Die falsche Entscheidung: Chefarzt Dr. Norden 1214 – Arztroman
Von Helen Perkins
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So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
»Aua!« Dr. Erik Berger, der Leiter der Notfallambulanz in der Münchner Behnisch-Klinik, musterte seinen Patienten streng. »Das hat aber verdammt wehgetan, Herr Doktor!« »So, so. Na, kann ich mir denken. Aber eines steht ja wohl fest, mein lieber Freund und Wermutbruder: Wenn die Schotten dicht sind, sollte man sich nicht auf den leeren Flaschen ausruhen. Tiefe Schnitte müssen nun mal genäht werden.« Er nickte. »Alte Chirurgenweisheit.« »Sie sind ein kluger Mann, Herr Doktor, sehr klug.« Der schmächtige Alte im zerschlissenen Mantel blickte aus rotgeäderten Augen zu dem hoch gewachsenen Mediziner auf. »Sehr klug.« Er grinste und präsentierte die Reste seines Gebisses. »Das werde ich mir merken!« »Schön, dann können wir wohl weitermachen. Schwester Inga, die nächste Naht steht an.« Die Schwester lächelte nachsichtig. Der Chef war sonst eher von ruppiger Natur, Feinfühligkeit hatte man ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Doch seit er mit der schönen Chirurgin Christina Rohde liiert war, hatte er sich durchaus zum Positiven gewandelt.
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Buchvorschau
Die falsche Entscheidung - Helen Perkins
Chefarzt Dr. Norden
– 1214 –
Die falsche Entscheidung
Doreens langer Weg zum wahren Glück
Helen Perkins
»Aua!«
Dr. Erik Berger, der Leiter der Notfallambulanz in der Münchner Behnisch-Klinik, musterte seinen Patienten streng.
»Das hat aber verdammt wehgetan, Herr Doktor!«
»So, so. Na, kann ich mir denken. Aber eines steht ja wohl fest, mein lieber Freund und Wermutbruder: Wenn die Schotten dicht sind, sollte man sich nicht auf den leeren Flaschen ausruhen. Tiefe Schnitte müssen nun mal genäht werden.« Er nickte. »Alte Chirurgenweisheit.«
»Sie sind ein kluger Mann, Herr Doktor, sehr klug.« Der schmächtige Alte im zerschlissenen Mantel blickte aus rotgeäderten Augen zu dem hoch gewachsenen Mediziner auf. »Sehr klug.« Er grinste und präsentierte die Reste seines Gebisses. »Das werde ich mir merken!«
»Schön, dann können wir wohl weitermachen. Schwester Inga, die nächste Naht steht an.«
Die Schwester lächelte nachsichtig. Der Chef war sonst eher von ruppiger Natur, Feinfühligkeit hatte man ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Doch seit er mit der schönen Chirurgin Christina Rohde liiert war, hatte er sich durchaus zum Positiven gewandelt. Der alte Bärbeiß war in den Hintergrund getreten und manchmal, so wie in dieser windigen Aprilnacht, blitzte sogar ein wenig seines trockenen Humors im Umgang mit Patienten und Personal auf.
Erik Berger hatte gerade den letzten Schnitt versorgt, als Schwester Anna in den Behandlungsraum trat und ihn wissen ließ: »Notfall! Dr. Steinbach bringt ein Verbrechensopfer, weiblich, übel zugerichtet. Hoher Blutverlust, instabiler Kreislauf.«
»Legen Sie sie in den Raum nebenan, ich komme«, wies er die Pflegerin an, wusch sich die Hände und eilte davon.
»Weg ist er«, brummelte der Patient. »Hier bei euch gehts wohl ständig um Leben und Tod, was? Da lob ich mir mein ruhiges Eckchen hinter den Schließfächern am Hauptbahnhof.«
Schwester Inga half ihm beim Aufstehen und mahnte: »Lassen Sie es langsam angehen, die lokale Betäubung verträgt sich nicht besonders mit Alkohol.«
Der Alte lachte glucksend. »Bei mir muss sich alles mit Alkohol vertragen, liebe Schwester, denn ohne geht gar nix.«
»Und nicht wieder auf die Flaschen legen …«
»Versprochen.« Auf krummen O-Beinen wankte er Richtung Ausgang, während Schwester Inga den Behandlungsraum aufräumte und desinfizierte und dann nach nebenan ging, um zu sehen, ob Dr. Berger sie brauchte.
In der Zwischenzeit war der Krankenwagen angekommen, der Rettungsarzt hatte sich kurz mit Erik Berger unterhalten und ihn auf den neuesten Stand gebracht. Als Schwester Inga den Behandlungsraum betrat, sagte der Mediziner zu ihr: »Sie ist übel zugerichtet worden. Der Kollege Steinbach hat ihr bereits eine Infusion gelegt, ihr Kreislauf stabilisiert sich langsam. Wir müssen uns um die Stichwunden kümmern, die machen mir Sorgen.«
Schwester Inga trat neben Dr. Berger und sah, dass die junge Frau viele kleine Schnittwunden an Händen und Armen hatte, von denen einige auch tiefer waren.
»Hat jemand versucht, sie umzubringen?«
»Sieht so aus. Der Vergewaltiger wollte wohl seine Spuren verwischen.« Er versorgte zunächst zwei Stichwunden an der rechten Schulter und widmete sich dann den restlichen Verletzungen. »Der Kerl hat ihr übel mitgespielt. Ich muss hier einiges nähen. Schließen Sie sie mal an den Geräteturm an, ich brauche Vitalwerte, während ich weitermache.« Dr. Berger arbeitete präzise und ohne erkennbare Emotionen. Doch der Zustand, in dem die junge Frau sich befand, machte ihn trotzdem betroffen. Es kam nicht selten vor, dass Verbrechensopfer auf seiner Station landeten. Die Behnisch-Klinik lag zentral, vor allem in den Nachtstunden gab es immer wieder solche Fälle.
Die Brutalität, mit der dieses Verbrechen begangen worden war, ließ auf einen zutiefst gestörten Täter schließen. Und die mentalen Folgen für das Opfer waren noch längst nicht absehbar.
Es dauerte gut eine Stunde, bis die Verletzte stabilisiert war. Erik Berger wies Schwester Inga an, sie auf die Innere zu verlegen. Während er sich die Hände wusch, fragte sie: »Wollen Sie den Chef gleich anrufen oder erst morgen?«
Er warf ihr einen verständnislosen Blick zu. »Den Chef? Wozu?«
»Haben Sie sie denn nicht erkannt? Das ist doch Doreen Schultheiß, die reiche Erbin.«
Dr. Berger stutzte. »Sagt mir nichts.«
»Sie ist ständig in der Lokalpresse präsent, ein echtes Partygirl, Schickimicki, wie man so schön sagt. Ihr Vater ist Manfred Schultheiß, der Fabrikant, ein persönlicher Freund von Dr. Norden.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil der Chef erst kürzlich mit ihm in der Zeitung war. Es ging um irgendeine Wohltätigkeitsveranstaltung. Und da stand, dass Manfred Schultheiß und Dr. Daniel Norden alter Freunde seien. Ich glaube, ich habe den Artikel ausgeschnitten, Moment.« Sie eilte zur Anmeldung, wo Schwester Anna Dienst hatte, und wühlte in einem Fach herum.
»Suchst du was Bestimmtes?«, wollte Anna wissen.
»Meine gesammelten Zeitungsausschnitte vom Chef.«
Die Kollegin griff in eine Schublade, reichte ihr die Mappe und stellte fest: »Ordnung ist das halbe Leben.«
»Danke dir.« Inga eilte zurück ins Behandlungszimmer und hielt Dr. Berger den entsprechenden Artikel unter die Nase.
Der überflog die Zeilen und betrachtete das Foto. Neben Dr. Daniel Norden, dem Chefarzt und Klinikchef, stand ein ebenso großer und schlanker Mann mit grauen Schläfen, einem schmalen Gesicht und sehr distinguiertem Auftreten.
»Hier steht nur, dass die beiden alte Freunde sind. Ich weiß nicht, ob ich den Chef deshalb um diese Zeit aus dem Bett holen soll«, sinnierte er. »Bringen Sie die Patientin erst mal auf seine Station. Ich rufe ihn später an.« Er warf einen Blick auf die runde Uhr über der Tür, die halb fünf zeigte. »Zu einer weniger unchristlichen Zeit.«
*
Wenige Stunden später saßen Fee und Daniel Norden zusammen beim Frühstück. Der attraktive, dunkelblonde Mediziner ließ nach einer Weile die Zeitung sinken und lauschte. Fee musterte ihren Mann mit einem Blick ihrer ungewöhnlich blauen Augen und wollte wissen: »Stimmt was nicht? Haben wir irgendwo ein Gasleck? Oder tropft ein Wasserhahn?«
Daniel lachte. »Das nicht. Ich wundere mich nur über die Stille im Haus. Wenn ich mich recht entsinne, sind wir doch nicht die einzigen Bewohner hier, oder?«
Fee musste schmunzeln. »Dési übernachtet bei einer Kommilitonin. Und Janni schläft vermutlich noch. Er hat gestern sehr lange an seinem Computer gesessen.«
»Die Kinder gehen ganz auf in ihren Studien. Das gefällt mir. Und es beschert uns ab und an mal ein ruhiges Frühstück zu zweit. Das gefällt mir besonders.« Er schenkte seiner Frau einen zärtlichen Kuss, den diese mit einem Lächeln kommentierte.
Trotz vieler gemeinsamer Ehejahre und fünf erwachsener Kinder waren die Nordens nicht nur ein Ehepaar, sondern noch immer auch ein Liebespaar.
»Du hast Recht«, stellte Fee fest. »Diese Zweisamkeit hat wirklich was für sich …«
In diesem Moment meldete sich allerdings das Telefon. Ihr Mann seufzte: »Das nennt man wohl beschreien …«
Dr. Erik Berger berichtete seinem Chef gleich darauf von der jungen Patientin, die in der vergangenen Nacht in die Behnisch-Klinik gebracht worden war. »Ich dachte mir, Sie wollen sich vielleicht selbst um sie kümmern, deshalb habe ich sie auf die Innere legen lassen.«
»Wie ist ihr Zustand?«, fragte Daniel Norden knapp.
»Stabil. Ich habe mich eben noch mal beim Kollegen Schön erkundigt. Die Polizei war auch hier,