner Krimi mit den beiden Hauptkommissaren sowie dem Assistenten Will Smith (Willi Schmitz) und der Leiterin der Spurensicherung, Claudia Benz. Auch in diesem Roman kommen Spannung und humorvolle Dialoge nicht zu kurz.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Mai 2021
ISBN9783754115152
Im Auge des Milans
Autor

Bernward Salomon

Ich wurde im Bergischen Land geboren. Nach dem abgeschlossenen Studium der Nachrichtentechnik arbeitete ich viele Jahre als Ingenieur und Manager. Schreiben war mein Hobby. Freunde und Familie legten mir 2016 nahe, Bücher zu veröffentlichen. So erschienen spannende, aber dennoch humorvolle Krimis (DER SAUNAMÖRDER, IM AUGE DES MILANS, Tot! Tot? Mausetot) sowie der Action-Thriller BUGSTOP-WÄCHTER DER WELT für Erwachsene. Mir liegt viel daran, Kinder an das Mitmachen und Vorlesen heranzuführen. PETER UND WIND entstand gemeinsam mit meinen Söhnen. MURMELIS ADVENTSKALENDER schrieb ich für meine Enkel.

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    Buchvorschau

    Im Auge des Milans - Bernward Salomon

    Zum Autor und seinen Büchern

    Bernward Salomon wurde 1956 im Bergischen Land geboren. Nach dem abgeschlossenen Studium der Nachrichtentechnik arbeitete er viele Jahre in der Industrie und der Versicherungswirtschaft. »Schreiben ohne Veröffentlichung« war während dieser Zeit ein Hobby zur Entspannung. Freunde und Familie regten an, das Geschriebene zu veröffentlichen. Schwerpunkte sind Krimis/Thriller sowie Kinderliteratur.

    Die Krimis »DER SAUNAMÖRDER« und nun »IM AUGE DES MILANS« verbinden Spannung und mit der Freude an humorvollen Situationen und Dialogen.

    »BUGSTOP - Wächter der Welt« ist ein rasanter und spannender Thriller, dessen Grenzen zwischen Fiktion und Realität bewusst fließend sind.

    Dem Autor ist es wichtig, dass Kinder durch Mitmachen und Vorlesen an Literatur herangeführt werden.

    So entstand sein erstes Buch, »PETER UND WIND«, gemeinsam mit seinen Söhnen. Während die Kinder in den Dünen Dänemarks spielten, schrieb er auf der Terrasse. Am Abend wurde das Verfasste vorgelesen. Der Nachwuchs wollte mehr Action und so wurde Tag für Tag aus einem Märchen- ein Abenteuerbuch.

    »MURMELIS ADVENTSKALENDER« beinhaltet vierundzwanzig Vorlesegeschichten zur Weihnachtszeit, die Kindern Vorfreude auf das Fest schenken sollen.

    Merci

    Ich möchte mich bei meiner Ehefrau für ihre vielfältigen Korrekturen und Anregungen bedanken. Das kritische Feedback war mir stets Ansporn und Motivation. Durch dieses familiäre Lektorat wurde das Buch ein unterhaltsamer Teil unseres gemeinsamen Lebens.

    Pudong

    Schanghai, keine Stadt der Welt hat sich in den letzten 50 Jahren so massiv zu einem führenden Wirtschaftszentrum entwickelt. Pudong, der hochmoderne Stadtteil am rechten Ufer des Huangpu prägt mit seinen gewaltigen Hochhäusern das äußere Erscheinungsbild. Viele Hundert große Schiffe befahren täglich den 400 Meter breiten Fluss, obwohl außerhalb der Stadt zusätzlich der größte Tiefwasserhafen der Welt, Yangshan, die mächtigsten Containerschiffe abfertigt.

    Es ist ein nebliger Tag. An einer Kaimauer liegt ein Stückgutfrachter in Richtung flussabwärts tief im Wasser. Offensichtlich ist die Fracht bereits an Bord. In fetten Lettern ziert der Schriftzug SIMBA FOR EVER den Bug des Frachters. Vor wenigen Minuten ging der Lotse an Bord, was darauf hindeutet, dass das Schiff in nicht allzu ferner Zeit ablegen wird. Unmittelbar neben der Lotsentreppe mit ihren 21 Stufen stehen zwei dunkle Limousinen mit offenen Türen. Die korrekt gekleideten Fahrer unterhalten sich entspannt, während eine kleine Gruppe von Anzugträgern auf ein Dokument schaut, welches auf einer Motorhaube abgelegt ist.

    »Herr Beyer, ich hoffe sie sind mit dem Gesehenen zufrieden. Ich bin mir sicher, dass ihr Land mit dieser Lieferung die Modernisierung ihrer Straßen in erheblichem Umfang beschleunigen kann. Ihre Idee mit dem Baukastensystem und unsere kostengünstigen Produktionskapazitäten werden ein leuchtendes Beispiel deutsch-chinesischer Zusammenarbeit sein«, bietet ein Grauhaariger in einem maßgeschneiderten Anzug seinem Gegenüber ein edles Schreibutensil zur Unterschrift an.

    »Da bin ich sehr zuversichtlich, Herr Qian. Mit ihren Bauelementen werden wir in der Lage sein, den Investitionsstau unserer Verkehrsinfrastruktur erheblich abzubauen«, nimmt Herr Beyer den Stift und beugt sich über das aufgeschlagene Dokument. Bevor er jedoch die Unterschrift leistet, dreht er seinen Kopf zu seinem Begleiter: »Herr Bogener, gehe ich richtig in der Annahme, dass ich auch aus Sicht des Versicherers unseres Lieferanten das Übergabedokument unterschreiben kann?«

    Der angesprochene Mittvierziger im hellgrauen Straßenanzug nickt mit einem leichten Lächeln. »Sie können, Herr Beyer. Ich habe mich vergewissert, dass alles an Bord ist und die Qualität hat der beauftragte TÜV-Sachverständige bereits bestätigt. Ich muss gestehen, dass ich nicht jeden Tag ein Versicherungsvolumen von 200 Millionen Euro überprüfe«, ergänzt der Versicherungsbeauftragte.

    »Prima! Nachdem der Tallymann die Fracht bestätigt hat, kann nunmehr unterschrieben werden. Übrigens muss ich gestehen, dass diese Summe auch für mich ein Novum ist«, unterzeichnet Herr Beyer das Dokument und zwei Kopien. Danach reicht er den Stift an Herrn Qian zurück, der ebenfalls seine Unterschrift leistet.

    Dieser gibt seinem Fahrer ein Zeichen. Wenig später haben die Geschäftspartner ein Glas Champagner in der Hand und prosten sich mitten im Lärm des pulsierenden Industriehafens zu.

    »Auf den Erfolg ihres Projektes und hoffentlich eine weitere gute Zusammenarbeit. Möge ihr Tallymann noch viele künftige Waren zählen!«, prostet Herr Qian den beiden Deutschen zu.

    Der Mann im grauen Straßenanzug schaut fragend in die Runde: »Entschuldigung, aber was ist ein Tallymann?«

    »Das ist ein Ladungskontrolleur in einem Seehafen. Vielleicht kennen sie den Banana-Boat-Song von Harry Belafonte. Aber das war lange vor ihrer Zeit«, erläutert Herr Beyer süffisant.

    Auch Herr Qian kann sich ein dezentes Schmunzeln nicht verkneifen.

    Nach einigem Small Talk verabschieden sich die Geschäftspartner. Der Versicherungsangestellte fährt mit Herrn Beyer zum Flughafen.

    »Ich habe die ordnungsgemäße Frachtaufgabe bereits unserer Zentrale übermittelt. Ich habe ihnen eine Kopie als PDF an ihre Mailadresse gesendet. Sie bekommen selbstverständlich auch ein Papierdokument. Damit ist die Ladung ab sofort versichert.«

    »Ich bin sehr zuversichtlich, dass Herr Qian die Versicherungsleistung nicht in Anspruch nehmen muss. Das Schiff und die Crew haben bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Dennoch ist es beruhigend, einen Versicherungsschutz unseres Auftragnehmers zu haben, Herr Bogener. Wann geht denn ihr Flieger?«

    »Ich habe noch einen Kurzurlaub in Peking angehängt. Mein Inlandsflug geht in drei Stunden. Wann fliegen sie zurück?«, fragt Herr Bogener.

    »Ich habe übermorgen einen wichtigen Termin in Düsseldorf. Daher habe ich leider nicht die Möglichkeit für etwas Sightseeing«, antwortet Herr Beyer in einem bedauernden Tonfall.

    Nach einiger Zeit erreichen sie den Schanghai Pudong International Airport. Nachdem das Gepäck aus dem Wagen geladen ist, geht Herr Beyer auf Herrn Bogener zu und reicht ihm zum Abschied die Hand: »Wir sehen uns dann in drei Wochen in Rotterdam. Machen sie es gut und genießen sie den Trip nach Peking.«

    »Danke, Herr Beyer! Bis Rotterdam!«, entgegnet Herr Bogener. Er hat sich gerade fünf Schritte entfernt, da haut er sich mit der flachen Hand auf die Stirn und dreht um: »Herr Beyer!«

    »Ja, bitte?«

    »Es ist mir sehr peinlich, aber ich habe etwas vergessen und sie könnten mir aus der Patsche helfen.«

    »Wenn es keine Umstände macht, gerne«, antwortet Herr Beyer.

    »Unsere Schadenssachbearbeiterin benötigt schnellstmöglich die Originalunterlagen, damit unser Vorstand die Leistungsübernahme gegenzeichnen kann. Das habe ich bei meiner Planung des Kurzurlaubs vollkommen vergessen. Dürfte ich so unverschämt sein, sie zu bitten, diesen Botendienst für mich zu erbringen?«, schaut Herr Bogener fast flehend.

    »Kein Problem. Geben sie her. So einen Trip nach Peking muss man gemacht haben. An wen muss ich mich wenden?«, entgegnet Herr Beyer freundlich.

    »Oh, das ist supernett von ihnen. Ansprechpartner ist Frau Sabine Ott«, kramt Herr Bogener die Unterlagen aus seinem Koffer. »Das werde ich ihnen nie vergessen.«

    »Nicht der Rede wert. Das hätten sie auch gemacht. Genießen sie Peking. Sie können mir ja ein paar Fotos zukommen lassen«, entgegnet Herr Beyer freundlich.

    »Ein ganz dickes Danke und selbstverständlich bekommen sie einige Fotos«, zeigt sich der Versicherungsangestellte sehr erleichtert. Dann trennen sich beide und gehen zu ihren jeweiligen Abflugschaltern.

    Zwei Tage später

    Es ist früh am Morgen. Claudia reibt sich die Augen und öffnet die Terrassentür. Die Sonne hat es noch nicht über den etwa zwei Meter hohen Sichtzaun geschafft. Lautes Vogelgezwitscher ist aus dem angrenzenden Wald zu hören. Vorbei an der Gartensauna geht sie über die vom Tau bedeckte große Rasenfläche zu dem gemauerten Torbogen mit dem schweren Eichentor, das ihren Garten vom Rheinufer trennt. Nachdem sie den Riegel zur Seite geschoben und den Ausgang geöffnet hat, schlägt ihr die grelle Morgensonne ins Gesicht. Schützend hält Claudia die Hand vor die Augen.

    »Guten Morgen Chefin, das nenne ich mal einen kurzen Weg zur Arbeitsstelle«, begrüßt sie einer ihre Mitarbeiter in einem weißen Schutzanzug.

    Unterhalb der das Gesicht schützenden Hand erkennt die Leiterin der Spurensicherung eine schwarze Limousine mit geöffneten Türen. Das Fenster der Fahrertür ist zerborsten. Auf dem Boden darunter liegen rot gefärbte Glassplitter.

    »Ich hoffe, du hast gut gefrühstückt. Sieht nicht sehr appetitlich aus. War ein glatter Durchschuss«, warnt sie von der Seite eine ihr vertraute Stimme vorsorglich beim Annähern an den Wagen.

    »Guten Morgen Astrid, ich habe nach all den Jahren damit kein Problem mehr. Du bist aber auch schon früh auf den Beinen«, antwortet die gewohnt bequem gekleidete Leiterin der SPUSI.

    »Das sieht auf den ersten Blick nach einem Selbstmord aus. Im Wagen lag dieser Abschiedsbrief. Ob die Einschätzung stimmt, können wir erst später sagen. Der Mann hieß übrigens Beyer, Jens Beyer«, überreicht der Mitarbeiter im Schutzanzug Astrid das Dokument in einer transparenten Kunststoffhülle.

    »Ist schon klar«, nimmt die, wie immer schick gekleidete, Hauptkommissarin den Brief entgegen und geht zur Beifahrerseite der Limousine. Auf dem Lenkrad liegt der Kopf des Toten. Die Innenverkleidung der Fahrertür sowie das Hosenbein sind blutüberströmt. Beide Hände baumeln leblos herunter. Nur wenige Blutspritzer liegen auf dem Mitteltunnel.

    »War wohl ein aufgesetzter Schuss«, erläutert Claudia, die hinter ihr in den Wagen schaut.

    Astrid hebt den Kopf über das Wagendach: »Wo habt ihr den Abschiedsbrief gefunden?«

    »Der lag auf der Mittelkonsole, Frau Stein«, kommt die prompte Antwort.

    »Lass meine Jungs in Ruhe ihre Arbeit machen. Das sieht nach Routine aus. Komm rein zu mir und dann frühstücken wir auf der Terrasse. Ist das ein Wort?«, schlägt Claudia vor.

    »Das hört sich hervorragend an. Ich muss mir nur gerade die hochhackigen Schuhe ausziehen. Die versinken sonst in deinem Rasen«, greift sich Astrid nach wenigen Schritten an die Ferse. Barfuß folgt sie Claudia in ihren Garten und schließt hinter sich das schwere Eichentor.

    »Setz dich auf die Terrasse und genieße trotz des Mists da draußen den schönen Sommermorgen. Ich mache uns schnell das Frühstück.«

    »OK!«, nimmt Astrid zwei Sitzkissen aus der Gartenbox, legt diese auf zwei Stühle und setzt sich.

    Nach einer Weile kommt Claudia mit einem gefüllten Tablett zurück. Gemeinsam verteilen sie Tassen und Teller auf dem Gartentisch.

    »Ich freue mich schon auf den kommenden Freitag, wenn wir unser monatliches Teamschwitzen haben«, schmunzelt die Leiterin der SPUSI mit Blick auf die Gartensauna. »Horst und Will Smith haben schon zugesagt. Horst hat mir unseren Rosé und sein Kölsch schon mitgegeben.«

    »Ich hätte nie gedacht, dass wir vier Singles so lange regelmäßig gemeinsam in die Sauna gehen. Schon gar nicht mit unserem muffigen Oberknubbel«, lächelt Astrid. Nachdem sie den ersten Schluck Kaffee getrunken hat, wirft sie ihren Blick auf den Abschiedsbrief des Herrn Beyer. Mehrmals dreht sie ihn schräg gegen das aufziehende Licht.

    »Ist etwas damit, Astrid?«

    »Ich sehe nur auf der Unterseite Blutspritzer. Entweder ist das Blatt auf die beschriftete Seite gefallen oder …«, zögert Astrid.

    »… oder er wurde nachträglich deponiert«, setzt Claudia den Satz fort. »Wir sollten uns nachher mal die Tatortfotos genauer ansehen. Was schreibt er denn?«

    »USCHI, ICH WILL DAMIT NICHT LEBEN. Mehr steht da nicht. Die Schrift sieht ziemlich unruhig aus. Offensichtlich stand er unter Druck«, betrachtet Astrid das Stück Papier.

    »Wenn ich mich umbringen würde, stände ich auch ganz schön unter Strom«, antwortet Claudia und beißt genüsslich in ihr Brot.

    »Du hast sicher recht«, legt die Kriminalistin das Dokument zur Seite, umgreift mit beiden Händen ihre Kaffeetasse und blinzelt beim Trinken in den herrlichen Sonnenaufgang. »Dein Grundstück ist echt ein Traum, Claudia. Wenn ich da so an meine Stadtwohnung in Mülheim denke.«

    »Ist zwar etwas groß, aber super«, stimmt Claudia mit halb vollem Mund zu.

    In diesem Moment klingelt Astrids Smartphone. »Kann man nicht mal in Ruhe frühstücken«, brummelt die Polizistin vor sich hin und nimmt das Gespräch an. »Stein. … Hallo, was gibt es denn Wichtiges?«

    Danach hört sie dem Anrufer etwa eine halbe Minute interessiert zu. »Danke für die schnelle Information. Seid ihr denn sicher, dass es ein Selbstmord war?«, hakt Astrid nach.

    Wieder vergeht eine Weile des Zuhörens.

    »Ich bin mir auch nicht sicher. Bitte informiert mich, sobald ihr Genaueres wisst. Schönen Tag noch«, beendet Astrid das Gespräch und schaut zu Claudia. »Das war dein Mitarbeiter. Die haben mittlerweile herausbekommen, dass dieser Herr Beyer ein höheres Tier im Landesverkehrsministerium war. Er ist ledig und war gerade dienstlich in China. Man hat seinen Dienstausweis und eine Bordkarte in seiner Brieftasche gefunden. Nach seinem Personalausweis wohnte er in Rath/Heumar. Die Todesursache ist immer noch nicht zweifelsfrei. Wer mag denn diese Uschi sein, wenn er ledig ist?«

    »Die Frage musst du nachher schon selber beantworten. Aber jetzt frühstücken wir und genießen noch ein paar Minuten diesen Sonnenaufgang«, antwortet Claudia.

    *

    Etwa eine Stunde später hält Astrid in einer ruhigen Siedlung in Rath/Heumar vor einem gut gepflegten Einfamilienhaus mit einem freundlich angelegten Vorgarten. »Hier würde ich auch gerne wohnen«, denkt sie sich, steigt aus dem Dienstwagen und schaut sich um. Dann geht sie zur Hauseingangstür. Diese ist einen Spalt weit geöffnet. Vorsichtig drückt Astrid die Tür weiter auf. »Hallo! Ist jemand zu Hause?«

    Das Geräusch eines Staubsaugers verstummt.

    »Wer ist denn da?«, ist eine Frauenstimme zu hören. Einen Augenblick später steht eine junge Frau im Flur.

    »Mein Name ist Stein, Astrid Stein. Ich bin von der Kriminalpolizei«, zeigt Astrid zeitgleich ihren Dienstausweis.

    Die junge Frau schaut sich den Ausweis genauer an: »Was kann ich für sie tun, Frau Stein?«

    »Darf ich sie zunächst fragen, mit wem ich es zu tun habe?«, entgegnet Astrid.

    »Ich bin Petra Heidenreich, die Reinigungsfrau von Herrn Beyer. Was ist geschehen? Kommen sie doch herein, noch ist der Flur nicht geputzt. Sie müssen wissen, dass Herr Beyer sehr viel Wert auf Sauberkeit legt.«

    »Danke, Frau Heidenreich«, betritt Astrid das Haus, während Frau Heidenreich hinter ihr die Tür schließt. »Ich muss ihnen leider mitteilen, dass wir Herrn Beyer vor einigen Stunden tot in seinem Fahrzeug aufgefunden haben.«

    »Nein!«, hält sich die junge Reinigungskraft erschrocken die Hände auf ihre Wangen, die schlagartig kreidebleich werden. Hatte er wieder einen Schwächeanfall. Vor zwei Jahren hatte er nämlich einen, nachdem er eine Erkältung verschleppt hatte?«

    »Können sie sich vorstellen, dass sich Herr Beyer etwas angetan hat?«, fragt Astrid weiter, ohne die gestellte Frage zu beantworten.

    »Der Herr Beyer? … Nie und nimmer. Der ist so lebensfroh und in diversen Vereinen. Nur mit der Liebe hatte es wohl nicht so richtig geklappt. Hat er sich denn etwas angetan?«, möchte Frau Heidenreich wissen.

    »Was meinen sie damit?«, fragt Astrid interessiert nach.

    »Na ja, ich möchte nicht indiskret sein, aber beim Aufräumen findet man schon mal dies und das. Außerdem verabschieden sich manchmal solche Frauen, wenn ich morgens zum Putzen komme. Sie wissen schon … so Frauen mit hochhackigen Schuhen und tiefem Ausschnitt«, beginnt Frau Heidenreich aus dem Nähkästchen zu plaudern.

    »Sie meinen es sind Prostituierte?«, hakt die Polizisten direkt nach und überspielt den Umstand, dass sie selber gerade hochhackige Schuhe anhat und ihre Sommerbluse auch nicht zu keusch geschnitten ist.

    Die Reinigungsfrau bemerkt das auch und relativiert sofort ihre Aussage: »Das waren natürlich keine so feinen Sachen, wie sie tragen.«

    »Erlauben sie mir die etwas indiskrete Frage, ob Herr Beyer sich auch an sie rangemacht hat?«, möchte Astrid wissen.

    »Hat er, Frau Hauptkommissarin. … Aber ich kann mit Männern nicht wirklich etwas anfangen, wenn sie wissen, was ich meine. Das hat er auch problemlos akzeptiert.«

    Astrid muss ein wenig über die direkte Art schmunzeln, welche sie selber so gerne pflegt.

    »Wann haben sie Herrn Beyer das letzte Mal gesehen?«

    »Vor seiner Reise nach China. Er hatte mir gesagt, dass er heute Nachmittag zurückkommt. Deshalb bin ich jetzt auch hier«, kommt prompt die Antwort von Frau Heidenreich.

    »Wissen sie, ob er privat oder beruflich etwas im Kölner Süden zu tun hatte?«

    »Nicht, dass ich wüsste. Er hat aber ein Fahrrad, mit dem er oft durch Köln fährt. Der ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schon durch alle 86 Veedel gefahren. Was ist denn jetzt genau passiert?«

    Astrid geht wieder nicht auf die Frage ein und setzt die Befragung fort: »Hatte Herr Beyer Angehörige oder Freunde?«

    »Nicht, dass ich wüsste. Seine Eltern sind schon lange gestorben und er war ein Einzelkind. … Aber warten sie … Eine Uschi habe ich in der letzten Zeit zwei, drei Mal morgens hier gesehen, wenn sie wissen, was ich meine«, erklärt Frau Heidenreich süffisant.

    »Wie sah diese Uschi denn aus?«

    »Die war etwas besser gekleidet als die anderen Damen. Etwas aus der Art gefallen waren die Handschuhe, die sie auch im Sommer trug. Wenn sie mich fragen, dann war das so eine etwas teurere, die man zur Not auch mal zu einem Anlass mitnehmen konnte. Die ist die Art Frau, die genau weiß, wie man mit Männern umgehen muss. Sie ist groß, gut gebaut und hatte blonde lange Haare. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die echt sind. Sonst kann ich

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